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Das Adult Attachment Interview und psychoanalytisches Verstehen

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erschließen, daß sie sich von ihrem Vater zurückgewiesen <strong>und</strong> vernachlässigtfühlte, ohne ihm jedoch das heute noch vorzuwerfen. Auf die Frage nachcharakteristischen Adjektiven zur Beziehung zu ihrer Mutter nennt sie nebenden positiven Bewertungen „warmherzig„, „hilfsbereit„ <strong>und</strong> „gastfre<strong>und</strong>lich„auch „depressiv„ <strong>und</strong> „unglücklich„. Die Mischung von positiven <strong>und</strong> negativenAdjektiven weist auf ein ausgewogenes inneres Bild dieser Beziehung hin, diesie weder idealisiert, noch ärgerlich anklagt. Sie kann auf Nachfrage diepositiven Beziehungscharakteristiken mit lebendigen Erinnerungen belegen:„nach der Schule habe ich z. B. Schulkameraden mitbringen können, die sinddann einfach zum Mittagessen erschienen, <strong>und</strong> haben von uns aus angerufen<strong>und</strong> sie hat sich dann auch um die gesorgt <strong>und</strong> das hat sie einfach gernegemacht„. Auf die Frage, welche spezifische Erinnerung ihr einfällt, wenn siedie Mutter als „hilfsbereit„ empf<strong>und</strong>en hat, schildert sie beispielsweisefolgende, bindungsrelevante Szene: „ich war drei, vier Jahre, war imKindergarten <strong>und</strong> wollte schon Fahrrad fahren, sie hat sich dann gesorgt, obich das alleine schaffen könnte, <strong>und</strong> ist mit mir den Weg mehrfach abgelaufen,ich wollte dann selber fahren, da war sie nicht erpicht, aber sie hat es trotzdemakzeptiert, daß ich das gerne möchte, <strong>und</strong> hat geschaut, daß ich das richtigmache, <strong>und</strong> hat mir dann später erzählt, daß sie noch einige Zeit mirhinterhergelaufen ist, um zu sehen, sie war besorgt <strong>und</strong> hilfsbereit, daß ich auchsicher war„.Die Patientin schildert weiterhin, daß sie sich in den depressiven Phasen ihrerMutter für sie verantwortlich fühlte. An der Stelle beschreibt sie Szenen, die„erschreckend offen„ sind, <strong>und</strong> belegen, daß sie um die alkoholabhängigeMutter stets Angst hatte. Ihre Empathiefähigkeit zeigt sich in der Aussage: „siewar völlig abwesend, es hat sehr lange gedauert, bis sie reagiert hat, daß ichschon lange neben ihr sitze, <strong>und</strong> da hatte ich das Gefühl, daß sie mit denGedanken woanders ist <strong>und</strong> daß sie doch eigentlich sehr unglücklich sein muß„.Auch über ihren gewalttätigen Vater kann die Patientin sich einfühlend äußern:„er war äußerst aggressiv gegen meine Mutter, nicht gegen uns, ich habe mirschon eine Zeit gewünscht, er würde nicht mehr kommen ... also ich würdeschon sagen, er war aufgr<strong>und</strong> seiner beruflichen Situation sehr angespannt, weiler sehr viel gearbeitet hat, er ist darin aufgegangen, war dort sehr beliebt, erhatte da ein sehr feinfühliges Verhalten, anders als ich ihn erlebt hatte, dashabe ich erst später kennengelernt <strong>und</strong> schätzen gelernt„.Ein hoher Kohärenzwert (7) wird vergeben, da die Patientin häufig in der Lageist, überzeugende Szenen zu schildern, die bindungsrelevant sind <strong>und</strong> daswertschätzende Gesamtbild, das sie sich „erworben„ hat, unterstreichen (Frage8: Trennung von den Eltern mit 11 Jahren wegen eines Sprachkurses in Irland:23

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