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Materialien für Schulen (PDF 2.2MB) - Mani Matter (1936–1972 ...

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MANI MATTER (1936 -1972)26.03.2013 - 08.09.2013Unterlagen <strong>für</strong> <strong>Schulen</strong>


MANI MATTER (1936-1972)26.03.2013 - 08.09.2013 (Wiederaufnahme)Unterlagen <strong>für</strong> <strong>Schulen</strong>Bildung & Vermittlung Landesmuseum ZürichLiebe Lehrerinnen und Lehrer<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> ist bis heute einer der populärsten Mundartdichter und Liedermacher der Schweiz.Mit seinem Witz, seiner Fantasie und seiner sprachlichen Gewandtheit gehört er zu den grossenSchweizer Künstlern des 20. Jahrhunderts. Der Berner hat ein herausragendes Liedgut hinterlassen,von dem bis heute Coverversionen produziert werden. Längst sind seine Titel auch zuVolksliedern geworden – gesungen im Schulunterricht und beliebt quer durch alle Generationen.Die Ausstellung im Landesmuseum Zürich zeigt Leben und Werk <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s.In inszenierten Räumen können Sie und Ihre Klasse bekannten Sujets aus <strong>Matter</strong>s Texten begegnen:dem Eisbären, dem Wüstenzelt, dem Parkingmeter oder der Eisenbahn. Ideale Kulissen,um sich der Person <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> und seinem Schaffen zu nähern.Viele Lieder, reichhaltiges Filmmaterial und spannende Hintergrundinformationen sind auf demiPad abrufbar. Jüngere Schülerinnen und Schüler können anhand einer <strong>für</strong> sie entwickelten iPad-Spur die Ausstellung auch selbstständig entdecken.Zur Vor- und Nachbereitung im Unterricht haben wir <strong>für</strong> Sie Unterlagen zusammengestellt,Vorschläge <strong>für</strong> einen Ausstellungsbesuch entwickelt und ausstellungsbezogene Aufträge <strong>für</strong> dieSchülerinnen und Schüler formuliert.Informationen zu Führungen und Workshops wie auch zum selbständigen Besuch der Ausstellung«<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>. 1936-1972» finden Sie unter www.manimatter.landesmuseum.ch. Alle weiterenAngebote <strong>für</strong> <strong>Schulen</strong> sind aufgeführt unter www.landesmuseum.ch in der Rubrik «<strong>Schulen</strong>».Wir freuen uns auf Ihren Besuch im Landesmuseum Zürich!Prisca Senn, Leiterin Bildung & Vermittlung Landesmuseum Zürich,_____________________________________________________________________________________________________________________Team Bildung & Vermittlung Landesmuseum ZürichPrisca Senn (Leitung), Stefan Damiano, Magdalena Rühl, Rebecca Sanders, Kinga SzantoMo-Fr 9.00-12.30 │ T. +41 (0)44 218 65 04 | fuehrungen@snm.admin.chSchweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung2


InhaltUnterrichtseinheiten <strong>für</strong> Schulklassen | Vorschläge <strong>für</strong> die AusstellungsbesichtigungPrimarstufe ab 4. Klasse 4Sekundarstufe I 4Sekundarstufe II 5Zur Ausstellung 6Hintergrund. Zum Zeitgeschehen | <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s Zeit 7Stationen der Ausstellung | Einführungen, Objekte (Auswahl), Lieder, Texte 101 Biografie 102 Jurist 123 Kindheit und Jugend 154 Liedermacher 195 Poet 246 Denker 277 Politik 308 Früher Tod 359 Inspiration 3810 Lieder 4111 Danach 42Medienverzeichnis | Literatur, Audio, Film/Fernsehen, Links 45Klassenmaterialien (KM) | Aufträge <strong>für</strong> Schülerinnen und SchülerKM 1 <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> Quiz 47KM 1 <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> Quiz (Lösungen) 48KM 2 «<strong>für</strong> mi sälber mir z’erkläre» 49KM 3 «Kunscht isch geng es Risiko» 50KM 4 «… und so blybt no sys lied» 51KM 5 <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> & Cover Songs 52KM 6 «Man sollte meine Lieder wörtlich nehmen,sollte dahinter aber auch etwas sehen können» 53KM 7 «... es braucht also welche, die fragen.» 54KM 8 «... wo sich die Gedanken mühelos in Worte verwandeln...» 55_____________________________________________________________________________________________________________________Impressum<strong>Materialien</strong> <strong>für</strong> <strong>Schulen</strong> zur Ausstellung «<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>. 1936-1972» im Landesmuseum Zürich27.05.2011 - 18.09.2011 │ Wiederaufnahme 26.03.2013 - 08.09.2013Konzept │ Zusammenstellung Inhalt │ Did. ImpulsePrisca Senn, Bildung & Vermittlung Landesmuseum Zürich und Nina Kägi, wiss. MitarbeiterinLektoratMatthias SennSchweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung3


Unterrichtseinheiten <strong>für</strong> SchulklassenVorschläge <strong>für</strong> die AusstellungsbesichtigungPrimarstufe ab 4. Klasse1. LektionAusgewählte Lieder von <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> im Unterricht vorstellen, einüben und singen.2. LektionBesuch der Ausstellung im Landesmuseum Zürich. Die Schülerinnen und Schüler entdecken dieAusstellung mit dem iPad (Spur <strong>für</strong> Kinder und Jugendliche) und/oder arbeiten mitKlassenmaterialien KM1 (<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> Quiz), KM2 (<strong>für</strong> mi sälber mir z’erkläre) oder KM3 (Kunschtisch geng es Risiko).3. LektionFilm (ev. ausgewählte Ausschnitte) gemeinsam betrachten «Warum syt dir so truurig?»Dokumentarfilm von Friedrich Kappeler. CH 2002; 88 Min. Schweizerdeutsch, Untertitel D/F.4. LektionBeobachten und Erzählen: Eine Alltagszene (Schulhausplatz, zu Hause, auf dem Bahnhof, in derBadanstalt, auf dem Fussballplatz) beschreiben und als Geschichte in Reimform verfassen, evt.Vertonen.5. LektionSchülerinnen und Schüler recherchieren Coversongs und stellen diese vor: <strong>Matter</strong> Rock undaktuelle Songs (bspw. Greis: Kolumbus, 2009 / Guillermo Sorya: Dr Sidi Abdel Assar vo El Hama,2011).Sekundarstufe I1. LektionBesuch der Ausstellung im Landesmuseum Zürich. Schülerinnen und Schüler arbeiten in derAusstellung mit Klassenmaterialien KM 1 (<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> Quiz), KM 3 (Kunscht isch geng es Risiko),KM 4 (… und so blybt no sys lied) oder KM 6 (Man sollte meine Lieder wörtlich nehmen...).2. LektionCover Songs. Gemeinsames Hören und/oder Anschauen einiger Cover Songs (Material sieheunter Medienverzeichnis). Als Hausaufgabe Auftrag KM 5 (Cover Songs) lösen und evt. weitereCover Songs recherchieren.3. LektionSchülerinnen und Schüler präsentieren ihre verfassten Texte zum Coversong. Diskussion.4. LektionVorführung Film «Warum syt dir so truurig?» Dokumentarfilm von Friedrich Kappeler. CH 2002; 88Min. Schweizerdeutsch, Untertitel D/F.Diskussion.Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung4


Sekundarstufe II1. LektionBesuch der Ausstellung im Landesmuseum. Schülerinnen und Schüler arbeiten mit denKlassenmaterialien KM 6 (Man sollte meine Lieder wörtlich nehmen...) oder KM 7 (... es brauchtalso welche, die fragen). Die Schülerinnen und Schüler lösen als Aufgabe KM 5 (Cover Songs).2. LektionVorstellen der Texte und Diskussion. Evt. Gemeinsames Anschauen und Diskussion weitererCover Songs. Ausschnitte aus Film «Warum syt dir so truurig?» Dokumentarfilm von FriedrichKappeler. CH 2002; 88 Min. Schweizerdeutsch, Untertitel D/F. und /oder Sendungen SFVideoportal.3. LektionFokus Sprache KM 8 (... wo sich die Gedanken mühelos in Worte verwandeln...). Varianten: dieSchülerinnen/Schüler erhalten denselben Liedtext, erhalten verschiedene Liedtexte oder wählenselbst einen Liedtext von <strong>Matter</strong> (Gruppen- oder Einzelarbeit).Diskussion.4. LektionLektüre und Diskussion diverser Texte von und über <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> (siehe Auswahl Texte Stationender Ausstellung und Medienverzeichnis).Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung5


Zur AusstellungErster RaumEingang; Bühne mit <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s Übungsgitarre; Biografie <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>1. Station BiografieZweiter RaumLeben und Werk; Vitrinen mit Objekten und Dokumenten aus seinem Nachlass/Leihgaben; einigeseiner berühmten Lieder als Inszenierungen, bspw. Dr Eskimo, Bim Coiffeur2. Station Jurist3. Station Kindheit und Jugend4. Station Liedermacher5. Station Poet6. Station Denker7. Station Politik8. Station Früher TodDritter RaumInspirationsquellen; im Zentrum ein Wüstenzelt in Anlehnung an <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s Lied Arabisch (DrSidi Abdel Assar vo El Hama); Lieder und Coverversionen9. Station Inspiration10. Station Lieder11. Station DanachWichtiger Hinweis zum iPadLieder, Liedtexte, Filme, Hintergrundinformationen zu den ausgestellten Objekten sind via iPadzugänglich.Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung6


Hintergrund. Zum Zeitgeschehen<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s ZeitVon Pascale Meyer, Historikerin und Kuratorin der Ausstellung «<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> (<strong>1936–1972</strong>)»Werden Persönlichkeiten aus dem politischen, wirtschaftlichen oder dem kulturellen Leben derSchweiz in einem kulturhistorischen Museum zum Thema gemacht, so ist es fast unerlässlich, denBlick auch auf das Zeitgeschehen und die damaligen gesellschaftlichen Entwicklungen zu richten.Die Einbettung in den gesellschaftlichen Kontext bietet die Chance, das Werk und die Rezeptioneines Künstlers in einem andern Licht zu sehen und ein besseres Verständnis da<strong>für</strong> zu gewinnen.Im Fokus stehen dabei die 60er und frühen 70er Jahre des 20. Jahrhunderts – die beidenJahrzehnte, in denen <strong>Matter</strong> sein kreatives Potenzial entfaltet und Bekanntheit erlangt hat.Mit seinem Jahrgang 1936 würde <strong>Matter</strong> von den Historikern heute zu den Vertretern dersogenannten „Nutzniesser der Goldenen Jahre― gezählt werden. Damit sind die 50er und 60erJahre gemeint, die als Übergangsperiode von der Mangel- zur Überflussgesellschaft bezeichnetwerden können. Nach dem Krieg setzen die Jahre des wirtschaftlichen Aufbruches und derHochkonjunktur ein. Die Infrastruktur erfährt eine rasche Entwicklung, eine grosse Bautätigkeit mitdem Nationalstrassenbau und der Agglomerationsbildung ist zu verzeichnen. Zudem werdenzahlreiche grosse Energieprojekte realisiert. Gleichzeitig steigt der Lebensstandard an, und einneuer Lebensstil, die „Amerikanisierung―, setzt sich durch: Grosse Selbstbedienungsläden,zunehmend erschwingliche Autos sowie zahlreiche Konsum- und Kulturgüter wie das neueFernsehgerät, das den Durchbruch am Ende dieses Jahrzehnts schafft, verändern denschweizerischen Alltag markant.1 Das Zeitalter des Massenkonsums: die 60er- und 70er-Jahre. Foto: RDB.Auf der politischen Ebene hat der Kalte Krieg auch Auswirkungen auf die Schweiz: DasAufrüstungskonzept mit dem anfänglichen Versuch einer eigenen atomaren Bewaffnung weichtspäter dem Prinzip der Landesverteidigung mit dem Bau von über 270'000 Zivilschutzräumen.Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung7


Die Neutralität, nach dem Krieg vom Ausland noch kritisch beurteilt, gelangt in den 50er Jahrenlangsam wieder international zu Ansehen. Und schliesslich folgt die Regierungszusammensetzungauf Bundesebene ab 1959 der „Zauberformel―, dem Schweizer Konkordanzsystem, das während44 Jahren gültig bleibt.Eine Erschütterung erfährt die Schweiz, als die sogenannten Studentenunruhen ausbrechen. Einejunge Generation, die vom Ausland, vor allem von Frankreich, beeinflusst ist, fordert Freiräumeein, hinterfragt Autoritäten und Institutionen, kritisiert das Arbeitsethos und das Konsumverhaltender Elterngeneration und zieht das bürgerliche Ehe- und Familienideal mit den gemeinschaftlichenBindungen in Zweifel.2 Rock- und Popmusik: Der Auftritt der Rolling Stones in Zürich 1967 löst Tumulte aus. Foto: ASL, Schweizerisches Nationalmuseum.3 Die Globus-Krawalle in Zürich 1968: Die Zürcher Jugendlichen besetzen das Globus Provisorium; sie fordern ein autonomes Jungendzentrum. Eskommt zu Strassenschlachten. Foto: ASL, Schweizerisches Nationalmuseum.Prägend ist auch die Rock- und Pop-Kultur, welche die Schweiz ab den 60er Jahren erreicht. Die Musikwird <strong>für</strong> viele zum idealen Vehikel, um dieses neue Lebensgefühl, das Gefühl von Revolte und Aufbruch, zutransportieren und den durchaus gewollten Bruch mit der Generation der Eltern zu inszenieren. Dies zeigtsich 1967 beim ersten Auftritt der Rolling Stones in der Schweiz, im Zürcher Hallenstadion, der Protesteund Tumulte auslöst. Dass einige der grossen Rockstars wie Janis Joplin, Jimmy Hendrix und Jim Morrisonden Drogentod sterben, vergrössert die Aura dieser Ikonen zusätzlich.4 Love, peace and happiness: Die Losung der Hippie Bewegung, die von Amerika ausgehend auch die Schweiz Ende der 60er Jahre erreicht. Foto:ASL, Schweizerisches Nationalmuseum.5 Foto der Landesausstellung 1964. Foto: ASL, Schweizerisches Nationalmuseum.Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung8


Leisere Töne, mit Worten und durch Schriften, schlagen die Intellektuellen an, Schriftsteller wie Max Frischoder Paul Nizon („Diskurs der Enge―). Sie leiden am sogenannten „helvetischen Malaise― (Max Imboden,1964) und an der Enge und Kleinheit der Schweiz. Anders Karl Schmid, der Zürcher Literaturprofessor undzeitweilige Rektor der ETH: Er plädiert <strong>für</strong> den Kleinstaat als „festes Haus mit offenen Türen―. In seinerSchrift „Unbehagen im Kleinstaat― (1963) unterstellt er Schweizer Intellektuellen, die sich auch andeutschen und französischen Debatten orientieren, dass sie es nicht aushalten, auf den helvetischen„Zwischenraum zwischen den grossen Nationen― verwiesen zu sein.Auch die Landesausstellung von 1964 (Expo) drückt diese Zerrissenheit aus und zeigt eine gespalteneSchweiz: einerseits eine durchaus selbstkritische, moderne, weltoffene Schweiz, die durch technischenFortschritt glänzt; anderseits aber ein nach wie vor vom Kalten Krieg geprägtes Land, sichtbar im sog.Beton-Igel-Bau, dem Militärpavillon, der die „totale Landesverteidigung― zum Thema hat.In diesem geistigen Klima, das von der Spannung zwischen Konservativismus, Fortschritt und Revolte, vonKaltem Krieg und Popkultur geprägt ist, betreten ab 1965 die Berner Troubadoure und mit ihnen vor allem<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> die Kleinkunstbühnen der Schweiz, die zu Schauplätzen einer neuen, schweizerischen„Liedermacher-Kultur― werden. Indem er mit einem Gespür <strong>für</strong> die Verwerfungen und Erschütterungendieser Jahre seinen eigenen Weg geht, trifft er den Nerv der Zeit – und schafft mit seinen Chansons dochein beinah zeitloses Werk.Pascale Meyer, <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s Zeit. In: <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> (1936-1972). Hg. von Wilfried Meichtry und Pascale Meyer, Scheizerisches Nationalmuseum undZytglogge Verlag, Oberhofen a. Th. 2011, S. 9-12.Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung9


Stationen der Ausstellung1 BiografieÜbungsgitarre von <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>. Mit 17 fängt <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> an Gitarre zu spielen. Da er nie Unterrichtsstunden nimmt, gibt er auf die Frage, wie langeer schon Gitarre spiele, zur Antwort: „Das habe ich bis heute noch nicht gelernt.― (Interview Schwyzer Zeitung, 13.3.1970). Leihgabe:Schweizerisches Literaturarchiv SLA, Bern, Nachlass <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>.1936 4. August: geboren als Hans Peter <strong>Matter</strong> in Bern, Sohn von Erwin <strong>Matter</strong> undWilhelmina <strong>Matter</strong>-de Haan.ab 1950 <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> entdeckt die Chansons von Maurice Chevalier und Georges Brassens.1952-55 Gymnasium Kirchenfeld Bern.1952 Erstes Chanson Dr Rägewurm, nach einer Melodie von Georges Brassens.1956-1961 Jus-Studium an der Universität Bern.1960 Im Radio Bern werden zum ersten Mal Lieder von <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> gesendet(u.a. Ds Lotti schilet, Dr Ferdinand isch gstorbe).1961 Patentierung als Bernischer Fürsprecher (Anwalt), Assistent <strong>für</strong> Öffentliches Rechtan der Universität Bern.1963 Heirat mit Joy Doebeli und dann Geburt der Kinder Sibyl, Meret und Ueli.1965 Juristische Dissertation.ab 1966/67 Auftritte mit den Berner Troubadours, zuerst im Raum Bern, dann in derganzen Deutschschweiz.ab 1966 Erste Schallplatten: I han en Uhr erfunde (1966), Alls wo mir id Fingerchunnt (1967) und Hemmige (1970).1967-68 Aufenthalt in Cambridge. Arbeit an der Habilitation.ab 1970 <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> wird Rechtskonsulent der Stadt Bern, gleichzeitigLehrauftrag an der Universität Bern.<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> tritt vermehrt allein auf, bis zu 100 Auftritte im Jahr.1971 Erste Auftritte mit eigenem Soloprogramm (u.a. im Luzerner Kleintheater vonEmil Steinberger).1972 24. November: Auf dem Weg zu einem Auftritt in Rapperswil /SGverunglückt <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> tödlich.Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung10


Objekte (Auswahl)Übungsgitarre von <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>; Typoskript Us emene lääre Gygechaschte; Konzertplakate.Lied (Leitlied Station Ausstellung)Das Lied Us emene lääre Gygechaschte gilt als Inbegriff von <strong>Matter</strong>s Poetik und steht <strong>für</strong> seinliterarisches Vermögen.Us emene lääre Gygechaschteus emene lääre gygechaschteziet er sys inschtrumäntund dr chaschte verschwindetund er spilt ohni bogenes lied ohni wortund er treit e zilinderdoch drunder ke chopfund ke hals und ke lybkeni arme no beidas het er alles verloren im chriegund so blybt no sys liednume das isch no dadenn ou e zilinderhet er nie kene gha<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>: Us emene lääre Gygechaschte, in: <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Us emene lääre Gygechaschte. Berndeutsche Chansons, Amman Verlag 2003, S. 61.Zusammenfassung Aus einem leeren GeigenkastenEin Mann zieht aus einem leeren Geigenkasten ein Instrument, und der Kasten verschwindet. Erspielt ohne Bogen ein Lied ohne Worte. Er trägt einen Zylinder, doch darunter keinen Kopf... hatkeinen Hals und keinen Leib, weder Arme noch Beine, denn all das hat er verloren im Krieg.Und so bleibt nur sein Lied. Denn auch einen Zylinder hatte er nie.Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung11


2 Jurist<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> im Büro vor einem Bild des Berner Künstlers Peter Stein, 1972. Foto:Albert Winkler.<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> wollte als Kind zuerst Clown, dann Koch,Architekt oder Ingenieur werden. Doch schliesslichentschied er sich, wie sein Vater Rechtswissenschaftenan der Universität Bern zu studieren, und wurdeFürsprecher.Eine akademische Laufbahn wäre denkbar gewesen;seine Habilitation, praktisch vollendet, blieb aber liegen.1970 wurde er Rechtskonsulent der Stadt Bern.Gleichzeitig lehrte er Staats- und Verwaltungsrecht ander Universität Bern.Juristischer Beruf und Lehre sowie seine künstlerischeBerufung waren bei <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> keine Gegensätze.Studierende und Berufskollegen lobten seinenjuristischen Scharfsinn.Objekte (Auswahl)Schreibmaschine von Joy und <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>; Dissertationvon <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, 1965; Strafmandat der Stadt Bern,1969; Ordnungsbusse <strong>für</strong> <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> von Fr. 20.- <strong>für</strong> das „Loslassen der Pedale beim Fahren mitMotorrad― am 20. Mai 1969; Bild (ohne Angaben) des Berner Künstlers Peter Stein (*1922), dasbis zum Tod <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s in seinem Büro hing und heute in der Anwaltskanzlei seiner TochterSibyl ist; drei Zeichnungen von <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>; Büro als Inszenierung.Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung12


Lied (Leitlied Station Ausstellung)Är isch vom Amt ufbotte gsyär isch vom amt ufbotte gsy am frytig vor de nüünebi straf im unterlassigsfall im houptgeböid block zwoim büro hundertsächsevierzg persönlech ga z’erschyneund isch zum houptportal am halbi nüüni ynechovom ygang d’stägen uf und de nach rächts het er sech gwändetisch dür ne länge gang de wider rächts und de gradusde zrügg und wider linggs bis wo dr koridor het gändetde wider zrügg und gradus wyter meh und meh konfusi sött doch, het er dür die lääre gäng grüeft, vor de nüünebi straf im unterlassigsfall im houptgeböid block zwoim büro hundertsächsevierzg persönlech ga erschyne –und dür die lääre gäng da het me ds echo ghört dervohie bin i, het er tänkt, scho gsy, nei dert bim egge chumeni villicht wider, nei s’isch anders warum geits jitz dai ha doch gmeint aha jitz no dert vornen einisch umewas isch de das da geits jitz weis i nümme won i staund dä wo isch ufbotte gsy am frytig vor de nüünebi straf im unterlassigsfall im houptgeböid block zwoim büro hundertsächsevierzg persönlech ga z’erschyneisch immer wyter gloffen und isch nie meh umecho<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>: Är isch vom Amt ufbotte gsy, in: <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Us emene lääre Gygechaschte. Berndeutsche Chansons, Amman Verlag 2003, S. 14-15.Zusammenfassung Aufgebot vom AmtEin Mann wird von einer nicht näher bezeichneten Behörde vorgeladen, an einem bestimmtenTag, unter Strafandrohung im Unterlassungsfall, zu erscheinen.Pünktlich findet sich der Mann an besagtem Tag vor dem Amtsgebäude ein. Er tritt durch dasHauptportal, steigt Treppen hoch, geht leere Korridore entlang. Auf der Suche nach dem gefragtenBüro verirrt er sich in den sich immer weiter windenden Treppen und Korridoren, die alle gleichaussehen. Auf seinen Hilferuf ertönt nur sein Echo. Und der Mann, der vom Amt aufgeboten war,irrte weiter und weiter und ward nie mehr gesehen.Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung13


TexteGedichtEs ist verboten,andere Leute zu belästigen,habe ich gelesen.Verbote sind lästig.Also sind Verbote auch verboten.Wenn aber Verbote auch verboten sind,so ist es auch verboten,Verbote zu verbieten.Also dürfen VerboteNicht verboten werden.Also auch nicht das Verbot,andere Leute zu belästigen.Verbote sind aber lästig.(Wäre auch berndeutsch möglich.)<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>: Sudelhefte, Rumpelbuch. Tagebuch IV, Eintrag 21, Zürich 2003, S. 121.TagebucheintragWenn ich sehe, welch ein Roman in jedem Straf- und manchem Zivilgerichtsdossier steckt, undzudem erwäge, wie vieler solcher Akten es auf der Welt gibt, bin ich wirklich versucht, mit LudwigHohl die Romanform als überholt zu bezeichnen. Äussere Ereignisse, Lebensläufe,Liebesgeschichten können angesichts solcher niedergeschlagener Wirklichkeit einen Schriftstellerkaum noch interessieren. Es zeigt sich aber – auch darin hat Hohl recht –, dass das innereGeschehen unbegrenzt ist, unbegrenzt auch in seiner Faszinationskraft.<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Sudelhefte, Rumpelbuch. Tagebuch I, Eintrag 38, Zürich 2003, S. 20-21.Brief an Fritz Widmer„Du hast wohl gehört, dass ich die Stelle, die mir die Stadt angeboten hat, derentwegen ich nachBern gekommen bin, nun angenommen habe. So bin ich ab 1. Januar des nächsten Jahres einrichtiger Beamter, mit fester Arbeitszeit und Pensionsberechtigung, Büro im Zunfthaus zumDistelzwang, 2. Stock, neben Guido Schmezer, mit dem ich die Sekretärin teile. Das wird mirschon sehr ungewohnt sein. Stell Dir vor, die Keiben fangen um halb Acht an zu bügeln! Undtrotzdem: kannst Du Dir denken, dass ich mich irgendwie freier fühle, seit ich diesen Postenangenommen habe? Ich bin richtig froh, von der Uni wegzukommen. Komisch, aber es ist so. DerStadtschreiber hat mir, als wir die Stelle besprachen, in Aussicht gestellt, wenn ich dann –nachdem ich diese Arbeit, <strong>für</strong> die ich angestellt werde, erledigt hätte – bei der Stadt bleiben wollte,so hätte ich die Aussicht, sein Nachfolger zu werden. In 16 Jahren wäre es soweit. Das töntnatürlich schrecklich, aber, ob Du es glaubst oder nicht, ich schliesse das gar nicht von vornhereinaus. Nicht, dass ich mich darauf festlegen wollte, aber ich denke manchmal: Sollte ich nicht dieJuristerei ein <strong>für</strong> allemal zum Broterwerb degradieren, und daneben zuversichtlich mich mitanderem befassen? An der Uni hat man immer das Gefühl, dieser elende Job sollte einem ganzausfüllen, und gopfridstutz, das ist er einfach nicht wert. Itäm, das sind so müssige Gedankenüber die Zukunft. Und jedenfalls: ab 1.1.68 bin ich Beamter.―<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> in einem Brief an Fritz Widmer, Cambridge, 19.3.1967. SLA Bern, Nachlass <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>.Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung14


3 Kindheit und Jugend1 <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> in den frühen 1940er-Jahren. „<strong>Mani</strong> muss als Kind so etwas wie ein fröhlicher Grübler gewesen sein. Nachdenklich, ein Philosophwohl schon damals, aber auch gesellig, beliebt bei seinen Kameraden.― (Franz Hohler in: Franz Hohler, <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>. Ein Porträtband. Düsseldorfund Zürich, 3. Auflage 2001, S. 25). Foto: privat, Joy <strong>Matter</strong>.2 <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> als Pfadfinder, um 1948. Mit 8 Jahren tritt er den „Wölfli― bei, der Vorstufe der Pfadfinder. Er bleibt zeitlebens ein begeisterterPfadfinder. Für einen Pfadfinderabend entsteht sein erstes berndeutsches Chansons, Dr Rägewurm 1953. Foto: privat, Joy <strong>Matter</strong>.3 <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> bei seinem ersten Auftritt an einem Schulfest des Gymnasiums Kirchenfeld in Bern am 12. Juni 1954. Foto: privat, Joy <strong>Matter</strong>.4 Die Familie <strong>Matter</strong> im Dezember 1967 in Cambridge. „So sah sich <strong>Mani</strong> zu seiner eigenen Verwunderung auch in der Rolle des Familienvaters.Vielleicht war es die Rolle, die ihm am meisten entgegenkam. Es war die menschlichste von allen und auch diejenige, die ihn daran hinderte, nochfleissiger zu werden.― (Franz Hohler, in: Franz Hohler, <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>. Ein Porträtband. Düsseldorf und Zürich, 3. Auflage 2001, S. 47). Foto: privat,Joy <strong>Matter</strong>.Hans Peter <strong>Matter</strong> wurde am 4. August 1936 geboren und wuchs mit seiner Schwester Helen inBern auf. Der Vater Erwin und die holländische Mutter Wilhelmina de Haan erzogen ihre Kinderfranzösisch sprechend. Das Berndeutsche erwarb <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> in der Schule. Mit Reimspielen undGeschichten weckte der sprachbegeisterte Vater früh die Fantasie und das sprachliche Gespürseiner Kinder.Nach der Primarschule besuchte <strong>Mani</strong> das Progymnasium und danach das Gymnasium.<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> äusserte in einem Interview, dass er in der Primarschule ein guter Schüler gewesensei, doch später, da sei er immer weiter in der Rangordnung der Klasse abgerutscht –wahrscheinlich, weil er faul gewesen sei... Seine Lehrer nahmen ihn durchaus als engagierten wieauch kritischen und eigenständig denkenden Schüler wahr.Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung15


Die Zeit bei den Pfadfindern prägte seine Kindheit; <strong>Mani</strong> war eigentlich sein Pfadiname. <strong>Mani</strong>hiess nämlich zum Vornamen Hans Peter. Seine holländische Mutter nannte ihn in ihrerMuttersprache Jan; diesen Namen sprach <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s Schwester Helen mit „Nani― aus, darauswurde bei den Pfadfindern „<strong>Mani</strong>―. Mit der Zeit nannten ihn alle nur noch <strong>Mani</strong> und unter diesemNamen ist er bis heute bekannt. Während seiner Zeit bei den Pfadfindern sind seine ersten Lieder,Gedichte und kurzen Theaterstücke entstanden und zur Aufführung gekommen.Kindheit und Jugend sind insgesamt unbeschwert, erschütternd <strong>für</strong> den 17jährigen ist derplötzliche Tod der Mutter.Mit 24 Jahren lernte er 1960 Joy Doebeli, Tochter eines Berners und einer Engländerin, beimSkifahren in Grindelwald kennen. Die beiden heirateten 1963 und wohnten mit ihren dreigemeinsamen Kindern Sibyl, Meret und Ueli in Wabern bei Bern. Für <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> war seine Frauimmer das ‚erste Publikum‘. Joy Doebeli war Sekundarlehrerin und später Politikerin. Für dasJunge Bern und dann auch <strong>für</strong> die Grünen war sie von 1978 bis 1988 Grossrätin des KantonsBern und von 1989 bis 1996 Gemeinderätin und Schuldirektorin der Stadt Bern.Objekte (Auswahl)Geburtsschein von <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>; Taufschein von <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>; Pfadigurt von <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>;Pfaditasche von <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>; Aufsatzheft von <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> aus dem Kirchenfeldgymnasium, 1953;Zeugnis von <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, aus dem Schuljahr 1947/48 im Progymnasium am Waisenhausplatz inBern.Lied (Leitlied Station Ausstellung)Dr Bärnhard <strong>Matter</strong> (Ahneforschig)<strong>für</strong> mi sälber mir z’erklärebin i mal mym stammboum naha vo undre zweige här echly die nuss probiert z’verstahwär da alles mir verwandt ischhan i gluegt, us quelle gschöpftnumen eine wo bekannt ischworde git’s: dä hei si gchöpfts’isch dr gouner bärnhard matterus em aargou win ig owen o nid my urgrossvatterurgrossungglen allwäg schodä het da vor hundert jahreüsem gschlächt e wäg bestimmtwin i jitz ersch ha erfahredass eim nüt meh wundernimmtär het i sym läbe gstolewas im isch id finger chound was nid isch cho ga z’holehet är gärn d’müe uf sech gnoisch gar mängisch z’nacht ydrungedür ne hüenerstall i ds husund isch mit zwo gröikte zungenund zäh gulddukate drusSchweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung16


drü- viermal het me ne gfangehet ne ds gricht i ds gfängnis gstecktaber är, s’isch nid lang gangehet e fluchtwäg gäng usghecktdie diät vo brot und wasserhet er ungärn zue sech gnound het alls dra gsetzt <strong>für</strong> dass erin e bessri peiz isch chodas het müesse ds gricht verdriessees het zletscht befähl erla- nid die gfängnis besser z’bschliessenei däm schelm dr chopf abzschlads halben aargou isch cho gschouewin es schwärt dr oberscht bitzvo mym vorfahr het abghouewi vom weichen ei dr spitzdrumm chan i nüt garantierewas’s us mir no alles gits’cha no mängs mit mir passieredenn da spilt d’vererbig mitund we dir ds gfüel heit dertdürechönn nech sicher nüt ebchos’chunnt uf ds mal en unggle <strong>für</strong>ewo dir nüt heit gwüsst dervos’chunnt uf ds mal en unggle <strong>für</strong>ewo dir nüt heit gwüsst dervo<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>: Dr Bärnhard <strong>Matter</strong>, in: <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Us emene lääre Gygechaschte. Berndeutsche Chansons, Amman Verlag 2003, S. 28-29.Zusammenfassung Der Bernhard <strong>Matter</strong>Um mehr über mich selbst zu erfahren, habe ich den Stammbaum der Familie <strong>Matter</strong> studiert.Darunter fand ich einen einzigen bekannten Vorfahren: den Gauner Bernhard <strong>Matter</strong>. Er stahl inseinem Leben, was ihm in die Finger kam. Drei-, viermal nahm man ihn gefangen, doch jedes Malfand er wieder einen neuen Fluchtweg. Schliesslich wurde er geköpft.Wie ich selbst stammt auch er aus dem Aargau. Und wenn er doch nicht mein Urgrossvater ist, sowomöglich ein Urgrossonkel. Vor hundert Jahren bestimmte er den Weg des Geschlechts der<strong>Matter</strong>s. So bleibt offen, was aus mir noch werden wird, denn die Vererbung spielt da mit.Wer nun das Gefühl hat, vor solchen Geschichten verschont zu bleiben, soll sich dessen bewusstsein: Man ist sich eines solchen Onkels im Familienstammbaum nie ganz sicher.Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung17


Weiterer LiedtextDi Strass won i drann woneir lüt, i wonen anere strassund nid symbolisch meinen i dasi wonen anere strass, wi gseitwo zum fridhof geiti cha vom fänschter us d'umzüg gsehmit efeuchränz und bluemebouquetwen alben eine derhär chunnt damit de füess voraen andre vilicht mahneti dasgeng dra, gly näm dr schryner scho ds massou ihm <strong>für</strong> ds tannige letschte chleidund das tät ihm leidIg aber findes schön das mys bettvorlöifig no ke holztechel hetund das i geng no dr himel gsehfröit mi drum descht mehdie strass won i drann wonen isch zwarso dänken i e sackgass s'isch wahrhingäge <strong>für</strong> mi und i gniesse dasno ke einbahnstrass<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>: Di Strass won i drann wone, in: <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Us emene lääre Gygechaschte. Berndeutsche Chansons, Amman Verlag 2003, S. 60.TexteBrief an die MutterLiebe Mutter,wir leben in Zelten,waschen uns seltenund nähren uns von Studentenfutter,Tee und Gschwellten.Liebe Mutter, du sollst uns deswegen nicht schelten.Es sind verschiedene Weltenunsre und deine.Aber ich meine:Buben, die unsre nicht lassen gelten,weil sie sie gar nicht richtig kennen,weil sie sich nie von zuhause trennen.Stets nur den Eltern ins Schilee grennen –sind selbst die Geprellten!<strong>Mani</strong>Brief aus dem Lager, in: Franz Hohler, <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>. Ein Porträtband. Düsseldorf und Zürich, 3. Auflage 2001, S. 27.Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung18


4 Liedermacher1 <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> bei einem Solo-Auftritt, undatiert. Foto: Lukas Landmann, Schweizerisches Literaturarchiv SLA, Bern, Nachlass <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>.2 Die sechs Berner Troubadours von hinten links nach vorne: Fritz Widmer (1938-2010), <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> (1936-1972), Jacob Stickelberger (*1940),Ruedi Krebs (*1938), Markus Traber (1946-2010) und Bernhard Stirnemann (1936-2011). Zwischen 1965 und 1971 trat <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> im Programmder Berner Troubadours auf. Diese Gruppierung gab es in unterschiedlichen Formationen bis 2009. Letztes gemeinsames Programm der fünfBerner Troubadours:‘s het, so lang’s het (2009). Foto: privat, Ruedi Krebs.3 <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> mit Franz Hohler bei einem Konzert <strong>für</strong> Amnesty International im Zürcher Hechtplatz-Theater, 25. Oktober 1970. Franz Hohler(*1943) ist Schriftsteller und Kabarettist und war freundschaftlich mit <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> verbunden. Foto: Bruno Kirchgraber, Zürich.4 Eisbär in der Ausstellung «<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> (1936-1972)» im Landesmuseum Zürich, zum Lied Dr Eskimo.Zwischen 1953 und 1972 verfasste <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, beeinflusst vom französischen Chanson, überhundert Lieder in Berner Mundart. Die ersten Auftritte erfolgen an Pfadfinderabenden undSchulanlässen. Klaus Schädelin, Berner Gemeinderat und Autor des Jugendbuches Mein Nameist Eugen, war begeistert von <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s Chansons und nahm sie auf Tonband auf. 1960wurden zum ersten Mal Lieder von <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> am Radio gesendet. Ab 1966 folgten Auftritte mitden Berner Troubadours, Bernhard Stirnemann, Ruedi Krebs, Markus Traber, Fritz Widmer undSchweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung19


Jacob Stickelberger, in der Deutschschweiz. 1971 trat <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> erstmals alleine auf, unteranderem im Kleintheater von Emil Steinberger in Luzern.Objekte (Auswahl)Schallplatte der Berner Troubadours; Typoskript Dr Eskimo, um 1959; Typoskript D’Nase, 1965;Skizzen <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s zu den Liedern Dr Eskimo/D’Nase; Eisbär als Inszenierung.Lied (Leitlied Station Ausstellung)Dr Eskimokennet dir das gschichtli schovo däm armen eskimowo in grönland einisch sotruurig isch um ds läbe choär het dank em radiofröid ar musig überchound het tänkt das chani i oso isch är i ds unglück chonämlech är het sech <strong>für</strong> zwofläsche läbertran es noguet erhaltes cembalogchouft und hets i d’höli gnodoch won är fortissimogspilt het uf sym cembaloisch en ysbär ynechohet ne zwüsche d’chralle gnokunscht isch geng es risikoso isch är um ds läbe chound dir gseht d’moral dervochoufet nie es cembalosüsch geits öich grad äbesowi däm armen eskimowo in grönland einisch sotruurig isch um ds läbe chooooo<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>: Dr Eskimo, in: <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Us emene lääre Gygechaschte. Berndeutsche Chansons,Amman Verlag 2003, S. 20-21.Zusammenfassung Der EskimoDies ist das Lied des armen Eskimos, der in Grönland einst traurig ums Leben kam.Er hörte Musik im Radio und dachte: Das kann ich auch. Er kaufte sich <strong>für</strong> zwei FlaschenLebertran ein Cembalo und nahm es mit in seine Höhle. Doch als er zu laut spielte, kam einEisbär herein und nahm ihn zwischen die Krallen.Kunst ist immer ein Risiko, und Sie verstehen sicher die Moral: Kaufen Sie nie ein Cembalo, sonstgeht es Ihnen genau wie dem Eskimo, der in Grönland einst so traurig ums Leben kam.Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung20


Weitere LiedtexteBallade (Lied zum Film „Dällebach Kari“)s’isch einisch eine gsy, dä hetvo früech a drunder glittedass ihn die andre geng usglachet heiam afang het er grännethet sech mit den andre gstrittes nützt nüt, das isch ja nume was si weiwenn’s mänge truurig macht, wo d’lütsech luschtig drüber maches het sälten eine luschtig gmacht wi däär het sech gseit: nu guetwenn dir so gärn ab mir tüet lachei will nech jitze grund zum lache gäund är isch häreggangen undhet afa witze ryssedass d’lüt sech jitz hei d’büüch vor lache ghahet witze gmacht wo chutzeleund witze gmacht wo bysseund het ke antwort ohni antwort glaund i däm grosse glächter wo’s hetggä ab syne witzeisch ihn uszlache keim i sinn meh choda het er all di lacheri däm glächter inn la sitzeund het sech himeltruurig ds läbe gno<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>: Ballade, in: <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>: Warum syt dir so truurig?. Berndeutsche Chansons, Zytglogge Verlag 2011, S. 34-35.Mir het dr Dings verzelltmir het dr dings verzelltdr dings heig ihm gseiteh wüsst der dä wo da vo letscht isch a däm dings gsyja äbe dä heig ihm gseites gäb jitz nöierdingsso dingseh ja wi seit me – so dingseh wohl dir wüssets schowo me so chlyni rundi dings dermit chönn machedas heig me nie ferigbrachtdoch jitz mit dene dingsda glingsi ha zum dings grad gseitdass was dr dings heig gseitwäg dene dings chönn i nid gloube, s wär ja furchbarwenn das ja stimmti de hättgly jede rächts und linggssys dingsSchweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung21


d’idee het mir allerdingschly angscht gmacht i bidr dings ga frage öb es würklech jitz so dings gäbaber zum glück ischs nid wahrwas är het gmeint sy dingsnid dings<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>: Mir het dr Dings verzellt, in: <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Us emene lääre Gygechaschte. Berndeutsche Chansons, Amman Verlag 2003, S. 42-43.Dr Alpeflugs sy zwee fründen im ne sportflugzügen alpeflug ga macheflügen ufe zu de gipfle undz’dürab de gletscher nachehinde sitzt dr passagierdä wo stüüret, dä sitzt vorund es ratteret und brummetum sen ume dr motorda rüeft dä, wo hinde sitzt:lue, ds bänzin geit us, muesch lande!wie? was seisch? rüeft dr pilotlos, i ha di nid verstandewie? was hesch gseit? rüeft dä hindewarum landisch nid sofort?red doch lüter, rüeft dä vornebi däm krach ghör i kes worti versta’s nid, rüeft dä hindewarum machsch’s nid? bisch drgäge?i versta’s nid, rüeft dä vornemuesch mer’s würklech lüter säge!wie? was seisch? rüeft dise, luedr tank isch läär, du flügsch nümm wyt!los, bi däm mordstonnerslärmerüeft dä vorne, ghör i nütaber los doch, rüeft dä hindegottfridstutz mir hei nid d’welitue nid ufgregt, rüeft dä vornered doch lüter, gottverteli!los, rüeft dise, we mir jitz nid landegheie mir i ds tal!ghöre gäng no nüt, rüeft äinelos begryf doch das emal!so het im motorelärmedr pilot halt nid verstandedass ihm jitz ds bänzin chönnt usgaund dass är sofort sött landeda uf ds mal wird’s plötzlech stillnämlech will ds bänzin usgeitund jitz wo me’s hätt verstandehei si beidi nüt me gseit<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>: Dr Alpeflug, in: <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Warum syt dir so truurig?. Berndeutsche Chansons, Zytglogge Verlag 2011, S. 41-42.Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung22


TexteAusschnitte InterviewsIn einem Interview sagte <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, dass er Musik nur benutze, um seine Texte zum Ausdruckzu bringen: „Ich kann ja nicht auf die Bühne stehen und zwei, drei Stunden lang rezitieren. Daswürde kein Mensch aushalten.―Interview Bieler Tagblatt, 19.3.1971.„Selten sind es konkrete Erlebnisse, sondern viel eher abstrakte Ideen, die ich nachherdarzustellen versuche, oft auch rein formale Einfälle oder zum Beispiel der Entschluss, einenDialog zu machen.―Interview Zeitschrift Femina, September 1972.Auf die Frage, welchen Anspruch <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> an sein Publikum stellte, antwortete er: „Ichprobiere, ihm das Lachen nicht zu billig zu machen.―Interview Zeitschrift Femina, September 1972.(Frage) „Wenn ein Chanson ‚sitzt‘ – was pflegen Sie in den ersten Minuten der Entspannung zutun?― (Antwort) „Daran zu zweifeln.―Interview Zeitschrift Femina, September 1972.„Man sollte meine Lieder wörtlich nehmen, sollte dahinter aber auch etwas sehen können.Beispielsweise die Ratlosigkeit erkennen, die gewisse Ereignisse bei mir auslösen.―Interview Bieler Tagblatt, 19. März 1971„Ich wirke nicht wie ein rotes Tuch <strong>für</strong> das Publikum. Das ist ein Vorteil. Die Leute haben mirgegenüber vielleicht weniger Vorurteile als andern gegenüber, die ihr ‚Engagement‘ mit demHolzhammer zum Ausdruck bringen. Wenn ich vor denjenigen Leuten auftreten kann, <strong>für</strong> die allesin bester Ordnung ist, und bei ihnen Zweifel aufkommen, ob wirklich alles in bester Ordnung ist, sokann ich doch annehmen, zumindest an ihrer Lethargie gerüttelt zu haben. Ich bin mir bewusst,dass dies wenig ist, meine aber, dass es doch besser ist, als überhaupt nicht Gelegenheit zuhaben, von ihnen angehört zu werden und sich von vorneherein nur an Gleichgesinnte zu richten.―Interview Bieler Tagblatt, 19. März 1971Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung23


5 Poet1 <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> unterwegs im Worb-Bähnli, 1972. Aus der Aufnahmeserie zum Cover von Ir Ysebahn (1973). <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> widmete mehrere LiederBahnhöfen, Zügen und Trams – eine Faszination, die möglicherweise über seinen Grossvater, der Oberbetriebschef der SchweizerischenBundesbahnen war, zu erklären ist. Foto: Rodo Wyss.2 <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> in seinem Wohnzimmer an der Weidenaustrasse 15 in Wabern bei Bern, Herbst 1969. Foto: Walter Studer © Peter Studer, FotografBern.<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> hinterliess Notizhefte mit Gedanken, Gedichten, Erzählungen und kurzenTheaterstücken, die Einblick in sein breites literarisches, philosophisches und theologischesInteresse geben. <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> erwies sich als Meister der kleinen Form: Wie in seinen Chansonswar er auch in seinen Aufzeichnungen an der Verknappung und Verdichtung seiner Gedankeninteressiert.Wichtige Lehrmeister seiner poetischen Texte waren u.a. Georg Christoph Lichtenberg, JoachimRingelnatz und Christian Morgenstern.Objekte (Auswahl)Erste Langspielplatte Ir Ysebahn, 1973; Typoskript Ir Ysebahn; Typoskript Hemmige;Sudelheft (<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s Notizheft/Tagebuch); Brief von <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> an Fritz Widmer;Plakat (gemeinsamer Auftritt von Kurt Marti und <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>); Bahnhofsuhr und Eisenbahnbänkemit Ausblick auf den HB Zürich als Inszenierung.Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung24


Lied (Leitlied Station Ausstellung)Ir Ysebahir ysebahn sitze die einten esodass si alles was chunnt scho zum vorus gseh chound dr rügge zuechehre dr richtig vo wodr zug chunntdie andre die sitzen im bank vis-à-visdass si lang no chöi gseh wo dr zug scho isch gsyund dr rügge zuechehre dr richtig wohidr zug fahrtjitz stellet nech vor, jede bhouptet eifachso win är’s gseht, syg’s richtig, und scho hei si krachsi gäben enander mit schirmen uf ds dachdr zug fahrtund o wenn dr kondüktör jitze no chunntso geit er däm sachverhalt nid uf e grundär seit nume, was <strong>für</strong> nen ortschaft jitz chunnts isch rorschach<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>: Ir Ysebahn, in: <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Warum syt dir so truurig. Berndeutsche Chansons, Zytglogge Verlag 2011, S. 8.Zusammenfassung In der EisenbahnIn der Eisenbahn sitzen die einen so, dass sie alles, was auf sie zukommt, schon im Voraussehen. Die anderen sitzen in der Bank gegenüber und können ganz lange sehen, wo der Zugschon war.Jetzt stellen Sie sich vor, jeder behaupte, seine Sichtweise sei die Richtige. Die beiden kriegenStreit und hauen mit Schirmen aufeinander ein. Und wenn der Kondukteur kommt, interessiert ihndie Sache nicht. Er sagt nur die nächste Ortschaft an: Es ist Rorschach.Weiterer LiedtextNei säget sölle mirnei säget sölle mir vo nüt meh andrem tröimemir wo müesse läben i de gottvergässne stedtwo men uf em trottoir louft und wenn men über d’strass wottmues warte bis me vom’ne grüene liecht d’erloubnis hetund wenn mes nid so macht de wird men überfahreisch das dr ändpunkt vo’r entwicklig vo füftuusig jahre?nei säget sölle mir vo nüt meh andrem tröimemir wo müesse schaffe i’re gottvergässne stellwo me win es redli isch i’re maschinewo niemer überluegt und wo eim gseit wird was me söllund wem e nid geng ufpasst wird men überfahreisch das dr ändpunkt vo’r entwicklig vo füftuusig jahre?Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung25


nei säget sölle mir vo nüt meh andrem tröimeals beschtefalls vo ferie vierzäh tag lang am’ne meerwo me kriminal-romän list under palme<strong>für</strong> chly z’gseh wi’s wär wenn ds läben intressanter wärbis dass me schliesslich froh isch wider heizue z’fahreisch das dr ändpunkt vo’r entwicklig vo füftuusig jahre?nei säget sölle mir vo nüt meh andrem tröimeals sälber einisch z’wärde wi di bess’re here, woe swimmingpool im garte hei und uf safarigöh, solang si no ke härzinfarkt hei überchosolang si mit em merz no i ke boum sy gfahreisch das dr ändpunkt vo’r entwicklig vo füftuusig jahre?nei säget sölle mir vo nüt meh andrem tröimemir wo müesse läben i de gottvergässne stedt …<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>: Nei säget sölle mir, in: <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Einisch nach emene grosse Gwitter. Berndeutsche Chansons, Amman Verlag 2003, S. 62-63.TexteTagebucheinträgeZwei Fahrräder stehen sich im Ständer gegenüber, die Scheinwerfer aneinander geschmiegt: imTête-à-tête.<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Sudelhefte, Rumpelbuch. Tagebuch III, Eintrag 19, Zürich 2003, S. 103.Über einem Laden steht die Aufschrift: „Lebensmittel―. Was muss hier nicht alles verkauft werden!<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Sudelhefte, Rumpelbuch. Tagebuch III, Eintrag 20, Zürich 2003, S. 103.„Leute, die zu ihrem Arbeitsplatz täglich eine halbe Stunde Eisenbahn fahren müssen, pflegensich darüber zu beklagen. Ich verstehe das, wenn sie im Zug Bekannte antreffen, die sielangweilen. Wenn sie aber unter fremden Leuten allein sein können, dann haben sie Unrecht.Denn eine halbe Stunde „Nichtstun―, Beobachtung, Zeit, zu lesen oder sich Gedanken zu machen,ist ein Geschenk, <strong>für</strong> das man dankbar sein sollte.―<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Sudelhefte, Rumpelbuch. Tagebuch I, Eintrag 26. Zürich 2003, S. 17.Du, schweigend, lehnst lässig an der Plakatsäule. Aber du siehst. Wie der Himmel aussieht, siehstdu; wie die Schnürsenkel der Passanten auf ihren Schuhen hüpfen; wie der Wind dieverschiedenen Bäume verschieden bewegt; dass es Abend wird, siehst du. Und weil du siehst,bist du turmhoch erhaben über alle Menschen rings um dich her, die eilen, Zeitungen kaufen,Autos besteigen und blind sind. Nur weil du siehst. Als einziger, in dem ein Leben glüht, der,egoistisch, leben will, die Welt in immerwährendem Staunen gierig einschlürfend – sehen. Undwenn du kühn genug bist, alles, was du siehst, als neu und nie zuvor gesehen zu erkennen –morgen bist du ein berühmter Mann!<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Sudelhefte, Rumpelbuch. Tagebuch I, Eintrag 73, Zürich 2003, S. 30-31.Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung26


6 Denker1 Coiffeurstuhl in der Ausstellung «<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> (1936-1972)» im Landesmuseum Zürich, zum Lied Bim Coiffeur .Das Denken hatte <strong>für</strong> <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> eine existenzielle Bedeutung. Seine Vorliebe <strong>für</strong> philosophischeFragen zeigt sich auch im Lied Bim Coiffeur: Eine alltägliche und zunächst harmlose Situation wirdzu einem bedrohlichen Akt. Fragen aufzuwerfen und der Welt mit dem Mittel der Sprachebeizukommen, standen <strong>für</strong> <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> im Zentrum seiner kritischen Auseinandersetzung mit demLeben. Philosophische Anregungen holte er sich u.a. bei Immanuel Kant, Ludwig Wittgenstein,Ernst Bloch und Ludwig Hohl.Objekte (Auswahl)Typoskript Bim Coiffeur, 1966; Coiffeurstuhl als Inszenierung.Lied (Leitlied Station Ausstellung)Bim Coiffeurbim coiffeur bin i gsässe vor em spiegel, luege dryund gseh dert drinn e spiegel wo ar wand isch vis-à-visund dert drinn wider spieglet sech dr spiegel da vor mirund i däm spiegel widerum dr spiegel hinde<strong>für</strong>und so geng wyter: s isch gsy win e länge koridori däm my chopf gwüss hundertfach vo hinden und vo vorisch ufgreit gsy i eir kolonne, z’hinderscht isch dr chopfi ha ne nümme gchennt, so chly gsy win e gufechnopfSchweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung27


my chopf dä het sech dert ir wyti, stellet öich das vorverloren ir unäntlechkeit vom länge koridori ha mi sälber hinde gseh verschwinde, ha das gseham heiterhälle vormittag und wi we nüt wär gschehvor chlupf han i mys muul ufgsperrt, da sy im koridorgrad hundert müler mit ufggange win e männerchore männerchor us mir alei, es cheibe gspässigs gfüeles metaphysischs grusle het mi packt im coiffeurgstüeli ha d’serviette vo mer grissen, ungschore sofortdas coiffeurgschäft verla mit paar entschuldigende wortund wenn dir findet i sött e chly meh zum coiffeur gade chöit dir jitz verstah warum i da e hemmig ha<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>: Bim Coiffeur, in: <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Us emene lääre Gygechaschte. Berndeutsche Chansons, Amman Verlag 2003, S. 54-55.Zusammenfassung Beim Coiffeur (Friseur)Ich sass beim Coiffeur und schaute in den Spiegel. Ich sah den Spiegel an der Wand gegenüber,und in diesem spiegelte sich der Spiegel vor mir. So bildete sich ein langer Korridor, in dem meinKopf ganz zuhinterst noch so gross war wie eine Stecknadel.Ich sah mich in der Unendlichkeit verschwinden und öffnete vor Schreck meinen Mund. Daöffneten sich hundert Mäuler, wie in einem Männerchor, der nur aus mir allein bestand. Michpackte ein metaphysisches Gruseln.TexteAusschnitt Interview„Ich probiere in meinen Chansons immer, Heimeliges mit Unheimeligem zu verbinden.―Interview Zeitschrift Femina, September 1972.Sprachspielein prokomes plexblemein bemplexes komproxein komblemes poblexein problexes komblemein komplexes problem<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Sudelhefte, Rumpelbuch. Tagebuch IV, Eintrag 10, Zürich 2003, S. 116.TagebucheinträgeAnders: Unser Schulsystem fördert die Oberflächlichkeit; denn man lobt immer den, der zuerst dieAntwort gibt; und sind es nicht gerade die grossen Männer, die noch sagen: „Ich weiss nicht; lasstmich überlegen!―, wo andere längst eine Antwort bereit haben?<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Sudelhefte, Rumpelbuch. Tagebuch I, Eintrag 33, Zürich 2003, S. 18.Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung28


Der Umstand, dass zwei einander gegenübersitzen, kann einem Gespräch zwischen ihnenhinderlich sein. Sie sind gewissermassen in Positionen, ohne zuerst das Gemeinsame gesichertzu haben, das als Basis dienen muss. Deshalb ist es, vor allem <strong>für</strong> den Anfang eines Gesprächs,oft gut, wenn die beiden Partner etwas miteinander tun, spazieren, essen oder ähnliches, etwas,bei dem sie einem Dritten gegenüber (dem Weg, dem Essen) sich in gleicher Lage befinden. ImSpeisewagen macht man mehr Bekanntschaften als im Abteil. Und oft habe ich bemerkt, dass beieinem Zusammentreffen oder einem Besuch das Gespräch erst dadurch in Gang kam, dass manvielleicht nur einen Moment lang etwas Gemeinsames tat, etwa zum Fenster hinaus zusah, wie esregnete. (Vgl. Twelve Angry Men!) „Ihr habt eben vorher keinen Gesprächsstoff gehabt, und jetztkonntet ihr über den Regen sprechen.― – Nein, das war es nicht – auch wenn wir nachher nichtüber das Wetter sprachen! Kommunikation ist eben nur möglich, wenn sich der andere, und sei esin noch so oberflächlicher Weise, uns ähnlich zeigt!<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Sudelhefte, Rumpelbuch. Tagebuch II, Eintrag 27, Zürich 2003, S. 50-51.Ich sitze in meinem Zimmer, betrachte die Decke, die Wände, das Fenster, die Aussicht, denTisch, den Stuhl, das Bett, die Fliege, die um die Lampe kreist. Wie kommt es, dass diesesZimmer, diese Gegenstände, die mich umgeben, so gar keinen Einfluss auf mein Denken haben,dass dieses durch sie hindurchgeht, als wären sie nicht da? Der Zweck des Zimmers ist es,Störungen fernzuhalten. Hätte ich kein Zimmer, würde mich der Wind anblasen, der Regennetzen, die Sonne erhitzen; worauf ich mich setzte, wäre zu hart, worauf ich schriebe, zu uneben.Alles das würde mich als Störung beschäftigen. Nun habe ich mein Zimmer, das diese Störungenverhindert. Da seine Aufgabe sich im Verhindern erschöpft, verliert es mit den Störungen seinInteresse <strong>für</strong> mich. Erst wenn diese wieder einträten, würde ich mich ihm wieder zuwenden: um eszu verbessern, bis es die Störungen wieder zu verhindern vermöchte. Man kann also sagen: DasZimmer ist nichts Positives, es verhindert nur das Negative.Anders ist es aber mit dem Bild, das an der Wand hängt. Dieses ist um seiner selbst willen da, alsetwas Positives, als eine ‚positive Störung’ sozusagen; die ich um ihrer positiven Qualität willennicht nur nicht verhindert, sondern sogar bewirkt habe. Es beschäftigt mich, wenn ich esanschaue, es gibt mir einen ‚geistigen Genuss’. (...)<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Sudelhefte, Rumpelbuch. Tagebuch II, Eintrag 72, Zürich 2003, S. 78-79.Man spricht heute viel vom Sein, aber wer kann denn das heute noch: sein? Ich meine nichtarbeiten, lesen, Auto fahren, ins Kino gehen oder so. Ich meine ganz einfach: sein. Stehen-,sitzen, liegenblieben, wo man ist, und nichts tun. Als schauen und hören, und riechen. Undvielleicht einen halben Gedanken haben, aber nicht mehr, höchstens zwei Drittel. – Man muss daslernen.<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Sudelhefte, Rumpelbuch. Tagebuch I, Eintrag 80, Zürich 2003, S. 33.Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung29


7 Politik1 <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> unterwegs im Berner Matte-Quartier, Frühjahr 1970. Foto: Rodo Wyss.2 Abendessen der Stadt Bern zu Ehren des Schweizerischen Bundesrates, 1970. Von links nach rechts: Bundesrat Pierre Graber, BundespräsidentHans-Peter Tschudi, Stadtpräsident Reynold Tschäppät, <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>. Foto: Greti Oechsli.3 Parkingmeter in der Ausstellung «<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> (1936-1972)» im Landesmuseum Zürich, zum Lied Dr Parkingmeter.1956 tritt der 20-jährige <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> in die oppositionelle Gruppierung „Junges Bern― ein, diegegen eine erstarrte Parteipolitik antritt und eine offene politische Diskussion fordert. Von 1964 bis1967 ist er Parteipräsident des „Jungen Bern― und engagiert sich bei der „Gruppe Olten―, derdissidenten Schriftsteller-Vereinigung. Er ist ein überzeugter Gegner von Ideologien oderdogmatisch begründeter Grundhaltungen in Politik, Gesellschaft und Kirche.Objekte (Auswahl)Typoskript Dr Parkingmeter, 1968; Communiqué des Jungen Bern, 1963; Wahlvers von <strong>Mani</strong><strong>Matter</strong>, erschienen <strong>für</strong> das Junge Bern im Bund vom 3.12.1963; Typoskript des Vortrages zumThema: Die Schweiz seit 1945 aus der Sicht der jungen Generationen; Parkingmeter alsInszenierung.Lied (Leitlied Station Ausstellung)Das Lied vom Parkingmeter hat auf den ersten Blick nichts mit Politik zu tun. Doch es erzählt, wiees ist, wenn eine Situation festgefahren ist und man nicht vom Fleck kommt. Manche Bürgerinnenund Bürger haben in jener Zeit die Politik der Parteien als erstarrt und unbeweglich empfunden.Die Partei „Das Junge Bern―, in der <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> aktiv war, wollte etwas bewegen, indem ebenMenschen mit verschiedenen Meinungen und Anschauungen miteinander eine offene Diskussionführen.Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung30


Dr Parkingmeterbimne parkingmeter hani mys outo welle laaber ha kes zwänzgi gha<strong>für</strong> bim gältschlitz ynezlaja was machen ig jitz dahan i dänkt, i chönnti jaschnäll zur poscht am egge gahmir es zwänzgi wächsle laaber halt de müesst i jachönne ds outo hie la stahund zu däm zwäck müesst i dazersch es zwänzgi ynelaund es zwänzgi han i jaäbe nid, i müessti dazersch zur poscht am egge gahund mys outo hie la stahund <strong>für</strong> ds outo hie la z’stahmüesst i zersch es zwänzgi haund das isch was i nid hawen i nid uf d’poscht cha gahzwar uf d’poscht müesst i nid gahwen i ds zwänzgi hätt, doch dai das zwänzgi ja nid hachan i ds outo nid la stahund i cha kes zwänzgi hawill i nid uf d’poscht cha gahund uf d’poscht chan i nid gahwill i ja kes zwänzgi habimne parkingmeter hani mys outo welle laaber ha kes zwänzgi ghaund ha wider müesse gah<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>: Dr Parkingmeter, in: <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Us emene lääre Gygechaschte. Berndeutsche Chansons, Amman Verlag 2003, S. 48-49.Zusammenfassung Der ParkingmeterIch wollte mein Auto bei einem Parkingmeter abstellen, aber ich hatte keine Münze zumEinwerfen.Tja, was tun? Ich könnte ja, dachte ich, zur nächsten Poststelle gehen und mir eine Münzewechseln lassen. Aber dazu müsste ich mein Auto hier stehen lassen. Da bräuchte ich aber zuersteine Münze. Und eine Münze habe ich nicht, denn dazu müsste ich zur Poststelle gehen und meinAuto hier stehen lassen. Und <strong>für</strong> das bräuchte ich eine Münze, die ich nicht habe, wenn ich nichtzur Poststelle gehen kann.Ich wollte mein Auto bei einem Parkingmeter abstellen, aber da ich keine Münze hatte, fuhr ichwieder heim.Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung31


Weitere LiedtexteDs Lied vom Kritisieredene wo ir schwyz tüe kritisieregit me gärn zur antwort: syt doch frohdass dir hie so dörfet kritisierea andren orte wär's de nid esoalso höret uf mit kritisiereseit me dene. darum gäbet acht:jede het hie d'freiheit z'kritisierewenn er's nume ja nid öppe macht<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>: Ds Lied vom Kritisiere, in: <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Warum syt dir so truurig?. Berndeutsche Chansons, Zytglogge Verlag 2011, S. 16.Dene wos guet geitdene wos guet geitgiengs bessergiengs dene besserwos weniger guet geitwas aber nid geitohni dass’s deneweniger guet geitwos guet geitdrum geit weni<strong>für</strong> dass es denebesser geitwos weniger guet geitund drum geits odene nid besserwos guet geit<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>: Dene wos guet geit, in: <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Us emene lääre Gygechaschte. Berndeutsche Chansons, Amman Verlag 2003, S. 18Dr Hansjakobli u ds Babettlidr hansjakobli u ds babettlihei mit em chuchitaburettlies spieli zäme gschpilt zum göisse’he he frou meier’ het das gheisseda isch zum byschpil zersch ds babettlidruf gchlätteret uf ds taburettliund hansjakobli wo süsch zaaggetisch tifig tifig drunder gschnaaggetganz lut het obehär ds babettlijitz gschtampfet uf das taburettlibis dass dr hansjakobli doppletso lut het undenufe toppletu grüeft: he he frou meier machetdoch nid so krach - du hei si glachetu är isch obe gsy äs undeu ds spil het disewäg stattgfundeSchweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung32


vowäge grad so i däm spieliwi z‘grächtem - byspil git es vili -isch jede - dader<strong>für</strong> wird gchrampfet —gärn dä wo obenabe stampfetes isch nid jede wi ds babettliso harmlos uf sym taburettlidrum lueget dass wi hansjakobligeng einen undenufe topplii wett fasch säge d'wält wär freierwe meh würd grüeft: he he frou meier<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>: Dr Hansjakobli und ds Babettli, in: <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Us emene lääre Gygechaschte. Berndeutsche Chansons, Amman Verlag 2003, S. 8-9.Si hei dr Wilhälm Täll ufgfüertsi hei der wilhälm täll ufgfüertim löie z'nottiswylda bruchts vil volk, gwüss z'halbe dorfhet mitgmacht i däm spildie andri helfti isch im saal gsybim'ne grosse bierals publikum het zuegluegt undisch gspannt gsy was passier.am afang isch es schön gsy dahet als stouffacherind'frou pfarrer mit em schnyder gredti wort vo tiefem sinnund alls isch grüert gsy: si het dasmalnid gseit ds chleid syg z'tüürund är het guet ufpasst das ärdr fade nid verlüüruf ds mal churz vor em öpfelschussdr lehrer chunnt als tällsy suhn dä fragt ne dis und äisda rüeft dert eine schnällwo undrem huet als wach isch gschtandeso dass‘ jede ghört:wiso fragt dä so tumm het däir schuel de nüt rächts gleert?e fründ vom täll e ma us altdorfzwickt im eis uf ds muulund dise wo dr huet bewachtgit ume gar nid fuulund stosst im mit syr helebardeneine zmitts i buuchda chunnt scho ds volk vo uri z'springetonner jitz geits ruuchFortsetzung nächste SeiteSchweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung33


die einte die vo öschterrychdie näh <strong>für</strong> d'wach parteidie andre die vo altdorf <strong>für</strong>e täll — ei schlegereimit helebarde cartonschwärtgulisse schlöh si drydr täll ligt undrem gessler schoda mischt dr saal sech yjitz chöme gleser z'flüge jedestillt sy gheimi wuetes chroose tisch u bänk u ds biervermischt sech mit em bluetdr wirt rouft sech sys haar d'frou schinetbrochni glider yzwo stund lang het das duuret duisch öschtrich gschlage gsysi hei der wilhälm täll ufgfüertim löie z'nottiswylund gwüss no nienen i naturalistischeremschtyld'versicherig hets zalt — hingägeneis weis i sithärsi würde d'freiheit gwinnewenn si däwäg z'gwinne wärsi würde d'freiheit gwinne —wenn si däwäg z'gwinne wär<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>: Si hei dr Wilhälm Täll ufgfüert, in <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Us emene lääre Gygechaschte. Berndeutsche Chansons, Amman Verlag 2003, S. 10-11.TexteTagebucheintragIn „An Stelle eines Parteiprogramms: Das Junge Bern― schrieb ich: „… die Stärke desjenigennämlich, der Tag <strong>für</strong> Tag alle Fragen neu stellt, als ob sie noch nie gestellt worden wären.― Ichbezog es auf das Politisieren, heute. Vielleicht gilt es aber <strong>für</strong> alle Betätigungen; und hat immergegolten.<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Sudelhefte, Rumpelbuch. Tagebuch I, Eintrag 47, Zürich 2003, S. 22.Gedichtverantwortung und oppositionverantwortlich istwer antworten mussantworten muss:auf fragenfragen an den, der verantwortlich ist(auch wenn sie ihm nicht behagen)es braucht also welche die fragen<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Sudelhefte, Rumpelbuch. Gedichte, Zürich 2003, S. 187.Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung34


8 Früher Tod1 <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> starb mit 36 Jahren. Bis heute ist er einer der bekanntesten Chansonniers der Schweiz. Foto: unbekannt.2 Todesanzeige. Leihgabe: Schweizerisches Literaturarchiv SLA, Bern, Nachlass <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>.<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> starb am 24. November 1972 auf dem Weg zu einem Auftritt in Rapperswil/SG beieinem Autounfall. Viele Medien berichteten über den Unfall.Sein früher, unerwarteter Tod hinterliess bei seiner Familie, bei seinen Freunden und imkulturellen Leben der Deutschschweiz eine grosse Lücke. Auch die Kleinkunstszene, die anfangsder 70er Jahre einen Mundartlieder-Boom erlebte, verlor einen ihrer bedeutenden Bühnenkünstler.<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> zählt heute noch zu den erfolgreichsten Liedermachern und Mundartdichtern derSchweiz. Dieses Jahr wäre <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> 75 Jahre alt geworden.Objekte (Auswahl)Typoskript Warum syt dir so truurig?, 1972; Plakat des letzten Konzertes, 24.11.1972; ZeitschriftSchweizer Woche: „Das war <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>―, 6.12.1972.Lied (Leitlied Station Ausstellung)Warum syt dir so truurig?warum syt dir so truurig?wohl, me gseht nech’s doch asöttet emal öiji gsichtergseh, wenn der sitzet im bürosöttet emal öiji gsichtergseh, wenn der fahret im tramSchweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung35


warum syt dir so truurig?s’geit doch so wi der’s weitfrou u chind sy doch zwäg, impruef geit’s geng e chly vorwärtss’längt doch ou hie und dascho <strong>für</strong> nes chlys drüberywarum syt dir so truurig?förchtet der das wo chönnt cho?aber dir syt doch versicheretgäge die mügleche zuefällund wenn ds alter de chunntheit der e rächti pensionwarum syt dir de truurig?nei, dir wüsset ke grundvilicht wenn der e grund hättetwäret der weniger truurigmänge, wenn ds läben ihm wehtuetbsinnt sech derdür wider dra.<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>: Warum syt dir so truurig? in: <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>: Warum syt dir so truurig?. Berndeutsche Chansons, Zytglogge Verlag 2011, S. 48-49.Zusammenfassung Warum seid Ihr so traurig?Man sieht es an euren Gesichtern an, obwohl Ihr keinen Grund dazu habt: Es geht vorwärts imBeruf, Frau und Kind sind doch gesund, Ihr seid versichert gegen alle möglichen Zufälle.Ihr wisst keinen Grund – wenn Ihr einen Grund kennen würdet, wärt Ihr vielleicht weniger traurig.Wenn das Leben schmerzt, besinnt man sich wieder.Weiterer LiedtextEinisch am’ne Morgeeinisch am’ne morgeoder am’ne namittagwärde zwee vo myne bekannteirgendwo sech träffeeinisch am’ne morgeoder am’ne namittagund si wärde brichte zämeüber dis und das und äisund uf ds mal wird eine säge:bsinnsch du di a matter?wäretdäm si brichte zämeüber dis und das und äisSchweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung36


und de wird dr ander säge:meinsch dä, wo so liedli macht?ja, grad dä. – was isch mit däm? –dä syg chürzlech gstorbe!und de wird dr ander vilichtsäge: eh was du nid seisch!<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>: Einisch am’ne Morge, in: <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>: Warum syt dir so truurig?. Berndeutsche Chansons, Zytglogge Verlag 2011, S. 54.TexteAusschnitt aus Der Unfall (Entwurf <strong>für</strong> eine Oper)nun gut: ich gehenun gut: etwas unachtsamnun gut: auf die strasseauf einmal rechtauf einmal schnellauf einmal naheauf einmal wagener siehter bremstzu spätund bumsüberfahrendie zeugen: ichdie zeugen: selberdie zeugen: schuldzu unachtsamnun gut: ich dachtenun gut: geradenun gut: was andresdas ist doch, oder?kein grund mich, oder?zu überfahrenund doch: da lag ich.Franz Hohler darüber: „Das ist eine Stelle aus <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s Opernentwurf „Der Unfall― DerSprecher geht dann der Frage nach, woran er auf der Strasse gedacht hat. Er ist vorher aneinem Musikgeschäft vorbeigegangen, und―:ja, da dachte ich: es ist doch schadedass ich kein musiker bin.wenn ich musiker wäre, wäre ich nicht überfahren worden.Wenn ich musiker wäre, hätte ich nicht gedacht, es sei schade,dass ich kein musiker binFranz Hohler: <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>. Ein Porträtband. Düsseldorf/Zürich, 3. Auflage 2001, S. 136-137.Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung37


9 InspirationSkizzen und Nonsensgedichte (o.J.) von <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>. Der Künstler und Dadaist Kurt Schwitters (1887-1948) hat <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> nach eigener Aussagezum Zeichnen gebracht (Interview Zeitschrift Femina, September 1972). Leihgabe: Schweizerisches Literaturarchiv SLA, Bern, Nachlass <strong>Mani</strong><strong>Matter</strong>.In seinen Chansons erzählt <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> Geschichten, die Kinder und Erwachsene ansprechen.Dabei erweist er sich als präziser Beobachter des alltäglichen Lebens, das plötzlich ins Surrealeund Groteske kippen kann, so z.B. im Nüünitram oder Är isch vom Amt ufbotte gsy. Seine Liederentwickelte <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> ausgehend von abstrakten Ideen oder seiner Lust an Sprachspielereien.Auch sein eigener Alltag inspirierte ihn: So entstand das Lied Arabisch (Dr Sidi Abdel Assar vo ElHama) nach den Ferien in Tunesien und das Lied Farbfoto schrieb er, nachdem ihm seine FrauJoy <strong>Matter</strong> eine bunte Zeitschriftenwerbung <strong>für</strong> schottischen Whisky hingelegt hatte.Objekte (Auswahl)Sudelhefte von <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, 1974; Rumpelbuch von <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, 1976; Typoskript Aarabisch1968; Typoskrypt Farbfoto 1970; Nomadenzelt als Inszenierung.Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung38


Lied (Leitlied Station Ausstellung)Arabischdr sidi abdel assar vo el hamahet mal am morge früe no im pijàmair strass vor dr moscheezwöi schöni ouge gsehdas isch dr afang worde vo sym dramas isch d’tochter gsy vom mohamed mustàfadr abdel assar het nümm chönne schlafabis är bim mohamedum d’hand aghalte hetund gseit: i biete hundertfüfzig schaf adr mohamed het gantwortet: bi allahes fröit mi, dass my tochter dir het gfalladoch wärt isch si, my seelzwöihundertzwänzg kamelund drunder chan i dir sen uf ke fall lada het dr abdel assar gseit: o sidiuf son e tüüre handel gang i nid yisch furt, het gly druf schoe billigeri gnowo nid so schön isch gsy, dr<strong>für</strong> e gschydidoch wenn es nacht wird über der saharaluegt är dr mond am himel häll und klar aund truuret hie und dade schönen ouge naund dänkt: hätt i doch früecher afa spara<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>: Warum syt dir so truurig? in: <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>: Warum syt dir so truurig?. Berndeutsche Chansons, Zytglogge Verlag 2011, S. 21-22.Zusammenfassung Arabisch (Sidi Abdel Assar von El Hama)Sidi Abdel Assar von El Hama sah eines Morgens in der Strasse der Moschee zweiwunderschöne Augen.Es war die Tochter von Mohamed Mustafa. Abdel Assar konnte nicht mehr schlafen, bis er um ihreHand angehalten hatte. Er bot hundertfünfzig Schafe. Mohamed wollte – bei Allah! – 220 Kamele.Abdel Assar rief: „Auf einen so teuren Handel gehe ich nicht ein!― Er ging heim und nahm sich balddarauf eine Billigere, die nicht so schön war, da<strong>für</strong> klug.Doch wenn es Nacht wird über der Sahara, schaut Abdel Assar den Mond an, trauert den schönenAugen nach und denkt: Hätte ich doch früher angefangen zu sparen!Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung39


TexteTagebucheinträge„Er hat keine Phantasie; deshalb muss er sich damit begnügen, seine Träume aufzuschreiben.―Aber: Wessen Phantasie ist es denn, die die Träume erfindet?Was natürlich nicht heisst, dass, wer nichts träumt, keine Phantasie hat. Es kann auch sein, dassseine Träume im Wachen sich ausleben können (oder anderes).Wann träumt man am meisten? Im Fieber. Vor Examen. Etc. Wenn man an etwas leidet! Aber einKunstwerk soll ja, wie uns glaubwürdig versichert wird, auch aus der Not entstehen!<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Sudelhefte, Rumpelbuch. Tagebuch II, Eintrag 38, Zürich 2003, S. 57.Dass es mir so schwerfällt, eine (beliebige) Geschichte zu schreiben (obschon mir genügend Stoffeinfällt!), kommt, glaube ich, daher, dass ein gewisser Widerstand fehlt. Es entsteht jeweils einRinnsal, das nach allen Seiten fliessen kann; und keine ist richtig oder falsch. Einfacher, einevorgegebene Geschichte zu erzählen: das gibt Kriterien in die Hand, ist eine Aufgabe; möglichauch: eine Illustration zu finden zu einem bestimmten Gedanken. Auch hier gibt es Grenzen,Widerstände. – Moral: Die Arbeit muss zerlegt werden; man muss sich zuerst selbst die Aufgabestellen! (Und diese nicht mehr antasten; sonst geht der Widerstand, den man sich geschaffen hat,zum Teufel!) – Da<strong>für</strong>, dass man ohne einen gewissen Widerstand nicht arbeiten kann (derWiderstand kann auch sein: Du hast nur drei Seiten zur Verfügung! oder: Es muss sich reimen!oder ähnliches), ein Bild: Du möchtest etwas feilen und hast keinen Schraubstock, das zuFeilende zu befestigen; immer wenn du die Feile ansetzt, rutscht dir der Gegenstand davon.<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Sudelhefte, Rumpelbuch. Tagebuch II, Eintrag 13, Zürich 2003, S. 45.Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung40


10. Lieder1 Langspielplatte I han es Zündhölzli azündt 1975. Die Langspielplatte I han es Zündhölzli azündt enthält alle vier bis 1972 erschienenen „Singles―.Erweitert wird sie um die Ballade vom Nationalrat Hugo Sanders. Erschienen im Zytglogge Verlag.2 Typoskript Dynamit, entstanden 1969. Leihgabe: Schweizerisches Literaturarchiv SLA, Bern, Nachlass <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>.<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> veröffentlichte zwischen 1966 und 1972 vier EP (Extended Play) –Platten: I han enUhr erfunde (1966), Alls wo mir i d Finger chunnt (1967), Hemmige (1970) und Betrachtige übernes Sändwitsch (1972). Die Langspielplatte Ir Ysebahn mit Live-Aufnahmen von 1972 erschien1973 nach seinem Tod. 1975 wurden die vier EPs auf einer LP (Langspielplatte) I han esZündhölzli azündt vereint.Kriminalgschicht mit sechs <strong>Matter</strong>-Liedern sowie Dr Kolumbus mit 23 frühen und letzten Liedern<strong>Matter</strong>s, gesungen von Jacob Stickelberger und Fritz Widmer, wurden 1973 beziehungsweise1977 eingespielt.Heute liegen die LPs als CDs vor. Alle 60 auf Tonträgern existierenden <strong>Matter</strong>-Lieder sind beiZytglogge erschienen. Bis heute werden jährlich ca. 10‘000 Tonträger verkauft.Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung41


11 Danach1 Cover Versionen von <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>-Liedern: <strong>Matter</strong> Rock (1992). Zum 20. Todestag von <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> adaptieren Berner Rockmusiker seineChansons. Erschienen im Zytglogge Verlag.2 Polo Hofer & SchmetterBand: Warum syt dir so truurig, 1991/92. Polo Hofer (*1945), Schweizer Mundart-Rocksänger, der grosse Erfolge mitseiner Band Rumpelstilz, mit Polos Schmetterding und mit SchmetterBand feierte. Einer seiner bekanntesten Song Alperose (1985, Polo Hofer /Hanery Amman) wird 2006 zum grössten Schweizer Hit aller Zeiten gekürt. Foto: Keystone.3 Züri West: Ds Eisi, 1992. Kuno Lauener (Stimme), Markus Fehlmann (Gitarre / Hammond), Peter von Siebenthal (Gitarre), Martin Gerber (Bass),Martin Silfverberg (Schlagzeug). Züri West ist eine der erfolgreichsten Schweizer Rockbands aus Bern. Von den Gründungsmitgliedern von 1984sind in der heutigen Besetzung nur noch Kuno Lauener und Markus Fehlmann. Ab 1987 entdecken sie die Lieder von <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> und nehmen siein ihr Repertoire auf. Foto: Keystone.Fast 40 Jahre nach seinem Tod sind <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s Lieder unvergessen. Vier Schallplattenerscheinen zu Lebzeiten, zudem seine Liedtextsammlung Us emene lääre Gygechaschte (1969).Die LP Ir Ysebahn (1973) sowie zwei weitere Hefte werden nach seinem Tod herausgegeben:Warum syt dir so truurig? (1973) und Einisch nach emne grosse Gwitter (1992). Ebenfallsposthum werden <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s Tagebucheinträge (Sudelhefte 1974) und literarische Schriften(Rumpelbuch 1976) veröffentlicht.Zu seinem 20. Todestag adaptierten Schweizer Musiker wie Stephan Eicher, Züri West, PoloHofer und Dodo Hug seine Chansons im Album <strong>Matter</strong> Rock. Ein Jahrzehnt später fand der„<strong>Matter</strong>-Herbst― mit künstlerischen Darbietungen und Produktionen statt.Manche Musiker und Musikerinnen haben grossen Erfolg mit neuen Interpretationen der Liedervon <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>. So schaffte es Stephan Eichers Song „Hemmige― in die Schweizer und sogar indie französischen Charts. Auch junge Künstler, beispielsweise Mundart-Rapper, arbeiten mit denTexten, mit den Liedern <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s.Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung42


Manche von ihnen kannten <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> persönlich, waren befreundet mit ihm, andere sind erstnach seinem Tod zur Welt gekommen, sind aber mit seinen Liedern gross geworden.Nicht nur Musiker lassen sich vom Werk <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s anregen. Auch Schriftsteller und Forscherbefassen sich mit seinem Leben und dem, was <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> geschaffen hat. Franz Hohlererinnerte sich mit einem Buch an seinen Freund <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>. Vor zehn Jahren drehte derRegisseur Friedrich Kappeler einen Film über das Leben und Werk von <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>. Er gilt als derbisher meist gesehene Dokumentarfilm in der Schweiz.Objekte (Auswahl)Cover Versionen von <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>-Liedern, <strong>Matter</strong> Rock (1992), Filmplakat <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> – warumsyt dir so truurig? Schweizer Dokumentarfilm von Friedrich Kappeler (2001/02); Filmstill ausDällebach Kari, Film von Kurt Früh (1970), <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> komponierte dazu als Auftragsarbeit dieBallade vom Dällebach Kari (s’isch einisch eine gsy, dä het vo früech a drunder glitte…);Porträtband über <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> von Franz Hohler (1977)TexteFranz Hohler stellt Kulturschaffenden Fragen zu <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>(Frage) Erinnerst du dich noch, wann du <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s Lieder zum ersten Mal begegnet bist?Stephan Eicher: Meine Mutter brachte mit eines Tages Ir Ysebahn nach Hause. Ich war etwa achtJahre alt und glücklich, endlich etwas verstehen zu können, was aus unserer neuen Stereo-Anlage kam. Ja sogar mitsingen zu können.Kuno Lauener (Züri West): Wahrscheinlich in den sechziger Jahren, bei einem Zmittag, hörte ichzum ersten Mal Dr Hansjakobli und ds Babettli am Radio.(Frage) Was bedeuten sie dir seither? Oder einfacher: Was gefällt dir an <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s Liedern?Stephan Eicher: Das Erzählerische, der Humor und später die Melancholie. Seine Treffsicherheitmit Nagelköpfen.Emil: An seinen Liedern geniesse ich die Knappheit der Texte. Die Einfachheit der Musik, die stetePräsenz des leisen Humors und die Möglichkeit, die er mir gibt, das Ganze mir optischvorzustellen.Polo Hofer: Musikalisch nicht gerade meine Lieblingslieder, aber ich bewundere nach wie vor dieknappe, präzise, witzige Form und das Philosophische.Mad Dodo (Dodo Hug): Mich berührt die Tiefsinnigkeit seiner Texte, welche durch eine einfacheSprache vermittelt wird.Dimitri: …sie sind, wie gesagt, zeitlos, haben Humor, sind poetisch und doch einfach, fastvolksliedhaft, haben eine eigene Weisheit und sind musikalisch eingängig…Kuno Lauener (Züri West): Dass ich nach so vielem Anhören immer noch darüber lachen undnachdenken kann.Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung43


(Frage) Wie erklärst du dir den bis heute andauernden Erfolg dieser Lieder?Polo Hofer: Weil sie eben Tiefgang haben, was die Texte anbetrifft. Sie stellen Gefühle undÜberlegungen dar, die die Menschen zu allen Zeiten berührt haben.Kuno Lauener (Züri West): Dass die meisten seiner Geschichten die letzten zwanzig Jahreüberstanden haben und immer noch aktuell sind.(Frage) Was hast du <strong>für</strong> persönliche Erinnerungen an <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>?Dimitri: Was ich an ihm auch bewunderte, war, dass er ja das ganze Liedermachen, wie Kafka dasBücherschreiben, neben seinem eher bürokratischen Beruf zustande brachte, und zwar so gut,wie wenn es sein Hauptberuf gewesen wäre.Franz Hohler, <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>. Ein Porträtband. Düsseldorf/Zürich, 3. Auflage 2001, S. 120-124.Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung44


MedienverzeichnisLiteratur<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> (1936-1972). Hg. von Wilfried Meichtry und Pascale Meyer, SchweizerischesNationalmuseum und Zytglogge Verlag, Oberhofen a. Th. 2011.<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Sudelhefte / Rumpelbuch, Erstausgabe Benziger Verlag, Neuauflage: AmmannVerlag, Zürich 2003.<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Us emene lääre Gygechaschte. Berndeutsche Chansons, Neuauflage AmmannVerlag, Zürich 2003.<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Einisch nach emene grosse Gwitter. Berndeutsche Chansons, Texte und Noten,Neuauflage Ammann Verlag, Zürich 2003.<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Warum syt dir so truurig? Berndeutsche Chansons, Neuauflage Zytglogge Verlag,Oberhofen a. Th. 2011.Dr. iur. Hans Peter <strong>Matter</strong>, Die Legitimation der Gemeinde zur staatsrechtlichenBeschwerde, Stämpfli Verlag, Bern 1965.Franz Hohler, <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>. Ein Porträtband, Benziger Verlag, Düsseldorf und Zürich,2001. (Vergriffen)Christine Wirz, Vom «Värslischmid», der ein Poet war, Stämpfli Verlag, Bern 2001.3. AuflageStephan Hammer, <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> und die Liedermacher. Zum Begriff des Liedermachers und zu<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s Kunst des Autoren-Lieds. Verlag Peter Lang, Bern 2010.Audio<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> und die Anfänge des Chansons. Radiosendung vom 27. Februar 1970. SRFSchweizer Radio und Fernsehen. Mit Kurt Marti, Guido Schmezer, Klaus Schädelin, <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>,Ernst Eggimann u.a. © Zytglogge Verlag 2011 Schweizer Radio und Fernsehen.Berner Troubadours Live. Ruedi Krebs, <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Jacob Stickelberger, Bernhard Stirnemann,Markus Traber, Fritz Widmer. Der erste Live-Tonträger der Berner Troubadours © ZytgloggeVerlag 2003.<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>. Warum syt dir so truurig? Gedenksendung SF DRS 1973. Die Originalsongs aus<strong>Mani</strong>s Repertoire und Interviews mit seinen Kollegen. © Zytglogge Verlag 2002.<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>. Dr Kolumbus. Jacob Stickelberger und Fritz Widmer singen <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>sunveröffentlichte Lieder. © Zytglogge Verlag 1990.Diverse Radiosendungen zu <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> unter www.drs.chFilm / Fernsehen«Warum syt dir so truurig?»Dokumentarfilm von Friedrich Kappeler. CH 2002; 88 Min. Schweizerdeutsch/Untertitel D/F.<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>: Volkskultur und Freiheitswillen – Franz Hohler und Big Zis im Gespräch undseltene TV-ArchivaufnahmenSternstunde Kunst vom 7. Februar 2010: Am 28. Februar 1960 war der Berner Liedermacher mitseinen hintersinnigen Liedern zum ersten Mal am Radio zu hören. <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s Lieder sind heuteSchweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung45


längst Teil der schweizerischen Volkskultur. 50 Jahre später erzählt <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s früher Freundund Weggefährte Franz Hohler, wie das damals war, mit <strong>Matter</strong> und der Schweiz und weshalbdiese dem studierten Juristen <strong>Matter</strong> durchaus am Herzen lag. Big Zis, die erfolgreiche Mundart-Rapperin aus Winterthur, spricht über das «Verse-Schmieden» heute und über die Möglichkeit,trotzdem zu lieben, was man kritisiert. Zum Gespräch zeigt die Sternstunde Kunst allebestehenden Filmaufnahmen <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s aus den Fernseharchiven. Eine Sendung von AnitaHugi, Redaktion, und Bernard Senn, Gesprächsleitung.www.videoportal.sf.tv/video?id=df9c8326-ad67-43db-81ec-220a5a41857c«<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> - Warum syt dir so truurig»Gedenksendung vom 12. November 1992. Anlässlich des 20. Todestags, moderiert von FranzHohler. Im November 1992 lud Franz Hohler verschiedene Schweizer Bands und Gäste ein zueiner Gedenksendung an seinen Freund <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>. Gäste der Sendung von 1992 sind u.a. PoloHofer, Fritz Widmer, Kuno Lauener, Adolf Muschg; Verschiedene Schweizer Bands – die zudemauf der CD «<strong>Matter</strong> Rock» vertreten sind.www.videoportal.sf.tv/video?id=e379f4a3-0bc0-4056-9278-1d0c4587fed1«<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> – Ein Fernsehporträt»Ein Film von Franz Hohler, DRS 1973.www.videoportal.sf.tv/video?id=85080495-58da-42c8-bb75-4230850c16cbWichtige Linkswww.manimatter.landesmuseum.chDie Webseite zur Ausstellung «<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> (<strong>1936–1972</strong>)» 27.05.2011-18.09.2011 imLandesmuseum Zürich.www.manimatter.chDie Website von Joy <strong>Matter</strong> und der Kinder von <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> versammelt u.a. wichtigePublikationen sowie auch Ton-Archive.Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung46


<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> Quiz KM 11. <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> trat am Anfang seiner Karriere oft mit anderen Künstlernzusammen auf. Diese Gruppe wurdegenannt.2. In welcher Stadt verbrachte <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> seine Kindheit?3. Im Lied Är isch ufbotte gsy erzählt <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> von einemMann, der sich in einem Bürogebäude verirrt.4. <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s richtiger Vorname lautet .5. <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> schrieb ein Lied über das Risiko der Kunst. Die Hauptperson desLiedes ist ein Eskimo. Er hat zwei Flaschen<strong>für</strong> sein Musikintstrument bezahlt.6. Welche Sprache erlernte <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> als erste?7. Im Lied Dr Parkingmeter möchte er auf der Geld wechseln.8. In einem seiner bekanntesten Lieder singt <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> vom „metaphysischenGrusle―. Er sitzt auf einemundbetrachtet sich im .9. Der Titel dieses Liedes über Sidi Abdel Assar vo El Hama heisst:.10. Wie lautete <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s Pfadiname?11. Das Land inspirierte <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> zu seinem Lied überSidi Abdel Assar vo El Hama. Hier verbrachte <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> einmal seine Ferien.12. Wie lautet der Titel von <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s erstem Lied?Für das gesamte Rätsel gilt: Ä= AE; Ö=OE, Ü=UELösungswortDie Buchstaben in den markierten Feldern ergeben der Reihe nach gelesen dasLösungswort:<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> bezeichnet sich in einem seiner Lieder alsSchweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung47


<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> Quiz Lösungen/KM 11. <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> trat am Anfang seiner Karriere oft mit anderen Künstlernzusammen auf. Diese Gruppe wurde BERNER TROUBADOURS genannt.2. In welcher Stadt verbrachte <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> seine Kindheit? BERN3. Im Lied Är isch VOM AMT ufbotte gsy erzählt <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> von einem Mann,der sich in einem Bürogebäude verirrt.4. <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s richtiger Vorname lautet HANS PETER5. <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> schrieb ein Lied über das Risiko der Kunst. Die Hauptperson desLiedes ist ein Eskimo. Er hat zwei Flaschen LEBERTRAN <strong>für</strong> seinMusikintstrument bezahlt.6. Welche Sprache erlernt <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> als erste? FRANZOESISCH7. Im Lied Dr Parkingmeter möchte er auf der POST Geld wechseln.8. In einem seiner bekanntesten Lieder singt <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> vom „metaphysischenGrusle―. Er sitzt auf einem COIFFUERSTUHL und betrachtet sich imSPIEGEL.9. Wie lautet der Titel dieses Liedes über Sidi Abdel Assar vo El HamaARABISCH.10. Wie lautete dort <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s Übername? MANI11. Das Land TUNESIEN inspirierte <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> zu seinem Lied über Sidi AbdelAssar vo El Hama. Hier verbrachte <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> einmal seine Ferien.12. Wie lautet der Titel von <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s erstem Lied? DR RÄGEWURMLösungswortDie markierten Buchstaben ergeben der Reihe nach gelesen das Lösungswort:<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> bezeichnet sich in einem seiner Lieder als:DR VAERSLISCHMIDSchweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung48


«<strong>für</strong> mi sälber mir z’erkläre» <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> KM 2<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> erzählt über sich selber:„Einmal wollte ich Clown werden, daran erinnere ich mich noch gut, und dann auch Koch undArchitekt, Ingenieur... Ja, eigentlich habe ich sehr viel werden wollen, nur das nie, was ichgeworden bin.―„...in der Primarschule war ich ein glänzender Schüler. Dann, später, rutschte ich immer mehr abin der Rangordnung der Klasse. Wahrscheinlich war es vor allem auf meine Faulheitzurückzuführen, dass ich meine glänzenden Anfangserfolge eigentlich nie mehr wiederholt habe.―AufgabeIn der Ausstellung erfährst du noch viel mehr über das Leben von <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>. An diesenStationen kannst du einiges erfahren über sein Leben:Kindheit und Jugend<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s richtiger Vorname lautet _______________________________________________Suche <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s Zeugnis aus der Jugendzeit. In welchen Fächern war er sehr gut?______________________________________________________________________________Finde heraus, was <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> als Kind und Jugendlicher in seiner Freizeit unternahm! WelcheGegenstände sind ausgestellt, die davon erzählen?____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________JuristSchliesslich ist <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> Jurist geworden. Versuche zu erklären, was ein Jurist macht.____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________Was möchtest du einmal werden? Was gefällt dir an diesem Beruf?____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung49


«Kunscht isch geng es Risiko» (<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>) KM 3<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> hat über 100 Lieder geschrieben. An jeder Station der Ausstellung kannst du mit demiPad ein Lied hören.Us emene lääre GygechaschteÄr isch vom Amt ufbotte gsyDr Bärnhard <strong>Matter</strong> (Ahneforschig)Dr EskimoIr YsebahnBim CoiffeurDr ParkingmeterWarum syt dir so truurig?Arabisch (dr sidi abdel assar vo el hama)Ds ZündhölzliAufgaben1. Höre dir an den verschiedenen Stationen mindestens vier Lieder an. Schreibe die Titel dergehörten Lieder auf.____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________2. Welches Lied hat dir am besten gefallen? Nenne das Lied und erkläre deine Auswahl.____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung50


«… und so blybt no sys lied» <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> KM 4Franz Hohler stellte nach dem Tod <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s Musikerinnen und Musikern verschiedeneFragen. Er wollte wissen, wann sie zum ersten Mal den Liedern von <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> begegnet sindoder warum wohl seine Lieder bis heute so bekannt sind. Die Antworten der Künstlerinnen undKünstler können im Buch von Franz Hohler, <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>. Ein Porträtband (Düsseldorf/Zürich, 3.Auflage 2001, S. 120-124) gelesen werden. Was hast du <strong>für</strong> einen Bezug zu <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>sLiedern?Beantworte die folgenen Fragen.Erinnerst du dich noch, wann du <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s Liedern zum ersten Mal begegnet bist?Welche Lieder waren das?________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s Lieder sind bis heute bekannt. Wie erklärst du dir den andauernden Erfolgdieser Lieder?________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________Was gefällt dir an <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s Liedern?________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________Welches Lied von <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> gefällt dir besonders gut?________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung51


<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> & Cover Songs KM 5Fast 40 Jahre nach seinem Tod sind <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s Lieder unvergessen. Sie regen bis heuteMusiker und Musikerinnen zu neuen Werken an.So hat besipsielsweise 2011 Guillermo Sorya eine neue Version von dr sidi abdel assar vo elhama vertont.Ausschnitt Typoskript Arabisch, 1968. Leihgabe: Schweizerisches Literaturarchiv SLA, Bern, Nachlass <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>.Aufgabe1. Schaue dir auf www.youtube.com das Video von Guillermo Soryas Version an.2. Schreibe <strong>für</strong> eine Zeitung einen Artikel über den neuen Song von Guillermo Sorya. Der Titellautet: „Guillermo meets <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>―.________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung52


«Man sollte meine Lieder wörtlich nehmen, KM 6sollte dahinter aber auch etwas sehen können» <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>Auf die Frage, warum <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s Lieder bis heute Erfolg haben, antworteten die Musiker PoloHofer und Kuno Lauener (Züri West):„Weil sie eben Tiefgang haben, was die Texte anbetrifft. Sie stellen Gefühle und Überlegungendar, die die Menschen zu allen Zeiten berührt haben.― (P.H)„Dass die meisten seiner Geschichten die letzten zwanzig Jahre überstanden haben und immernoch aktuell sind.― (K.L)AufgabeHöre dir in der Ausstellung einige Lieder von <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> an und lies die Texte. Schreibe die Titeldieser Lieder auf.__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________Wähle ein Lied aus. Welche Geschichte erzählt <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> in diesem Lied?________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________Was wollte er mit seiner Geschichte mitteilen?__________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________Welche Bezüge zu heute lassen sich herstellen?____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung53


«... es braucht also welche, die fragen.» <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> KM 7Elf Stationen zeigen das Leben und Werk <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s: Biografie, Jurist, Kindheit und Jugend,Liedermacher, Poet, Politik, Denker, Früher Tod, Inspiration, Lieder, Covers Songs. Für jedeStation steht stellvertretend ein Lied.Station______________________________Aufgaben (15’)1. Hört euch das Leitlied der Station an und fasst dessen Inhalt zusammen, so dass ihr dieGeschichte nacherzählen könnt.2. Betrachtet die Fotos und die Objekte der Station, lest die dazu gehörenden Texte.3. Welche Verbindung des Lieds zur Inszenierung der Station erkennt ihr?Welche weiteren Lieder von <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> würden zum Thema der Station passen?4. Stellt eure Erkenntnisse den anderen Gruppen vor.Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung54


«... wo sich die Gedanken mühelos in Worte verwandeln, KM 8als ob es keine Formulierungsschwierigkeiten gäbe» <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>Die Sprache hatte <strong>für</strong> <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> sowohl in seinem Beruf als Jurist wie auch als Liedermachereine grosse Bedeutung.1. <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> (Dr. H.P. <strong>Matter</strong>) war ab 1970 als Rechtskonsulent der Stadt Bern tätig. In einemstädtischen Jahresbericht ist zu lesen (datiert 8. Sept. 1970):Auf Antrag von Dr. H.P. <strong>Matter</strong> beschliesst die Kommission, dem Titel «Ausführungsbestimmungenzur Gemeindeordnung der Stadt Bern» den Untertitel «Reglement über die Organisation derGemeindeverwaltung» beizufügen. Dies zur besseren Verständlichkeit <strong>für</strong> Aussenstehende.Franz Hohler: <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>. Ein Porträtband. Düsseldorf/Zürich, 3. Auflage 2001,.S. 45.Aufgabe<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> war als Jurist viel an der Verständlichkeit von Formulierungen gelegen. In welchenAlltagsbereichen ist eine präzise Sprache notwendig? Nenne einige Beispiele.2. <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong> schrieb in sein Tagebuch:„Um schreiben zu können, muss man ein Stadium erreichen, wie es sich manchmal in den spätenAbendstunden, beim Sprechen einstellt: wo sich die Gedanken mühelos in Worte verwandeln, alsob es keine Formalierungsschwierigkeiten gäbe, wo die Worte aus der Feder laufen, wie Feuerwehrleutebei einem Alarm: dem Ziel verpflichtet, ohne an die Schritte zu einer Erreichnung zudenken, instiktiv und ohne zu <strong>für</strong>chten, dass sie die Treppe hinunterfallen könnten.Schreiben wäre somit etwas wie Beten. Es wäre das geistige Exerzitium, durch das wir uns überuns selbst klar werden und uns weiterbringen.―<strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>, Sudelhefte, Rumpelbuch. Tagebuch I, Eintrag 20, Zürich 2003, S. 14.AufgabeWähle einen Liedtext <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>s aus. Beschreibe, mit welchen sprachlichen Mitteln <strong>Mani</strong> <strong>Matter</strong>seine Geschichte erzählt. Welche Beobachtungen machst du?Schweizerisches Nationalmuseum | Landesmuseum Zürich | Bildung & Vermittlung55

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