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Das Adult Attachment Interview und psychoanalytisches Verstehen

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<strong>Das</strong> <strong>Adult</strong> <strong>Attachment</strong> <strong>Interview</strong> <strong>und</strong> <strong>psychoanalytisches</strong> <strong>Verstehen</strong>:Ein klinischer DialogAnna Buchheim <strong>und</strong> Horst KächeleZusammenfassung<strong>Das</strong> <strong>Adult</strong> <strong>Attachment</strong> <strong>Interview</strong> (AAI, George et al., 1985; Main & Goldwyn, 1996) kanndurch seine komplexe, textnahe Auswertung den Blickwinkel des Analytikers erweitern;insbesondere erscheint das Wissen um die Verarbeitung bindungsrelevanter sowietraumatischer Erlebnisse hilfreich, um diese Erfahrungen im therapeutischen Prozessangemessen zu registrieren. Einleitend wird die allgemeine Vorgehensweise der Auswertung<strong>und</strong> Klassifikationsbildung des <strong>Adult</strong> <strong>Attachment</strong> <strong>Interview</strong>s erläutert. Anhand von zweiKasuistiken werden die Konvergenzen <strong>und</strong> Divergenzen von psychoanalytisch-klinischer <strong>und</strong>bindungs-evaluativer Perspektive herausgearbeitet. Zunächst führt der Analytiker mit kurzenszenischen Ersteindrücken sowie wesentlichen Beobachtungen aus den Behandlungsverläufenin die Psychodynamik der Patienten ein. Anschließend wird anhand konkreterTranskriptauszüge jeweils die AAI-Klassifikation der Patienten nachvollziehbar belegt. Eswurden ein 46jähriger Patient mit einer depressiv-suizidalen Krise <strong>und</strong> narzißtischzwanghafterPersönlichkeitsstruktur <strong>und</strong> eine 43jährige Patientin mit einer Angststörung ca. 6Monate nach Behandlungsbeginn mit dem <strong>Adult</strong> <strong>Attachment</strong> <strong>Interview</strong> untersucht. Bei vielenkonvergenten Bef<strong>und</strong>en beider Sichtweisen bleibt die Erfassung der nicht bindungsrelevantenKonfliktthemen dem psychoanalytischen <strong>Verstehen</strong> vorbehalten.Korrespondenzadresse:Dr. Anna Buchheim, Dipl. Psych.Abteilung Psychotherapie <strong>und</strong> Psychosomatische MedizinUniversität UlmAm Hochsträß 889081 Ulmbuchheim@sip.medizin.uni-ulm.de1


AuftaktTrifft ein Analytiker erstmals auf seinen Patienten, bildet er sich vielleichtbereits im Ersteindruck eine Hypothese zur spezifischen Bindungsstrategie <strong>und</strong>es taucht dann möglicherweise die Frage auf: „Verwickelt oder nicht ?„ Seltenist jedoch die Möglichkeit geboten, durch ein ausführliches Bindungsinterviewdiese Vermutung zu verifizieren. Ein Zusammentreffen zwischen einemAnalytiker (A) <strong>und</strong> einer Bindungsforscherin (I) könnte folgendermaßenaussehen:I: Wie würden Sie die Bindungsrepräsentation dieser Patientin einschätzen?A: Ja, sie ist verwickelt.I: Wie kommen Sie darauf?A: Ich mache das daran fest, daß sie große Mühe hat, sich überhaupt von der Mutter, nicht nurder Mutter, sondern in beiden Familien von der Schwiegermutter <strong>und</strong> der Mutter, demSchwiegervater <strong>und</strong> dem Vater zu lösen; beide Familien sind auch verwickelt, die ganze Eheist verwickelt. Ja, das ist es überhaupt, da ist jeder verwickelt, aber sie ist besondersverwickelt <strong>und</strong> sie hat große Mühe, sich dem Druck zu entziehen, der immer wieder auf sieausgeübt wird, was sie alles tun <strong>und</strong> machen soll. Ähnliches wiederholt sich in ihrerBeziehung zu ihrem Mann, daß sie ihren eigenen Raum nicht finden kann. <strong>Das</strong> ist ihre ganzeTragödie. Also das ist doch das Gefühl, daß sie vielen recht geben muß, <strong>und</strong> das wiederholtsich in ihrem Alltagsleben, in der Schule. Sie ist immer diejenige, die alle Probleme andererlösen muß, ihre eigenen immer zurückstellt. Sie tut immer alles Gute, sie springt ein, sie isthilfreich <strong>und</strong> gut, nur sie selbst kommt dabei kaum vor. Und das eine Mal, wo sie versucht,sich selber in den Mittelpunkt zu rücken, ihre Verselbständigung zu inszenieren, da ist siewieder dran gescheitert, weil sie wieder nicht sagen konnte, an welcher Stelle sie genau Hilfebrauchte, als sie mit ihren Kindern ihren Mann verlassen wollte. Und dann sagte ihr Fre<strong>und</strong>zu ihr: „Aber das mußt Du alleine regeln, mich kannst Du dafür nicht hernehmen“. Und daswar der Zusammenbruch, das ist der Punkt, wo sie eigentlich dekompensiert ist“.I: <strong>Das</strong> klingt so, als ob Sie sehr überzeugt die Patientin der „verstrickten„Bindungsklassifikation zuordnen.A: ja, da gibt es keine Zweifel!Einleitende GedankenDie Zeitschrift PSYCHE publizierte 1959 <strong>und</strong> 1961 drei Arbeiten JohnBowlbys, mit denen er ins Kreuzfeuer der offiziellen Psychoanalyse geriet.Diese Arbeiten transportierten die wesentlichen Gedanken seines Vortrags zumThema „Grief and mourning in infancy and early childhood“, gehalten imOktober 1959 vor der Britischen Psychoanalytischen Vereinigung, später dannauch im April 1960 in New York an der Columbia University, früh in den2


Fonagy (2002) stellte sich der verdienstvollen Aufgabe, den „commongro<strong>und</strong>„ zwischen Bindungstheorie <strong>und</strong> Psychoanalyse zu diskutieren (s. a.Strauß & Buchheim, eingereicht). Dieser „common gro<strong>und</strong>„ bezieht sich zumeinen darauf, dass Bindung als Phänomen <strong>und</strong> Motiv in derpsychoanalytischen Theorie immer schon eine Bedeutung hatte <strong>und</strong> auch vonmehreren Autoren explizit beschrieben wurde (z. B. von Balint, Erikson <strong>und</strong>Sandler), wenn auch unter anderen Bezeichnungen (z. B. „primäre Liebe„ beiBalint, „Wunsch nach Sicherheit„ bei Sandler oder „Urvertrauen„ beiErikson). <strong>Das</strong> gr<strong>und</strong>legende Bedürfnis eines Individuums nach Beziehung istalso in der Psychoanalyse vielfach akzeptiert, wenngleich auch manchmalanders konzeptualisiert, z. B. als ein Bedürfnis, das sek<strong>und</strong>är zum Bedürfnisnach psychischer Organisation entsteht. Auf dem „common gro<strong>und</strong>„ stehenauch die Annahmen über die Determinanten sicherer Bindung. In derPsychoanalyse ist weitgehend akzeptiert, dass die Persönlichkeit des Menschenin Bezug zu seiner sozialen Umwelt untersucht werden kann.Bindungstheoretiker <strong>und</strong> Psychoanalytiker stimmen darin überein, daß dieersten Lebensjahre eine gr<strong>und</strong>legende entwicklungspsychologische Bedeutunghaben, inzwischen – nicht zuletzt auch aufgr<strong>und</strong> überzeugenden Bef<strong>und</strong>e derSäuglingsforschung – auch darin, daß der mütterlichen Sensitivität entwederals Verhalten oder als Gefühl des Kindes eine zentrale Bedeutung zukommt,<strong>und</strong> daß dieses Verhalten bzw. das damit verb<strong>und</strong>ene Gefühl transaktional <strong>und</strong>in der Regel nicht perfekt ist, sondern sich im ständigen Austausch zwischenprimärer Bezusgperson <strong>und</strong> Kind „repariert„. Ähnlich wie dieBindungsforschung nimmt auch die Psychoanalyse an, daß die Folgen einesspezifischen Bindungsstatus weitreichend sind, daß Störungen der frühenInteraktion problematische Folgen haben, die sich auch auf dieInternalisierung psychischer Funktionen beziehen <strong>und</strong> daß es einetransgenerationale Übertragung von Beziehungsmustern gibt. DieErwachsenenbindungsforschung ist im Einklang mit der Psychoanalyse imHinblick auf die Annahme, daß Narrative eine Basis für den Zugang zuRepräsentationen sind, daß Bindungssicherheit das Resultat kohärenterErfahrungen mit Bezugspersonen sein, <strong>und</strong> daß Unsicherheit in der Bindungeine Gr<strong>und</strong>position darstellen kann, die Abwehrprozesse zur Folge hat. Es istbemerkenswert, daß es in vielen psychoanalytischen TeiltheorienKlassifikationen gibt, die der Unterscheidung zwischen sicherer <strong>und</strong>unsicherer bzw. organisierter <strong>und</strong> desorganisierter Bindung ähneln (z. B. dieUnterscheidung zwischen einer oknophilen <strong>und</strong> einer philobatischenEinstellung bei Balint oder zwischen dem dünnhäutigen <strong>und</strong> dem dickhäutigenNarzißmus bei Rosenfeld). Fonagy (1999) verknüpft auch die Kleinianische4


Differenzierung zwischen der paranoid-schizoiden <strong>und</strong> der depressivenPosition mit den bindungstheoretischen Konzepten desorganisierter versusorganisierter Bindung. Schließlich finden sich Übereinstimmungen zwischender Konzeption des inneren Arbeitsmodells <strong>und</strong> dem repräsentationalenSystem in psychoanalytischen – insbesondere selbstpsychologischen <strong>und</strong>objektbeziehungspsychologischen Theorien. Mentale Repräsentanzen werdenhier wie dort als wesentliche Determinanten interpersonaler Beziehungenverstanden; die Kontinuität früherer Erfahrungen im Laufe des Lebens wirddurch mentale Repräsentanzen gesteuert, die wiederum über die Aggregationvon Mikroerfahrungen in dauerhafte Strukturen überführt werden. DerEinfluss von Repräsentanzen auf das Verhalten, Aufmerksamkeit <strong>und</strong> Spracheerfolgt über unbewußte Prozesse, die auf einer Trennung bzw. Integration desimpliziten <strong>und</strong> deklarativen Gedächtnisses fußen. Beide theoretischenKonzepte nehmen an, dass Wahrnehmungen <strong>und</strong> Erfahrungen durch bewußte<strong>und</strong> unbewußte Erwartungen gesteuert werden, die in dem repräsentationalenSystem enkodiert sind.5


| 6 | SERVO-U | Critical Care |TECHNICAL SPECIFICATIONSSERVO-UVentilation modes - Invasive ventilationControlled ventilation:PC (Pressure Control)VC (Volume Control)PRVC (Pressure Regulated Volume Control)Supported ventilation:PS/CPAP (Pressure Support / Continuous Positive AirwayPressure)VS (Volume Support)Automode (option):Control mode: VC Support mode: VSControl mode: PC Support mode: PSControl mode: PRVC Support mode: VSCombined ventilation:SIMV (VC) + PS (Synchronized Intermittent Mandatory Ventilation)SIMV (PC) + PSSIMV (PRVC) + PSBi-Vent/APRV (Airway Pressure Release Ventilation)NAVA:Neurally Adjusted Ventilatory Assist via endotracheal tube ortracheostomyVC and SIMV (VC) + PS and Automode VC VS are not available in the neonatal patient category.Ventilation modes - Non invasive ventilationControlled ventilation:Supported ventilation:NIV NAVANasal CPAP is not available in the adult patient category.NIV PS is not available in the neonatal patient category.NIV PC (option)NIV PS (option)Nasal CPAP (option)Neurally Adjusted Ventilatory Assist via non-invasive patientinterfaces (option)Non invasive ventilationMax. leakage compensation level:Disconnection flow (configurable):Connection detection:Neonatal/pediatric25 l/min (20 l/min Nasal CPAP)<strong>Adult</strong>65 l/minLow7.5 l/minHigh - 40 l/min (<strong>Adult</strong>)- 15 l/min (Neonatal/pediatric)DisabledDeactivates disconnectiondetectionManual or automatic via bias flow


Kohärenz ab, so daß diese Person positive <strong>und</strong> negative Gefühle wahrnehmen,sie realitätsgerecht einschätzen, kommunizieren <strong>und</strong> entsprechend aktiv,wirklichkeitsgerecht handeln kann. Ein unsicheres Arbeitsmodell erlaubt keinerealitätsangemessene Einschätzung <strong>und</strong> führt zu einer eingeschränkterenWahrnehmung <strong>und</strong> Integration verschiedener Gefühle, wirklichkeitsbezogenesKommunizieren <strong>und</strong> Handeln werden erschwert (Grossmann et al., 1989;Grossmann <strong>und</strong> Grossmann, 1991).Für sein Verständnis der Abwehr prägte Bowlby (1980) den Begriff der„abgetrennten Systeme„ (segregated systems), den George <strong>und</strong> West (1999) vorkurzem wieder aufgriffen. Sie halten ihn für das Verständnis vonPsychopathologie für höchst bedeutsam: „In order to <strong>und</strong>erstand therelationship between adult attachment and mental health risk we need toexamine the attachment concepts of defense and segregated systems, the mentalprocesses that define disorganization„ (S. 295). Bowlby war bereits damals derÜberzeugung, daß der Zusammenbruch des Bindungssystems einen Risikofaktorfür die psychische Homöostase darstellt. Im Falle einer starken Bedrohung desBindungssystems (z. B. Drohungen, Verlassenwerden, Mißhandlung, Isolation,Mißbrauch) mündet der „Ausschluß von Information„ (defensive exclusion),der für die organisierte Bindungsunsicherheit maßgeblich ist, in eine sog.Abtrennung von Information aus dem Gedächtnis, die somit vom Bewußtsein„abgeblockt„ ist.Die Unterscheidung von sog. „organisierten„ (d. h. sicher, unsicher-distanziert,unsicher-verstrickt) <strong>und</strong> sog. „desorganisierten„ Bindungsstrategien (d. h.ungelöste traumatische Erfahrungen wie Misshandlung, Missbrauch oderVerlust) ist für die Interpretation des Schweregrades von dysfunktionalerBindungsorganisation für klinische Gruppen von wesentlicher Bedeutung. EineMetaanalyse von van IJzendoorn <strong>und</strong> Bakermans-Kranenburg (1996) ergab, daßdie Verteilung der organisierten unsicheren Bindungsrepräsentation in denklinischen Gruppen zwar eindeutig höher repräsentiert ist als in nicht-klinischenStichproben („dismissing„ = 41%, „preoccupied„ = 46%, „secure„ = 13%), dieVerteilung der Gruppen „dismissing„ <strong>und</strong> „preoccupied„ jedoch nahezu gleichist, was eine differentielle Zuordnung von unsicherer Bindungstypologie <strong>und</strong>Psychopathologie nur unzureichend erlaubt. In einigen klinischen Gruppen, z.B. Angststörungen oder Borderlinepathologie wurde gef<strong>und</strong>en, dass das Muster„Desorganisation„ in Bezug auf Verlusterfahrungen oder sexuelle Traumata imVergleich zu anderen Krankheitsbildern <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>en deutlichüberrepräsentiert (85%) ist, was darauf hinweist, dass das Zusammenbrechenvon Bindungsstrategien eine besondere Beachtung verdient (Buchheim, 2002).7


Methodik zur Untersuchung von Bindung <strong>und</strong> Abwehr: <strong>Das</strong> <strong>Adult</strong><strong>Attachment</strong> <strong>Interview</strong> (AAI)<strong>Das</strong> <strong>Adult</strong> <strong>Attachment</strong> <strong>Interview</strong> (AAI) wurde von der Arbeitsgruppe um Mainin den 80er Jahren entwickelt (George, Main & Kaplan, 1985), dieAuswertungsmethodik wurde weiterhin kontinuierlich differenziert (Main &Goldwyn 1985-1996). <strong>Das</strong> <strong>Interview</strong> fokussiert im wesentlichen auf dieErinnerung früher Bindungsbeziehungen, den Zugang zu bindungsrelevantenGedanken <strong>und</strong> Gefühlen sowie die Beurteilung der Befragten zum Einfluß vonBindungserfahrungen auf ihre weitere Entwicklung. In diesem <strong>Interview</strong>, dastheoriegeleitet das Bindungssystem bei der befragten Person aktivieren soll,wird durch spezifische Konkretisierung (z. B. „Sie haben gesagt, die Beziehungzu Ihrer Mutter war w<strong>und</strong>erbar, fällt Ihnen dazu ein spezielles Ereignis ein, dasdiese Aussage veranschaulichen könnte?„) eine gewisse Streßsituationhergestellt, die die jeweiligen Bindungsstrategien „hervorlocken„ soll. DieTechnik des semi-strukturierten Fragens dient dazu, Abwehrprozesse (z. B.unbewußte Inkohärenzen, Idealisierung, Entwertung, Ärger, Verleugnung)sichtbar werden zu lassen, die nicht gedeutet werden. <strong>Das</strong> Rating derBindungsklassifikation wird von speziell ausgebildeten Beurteilern anhand vonwörtlichen Transkripten durchgeführt.Die Kohärenz des Diskurses stellt das leitende Hauptkriterium der Kodierungnach Main & Goldwyn dar; durch sie werden wichtigeKommunikationsmaxime nach Grice (1975) erfaßt. Beurteilt wird, inwieweitein Sprecher auf die Fragen des <strong>Interview</strong>s kooperativ eingehen kann <strong>und</strong> einewahrheitsgemäße, angemessen informative, relevante <strong>und</strong> für den Zuhörer bzw.Leser verständliche, klare Darstellung seiner Kindheitserfahrungen geben kann.Neben der Beurteilung der Kohärenz wird die emotionale <strong>und</strong> kognitiveIntegrationsfähigkeit der geschilderten Bindungserfahrungen bewertet. Hierzudienen als Kriterien das Ausmaß an Idealisierung oder Entwertung derBindungsfiguren oder ob die <strong>Interview</strong>ten noch heute stark mit Ärger <strong>und</strong>Wutgefühlen gegenüber ihren Bindungspersonen beschäftigt sind. <strong>Das</strong><strong>Interview</strong> wird daher sowohl hinsichtlich der faktisch ausgesprochenenInformation bewertet, aber auch nach Merkmalen, die den Befragten unbewußtbleiben, wie z. B. Inkohärenzen <strong>und</strong> Affekte, die minimiert werden oderunterreguliert sind. Anhand der berichteten Erfahrungen der Probanden mitihren Eltern in der Kindheit wird weiterhin eingeschätzt, ob die Elternliebevoll, abweisend, vernachlässigend waren oder ob es einen Rollenwechsel(Parentifizierung) gab.Der <strong>Interview</strong>leitfaden des <strong>Adult</strong> <strong>Attachment</strong> <strong>Interview</strong>s8


Im AAI sollen die Probanden nach einer Orientierungsfrage (Frage 1) zu denallgemeinen Familienverhältnissen ihre Beziehung zu ihren Eltern in derKindheit zunächst auf einer allgemeinen Ebene beschreiben (Frage 2). Dannwerden sie konkret nach Adjektiven gefragt, die diese Beziehung zur Mutter(Frage 3) <strong>und</strong> zum Vater (Frage 4) aus Kindheitsperspektive typischerweisecharakterisieren <strong>und</strong> wem sie sich von beiden näher gefühlt haben (Frage 5).Weitere Themen kreisen um Kummer (Frage 6), Trennung (Frage 7),Ablehnung (Frage 8) in Bezug auf wichtige Bindungsfiguren in der Kindheit<strong>und</strong> wie sich die Befragten damals in diesen Situationen verhalten bzw. wie ihreBindungsfiguren darauf reagiert haben. Ein wesentlicher anderer Aspekt ist dieFrage nach Bedrohung oder Mißhandlungserfahrungen durch Bindungsfiguren(Frage 9) sowie nach Verlusten (Frage 13) von nahe stehenden Personen in derKindheit, deren genaue Umstände <strong>und</strong> die damit zusammenhängenden Gefühledamals <strong>und</strong> heute. Ein weiterer Fragenkomplex beschäftigt sich mit demEinfluß der erlebten Kindheitserfahrungen auf die Persönlichkeit aus heutigerSicht (Frage 10), warum die Eltern wohl so waren (Frage 11), ob es weitereelterngleiche Bezugspersonen gab (Frage 12), die Beurteilung der Veränderungder Beziehung zu den Eltern (Frage 14) <strong>und</strong> die Bewertung der aktuellenBeziehung zu den Eltern (Frage 15) (falls sie nicht verstorben sind).Abschließend werden Fragen zu eigenen Kindern gestellt, die sich einerseits aufTrennung vom Kind (Frage 16) <strong>und</strong> Wünsche für die Zukunft des Kindes(Frage 17) beziehen, aber auch eine zusammenfassende Bewertung der eigenenRolle als Elternteil erzielen sollen (Frage 18).Auswertungsschritte, Skalen <strong>und</strong> Bindungsklassifikationen des AAIIn den weiter unten mitgeteilten Beispielen werden die jeweiligenAuswertungsbögen der AAIs dargestellt, weshalb an dieser Stelle bereits einigeSkalen erklärt werden sollen.Im ersten Schritt der Auswertung des <strong>Adult</strong> <strong>Attachment</strong> <strong>Interview</strong>s werden dieerschlossenen Erfahrungen mit den Elternfiguren für Mutter <strong>und</strong> Vater getrenntmit Hilfe von fünf 9-stufigen Ratingskalen eingeschätzt. Dazu gehören dieSkalen: Liebe, Zurückweisung, Rollenumkehr/Involvierung, Leistungsdruck<strong>und</strong> Vernachlässigung.Die Skala Liebe beispielsweise umfaßt die emotionale Verfügbarkeit <strong>und</strong>liebevolle Unterstützung einer Bindungsfigur. Bei einer hohen Ausprägung (>5) bedeutet dies, daß sich die befragte Person in der Erinnerung als Kindbesonders in belastenden Situationen (Trennung, Kummer) aufgehoben fühlte<strong>und</strong> sich auf die emotionale Zuwendung der Bindungsperson in der Regelverlassen konnte. Die Skala Rollenumkehr wird dann beispielsweise als hoch9


Bindungsklassifikationen „sicher-autonom„ (F = free to evalutate), „unsicherdistanziert„(Ds = dismissing), oder „unsicher-verstrickt„ (E =enmeshed/preoccupied) bzw. zu der desorganisierten Bindungsklassifikation (U= unresolved trauma/loss) 1 .• Erwachsene mit der Klassifikation ‚sicher-autonom‚ (secure) erzählen aufoffene, kohärente <strong>und</strong> konsistente Weise über ihre Kindheitserinnerungen,unabhängig davon ob sie positiv oder negativ erlebt wurden. Sie sind in derLage unterschiedliche Erfahrungen in ein insgesamt wertschätzendesGesamtbild zu integrieren <strong>und</strong> während des <strong>Interview</strong>s über ihreErfahrungen zu reflektieren. Diese Personen haben einen leichten Zugang zuden gefragten Themen <strong>und</strong> zeigen ein Gefühl für Ausgewogenheit.• Erwachsene mit der Klassifikation ‚bindungs-distanziert‚ (dismissing) gebeninkohärente, unvollständige Angaben über ihre Erfahrungen <strong>und</strong> zeigen oftErinnerungslücken. Um das Auftauchen von schmerzlichen Erinnerungenabzuwehren, minimieren sie Bedeutung von Bindung oder entwerten sie.Diese Personen bestehen auf Normalität <strong>und</strong> innerer Unabhängigkeit vonanderen. Bindungspersonen werden von ihnen meist idealisierend dargestelltohne dafür überzeugende konkrete Beispiele zu erinnern. Mögliche negativeoder einschränkende Einflüsse durch die Kindheitserfahrungen auf diePersönlichkeit werden verleugnet.• Erwachsene mit der Klassifikation ‚bindungs-verstrickt‚ (preoccupied)erzählen in ausufernder, oft nicht objektiver, ärgerlicher Art <strong>und</strong> Weise übererlebte Konflikte mit ihren Bezugspersonen. Sie wirken deutlich verwickelt<strong>und</strong> erwecken den Eindruck, als ob sie ihre Erfahrungen gerade erst gesterngesammelt hätten. Dabei abstrahieren <strong>und</strong> verallgemeinern sie ihrekonfliktbehafteten Aussagen mittels übertrieben wirkenderpseudopsychologischer Analysen, ohne sich davon wirklich distanzieren zukönnen. Charakteristisch ist, daß sie zwischen positiven <strong>und</strong> negativenBewertungen hin <strong>und</strong> her oszillieren, ohne daß ihnen dieser Widerspruchbewußt wird. Außerdem zeigt ihre Sprache Anzeichen von Verwirrung,Unklarheit <strong>und</strong> Vagheit.• Die Erzählungen von Personen mit ‚ungelöster(m) Trauer/Trauma‚(unresolved trauma/loss) beziehen sich im speziellen auf Passagen im<strong>Interview</strong>, in denen über traumatische Ereignisse (Verlust- oderMißbrauchserfahrungen) berichtet wird, die emotional bisher nichtverarbeitet wurden. Die sprachliche Darstellung wirkt desorganisiert1Obwohl Köhler (1998) <strong>und</strong> Dornes (1998) wesentliches für die Rezeption der Bindungstheorie in der Psychoanalysehierzulande erreicht haben, halten wir die bereits häufig zitierte folgende prototypische Darstellung derBindungsmuster (Main & Goldwyn, 1996) als Basis zur Verständigung zwischen Bindungsforschung <strong>und</strong>psychoanalytischem Diskurs für unerläßlich.11


(Verwechslung von Zeit oder Raum; extrem lange Schweigepausen,ungewöhnliche Details) <strong>und</strong> inkohärent, z. T. sogar irrational.Aus diesen vier Definitionen geht hervor, daß die Operationalisierung vonBindungsstatus oder -typologie, sei es der „organisierte„ oder „desorganisierte„Modus, bewußt eng gefaßt <strong>und</strong> sich ausschließlich auf die AAI-Fragen zubestimmten Bindungsthemen bezieht. Durch diese Einengung des Konstrukts„Bindungsrepräsentation„ <strong>und</strong> deren sprachliche Charakteristika ist dieunbedachte Generalisierung von Verarbeitungsstrategien auf andere wichtigeLebensbereiche , wie z. B. Sexualität, Aggression oder Arbeit nicht zulässig (s.a. Crowell et al. (1996). Ähnlich dem strukturellen <strong>Interview</strong> von Kernberg(1981), das mit Klärung, Konfrontation <strong>und</strong> Interpretation arbeitet, sind imAAI die Spezifizierung bzw. Konkretisierung als Fragetechnik dazu geeignet,den Grad an Integrationsfähigkeit bezüglich Bindungsthematik zu überprüfen.Auch sollte an dieser Stelle erwähnt werden, daß Main & Goldwyns (1996)Definitionen der sog. unverarbeiteten Traumata/Verluste aus derentwicklungspsychologischen Forschung 2 , zunächst mit Normalpopulationen,entstanden sind <strong>und</strong> eine Konf<strong>und</strong>ierung der Begrifflichkeiten mitpsychoanalytischen Konzepten (z. B. Abraham <strong>und</strong> Torok 1987) oder anderenmodernen Traumatheorien (z. B. van der Kolk et al., 1996; LeDoux, 1996,1998; Power <strong>und</strong> Dalgleish, 1997) nicht ratsam erscheint, da hier in der Regeldavon ausgegangen wird, daß das Trauma nicht als Narrativ encodiert bzw.erinnert wird.Wir haben zwei Kasuistiken ausgewählt, um nun im folgenden dieUnterschiedlichkeit der sprachlichen Organisation von Bindungsthemen im AAIfallbezogen zu veranschaulichen <strong>und</strong> mit der psychoanalytischen Perspektive inZusammenhang zu bringen.<strong>Das</strong> Verständnis von Bindungsdynamik dargestellt an zwei Einzelfällen 32 Transgenerationale Studien haben einen Zusammenhang zwischen elterlichen unverarbeiteten Traumata bzw.Verlusten, gemessen mit dem AAI, <strong>und</strong> kindlicher Desorganisation in der Fremden Situation mehrfach nachgewiesen(Main <strong>und</strong> Hesse, 1990; van IJzendoorn et al., 1999, Solomon <strong>und</strong> George, 1999). Formen der Desorganisiertheit bei1jährigen Kindern werden in der Fremden Situation (Ainsworth et al., 1978) identifiziert <strong>und</strong> sind definitionsgemäß(Main <strong>und</strong> Solomon, 1996) unvereinbare Verhaltensweisen wie z. B. stereotype Bewegungen nach dem Aufsuchen vonNähe, Phasen der Starrheit, sog. "freezing", <strong>und</strong> Ausdruck von Angst gegenüber einem Elternteil. Die Kinder verfügenin der Trennungssituation über keine Bewältigungsstrategie, sie können weder Nähe zur Bindungsfigur herstellennoch sich ablenken. Main <strong>und</strong> Hesse (1990) haben hierzu die Hypothese aufgestellt, daß in diesen Dyaden bei denEltern eigene traumatische Erfahrungen durch das Kind reaktiviert werden, die bedrohlich <strong>und</strong> ängstigend sind, aberunbewußt bleiben. Diese Erwachsenen können auf ihre Kinder wiederum beängstigend wirken, da sie in der Interaktionmit ihnen einen Mangel an kohärenter Strategie zeigen <strong>und</strong> selbst orientierungslos erscheinen, z. B. wenn die Mutterein beängstigendes Gesicht macht, wenn das Kind in der „Fremden Situation„ bei der Wiedervereinigung auf siezuläuft. Somit erfährt das Kind eine Unterbrechung seiner Bindungsstrategie, da die Mutter in diesem Moment "keinensicheren Hafen" ist <strong>und</strong> eine „frightening-frightened„-Kollusion entsteht, die keinen Schutz bietet (George <strong>und</strong> West,1999).3 <strong>Das</strong> klinische Material stammt aus der Supervisionsarbeit von HK12


Fall 1: 46jähriger Patient mit einer depressiv-suizidalen Krise bei narzißtischzwanghafterPersönlichkeitsstruktur; Bindungsrepräsentation: „ärgerlichverstrickt„Ersteindruck <strong>und</strong> PsychodynamikDer 40jährige Patient, von Beruf Arzt, kontaktierte den Therapeuten aufAnraten seines Chefs. Im Erstgespräch erweckte er zunächst den Eindruck, alssei er nur auf Besuch, um sich dann dafür umständlich zu entschuldigen. Erberichtete über Probleme am Arbeitsplatz, wobei Hauptkonflikte hierarchischerNatur seien, sein vorgesetzter Oberarzt durchkreuze seine Pläne <strong>und</strong> stemple ihnzum Querulanten. Lebensgeschichtlich ließen sich diese Probleme auf einenKonflikt mit dem Vater <strong>und</strong> dessen fehlender Anerkennung zurückführen, wasin einer 40stündigen Fokaltherapie gut bearbeitet werden konnte. Der Patientresümierte am Ende dieser Behandlungssequenz, dass er die neu gewonnene„Freiheit des Denkens schätze, dass er sich nun mehr Raum geben könne, seineFrechheiten zu Ende zu bringen„. Sein zwanghaft-narzißtischer Charakterwurde etwas gelockert <strong>und</strong> seine berufliche Krise konnte er durch einenWechsel des Arbeitsplatzes gut bewältigen.Fünf Jahre später wendet sich der Patient erneut an seinen Therapeuten wegensich wiederholender suizidaler Impulse, die in engem zeitlichen <strong>und</strong> situativenZusammenhang mit einer krisenhaften Entwicklung seiner Beziehung zu seinerEhefrau stehen. Im Zusammenhang damit traten intensive Schlafstörungen auf,für die es keinen somatischen Anhalt gab. Der Patient wirkt diesmal nicht mehrgroßspurig <strong>und</strong> übererheblich, sondern bedrückt <strong>und</strong> hilflos gegenüber den ihmfremden Impulsen: „Ich habe Angst meine Kontrolle zu verlieren„. Auslöserder Verstimmungen ist eine Krise in der Ehe, von der er sich „überrascht„fühlt. Im beruflichen Feld, wo er wegen seiner Einsatzfreude geschätzt wird, ister weitgehend frei von Ängsten; nur der Gedanke, eine Trennung von seinerFrau bekannt geben zu müssen, ruft jeweils kurzfristig intensive soziale Ängsteim Kontakt mit seinen Berufskollegen hervor.Bereits während der vorausgegangenen Therapie war deutlich geworden, dassdie Beziehung des Patienten zu seiner Frau wenig lebendig erschien; dies warjedoch nicht weiter thematisiert worden. Nun ist der Patient ein Verhältnis zueiner überaus lebensvollen, jüngeren Frau eingegangen, das sein ganzes Denkenüber sich selbst, über Gott <strong>und</strong> die Welt in Frage stellt. Seine bisherigemoralische Rechtschaffenheit war sein Kapital, seine Überheblichkeit über denRest der Menschheit sein Triumph. Einerseits ist er überwältigt von derIntensität der sexuellen Erfahrungen, die er so noch nie kennen gelernt hat;13


andererseits sieht er seine ganze bisherige Lebensführung in Frage gestellt. AlsResultat der verschiedenen Sehnsüchte, Ängste <strong>und</strong> Kontrollbedürfnissewünscht er sich nur Ruhe. In der Zuspitzung dieser Konflikte, da inzwischenbeide Frauen ihm heftige Vorwürfe machen, kommen die Impulse sichumzubringen auf. Bislang konnte eine psychiatrisch-stationäre Behandlung nochvermieden werden. Angesichts der zunehmenden Verunsicherung des Patienten<strong>und</strong> seiner erheblichen Suizidgefährdung wurde eine psychoanalytischeTherapie vereinbart, um eine strukturelle Veränderung der basalen narzisstischzwanghaftenPersönlichkeitsstruktur zu erzielen. Die ausgeprägte Motivationdes Patienten zur Veränderung <strong>und</strong> seine frühere gute Erfahrung mit derpsychotherapeutischen Kurzintervention bei dem gleichen Therapeuten sprachenfür eine gute Prognose.Behandlungsverlauf <strong>und</strong> therapeutische BeziehungIm Laufe der analytischen Arbeit orientierte sich die Übertragung zunächst andem bereits bekannten Vater-Schema; im weiteren Verlauf standen jedoch dieAuswirkungen der streng-bigotten Muttererfahrung auf den Patienten imMittelpunkt. Die kindlich wirkenden teils bewussten, teils unbewussten Scham<strong>und</strong>Schuldgefühle seiner Mutter gegenüber zeigten sich ständig in derÜbertragungssituation. Vom Analytiker versuchte er Zustimmung zu seinemneuen Lebenskonzept zu erhalten bzw. löste er in der Gegenübertragung immerwieder bedrängende Gefühle aus, ihm Orientierung (‚wo es lang geht‘) <strong>und</strong>Schritte der Loslösung aufzeigen zu müssen. Haß- <strong>und</strong> Wutgefühle auf Frauenüberhaupt, auf ihre verführerische Macht <strong>und</strong> Stärke traten auch in deranalytischen Arbeit mit zunehmender Intensität auf, wenn es um Regeln <strong>und</strong>ihre von ihm vermutete einseitige Durchsetzung in der Gestaltung des Rahmensging. Seine sozialphobischen Ängste nahmen im Verlauf deutlich ab, <strong>und</strong> erkonnte konstruktive Veränderungen in seiner Ehe zunehmend durchsetzen.Seine initial oftmals manirierte Sprechweise milderte sich, auch wenn er diePosition des komischen Kauzes als Deckmantel nur ungern verlassen wollte.Für das „naive„ Bindungsverständnis des Therapeuten war der Patient einGefangener seiner traumatisch anmutenden (Prügel) Herkunft aus kleinenVerhältnissen, ein typischer Aufsteiger, der seine Idealwelt nicht ausreichendrevidieren konnte <strong>und</strong> dem deshalb der Verlust seiner Ver-Bindung an dieHerkunftsfamilie sehr zu Herzen ging. Die AAI-Hypothese des Analytikerswar: „unsicher-verwickelt„.Bindungsklassifikation des Patienten mit dem AAI14


Der Patient erhält die Klassifikation „ärgerlich-verstrickt„ (E2). Er erzählt aufärgerliche Weise von der Übermächtigkeit seines Vaters <strong>und</strong> seine damals <strong>und</strong>heute noch erlebte Hilflosigkeit. Seine Mutter beschreibt er als schwach <strong>und</strong>gegen die Attacken des Vater wenig hilfreich. Oft verstrickt er sich inärgerliche Details <strong>und</strong> kommt unbemerkt vom Thema ab. Besonders bei derBeschreibung seiner Mutter kommt seine oszillierende Haltung zwischenIdealisierung <strong>und</strong> Entwertung zum Vorschein. Noch heute empfindet er seineKonflikte als nicht lösbar <strong>und</strong> fühlt sich von den Eltern bis jetzt nichtanerkannt, was auf eine mangelnde Autonomie hinweist. Haßerfüllt berichtet ervon sinnlosen Prügelaktionen, die ihm seine Eltern unbegründet <strong>und</strong>unvorhersehbar antaten. Heute beeinträchtigt ihn vorwiegend Angst vor allenmöglichen Dingen <strong>und</strong> das Gefühl, sich nie auf jemanden verlassen zu können.In der AAI-Situation fühlte sich die <strong>Interview</strong>erin von dem Patienten alsGegenüber konkret <strong>und</strong> metaphorisch nicht wahrgenommen. Sie fühlte sich vonder Vielzahl seiner ungelösten, narrativen Episoden überschüttet <strong>und</strong> hatteMühe, die Struktur des <strong>Interview</strong>s zu halten.15


Tabelle 1. Auswertungsblatt des <strong>Adult</strong> <strong>Attachment</strong> <strong>Interview</strong>s des Patienten 1___________________________________________________________________________Skalen für die KindheitserfahrungenMutterVaterLiebe 2 2Zurückweisung 5 7Rollenumkehr 7 1Leistungsdruck 3 7Vernachlässigung 5 5Skalen für den mentalen Verarbeitungszustand in Bezug auf BindungspersonenMutterVaterIdealisierung 4 1Ärger 4 8Abwertung 3 3Skalen für den allgemeinen mentalen Verarbeitungszustand vonBindungserfahrungenAbwertung von Bindung 3Bestehen auf fehlender Erinnerung 2Traumatischer Gedächtnisverlust -Metakognition 1Passivität (Denken/Ausdruck) -Angst vor Verlust -Höchster Wert unverarbeiteter Verlust 1Höchster Wert unverarbeitetes Trauma 2Kohärenz des Transkripts 3KlassifikationE2___________________________________________________________________________Der Patient erfuhr von seinen Eltern wenig Liebe (Wert=2), sondern inbindungsrelevanten Situationen Zurückweisung. Für seine Mutter fühlte er sich16


dem Vater, nicht aber in Form von Verleugnung niederschlagen.Der Patient schildert sich insgesamt selbst als unschuldiges, passives Opfer, dasdem Vater vollständig ausgeliefert war. Auch heute noch ist die unbändige Wutauf den Vater deutlich <strong>und</strong> es ist zu erkennen, daß der Patient noch keineversöhnende Lösung zur Verarbeitung dieser schmerzhaften Beziehunggef<strong>und</strong>en hat (so z. B. seine adoleszente Ausdrucksweise: „bin heute auchknallhart„). Er bemüht sich um eine Metaebene, findet aber letztlich keineemotionale Distanz (vom Vater spricht er beispielsweise „der alte Herr„). DerPatient selbst sagt, daß seine Kindheitserfahrungen ihn insofern blockiert haben,da er heute noch diese „ständige Unsicherheit, diese Existenzangst spürt, allessei angstbesetzt, es könnte ja schief gehen„, er erwartet in vielen Situationeneine Bestrafung; seine einzige Bewältigungsstrategie dabei ist: „ich mache liebermeine Sachen selber, ich kann mich auf niemanden verlassen, ich bitteniemanden um Hilfe„.Diskussion der Passung von bindungstheoretischer <strong>und</strong> psychoanalytischerPerspektiveAus der Perspektive der Behandlung thematisiert das AAI sehr prägnant den zuBeginn der ersten Behandlung, der Fokaltherapie, noch wenig verarbeitetenKonflikt mit dem Vater. Die Hypothese „unsicher-verwickelt„ seitens desAnalytikers konnte durch die AAI-Auswertung bestätigt werden. <strong>Das</strong> Bild derMutter, insbesondere die Geprägtheit des Patienten durch ihre rigide Über-Ich-Positionierung in Sachen Moral, scheinen dem Analytiker <strong>und</strong> seinemSupervisor im AAI nicht so deutlich zu werden wie es sich in der analytischenArbeit darstellte. Die großen Schamprobleme im Umgang mit der Sexualität,der Konflikt kein braver mit der Mutter identifizierter Junge zu sein, entfaltetensich im Laufe der Behandlung in der Weise, dass sich die anklagende Positionder Mutter gegenüber sehr viel prägnanter darstellte. Die von ihr vermitteltenRegeln des Anstandes in all ihren Konsequenzen machten ihm im Laufe derBehandlung sehr zu schaffen. Diese Limitierung des AAI-Bef<strong>und</strong>es ergibt sichdaraus, daß dessen Fokus vorwiegend auf erinnerten Beziehungserfahrungenmit wichtigen Bindungsfiguren (Kummer, Trennung, Krankheit) <strong>und</strong> nicht aufschambehaftete Situationen, sei es moralischer oder sexueller Art Bezuggenommen wird. Es scheint, als ob so etwas wie Ödipalität nicht durch das AAIerfasst werden kann 4 .4Es besteht zwischen Bindungstheorie <strong>und</strong> Psychoanalyse nur eine gewisse Übereinstimmung im Hinblick auf dieKonzeptualisierung von Sexualität <strong>und</strong> Aggression. Die Bindungstheorie sieht zwar die Aggression als ein Produktenttäuschter <strong>und</strong> frustrierter Bindungsbedürfnisse <strong>und</strong> nimmt an, daß Sexualität <strong>und</strong> Aggression durch Strukturen geformtwerden, die mit der frühen Beziehung zu Bindungsfiguren verknüpft wird; in der Methodik der Bindungsforschungkommen diese beide elementaren Konstrukte jedoch in der Tat noch zu kurz (Fonagy, 2002)18


schlechten Objekte bestimmt, über die von beiden Eltern-Familien bestimmtePartnerwahl; dazu kommt die Abwehr der Versuchung des Analytikers ihr zusehr unter die Arme greifen zu wollen, da sie dieses doch nicht, noch nichtumsetzen kann. Bestimmend wird aber, dass er sie „festhält„, ihrer repetetivenTendenz, sich zu früh wieder zu verselbstständigen, entschieden widerspricht.Nach fünfjähriger Arbeit ist die Loslösung von dem traumatisierendengegenwärtigen <strong>und</strong> vergangenen Kontext weit vorangeschritten.Die Einschätzung der Bindungsrepräsentation dieser Patientin durch ihrenAnalytiker wird im Auftakt wörtlich wiedergegeben. Seine Vermutung, daß diePatientin „unsicher-verwickelt„ <strong>und</strong> „traumatisiert„ sei, wird nun im folgendenzu diskutieren sein.Bindungsklassifikation der Patientin mit dem AAIDie Patientin erhält die Klassifikation „sicher-autonom„ (F4) mit verstricktenAnteilen, d. h. sie fällt unter die Kategorie „earned secure„ 5 . Damit ist gemeint,dass sich die Patientin trotz konflikthafter Erfahrungen eine „sichere„Verarbeitung dieser Erfahrungen „selbst verdient„ hat. Insgesamt liefert sie einehrliches, kohärentes Bild ihrer Kindheitsgeschichte <strong>und</strong> den damitzusammenhängenden Gefühlen. Sie ist sich der negativen Einflüsse (Trennungder Eltern, Gewalttätigkeiten des Vater gegenüber der Mutter, Alkoholproblemder Mutter) auf ihre Persönlichkeit bewusst <strong>und</strong> verleugnet heutige Konflikte,die daraus entstanden sind, nicht. Sie ist sich weiterhin ihrer eingeschränktenAutonomieentwicklung bewußt <strong>und</strong> kann dies benennen. Über ihre Mutterspricht sie – trotz vieler vernachlässigender, bedrohender Erfahrungen mit ihr –wertschätzend. Ihre Episoden sind in der Regel nachvollziehbar <strong>und</strong> lebendig,auch wenn einige Erlebnisse manchmal eine grausame Färbung haben.Vorrangig erhält die Patientin die Klassifikation „ungelöstes Trauma„, denn inihrer Entwicklung blieben bestimmte Themen tabuisiert <strong>und</strong> deshalbunverarbeitet. Die Handgreiflichkeiten des Vaters gegenüber der Mutter erlebtesie als Kind vermutlich mit großer Angst um die Mutter; gleichzeitig sprach sievon schwer depressiven Zuständen der Mutter mit Alkoholabusus, die sie hilflosmachten. Im AAI wird deutlich, daß in ihrer Erinnerung diese Erfahrungenjedoch erst viele Jahre später im Kontext eines schwerwiegenden eigenendepressiven Zusammenbruchs wieder ins Bewusstsein traten <strong>und</strong> demnachgravierende Folgen für ihr Leben hatten.Die <strong>Interview</strong>erin fühlte sich von der Patientin im Gegensatz zu der obenbeschriebenen Nicht-Beachtung durch den anderen Patienten als sehrwertgeschätzt <strong>und</strong> wahrgenommen <strong>und</strong> sie selbst um eine vollständige5 Wir benützen hier den englischen Ausdruck, da ein deutscher Terminus sich noch nicht etabliert hat20


Darstellung ihrer Kindheitsgeschichte deutlich bemüht.21


Tabelle 2. Auswertungsblatt des <strong>Adult</strong> <strong>Attachment</strong> <strong>Interview</strong>s der Patientin 2_______________________________________________________________________Skalen für die KindheitserfahrungenMutterVaterLiebe 5 2Zurückweisung 2 7Rollenumkehr 6 1Leistungsdruck 2 2Vernachlässigung 5 5Skalen für den mentalen Verarbeitungszustand in Bezug auf BindungspersonenMutterVaterIdealisierung 1 1Ärger 1 1Abwertung 1 1Skalen für den allgemeinen mentalen Verarbeitungszustand vonBindungserfahrungenAbwertung von Bindung 1Bestehen auf fehlender Erinnerung 1Traumatischer Gedächtnisverlust -Metakognition 1Passivität (Denken/Ausdruck) -Angst vor Verlust -Höchster Wert unverarbeiteter Verlust 1Höchster Wert unverarbeitetes Trauma 6Kohärenz des Transkripts 7KlassifikationU/F4___________________________________________________________________________Die Patientin spricht die gewalttätige Beziehung zwischen ihren Eltern gleichzu Beginn des <strong>Interview</strong>s offen an. Weiterhin ist aus den Schilderungen zu22


erschließen, daß sie sich von ihrem Vater zurückgewiesen <strong>und</strong> vernachlässigtfühlte, ohne ihm jedoch das heute noch vorzuwerfen. Auf die Frage nachcharakteristischen Adjektiven zur Beziehung zu ihrer Mutter nennt sie nebenden positiven Bewertungen „warmherzig„, „hilfsbereit„ <strong>und</strong> „gastfre<strong>und</strong>lich„auch „depressiv„ <strong>und</strong> „unglücklich„. Die Mischung von positiven <strong>und</strong> negativenAdjektiven weist auf ein ausgewogenes inneres Bild dieser Beziehung hin, diesie weder idealisiert, noch ärgerlich anklagt. Sie kann auf Nachfrage diepositiven Beziehungscharakteristiken mit lebendigen Erinnerungen belegen:„nach der Schule habe ich z. B. Schulkameraden mitbringen können, die sinddann einfach zum Mittagessen erschienen, <strong>und</strong> haben von uns aus angerufen<strong>und</strong> sie hat sich dann auch um die gesorgt <strong>und</strong> das hat sie einfach gernegemacht„. Auf die Frage, welche spezifische Erinnerung ihr einfällt, wenn siedie Mutter als „hilfsbereit„ empf<strong>und</strong>en hat, schildert sie beispielsweisefolgende, bindungsrelevante Szene: „ich war drei, vier Jahre, war imKindergarten <strong>und</strong> wollte schon Fahrrad fahren, sie hat sich dann gesorgt, obich das alleine schaffen könnte, <strong>und</strong> ist mit mir den Weg mehrfach abgelaufen,ich wollte dann selber fahren, da war sie nicht erpicht, aber sie hat es trotzdemakzeptiert, daß ich das gerne möchte, <strong>und</strong> hat geschaut, daß ich das richtigmache, <strong>und</strong> hat mir dann später erzählt, daß sie noch einige Zeit mirhinterhergelaufen ist, um zu sehen, sie war besorgt <strong>und</strong> hilfsbereit, daß ich auchsicher war„.Die Patientin schildert weiterhin, daß sie sich in den depressiven Phasen ihrerMutter für sie verantwortlich fühlte. An der Stelle beschreibt sie Szenen, die„erschreckend offen„ sind, <strong>und</strong> belegen, daß sie um die alkoholabhängigeMutter stets Angst hatte. Ihre Empathiefähigkeit zeigt sich in der Aussage: „siewar völlig abwesend, es hat sehr lange gedauert, bis sie reagiert hat, daß ichschon lange neben ihr sitze, <strong>und</strong> da hatte ich das Gefühl, daß sie mit denGedanken woanders ist <strong>und</strong> daß sie doch eigentlich sehr unglücklich sein muß„.Auch über ihren gewalttätigen Vater kann die Patientin sich einfühlend äußern:„er war äußerst aggressiv gegen meine Mutter, nicht gegen uns, ich habe mirschon eine Zeit gewünscht, er würde nicht mehr kommen ... also ich würdeschon sagen, er war aufgr<strong>und</strong> seiner beruflichen Situation sehr angespannt, weiler sehr viel gearbeitet hat, er ist darin aufgegangen, war dort sehr beliebt, erhatte da ein sehr feinfühliges Verhalten, anders als ich ihn erlebt hatte, dashabe ich erst später kennengelernt <strong>und</strong> schätzen gelernt„.Ein hoher Kohärenzwert (7) wird vergeben, da die Patientin häufig in der Lageist, überzeugende Szenen zu schildern, die bindungsrelevant sind <strong>und</strong> daswertschätzende Gesamtbild, das sie sich „erworben„ hat, unterstreichen (Frage8: Trennung von den Eltern mit 11 Jahren wegen eines Sprachkurses in Irland:23


„ich hatte schrecklich Heimweh, ich habe dann meiner Mutter viele Briefegeschrieben <strong>und</strong> sie hat auch zurückgeschrieben, weil sie wohl gespürt hat, daßdie Trennung noch etwas zu früh war„ ). Eine „distanzierte„ Person würdedieses Trennungserlebnis beispielsweise bagatellisieren <strong>und</strong> Heimweh als nichtbedeutsam abtun, eine „verwickelte„ Person würde die Trennung zwar ebenfallsals „schrecklich„ erinnern, sich jedoch über die Tatsache des zu frühenWegschickens seitens der Mutter ärgerlich aufregen <strong>und</strong> diese Haltung derMutter generalisieren.Die ausreichende Kodierbarkeit der Kategorie „ungelösten Trauma„ (Wert=6)durch das Material soll entlang des folgenden Transkriptsausschnittsveranschaulicht werden: Die Frage 9 behandelt das Thema „Bedrohung„ oder„Mißhandlung„ durch die Bindungspersonen in der Kindheit <strong>und</strong> derenAuswirkungen auf die Persönlichkeit. Die Patientin berichtet, daß der Vaterihre Mutter oft geschlagen hat. Auch wenn sie sich nicht erinnern kann, daß derVater je sie selbst verprügelte, empfand sie die Erfahrungen in derZuschauerposition als bedrohlich. Entsprechend der semi-strukturierten<strong>Interview</strong>durchführung exploriert die <strong>Interview</strong>erin (I), ob die Schläge desVaters blaue Flecke hinterließen, wie häufig die Mißhandlung vorkam, wie sichdie Patientin (P) dabei gefühlt hat <strong>und</strong> welche Auswirkungen dies auf sie hatte:P: also ich habe ich kann mich nicht erinnern irgendwelche, Schläge oder Mißhandlungen an mirselbst, erfahren zu haben in der Kindheit nein aber was ich gefühlt habe war immer, ja wie,ja es war oft so, wenn jetzt die Situation zwischen meinen Eltern so war, daß es daAuseinandersetzungen gab auch, handgreifliche Auseinandersetzungen dann habe ich das sogefühlt als würde mir das passieren ja, also so extrem habe ich dann darunter gelitten in demMoment ja, ob das jetzt Angst war oder äh, Sorge um den anderen dem könnte waspassieren ich glaube das, ging damals bei mir, um meine Mutter ja, was wird jetzt mit derpassieren oder was geschieht jetzt mit ihr.I: hmhm hat Ihr Vater Ihre Mutter, würden Sie sagen misshandelt, hat er sie eben blaugeschlagen oder, war das für Sie so an der Grenze, wissen Sie das noch, haben SieErinnerungen daran?P: -- ja also sie sie, hatte schon blaue Flecken sie wurde schon auch, mal blau geschlagen abernur, äh in Verbindung mit, Alkoholeinfluß war das so, ja das war schon, mit Alkohol inVerbindung gestanden.I: <strong>und</strong> wie häufig kam das vor?P: also ich hab es einige Male erlebt ja, in der Zeit als mein Vater da warT: <strong>und</strong> wie ging es Ihnen dabei?P: ja ich habe mich sehr eingefühlt weil ich einfach Angst um sie hatte24


T: <strong>und</strong> wie haben Sie sich so in der Regel verhalten?P: ja meistens hat sie uns dann äh, sie hat uns dann weggeschickt oder ins Zimmer geschickt.das ist ja nie passiert wenn jetzt zum Beispiel mein Großvater da war oder wenn irgendeineandere Person noch, in der Wohnung war ist das ja nicht vorgekommen ja. es ist immer nurdann passiert wenn wir alleine waren, <strong>und</strong> äh, da hat man dann natürlich noch mehr Angstman hat ja niemand wo man jetzt hin kann oder Schutz suchen kann also muß man dasaushalten was, jetzt passiert oder man muß abwarten, denn Ansprechpartner hat man indem Moment ja nicht.T: haben Sie das Gefühl, daß diese Erlebnisse Ihnen später noch zu schaffen gemacht haben?P: ja, kann ich schon sagen das, ist eigentlich erst so, vor vier fünf Jahren so zum Ausbruchgekommen bei mir daß, ja es ist vor fünf Jahren kann ich sagen ist mir das ins Bewußtseingetreten wieder ja, ja als ich selbst, unglücklich war als ich selbst in die schwere Depressiongerutscht bin in einer Stimmung, da in dieser Zeit äh kamen diese Erlebnisse auch wiederraus.Die Beantwortung der letzten Frage seitens der Patientin führt zu derBewertung eines sog. „ungelösten Traumas„. Hier wird deutlich, daß dieBedrohungen in der Kindheit erst in Zusammenhang mit dem späterendepressiven Zusammenbruch (Im AAI-Manual als „strong behavioral reaction„bezeichnet) wieder ins Bewußtsein traten. Es ist anzunehmen, dass diePatientin diese Angstgefühle sehr lange „konserviert„, d. h. verdrängt hatte, dasie offenk<strong>und</strong>ig eine unauffällige seelische Entwicklung als Jugendliche <strong>und</strong>Erwachsene genommen hatte (wie der Analytiker auch bestätigte). Da diePatientin im <strong>Interview</strong> diese traumatischen Erfahrungen mit ihrer jetzigenängstlich-depressiven Reaktion assoziiert, kann dies als eine „verspäteteReaktion„ auf die traumatischen Erfahrungen interpretiert werden.Diskussion der Passung von bindungstheoretischer <strong>und</strong> psychoanalytischerPerspektive<strong>Das</strong> AAI erfasst die gegenwärtige Bewertung ihrer Bindungserfahrungen, diebei dieser Patientin durch ihre vorangehende zweijährige Psychotherapie gewissnicht unbeeinflusst geblieben ist. Der Ausdruck „earned-secure“ spiegelt dieseErrungenschaft wider.Der psychoanalytische Kliniker ist jedoch angesichts der unverändertenklinischen hochgradig pathologischen Lebenssituation der Patientin, mehr alserstaunt über diesen Bef<strong>und</strong>. Er <strong>und</strong> sein Supervisor assoziierten mit derPatientin eine „verwickelte/verstrickte“ Bindungsrepräsentation. DieserEindruck deckt sich mit der bisher raren Empirie zum Zusammenhangzwischen Bindung <strong>und</strong> Angststörung: Fonagy et al. (1996) fanden bei25


Angstpatienten einen überproportional hohen Anteil an „unsicher-verstrickter„Bindungsrepräsentation im Vergleich zu den anderen Bindungskategorien. Derhohe Anteil an dieser Klassifikation trennte jedoch die Angststörungen nichtsignifikant von anderen klinischen Gruppen in dieser Studie. Was jedochAngststörungen im Vergleich zu anderen Krankheitsbildern unterschied, war ihrüberproportional hoher Anteil an der Kategorie "ungelöste Trauer" (86% beiN=44).In der Übertragung-Gegenübertragungssituation fühlte sich der Analytikerhäufig veranlasst, die ärgerlichen, enttäuschten Affekte aufzunehmen, dieseines Erachtens die Patientin endlich zeigen müsste, wollte sie sich aus dieserVerstrickung lösen. Der abgewehrte Ärger, den der Analytiker in denherzphobischen Angstanfällen der Patientin identifiziert, <strong>und</strong> der sich auch inihren massiven Alpträumen manifestiert, taucht im AAI nicht auf. Da sie diesen, aus psychoanalytisch-klinischer Sicht ihr zu wünschenden Ärger <strong>und</strong>Empörung im AAI nicht zeigt, wird sie als „sicher-autonom“ eingestuft. Dieszeigt offensichtlich methodische Grenzen dieses <strong>Interview</strong>s bzw. liegt hier einedivergente Bewertung von Autonomie vor.Daraus ist zu folgern, daß Bindungsautonomie nicht mit psychischer Ges<strong>und</strong>heitbzw. Symptomfreiheit gleichzusetzen ist. In diesem Zusammenhang erscheintdie Arbeit von Fonagy et al. (1996) interessant, die nahelegt, daß in seinerStichprobe mit verschiedenen klinischen Gruppen die Patienten mit einer„Major Depression„ einen höheren Anteil an der Kategorie „sicher-autonom„aufwiesen im Vergleich zu den anderen Gruppen. Dieses Ergebnis deutet daraufhin, daß eine erworbene sicher-autonome Bindungsrepräsentation (earnedsecure) nicht als ein verläßlicher Schutzfaktor gegen eine depressiveEntwicklung proklamiert werden sollte. „Earned secure„-Personen waren in derRegel vernachlässigenden Erfahrungen in ihrer Kindheit ausgesetzt, die sie zwarüberdacht, sie aber dennoch nicht vor einer Erkrankung bewahrt haben (Dozieret al., 1999).An diesem dargestellten Fall wird eine Divergenz zwischen Bindungsmethodik<strong>und</strong> psychoanalytischer Betrachtung sichtbar. Hier gilt, eine klareDifferenzierung von Bindungstypologie <strong>und</strong> Psychopathologieaufrechtzuerhalten. Es ist möglich, daß die vorherige zweijährigePsychotherapie der Patientin zu einer hier veranschaulichten Fähigkeitverholfen hat, sich im AAI kohärent, wertschätzend <strong>und</strong> kooperativ zupräsentieren. Für ihren klinischen Zustand jedoch sehen die Maßstände andersaus; weitere Jahre niederfrequenter analytischer Arbeit mußten investiertwerden, bis die Patientin die Autonomie erlangen konnte, die ihreVerfangenheit in ihre traumatischen Erinnerungen auflösen konnten bzw. bis26


sie selbst einen angemessenen Ärger über die Mißstände in ihrer Kindheitentwickeln konnte.Die Hypothese des Analytikers „ungelöstes Trauma“ ließ sich mit der AAI-Auswertung bestätigen: Sowohl klinisch als auch im AAI ist die Identifizierungvon ungelösten traumatischen Erfahrungen, die die Patientin in ihrerEntwicklung schwerwiegend einschränkten, bzw. die Entwicklung einerPsychopathologie begünstigten, nachweisbar. Wie eingangs erwähnt, erscheintdie Betrachtung von desorganisierter Bindungstypologie für klinische Gruppenbedeutsam zu sein, während „organisierte“ Bindungsstrategien (sicher,distanziert, verstrickt/verwickelt) sich weniger dazu eignen, umpsychopathologische Krankheitsbilder voneinander zu trennen (s. a. Buchheim,2002).Schlußfolgerungen zur Passung zwischen bindungstheoretischer <strong>und</strong>psychoanalytischer BeurteilungNach Bowlby (1980) lernt das Individuum in Abhängigkeit von der Qualitätder Bindungserfahrung mit seinen Bezugspersonen realistische oder ehereingeschränktere Arten der Situationsbewertung <strong>und</strong> funktionale bzw.dysfunktionale Arten des Ausdrucks <strong>und</strong> der Regulierung von Gefühlen. Einesichere Bindungsrepräsentation zeigt sich auch in einer größeren Ich-Flexibilität, die sich in der situationsangemessenen Regulierung von Gefühlen,Impulsen <strong>und</strong> Verhalten ausdrückt. Personen mit einer unsicherenBindungsrepräsentation haben dagegen eine geringe Ich-Flexibilität, eherüberschießende oder vermeidende Reaktionen, die in ihrer Intensität nicht zurSituation passen, was sich beispielsweise in nicht adäquater Ängstlichkeit <strong>und</strong>Feindseligkeit niederschlägt. Adaptive Emotionsregulation bedeutet also dieFreiheit zu haben, trotz negativer Emotionen mentale Perspektiven zurBewältigung zu finden, die mit geringerer emotionaler Belastung einhergehen.Dies sind Eigenschaften, die man bei Patienten mit psychischen Störungenselten findet, zumindest nicht vor einer Behandlung (Steele <strong>und</strong> Steele, 2000);außerdem wird hierbei der Abwehrcharakter von beispielsweise einerAggressionshemmung wie bei unserer Patientin nicht in Betracht gezogen. Diehier dargestellten abweichenden Perspektiven verdeutlichen, daß der„Anspruch„ der Methodik des AAI bezüglich eines gelungenen, kohärentenDiskurses für klinische Populationen relativiert werden müßte, was wiederumin sich eine anspruchsvolle Aufgabe ist.Zusammenfassend läßt sich festhalten: Im ersten Fall des zwanghaftnarzißtischenPatienten deckt sich der Eindruck des Analytikers mit der AAI-27


Auswertung insofern, als die verstrickten Haßgefühle des Patienten auf denVater sowohl im AAI als auch in der Behandlung im Sinne einer robustenOrganisation seiner Bindungserfahrungen („Vater-Schema„) erkennbar werden.Der analytische Eindruck seiner mangelnden Autonomie <strong>und</strong>Distanzierungsfähigkeit <strong>und</strong> gewissen Maniriertheit der Sprache paßt ebensomit der AAI-Sicht zusammen. In der therapeutischen Arbeit verschiebt sichdann jedoch recht schnell die Vater-Thematik auf eher schambesetzte, rigideIdentifizierungen des Patienten mit seiner streng-bigotten Mutter, die mit demAAI- wie diskutiert – nicht erfaßt werden konnten, sondern sich allenfalls inseinem widersprüchlich, idealisierten Bild von der Mutter niederschlagen.Daraus kann gefolgert werden, daß komplexere Abwehrmanifestationen, dieÜber-Ich-Problematik, Scham oder Ödipalität betreffen, nicht Gegenstand desuns vorliegenden AAI-Schemas sind. Hier würde die zukünftige Anwendungdes AAI in klinischen Gruppen eine Erweiterung im Hinblick auf anderewichtige psychische Lebensbereiche betreffen, um ein klinisch vollständigeresBild zu erreichen. Problematisch dabei wäre wahrscheinlich, daß eineleichtfertige Erweiterung der klassischen Bindungstrilogie (Bindung, Trennung,Verlust) auf Kosten der eingangs erwähnten, bislang zuverlässigen <strong>und</strong> präzisenOperationalisierung des Bindungskonstrukts gingen; die Frage also was messenwir dann, wenn wir nach der psychoanalytischen Trias „Liebe, Genuß <strong>und</strong>Arbeit„ fragen?Im unserem zweiten Fall der ängstlich-depressiven Patientin verschätzte sichder Therapeut beträchtlich mit der im Auftakt illustrierten Behauptung, „allesim Leben der Patientin ist verwickelt„. Hier schnitt die Patientin aus AAI-Perspektive deutlich besser ab. Mit ihrer im AAI präsentierten Fähigkeit,verschiedene Perspektiven einzugehen, wertschätzend zu sein, zu verzeihen,offen negative Gefühle auszusprechen, „verdient„ sie sich eine sichereBindungsrepräsentation. Problematisch dabei ist, <strong>und</strong> das lernen wir von derpsychoanalytischen Perspektive, daß die Autonomie der Patientin im AAI impsychischen Funktionieren einen Abwehrcharakter haben kann. Hätte sie imAAI einmal auf ihre alkoholabhängige, vernachlässigende Mutter oder ihrenabwesenden, gewalttätigen Vater geschimpft, wäre dem Analytiker wohlergewesen. Andererseits bildet sich genau das im AAI ab, was sich auch in dertherapeutischen Beziehung widerspiegelt: Die Patientin will den Analytikernicht belasten <strong>und</strong> deponiert all die negativen Affekte in ihm. Diese komplexeForm der Abwehr, die einen interaktionellen Charakter in sich birgt, ist im AAInicht zu identifizieren. Ein „drittes Ohr„ bleibt dem Analytiker vorbehalten.Die Eindeutigkeit, mit der eine traumatische Genese ihrer Störung plausibelgemacht werden konnte, dürfte in diesem Fall das stärkste Argument für die28


Verwendung des AAI als zusätzliches diagnostisches Instrument impsychoanalytischen Prozess zu sein (s. a. Köhler, 1998; Steele <strong>und</strong> Steele, 2000;Buchheim <strong>und</strong> Kächele, 2001). Dabei hat die AAI-Auswertemethodik denVorteil, daß sie präzise textnah vorgeht. Meist versteckt sich in einem kleinenAusschnitt des Textes, daß ein Verlust oder eine Mißhandlung weitreichendeFolgen hatte, verleugnet, vergessen oder gar ungeschehen gemacht wird. <strong>Das</strong>strukturierte Augenmerk auf Schweregrad des Traumas bzw. Verlusts,Häufigkeit <strong>und</strong> Auswirkung, kann es dem Kliniker erleichtern, „erinnerbareoder erzählbare„ Traumata zu registrieren <strong>und</strong> im Dialog mit demBindungsforscher für die analytische bzw. therapeutische Arbeit nutzbar zumachen.LiteraturAbraham, N., <strong>und</strong> M. Torok (1987): Trauer oder Melancholie. Introjizieren -inkorporieren. Psyche, 55, 539-559.Ainsworth, M., et al. (1978): Patterns of attachment: Assessed in the strangesituation and at home. Hillsdale/NJ (Lawrence Erlbaum Associates).Bowlby, J. (1959): Über der das Wesen der Mutter-Kind Bindung. Psyche,13, 415-456.Bowlby, J. (1961): Die Trennungsangst. Psyche, 15, 411-464.Bowlby, J. (1961): Ethologisches zur Entwicklung der Objektbeziehungen.Psyche, 15, 508-516.Bowlby, J. (1969): <strong>Attachment</strong> and Loss. Vol. 1: <strong>Attachment</strong>. New York (BasicBooks).Bowlby, J. (1976): Trennung. Psychische Schäden als Folge der Trennung vonMutter <strong>und</strong> Kind. München. (Kindler).Bowlby, J. (1980): (Hrsg) <strong>Attachment</strong> and loss. Vol. 3: Loss, sadness anddepression. London (Hogarth Press).Bretherton, I. (1999): Internal working model in attachment relationships: Aconstruct revisited. In: J. Cassidy, <strong>und</strong> P. Shaver (Hg.) Handbook of<strong>Attachment</strong>. New York (Guilford Press), 89-111Buchheim, A., <strong>und</strong> H. Kächele (2001): <strong>Adult</strong> <strong>Attachment</strong> <strong>Interview</strong> einerPersönlichkeitsstörung: Eine Einzelfallstudie zur Synopsis vonpsychoanalytischer <strong>und</strong> bindungstheoretischer Perspektive.Persönlichkeitsstörungen Theorie <strong>und</strong> Therapie, 5, 113-130.Buchheim, A. (2002): Psychopathologie <strong>und</strong> Bindung im Erwachsenenalter. In:B. Strauß, A. Buchheim, H. Kächele (Hg.) Klinische Bindungsforschung.Stuttgart (Schattauer)Cassidy, J. (1999): The nature of the child´s ties. In: J. Cassidy, <strong>und</strong> P. Shaver(Hg.) Handbook of <strong>Attachment</strong>. New York (Guilford Press), 3-20Crowell, J.A., et al. (1996): Discriminant Validity of the <strong>Adult</strong> <strong>Attachment</strong><strong>Interview</strong>. In: S.C. Sommerville (Hg.) Child Development. Chicago/Illinois(The University of Chicago Press), 2584-2599.Dornes, M. (1998): Bindungstheorie <strong>und</strong> Psychoanalyse. Psyche, 4, 299-348.Dozier, M., et al. (1999): <strong>Attachment</strong> and psychopathology in adulthood. In: J.29


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