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kons - Tiroler Landeskonservatorium

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Editorial / InhaltDelektieren Sie sichlesend durch diesesjubilierende Heft (daszehnte seiner Art!),landen Sie spät, aberzwingend bei diesemhic et nunc noch rätselhaftenSatz: Mehroder weniger glücklich lebt eine derartigeLaus mit Vorliebe auf Pappelfeigen und genießtderen wunderbaren Saft. Der Kontextwird Ihnen dann vergnüglich den Sinnerschließen. Freilich wäre es wahnwitzig,in eilfertiger Neugier das Ende desHeftes anzufliegen und solcherart z.B.die Entrada gleich um die Ecke nur zuüberfliegen. Nein, landen Sie bei BenjaminBritten, dem unprätentiösen Briten,dessen 100. Geburtstag wir heuer feiernund dessen souveräne Ansichten übersKomponieren wir in die hell erleuchteteAuslage stellen. Verweilen Sie auchbei Daniel Schmutzhard, unserem prominentenInterviewgast, und fabrizierenSie aus unserem Konzertangebotviele red-letter days in Ihrem Kalender.Wir legen Ihnen dabei besondersdie neue Musik ans Herz. BedenkenSie, dass fortlaufendes Interesse an ihrauch sie mit der Zeit etabliert alt macht.Oder um es mit einer Wilhelm-Busch-Variation zu sagen: Das Neue, dieser Satzsteht fest, / wird stets zum Alten, wennman’s lässt. Und wenn Sie schlussendlichüber dem weiteren bedeutsamenDies und Das von <strong>kons</strong>10 glücklich beider ominösen Laus landen, hoffen wirauf lauten finalen Applaus.Nikolaus DureggerEntrada 4Fokus 6Im Portrait:Isolde Jordan 8Günther Simonott 10Backstage:Daniel Schmutzhard 12Terminkalender 16Vorschau 18Forum 23Ex Libris 26Gratulationen 28Heft Nr. 10 | Herbst 20133


PortraitAbseits ausgetretener PfadeZitheristin Isolde Jordan im PortraitWer bei der Zither an ein antiquiertes Instrumentdenkt, das seine Blütezeit schon erlebthat, liegt falsch. Dass die Zither – fernabjeglicher Klischees – noch ganz andereSeiten hat, darüber sprach die ZitherspielerinIsolde Jordan im Interview mit AndreasTrenkwalder.Dass sie anfing Zither zu spielen, lag aufder Hand, war doch schon ihr Vater ein begeisterterZitherspieler und animierte seineTochter früh dazu. Kurz danach nahm sieUnterricht an der Innsbrucker Musikschulebei Doris Döbereiner. Während der Schulzeitwurde ihr Talent erkannt und gefördert,und so durfte Isolde Jordan bald darauf imKonservatorium bei Prof. Peter Suitner studieren.Auf ihre und Suitners Initiative hinwar die Zither dann erstmals 1987 beimWettbewerb „Jugend musiziert“ vertreten.Als Peter Suitner in Pension ging, wurdeHarald Oberlechner ihr Lehrer. Sie war dieerste Studentin am Konservatorium, die dieKonzert-Diplomprüfung auf der Zither ablegte.Gerne erinnert sie sich dabei an dasDiplomkonzert im Stadtsaal mit dem <strong>Tiroler</strong>Symphonieorchester unter der Leitung vonEdgar Seipenbusch: Ein Konzert für Orchesterund Zither als Soloinstrument, das eigensfür diesen Anlass von Günter Andrich komponiertwurde, war damals ein absolutesNovum!Aber was ist das Besondere an der Zither?Für Isolde Jordan sind die Vielseitigkeit unddie Möglichkeiten des Instrumentes sehrspannend. Die Zither ist sowohl in der AltenMusik als auch in der Neuen Musik, in derVolksmusik und neuerdings sogar in derelektrifizierten Musik zuhause. Man kann jedenTag etwas Neues entdecken und, wennman will, abseits ausgetretener Pfade neueWege suchen.Spannend sind auch die verschiedenstenArten und Formen; zwischen der Cetra Nova(einer Art Barockzither) und der E-Zithergibt es ein breites Spektrum an verschiedenenInstrumentenformen. Gerade Zither-Bauer unserer Zeit sind sehr experimentierfreudigund kreativ betreffend die Form desInstruments.Lehrerin und MusikerinSchon während ihrer Studienzeit unterrichteteIsolde Jordan an verschiedenen Musikschulen.Das Unterrichten ist für sie derschönste Beruf, den sie sich vorstellen kann:„All das weitergeben zu können, wofür manselber ,brennt‘ – die Liebe zur Musik, zumbeseelten Musizieren, zum Instrument, zurKreativität –, aber auch die Bereitschaft zurSelbstdisziplin und zur ständigen Erweiterungdes Horizonts sind wunderbare Aufgaben.Die Lehrtätigkeit an Konservatoriumund Mozarteum, der Einzelunterricht sowieder Unterricht in Kleingruppen, also derständige persönliche Austausch mit jungen,gleichgesinnten Menschen, ist eine absoluterfüllende Tätigkeit!“Gerne gibt sie ihr Wissen und Können nichtnur am Konservatorium, sondern auch inzahlreichen Workshops im In- und Auslandweiter.Nach reger Konzerttätigkeit mit namhaften8 Heft Nr. 10 | Herbst 2013


Portraitvermehrt Quereinsteiger gibt. Nach Wiesbadentritt Simonott eine Stelle in Hagenan, wo er auch seine Frau kennenlernt, diedort gerade als Bizets Carmen engagiertist. Gemeinsam zieht das Paar 1977 nachZürich.Das Opernhaus in Zürich war und ist einesder angesehensten in Europa. Starswie José Carreras, Luciano Pavarotti undPlácido Domingo lernt Simonott in dieserZeit persönlich kennen. „Diese Jahre warenvom menschlichen Aspekt sowie vomErfahrungswert mit Abstand die wertvollstenund prägendsten“, erinnert sichSimonott. Ausschlaggebend sind in dieserZeit vor allem zwei Persönlichkeiten:Der dortige Generalmusikdirektor undehemalige Strauss-Schüler Prof. FerdinandLeitner, von dem Simonott – ebensowie davor von Zwissler – noch den Atemdes vergangenen Jahrhunderts aufsaugenkann; zum zweiten hat die Freundschaftzur großartigen Kammersängerin ElisabethSchwarzkopf immense Bedeutungfür den Musiker. Bis zu ihrem Tod imJahr 2006 fungiert er auch als ihr privaterBegleiter beim Hausunterricht.1987 wird Simonott dann unter anderemzum Dirigenten der OrchestergesellschaftBregenz (bis 1996) sowie zummusikalischen Leiter der OpernbühneDornbirn (bis 1993) ernannt. Ab Herbst1989 ist er auch am <strong>Tiroler</strong> Landes<strong>kons</strong>ervatoriumtätig, wo er Leiter derOpernklasse wird. Auf die Frage, welcheErwartungen er grundsätzlich anseine Studenten/innen stellt, antworteter: „Keine.“ Ein Lehrer sollte nämlichkeine Erwartungen an die Studierendenhaben, denn das sei nicht der wirklicheSinn des Unterrichts; ein guter Lehrer,eine gute Lehrerin soll Wissen und Erfahrungnach bestem Können vermitteln;Aufgabe der Studenten sei es dann,daraus so viel wie möglich für sich zuverwerten, so Simonott. Das Resultatwird dementsprechend, je nach Anlage,immer ein anderes sein, denn jederMensch habe die Entscheidungsfreiheit,Kritik anzunehmen oder auch abzulehnen.Es ist das gemeinsame Arbeiten– das Teamwork –, was der MusikerSimonott zeit seines Lebens am meistenan seiner Arbeit genossen hat und auchweiterhin als Leiter vieler musikalischerProjekte genießen wird. Für die anstehendePensionierung alles Gute!Juliane SailerFotos: TLKHeft Nr. 10 | Herbst 201311


BackstageEinen Schritt nach dem anderen gehenDaniel Schmutzhard im Gespräch mit Gabriele EnserDaniel SchmutzhardFoto: Julia Stix„Frischblut“ für den klassischen Liedgesangtiteln die Vorarlberger NachrichtenAnfang September nach einem Konzertvon Daniel Schmutzhard und HelmutDeutsch bei der Schubertiade Schwarzenberg.Mittlerweile ist Daniel Schmutzhardzurück auf „seiner“ Bühne in der FrankfurterOper als Harlekin (Ariadne aufNaxos), Wolfram (Tannhäuser) und natürlichals Papageno (Zauberflöte), eine Rolle,die ihn seit seinem Debut an der WienerVolksoper begleitet. Ich traf DanielSchmutzhard im August zum Frühstückin Aldrans, wo er zwischen zwei Aufführungenin Bregenz auf Erholung weilte.Die Rolle des Papageno begleitetdich momentan allerorts:in Bregenz, und in derneuen Saison an den großenOpernhäusern in Frankfurt,München und Paris. Wie unterscheidensich die verschiedenenProduktionen? Wer isteigentlich Papageno?Das Kostüm, die Gänge,die Dialogfassungen, dieBühnen, die Regisseuresind jedes Mal neu, aberich glaube so prinzipiell istsich ein Papageno schonimmer ähnlich: Für michist er jemand, der aus seinereinfachen Welt, in derer sich auskennt, plötzlichwoanders hin katapultiertwird, wo nun die Uhrenvöllig anders ticken; dadurchwirkt er so patschert und lustig; nichtunbedingt, weil er das ist, sondern weil ersich in einer völlig ungewohnten Umgebungwiederfindet mit Leuten, die Dingevertreten und sagen, die ihm fremd sind.Denkst du das Publikum mit, wenn du eine Rolleeinstudierst?Eigentlich nicht, aber in Bregenz stellte dieSpanne zwischen der Fernsehübertragungmit ihren close-ups und dem Live-Publikumin hundert Meter Entfernung schon eine besondereHerausforderung dar.Du lebst momentan in Frankfurt. Was hat dichdorthin gezogen?Ich habe zunächst in Wien studiert, dannwar ich sechs Jahre an der Volksoper. Aberdie Möglichkeiten, die sich in Frankfurt fürmich ergeben, sind einfach ganz andere, dasmuss man ehrlich sagen.Inwiefern?Rollenmäßig, weil wir natürlich ein Repertoirespielen, das die Volksoper nicht bedient:Don Carlos, Tannhäuser oder DonGiovanni z.B. allein in diesem Jahr.Don Giovanni ist eigentlich der Traum jedes Baritons…Träume sind etwas Sonderbares: meinTraum war immer Verdis Posa und dannbin ich auf der Bühne gestanden und da wardie Frage: Ist das wirklich wahr?Hast du Schauspielen im Studium oder erst aufder Bühne gelernt?Ich muss ganz ehrlich sagen, meine einzige12 Heft Nr. 10 | Herbst 2013


BackstageSchauspielausbildung habe ich am <strong>Tiroler</strong>Landes<strong>kons</strong>ervatorium bei Dale Albrightgenossen.Und in Wien?Das war learning by doing, ich war ja bald ander Volksoper und habe dort meine Erfahrungengemacht. Dadurch, dass ich so frühim Engagement war, habe ich mir viel beiKollegen und durch die tägliche Arbeit angeeignet.Ich war am Anfang wohl langsamund habe Schwierigkeiten mit Regisseurengehabt, dieses ‚Anbieten‘ und schnelle Umsetzenmuss man ja auch erst lernen. Zusätzlichwird man als junger Sänger vielleichtauch nicht gleich ernst genommen, musssich den Respekt erst erarbeiten.Wie wichtig war die erste Studienzeit am KonservatoriumInnsbruck für dich?Sehr wichtig. In erster Linie natürlich meinLehrer Karlheinz Hanser. Aber auch die vielenRezitale und Aufführungen: „Guys andDolls“ in den Kammerspielen oder die Cosí-Auszüge hier am Haus. Das war für michzu diesem Zeitpunkt der ideale Platz, um zustudieren.Gab es Zeiten, in denen du nicht Sänger seinwolltest, hast du jemals gezweifelt an dir, an deinerStimme?Zweifeln tut man dauernd, man stellt sichschon immer wieder in Frage, auch mit dengroßen Rollen; wenn man am Anfang stehtist es selten, dass alles aus einem Guss sofortfunktioniert. Die Entscheidung, Sängerzu werden, war überhaupt nicht so eine fixeIdee; ich dachte: mal schauen, ob´s geht.Also kein „Schlüsselerlebnis“?Mein Lehrer hat es gut verstanden, in unsdiesen Samen zu säen - die Lust auf dasSingen! Aber gleichzeitig hat er uns beigebracht,einen Schritt nach dem anderen zugehen; es gibt keine Garantien. Für michwar klar, wenn ich die Aufnahmeprüfungin München oder Wien nicht schaffe, läuftmein Leben eben anders; ich hätte am Konservatoriumfür mich fertig- und gleichzeitigPolitikwissenschaft studiert. Das interessiertemich damals.Wie wichtig waren die Wiltener Sängerknabenfür dich?Dort bin ich zum ersten Mal ganz intensivmit Musik in Berührung gekommen. Ichwollte da unbedingt hin. Meine Eltern erzählen,ich sei von der Schule gekommenmit einem Anmeldezettel in der Hand. Dannwar ich dort fast 13 Jahre durchgehend. Dasprägt natürlich ungemein, musikalisch wieauch menschlich.Wie ist für dich das Verhältnis Sologesang – Chorgesang?Es gibt ja immer noch Gesangslehrer, dieihren Studenten das Chorsingen verbieten.Das halte ich für engstirnig. Natürlich ist esanstrengend, zwei oder drei Stunden Chorzu singen, aber Ensemblesingen muss manauch in der Oper, und wenn man z.B. einMozart-Finale singt, merkt man, ob Leuteaufeinander hören oder ob jeder nur für sichsingt. Das Chorsingen vermisse ich; so eineMatthäuspassion in einem kleinen feinenEnsemble zu singen – etwas Schöneres kannes eigentlich gar nicht geben. Ich denke mirdas oft, wenn ich da vorne sitze, meine dreiHeft Nr. 10 | Herbst 201313


BackstageTannhäuser,Oper Frankfurt,v.l. Lance Ryan(Tannhäuser),Tujia Knihtilä (Venus),Daniel Schmutzhard(Wolfram vonEschenbach)Foto: © WolfgangRunkelArien singe und die restliche Zeit zuhöre;da juckt´s mich enorm, weil das so wunderschöneMusik ist.Deine Eltern singen im Chor, dein Großvater hatja diese wunderbare Konzertreihe in Igls aufgebaut;singst du noch in Igls?Ja, jedes Jahr, vergangene Woche wieder. Dasinge ich auch alles mit.Es ist ja schwierig, alles zu machen: Oper, Oratoriumund Lied; ich kenne dich als einen sprachlichintensiven, wortdeutlichen Sänger.Ja, ich finde, das sollte auch in der Oper sosein; das Liedsingen halte ich allerdings fürdie eigene Entwicklung sehr wichtig; in derOper ist man nie für alles verantwortlich,man steht auf der Bühne, man hat sein Kostüm,die Regie, hinter der man sich versteckenkann. Bei den Liederabenden ist manvon der Entwicklung des Programms anselbstverantwortlich. Wenn das Publikumgelangweilt rausgeht, ist das meine Schuld.Also denkst du schon auch an das Publikum?Ich versuche, Geschichten so zu erzählen,dass sie interessieren; ich mache nicht etwasfür das Publikum, sondern ich möchte durchdas Singen, durch die Texte mitreißen.Glaubst du, dass Musik Menschen als Zuhörerverändern kann?Das weiß ich nicht. Vielleicht, keine Ahnung… das kommt vermutlich auf die Menschenan; ob sie das zulassen, ob sie die Musik beisich ankommen lassen können. Wenn mansie in sein Herz lässt, kann einen das ganztief berühren; aber ich würde uns da jetztnicht überschätzen; viele Menschen kommeneinfach nur in die Oper, um unterhaltenzu werden.Hast du einen Lieblingskomponisten?Ich finde, ohne Bach geht es nicht … aberMozart ist natürlich auch … das ist ja dasSchöne, dass es für uns Sänger so viel tolleMusik gibt, aus allen Epochen und allen Stilrichtungen!Ich glaube, ich könnte irgendwieauf alles verzichten, auch wenn es weh tut,aber auf Bach nicht, das nicht.Wo und wie entspannst du dich nach der Arbeit?Das ist ein schwieriges Thema. Nach einemlangen Theaterabend treffe ich mich gerne irgendwomit Freunden. Und sonst hilft Sporteigentlich ganz gut zum Entspannen. Ich laufegern und spiele auch gern Fußball – immernoch; das macht den Kopf frei.Eintracht Frankfurt-Fan?Ich war schon mal dort; aber mein Lieblingsclubist natürlich FC Wacker Innsbruck! Ichschau mir jedes Spiel an. Letztens in Bayreuthhaben wir uns in einem Sportcafé dasInnsbruckspiel einschalten lassen.Wie sieht es mit deinen Zukunftsplänen aus?Willst du irgendwann unterrichten, Regie führen?Im Moment bin ich mit dem Singen sehr zufrieden.Das wird sich alles ergeben. Ich binnoch ein Jahr in Frankfurt unter Vertrag, derVertrag wird jetzt weitere drei Jahre verlängert.Meine Planung geht im Moment bis2017. Alles Weitere wird sich ergeben. Schrittfür Schritt.14 Heft Nr. 10 | Herbst 2013


NachrufVladislav Markovic erlernte von seinemGroßvater angeregt das Geigenspiel. Nachdem Diplomabschluss an der MusikakademieLjubljana führte ihn sein musikalischerWeg als Konzertmeister nach Dubrovnik,zum Rundfunkorchester Zagrebund zu den Zagreber Solisten. 1965 verließer seine Heimat im damaligen Jugolawienund wirkte in verschiedenen Orchestern inDeutschland (Gelsenkirchen, BambergerSymphoniker, Münchner Symphoniker),ehe er in Österreich seine zweite Heimatfand. Nach Aufenthalten in Klagenfurt,Graz und Salzburg, wo er sowohl als Konzertmeisterals auch als Pädagoge arbeitete,kam er 1981 an das <strong>Tiroler</strong> LandeskoninmemoriamVladislav Markovic (+ 8.7.2013)Helmut Hofmüller (+ 29.7.2013)Vierzig Jahre lang, von 1959 bis 1999, warHelmut Hofmüller am Konservatorium inInnsbruck als Korrepetitor und Lehrer tätig.In dieser Zeit begleitete er am KlavierGenerationen junger Menschen durch dieHöhen und Tiefen ihres Studiums, durchVortragsstunden, Opern- und Operettenaufführungen,ungezählte Liederabendeund Austauschkonzerte und gab sein umfassendesmusikalisches Wissen in zahllosenUnterrichtsstunden weiter. Zwischen1990 und 1998 leitete er auch die AbteilungGesang.servatorium. Er widmete sich fortan demStreichernachwuchs in verschiedensterWeise.Sein Geigenspiel war sein Ausdruck.Sein Leben war Musik.Wir, seine Studenten von damals, durftendiesen klugen und gebildeten Menschenals Pädagogen, Kammermusiker, Dirigent,Juror und hervorragenden Musikererleben.Helmut Hofmüller hatte seine Ausbildungam Schubert-Konservatorium und an derMusikhochschule in Wien erhalten. In denJahren 1955 bis 59 arbeitete er zunächst alsKorrepetitor an der Wiener Kammeroper,bis ihn MD Kurt Rapf 1959 an das Konservatoriumnach Innsbruck holte. Nebendem pädagogischen und künstlerischenAlltag erschloss er sich in dieser Zeit weitereWissensgebiete. Konzertreisen, vorallem als gesuchter, einfühlsamer Liedbegleiter,führten ihn durch alle mitteleuropäischenLänder. Später, bereits in Pension,führten ihn Reisen um die halbe Welt.Heft Nr. 10 | Herbst 201315


TermineTermine – Veranstaltungen des TLKWenn nichtanders angegeben,findendie VeranstaltungenimKonzertsaaldes <strong>Tiroler</strong>Landes<strong>kons</strong>ervatoriumsbei freiemEintritt statt.Mittwoch, 30.10.2013, 20.13 UhrEin experimentelles Konzertder Kompositionsklasse Franz BaurExperimente und Werke: René Schützenhofer,Ivana Radovanovic, Josef Haller, Manuel Zwerger,Hannes Widmoser, Andrea Oberparleiter,Andreas Trenkwalder, Iris Schmidt-Rios,John Cage und Wolfgang Amadeus Mozart(vgl. Vorbericht Seiten 20, 21)Dienstag, 5.11.2013, 19.30 UhrRezital der Klasse Stefan HacklRomana Hauser (Gitarre)Werke von J. Arcas, J. K. Mertz, M. M. Pounce,J. Rodrigo und R. TownerDienstag, 26.11.2013, 19.00 Uhr„Pour le piano“Werke von S. Prokofieff, A. Casella,S. Rachmaninoff, F. Mendelssohn-Bartholdy,G. Ligeti, F. Liszt und F. ChopinSebastian Euler, Shao-Yin Huang(vgl. Vorbericht Seite 22)Mittwoch, 18.12.2013, 19.30 UhrRezital der Klasse Gabriele ErhardHannes Tschurtschenthaler, BaritonF. Schubert: “Die schöne Müllerin”Klavier: Alexander RinglerMittwoch, 13.11.2013, 19.30 UhrRezital der Klasse Maria ErlacherLisa Klocker, SopranVanessa Waldhart, SopranWerke von C. Debussy und R. StraussKlavier: Alexander RinglerDienstag, 14.1.2014, 20.00 UhrKammerkonzertChor der Abteilung für Musikpädagogik derUniversität Mozarteum/Standort InnsbruckLtg.: François DescampsMitwirkend: Bläseroktett der KammermusikklasseMaximilian Bauer (Studierende des TLK/UNI Mozarteum); Werke von Schubert u.a.Donnerstag, 14.11.2013, 17.30 UhrDonnerstag, 5.12.2013, 19.30 UhrMittwoch, 15.1.2014, 19.30 UhrWerkstattkonzertStudentinnen und Studenten aller Abteilungenpräsentieren ihr RepertoireMittwoch, 22.01.2014, 20.00 UhrEnsemble <strong>kons</strong>tellationWerke von Ernst Toch, Claude Vivier,John Adams und Christoph HerndlerLeitung: Ivana Pristašová(vgl. Vorbericht Seite 18)Dienstag, 19.11. 2013, 20.15 UhrORF - KulturhausPräsentation des Workshops„Elektronische Musik”im Rahmen des Konzerts von „Kraftfeld NeueMusik Tirol”Eine Kooperation des Jazzlehrgangs des TLKmit „Kraftfeld Neue Musik Tirol”Donnerstag, 27.02.2014, 19.30 UhrSantiago Medina mit <strong>kons</strong>KlassikJoseph Haydn, Carl Philipp Stamitzund Wolfgang Amadeus MozartLeitung: Santiago MedinaSolisten: Annette Fritz, Lukas Breuss,Klara Wetzel (vgl. Vorbericht Seite 19)16 Heft Nr. 10 | Herbst 2013


TermineTermine der Wiltener SängerknabenSamstag, 23. u. 30.11.2013, 18.30 UhrHofkirche InnsbruckHofkirchenkonzert der Wiltener SängerknabenKarten: Innsbruck Information (Tel.: 0512/5356)Ö-Ticket, AbendkasseNähere Informationen: www.saengerknaben.comSamstag, 21.12.2013, 20.00 UhrBasilika WiltenJ. S. Bach: Weihnachtsoratorium (Kantaten 1-3)Chor und Solisten der Wiltener Sängerknaben,Barockorchester Academia Jacobus Stainer,Ltg.: Johannes StecherKarten: Innsbruck Info, Ö-Ticket, AbendkasseNähere Informationen: www.saengerknaben.comSamstag, 7.12.2013, 18.00 UhrWeihnachtsmarkt KitzbühelAdventkonzert mit den Wiltener SängerknabenNähere Informationen: www.kitzbuehel.comDienstag, 24.12.2013, 22.30 UhrStiftskirche WiltenKurzkonzert der Wiltener Sängerknabenvor der MitternachtsmetteNähere Informationen: www.stift-wilten.atSonntag, 8.12.2013, 18.00 UhrPfarrkirche Neustift im StubaitalAdventkonzert mit den Wiltener SängerknabenNähere Informationen: stubai-wipptal.lions.atFreitag, 27.12.2013, 20.00 UhrSt. Anton am Arlberg / ArlbergsaalWeihnachtskonzertder Wiltener SängerknabenNähere Informationen:www.stantonamarlberg.comSonntag, 15.12.2013, 17.00 UhrPfarrkirche TannheimAdventkonzert mit den Wiltener SängerknabenNähere Informationen: www.tannheimertal.atDienstag, 17.12.2013, 19.30 UhrWallfahrtskirche Götzens“Weihnacht in Tirol”mit den Wiltener SängerknabenNähere Informationen: www.saengerknaben.comFreitag, 3.1.2014, 20.30 UhrTux / Tux-CenterNeujahrskonzertmit den Wiltener SängerknabenNähere Informationen: www.tux.atSonntag, 5.1.2014, 20.00 UhrBasilika WiltenJ. S. Bach: Weihnachtsoratorium (Kantaten 4-6)Chor und Solisten der Wiltener Sängerknaben,Barockorchester Academia Jacobus Stainer,Ltg.: Johannes StecherKarten: Innsbruck Info, Ö-Ticket, AbendkasseNähere Informationen: www.saengerknaben.comInformationenzu weiterenVeranstaltungen(Klassenabende,Vortragsstunden)des TLK entnehmenSie bitte unsererHomepagewww.<strong>kons</strong>tirol.atHeft Nr. 10 | Herbst 201317


VorschauFuge aus der GeographieEnsemble <strong>kons</strong>tellation auf rhythmisch-musikalischen ReisenEnsemble<strong>kons</strong>tellation22. Jänner 2014,20.00 UhrKonzertsaalWerke von:Ernst Toch,Claude Vivier,John Adamsund ChristophHerndlerSHAKINGANDTREMBLINGHYMNINGSLEWSLOOPSANDVERSESAFINALSHAKING18 Heft Nr. 10 | Herbst 2013Das „Ensemble <strong>kons</strong>tellation“ spieltunter der Leitung von Ivana PristašováWerke von Ernst Toch, Claude Vivier,John Adams und Christoph Herndler.Ratibor! Und der Fluss Mississippi und dieStadt Honolulu und der See Titicaca …Schon beim Lesen stellt sich der Rhythmusein und man befindet sich mitten ineinem Fugenthema, allerdings ohne Melodie.Ernst Toch verzichtet in seiner 1930komponierten Chor-Suite „GesprocheneMusik“ auf Töne und setzt ganz auf geographischeBegriffe. Der 1887 in Wiengeborene Ernst Toch studierte zunächstPhilosophie und Medizin in Wien undHeidelberg, als Komponist war er Autodidakt.Als sich aber der Erfolg in Formzahlreicher Preise und Ehrungen einstellte,wählte er das Komponieren zu seinemLebensinhalt. Nach Hitlers Machtergreifungfloh er über Paris und London nachKalifornien, wo er – wie viele seiner Kollegen– Filmmusik schrieb. Er starb 1964.Den umgekehrten Weg über den großenTeich ging der 1948 in Montréal geboreneClaude Vivier. Der Sohn unbekannterEltern war zeitlebens ein Suchender. AusgedehnteReisen führten ihn nach Japan,Bali und in den Iran; schließlich landete erin Paris, wo er 1983 ermordet wurde. Seinerster Berufswunsch war nicht die Musik,sondern das Priesteramt, das ihm aber dieKirche verwehrte; und so studierte er inMontréal, Utrecht und Köln Klavier undKomposition u.a. bei Karlheinz Stockhausen.„Zipangu“, so nannte man Japan zu ZeitenMarco Polos, des großen Reisenden frühererZeiten. Und eine Reise unternimmtauch die Melodie im gleichnamigen Werkfür Streicher: durch verschiedenste Bogentechnikenwandelt sie sich in Farbe undkehrt wieder „gereinigt“ zurück.Die zitternden und schüttelnden Bewegungendes Streicherbogens sind ein Aspekt inder Namensgebung von „Shaker Loops“des amerikanischen Komponisten JohnAdams. Neben Terry Riley, Philip Glassund Steve Reich zählt er zu den berühmtenVertretern der Minimal-Music. Wellenund Schleifen sind treffende Begriffe, umAdams Musik zu beschreiben, die einmalhochenergetisch und dann wieder beinaheregungslos, aber meist fast hypnotisch aufden Hörer zukommt. Der zweite Aspektdes Werktitels sind Kindheitserinnerungendes 1947 in Massachusetts geborenenKomponisten an eine religiöse Freikirchenamens Shaker, zu deren Ritualen ein ekstatischerSchütteltanz gehört.Die Projekte des „Ensemble <strong>kons</strong>tellation“sind über die künstlerische Produktion hinausauch pädagogisch gedacht; als einepraktische Auseinandersetzung mit denAnforderungen, die die vielfältigen Ausformungender Neuen Musik seit Beginndes 20. Jahrhunderts an die Musiker/innenstellen, wie beispielsweise auch grafischeNotationen: So stammt vom OberösterreichischenKomponisten Christoph Herndler(*1964) das Stück „Abschreiben“, dasin Aktionsschrift die Bogenführung vorzeichnet,aber viele andere Parameter offenlässt.Harald Pröckl


VorschauWie weiland Johann StamitzSantiago Medina mit <strong>kons</strong>Klassik am 27. 2. 2014, 19.30 UhrLukas Breuss, KlaraWetzel und AnnetteFritzDie Sinfonia concertante ist ein Kind derKlassik. Inspiriert von hervorragendenInstrumentalisten dieser Zeit, kombiniertsie konzertierende Instrumente mit symphonischemGeschehen, profitierend voneinem sich rasch ausweitenden, florierendenKonzertbetrieb, der sich bürgerlichselbstbewusst nun auch abseits der Höfeproduzierte. Carl Philipp Stamitz hat diesesGenre mit über 20 Werken bereichert.Für das Konzert mit <strong>kons</strong>Klassik hat SantiagoMedina dessen Sinfonia concertantein A-Dur für Violine, Viola und Cello ausgesucht.Solisten sind Annette Fritz (Violine),Lukas Breuss (Viola) und Klara Wetzel(Cello). Medina, Star der Alten Musik undexzellenter Kenner der Klassik, wird <strong>kons</strong>-Klassik stehend – wie weiland Johann Stamitz(Vater von Carl Philipp) die berühmteMannheimer Hofkapelle – von der Geigeaus leiten. Wieder ist es seine Aufgabe,die jungen Orchestermusiker/innen stilgenauin der kühnen, glasklaren Spracheder Klassik zu unterweisen – fern jeglicherromantischer Verzärtelung. Dafüreignen sich vorzüglich auch die weiterenWerke des Abends: die Symphonie Nr. 17des sechzehnjährigen Wolfgang AmadeusMozart und die sogenannte „Trauersymphonie“von Joseph Haydn (der Namerührt vom angeblichen Wunsch Haydnsher, dass das Adagio dieser Symphoniebei seinem Begräbnis gespielt werdensoll). Der fulminante Erfolg, den die KombinationMedina-<strong>kons</strong>Klassik beim letztenKonzert bei Publikum wie Presse landete,forderte eine Fortsetzung: Voilà!Programm:- Joseph Haydn:Symphonie in e-Moll, Hob. I/44„Trauersymphonie“- Carl Philipp Stamitz:Sinfonia concertante in A-Durfür Violine, Viola und Cello- Wolfgang Amadeus Mozart:Symphonie Nr. 17 in G-Dur, KV 129<strong>kons</strong>KlassikLeitung: Santiago MedinaSolisten: Annette Fritz, Lukas Breuss,Klara WetzelHeft Nr. 10 | Herbst 201319


VorschauZufallsmusik süß & sauerEin experimentelles Halloween-KonzertAm 30. Oktober findet das erste „ExperimentelleKonzert“ der Kompositionsklassedes Konservatoriums statt. Wie die Ideedazu geboren wurde und was uns erwartet,das erfahren Sie hier.Kennen Sie 4‘33‘‘? – Ja richtig, das Stück vonJohn Cage, in welchem kein einziger Tonerklingt. Neben der Stille – wie sie in 4‘33‘‘zu hören ist (oder vielleicht auch nicht) –bildet der Zufall (die Dauer des Stückeswurde Satz für Satz per Würfel ermittelt)ein Schlüsselelement in Cages Schaffen.Diese musikalischen Zufallsoperationen,auch Aleatorik genannt (von lat. alea: Würfel),wurden in den 50er Jahren des letztenJahrhunderts von Komponisten/innen aufverschiedene Weise aufgegriffen.Cage wollte sich von der Sinnhaftigkeitund Deutbarkeit von Musik völlig lösen.Deshalb lässt Cage die Instrumentation wieauch die Präparierung des Klaviers mancherStücke durch Los, Würfel oder Münzwürfeentscheiden. Pierre Boulez und KarlheinzStockhausen gingen andere Wegeund verwendeten das Zufallsprinzip, uminterpretatorische Freiheiten auszuweiten.Im vergangenen Sommersemester beschäftigtenwir uns in der Kompositionsklassemit dem Zufall in der musikalischenKomposition. Nachdem wir uns mit Cage,Boulez und Stockhausen auseinandergesetzthatten, wuchs in uns das Bedürfnis,selbst aleatorische, experimentelle Stückezu schaffen. So wurde die Idee geboren,diese Werke in einem Konzert zur Aufführungzu bringen. Franz Baur über das Projekt:„Wichtig ist dabei nicht allein unsereAuseinandersetzung mit dem Zufall, sonderndass die interessierten Zuhörer auchhautnah miterleben können, wie er im musikalischenWerk eingesetzt wird oder sogarwie daraus ein Werk entsteht. Insofernhaben wir auch angedacht, das Publikumim musikalischen Zufall zu involvieren.“Entstanden sind sehr vielfältige und unterschiedlicheWerke.Weltall als ZufallsgeneratorWie schon John Cage haben sich auch zweiKompositionsstudenten/innen mit demWeltall befasst. Ivana Radovanovics Aufzu einem anderen Planeten ist ein zweiteiligesexperimentelles Stück für Klavier. Imersten Teil erklingt der Weg von der Erdezu einem anderen Planeten, der zweite Teilbeschreibt diesen Planeten und seine Bewohner.#000000 (ex nihilo) für Klavier, Audio-Zuspielungund Videoprojektion von Josef Hallerwagt sich klanglich noch weiter ins Univer-Ein Experimentelles Konzert derKompositionsklasse Franz BaurMittwoch, 30.10.2013, 20.13 UhrKonzertsaal TLKExperimente und Werke:René Schützenhofer, Ivana Radovanovic,Josef Haller, Manuel Zwerger, HannesWidmoser, Andrea Oberparleiter,Andreas Trenkwalder, Iris Schmidt-Rios, John Cage, Wolfgang AmadeusMozart20 Heft Nr. 10 | Herbst 2013


Vorschausum vor, und zwar gleich an die äußersteGrenze des Sonnensystems. Dabei werdenunter anderem Raumsonden-Aufzeichnungenvon kosmischer Strahlung verwendet,die in einem ersten Arbeitsschritt in hörbareFrequenzen umgewandelt wurden. Diedabei entstandenen skurrilen Klänge bildendie Basis für das dreisätzige Werk. DerZufall spielt auch hier eine Rolle: Der Pianistmuss im ersten Satz über ein Musterimprovisieren, das von der Sternen<strong>kons</strong>tellationzur Zeit der Aufführung vorgegebenwird. Das Werk als Ganzes nimmt außerdemBezug auf das aus der griechischenAntike stammende Konzept der Sphärenmusik.So besteht beispielsweise der dritteSatz nur aus acht Tönen, die sich aus denFrequenzen der Umlaufzeiten unserer achtPlaneten ergeben.Alle zwölf Töne auf einer Ebene auch optischgleichstellen will Manuel Zwerger.Sein Stück für Klavier trägt den Titel: Woführt es hin? – Wir werden es sehen (undhören)!Einige Studenten/innen gingen so weit, experimentelleInstrumente selbst zu erzeugen.Ein USB-Lenkrad als Instrument verwendetHannes Widmoser in A-Steeroid, EineFantasie für „Wheeloine“. Dabei übernimmtdas Lenkrad die Rolle der Schnittstelle zumMusiker und der Computer fungiert als digitalerSynthesizer. Das Stück ist teils graphischnotiert, wobei dem Musiker auchein interpretatorischer Freiraum bis hin zuimprovisatorischen Einlagen eingeräumtwird.Andrea Oberparleiter experimentiert in ihremStück Black Box mit dem Klavier: Obdiese Black Box (nämlich das Klavier) einfeindliches Gerät ist, das nicht geöffnetwerden darf, da Sprengstoff darin vermutetwird, oder ob es gar ein Folter-Instrumentist: darauf darf man gespannt sein!Die Studie I für einen Zuhörer, Klavier undElektronik (ein Stück vom Verfasser) verwendetdas Klavier und die Elektronik alsexperimentelles Instrument. Zusätzlich zuden zwei Musikern, die das Klavier unddie Elektronik bedienen, wird ein Zuhörerper Los ermittelt, der an der Aufführungdes Werks maßgeblich teilnimmt.Den eigenen Körper als Instrument stelltIris Schmidt-Rios zur Verfügung. In Klangkörperwiederholt sie eine einfache, an einbrasilianisches Volkslied angelehnte Melodieund verziert sie mit klingenden Bewegungen.Der Körper der Sängerin wird voneinem weiteren Musiker als Instrumentverwendet bzw. gespielt, indem beispielsweisedie Atmung manipuliert wird. Soentsteht ein Dialog zwischen Sängerin undKörperspieler – zwischen Bewegung undKlang.Abgerundet wird das Konzert durch zweiAufführungen historischer Zufallsmusik(Mozarts Musikalisches Würfelspiel undCages Water Walk) sowie durch das StückImprovisierte Geschmackssuite: 1. Satz: Süßes(Improvisation über eine Banane); 2. Satz: Saures(Improvisationen über eine Zitrone) vonRené Schützenhofer.Wir freuen uns auf zahlreiche interessierteZuhörer!Andreas TrenkwalderSternzeit 4‘33“Auf zu einemanderen Planeten?v.l.n.r.: Andrea Oberparleiter,Josef Haller,Ivana Radovanovic,Hannes Widmoser, IrisSchmidt-Rios, ManuelZwerger, ChristianGamper und AndreasTrenkwalderHeft Nr. 10 | Herbst 201321


VorschauVirtuos!„Pour le piano”: Tastenakrobatik im Konzertsaal„Pour le piano“26.11.201319.00 UhrKonzertsaalWerke von:S. Prokofieff,A. Casella,S. Rachmaninoff,F. Mendelssohn-Bartholdy,G. Ligeti, F. Lisztund F. ChopinAus der ursprünglichen „Hommage áDebussy” ist mittlerweile eine feste Einrichtunggeworden: zweimal pro Jahr präsentierendie Klavierstudenten/innen desKonservatoriums sowohl sich selbst alsauch die vielen Facetten ihres Instrumentsin einem ganz besonderen Klavierabend.Beim nächsten Konzert am 26. Novembergeht es um die Virtuosität - Segen, Fluchund Wettbewerbskriterium Nummer 1 fürjeden Pianisten, aber auch unaufhörlicherQuell der Inspiration quer durch die gesamteLiteratur.Virtuos kann vieles sein, aber wer denktdabei nicht zuerst an schnelle Finger? Daherwerden einige Paradestücke auf demProgramm stehen, die unseren angehendenPianisten zwar viel Übeschweiß abverlangthaben, aber letztlich großen Spaß machen:Prokofieffs „Teuflische Einflüsterung“ etwaoder die an motorischer Unerbittlichkeitkaum zu überbietende Toccata von AlfredoCasella. Vielschichtiger geht es dann schonbei Werken zu, denen die Technik lediglichdas Mittel zum Zweck ist, etwa den dunkelschimmernden Corelli-Variationen vonRachmaninoff, Mendelssohns elegantemRondo Capriccioso oder Ligetis präzis-kühlerEtüde „Fanfares“. Und in Meisterwerkender Romantik wie dem Sonetto di Petrarca104 von Liszt (wir freuen uns auf unserenEhrengast Matthias Schinagl, der selbereinmal Student von Shao-Yin Huang war!)oder Chopins b-Moll-Scherzo spüren wirdann, dass Virtuosität letztlich nur einesder vielen Wörter für Musik ist. Ganz imSinn von Vladimir Horowitz, der einmalsagte: „Klavierspiel besteht aus Vernunft,Herz und technischen Mitteln. Alles solltegleichermaßen entwickelt sein. Ohne Vernunftsind Sie ein Fiasko, ohne Technik einAmateur, ohne Herz eine Maschine.“Das von Sebastian Euler moderierte Konzertfindet statt am 26. November um19 Uhr im Konzertsaal sowie am 4. Dezemberum 13 Uhr im Pförtnerhaus Feldkirchals Austauschkonzert mit dem dortigenKonservatorium.22 Heft Nr. 10 | Herbst 2013


ForumVon nahund fernChristiane Dorfmann und Rafi Hayduk im GesprächChristiane Dorfmann aus Südtirol studiertFlöte, Rafi Hayduk aus Armenienbzw. Syrien seit dem Wintersemester2013/14 Gesang am <strong>Tiroler</strong> Landes<strong>kons</strong>ervatorium.Über ihre musikalischenVorstellungen und ihr Studentenlebenin Innsbruck sprachen sie mit JulianeSailer und Andreas Trenkwalder.Christiane Dorfmann - SüdtirolGeboren in Feldthurns auf der Sonnenseitedes Eisacktales fällt die ruhige Südtirolerinbald auch auf die Sonnenseite der Musik.Ihr musikalischer Bildungsweg fängt mitneun Jahren in der Musikschule an, führtüber die Musikkapelle und findet im <strong>Tiroler</strong>Landes<strong>kons</strong>ervatorium vorläufig Halt.Zur Flöte kam sie durch Zufall: „Die hateigentlich meine Mama ausgesucht. DasKlavier war für meine Schwester vergeben(die auch am Konservatorium studierthat), und ich habe dann Flöte angefangen,weil das gut dazupasst!“Der persönliche Kontakt2008 kam sie nach Innsbruck um Pharmaziezu studieren. Aus ihrem ursprünglichenWunsch, die Musik als Hobby zubetreiben, wurde nichts. Das Verlangen,mehr daraus zu machen, war nach einemSemester Pharmaziestudium sehr vielgrößer. Nach erfolgreicher Aufnahmeprüfungstudiert Christiane nun am Konservatoriumin der Klasse von Michael Cedeund ist froh darüber, diesen Schritt gemachtzu haben. Hier schätzt sie vor allemdas familiäre Klima und die persönlicheBeziehung unter den Studenten und zuden Lehrpersonen – eine Besonderheit, diesie bei ihrem Studium der Wirtschaftswissenschaften(das sie 2011 abgeschlossenhat) nicht erleben konnte.Je nach Verfassung mag sie unterschiedlicheMusik, aber immer gern spielt die Flötistinfranzösisches Repertoire. Zur Zeitbeschäftigt sie sich auch intensiv mit zeitgenössischerMusik, die – wie sie meint –im Studium oft zu kurz komme, und imDuo mit Gitarre spielt sie sehr gerne Werkevon Astor Piazzolla. Außerdem wirktsie regelmäßig als Substitutin im <strong>Tiroler</strong>Symphonieorchester mit, was ihr großeFreude bereitet.Neben Christiane Dorfmann gibt es nochzahlreiche andere Südtiroler Studierendein Innsbruck. Was für Südtiroler/innenden Reiz an Innsbruck ausmacht, weiß sieauch nicht so genau. „Aber es ist einerseitsschön in Innsbruck und ... – andererseitsist das Bier hier besser als in Italien!“Das Klischee „Südtiroler Studierender“(also Dienstag bis Donnerstag in Innsbruckund den Rest der Woche zuhauseverbringend) kennt sie natürlich undmeint schmunzelnd, dass sie zu Beginnihrer Studienzeit auch öfters am Freitagnach Feldthurns und am Sonntag mit dentiefgefrorenen Knödeln der Mutter im Gepäcknach Innsbruck gekommen ist.Der Funke der BegeisterungNach Hause fährt sie heute nicht mehr sooft, aber dennoch manchmal, vor allemdann, wenn es Proben mit der Jugendka-Heft Nr. 10 | Herbst 201323


ForumChristiane Dorfmannpelle „Feldthurner Heihupfer“ (die sie leitet)gibt. Oder derzeit auch zum Törggelen:„Die besten <strong>Tiroler</strong> Knedl, Schluzer, Krapfen,Keschtn und auch selbstgebranntenSchnaps gibt’s beim Tubaspieler“ (ihrerHeimatgemeinde). Sonst ist sie aber gernehier und nutzt das Innsbrucker Freizeitangebot.Neben Bergsteigen auf der Serlesund Baden am Lanser See im Sommer gehtsie im Winter gerne Schi fahren und natürlichauf den Christkindlmarkt. Es gibtnur eine Sache, die sie in Nordtirol etwasbefremdlich findet: das weit verbreitete„Ciao“ als Verabschiedung.Seit Herbst unterrichtet Christiane an derInnsbrucker Musikschule. Was ihr ammeisten Spaß macht, ist die Arbeit mit denKindern. „Beim Üben und Musizieren beschäftigeich mich hauptsächlich mit mirselber, beim Unterrichten habe ich immerandere Persönlichkeiten vor mir, auf dieich mich einstellen muss. Jeder Schülerbedarf individueller Behandlung, und dasstellt mich immer wieder vor neue Aufgabenund Herausforderungen.“ Am schönstenbeim Unterrichten findet sie, wenn derFunke der Begeisterung zur Musik überspringt.Andreas TrenkwalderRafi Hayduk – Armenien, SyrienRafi Hayduk kommt, verglichen mit denmeisten Musiker/innen, relativ spät mitder Musik in Berührung. Seine erste aktiveBeschäftigung damit findet erst in seinem17. Lebensjahr statt, als ihn das virtuoseGitarrespiel eines Freundes fasziniert.Jedoch ist er eingeschüchtert von dessenMeisterschaft, die er – nach eigener damaligerEinschätzung – nie erreichen könne,und beschließt einen anderen Weg einzuschlagen.Vorerst. Er absolviert ein Mathematikstudium,aber die Musik lässt ihntrotzdem nicht los. „Ich hörte in meinerFreizeit sehr viel Radio,“ sagt Rafi, „paradoxerweisealles außer Opern.“ Eines Tageshört der mittlerweile 21-Jährige danndoch zufällig den Ausschnitt aus einerOper. Es ist die „Aria di Cavaradossi“ ausPuccinis „Tosca“, welche den feinfühligenStudenten tief berührt und ihn erkennenlässt, wo er das ihm fehlende gewisse Etwasfinden kann: im Gesang. Von nun anist es Rafis größter Wunsch zu singen, umauch mit seinem Gesang Menschen derartzu bewegen.Entfaltung in der MusikEr beginnt Unterricht bei seiner Nachbarinzu nehmen, die Gesangslehrerin aneiner privaten Musikinstitution ist. Undsein Wunsch entpuppt sich keineswegsals Hirngespinst: Sie erkennt auf AnhiebRafis Talent sowie sein großes Stimmvolumenund unterstützt ihn in seinem Bestreben,seine Fähigkeiten bestmöglichauszubauen und zu verbessern. Nach Österreich,genauer gesagt nach Innsbruck,ist Rafi Hayduk allerdings als politischerFlüchtling gekommen, da er – obwohlgebürtiger Armenier – sich aufgrund derpolitischen Situation in Syrien gezwungensah, das Land zu verlassen. Bei seinenBemühungen, seine musikalische Ausbil-24 Heft Nr. 10 | Herbst 2013


Forumdung auch hier fortzusetzen, stieß er aufdas <strong>Tiroler</strong> Landes<strong>kons</strong>ervatorium. Hierwird Gabriele Erhard seine Ansprechpartnerinund unterstützt ihn bei seinerVorbereitung auf die Aufnahmeprüfung.An ihr schätzt Rafi nicht nur ihre Professionalität,sondern vor allem auch ihre Empathieund Großzügigkeit – Großzügigkeitim Umgang mit ihrer Zeit, die sie ihmzur Verfügung stellt. Dies sei keinesfallseine Selbstverständlichkeit, ist sich Rafibewusst; durch Gabriele Erhards herzlicheArt habe er sich von Anfang an amKonservatorium sehr wohl gefühlt: „DieLehrperson ist bei einem Musikstudiumetwas vom Wichtigsten, denn nur durcheine gute Beziehung zwischen Lehrer undStudierendem können beide Seiten vomUnterricht profitieren und sich mit Herzund Seele in der Musik entfalten.“Vielseitiges Innsbruck und italienischeArienAuch wenn Rafi die <strong>Tiroler</strong> Landeshauptstadtnicht als Wahlheimat auserkoren hat,so ist sie mittlerweile trotzdem zum hochgeschätztenWohnort geworden. „DieStadt ist voller Energie!“ findet der auchsportlich aktive Musiker. Es ist vor allemdie Kombination von Stadt, Land undBergen, die ihn beeindruckt: „Man wirdniemals müde, da es so viele verschiedeneEindrücke und Farben gibt.“ Vor alleman den sonnigen Herbsttagen, von denenes dieses Jahr viele gab bzw. immer nochgibt, verbringt Rafi seine Freizeit gernein der Natur und versucht die positiveEnergie der Umgebung beim Joggen undRadfahren aufzunehmen.Umgesetztwird dieseEnergie dann nichtnur beim Singen,sondern auch imDeutschunterricht.Bis vor kurzem warer noch Autodidakt,aber seit zweiMonaten besucht ereinen Deutschkursam BFI, um diedoch sehr verwirrendeGrammatikunter Kontrolle zubekommen. Außerder Grammatikstellt freilich auchder Dialekt einegroße Herausforderungfür Rafi dar,denn zwischen derSprache, die er imKurs lernt, und dertatsächlich gesprochenenSprache inseinem täglichenUmfeld besteht einrecht großer Unterschied. Aber Rafi istzuversichtlich diese Hürde mit der Zeit zumeistern.Die Zeit wird auch zeigen, ob Rafi seinTraumziel, als Opernsänger die Arie„Conte di Luna“ aus Verdis „Il Trovatore“zu singen, verwirklichen kann. Dafürwünscht <strong>kons</strong> alles Gute!Juliane SailerRafi HaydukHeft Nr. 10 | Herbst 201325


ex librisVon Schweineborsten und akustischenGenussräuschen - Teil III und FinaleAus der Bibliothek des TLKDie Bibliothekim Fohringerhaus(Meraner-Str. 5)hat folgendeÖffnungszeiten:Mo – Do:10.00 – 12.00 und14.00 – 16.00 UhrFreitag:10.00 – 12.00 UhrWerte Leserin, werter Leser!Aus gegebenem Anlasse erlauben wir uns,in unserer einstweilig finalen Betrachtungdes Audio-Universums folgende Nachträgezu veröffentlichen:Wohl kaum eine Artikelserie der Bibliothekhat die Leserschaft des <strong>kons</strong>-Magazinsso sehr aufzubringen vermocht wiedie bisherige Serie über Tonträger. Nebenreger Gewinnspiel-Teilnahme wurdenheftige Kontroversen bezüglich Jahreszahlen,Produktionsdaten, Dirigentenund Konsistenzen geführt. Hier konntebesonders die Definition der Herkunft derSubstanz „Schellack“ als Derivat der kerrialacca (Lackschildlaus) offenbar innerhalbder veganen Szene am Haus Entsetzenhervorrufen: Um Unklarheiten bezüglicheines allfälligen Tierschutzgedankensgänzlich auszuschließen, dürfen wir Ihnendazu einen kurzen Überblick über dieGewinnung dieser – für audielle Zwecke(in heutiger post-LP-und-schon-fast-post-Audio-CD-Zeit) nur mehr als Kuriositätdienenden – Substanz bieten.Mehr oder weniger glücklich lebt eine derartigeLaus mit Vorliebe auf Pappelfeigenund genießt deren wunderbaren Saft. Produziertwird daraus eine harzartige Substanz,welche mit der Zeit die Laus gänzlichumhüllt. In dieser Schutzblase werdennun die jungen Schildlausnachkommenzur Welt gebracht, welche sich durch dasHarz ins Freie bohren, um sich ihrerseitswiederum am köstlichen Baumnektar zulaben. Das Muttertier kann dabei natürlichnicht mitkommen und muss in einemletalen Zustand innerhalb dieser Blaseverbleiben. Da dies nicht nur eine einzigeSchildlaus betreibt, können mit der Entnahmeeines einzigen Astes gleich mehrereLacktropfen gewonnen werden. Diesist auch gut so, denn allein für die Gewinnungeines Kilogramms Schellack müssenca. 300.000 Schildläuse diesen Prozess abschließen.(Eine Schallplatte aus diesemMaterial kann bis zu 200 Gramm wiegen,1 kg genügt also schlimmstenfalls für magere5-10 Tonträger.) Ob dabei zusätzlichesTierleid abseits der – wohl im Wortsinne –lausigen Mutterpflicht entsteht, sprich obdem Läusenachwuchs ausreichend Zeitzum Entkommen gegeben wird, konnteleider trotz intensiverer Gespräche und bibliothekarischerRecherche nicht herausgefundenwerden. Im Sinne eines geordnetenBibliotheksablaufes und als erklärteTierfreundin lehnt die Bibliothek ab, sichweiter mit diesem Thema zu befassenund empfiehlt unserer werten Leserschaftnachdrücklich, zum eigenen Wohlergehendiesen Themenbereich in Hinkunft weitestgehendzu vermeiden.Zum Gegenstand der Rekordlänge vonCD- und sonstigen Tonträgeraufnahmengibt die Bibliothek auf Anraten juristischversierter Personen sicherheitshalber keinenäheren Informationen mehr bekannt,um die Sicherheit des Hauses und desWeltfriedens nicht zu gefährden. Prinzipiellerlaubt sei an dieser Stelle der Hinweisauf die – derzeit (und unserer Ansichtnach immer schon für standardisierte CD-26 Heft Nr. 10 | Herbst 2013


ex librisTonträger) genützte – Maximalbespielungvon 74 bzw. 80 Minuten. Natürlich existierenauch CDs, welche bis zu 90 oder gar 99Minuten Spielzeit erfassen können, abersogar Wikipedia rät dringend davon ab,diese zu verwenden, weshalb ein näheresBefassen mit diesem – für audiophile Menschensicherlich ein ernstzunehmendesInteressensgebiet darstellenden – Fachbereichnicht mehr angebracht erscheinenkann. Zudem – wer sind wir, dass wir Wikipediazu widersprechen wagten?Personenschutztechnische Dinge zwingenuns ebenfalls zu einem kurzen Nachtragzum Thema der CD-Haltbarkeit: DaCD-Rohlinge (ob absichtlich oder unabsichtlichderart von den Entwicklern entworfen)hervorragende aerodynamischeEigenschaften aufweisen, welche eineallfällige Missverwendung als Wurfscheibebzw. die Anwendung im Nahkampfzu begünstigen vermögen unddie laue Budgetlage keine Betreuung desBibliothekspersonals durch professionelleBodyguards gestattet, möchten wir präsumptiverklären: Wie Sie sicherlich wissen,kann schon allein das Öffnen einerprofessionell verschweißten CD-Hülle zuKonsradikalen Wutausbrüchen und nachhaltigerVerstimmung seitens des unbedarftenKonsumenten führen. Umso gefährlichererscheint in dieser Situation der Hinweisauf ein von vornherein prädestiniertesAblaufdatum, weshalb die Bibliothek unterHinweis auf ein – im obigen Sinne –geordnetes „Waffen“-Lager mit über 6.000potentiellen Wurfgeschoßen verweisendfeststellen darf, dass natürlich nicht jedeeinzelne CD, welche ein Alter von über 20oder gar 30 Jahren erreicht hat, das Zeitlichesegnen muss! Manch Experte gibt einerCD auch gut 80 Jahre: Überhaupt spielenFarbe und Material – wie in allen Dingen– bei der Haltbarkeit eine große Rolle: Derjeweilige Farbstoff (im Falle der CD Cyanine,Azofarbstoffe und Phtalocyanine – dableibt sogar Wikipedia still) bestimmt wesentlichden Ablauf des Alterungsprozesses;die Beschichtung ebenso. Und auchhier gilt: je hochwertiger die eingesetztenMaterialien, desto haltbarer. Darum hältGold hier beschichtungstechnisch auchbesser als Aluminium. – Für eine „echte“Goldene Schallplatte müssten Sie in Österreichohnehin nur 5.000 Tonträger verkaufen;jedoch schließen wir den Artikel andieser Stelle, um nicht auch noch die Musikindustriegegen uns aufzubringen.Also – kommen Sie zu uns, genießen Sieunseren „Gold“vorrat an Musik – wirfreuen uns auf Sie!Lorenz BenediktHeft Nr. 10 | Herbst 201327


Gratulationen„Folglich allzeit Musik bleiben Muß...“Professor Peter Suitner zum 85. Geburtstagaus Sicht seiner Nachfolge am HausKürzlich begegneten wir unserem Lehrer-Kollegen Otto Ehrenstrasser im <strong>Tiroler</strong>Landes<strong>kons</strong>ervatorium. Wir kamen aufPeter Suitner zu sprechen, den wir vonverschiedenen Seiten her kennen. Für unsist Suitner einer unserer prägendsten Zitherlehrer,für Otto Ehrenstrasser war erder Theorielehrer, einer, der Tonsatz, Harmonielehreund Hörbildung auf unvergessliche,mitreißende Art unterrichtete,praxisbezogen und originell, mit großemWissen, viel Witz und Ironie. Wir selbstsind leider nur mehr spärlich in den Genussdieser Vorlesungen gekommen, weilsich Suitner in den späteren Jahren mehrund mehr der Zitherlehrerausbildungwidmete: die Nachfrage danach war zugroß geworden. Aber dass nicht nur seinEngagement für die Zither, sondern auchsein Theorieunterricht legendär war under Generationen von Musiklehrern geprägthat, löst in uns heute noch ein Gefühlvon „Fremd-Geehrt-Sein“ aus. Abgesehendavon hat Prof. Suitner durch seinumfangreiches kompositorisches Schaffenin vielen Bereichen der Musik einen großenBekanntheitsgrad erlangt, besondersmit seinen Werken für Klavier, Streichquartett,Chor und seinen Liedvertonungen,um nur einige Beispiele zu nennen.Die komplexe Begabung und vielfältigeSchaffenskraft Suitners - er arbeitete nebenseiner Lehrtätigkeit am Konservatoriumauch am musikwissenschaftlichen Institutder Universität Innsbruck und beimÖsterreichischen Rundfunk (ORF) - hattemit Sicherheit einen positiven Nebeneffektauf die Akzeptanz unseres Instruments,der Zither. Mit ihm war auch dieses Instrument,das er als Pädagoge am InnsbruckerKonservatorium mit-verkörperte, eingleichwertiges Instrument mit klassischkünstlerischemAnspruch, auch bei Personen,die sonst nie mit der Zither in Berührungkamen; und das weit über Suitnersberuflich-aktive Zeit hinaus. Wir als seineNachfolger profitieren noch heute in vielfältigerWeise unmittelbar davon.Peter Suitner bildete zahlreiche Zitherlehreraus dem ganzen Bundesgebiet aus,Innsbruck war ja seit den 1970er Jahren fürlange Zeit die einzige diesbezügliche Ausbildungsstättein Österreich. Er ermöglichtedie Teilnahme der Zither bei „Jugendmusiziert“ (1987) - vorerst auf Landesebene.Später zogen allerdings andereBundesländer nach, und ab 2000 war dieZither erstmals beim Bundeswettbewerbdabei. Der durch ihn erzeugten positivenGrundhaltung dem Instrument gegenüberist es zu verdanken, dass die Zither nebender instrumentalpädagogischen Ausbil-Die Werkauswahl für Zither- Fünf Stücke für Flöte und Zither- Lautentabulaturen und Stimmbücher,Zither solo- Fünf Stücke, Zither solo- Schulwerk „Das kleine Saitenspiel“,10 Bände- Brescianello, Sonaten und Partiten- Europäische Lieder u. Tänze, Zither solo- LP „Renaissancemusik“ (jetzt auch alsCD bei TSS Records)- Notenausgaben: Preißler-Verlag28 Heft Nr. 10 | Herbst 2013


Gratulationendung auch im Musikgymnasium und imKonzertfachstudium verankert ist.Wo sind nun seine über das Beruflichehinausgehenden Spuren und Weichenstellungenfür uns Zitherspieler? Da istzum einen sein Schulwerk „Das kleineSaitenspiel“, das umfangreich (10 Bände)untermauert, was ihm besonders wichtigwar: Augenmerk auf das Freisaitenspiel,der Grundlage für künstlerisches,satztechnisch korrektes und polyphonesMusizieren, stilistische Vielfalt (Alte Musik,Folklore), Hinwendung zu Neuem(eigene Etüden). Zum anderen sind seinezahlreichen Bearbeitungen Alter Musik zunennen, mit denen er absolutes Neulandbetrat und wichtige Impulse setzte. Leidergibt es nicht viele EigenkompositionenPeter Suitners für Zither, doch diese sindrichtungsweisend. Wenn man die vielenÜbungsstücke, die die Zitherschule enthält– und unter denen wahre Kleinode zufinden sind – mit einrechnet, sind es garnicht so wenige. Suitner bleibt zwar derTonalität immer treu, findet darin dennochseine charakteristische Tonsprache;Kirchentonalität, Jazz-Harmonik, zusammengesetzteRhythmen, Taktwechsel: damitspielt er und lässt er spielen. Detailam Rande für alle, die ihn nur abseitsder Volksmusik wähnen: Auch BairischeZwiefache machen ihm ungemein Spaß.Für den Komponisten Suitner war und istMozarts Dictum allezeit wegweisend, wonach„die Musick, auch in der schaudervollstenlage, das Ohr niemalen beleidigen,sondern doch dabey vergnügen muss,folglich allzeit Musik bleiben Muß.“Im Namen des <strong>Tiroler</strong> Landes<strong>kons</strong>ervatoriumsgratulieren wir herzlich zum Geburtstag!Isolde Jordan und Harald Oberlechner(Lesen Sie mehr zum KomponistenPeter Suitner im Artikel von Andreas Pfeiferin der <strong>kons</strong> Nr. 1 Ausgabe Frühling 2009)Peter Suitner istungebrochen aktivkünstlerisch tätig,täglich komponiert ermit Tönen und FarbenFoto: Isolde JordanHeft Nr. 10 | Herbst 201329


FermateKaleidoskopWiltener Sängerknaben:J. S. Bach,Weihnachtsoratorium(Kantaten 1-6)Wir gratulieren:• Lorenzo Bertozzo (Klasse Prof. ErichRinner) zur Aufnahme in die Orchesterakademiedes Münchner Rundfunkorchesters.• Sophia Keiler (Klasse Marco Treyer):Sie ist seit 2012 Mitglied beim EuropeanUnion Youth Orchestera (Verstärkung1. Horn) und wurde im Mai 2013 einzige1. Preisträgerin der Gruppen 4 und 5 beimPrima La Musica Bundeswettbewerb.• Markus Kuen (Klasse Andreas Lackner)erhielt beim Radiosymphonieorchesterdes SWR-Stuttgart einen Zeitvertrag ab1. Oktober 2013.Konzerthinweis:<strong>Tiroler</strong> Ensemble für Neue MusikGalgenliederDie Mitternachtsmaus, das ästhetischeWiesel, die Beichte des Wurms, das Fest desWüstlings, das Mondschaf. Das sind u.a.die Protagonisten der skurrilen, humorvollen,im besten Sinne kindlich-naivenGalgenlieder Christian Morgensterns. ImFreundeskreis am Potsdamer Galgenbergwurden sie gelesen und vertont, die Notensind leider verschollen. Glücklicherweisehat sich die russische, nach Deutschlandemigrierte Komponistin Sofia Gubaidulinamit klanglicher Raffinesse und Augenzwinkerneiner Auswahl angenommenund in der Besetzung Sopran, Flöte, Akkordeon,Schlagzeug und Kontrabass vertont.Dazu gibt es eine Uraufführung vonMartin Ohrwalder, ebenfalls mitMorgenstern’schen Galgenliedern, gesprochenvon Thomas Gassner.Sonntag, 10. November 2013, 11:00 UhrKonzertsaal des TLK,Eintritt € 5/10/15 nach WahlCD-Neuerscheinungen:• Wiltener Sängerknaben: J. S. Bach,Weihnachtsoratorium (Kantaten 1-6)Im November 2013 erscheint die neuesteCD der Wiltener Sängerknaben – eine herausragendeAufnahme von Johann SebastianBachs „Weihnachtsoratorium“. (Fotolinks)Unter der Leitung von Johannes Stechersind die Wiltener Sängerknaben sowiedas <strong>Tiroler</strong> Barockorchester Academia JacobusStainer zu hören. Solisten sind PaulSchweinester (Tenor) und Daniel Schmutzhard(Bariton) sowie Knabensolisten derWiltener Sängerknaben.Die Doppel-CD kann unter Tel.: 0664-88673782 bzw. im Webshop auf www.saengerknaben.combestellt werden.Konzerttipp:Gemeinsam mit der Academia Jacobus Stainerbringen die Wiltener Sängerknaben auchheuer wieder das „Weihnachtsoratorium“ inder Innsbrucker Basilika zur Aufführung: Amvierten Adventsamstag (21.12.2013) stehendie Kantaten 1-3 auf dem Programm und amVorabend des „Hochfestes der Erscheinung desHerrn“ (5.1.2014) folgen die Kantaten 4-6.30 Heft Nr. 10 | Herbst 2013


Fermate• Peter Waldner: Tastenfreuden 5 & 6 (www.peterwaldner.at)Die Orgel der Landhauskapelle in Innsbruck – Barocke Orgelmusik aus Deutschland,Österreich & Tirol - Tastenfreuden 5Im Frühjahr 2010 baute die die renommierte <strong>Tiroler</strong> Orgelbaufirma Pirchner aus Steinacham Brenner eine neue Orgel im historischen Stil für die Landhauskapelle zum HeiligenGeorg in Innsbruck. Das Instrument, das dem süddeutschen Orgelbau um 1700nachempfunden ist, eignet sich vor allem für die Interpretation barocker Orgelmusik.Die erste CD-Einspielung dieses Instruments liegt nun vor: Peter Waldner, Dozent am<strong>Tiroler</strong> Landes<strong>kons</strong>ervatorium, interpretiert Orgelmusik des 17. & 18. Jahrhunderts ausDeutschland, Österreich und Tirol.Johann Kuhnau: Der musikalische Quacksalber & Cembalowerke – Ein Hörbuch –Tastenfreuden 6Johann Kuhnau, versierter Musiker, bedeutender Komponist und glänzender Schriftsteller,veröffentlichte im Jahr 1700 seinen satirischen Musikerroman „Der musikalischeQuacksalber“, in dem er in Form eines barocken Entwicklungs- und Schelmenromansdie abenteuerliche Geschichte des hochstaplerischen Musikers Caraffa mit spitzer Federvirtuos und humorvoll beschreibt. Mit seinen herausragenden Werken bereicherte Kuhnausowohl die deutsche Musik- als auch Literaturgeschichte nachhaltig.Katharina Brenner spricht ausgewählte Passagen aus Kuhnaus Musikerroman, PeterWaldner interpretiert selten zu hörende Cembalowerke des Komponisten.• musikmuseum 14: Franz Baur, Genesis – Oratorium für Sopran, Bariton, gemischtenChor, Hörner, Streicher und SchlagzeugChor und Orchester der Akademie St. Blasius, Leitung: Karlheinz SiesslSusanne Langbein, Sopran; Andreas Mattersberger, BassbaritonDas Oratorium „Genesis“ (2011) des <strong>Tiroler</strong> Komponisten Franz Baur (* 1958) ist eine kritischeAuseinandersetzung mit dem biblischen Schöpfungsbericht. Das Werk besticht durch seinedramatische Kraft und den Kontrastreichtum, den Baur durch die Verwendung verschiedensterKompositionsstile und -techniken erreicht. Chor und Orchester der Akademie St. Blasius unterKarlheinz Siessl haben sich bereits wiederholt für das Schaffen Franz Baurs eingesetzt und demonstrierenmit dieser Einspielung ihre Vertrautheit mit Baurs farbenreicher Musik. Mit derdeutschen Sopranistin Susanne Langbein und dem <strong>Tiroler</strong> Bassbariton Andreas Mattersbergerwurden zwei exzellente Interpreten für die Solistenrollen gefunden. (Dr. Franz Gratl)Die CD kann über die <strong>Tiroler</strong> Landesmuseen und Amazon erworben werden.Heft Nr. 10 | Herbst 201331


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