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Das Adult Attachment Interview und psychoanalytisches Verstehen

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andererseits sieht er seine ganze bisherige Lebensführung in Frage gestellt. AlsResultat der verschiedenen Sehnsüchte, Ängste <strong>und</strong> Kontrollbedürfnissewünscht er sich nur Ruhe. In der Zuspitzung dieser Konflikte, da inzwischenbeide Frauen ihm heftige Vorwürfe machen, kommen die Impulse sichumzubringen auf. Bislang konnte eine psychiatrisch-stationäre Behandlung nochvermieden werden. Angesichts der zunehmenden Verunsicherung des Patienten<strong>und</strong> seiner erheblichen Suizidgefährdung wurde eine psychoanalytischeTherapie vereinbart, um eine strukturelle Veränderung der basalen narzisstischzwanghaftenPersönlichkeitsstruktur zu erzielen. Die ausgeprägte Motivationdes Patienten zur Veränderung <strong>und</strong> seine frühere gute Erfahrung mit derpsychotherapeutischen Kurzintervention bei dem gleichen Therapeuten sprachenfür eine gute Prognose.Behandlungsverlauf <strong>und</strong> therapeutische BeziehungIm Laufe der analytischen Arbeit orientierte sich die Übertragung zunächst andem bereits bekannten Vater-Schema; im weiteren Verlauf standen jedoch dieAuswirkungen der streng-bigotten Muttererfahrung auf den Patienten imMittelpunkt. Die kindlich wirkenden teils bewussten, teils unbewussten Scham<strong>und</strong>Schuldgefühle seiner Mutter gegenüber zeigten sich ständig in derÜbertragungssituation. Vom Analytiker versuchte er Zustimmung zu seinemneuen Lebenskonzept zu erhalten bzw. löste er in der Gegenübertragung immerwieder bedrängende Gefühle aus, ihm Orientierung (‚wo es lang geht‘) <strong>und</strong>Schritte der Loslösung aufzeigen zu müssen. Haß- <strong>und</strong> Wutgefühle auf Frauenüberhaupt, auf ihre verführerische Macht <strong>und</strong> Stärke traten auch in deranalytischen Arbeit mit zunehmender Intensität auf, wenn es um Regeln <strong>und</strong>ihre von ihm vermutete einseitige Durchsetzung in der Gestaltung des Rahmensging. Seine sozialphobischen Ängste nahmen im Verlauf deutlich ab, <strong>und</strong> erkonnte konstruktive Veränderungen in seiner Ehe zunehmend durchsetzen.Seine initial oftmals manirierte Sprechweise milderte sich, auch wenn er diePosition des komischen Kauzes als Deckmantel nur ungern verlassen wollte.Für das „naive„ Bindungsverständnis des Therapeuten war der Patient einGefangener seiner traumatisch anmutenden (Prügel) Herkunft aus kleinenVerhältnissen, ein typischer Aufsteiger, der seine Idealwelt nicht ausreichendrevidieren konnte <strong>und</strong> dem deshalb der Verlust seiner Ver-Bindung an dieHerkunftsfamilie sehr zu Herzen ging. Die AAI-Hypothese des Analytikerswar: „unsicher-verwickelt„.Bindungsklassifikation des Patienten mit dem AAI14

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