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Das Adult Attachment Interview und psychoanalytisches Verstehen

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Bindungsklassifikationen „sicher-autonom„ (F = free to evalutate), „unsicherdistanziert„(Ds = dismissing), oder „unsicher-verstrickt„ (E =enmeshed/preoccupied) bzw. zu der desorganisierten Bindungsklassifikation (U= unresolved trauma/loss) 1 .• Erwachsene mit der Klassifikation ‚sicher-autonom‚ (secure) erzählen aufoffene, kohärente <strong>und</strong> konsistente Weise über ihre Kindheitserinnerungen,unabhängig davon ob sie positiv oder negativ erlebt wurden. Sie sind in derLage unterschiedliche Erfahrungen in ein insgesamt wertschätzendesGesamtbild zu integrieren <strong>und</strong> während des <strong>Interview</strong>s über ihreErfahrungen zu reflektieren. Diese Personen haben einen leichten Zugang zuden gefragten Themen <strong>und</strong> zeigen ein Gefühl für Ausgewogenheit.• Erwachsene mit der Klassifikation ‚bindungs-distanziert‚ (dismissing) gebeninkohärente, unvollständige Angaben über ihre Erfahrungen <strong>und</strong> zeigen oftErinnerungslücken. Um das Auftauchen von schmerzlichen Erinnerungenabzuwehren, minimieren sie Bedeutung von Bindung oder entwerten sie.Diese Personen bestehen auf Normalität <strong>und</strong> innerer Unabhängigkeit vonanderen. Bindungspersonen werden von ihnen meist idealisierend dargestelltohne dafür überzeugende konkrete Beispiele zu erinnern. Mögliche negativeoder einschränkende Einflüsse durch die Kindheitserfahrungen auf diePersönlichkeit werden verleugnet.• Erwachsene mit der Klassifikation ‚bindungs-verstrickt‚ (preoccupied)erzählen in ausufernder, oft nicht objektiver, ärgerlicher Art <strong>und</strong> Weise übererlebte Konflikte mit ihren Bezugspersonen. Sie wirken deutlich verwickelt<strong>und</strong> erwecken den Eindruck, als ob sie ihre Erfahrungen gerade erst gesterngesammelt hätten. Dabei abstrahieren <strong>und</strong> verallgemeinern sie ihrekonfliktbehafteten Aussagen mittels übertrieben wirkenderpseudopsychologischer Analysen, ohne sich davon wirklich distanzieren zukönnen. Charakteristisch ist, daß sie zwischen positiven <strong>und</strong> negativenBewertungen hin <strong>und</strong> her oszillieren, ohne daß ihnen dieser Widerspruchbewußt wird. Außerdem zeigt ihre Sprache Anzeichen von Verwirrung,Unklarheit <strong>und</strong> Vagheit.• Die Erzählungen von Personen mit ‚ungelöster(m) Trauer/Trauma‚(unresolved trauma/loss) beziehen sich im speziellen auf Passagen im<strong>Interview</strong>, in denen über traumatische Ereignisse (Verlust- oderMißbrauchserfahrungen) berichtet wird, die emotional bisher nichtverarbeitet wurden. Die sprachliche Darstellung wirkt desorganisiert1Obwohl Köhler (1998) <strong>und</strong> Dornes (1998) wesentliches für die Rezeption der Bindungstheorie in der Psychoanalysehierzulande erreicht haben, halten wir die bereits häufig zitierte folgende prototypische Darstellung derBindungsmuster (Main & Goldwyn, 1996) als Basis zur Verständigung zwischen Bindungsforschung <strong>und</strong>psychoanalytischem Diskurs für unerläßlich.11

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