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Lothar Krappmann: Ich-Identität - Ploecher.de

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<strong>Lothar</strong> <strong>Krappmann</strong>:Entwicklung <strong>de</strong>r <strong>Ich</strong>-<strong>I<strong>de</strong>ntität</strong> – Theorie <strong>de</strong>r SozialisationGlie<strong>de</strong>rung:Zwei Erwartungsdimensionen ans Individuum – „phantom normalcy“ und„phantom uniqueness“Weg zur <strong>I<strong>de</strong>ntität</strong> - „Via negativa“ – bürgerliches Intermezzo ?Balancieren ! – An <strong>de</strong>n Rän<strong>de</strong>rn droht <strong>de</strong>r Abgrund !Balancieren muss nicht immer gelingen.Strukturelle Erfor<strong>de</strong>rnisse <strong>de</strong>s Interaktionsprozesses und ihre psychischenÄquivalenteRollendistanz – <strong>I<strong>de</strong>ntität</strong>sbalance und Behauptung von <strong>Ich</strong>-<strong>I<strong>de</strong>ntität</strong>Ambigutitätstoleranz – <strong>I<strong>de</strong>ntität</strong>sbalance und Behauptung von <strong>Ich</strong>-<strong>I<strong>de</strong>ntität</strong>Konsequenzen für eine Theorie <strong>de</strong>r SozialisationGenese <strong>de</strong>s Rollenhan<strong>de</strong>lns in familialer InteraktionGrundqualifikationen und Genese <strong>de</strong>s Rollenhan<strong>de</strong>lns


<strong>Lothar</strong> <strong>Krappmann</strong>:Zwei Dimensionen <strong>de</strong>r Erwartungen an das Individuumdie bei seinen Selbstpräsentationen an das Individuum gestellt wer<strong>de</strong>ndie sich eigentlich gegenseitig ausschließenVertikale Zeitdimension – personal i<strong>de</strong>ntityAnspruch, so zu sein wie kein an<strong>de</strong>rerBiografische Dimension – lebensgeschichtliche PerspektiveHorizontale Zeitdimension – social i<strong>de</strong>ntityAnspruch so zu sein wie alle an<strong>de</strong>renNormenkonformBalancieren zwischen <strong>de</strong>n wi<strong>de</strong>rsprüchlichen PolenEinerseits: trotz erwarteter Einzigartigkeit sich nicht isolieren lassenAn<strong>de</strong>rseits: sich nicht so vereinnahmen lassen, dass eigene Bedürfnisse nichtmehr eingebracht wer<strong>de</strong>n könnenD.h.: Verhalten „als ob“ maneinzigartig sei – „phantom uniqueness“wie alle an<strong>de</strong>ren sei – „phantom normalcy“


<strong>Lothar</strong> <strong>Krappmann</strong>:Weg zur <strong>I<strong>de</strong>ntität</strong>„Via negativa“ – Weg <strong>de</strong>r Differenzierung von – Quelle im Gegenteilrole taking:Zunächst negiert das Individuum, was es vorher war und übernimmt, was die an<strong>de</strong>renerwarten – dannrole makingDas Individuum negiert die Erwartungen <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren, um <strong>de</strong>utlich zu machen, was es indieser Situation berücksichtigt wissen willIndividualistisches Intermezzo <strong>de</strong>s bürgerlichen <strong>Ich</strong>?Lust am schillern<strong>de</strong>n Rollenspiel – Verzweifelter Versuch, durch behaupteteEinzigartigkeit <strong>de</strong>m Chaos Sinn zu geben?Nein:„Die interaktionistische Analyse weist vielmehr nach, dass die Behauptungvon <strong>Ich</strong>-<strong>I<strong>de</strong>ntität</strong> ein strukturelles Erfor<strong>de</strong>rnis <strong>de</strong>s Interaktionsprozesses istundnicht metaphysische Spekulation.“ (EB S. 64,1)


<strong>Lothar</strong> <strong>Krappmann</strong>:Balancieren muss nicht immer gelingenInteraktionismus ist kein HarmoniekonzeptWir sind alle glückliche Interaktionsbeteiligte. – „Alles wird gut.“Unterscheidung ist sehr wohl möglich zwischen ...Inkonsistenzen, die aus unterschiedlich gelebten individuelleBalanceakten herrühren, bzw.antagonistischen Verhältnissen, die versuchen, das individuelleBalancieren zum eigenen Vorteil unmöglich zu machenGelingt jedoch Balance, existiert Handlungsfreiheit gegen die Verhältnisse, die <strong>de</strong>m„Stigmatisierten“ und „Schizophrenen“ verwehrt bleibt.Beispiele:Parsons: „Son<strong>de</strong>rfall <strong>de</strong>r Interaktion“ – „Fall höchster Repression“„total institutions“ – Gefängnisse, Anstalten für Geisteskranke, Diktaturen„Ohne eine Minimum an Distanz gegenüber <strong>de</strong>n vorgeschriebenen Rolle zu zeigen(bzw. zeigen zu können, bricht) Interaktion zusammen“ (EB S. 65,1)


<strong>Lothar</strong> <strong>Krappmann</strong>:Rollendistanz – <strong>I<strong>de</strong>ntität</strong>sbalance, <strong>Ich</strong>-<strong>I<strong>de</strong>ntität</strong>Rückbezug: „dass Behauptung von <strong>Ich</strong>-<strong>I<strong>de</strong>ntität</strong> ein strukturelles Erfor<strong>de</strong>rnis<strong>de</strong>s Interaktionsprozesses ist“, kein bürgerliches Intermezzo.Strukturerfor<strong>de</strong>rnisse <strong>de</strong>s Interaktionsprozesses„Via negativa“ – „role making“ und„role taking“Interpretationsbedürftigkeit von Rollen:Notwendigkeit, durch reflexive Distanzin eine Rolle über diese hinausgehen<strong>de</strong>Erwartungen einbringen zu können,damit „role making“ und „role taking“ausbalanciert bleiben können.Psychische Äquivalente bzw. Korrelatenebenstehen<strong>de</strong>r Strukturerfor<strong>de</strong>rnisse<strong>I<strong>de</strong>ntität</strong>sbalance – „personal i<strong>de</strong>ntity“und „social i<strong>de</strong>ntity“Rollendistanz:Voraussetzung für zurBehauptung von <strong>Ich</strong>-<strong>I<strong>de</strong>ntität</strong>Es gibt die Möglichkeit reflexiver Normaneignungneben (a) <strong>de</strong>r Gewissensübernahmedurch Strafandrohung o<strong>de</strong>r(b) <strong>de</strong>r durch rigi<strong>de</strong> Internalisierung<strong>de</strong>s Über-<strong>Ich</strong>


<strong>Lothar</strong> <strong>Krappmann</strong>:Ambiguitätstoleranz – <strong>I<strong>de</strong>ntität</strong>sbalance, <strong>Ich</strong>-I<strong>de</strong>ntiätStrukturerfor<strong>de</strong>rnisse <strong>de</strong>s InteraktionsprozessesPsychische Äquivalente bzw. Korrelatenebenstehen<strong>de</strong>r Strukturerfor<strong>de</strong>rnisseDie Unumgänglichkeit <strong>de</strong>r Normen- undInterpretationsdiskrepanzen sowieentsprechend nicht vollkommenkomplementärer Bedürfnisbefriedigungim Interaktionssystemmachtdas stets neu auszubalancieren<strong>de</strong>Verhältnis gegenseitiger Erwartung undwechselseitiger Bedürfnisbefriedigung<strong>de</strong>utlich.Ambiguitätstoleranz:Voraussetzung zurBehauptung von <strong>Ich</strong>-<strong>I<strong>de</strong>ntität</strong>„Die Erfahrung, auch unterdivergieren<strong>de</strong>n Erwartungen seine<strong>I<strong>de</strong>ntität</strong>sbalance wahren zu können,hilft<strong>de</strong>m Individuum sich vor neuendiskrepanten Erfahrungen nicht fürchtenzu müssen.“ (EB S. 65,1)„An Interaktion kann sich auf Dauer nur <strong>de</strong>r beteiligen, wer auch dann noch agierenkann, wenn ihm ständig volle Bedürfnisbefriedung versagt bleibt.“ (EB S. 65,2)


<strong>Lothar</strong> <strong>Krappmann</strong>:Konsequenzen für eine Theorie <strong>de</strong>r Sozialisation„Das Internalisierungskonzept, das die Motivationsgenese als innerpsychischeReproduktion von Beziehungssystemen ansieht, wird auch in diesem Mo<strong>de</strong>ll beibehalten,wenngleich als Teil eines umfassen<strong>de</strong>ren Erklärungsversuchs <strong>de</strong>r Genese psychischerStrukturen.“ (EB S. 65,2)Beziehung zu Freud und Erikson„Das interaktionistische Mo<strong>de</strong>ll bemüht sich nämlich auch die Entstehung kognitiverFähigkeiten wie z.B. Differenzierungsleistungen, Abstraktionsfähigkeit o<strong>de</strong>rProblemlösungsstrategien als Verinnerlichung von Strukturen eines Rollensystems zu<strong>de</strong>uten.“ (EB. S. 65,2)Beziehung zu Piaget„Das revidierte Rollenmo<strong>de</strong>ll möchte darüber hinaus die Voraussetzung klären, die dasIndividuum instand setzen, handlungsfähig zu bleiben, auch wenn in einer Rollewi<strong>de</strong>rsprüchliche Elemente <strong>de</strong>r Orientierung auftauchen.“ (EB S. 66,1)„Der Interaktionismus (...) muss die Frage zu beantworten versuchen, wie“ diepsychischen Korrelate bzw. Äquivalente <strong>de</strong>r interaktionistischen Strukturbedingungen „imfamilialen Sozialisationsprozess entstehen können“. (EB S. 66,1)


<strong>Lothar</strong> <strong>Krappmann</strong>:Genese <strong>de</strong>s Rollenhan<strong>de</strong>lns in familialer Interaktion1. Beziehung: Mutter – Kind2. Beziehung: Eltern – KindKindVaterFamilieGesellschaftMutter


<strong>Lothar</strong> <strong>Krappmann</strong>:Grundqualifikationen und Genese <strong>de</strong>s Rollenhan<strong>de</strong>lns„Insofern I<strong>de</strong>ntifikationsprozesse als die Umsetzung von Systemeigenschaften (vonInteraktionsprozessen) in psychische Strukturen begriffen wer<strong>de</strong>n,stattet die Integration in ein <strong>de</strong>rartig balanciertes Interaktionssystem das Kind mitRollendistanz und Ambiguitätstoleranz aus.“ (EB S. 67,1)Rollendistanz:Familiale Interaktion verlangt von <strong>de</strong>n Beteiligten (...), dass sie Erwartungen zwarübernehmen („role taking“), sie aber so bewusst verfügbar halten, dass sie kritischinterpretierbar und nach eigenen Bedürfnissen verän<strong>de</strong>rbar bleibt.Eher kognitiv – näher an <strong>de</strong>r Autoritätsverinnerlichung – Autorität <strong>de</strong>r Eltern - begrün<strong>de</strong>ndAmbiguitätstoleranz:Familiale Interaktion verlangt von <strong>de</strong>n Beteiligten, dass sie wi<strong>de</strong>rsprüchliche Erwartungennicht unterdrücken, sie ertragen u. produktiv in die weitere Interaktion einbringen können.Eher emotional – näher an <strong>de</strong>r Geschlechtsrollenverinnerlichung – Zusammenl(i)eben <strong>de</strong>r ElternGenese <strong>de</strong>r Motivation, sich um seine <strong>I<strong>de</strong>ntität</strong>sbehauptung zu kümmern,folgt aus <strong>de</strong>r ödipalen Krise, die mit einer generalisierten Vorbildverinnerlichung en<strong>de</strong>t undfolgt aus einer intrinsischen (durch die Sache hervorgerufenen) Problemlösungsmotivation,seine <strong>I<strong>de</strong>ntität</strong> zu behaupten und sich an einem eigenen Gütekriterium zu orientieren

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