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Das Adult Attachment Interview und psychoanalytisches Verstehen

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sie selbst einen angemessenen Ärger über die Mißstände in ihrer Kindheitentwickeln konnte.Die Hypothese des Analytikers „ungelöstes Trauma“ ließ sich mit der AAI-Auswertung bestätigen: Sowohl klinisch als auch im AAI ist die Identifizierungvon ungelösten traumatischen Erfahrungen, die die Patientin in ihrerEntwicklung schwerwiegend einschränkten, bzw. die Entwicklung einerPsychopathologie begünstigten, nachweisbar. Wie eingangs erwähnt, erscheintdie Betrachtung von desorganisierter Bindungstypologie für klinische Gruppenbedeutsam zu sein, während „organisierte“ Bindungsstrategien (sicher,distanziert, verstrickt/verwickelt) sich weniger dazu eignen, umpsychopathologische Krankheitsbilder voneinander zu trennen (s. a. Buchheim,2002).Schlußfolgerungen zur Passung zwischen bindungstheoretischer <strong>und</strong>psychoanalytischer BeurteilungNach Bowlby (1980) lernt das Individuum in Abhängigkeit von der Qualitätder Bindungserfahrung mit seinen Bezugspersonen realistische oder ehereingeschränktere Arten der Situationsbewertung <strong>und</strong> funktionale bzw.dysfunktionale Arten des Ausdrucks <strong>und</strong> der Regulierung von Gefühlen. Einesichere Bindungsrepräsentation zeigt sich auch in einer größeren Ich-Flexibilität, die sich in der situationsangemessenen Regulierung von Gefühlen,Impulsen <strong>und</strong> Verhalten ausdrückt. Personen mit einer unsicherenBindungsrepräsentation haben dagegen eine geringe Ich-Flexibilität, eherüberschießende oder vermeidende Reaktionen, die in ihrer Intensität nicht zurSituation passen, was sich beispielsweise in nicht adäquater Ängstlichkeit <strong>und</strong>Feindseligkeit niederschlägt. Adaptive Emotionsregulation bedeutet also dieFreiheit zu haben, trotz negativer Emotionen mentale Perspektiven zurBewältigung zu finden, die mit geringerer emotionaler Belastung einhergehen.Dies sind Eigenschaften, die man bei Patienten mit psychischen Störungenselten findet, zumindest nicht vor einer Behandlung (Steele <strong>und</strong> Steele, 2000);außerdem wird hierbei der Abwehrcharakter von beispielsweise einerAggressionshemmung wie bei unserer Patientin nicht in Betracht gezogen. Diehier dargestellten abweichenden Perspektiven verdeutlichen, daß der„Anspruch„ der Methodik des AAI bezüglich eines gelungenen, kohärentenDiskurses für klinische Populationen relativiert werden müßte, was wiederumin sich eine anspruchsvolle Aufgabe ist.Zusammenfassend läßt sich festhalten: Im ersten Fall des zwanghaftnarzißtischenPatienten deckt sich der Eindruck des Analytikers mit der AAI-27

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