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Das Adult Attachment Interview und psychoanalytisches Verstehen

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T: <strong>und</strong> wie haben Sie sich so in der Regel verhalten?P: ja meistens hat sie uns dann äh, sie hat uns dann weggeschickt oder ins Zimmer geschickt.das ist ja nie passiert wenn jetzt zum Beispiel mein Großvater da war oder wenn irgendeineandere Person noch, in der Wohnung war ist das ja nicht vorgekommen ja. es ist immer nurdann passiert wenn wir alleine waren, <strong>und</strong> äh, da hat man dann natürlich noch mehr Angstman hat ja niemand wo man jetzt hin kann oder Schutz suchen kann also muß man dasaushalten was, jetzt passiert oder man muß abwarten, denn Ansprechpartner hat man indem Moment ja nicht.T: haben Sie das Gefühl, daß diese Erlebnisse Ihnen später noch zu schaffen gemacht haben?P: ja, kann ich schon sagen das, ist eigentlich erst so, vor vier fünf Jahren so zum Ausbruchgekommen bei mir daß, ja es ist vor fünf Jahren kann ich sagen ist mir das ins Bewußtseingetreten wieder ja, ja als ich selbst, unglücklich war als ich selbst in die schwere Depressiongerutscht bin in einer Stimmung, da in dieser Zeit äh kamen diese Erlebnisse auch wiederraus.Die Beantwortung der letzten Frage seitens der Patientin führt zu derBewertung eines sog. „ungelösten Traumas„. Hier wird deutlich, daß dieBedrohungen in der Kindheit erst in Zusammenhang mit dem späterendepressiven Zusammenbruch (Im AAI-Manual als „strong behavioral reaction„bezeichnet) wieder ins Bewußtsein traten. Es ist anzunehmen, dass diePatientin diese Angstgefühle sehr lange „konserviert„, d. h. verdrängt hatte, dasie offenk<strong>und</strong>ig eine unauffällige seelische Entwicklung als Jugendliche <strong>und</strong>Erwachsene genommen hatte (wie der Analytiker auch bestätigte). Da diePatientin im <strong>Interview</strong> diese traumatischen Erfahrungen mit ihrer jetzigenängstlich-depressiven Reaktion assoziiert, kann dies als eine „verspäteteReaktion„ auf die traumatischen Erfahrungen interpretiert werden.Diskussion der Passung von bindungstheoretischer <strong>und</strong> psychoanalytischerPerspektive<strong>Das</strong> AAI erfasst die gegenwärtige Bewertung ihrer Bindungserfahrungen, diebei dieser Patientin durch ihre vorangehende zweijährige Psychotherapie gewissnicht unbeeinflusst geblieben ist. Der Ausdruck „earned-secure“ spiegelt dieseErrungenschaft wider.Der psychoanalytische Kliniker ist jedoch angesichts der unverändertenklinischen hochgradig pathologischen Lebenssituation der Patientin, mehr alserstaunt über diesen Bef<strong>und</strong>. Er <strong>und</strong> sein Supervisor assoziierten mit derPatientin eine „verwickelte/verstrickte“ Bindungsrepräsentation. DieserEindruck deckt sich mit der bisher raren Empirie zum Zusammenhangzwischen Bindung <strong>und</strong> Angststörung: Fonagy et al. (1996) fanden bei25

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