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Das Adult Attachment Interview und psychoanalytisches Verstehen

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Fonagy (2002) stellte sich der verdienstvollen Aufgabe, den „commongro<strong>und</strong>„ zwischen Bindungstheorie <strong>und</strong> Psychoanalyse zu diskutieren (s. a.Strauß & Buchheim, eingereicht). Dieser „common gro<strong>und</strong>„ bezieht sich zumeinen darauf, dass Bindung als Phänomen <strong>und</strong> Motiv in derpsychoanalytischen Theorie immer schon eine Bedeutung hatte <strong>und</strong> auch vonmehreren Autoren explizit beschrieben wurde (z. B. von Balint, Erikson <strong>und</strong>Sandler), wenn auch unter anderen Bezeichnungen (z. B. „primäre Liebe„ beiBalint, „Wunsch nach Sicherheit„ bei Sandler oder „Urvertrauen„ beiErikson). <strong>Das</strong> gr<strong>und</strong>legende Bedürfnis eines Individuums nach Beziehung istalso in der Psychoanalyse vielfach akzeptiert, wenngleich auch manchmalanders konzeptualisiert, z. B. als ein Bedürfnis, das sek<strong>und</strong>är zum Bedürfnisnach psychischer Organisation entsteht. Auf dem „common gro<strong>und</strong>„ stehenauch die Annahmen über die Determinanten sicherer Bindung. In derPsychoanalyse ist weitgehend akzeptiert, dass die Persönlichkeit des Menschenin Bezug zu seiner sozialen Umwelt untersucht werden kann.Bindungstheoretiker <strong>und</strong> Psychoanalytiker stimmen darin überein, daß dieersten Lebensjahre eine gr<strong>und</strong>legende entwicklungspsychologische Bedeutunghaben, inzwischen – nicht zuletzt auch aufgr<strong>und</strong> überzeugenden Bef<strong>und</strong>e derSäuglingsforschung – auch darin, daß der mütterlichen Sensitivität entwederals Verhalten oder als Gefühl des Kindes eine zentrale Bedeutung zukommt,<strong>und</strong> daß dieses Verhalten bzw. das damit verb<strong>und</strong>ene Gefühl transaktional <strong>und</strong>in der Regel nicht perfekt ist, sondern sich im ständigen Austausch zwischenprimärer Bezusgperson <strong>und</strong> Kind „repariert„. Ähnlich wie dieBindungsforschung nimmt auch die Psychoanalyse an, daß die Folgen einesspezifischen Bindungsstatus weitreichend sind, daß Störungen der frühenInteraktion problematische Folgen haben, die sich auch auf dieInternalisierung psychischer Funktionen beziehen <strong>und</strong> daß es einetransgenerationale Übertragung von Beziehungsmustern gibt. DieErwachsenenbindungsforschung ist im Einklang mit der Psychoanalyse imHinblick auf die Annahme, daß Narrative eine Basis für den Zugang zuRepräsentationen sind, daß Bindungssicherheit das Resultat kohärenterErfahrungen mit Bezugspersonen sein, <strong>und</strong> daß Unsicherheit in der Bindungeine Gr<strong>und</strong>position darstellen kann, die Abwehrprozesse zur Folge hat. Es istbemerkenswert, daß es in vielen psychoanalytischen TeiltheorienKlassifikationen gibt, die der Unterscheidung zwischen sicherer <strong>und</strong>unsicherer bzw. organisierter <strong>und</strong> desorganisierter Bindung ähneln (z. B. dieUnterscheidung zwischen einer oknophilen <strong>und</strong> einer philobatischenEinstellung bei Balint oder zwischen dem dünnhäutigen <strong>und</strong> dem dickhäutigenNarzißmus bei Rosenfeld). Fonagy (1999) verknüpft auch die Kleinianische4

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