13.07.2015 Aufrufe

Das Adult Attachment Interview und psychoanalytisches Verstehen

Das Adult Attachment Interview und psychoanalytisches Verstehen

Das Adult Attachment Interview und psychoanalytisches Verstehen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

schlechten Objekte bestimmt, über die von beiden Eltern-Familien bestimmtePartnerwahl; dazu kommt die Abwehr der Versuchung des Analytikers ihr zusehr unter die Arme greifen zu wollen, da sie dieses doch nicht, noch nichtumsetzen kann. Bestimmend wird aber, dass er sie „festhält„, ihrer repetetivenTendenz, sich zu früh wieder zu verselbstständigen, entschieden widerspricht.Nach fünfjähriger Arbeit ist die Loslösung von dem traumatisierendengegenwärtigen <strong>und</strong> vergangenen Kontext weit vorangeschritten.Die Einschätzung der Bindungsrepräsentation dieser Patientin durch ihrenAnalytiker wird im Auftakt wörtlich wiedergegeben. Seine Vermutung, daß diePatientin „unsicher-verwickelt„ <strong>und</strong> „traumatisiert„ sei, wird nun im folgendenzu diskutieren sein.Bindungsklassifikation der Patientin mit dem AAIDie Patientin erhält die Klassifikation „sicher-autonom„ (F4) mit verstricktenAnteilen, d. h. sie fällt unter die Kategorie „earned secure„ 5 . Damit ist gemeint,dass sich die Patientin trotz konflikthafter Erfahrungen eine „sichere„Verarbeitung dieser Erfahrungen „selbst verdient„ hat. Insgesamt liefert sie einehrliches, kohärentes Bild ihrer Kindheitsgeschichte <strong>und</strong> den damitzusammenhängenden Gefühlen. Sie ist sich der negativen Einflüsse (Trennungder Eltern, Gewalttätigkeiten des Vater gegenüber der Mutter, Alkoholproblemder Mutter) auf ihre Persönlichkeit bewusst <strong>und</strong> verleugnet heutige Konflikte,die daraus entstanden sind, nicht. Sie ist sich weiterhin ihrer eingeschränktenAutonomieentwicklung bewußt <strong>und</strong> kann dies benennen. Über ihre Mutterspricht sie – trotz vieler vernachlässigender, bedrohender Erfahrungen mit ihr –wertschätzend. Ihre Episoden sind in der Regel nachvollziehbar <strong>und</strong> lebendig,auch wenn einige Erlebnisse manchmal eine grausame Färbung haben.Vorrangig erhält die Patientin die Klassifikation „ungelöstes Trauma„, denn inihrer Entwicklung blieben bestimmte Themen tabuisiert <strong>und</strong> deshalbunverarbeitet. Die Handgreiflichkeiten des Vaters gegenüber der Mutter erlebtesie als Kind vermutlich mit großer Angst um die Mutter; gleichzeitig sprach sievon schwer depressiven Zuständen der Mutter mit Alkoholabusus, die sie hilflosmachten. Im AAI wird deutlich, daß in ihrer Erinnerung diese Erfahrungenjedoch erst viele Jahre später im Kontext eines schwerwiegenden eigenendepressiven Zusammenbruchs wieder ins Bewusstsein traten <strong>und</strong> demnachgravierende Folgen für ihr Leben hatten.Die <strong>Interview</strong>erin fühlte sich von der Patientin im Gegensatz zu der obenbeschriebenen Nicht-Beachtung durch den anderen Patienten als sehrwertgeschätzt <strong>und</strong> wahrgenommen <strong>und</strong> sie selbst um eine vollständige5 Wir benützen hier den englischen Ausdruck, da ein deutscher Terminus sich noch nicht etabliert hat20

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!