2/2012
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2/2012
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P.b.b. • 04Z035829 M • Verlagspostamt: 9300 St. Veit/Glan • 20. Jahrgang<br />
verlagdermediziner<br />
Fachkurzinformation und Referenzen siehe Seite 31
Fachkurzinformation und Referenzen siehe Seite 24
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30<br />
CovErStory<br />
4 P.b.b.<br />
Fortbildung<br />
Epilepsie<br />
MMag. Birgit Koxeder<br />
diagnostik und therapie der Multiplen Sklerose .....................................................8<br />
Univ. Prof. Dr. Siegrid Fuchs<br />
Alzheimer und andere demenzen ..............................................................................12<br />
Univ. Prof. Dr. Peter Dal-Bianco<br />
100 Milliarden nervenzellen – höllische Schmerzen! ...........................................20<br />
Dr. Renate Barker, MSc<br />
therapiestrategien bei Chronischer depression ....................................................26<br />
Univ. Prof. Dr. Gerhard Lenz, Dr. Petra Hofbauer, Petra Hulle-Wegl<br />
ForuM MEdiCuM<br />
olanzapin (Aedon ® ) - neue option<br />
bei Schizophrenie und bipolarer Störung ...................................................................6<br />
Cerebokan ® .....................................................................................................................19<br />
buchtipp - Memories: leben mit Alzheimer .............................................................25<br />
Fachkurzinformationen ..........................................................................................24, 31<br />
• 04Z035829 M • Verlagspostamt: 9300 St. Veit/Glan • 20. Jahrgang<br />
verlagdermediziner<br />
Fachkurzinformation und Referenzen siehe Seite 31<br />
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In formationsjournal für österreichische Ärztinnen und Ärzte. Soweit in diesem Journal eine Dosierung<br />
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impressum<br />
verleger: Verlag der Mediziner gmbh. Herausgeber<br />
und geschäftsführer: Peter Hübler<br />
Pro jekt leitung: Peter Abromeit redaktion:<br />
Elisabeth Abromeit-Wagner, Jutta Gruber,<br />
Eva Pirker An schrift von verlag und Herausgeber:<br />
A-9375 Hüttenberg, Reiftanzplatz<br />
20, Telefon: 04263/ 200 34, Fax: 04263/ 200 74<br />
layout: Eva Pirker E-Mail: office@mediziner.<br />
at Home page: www.mediziner.at Einzelpreis:<br />
€ 3,– Er schei nungs weise: periodisch.<br />
Einladung in den<br />
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verlagdermediziner<br />
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Journal für Ärztinnen und Ärzte<br />
Ausgabe 6/<strong>2012</strong><br />
verlagdermediziner<br />
gratis für die<br />
Dauer des Abos<br />
Wer für ein<br />
Jahres-Abo € 39,–.<br />
investiert, wird mit<br />
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überschüttet.<br />
Siehe<br />
www.dinersclub.at<br />
nähere informationen auf<br />
Seite 30 und www.mediziner.at<br />
2/<strong>2012</strong><br />
3
ep I l e p s I e<br />
Epilepsie<br />
MMag. Birgit Koxeder<br />
Epilepsie (griechisch: Fallsucht)<br />
gehört zu den so genannten Anfallsleiden.<br />
Dabei handelt es sich um eine<br />
anfallsartige Störung der Gehirnfunktion<br />
mit typischen Veränderungen der<br />
Hirnströme durch eine gleichzeitige<br />
exzessive Entladung von Nervenzellen<br />
(epileptischer Anfall).<br />
Als sichtbares Zeichen dieser Funktionsstörung<br />
des Gehirns kommt es<br />
während des Anfalls wiederholt zum<br />
Auftreten von Verkrampfungen der<br />
Muskulatur, aber auch zu komplexen<br />
und vom Betroffenen unbeeinflussbaren<br />
Bewegungen oder Bewusstseinsstörungen.<br />
Jeder zwanzigste Mensch, also fünf<br />
Prozent der Bevölkerung, krampft irgendwann<br />
einmal in seinem Leben. Bei<br />
einem einmaligen Ereignis spricht man<br />
aber nur von einem Gelegenheitsanfall,<br />
wie er z. B. bei hohem Fieber als so<br />
genannter Fieberkrampf vorkommen<br />
kann, und noch nicht von einer Epilepsieerkrankung<br />
mit mehreren Anfällen<br />
pro Jahr. Man schätzt, dass etwa 0,5 bis<br />
ein Prozent der Bevölkerung Epilepsie<br />
haben. Das Anfallsleiden selbst verursacht<br />
keine hirnorganischen Schäden,<br />
kann aber einige Komplikationen mit<br />
sich bringen.<br />
Heute lässt sich Epilepsie sehr gut<br />
mit Medikamenten behandeln. Reicht<br />
das nicht aus, kann in einigen Fällen<br />
eine Operation notwendig sein.<br />
Welche Formen<br />
der Epilepsie gibt es?<br />
Man unterscheidet fokale (örtlich<br />
4 2/<strong>2012</strong><br />
begrenzte, partielle) und generalisierte<br />
Epilepsien. Weiters werden Epilepsien<br />
ohne erkennbare Ursache als idiopathische<br />
Epilepsien bezeichnet. Bei ihnen ist<br />
keine ursächliche im Gehirn gelegene<br />
Veränderung, wie z. B. ein Tumor, eine<br />
Fehlbildung oder eine Stoffwechselkrankheit,<br />
feststellbar. Idiopathischen<br />
Epilepsien liegt in den meisten Fällen<br />
eine erbliche Veranlagung zugrunde.<br />
Anfallsleiden mit bekannter Ursache<br />
werden als symptomatische Epilepsien<br />
bezeichnet. Hier liegt eine Gehirnerkrankung<br />
oder eine Hirnschädigung<br />
vor. So können z. B. vorgeburtliche<br />
Hirnschädigungen, Hirnfehlbildungen,<br />
Tumoren, traumatische Hirnschädigungen,<br />
Hirnhaut- oder Gehirnentzündungen,<br />
Stoffwechselerkrankungen oder<br />
Vergiftungen (z. B. durch Alkohol) Ursache<br />
für epileptische Anfälle sein.<br />
Wie äußern sich die einzelnen<br />
Epilepsieformen?<br />
Bei generalisierten Anfällen sind alle<br />
Hirnregionen betroffen. Es gibt (kleinere)<br />
so genannte Petit-mal-Anfälle<br />
und die wesentlich häufigeren Grandmal-Anfälle.<br />
Diese so genannten klassisch<br />
tonisch-klonischen Anfälle beginnen<br />
meist plötzlich und gelegentlich<br />
mit einer „Aura“, einem Vorgefühl, das<br />
sich durch Seh- oder Sprachstörungen<br />
äußert.<br />
Häufig kommt es zu Beginn des<br />
Krampfanfalls zu einem lauten Aufschrei<br />
(„Initialschrei“). In der tonischen<br />
Phase überstrecken Betroffene die<br />
Beine und der ganze Körper versteift.<br />
Die anschließende klonische Phase ist<br />
durch rhythmische Muskelzuckungen,<br />
schaumiges Speicheln und Einnässen<br />
oder auch Einkoten gekennzeichnet.<br />
Gelegentlich beißen sich Erkrankte<br />
auch auf die Zunge (seitlicher Zungenbiss).<br />
Während des Anfalls ist der<br />
Betroffene nicht bei Bewusstsein. Im<br />
Anschluss kommt es zur Erschlaffung<br />
der Muskulatur. Die Person ist verwirrt<br />
und erschöpft. Eine Grand-mal-Epilepsie<br />
ist meist erblich bedingt und durch<br />
bestimmte Auslöser (z. B. Schlafentzug,<br />
Alkohol) provozierbar.<br />
Bei einem fokalen (lokalisierten, partiellen)<br />
Anfall ist die Funktionsstörung<br />
auf einen bestimmten Hirnbereich oder<br />
eine Hirnhälfte beschränkt. Bleibt das<br />
Bewusstsein im Anfall erhalten, handelt<br />
es sich um einen einfach fokalen Anfall.<br />
Ist es gestört, spricht man von einem<br />
komplex fokalen Anfall. Mögliche<br />
Symptome sind Zuckungen, Taubheitsgefühl,<br />
Schwindel und Empfindungsstörungen<br />
des Geschmacks- und Geruchssinns.<br />
Auch das Sehen von Lichtblitzen<br />
oder Schatten wird beschrieben. Ein<br />
fokaler Anfall kann in einen generalisierten<br />
motorischen Anfall übergehen.<br />
Welche untersuchungen<br />
sind notwendig?<br />
Zunächst ist es wichtig, dass die Betroffenen<br />
dem Arzt genau schildern, wie<br />
und in welcher Situation es zum Anfall<br />
gekommen ist und ob schon weitere Anfälle<br />
erlebt wurden. Die Einnahme von<br />
Medikamenten, eventueller Drogen-<br />
oder Alkoholmissbrauch und mögliche<br />
Begeleiterkrankungen sind ebenso zu<br />
erwähnen wie Epilepsieerkrankungen<br />
in der Familie. Ist der Betroffene auf-
grund einer Bewusstlosigkeit nicht in<br />
der Lage, den Anfall zu schildern, ist<br />
die so genannte Fremdanamnese hilfreich,<br />
d. h. Angaben von Personen, die<br />
den Anfall beobachtet haben oder den<br />
Erkrankten kennen.<br />
Anschließend führt der Arzt eine<br />
gründliche körperliche und neurologische<br />
Untersuchung durch, um mögliche<br />
organische Ursachen herauszufinden<br />
oder auszuschließen. Im EEG<br />
(Elektroenzephalogramm) kann man<br />
die Hirnströme messen. Im anfallsfreien<br />
Intervall sind diese beim Epileptiker<br />
meist völlig unauffällig. Deshalb<br />
versucht man, epilepsietypische Hirnstromveränderungen<br />
mittels Langzeit-<br />
EEG (Messung über 24 Stunden) oder<br />
mit Hilfe eines Provokations-EEGs<br />
oder eines Schlaf-EEGs zu erkennen.<br />
Das Provokations-EEG wird z. B. nach<br />
einem Schlafentzug oder nach Lichtreiz-Provokation<br />
durchgeführt. Man<br />
versucht also mit dieser Methode, einen<br />
Anfall auszulösen und dabei die epilepsietypischen<br />
Hirnpotenziale abzuleiten.<br />
Um z. B. einen Hirntumor auszuschließen,<br />
kann man zusätzlich bildgebende<br />
Verfahren wie Computer-, Magnetresonanz-<br />
oder Kernspintomografie<br />
einsetzen. Wenn bereits ein Anfallsleiden<br />
bekannt ist, müssen bei einem erneuten<br />
Krampfanfall nicht sämtliche<br />
Untersuchungen wiederholt werden.<br />
In vielen Fällen reicht es dann aus, die<br />
Wirkstoffspiegel der verordneten Medikamente<br />
durch eine Blutentnahme<br />
zu überprüfen. Ein Epileptiker sollte in<br />
einem Anfallskalender die Häufigkeit,<br />
Beschwerden und Auslöser der Anfälle<br />
notieren und mit dem behandelnden<br />
Arzt besprechen.<br />
Welche therapieverfahren<br />
gibt es?<br />
Neben dem Grundsatz, das anfallsprovozierende<br />
Verhalten zu meiden, stehen<br />
einem an Epilepsie Erkrankten medikamentöse<br />
und gegebenenfalls auch<br />
operative Verfahren zur Verfügung.<br />
Medikamentöse therapie<br />
Die Entscheidung für eine medikamentöse<br />
Therapie hängt von der Einschätzung<br />
des Wiederholungsrisikos<br />
für weitere epileptische Anfälle, dem<br />
voraussichtlichen Behandlungserfolg<br />
sowie den möglichen unerwünschten<br />
Wirkungen ab. Frühestens nach dem<br />
zweiten Anfall sollte eine medikamentöse<br />
Therapie in Betracht gezogen werden.<br />
Anfänglich wird immer nur ein<br />
Medikament gegeben, dessen Dosis<br />
sich nach der Schwere der Epilepsie<br />
richtet. Reicht dies nicht aus, kann man<br />
im weiteren Verlauf mehrere Medikamente<br />
kombinieren.<br />
Zur Behandlung der Epilepsie stehen<br />
verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung.<br />
Eine relativ neue Substanz ist<br />
Levetiracetam (z. B. Levebon ® ). Diese<br />
wird vor allem zur Behandlung von fokalen<br />
Epilepsien eingesetzt und ist gut<br />
verträglich. Levebon ® ist ident mit dem<br />
Erstanbieter und ist ökonomisch aus<br />
der Grünen Box verordenbar. In Kürze<br />
werden alle Formen (Filmtabletten,<br />
orale Lösung und intravenöse Lösung)<br />
verfügbar sein.<br />
Die meisten krampflösenden Medikamente<br />
(Antikonvulsiva) entfalten<br />
ihre Wirkung entweder über die Hemmung<br />
von Botenstoffen im Gehirn,<br />
die für die Nervenübertragung verantwortlich<br />
sind (Neurotransmitter), oder<br />
durch Verstärkung der Wirkung von<br />
erregungshemmenden Neurotransmittern.<br />
Als unerwünschte Wirkungen<br />
können Müdigkeit, Benommenheit,<br />
Kopfschmerzen, Übelkeit und allergische<br />
Reaktionen auftreten. Schwere<br />
Nebenwirkungen wie Leberschäden<br />
und Blutbildveränderungen sind seltener.<br />
70 bis 80 Prozent der Betroffenen<br />
werden durch eine medikamentöse<br />
krampflösende Therapie anfallsfrei.<br />
Epilepsiechirurgie<br />
Unter Epilepsiechirurgie versteht<br />
man Operationen, bei denen der Bereich<br />
des Gehirns, der für die Anfälle<br />
verantwortlich ist, entfernt wird (kortikale<br />
Resektion). Darunter fallen nicht<br />
die Eingriffe, die der Beseitigung einer<br />
hirnorganischen Ursache wie einem<br />
Tumor oder einem Bluterguss im Gehirn<br />
dienen. Die kortikale Resektion<br />
führt zwar in den meisten Fällen zu<br />
einer dauerhaften Heilung der Erkrankung,<br />
wird aber wegen der Gefahr von<br />
Komplikationen (Verletzungen des Gehirns<br />
und von Strukturen, die bleibende<br />
Schäden hinterlassen) und wegen<br />
der guten Erfolge der medikamentösen<br />
Therapie zurückhaltend eingesetzt. Die<br />
Epilepsiechirurgie kommt nur in Frage,<br />
wenn die Anfälle von einer bestimmten<br />
Region (fokale Epilepsie) im Gehirn<br />
ausgehen und die medikamentöse The-<br />
rapie nicht ausreichend ist.<br />
Als letzte Möglichkeit zur Behandlung<br />
der Epilepsie kommt die Durchtrennung<br />
beider Hirnhälften (Kallosotomie)<br />
oder die Entfernung einer<br />
(Hemisphärektomie) in Betracht. Der<br />
Eingriff ist allerdings mit Konsequenzen<br />
und Ausfällen für den Betroffenen<br />
verbunden, sodass diese Methode im<br />
Einzelfall sehr genau abgewogen werden<br />
muss.<br />
vagusnerven-Stimulation<br />
Eine weitere Behandlungsmethode<br />
der Epilepsie ist die so genannte Vagusnerven-Stimulation.<br />
Dabei wird eine<br />
Elektrode an den zehnten Hirnnerven,<br />
den Nervus Vagus, an der linken Halsseite<br />
und ein elektrischer Impulsgeber<br />
(ähnlich einem Herzschrittmacher)<br />
unter die Haut im Brustbereich eingepflanzt.<br />
Die Vagusnerven-Stimulation<br />
bietet sich besonders für Patienten mit<br />
sehr schwer behandelbaren fokalen<br />
Epilepsien an, die auf eine medikamentöse<br />
Behandlung nicht ausreichend<br />
ansprechen und sich der Epilepsiechirurgie<br />
nicht unterziehen wollen oder<br />
können.<br />
Der Stellenwert der Vagusnerven-<br />
Stimulation bei den generalisierten<br />
Epilepsien ist noch nicht ganz geklärt,<br />
sodass auch bei laufender Nervenstimulation<br />
in der Regel eine medikamentöse<br />
Therapie weitergeführt wird. Die<br />
Vagusnerven-Stimulation ist eine komplikationsarme<br />
Behandlungsform. Nebenwirkungen<br />
wie Kribbelgefühle im<br />
Halsbereich, Heiserkeit, Halsschmerzen<br />
und Husten sind möglich.<br />
Alternative therapiemöglichkeiten<br />
Die ketogene Diät zählt zu den alternativen<br />
Behandlungsmöglichkeiten.<br />
Es handelt sich um eine spezielle Diät<br />
mit niedrigem Eiweiß- und Kohlenhydrat-,<br />
aber hohem Fettanteil. Vor allem<br />
bei Kindern konnte eine Verminderung<br />
der Anfallshäufigkeit beobachtet werden.<br />
Warum die ketogene Diät wirkt,<br />
ist noch weitgehend unklar. Andere<br />
Therapien konnten bisher keinen nachweislichen<br />
Effekt erzielen.<br />
Wie kann man einen<br />
Anfall verhindern?<br />
2/<strong>2012</strong><br />
ep I l e p s I e<br />
Werden die epileptischen Anfäl-<br />
5
ep I l e p s I e<br />
le durch Schlafentzug oder übermäßigen<br />
Alkoholgenuss, die Einnahme<br />
bestimmter Medikamente oder Drogen<br />
verursacht, sollte diese Auslöser<br />
gemieden werden. Vorsicht ist auch<br />
bei Flackerlicht in Diskotheken, beim<br />
Fernsehen oder bei Computerspielen<br />
geboten. Eine Epilepsie soll auch bei<br />
der Berufswahl berücksichtigt werden:<br />
Ein Erkrankter darf z. B. nicht im<br />
Nachtdienst arbeiten, da Krampfanfälle<br />
durch Schlafentzug begünstigt werden.<br />
Die Umwelt des Erkrankten sollte<br />
stets über das Anfallsleiden informiert<br />
werden, um auf einen Anfall vorbereitet<br />
zu sein und - vor allem wenn der Betroffene<br />
bewusstlos ist - entsprechend<br />
reagieren und den Betroffenen vor<br />
Verletzungen schützen zu können. Bei<br />
6 2/<strong>2012</strong><br />
einem Anfall sollte man als Außenstehender<br />
sicherstellen, dass keine Verletzung<br />
entstehen kann und anschließend<br />
umgehend einen Arzt rufen. Gelegentlich<br />
kann ein Anfall nämlich auch in<br />
einen lebensbedrohlichen Status epilepticus<br />
übergehen. Dabei handelt es<br />
sich um einen andauernden Anfall oder<br />
das dichte Aufeinanderfolgen mehrerer<br />
Anfälle, ohne dass der Betroffene dabei<br />
das Bewusstsein wiedererlangt.<br />
MMag. Birgit Koxeder<br />
Kirchengasse 1<br />
A-4866 Unterach<br />
Tel.: +43 650 32 36 352<br />
birgitkoxeder@gmx.at<br />
Olanzapin (Aedon ® )<br />
Neue Option bei Schizophrenie und bipolarer Störung<br />
olanzapin ist ein atypisches neuroleptikum,<br />
das sich sowohl in der behandlung<br />
der Schizophrenie als auch von bipolaren<br />
Störungen als wirksam und sicher erwiesen<br />
hat.<br />
Mit Aedon ® Film- bzw. Schmelztabletten<br />
in den Wirkstärken 2,5/5/10/15 mg bzw.<br />
5/10/15 mg steht eine neue option zur behandlung<br />
der Schizophrenie und von mäßig<br />
schweren bis schweren manischen<br />
Episoden (sowie bei Patienten, deren<br />
manische Phase auf eine behandlung mit<br />
olanzapin angesprochen hat, zur Phasen-<br />
Die Tür zum<br />
wahren Leben.<br />
Aedon ® Filmtabletten zu<br />
2,5 mg I 5 mg I 10 mg I 15 mg<br />
10 und 30 Stück<br />
Aedon ® Schmelztabletten zu<br />
5 mg I 10 mg I 15 mg<br />
10 und 30 Stück<br />
GRÜNE<br />
BOX<br />
ab 1.2. <strong>2012</strong>P<br />
Ihr österreichischer Partner<br />
in der Psychiatrie und Neurologie<br />
prophylaxe bei Patienten mit bipolarer<br />
Störung) zur verfügung.<br />
Aedon ® ist seit 1. Februar <strong>2012</strong> in der<br />
grünen box mit einem Preisvorteil von bis<br />
zu minus 50% verschreibbar. 1<br />
Das Indikationsspektrum von Neuroleptika<br />
ist breit und reicht von der Therapie<br />
und Rezidivprophylaxe schizophrener<br />
Psychosen über die Behandlung von Manien<br />
und schweren, insbesondere wahnhaften<br />
Depressionen bis hin zu organischen<br />
Psychosen und Zwangsstörungen. 2<br />
01/01.<strong>2012</strong><br />
Olanzapin ist ein<br />
Neuroleptikum der<br />
zweiten Generation<br />
(neueres/atypisches<br />
Neuroleptikum) und<br />
hat sich sowohl bei<br />
Schizophrenie als<br />
auch bei bipolaren<br />
Störungen als wirksam<br />
und sicher erwiesen.<br />
So hat sich in<br />
einer Vergleichsstudie<br />
mehrerer Neuroleptika<br />
Olanzapin<br />
als die effektivste<br />
Substanz mit den ge-<br />
Fachkurzinformation und Referenzen siehe Seite 24<br />
ringsten Gesamt-Therapieabbruch-Raten<br />
sowie Therapieabbrüchen aufgrund mangelnder<br />
Wirksamkeit erwiesen. 3<br />
Aedon ® in der grünen box<br />
Mit Aedon ® wurde rezent eine neue<br />
Arzneimittelspezialität mit dem Wirkstoff<br />
Olanzapin in Österreich zugelassen – und<br />
zwar als Film- bzw. Schmelztablette in den<br />
Wirkstärken 2,5/5/10/15 mg bzw. 5/10/15<br />
mg. Beide Applikationsformen sind in allen<br />
Wirkstärken in zwei Packungsgrößen<br />
(zu 10 bzw. 30 Stück) erhältlich und seit<br />
1. Februar <strong>2012</strong> in der grünen Box. Film-<br />
und Schmelztabletten sind – bei einer<br />
bezüglich Geschwindigkeit und Menge<br />
vergleichbaren Resorption – bioäquivalent,<br />
die Dosierung und Häufigkeit der<br />
Einnahme sind demnach gleich. 4<br />
1 Vergleich Olanzapin-Erstanbieter 15 mg FT 28 Stk. vs. Aedon 15 mg FT 30 Stk.,<br />
Preisbasis KP WVZ 07/<strong>2012</strong><br />
2 Konsensus-Statement: Schizophrenie – Medikamentöse Therapie.<br />
Clinicum 2003<br />
3 Liebermann et al.: N Engl J Med 2005;353:1209–23<br />
4 Austria Codex Fachinformation<br />
Rückfragenhinweis:<br />
Mag. Thomas Tommasi<br />
G. L. Pharma GmbH, A-1160 Wien<br />
Tel.: +43 1 485 35 05-179<br />
thomas.tommasi@gl-pharma.at<br />
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30
2/<strong>2012</strong><br />
7
mu lt I p l e sk l e r o s e<br />
Diagnostik und Therapie der Multiplen Sklerose<br />
Univ. Prof. Dr. Siegrid Fuchs<br />
8 2/<strong>2012</strong><br />
Einleitung<br />
Multiple Sklerose (MS) ist eine Erkrankung,<br />
die nach wie vor nicht einfach<br />
zu diagnostizieren ist. Deshalb setzt sich<br />
die Diagnosestellung auch aus der zusammenführenden<br />
Beurteilung mehrerer Informationen<br />
zusammen, deren Wertigkeit<br />
mittels Diagnosekriterien eingestuft wird.<br />
Der medizinische Fachbegriff Enzephalomyelitis<br />
disseminata weist schon darauf<br />
hin, dass für die Diagnose der Erkrankung<br />
der Nachweis einer Dissemination<br />
zu erbringen ist, die sowohl örtlich als<br />
auch zeitlich gegeben sein muss.<br />
diagnosemethoden<br />
Als Basis der Diagnose MS dient die<br />
sorgfältige klinische Einstufung mittels<br />
Anamnese und neurologischer Untersuchung.<br />
Die Hilfsuntersuchungen wie<br />
Lumbalpunktion (LP) und Kernspintomographie<br />
(MRT) dienen der differenzialdiagnostischen<br />
Abklärung, mit der<br />
MRT ist aber auch paraklinisch ein Beleg<br />
von örtlicher und zeitlicher Dissemination<br />
möglich. Zusätzliche Methoden wie<br />
evozierte Potenziale können die Diagnose<br />
noch weiter unterstützen, fließen aber<br />
in die Diagnosekriterien nicht ein.<br />
Die für MS gültigen Diagnosekriterien<br />
wurden von Mac Donald et al erstellt<br />
und zuletzt 2010 modifiziert. Die grundsätzliche<br />
Forderung der Kriterien ist der<br />
Nachweis von örtlicher und zeitlicher Dissemination<br />
im Zentralnervensystem nach<br />
Ausschluss anderer möglicher Ursachen.<br />
Der Nachweis der Dissemination kann<br />
eventuell schon klinisch durch Anamnese<br />
und Untersuchungsbefund vorliegen.<br />
Ist das nicht der Fall, wird die MRT zur<br />
Einstufung herangezogen. Dabei sind für<br />
den Nachweis der örtlichen Dissemination<br />
mindestens zwei für MS typische Läsionen<br />
gefordert. Als typische Läsionsorte<br />
gelten dabei periventrikülär, juxtacortical,<br />
Hirnstamm und Rückenmark. Der Nachweis<br />
einer Dissemination der Erkrankung<br />
in der Zeit kann durch das Neuauftreten<br />
einer Kontrastmittel aufnehmenden Läsion<br />
oder einer neuen T2 Läsion bei einer<br />
MRT Verlaufsuntersuchung unabhängig<br />
vom zeitlichen Abstand zum Erkrankungsbeginn<br />
oder zur Voruntersuchung<br />
erbracht werden. Der gleichzeitige Nachweis<br />
von Läsionen mit und ohne Kontrastmittelaufnahme<br />
bei der Erstuntersuchung<br />
wird nach den neuen Kriterien als Beleg<br />
der zeitlichen Dissemination akzeptiert.<br />
Damit wurde die Verwendung der Kriterien<br />
erleichtert und es ist in vielen Fällen<br />
auch schon bei Erstmanifestation eine definitive<br />
Diagnosestellung möglich.<br />
Andererseits ist aber durch die geringere<br />
Anforderung an die Zahl der MRT<br />
Veränderungen auch das Risiko einer<br />
Überinterpretation der MRT Veränderungen<br />
gegeben, sodass die klinische Bewertung<br />
von Symptomen und deren exakte<br />
Zuordnung und Objektivierbarkeit<br />
wieder höhere Bedeutung erlangt.<br />
therapien der Multiplen Sklerose<br />
Die Behandlung der MS hat sich in den<br />
letzten 20 Jahren sehr intensiv entwickelt.<br />
Die Therapie des akuten Schubes erfolgt<br />
dabei unverändert mit Methylprednisolon<br />
1g als Kurzinfusion über drei bis fünf<br />
Tage – nach individueller Entscheidung<br />
eventuell mit folgender Ausschleichdosierung<br />
- unter Beachtung entsprechender<br />
Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen.<br />
Eine orale Hochdosistherapie<br />
mit 500 mg ist prinzipiell alternativ möglich,<br />
wenn entsprechend dosierte Präpa-<br />
Tabelle 1<br />
derzeit für die langzeitbehandlung der Multiplen Sklerose zugelassene Substanzen<br />
Medikament Firmenname indikation<br />
Interferon ß 1a Avonex ® (1/Wo im 30µg)<br />
Rebif ® (3/Wo sc 6/12 Mio IE)<br />
Interferon ß 1b Betaferon ®<br />
(jd. 2. Tag sc 8 Mio IE)<br />
CIS<br />
RRMS<br />
RRMS<br />
CIS<br />
RRMS<br />
SPMS<br />
Glatirameracetat Copaxone ® (1/Tag sc 20mg) CIS<br />
RRMS<br />
Natalizumab Tysabri ® (1/Mo iv 300mg) RRMS (hochaktiver Verlauf)<br />
Fingolimod Gilenya ® (1/Tag p.o.) RRMS (hochaktiver Verlauf)<br />
Mitoxantron Ebexantron ®<br />
(12mg bzw 5mg/m² KOF alle 3Mo)<br />
SPMS<br />
RRMS (aktiver Verlauf, 2. Wahl)<br />
CIS = klinisch isoliertes Syndrom; RRMS = schubförmige MS; SPMS = sekundär chronisch progrediente MS
ate zur Verfügung stehen. Bei schweren<br />
und therapieresistenten Schüben kann<br />
eine Wiederholung der Cortisontherapie,<br />
eventuell auch in doppelter Dosis mit 2g,<br />
sinnvoll sein.<br />
Neben der Therapie des Krankheitsschubes<br />
sowie der gezielten Symptombehandlung<br />
wurde aber vor allem ein<br />
Durchbruch mit der Verfügbarkeit von<br />
Langzeittherapien erreicht. Damit soll<br />
sowohl das Neuauftreten von Schüben als<br />
auch das Fortschreiten der Behinderung<br />
verzögert oder sogar verhindert werden.<br />
Die vorbeugenden Langzeittherapien der<br />
MS folgen alle dem Prinzip der immunologischen<br />
Beeinflussung im Sinn einer Immunmodulation<br />
oder Immunsuppression.<br />
Eine Übersicht über die vorhandenen<br />
Therapieoptionen bietet Tabelle 1.<br />
Folgende Therapiesituationen sollten<br />
speziell überlegt und besprochen werden:<br />
1. Therapie der Erstmanifestation<br />
2. Therapie der schubförmigen MS<br />
3. Therapie der aktiven<br />
schubförmigen MS<br />
4. Therapie der sekundär<br />
progredienten MS<br />
1. therapie von Erstmanifestationen<br />
Unter Erstmanifestation versteht man<br />
das erstmalige Auftreten klinischer Zeichen<br />
einer (möglichen) MS. In dieser<br />
Situation liegt häufig keine Diagnosesicherung<br />
vor. Deshalb sind Therapien zu<br />
diesem Zeitpunkt besonders sorgfältig zu<br />
bewerten.<br />
Für eine immunmodulierende Behandlung<br />
bereits in diesem Stadium spricht,<br />
dass damit ein nächster Schub eventuell<br />
verhindert werden kann und frühzeitig<br />
die entzündliche Aktivität der Erkrankung<br />
unterbunden wird.<br />
Informationen über die Wirkung von<br />
Langzeittherapien bei Erstmanifestation<br />
beziehen wir aus mehreren Studien, die<br />
sowohl für Interferon ß 1a als auch für<br />
Interferon ß 1b und für Glatirameracetat<br />
bessere Verläufe in den behandelten<br />
Gruppen beschreiben. Die Wirkung dieser<br />
Substanzen wurde auch in Langzeituntersuchungen<br />
bestätigt, welche auch<br />
die langfristig hohe Sicherheit der dafür<br />
verfügbaren Therapien bestätigt haben.<br />
Fachkurzinformation und Referenzen siehe Seite 31<br />
Der Verlauf einer MS ist individuell<br />
kaum vorhersagbar. Deshalb ist es auch so<br />
schwer zu entscheiden, welchen PatientIn-<br />
nen zu einem sofortigen Therapiebeginn<br />
geraten werden soll und welchen nicht.<br />
In longitudinalen Untersuchungen hat<br />
sich gezeigt, dass Fälle mit deutlicheren<br />
MRT Veränderungen bei erster Manifestation,<br />
also einer größeren Zahl klinisch<br />
bis dahin stummer MS Läsionen häufiger<br />
und rascher zu definitiver MS konvertieren,<br />
d.h. einen zweiten Krankheitsschub<br />
entwickeln und auch einen schlechteren<br />
Krankheitsverlauf insgesamt aufweisen.<br />
Auch hat sich in der CHAMPS-Studie<br />
ein höherer Therapienutzen bei Fällen<br />
mit deutlicheren MRT Veränderungen<br />
gezeigt. Deshalb erscheint es sinnvoll,<br />
den sofortigen Therapiebeginn jenen<br />
Betroffenen zu empfehlen, die bei der<br />
ersten Manifestation Anhaltspunkte für<br />
höhere Aktivität entweder klinisch oder<br />
in der MRT zeigen. Damit sind vor allem<br />
Fälle mit multilokulären Erstmanifestationen<br />
und/oder mindestens 9 Läsionen in<br />
der MRT mit 1 oder mehr Kontrastmittel<br />
aufnehmenden Läsionen (wie in der<br />
CHAMPS-Studie definiert) für die Therapie<br />
nach Erstmanifestation gemeint.<br />
Für diese Indikation sind Interferon ß 1a<br />
(Avonex ® ) und Interferon ß 1b (Betaferon<br />
® ) sowie Glatirameracetat (Copaxone<br />
® ) registriert. Interferon ß 1a (Rebif ® )<br />
kann nach einer definitiven Sicherung der<br />
Diagnose durch MRT entsprechend den<br />
McDonald-Kriterien eingesetzt werden,<br />
d.h. wenn die zeitliche Dissemination der<br />
Erkrankung zumindest mittels MRT bestätigt<br />
wurde.<br />
Das mittlerweile auch beschriebene radiologisch<br />
isolierte Syndrom (RIS), also<br />
nur in der MRT festgestellte einer MS<br />
entsprechende Veränderungen ohne klinisches<br />
Korrelat, wird derzeit keiner Therapie<br />
zugeführt.<br />
Bei unklarer Therapieindikation, aber<br />
speziell bei unklarer Differenzialdiagnose<br />
oder auch unspezifischen MRT Veränderungen<br />
ist es sinnvoll, die Entscheidung<br />
über eine Langzeittherapie unter Verlaufskontrolle<br />
und Observanz zu verschieben.<br />
2. therapie der schubförmigen MS<br />
Im Gegensatz zur Erstmanifestation<br />
einer möglichen MS liegt bei klinischem<br />
und/oder MRT unterstütztem Nachweis<br />
einer schubförmigen MS eine definitive<br />
Diagnose und damit eine etwas einfachere<br />
Situation für Therapieentscheidungen<br />
vor. Trotzdem wird nicht jede Patientin/<br />
jeder Patient mit schubförmiger MS<br />
auch therapiert, da die unterschiedliche<br />
mu lt I p l e sk l e r o s e<br />
Ausprägung der Erkrankung auch hier<br />
Unterscheidungen nötig macht. Im Allgemeinen<br />
richtet sich die Entscheidung für<br />
eine Langzeittherapie nach der Zahl der<br />
Schübe, da sich auch die Zulassung der<br />
Präparate (und damit letztendlich die Erstattungsfähigkeit<br />
der Therapie) nach der<br />
Schubzahl orientiert und eine Indikation<br />
für Therapie bei zwei Schüben in den vergangenen<br />
zwei Jahren sieht.<br />
Für schubförmige MS mit Erfüllung<br />
dieser Indikationskriterien stehen derzeit<br />
vier registrierte Präparate zur Verfügung:<br />
Interferon ß 1a im (Avonex ® ) und Interferon<br />
ß 1a sc (Rebif ® ), Interferon ß 1b sc<br />
(Betaferon ® ) und Glatirameracetat (Copaxone<br />
® ).<br />
Die Wirkung von Interferon ß und von<br />
Glatirameracetat auf schubförmige MS<br />
ist in einer Reihe von Studien gut belegt.<br />
Eine Dosisabhängigkeit der Wirkung<br />
von Interferon ß hat sich bestätigt, allerdings<br />
ist dieser Effekt gegen eine eventuelle<br />
Verminderung der Wirkung durch<br />
Bildung neutralisierender Antikörper<br />
abzuwägen. Die Ergebnisse großer Vergleichsstudien<br />
lassen jedenfalls eine ähnliche<br />
Wirksamkeit der einzelnen Präparate<br />
annehmen. Die Auswahl des jeweils<br />
am besten geeigneten Präparates wird<br />
deshalb vorwiegend über die Handhabung<br />
und Nebenwirkungen entschieden<br />
werden, wobei hier – insbesondere auch<br />
im Hinblick auf die langfristige Therapiecompliance<br />
– besonders intensiv individuelle<br />
Aspekte der Betroffenen beachtet<br />
werden sollten.<br />
3. therapie der aktiven<br />
schubförmigen MS<br />
Ein besonderes Problem stellen MS Betroffene<br />
mit sehr aktivem Krankheitsverlauf<br />
dar, insbesondere wenn dieser durch<br />
die bisher verfügbaren immunmodulatorischen<br />
Substanzen nicht ausreichend<br />
beeinflusst werden kann. Für diese Fälle<br />
steht eine zusätzliche Therapiemöglichkeit<br />
mit dem monoklonalen Antikörper<br />
Natalizumab (Tysabri ® ) zur Verfügung.<br />
Diese Substanz verhindert durch die Blockade<br />
entsprechender Rezeptoren das<br />
Anlagern aktivierter Lymphozyten an<br />
die Gefäßwand und deren nachfolgende<br />
Einwanderung in das ZNS. In Studien<br />
an über 2000 Patientinnen und Patienten<br />
konnte sowohl klinisch als in MRT Untersuchungen<br />
eine hohe Wirksamkeit von<br />
Natalizumab auch bei aktivem Krankheitsgeschehen<br />
gezeigt werden.<br />
2/<strong>2012</strong><br />
9
mu lt I p l e sk l e r o s e<br />
Den überzeugenden Wirksamkeitsdaten<br />
steht allerdings das Risiko des Auftretens<br />
einer progressiven multifokalen<br />
Leukenzephalopathie (PML) gegenüber.<br />
Dieses Risiko liegt nach derzeitigem<br />
Informationsstand bei etwa 1:1000, wobei<br />
es bei länger dauernder Exposition<br />
ansteigt. Ein deutlich höheres Risiko<br />
besteht, wenn in der Vorgeschichte mit<br />
immunsuppressiven Medikamenten behandelt<br />
wurde. Da PML mit dem Vorliegen<br />
eines positiven JC Virusantikörpers<br />
assoziiert ist, wird unter Therapie eine<br />
Bestimmung des Antikörpers nach 2 Jahren<br />
empfohlen. Auch vor Einstellung bietet<br />
die AK-Bestimmung eine zusätzliche<br />
Entscheidungshilfe.<br />
Mit der Substanz Fingolimod (Gilenya<br />
® ) steht eine weitere Therapieoption<br />
in der exakt gleichen Indikation zur Verfügung.<br />
Das Medikament wird einmal<br />
täglich oral verabreicht und wirkt über<br />
ein „Einfangen“ der aktivierten Lymphozyten<br />
in den Lymphknoten. In großen<br />
Studien wurden sowohl die Wirkung<br />
im Vergleich zu Placebo als auch bessere<br />
Wirkung im Vergleich zu Interferon belegt.<br />
Ursache für den eingeschränkten<br />
Einsatz waren Nebenwirkungen unterschiedlicher<br />
Art. Als immunsuppressive<br />
Substanz kann Fingolimod zu vermehrten<br />
Infekten führen (Antikörper gegen<br />
Varicella Zoster müssen vor Einleitung<br />
der Therapie vorhanden sein), Makulaödeme<br />
können auftreten. Ein Überwachen<br />
des Blutbildes ist nötig, da therapiebedingt<br />
die Leukozyten abfallen,<br />
Fermenterhöhung ist möglich. Cardiale<br />
Nebenwirkungen mit Verlangsamung<br />
der Herzfrequenz nach erster Gabe sind<br />
bekannt. Nach Markteinführung wurden<br />
mehrere Fälle mit cardialen Problemen,<br />
darunter ein plötzlicher unklarer Todesfall<br />
24 Stunden nach erster Gabe, berichtet.<br />
Die gemeldeten Fälle werden derzeit<br />
von der EMA geprüft und Nutzen und<br />
Risiken von Fingolimod neu bewertet.<br />
Unter Beachtung von Nutzen und Risiken<br />
wurden Natalizumab und Fingolimod<br />
für zwei streng definierte Gruppen<br />
zugelassen:<br />
a) Patientinnen und Patienten mit<br />
weiterer Krankheitsaktivität trotz Behandlung<br />
mit Interferon ß (mindestens<br />
1 schwerer Schub pro Jahr unter suffizienter<br />
Therapie). Analoges gilt für eine<br />
unzureichend wirksame Behandlung mit<br />
Glatirameracetat.<br />
10 2/<strong>2012</strong><br />
b) Patientinnen und Patienten mit<br />
rasch fortschreitender schubförmig remittierender<br />
MS (mindestens 2 schwere<br />
Schübe pro Jahr ohne vorherige Therapie).<br />
Ein umfassendes Kontroll- und Dokumentationsprogramm<br />
soll die möglichst<br />
sichere Anwendung dieser Behandlungsoptionen<br />
gewährleisten. Die Österreichische<br />
Gesellschaft für Neurologie hat deswegen<br />
ein Register eingerichtet, in dem<br />
alle mit Natalizumab oder Fingolimod<br />
behandelten PatientInnen in Österreich<br />
regelmäßig dokumentiert werden sollen.<br />
Das Führen eines zentralen Registers<br />
wird inzwischen auch von der europäischen<br />
Zulassungsbehörde empfohlen.<br />
Als zusätzliche, mittlerweile unter Risikoabwägung<br />
weniger beanspruchte Option<br />
bei sehr aktiver MS und Versagen<br />
der Therapie mit Interferon ß oder Glatirameracetat<br />
steht entsprechend den Ergebnissen<br />
der MIMS-Studie Mitoxantron<br />
in einer Dosierung von 5 bzw. 12 mg/m²<br />
Körperoberfläche zur Verfügung, welches<br />
zumeist in 3-monatigen Abständen verabreicht<br />
wird. Auch bei dieser immunsuppressiven<br />
Therapie steht der Nutzen dem<br />
Risiko von Nebenwirkungen – speziell<br />
der Entstehung maligner Erkrankungen<br />
vorwiegend des Blut bildenden Systems<br />
und dem Dosis abhängigen Risiko einer<br />
Kardiomyopathie – gegenüber.<br />
4. therapie der sekundär<br />
progredienten MS<br />
Generell kann als Richtlinie gelten,<br />
dass die Therapie der MS in frühen<br />
Phasen der Erkrankung zielführender<br />
ist als nach der Entwicklung ausgeprägter<br />
Defektsymptome. Für progrediente<br />
Verläufe gilt deshalb global, dass der zu<br />
erwartende Nutzen geringer ist als bei<br />
Erstmanifestationen oder schubförmigen<br />
Verläufen. Dazu kommt, dass sehr strikt<br />
zwischen primär und sekundär progredienten<br />
Verläufen zu unterscheiden ist,<br />
da für primär progrediente Verläufe bisher<br />
überhaupt keine Behandlung signifikante<br />
Erfolge erzielen konnte.<br />
Für sekundär progrediente Verläufe<br />
liegen in der Zwischenzeit mehrere Studien<br />
vor, die die Wirksamkeit verschiedener<br />
Medikamente belegen. Speziell<br />
Verläufe mit in der MRT noch nachweisbarer<br />
Aktivität der Erkrankung, also vor<br />
allem mit Kontrastmittel aufnehmenden<br />
Läsionen, lassen einen Effekt der Therapie<br />
erwarten.<br />
Beleg einer Wirkung und damit Indikation<br />
für Therapie liegt für Interferon ß 1b<br />
vor, das bei sekundär progredienten Verläufen<br />
mit nachweislichem Fortschreiten<br />
der klinischen Symptomatik eingesetzt<br />
werden kann.<br />
Für MS Fälle mit deutlicher Progredienz<br />
ist auch die Behandlung mit Mitoxantron<br />
gerechtfertigt. Zu bedenken ist,<br />
dass aufgrund befürchteter Kardiotoxizität<br />
eine kumulative Gesamtdosis von<br />
96 mg/m2 Körperoberfläche für MS als<br />
Obergrenze angegeben wird und damit<br />
die Dauer der Therapie limitiert ist. Um<br />
die mögliche Therapiezeit zu verlängern,<br />
wird in vielen Zentren deshalb zwar mit<br />
der höheren Dosierung von 12 mg/m2<br />
begonnen, nach klinischer Stabilisierung<br />
aber mit der Dosierung von 5 mg/<br />
m2 fortgesetzt. Auf längere Sicht muss<br />
in jedem Fall versucht werden, nach einer<br />
Stabilisierung des Krankheitsverlaufes<br />
durch Mitoxantron die Behandlung<br />
wieder auf weniger toxische Therapien<br />
umzustellen. Leider kann sich die Kardiotoxizität<br />
eventuell auch erst verspätet<br />
manifestieren, das Risiko der therapieassoziierten<br />
Leukämie erscheint überhaupt<br />
dosisunabhängig.<br />
Cyclophosphamid wurde in einzelnen<br />
Studien in unterschiedlichen Dosierungen<br />
untersucht und zeigte speziell bei<br />
jüngeren Patientinnen und Patienten<br />
(
Fachkurzinformation und Referenzen siehe Seite 31<br />
2/<strong>2012</strong><br />
11
demenz<br />
Alzheimer und andere Demenzen<br />
Univ. Prof. Dr. Peter Dal-Bianco<br />
12 2/<strong>2012</strong><br />
Überblick<br />
100.000 Menschen leiden in Österreich<br />
an Demenz. Im Jahr 2050 werden<br />
es mehr als 260.000 sein. Weltweit gibt<br />
es ca. 30 Millionen Demenzkranke, in<br />
40 Jahren sind es mehr als 100 Millionen.<br />
Denn das Alter ist der stärkste<br />
und verlässlichste Demenz-Risikofaktor.<br />
Mit steigender Lebenserwartung<br />
nimmt daher die Demenz-Inzidenz und<br />
-Prävalenz zu. Die Versorgungskosten<br />
Demenzkranker betragen in Österreich<br />
jährlich nahezu zwei Milliarden Euro:<br />
75% nichtmedizinische, 20% medizinische<br />
und 5% Medikamentenkosten.<br />
Die Demenzdifferenzialdiagnose basiert<br />
auf klinischen Befunden und den<br />
Ergebnissen der Zusatzuntersuchungen<br />
(neuropsychologische Testbatterie, Labor,<br />
MRT, PET). Sie sollte rechtzeitig<br />
erfolgen, da sekundäre Demenzursachen<br />
erkannt und häufig erfolgreich behandelt<br />
werden können und ein früher<br />
Therapiebeginn bei primären Demenzformen<br />
den Verlauf verbessern kann.<br />
Die Alzheimerdemenz (AD) ist die<br />
häufigste primäre Demenzerkrankung<br />
(60-80%), gefolgt von der vaskulären<br />
Demenz (VD, 10-25%) und der Lewy-<br />
Body Demenz (DLB, 7-20%). Andere<br />
Demenzätiologien sind selten ( 26)<br />
• keine Demenz<br />
(-Risikofaktoren) durch Angabe der<br />
weltweiten Häufigkeit, des relativen Risikofaktors<br />
und der Vorsorgewirkung<br />
bei 10% bez. 20% Prävalenzminderung<br />
beschrieben:<br />
1. bewegungsmangel<br />
Häufigkeit: 17,7% aller Menschen sind<br />
bewegungsträge (Bewegungsmangel<br />
betrifft Frauen, SeniorInnen und StadtbewohnerInnen<br />
am häufigsten)<br />
Risikofaktor: 1,8 für Alzheimer,1,4<br />
für alle Demenzen, dh. 80% erhöhtes<br />
Alzheimerrisiko verglichen mit bewegungsaktiven<br />
Menschen<br />
Vorsorgewirkung: Bei 10% Prävalenzreduktion<br />
würden ca. 380 000 Personen,<br />
bei 25% Reduktion ca. 1 Million Menschen<br />
die AD nicht erleben.<br />
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30
Fachkurzinformation und Referenzen siehe Seite 31<br />
2/<strong>2012</strong><br />
13
demenz<br />
14 2/<strong>2012</strong><br />
2. Zuckerkrankheit<br />
(diabetes mellitus ii)<br />
Häufigkeit: 2010: 6,4% d.h. 280 Millionen,<br />
2030: d.h. 440 Million Menschen<br />
Relativer Risikofaktor: 1,4 für Alzheimer<br />
(d.h. 40% erhöhtes Alzheimerrisiko<br />
für unbehandelte DiabetespatientInnen)<br />
Vorsorgewirkung: Bei 10% Prävalenzreduktion<br />
würden etwa 80 000 Personen,<br />
bei 25% Reduktion etwa 200 000<br />
Menschen die Alzheimersymptomatik<br />
nicht erleben<br />
3. bluthochdruck<br />
Häufigkeit: 9% weltweit<br />
Relativer Risikofaktor: 1,60 (d.h. 60%<br />
erhöhtes Alzheimerrisiko der unbehandelten<br />
HochdruckpatientInnen im<br />
Vergleich zu Personen mit normalen<br />
Blutdruckwerten) Bluthochdruck im<br />
mittleren Lebensalter (30-60a) ist verbunden<br />
mit erhöhtem Alzheimerrisiko.<br />
Vorsorgewirkung: Bei 10% Prävalenzreduktion<br />
würden etwa >160 000 Personen,<br />
bei 25% Reduktion mehr als 400<br />
000 Menschen die Alzheimersymptomatik<br />
nicht erleben müssen.<br />
4. Übergewicht<br />
Häufigkeit: 3,4% der Erwachsenen<br />
weltweit waren 2005 im mittleren Alter<br />
übergewichtig. Frauen leiden häufiger<br />
an Übergewicht als Männer. In den Industrieländern<br />
liegt die Übergewichtsrate<br />
im mittleren Alter bei 13%.<br />
Relativer Risikofaktor: 1,80 für Alzheimer.<br />
Es besteht ein statistisch signifikanter<br />
Zusammenhang zwischen Übergewicht<br />
und Alzheimer. Übergewicht<br />
im mittleren Lebensalter (30-60a) ist<br />
verbunden mit erhöhtem Demenzrisiko.<br />
Übergewicht im späten Lebensalter<br />
(>60a) ist assoziiert mit einem um 40%<br />
verminderten, während Untergewicht<br />
im späten Lebensalter mit einem um<br />
62% erhöhten Demenzrisiko assoziiert<br />
ist. 2% (678 000) aller AlzheimerpatientInnen<br />
erleben die klinische Alzheimersymptomatik<br />
wegen ihres Übergewichts<br />
im mittleren Lebensalter.<br />
Vorsorgewirkung: Bei 10% Prävalenzreduktion<br />
würden etwa 67 000 Personen,<br />
bei 25% Reduktion etwa 167 000<br />
Menschen die Alzheimer nicht erleben<br />
müssen.<br />
5. Zigarettenrauchen<br />
Häufigkeit: weltweit 27,4% (3·9-36%)<br />
Relativer Risikofaktor: 1,80 für Alzheimer,<br />
1,27 für alle Demenzarten<br />
Vorsorgewirkung: Bei 10% Prävalenzreduktion<br />
würden etwa 412 000 Personen,<br />
bei 25% Reduktion würden etwa<br />
>1 Million Menschen AD nicht erleben<br />
müssen.<br />
6. Ausbildung und lebenslange<br />
geistige Aktivität<br />
Häufigkeit: 40% der Menschen leben<br />
mit geringer Ausbildung (Stichproben<br />
von 146 Ländern), 15% davon haben<br />
keine formale Schulbildung, 25% besuchten<br />
nur die Grundschule<br />
Relativer Risikofaktor: 1,60 für Alzheimer.<br />
Das Demenzrisiko war um etwa<br />
50% verringert bei Personen mit:<br />
• Hohem Bildungsgrad<br />
• Beruflicher Herausforderung<br />
• Hoher Intelligenz<br />
• Stimmulierenden Freizeitaktivitäten<br />
• Demenzrisiko ist bei Personen mit<br />
geringer “brain reserve” um etwa<br />
85% erhöht.<br />
Vorsorgewirkung: Bei 10% Prävalenzreduktion<br />
würden etwa 540 000 Personen,<br />
bei 25% Reduktion würden etwa<br />
1,4 Million Menschen die Alzheimersymptomatik<br />
nicht erleben müssen.<br />
7. depression<br />
Häufigkeit: weltweit: 13%<br />
Relativer Risikofaktor: 1,9 für Alzheimer<br />
Vorsorgewirkung: Bei 10% Prävalenzreduktion<br />
würden etwa 326 000 Personen,<br />
bei 25% Reduktion etwa 827 000<br />
Menschen die Alzheimersymptomatik<br />
nicht erleben<br />
Fazit<br />
Falls die Häufigkeit aller sieben “Treiber”<br />
um: 10% gesenkt würde, wären eine<br />
Million weniger AD-Pat. weltweit,um<br />
25% gesenkt würde, wären 3 Millionen<br />
weniger AD-Pat. weltweit. Insgesamt<br />
könnte die Zahl der Patienten mit AD-<br />
Symptomatik weltweit halbiert werden<br />
(17,2 Million), falls alle sieben Treiber<br />
auf null reduziert würden.<br />
(Lit: www.thelancet.com/ne)<br />
• Lebensalter<br />
demenz-risikofaktoren<br />
• Genetik (familiäre Formen,
Aus diesem Grund sind Aufklärungsarbeit,<br />
Selbstbeurteilungstests und Enttabuisierung<br />
der „Vergesslichkeit“ für die<br />
klinische Früherkennung und differenzialdiagnostische<br />
Zuordnung wichtig.<br />
gedächtnisstörung<br />
Klinisch steht die Beeinträchtigung<br />
des episodischen Neugedächtnisses im<br />
Vordergrund. Situationen, die sich im<br />
Verlauf der letzten Stunden, Tage oder<br />
Wochen ereignet haben, werden entweder<br />
gar nicht oder in verworrener Reihenfolge<br />
oder nur bruchstückhaft erinnert.<br />
Konfabulationen sind häufig. Die<br />
Funktionsstörung des semantischen<br />
Gedächtnisses äußert sich in Wortfindungsstörungen,<br />
die nicht ausschließlich<br />
das Namensgedächtnis betreffen.<br />
Sprachstörung<br />
Im Verlauf verarmt der Sprachinhalt,<br />
Die Sätze werde kürzer und die<br />
Grammatik fehlerhaft. Während die<br />
motorische Sprachfähigkeit – spontane<br />
Sprachäußerungen ganzer Sätze mit<br />
korrekter Betonung und Grammatik –<br />
und die Fähigkeit des Nachsprechens<br />
bis ins fortgeschrittene Demenzstadium<br />
erhalten bleiben, sind vor allem das<br />
Sprachsinnverständnis und die Wortwahl<br />
beeinträchtigt.<br />
Apraxie<br />
Apraktische Störungen zeigen sich<br />
z. B. beim Kochen, später beim Ankleiden<br />
und der Körperhygiene. Neben der<br />
ideomotorischen Apraxie, die zeitgleich<br />
mit Sprachstörungen auftreten kann<br />
und das Alltagsleben wenig beeinträchtigt,<br />
entwickelt sich eine ideatorische<br />
Apraxie. Der Handlungsablauf ist im<br />
Hinblick auf die Reihenfolge und/oder<br />
das Auslassen wichtiger Teilhandlungen<br />
gestört. Damit sind selbstversorgende<br />
Tätigkeiten eingeschränkt, wie z.B. das<br />
Binden von Schnürriemen oder Reinigen<br />
der Schuhe u.a.m.<br />
Beeinträchtigungen beim Lesen, Schreiben<br />
und Kopfrechnen irritieren die<br />
Patienten. Zuletzt erlernte kognitive<br />
Fähigkeiten gehen zuerst verloren (Retrogenese).<br />
Der örtlichen und zeitlichen<br />
folgt im Spätstadium die situative und<br />
persönliche Desorientierung.<br />
verhaltens- und gemütsstörungen<br />
Psychomotorische Unruhe und ag-<br />
gressives Verhalten in Wort und/oder<br />
Tat erschweren die Pflege und Betreuung.<br />
Psychotische Symptome wie Halluzinationen<br />
und Wahnbildungen sind<br />
im fortgeschrittenen AD-Stadium zu<br />
etwa 50% vorhanden: „Es ist ein Fremder<br />
in der Wohnung“, „Dieser Mensch<br />
ist ein Betrüger und nicht mein Ehepartner“,<br />
„Sie haben meine Sparbücher<br />
gestohlen“ etc. (DD Alkoholassoziierte<br />
Demenz). Diese Symptome erklären<br />
sich nur zum Teil aus der degenerativen<br />
Grundkrankheit. Auslösend und<br />
verstärkend wirken prämorbide Persönlichkeitsfaktoren,<br />
somatische Ursachen<br />
(z.B. Exsikkose, Medikamenteneffekte),<br />
aber auch das Verhalten der oft<br />
überforderten BetreuerInnen.<br />
depressionen<br />
Ängstlich-depressive (reaktive) Symptome<br />
sind meist im Frühstadium. Die<br />
Persönlichkeit der AD-Patienten bleibt<br />
oft bis zum Stadium einer mittelgradigen<br />
oder sogar schweren Demenz<br />
weitgehend erhalten. Die Symptome<br />
der (reaktiven) Depression werden mit<br />
zunehmendem Demenzschweregrad<br />
schwächer. Schwer demente Patienten<br />
wirken durch den Verlust ihres Urteilsvermögens<br />
und fehlender Krankheitseinsicht<br />
häufig gut gelaunt.<br />
delirante verwirrtheit<br />
Im Verlauf der Erkrankung kann es<br />
zu deliranten Verwirrtheitszuständen<br />
und paranoiden Durchgangssyndromen<br />
kommen. Auslöser akut auftretender<br />
Verhaltensstörungen sind vor allem<br />
interkurrente Infekte, Traumen, Narkosen,<br />
Einnahme von Psychopharmaka<br />
(z.B. Neuroleptika, Tranquilizer, Nootropika)<br />
oder Anticholinergika (Behandlung<br />
eines Parkinsonsyndroms).<br />
Fokal neurologische Symptome, Anfälle<br />
Fokale sensomotorische Symptome<br />
oder andere neurologische Ausfälle treten<br />
bei Patienten mit AD, wenn überhaupt,<br />
spät auf. Allerdings entwickelt<br />
sich im Spätverlauf nicht selten ein<br />
Parkinsonsyndrom. Weiters können im<br />
fortgeschrittenen Stadium Myoklonien<br />
und/oder sporadisch epileptische Anfälle<br />
auftreten.<br />
Fachkurzinformation und Referenzen siehe Seite 18<br />
demenz-differenzialdiagnose<br />
Tabelle 5 listet die Pflichtuntersuchungen,<br />
die bei Patienten mit begin-<br />
nender Demenzsymptomatik durchgeführt<br />
werden. Optionale Maßnahmen<br />
zur Demenz-Differenzialdiagnose sind<br />
in Tabelle 6 angeführt.<br />
Tabelle 5<br />
Pflichtuntersuchungen bei Patienten<br />
mit kognitiver Schwäche<br />
obligatorische diagnostische Maßnahmen<br />
• Anamnese<br />
- Eigenanamnese<br />
- Außenanamnese<br />
- Familienanamnese<br />
- Sozialanamnese<br />
• Neurologischer Status<br />
• Psychiatrischer Status<br />
• Internistischer Status<br />
• Neuropsychologie<br />
- kognitive Tests<br />
- Depressionsskalen<br />
- Erfassung von Psychosen u.<br />
Verhaltensstörungen<br />
• Laborparameter<br />
- komplettes Blutbild<br />
- Elektrolyte (Natrium, Kalium, Chlorid,<br />
Kalzium, Phosphat)<br />
- Nierenfunktionswerte<br />
- Leberfunktionswerte<br />
- Blutzucker<br />
- Schilddrüsenfunktionswerte (TSH, T4)<br />
- Vitamin B12, Folsäure<br />
• CCT, besser kraniale MRT<br />
- koronare Schichten (Hippocampus-<br />
Atrophie?)<br />
- Atrophie-Muster (Kortex)<br />
Tabelle 6<br />
optionale diagnostische Maßnahmen<br />
bei Patienten mit beginnender demenz<br />
optionale diagnostische Maßnahmen<br />
• EEG<br />
• SPECT/PET<br />
• Dopamin-Transporter SPECT<br />
• Genetik<br />
- Apolipoprotein E<br />
- autosomal-dominant vererbte Mutationen<br />
- CADASIL<br />
- Huntington<br />
• Liquor-Analyse<br />
- tau-Protein, Phospho-tau-Protein<br />
- Amyloid ß42 Peptid<br />
- 14-3-3 Protein<br />
• Serologie<br />
- Lues<br />
- HIV<br />
- Parathormon<br />
- antineuronale Antikörper<br />
- SchilddrüsenAk (TAK/MAK)<br />
2/<strong>2012</strong><br />
demenz<br />
15
demenz<br />
neuropsychologische<br />
untersuchung<br />
Ziel der psychometrischen Untersuchung<br />
ist die Abgrenzung normaler von<br />
pathologischen Alterungsprozessen und<br />
die Quantifizierung des geistigen Abbaus.<br />
Die Beschreibung erfolgt im Hinblick<br />
auf kognitive Leistungsfähigkeit,<br />
Kompetenz und Befindlichkeit. Auch<br />
die verbliebenen Fähigkeiten betreffend<br />
Selbständigkeit und Selbstverantwortung<br />
werden beurteilt. Besonders<br />
wichtig ist die differenzialdiagnostische<br />
Abgrenzung zum depressiven Syndrom<br />
(„Pseudodemenz“), das nicht selten mit<br />
kognitiver Leistungsminderung einhergeht<br />
(z.B. Geriatric-Depression-Scale).<br />
Mittels psychometrischer Verfahren<br />
werden Progredienz und die Effizienz<br />
therapeutischer Maßnahmen beurteilt.<br />
Zur Verlaufsbeobachtung wird als Minimalerfordernis<br />
die Mini Mental State-Examination<br />
(MMSE) empfohlen.<br />
Weitere Screening-Verfahren (z.B.<br />
Uhrentest, Brief-Assessment-Interview)<br />
ermöglichen die Abgrenzung<br />
demenzieller Erkrankungen von altersbedingten<br />
Beschwerden und eine<br />
grobe Quantifizierung des kognitiven<br />
Abbaus. Die Diagnostik kann mittels<br />
Fremdbeurteilungs- und Rating-Skalen<br />
ergänzt werden, um das Demenzstadium<br />
bezüglich Alltagsaktivitäten (GDS-<br />
Reisberg-Skala, CDR) zu beurteilen.<br />
Spezifische neuropsychologische Testbatterien<br />
(z.B. ADAS-cog, CIBIC-plus<br />
etc.) sind zeitaufwendige Verfahren der<br />
Verlaufsbeurteilung, die überwiegend<br />
in spezialisierten Zentren durchgeführt<br />
werden.<br />
technische untersuchungen<br />
16 2/<strong>2012</strong><br />
EEg<br />
Die häufigsten EEG-Veränderungen<br />
der AD-Erkrankung sind eine Verlangsamung<br />
des dominanten Alpha-<br />
Rhythmus (vor allem in den posterioren<br />
Regionen) und eine Zunahme<br />
langsamer Theta- und Delta-Wellen. In<br />
frühen AD-Stadien scheint das EEG<br />
meist unauffällig. Es wird derzeit vor<br />
allem zur Abgrenzung anderer Störungen<br />
eingesetzt, die charakteristische<br />
EEG-Veränderungen generieren (z.B.<br />
Creutzfeldt-Jakob-Erkrankung).<br />
Ct und Mrt<br />
Patienten mit progredienter De-<br />
menzsymptomatik müssen zumindest<br />
im Rahmen der Abklärung eine kraniale<br />
CCT- und/oder MRT-Untersuchung<br />
haben, um strukturelle Läsionen als<br />
Ursache der klinischen Symptomatik<br />
auszuschließen/nachzuweisen (vaskuläre<br />
Prozesse, Raumforderungen, Liquorzirkulations-<br />
oder -resorptionsstörungen,<br />
chronische entzündliche Prozesse).<br />
Zudem ist bei Berücksichtigung des<br />
individuellen „Atrophie-Musters“ eine<br />
(begrenzte) Typisierung degenerativer<br />
zerebraler Erkrankungen möglich.<br />
Patienten haben im fortgeschrittenen<br />
AD-Stadium erweiterte innere und<br />
äußere Liquorräume, die ausgeprägter<br />
als bei altersgleichen Gesunden sind.<br />
Der unauffällige CCT- oder MRT-<br />
Befund schließt eine AD-Erkrankung<br />
aber nicht aus. Der Befund „Atrophie“<br />
(über die Norm erweiterte Ventrikel<br />
und/oder verbreiterte Sulci über der<br />
Konvexität) muss keineswegs mit einer<br />
klinisch fassbaren Hirnleistungsbeeinträchtigung<br />
einhergehen. Mittels MRT<br />
kann im AD-Krankheitsverlauf eine<br />
zunehmende Hippokampusatrophie<br />
nachgewiesen werden.<br />
SPECt und PEt<br />
Funktionelle Imagingverfahren, in<br />
erster Linie SPECT oder PET, können<br />
vor allem in Frühstadien differenzialdiagnostisch<br />
hilfreich sein. Während<br />
die Darstellung einer Minderperfusion<br />
im temporo-parietalen Bereich mittels<br />
SPECT erst im fortgeschrittenen Stadium<br />
beobachtet wird, ist der regionale<br />
Hypometabolismus im temporo-parietalen<br />
Bereich mittels PET oft schon<br />
im Frühstadium einer AD zu erkennen.<br />
Die Dopamintransporter-SPECT<br />
(DAT-Scan) kann differenzialdiagnostische<br />
Informationen AD/DLB (Demenz<br />
mit Lewy-Körpern) liefern.<br />
biologische Marker<br />
Die Diagnose AD ist dzt. eine Ausschlussdiagnose.<br />
Apparative und laborchemische<br />
Zusatzuntersuchungen<br />
liefern vor allem im Frühstadium häufig<br />
unspezifische Befunde. Es sind allerdings<br />
einige „AD-Marker“ bekannt,<br />
deren Vorhandensein die Wahrscheinlichkeit<br />
des Vorliegens einer AD erhöht,<br />
sodass sich, in Zusammenschau<br />
mit dem klinischen Bild, die diagnostische<br />
Treffsicherheit erhöht.<br />
vaskuläre demenzen (vd)<br />
Zerebrovaskuläre Erkrankungen<br />
bzw. ischämisch bedingte Schädigungen<br />
des Gehirns sind für etwa 10-25%<br />
der Demenzen im höheren Lebensalter<br />
verantwortlich. Unter „vaskulärer<br />
Demenz“ versteht man ein klinisch<br />
diagnostiziertes demenzielles Syndrom<br />
mit Hinweis auf zwei oder mehr ischämische<br />
Infarkte (Anamnese, neurologische<br />
Untersuchung, Bildgebung)<br />
oder Auftreten eines einzelnen Infarkts<br />
mit einer eindeutigen zeitlichen Beziehung<br />
zum Auftreten des demenziellen<br />
Syndroms und Hinweis auf mindestens<br />
einen Infarkt außerhalb des Kleinhirns,<br />
nachgewiesen mittels CCT oder T1-gewichteter<br />
MRT.<br />
Tabelle 8<br />
Merkmale der vaskulären demenz<br />
• schrittweise progredientes demenzielles<br />
Syndrom mit sozialer und beruflicher Beeinträchtigung<br />
• ischämische(r) Infarkt(e) (Anamnese, Status,<br />
CCT, kraniale MRT)<br />
• TIA, neurologische Herdzeichen<br />
• vaskuläre Risikofaktoren<br />
• Hachinski-Score: >4<br />
Demenz mit Lewy-Körperchen (DLB)<br />
ist die dritthäufigste (7-20%)<br />
Demenz-Form.<br />
Tabelle 9<br />
diagnostische Kriterien der<br />
lewy-Körperchen-demenz<br />
• Kernsymptome<br />
- Progredientes kognitives Defizit<br />
- Schwankungen der Kognitionsleistung<br />
- Visuelle Halluzinationen (detailliert,<br />
konkret)<br />
- Parkinsonsymptomatik (selten Tremor)<br />
• Stützsymptome<br />
- REM-Schlafstörung (RBD)<br />
- Schwere Neuroleptika-Sensitivität<br />
- Visuell-räumliches Defizit ab Demenzfrühstadium<br />
- DAT-SCAN: geringe Dopamintransporter-<br />
Aufnahme<br />
▪Die Erkrankung manifestiert sich<br />
zwischen dem 40. und dem 80. Lebensjahr<br />
mit einem Häufigkeitsgipfel im 7.<br />
Lebensjahrzehnt, die Krankheitsdauer<br />
beträgt durchschnittlich 6 bis 7 Jahre.<br />
Leitsymptom der Erkrankung ist<br />
eine allmählich progrediente Demenz,<br />
bei der kognitive Leistungseinbußen,<br />
Gedächtnisstörungen, Störungen der<br />
Aufmerksamkeit wie auch im Visuo-
Spatialbereich sowie eine Beeinträchtigung<br />
frontal-subkortikaler Fähigkeiten<br />
im Vordergrund stehen. Als besonders<br />
charakteristisch gelten eine auffallend<br />
fluktuierende kognitive Leistung – mit<br />
starken Schwankungen der Aufmerksamkeit<br />
und Vigilanz –, rezidivierend<br />
auftretende, sehr konkrete visuelle<br />
Halluzinationen (z.B. Menschen, Gegenstände)<br />
und eine begleitend auftretende<br />
extrapyramidale Symptomatik<br />
mit Rigor, Tremor und Akinese. Weitere<br />
Symptome sind Synkopen bzw.<br />
kurz dauernde Bewusstseinsstörungen,<br />
die Entwicklung eines systemisierten<br />
Wahns, die Manifestation anderer Arten<br />
von Halluzinationen und eine Unverträglichkeit<br />
bestimmter Neuroleptika.<br />
Frontotemporale lobärdegeneration<br />
(Pick-Komplex)<br />
Der Begriff „frontale Demenzen“<br />
umfasst eine Reihe primär neurodegenerativer<br />
Erkrankungen, deren gemeinsames<br />
Leitsymptom eine langsam<br />
progrediente demenzielle Symptomatik<br />
darstellt. Neuroradiologisch und<br />
neuropathologisch findet man bei den<br />
verschiedenen Syndromen topografisch<br />
unterschiedlich verteilte Hirnatrophien.<br />
Frontotemporale demenz (Ftd)<br />
Die zerebrale Atrophie betrifft vor<br />
allem den medialen, dorsolateralen und<br />
orbitalen Frontallappen. Als Kernsymptome<br />
gelten eine Vergröberung und<br />
eine Beeinträchtigung der Steuerung<br />
des sozialen Verhaltens (taktloses, enthemmtes,<br />
ev. kriminelles Verhalten)<br />
und eine emotionelle Verflachung bei<br />
fehlender Krankheitseinsicht. Manifestationsalter<br />
40-60a, Prognose ist infaust.<br />
Eine kausale Therapie steht nicht zur<br />
Verfügung. Die Krankheitsdauer beträgt<br />
ca. 10 Jahre.<br />
Die Diagnosekriterien sind in Tabelle<br />
10 angeführt.<br />
Tabelle 10<br />
Merkmale der frontotemporalen demenz<br />
• progrediente Verhaltensstörungen<br />
• Vergröberung des sozialen Verhaltens<br />
• Persönlichkeitsveränderung<br />
• affektive Störungen<br />
• Sprachstörungen<br />
• körperliche Symptome: positive Frontalzeichen,<br />
Inkontinenz, im Spätstadium<br />
Parkinson-Symptomatik<br />
• Verlust der Krankheitseinsicht<br />
Primär progrediente Aphasie (PPA):<br />
Die zerebrale Atrophie ist links frontolateral<br />
(asymmetrisch) lokalisiert. Als<br />
Kernsymptome gelten eine unflüssige<br />
Spontansprache mit Agrammatismus,<br />
phonematischen Paraphasien sowie<br />
Wortfindungs- und Benennungsstörungen.<br />
Semantische Demenz: Die zerebrale<br />
Atrophie ist links temporal lokalisiert.<br />
Kernsymptome sind eine Sprachstörung<br />
oder/und eine Störung des Erkennens.<br />
Es finden sich eine flüssige, dabei<br />
aber inhaltsleere Spontansprache, eine<br />
Benennungsstörung, ein Verlust des<br />
Wortsinnverständnisses, semantische<br />
Paraphasien, eine Störung des Erkennens<br />
ehemals vertrauter Gesichter<br />
(Prosopagnosie) und/oder eine visuelle<br />
oder taktile Objektagnosie. Das Zuordnen<br />
von Bildern und das Abzeichnen<br />
funktionieren ungestört, ebenso das<br />
Nachsprechen einzelner Wörter, das<br />
Vorlesen und das Schreiben von Wörtern,<br />
die nicht von Rechtschreibregeln<br />
abweichen.<br />
depression<br />
Etwa 25% der Patienten, die zur<br />
Abklärung ihrer Gedächtnisprobleme<br />
zugewiesen werden, leiden an einer<br />
primär psychischen Erkrankung, meist<br />
einer Depression („depressive Pseudodemenz“).<br />
Die „Gedächtnisschwäche“<br />
ist Folge der Aufmerksamkeits- und<br />
Konzentrationsstörungen. Üblicherweise<br />
wird über drei Monate eine antidepressive<br />
Behandlung durchgeführt,<br />
anschließend erfolgt eine Kontrolle<br />
der Hirnleistungstests. Im gegebenen<br />
Fall bessert die antidepressive Therapie<br />
nicht nur die depressive Symptomatik,<br />
sondern auch die kognitiven Leistungen.<br />
delirante verwirrtheit<br />
Aspekte der deliranten Verwirrtheit<br />
sind in Tabelle 7 angeführt.<br />
Tabelle 7<br />
diagnostische Aspekte<br />
der deliranten verwirrtheit<br />
• akute Manifestation, rasche Entwicklung der<br />
Symptomatik<br />
• fluktierender Tagesverlauf<br />
• kognitive Defizite mit Bewusstseinsstörungen<br />
• Aufmerksamkeits- und Wahrnehmungsstörungen<br />
• psychomotorische Unruhe<br />
• Störungen des Schlaf-/Wach-Rhythmus<br />
Das Delir entwickelt sich rasch<br />
(meistens innerhalb von Stunden),<br />
während die AD-Symptomatik über<br />
Monate oder Jahre langsam progredient<br />
zunimmt. Die Bewusstseinslage<br />
von AD-Patienten ist im Gegensatz zu<br />
jener delirant-verwirrter Patienten unauffällig.<br />
In der Differenzialdiagnostik<br />
bewährt sich vor allem die Prüfung der<br />
Aufmerksamkeit, indem der Patient<br />
aufgefordert wird, Ziffern oder Buchstaben<br />
nachzusprechen. Patienten mit<br />
einer durchschnittlichen Ausgangs-Intelligenz<br />
und geringgradig ausgeprägter<br />
Demenz sind meistens imstande, 6 Ziffern<br />
oder Buchstaben in korrekter Reihenfolge<br />
nachzusprechen, während das<br />
Patienten im prädeliranten Zustand oft<br />
nicht können. Zur Differenzialdiagnose<br />
von Bewusstseinsstörungen ist das<br />
EEG einsetzbar.<br />
Auch AD-Patienten können delirante<br />
Durchgangssyndrome entwickeln, vor<br />
allem bei entsprechender somatischer<br />
Komorbidität und/oder bei Einnahme<br />
von Neuroleptika, Anticholinergika<br />
oder Parkinson-Medikamenten.<br />
Sekundäre demenzformen<br />
Fast jede organische Gehirnerkrankung<br />
kann Durchgangssyndrome, akute<br />
exogene Reaktionstypen und schließlich<br />
Demenz zur Folge haben. Metabolische<br />
Enzephalopathien oder Erkrankungen<br />
endokriner Organe, durch Medikamente<br />
oder Suchtmittel induzierte Gehirnfunktionsstörungen<br />
sind zu berücksichtigen.<br />
So findet man z.B. bei Patienten mit<br />
Alkohol-assoziierten Demenzen eine<br />
Beeinträchtigung der Gedächtnisleistungen<br />
und mindestens eines der Symptome<br />
Aphasie, Apraxie, Agnosie oder<br />
Exekutivfunktions-Störungen. Z.B. ruft<br />
das alkoholinduzierte Wernicke-Korsakow-Syndrom<br />
demenzielle Symptomatik<br />
hervor und ist durch Thiaminmangel<br />
(Vitamin B1) bedingt. Der schwere Gedächtnisverlust<br />
treibt die Patienten zu<br />
bizarren Konfabulationen.<br />
Medikamentöse therapie<br />
kognitiver Funktionsstörungen<br />
Cholinesterasehemmer (Donepezil,<br />
Galantamin und Rivastigmin) sind Mittel<br />
erster Wahl zur Behandlung leichter<br />
und mittelschwerer AD (MMSE 11-<br />
26). Therapieunterbrechungen sollen<br />
vermieden werden. Der Wechsel von<br />
Cholinesterasehemmer im Falle Unverträglichkeit<br />
/ Verdacht auf mangelnde<br />
2/<strong>2012</strong><br />
demenz<br />
17
demenz<br />
Wirksamkeit wird empfohlen. Es besteht<br />
keine Evidenz für die Überlegenheit<br />
eines Cholinesterasehemmers gegenüber<br />
einem anderen. Ein Absetzen<br />
der Cholinesterasehemmer bei MMSE<br />
Hemmer) oder der reversible MAO-<br />
A-Hemmer Moclobemid zu empfehlen.<br />
Auch Mirtazapin kann eingesetzt werden.<br />
Trazodon in niedriger Dosis bessert<br />
den Schlaf dementer Patienten.<br />
Angst und Agitiertheit. Bei Angst<br />
und Agitiertheit können Benzodiazepine<br />
(Oxazepam, Lorazepam, Alprazolam)<br />
gegeben werden, wobei auf Nebenwirkungen<br />
(paradoxe Reaktion mit<br />
Verwirrtheit) geachtet werden muss.<br />
Benzodiazepine sollen in den Indikationen<br />
Halluzination oder Wahn nicht<br />
verabreicht werden. Agitierten Demenzpatienten<br />
können zur Stabilisie-<br />
Cerebokan ®<br />
Ginkgo biloba Spezialextrakt EGb761 ® :<br />
vergleichbare Wirkung zu synthetischen Antidementiva<br />
Die World Federation of Societies of<br />
Biological Psychiatry (WFSBP) hat 2011<br />
die Guidelines zur Therapie der Demenz<br />
überarbeitet und veröffentlicht. Sie bestätigt<br />
die Gleichwertigkeit des Ginkgo<br />
Biloba Extrakt gegenüber Mematinen<br />
und Cholinesterasehemmern. 1<br />
Zusätzlich weist EGb 761 ® gegenüber<br />
den synthetischen Antidementiva eine<br />
bessere Verträglichkeit und geringere<br />
Nebenwirkungen auf und sorgt so für<br />
eine bessere Compliance beim Patienten.<br />
2 Für alle fünf Substanzen liegt eine<br />
Evidenz B (mind. 1 positive RCT) vor,<br />
ihr Empfehlungsgrad wird auf Stufe 3<br />
eingestellt. 3<br />
ginkgo biloba auch<br />
in der Prävention empfohlen<br />
Für die Prävention über dem 70. Lebensjahr<br />
konnten Hinweise auf die positive<br />
Wirkung von Ginkgo biloba gefunden<br />
werden. Erste veröffentlichte Ergebnisse<br />
der GUIDAGE-Studie, die aktuell<br />
ausgewertet wird, zeigen bereits positive<br />
Resultate des Extrakts (GUIDAGE,<br />
Vellas et al. 2006; Ipsen, 2010). Ginkgo<br />
biloba wird daher von der WFSBP mit<br />
dem Empfehlungsgrad D zur Prävention<br />
einer Demenz empfohlen. Für die<br />
übrigen Antidementiva und zu anderen<br />
Formen der Demenz existieren bis dato<br />
keine Daten.<br />
rung Valproinsäure oder Carbamazepin<br />
verschrieben werden.<br />
Cerebokan ®<br />
• Signifikant vergleichbare Werte mit<br />
Cholinesterasehemmern hinsichtlich<br />
Verzögerung der Symptomprogression,<br />
Responderraten und „Number<br />
Needed to Treat“ (NNT). (siehe Abbildung<br />
1.)<br />
• Verbesserung in der Kognition und<br />
Alltagskompetenz sowie in der neuropsychiatrischen<br />
Symptomatik. 3<br />
• EGb 761 ® findet sich als Wirkstoff in<br />
dem Antidementivum Cerebokan ®<br />
• Cerebokan ® wirkt multifaktoriell auf<br />
Abbildung 1<br />
lIteratur<br />
Consensus statement „Dementia 2010“ of the Austrian Alzheimer<br />
Society: Neuropsychiatr. 2010;24(2):67<br />
The projected effect of risk factor reduction on Alzheimer‘s disease<br />
prevalence: Lancet Neurol. 2011 Sep;10(9):819-28.<br />
Univ. Prof. Dr. Peter Dal-Bianco<br />
FA für Neurologie und Psychiatrie<br />
Universitätsklinik für Neurologie<br />
Medizinische Universität Wien,<br />
AKH Wien, Währinger Gürtel 18-20,<br />
A-1090 Wien<br />
Tel.: +43 1 404 003 148<br />
Fax: +43 1 404 003 141<br />
peter.dal-bianco@meduniwien.ac.at<br />
die gestörte Funktionseinheit Blut,<br />
Gefäß und Gewebe<br />
• Wirksame Neuroprotektion und<br />
Ausgleich altersassoziierter Neurotransmitterdefizite<br />
durch EGb 761 ®<br />
1 Ihl R. et al. WFSBP Guidelines. World Journal of Biological Psychiatry 2011;<br />
12: 2-32<br />
2 Phyto-Update: Spectrum Psychatrie 4/2011: 3<br />
3 Ihl R et al., Int J of Geriatr Psychiatry 2010; 12: 2-32<br />
4 Kasper S et al., Fortschr Neurol Psychiat 2009<br />
Fachkurzinformation und Referenzen siehe Seite 31<br />
Rückfragehinweis:<br />
Dr. Felix Kromer<br />
Medizinischer Service<br />
Austroplant-Arzneimittel GmbH<br />
Richard Strauss - Str. 13, A-1232 Wien<br />
Tel.: +43 1 616 26 44 - 64<br />
felix.kromer@peithner.at<br />
2/<strong>2012</strong><br />
demenz<br />
19<br />
CEB_180612_FA Neuro
sc h m e r z<br />
100 Milliarden Nervenzellen –<br />
höllische Schmerzen!<br />
Dr. Renate Barker, MSc<br />
Neuropathischer Schmerz ist laut<br />
Definition der International Association<br />
for the Study of Pain (IASP) „ein<br />
Schmerz, der durch Läsionen oder Dysfunktionen<br />
des Nervensystems ausgelöst<br />
oder bedingt ist“. Etwa fünf Prozent<br />
der Gesamtbevölkerung leiden an<br />
neuropathischem Schmerz (1) .<br />
Entscheidend für die Entstehung eines<br />
neuropathischen Schmerzsyndroms<br />
ist eine vorangegangene Schädigung<br />
von somatosensorischen Nervenstrukturen<br />
(2) .<br />
Die traditionelle Einteilung der neuropathischen<br />
Schmerzen richtet sich<br />
nach den ursächlichen Krankheiten:<br />
Die klassischen peripheren neuropathischen<br />
Schmerzsyndrome, die schmerzhafte<br />
diabetische Polyneuropathie und<br />
die postzosterische Neuralgie machen<br />
in Schmerzambulanzen und in spezialisierten<br />
stationären Einrichtungen<br />
bereits 13 Prozent der Patienten aus.<br />
Eine neuropathische Schmerzkomponente<br />
kann bei bis zu 35 Prozent aller<br />
Schmerzerkrankungen nachgewiesen<br />
werden.<br />
Als weitere mögliche Auslöser werden<br />
Nervenkompressionen, z.B. in der<br />
Wirbelsäule oder beim Karpaltunnelsyndrom,<br />
persistierende Beschwerden<br />
nach einem Schlaganfall, Morbus Parkinson,<br />
chemotherapie-induzierte und<br />
alkoholische Neuropathien, aber auch<br />
die Trigeminusneuralgie genannt (3) .<br />
Neuere Ansätze gehen dazu über,<br />
die Krankheit nicht mehr ausschließlich<br />
organbezogen, sondern nach den<br />
zugrunde liegenden pathophysiologi-<br />
20 2/<strong>2012</strong><br />
schen Mechanismen, also systematisch<br />
nach neurologischen und biochemischen<br />
Veränderungen zu klassifizieren.<br />
Hier spielen N-Methyl-D-Aspartat-Rezeptoren<br />
als wichtige Untergruppe der<br />
glutamatergen exzitatorischen Aminosäurerezeptoren<br />
bei der Vermittlung<br />
der zentralen Sensibilisierung eine entscheidende<br />
Rolle. NMDA-Rezeptoren<br />
sind Ionenkanäle, die aus unterschiedlichen<br />
Untereinheiten zusammengesetzt<br />
sind. Sie unterscheiden sich von<br />
anderen Glutamatrezeptoren (AMPA,<br />
Kainat oder metabotropen Glutamatrezeptoren)<br />
durch eine höhere Durchlässigkeit<br />
für Calciumionen, längere<br />
Öffnungszeiten und eine spannungsabhängige<br />
Magnesium-Blockade. Die<br />
pathologische Depolarisationsfrequenz<br />
der C-Fasern hat eine gesteigerte Glutamatfreisetzung<br />
zur Folge, wodurch<br />
nicht nur AMPA-Rezeptoren aktiviert<br />
werden. Vielmehr kommt es postsynaptisch<br />
auch zur Aufhebung der spannungsabhängigen<br />
Magnesiumblockade<br />
der NMDA-Rezeptoren und dadurch<br />
zu einem erhöhten Einstrom von Calciumionen<br />
und einer damit verbundenen<br />
erhöhten Erregbarkeit der Hinterhornneurone.<br />
Durch die Erniedrigung der<br />
Schmerzreizschwelle empfindet der<br />
Patient auch dann Schmerz, wenn die<br />
eigentliche Ursache nicht mehr besteht.<br />
Dieses sogenannte „wind-up-Phänomen“<br />
ist ein Teil des Schmerzgedächtnisses.<br />
Im Durchschnitt bedarf es fünf bis<br />
sieben Arztbesuche unterschiedlicher<br />
Fachrichtungen innerhalb von drei bis<br />
fünf Jahren, ehe die Diagnose „neuropathischer<br />
Schmerz“ gestellt wird. In<br />
den seltensten Fällen ist eine kausale<br />
Therapie möglich, wenngleich diese<br />
primär angestrebt werden sollte.<br />
Analog zu anderen chronischen<br />
Erkrankungen soll auch beim chronischen<br />
Schmerz das richtige, wirksamste<br />
Medikament oder die beste<br />
Medikamentenkombination sowie die<br />
optimale Dosierung bei jedem einzelnen<br />
Patienten durch individuelle Titration<br />
in Abhängigkeit von Wirkung und<br />
Nebenwirkungen gefunden werden. In<br />
Folge ist eine langfristige Therapiekontrolle<br />
unverzichtbar, um den Verlauf zu<br />
dokumentieren und eine eventuelle Toleranzentwicklung<br />
möglichst frühzeitig<br />
zu erfassen. Meist ist eine Kombination<br />
aus zwei oder mehreren Wirkstoffen<br />
unterschiedlicher Klassen sinnvoll,<br />
wobei besonderes Augenmerk auf die<br />
mögliche Potenzierung ähnlicher Nebenwirkungen<br />
gelegt werden soll.<br />
In der pharmakologischen Basistherapie<br />
kommen zumeist folgende Substanzgruppen<br />
zum Einsatz (4) :<br />
Antikonvulsiva, z. B. Pregabalin,<br />
Gabapentin, die an zentralen Ca++-<br />
Kanälen hauptsächlich präsynaptisch<br />
wirken (5) .<br />
Natriumkanalblocker, z. B. Carbamazepin,<br />
Lamotrigin, die an primär afferenten<br />
und zentralen Neuronen angreifen<br />
(6) .<br />
Trizyklische Antidepressiva, z. B.<br />
Amitriptylin und selektive Serotonin-<br />
Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer<br />
(SSNRI) wie Duloxetin und Venlafaxin,<br />
die die Wiederaufnahme dieser<br />
Substanzen an deszendierenden hem-<br />
Anzeige Plus<br />
30
Fachkurzinformation und Referenzen siehe Seite 31<br />
2/<strong>2012</strong><br />
21
sc h m e r z<br />
menden Bahnen blockieren (7) .<br />
Opioide, z. B. Oxycodon, die u. a.<br />
bei Patienten mit diabetischer Neuropathie<br />
einen positiven Effekt haben.<br />
Opiate unterschiedlicher Stärken dürfen<br />
keinesfalls miteinander kombiniert<br />
werden. Die Substanz mit der höheren<br />
Affinität zum Rezeptor verdrängt den<br />
schwächeren Konkurrenten. Dies hat<br />
zur Folge, dass die gewünschte Steigerung<br />
des analgetischen Effektes ausbleibt,<br />
während es zu einer gefährlichen<br />
Potenzierung unerwünschter Wirkungen<br />
kommen kann (8, 9) .<br />
α2-Rezeptoragonisten, z. B. Clonidin<br />
oder Dexmedetomidin, die einen<br />
schmerzstillenden Effekt bei verschiedenen<br />
neuropathischen Symptomenkreisen<br />
zeigen, wobei der zugrunde<br />
liegende Wirkmechanismus noch nicht<br />
völlig geklärt ist (10) .<br />
NMDA-Rezeptoren nehmen in der<br />
Ausbildung des Schmerzgedächtnisses<br />
eine Schlüsselrolle ein. Der am besten<br />
untersuchte NMDA-Rezeptorantagonist<br />
bei Neuropathien ist Ketamin. Die<br />
Substanz wird parenteral angewendet<br />
und zeigt schmerzlindernde Effekte z.<br />
B. bei Phantomschmerz und post-Zoster-Neuralgie.<br />
Ein weiterer Vertreter<br />
der NMDA-Antagonisten ist Dextromethorphan,<br />
der gute Wirksamkeit<br />
bei neuropathischen Schmerzen nach<br />
Ischämien des Rückenmarks und bei<br />
diabetischer Neuropathie zeigt. Dem<br />
Einsatz von NMDA-Rezeptorantagonisten<br />
sollte jedoch wegen des zumeist<br />
ausgeprägten Nebenwirkungsprofiles<br />
stets eine individuelle Nutzen-Risiko-<br />
Abwägung vorausgehen (11, 12, 13) .<br />
Cannabinoide, z. B. Dronabinol, bewirken<br />
analgetische Effekte an auf-<br />
und absteigenden Schmerzbahnen, die<br />
jedoch im Vergleich zu Opoiden über<br />
unterschiedliche Rezeptoren (CB1-<br />
und CB2-Rezeptoren) vermittelt werden.<br />
Im Vordergrund stehen die Dämpfung<br />
der neuronalen Überaktivität, die<br />
Modulierung der Schmerzübertragung<br />
und eine wichtige neuroplastische und<br />
neuroprotektive Funktion (14) .<br />
Topische Therapie: Systemisch wirkende<br />
Präparate können um den Einsatz<br />
topischer Therapieoptionen wie<br />
z. B. Lidocain und Capsaicin erweitert<br />
werden. Diese Substanzen wirken direkt<br />
an den Schmerzfasern der betroffenen<br />
Haut und weisen keine systemi-<br />
22 2/<strong>2012</strong><br />
schen Nebenwirkungen auf (15, 16, 17, 18) .<br />
Psychologische Verfahren, Ergo- und<br />
Physiotherapie, TENS und invasive Methoden<br />
wie z. B. Sympathikusblockaden<br />
oder die Spinal Cord Stimulation stellen<br />
weitere wirksame adjuvante Möglichkeiten<br />
dar, die Therapie individuell<br />
zu optimieren.<br />
Der neuropathische Schmerz wird<br />
durch eine Vielzahl verschiedener Mechanismen<br />
verursacht, wobei jedes Jahr<br />
neue Erkenntnisse über die Pathophysiologie<br />
hinzukommen. Neuropathischer<br />
Schmerz gilt als weitestgehend<br />
unheilbare chronische Erkrankung, da<br />
es zum jetzigen Zeitpunkt für die meisten<br />
der zugrunde liegenden Erkrankungen<br />
keine kausalen Therapieansätze<br />
gibt. Durch die Vielzahl an frustranen<br />
Behandlungsversuchen entstehen dem<br />
Gesundheitssystem enorme Kosten (19) .<br />
Forschungen auf molekularer Ebene<br />
könnten in naher Zukunft neue<br />
Lösungsansätze hervorbringen: Eine<br />
zentrale Rolle spielen die Na+- und<br />
Ca++-Kanäle der Neurone, die die Generierung<br />
und Fortleitung der Aktionspotenziale<br />
und damit der Schmerzsignale<br />
gewährleisten:<br />
Neutrophine sind kleine basische<br />
Proteine, die eine wichtige Rolle bei<br />
der Entwicklung des zentralen und<br />
peripheren Nervensystems haben. Sie<br />
bewirken zielgerichtete Verbindungen<br />
zwischen einzelnen Nervenzellen und<br />
sichern den Fortbestand neuronaler<br />
Verbindungen. Jene Neuronen, die<br />
nicht genügend trophische Faktoren<br />
erhalten, werden durch Apoptose entfernt.<br />
Der Wachstumsfaktor „brain-derived<br />
neurotrophic factor“, kurz BDNF, zeigt<br />
eine Fähigkeit, die bislang nur Neurotransmittern<br />
zugeschrieben wurde: die<br />
Änderung der Ionen-Durchlässigkeit<br />
bestimmter Zellen durch die Weiterleitung<br />
von Aktionspotenzialen und<br />
Öffnung spezifischer Kanäle innerhalb<br />
von Millisekunden. Der von BDNF regulierte<br />
Natriumkanal Nav1.9 wurde<br />
bisher vor allem an sensorischen Nerven<br />
im Rückenmark untersucht. Er soll<br />
hier eine wichtige Rolle bei Mechanismen<br />
der Verarbeitung von Schmerzsignalen<br />
spielen. Dies könnte bedeuten,<br />
dass dieser Kanal auch im Gehirn, z. B.<br />
im Hippocampus, zusammen mit dem<br />
Neurotrophinrezeptor TrkB eine wich-<br />
tige Rolle bei der Signalverarbeitung<br />
und Weiterleitung spielt (20, 21, 22) .<br />
Die nachfolgenden exemplarischen<br />
Krankheitsbilder weisen eine geringere<br />
Inzidenz im Vergleich zu den „typischen“<br />
neuropathischen Erkrankungen<br />
auf:<br />
Die Lyme-Borreliose wird durch Borrelia<br />
burgdorferi ausgelöst und stellt<br />
die häufigste durch Zecken übertragene<br />
Infektionskrankheit in Europa dar.<br />
Stadium I (Tage bis Wochen nach<br />
dem Zeckenstich): Erythema migrans<br />
um die Infektionsstelle<br />
Stadium II (Wochen bis sechs Monate<br />
nach dem Zeckenstich): Meningoradikulitis<br />
(Entzündung der Hirnhäute und<br />
Nervenwurzeln; Morbus Bannwarth),<br />
Meningitis, periphere Fazialisparese,<br />
Enzephalitis, Myelitis, zerebrale Arteriitis,<br />
multiple Erytheme, Arthritis, Myalgien,<br />
Borrelienlymphozytom, Myositis,<br />
Myo- oder Perikarditis, Iritis<br />
Stadium III (länger als sechs Monate<br />
bis Jahre nach dem Zeckenstich):<br />
Enzephalitis oder Enzephalomyelitis,<br />
zerebrale Arteriitis, Polyneuropathie,<br />
Mono- oder Oligoarthritis, Acrodermatitis<br />
chronica atrophicans<br />
Im klinischen Verlauf kann jedes Stadium<br />
übersprungen werden, das heißt,<br />
ein Neuroborreliose-Patient muss kein<br />
Erythema migrans durchgemacht haben.<br />
Mit einer spontanen Ausheilung<br />
ist vor allem in den Stadien I und II zu<br />
rechnen.<br />
Nach durchgemachter und adäquat<br />
antibiotisch therapierter Borreliose<br />
werden am häufigsten Leistungseinschränkung,<br />
Müdigkeit, Konzentrationsstörungen<br />
oder chronische Schmerzen<br />
angegeben.<br />
Wenn eine Lyme-Borreliose nicht<br />
behandelt wird, kann es nach Monaten<br />
oder Jahren auch zu Gelenkbeschwerden<br />
kommen, wobei die Knie- und<br />
Ellenbogengelenke am häufigsten betroffen<br />
sind (chronische Mono- oder<br />
asymmetrische Oligoarthritis). Typischerweise<br />
sind die Beschwerden wenig<br />
schmerzhaft, weisen einen schubweisen<br />
Verlauf auf und gehen mit großen Gelenksergüssen,<br />
aber geringen Entzündungszeichen<br />
einher.
Neue experimentelle Daten deuten<br />
darauf hin, dass bei einer Borrelieninfektion<br />
aktivierte T-Zell-Klone sowohl<br />
mit Borrelien-Antigenen als auch<br />
mit körpereigenen Proteinen wie dem<br />
Hitzeschock-Protein 90 (HSP 90) reagieren<br />
können. Diese Kreuzreaktion<br />
auf körperfremde und körpereigene<br />
Antigene könnte eine Autoimmunerkrankung<br />
in Gang setzen, die als Ursache<br />
von auf antibiotische Behandlung<br />
resistenten chronischen Erkrankungen<br />
nach Borrelieninfektion in Betracht<br />
kommen (23, 24) .<br />
Chronische Beschwerden nach Borrelien-Infektionen<br />
werden symptomatisch<br />
behandelt (z. B. Antiphlogistika,<br />
Antidepressiva), eine Wiederholung<br />
antibiotischer Behandlungszyklen wird<br />
kontrovers diskutiert (25, 26, 27) .<br />
Das sogenannte „Eagle Syndrom“<br />
wurde erstmals 1652 vom italienischen<br />
Chirurgen Pietro Marchetti beschrieben,<br />
eine Darstellung der klinischen<br />
Symptome erfolgte 1937 durch den<br />
US-amerikanischen HNO-Arzt Watt<br />
Eagle.<br />
Das Krankheitsbild stellt eine seltene<br />
Konstellation aus neuropathischen<br />
Symptomen und Gefäßveränderungen<br />
dar, die durch eine pathologische Verlängerung<br />
oder Winkelbildung im Bereich<br />
des Processus styloideus bzw. eine<br />
Kalzifizierung des Ligamnetum stylohyoideum<br />
hervorgerufen wird.<br />
Bei ca. 4-5% der Menschen ist der<br />
Processus styloideus verlängert bzw.<br />
in seiner Form verändert, lediglich<br />
4% dieser Menschen weisen die Symptome<br />
des Eagle-Syndroms, wie z.B.<br />
Halsschmerzen unklarer Genese, atypischer<br />
Gesichtsschmerz, Globusgefühl,<br />
Schluckbeschwerden, etc., auf. Frauen,<br />
v. a. zwischen 40 und 50 Jahren, sind<br />
häufiger betroffen als Männer. Aus der<br />
Mitbeteiligung der Hirnnerven V, VII,<br />
IX und X sowie der Aa. carotis int. resultiert<br />
die Einteilung in den „klassischen<br />
Typ“ und den „Carotistyp“. Bei<br />
klinischem Verdacht kann die Diagnose<br />
am besten mittels Röntgen oder<br />
Computertomographie gestellt werden.<br />
Eine chirurgische Sanierung im Sinne<br />
einer Verkürzung des Processus styloideus<br />
bzw. einer Resektion des verknöcherten<br />
Bandes ist indiziert, wenn<br />
nichtinvasive Therapieansätze frustran<br />
verlaufen (28) .<br />
Bei der atypischen Odontalgie (AO)<br />
handelt es sich um einen neuropathischen<br />
Dauerschmerz, der i.d.R. innerhalb<br />
eines Monats nach Zahnbehandlungen<br />
(Deafferenzierung peripherer<br />
trigeminaler Nervenfasern) auftritt und<br />
auch als Phantomzahnschmerz bezeichnet<br />
wird. Diese nicht-nozizeptive<br />
Schmerzform wurde im Jahre 1780 erstmals<br />
vom britischen Chirurgen John<br />
Hunter beschrieben.<br />
Da die Befundung weder klinisch<br />
noch radiologisch möglich ist, handelt<br />
es sich bei der AO um eine reine Ausschlussdiagnose.<br />
Bevorzugt betroffen<br />
sind der Oberkiefer bzw. die Molaren<br />
und Prämoleren, die meisten Patienten<br />
berichten über ungestörten Nachtschlaf<br />
sowie eine kurze schmerzfreie Periode<br />
nach dem morgendlichen Erwachen.<br />
In kieferchirurgischen Praxen liegt die<br />
Prävalenz, nicht zuletzt wegen des Selektionseffektes,<br />
bei bis zu 17%. Die pathophysiologischen<br />
posttraumatischen<br />
Veränderungen des denervierten peripheren<br />
Neurons führen zu einer Veränderung<br />
der Struktur und Funktion der<br />
Nervenzellen. Prädestiniert für spontane<br />
ektope Entladungen sind Neurone,<br />
die sich an der Stelle der eingetretenen<br />
Nervenläsion aus ziellos aussprossenden<br />
Axonen bilden, wodurch es zu einer<br />
episodenhaften Erregung der Neurone<br />
des Nucleus spinalis im Hirnstamm<br />
kommt. Das klinische Korrelat sind stetig<br />
wiedereinschießende Schmerzen.<br />
Die therapeutischen Möglichkeiten<br />
der atypischen Odontalgie sind<br />
begrenzt, insbesondere sind invasive<br />
Eingriffe an Zähnen und Kiefern bei<br />
iodiopathischen orofazialen Schmerzen<br />
kontraindiziert, wenngleich diese von<br />
manchen Patienten durch den massiven<br />
Leidensdruck vehement gefordert<br />
werden. Die medikamentöse Therapie,<br />
hier v. a. eine Kombination aus niedrig<br />
dosierten trizyklischen Antidepressiva<br />
und lokaler Applikation von Capsaicin<br />
0,025% bzw. eines Oberflächenanästhetikums<br />
gelten als Maßnahmen der 1.<br />
Wahl. Ein Therapieansatz mit dem Antiepileptikum<br />
Gabapentin ist ebenfalls<br />
möglich. Weiters sind – wie bei allen<br />
chronischen Schmerzzuständen – psychologische<br />
Therapieverfahren empfehlenswert<br />
(29, 30) .<br />
Rund 4% der Gesamtbevölkerung<br />
leiden an Pudendusneuralgie, einer<br />
Kompression des Nerven im Pudendus-<br />
oder Alcock-Kanal. Hierbei handelt<br />
2/<strong>2012</strong><br />
sc h m e r z<br />
es sich um chronisch neurogene, heftig<br />
einschießende, ein- oder beidseitig<br />
lokalisierte Schmerzen, die im Sitzen<br />
zunehmen und im Liegen oft wenig bis<br />
gar nicht vorhanden sind. Während die<br />
bildgebende Diagnostik oft unauffällig<br />
ist, zeigen elektrophysiologische Untersuchungen<br />
eine verlängerte distale<br />
Latenz des Pudendus-Nerven. In der<br />
Vielzahl der Fälle ist die Ursache nicht<br />
bekannt, sie tritt jedoch oft bei bzw.<br />
nach Traumata, Operationen und sportlichen<br />
Aktivitäten, z. B. Radfahren, auf.<br />
Ein wichtiger diagnostischer Hinweis<br />
ist das Ansprechen auf eine transperineale<br />
bzw. transvaginale Blockade des<br />
Nervus pudendus. Mögliche Therapien<br />
sind die chirurgische Dekompression<br />
sowie konservative Behandlungsschemata,<br />
bestehend aus Antidepressiva,<br />
Antikonvulsiva und physikalischer<br />
Therapie (31) .<br />
Der Morbus Fabry gehört zu der mindestens<br />
50 Krankheitsbilder umfassenden<br />
Gruppe der lysosomalen Speicherkrankheiten<br />
und dort zur Untergruppe<br />
der Sphingolipidosen. Die Erkrankung<br />
beruht auf einem Mangel des lysosomalen<br />
Enzyms α-Galactosidase A.<br />
Im Groben werden zwei Arten unterschieden:<br />
Die „klassische“ hemizygote<br />
Form, die sich aufgrund der fehlenden<br />
Aktivität der α-Galactosidase A früh<br />
manifestiert und die „atypische“ heterozygote<br />
Form, bei der noch eine Restaktivität<br />
der α-Galactosidase A nachgewiesen<br />
werden kann.<br />
Morbus Fabry ist eine Small-Fibre-<br />
Neuropathie mit X-chromosomalem<br />
Erbgang. Das Leitsymptom „chronischer<br />
neuropathischer Schmerz“, das<br />
bereits in der Jugend auftritt, wird in<br />
den meisten Fällen als „rheumatisches<br />
Fieber“ diagnostiziert und entsprechend<br />
inadäquat behandelt.<br />
Morbus Fabry tritt bei männlichen<br />
Patienten erheblich früher auf als bei<br />
weiblichen und nimmt zumeist einen<br />
schwereren Verlauf. Das Frühsymptom<br />
der klassischen Form ist in 60-80<br />
Prozent der Fälle eine Parästhesie der<br />
Akren, verbunden mit Schmerzen in<br />
Händen und Füßen, weiters treten Wärmeintoleranz<br />
und Anhidrose gehäuft<br />
auf. Die Schmerzen werden einerseits<br />
als anfallsartig und periodisch-wiederkehrend<br />
(sogenannte „Fabry-Krisen“),<br />
bei Chronifizierung aber auch als<br />
23
sc h m e r z<br />
brennend-kribbelnde Parästhesie beschrieben.<br />
Beschwerden des Gastrointestinaltraktes,<br />
wie z. B. postprandiale<br />
Bauchschmerzen, Übelkeit und Malnutrition<br />
haben ebenso wie die Schmerzen<br />
einen erheblichen negativen Einfluss<br />
auf die Lebensqualität der Patienten.<br />
Meist wird die richtige Diagnose vom<br />
Facharzt für Augenheilkunde (Vortexkeratographie)<br />
bzw. Facharzt für Dermatologie<br />
(Akrokeratosen) gestellt.<br />
Organschäden, wie z. B. Kardiomyopathie,<br />
Linksventrikelhypertrophie, Nierenversagen,<br />
zerebrovaskuläre Schäden<br />
und Atemwegsprobleme treten erst im<br />
späteren Krankheitsverlauf auf.<br />
Seit 2011 kann Morbus Fabry kausal<br />
mittels gentechnischer Enzymersatztherapie<br />
behandelt werde, hierfür stehen 2<br />
24 2/<strong>2012</strong><br />
synthetisch hergestellte Varianten der<br />
α-Galactosidase A zur Verfügung (32, 33) .<br />
Pro futuro ist bei der Therapie neuropathischer<br />
Schmerzen offensichtlich<br />
weiterhin der innovative Schmerztherapeut<br />
gefordert:<br />
Eine exakte Anamnese mit Evaluierung<br />
und Klassifizierung des vorhandenen<br />
neuropathischen Schmerzes, eine<br />
verbesserte Diagnostik, die Kenntnis<br />
der aktuellen Publikationen in Kombination<br />
mit eigenen Erfahrungen und in<br />
Anlehnung an Fallberichte können es<br />
ermöglichen, durch sorgfältige Auswahl<br />
der zur Verfügung stehenden Therapieoptionen<br />
individuell den „schmerztherapeutischen<br />
Durchbruch“ für den Patienten<br />
zu erzielen.<br />
Schmerz von Kopf bis Fuß<br />
4. Internationale Fortbildungsveranstaltung<br />
Venedig, Grand Hotel Excelsior<br />
26.–28. Oktober <strong>2012</strong><br />
Wissenschaftliche Leitung:<br />
Prim. Univ. Prof. Dr. Wilfried Ilias Msc.<br />
www.mondial-medica.at/schmerz<strong>2012</strong><br />
Organisation & Infos:<br />
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Fr. Marina Grinberg<br />
Währinger Gürtel (im AKH) 18-20, 1090 Wien<br />
t +43 1 402406-10 f DW -120<br />
grinberg@mondial.at<br />
Literatur bei der Verfasserin<br />
Dr. Renate Barker, MSc<br />
Fachärztin für Anästhesiologie<br />
und Intensivmedizin<br />
Oberärztin am Krankenhaus<br />
St. Elisabeth Wien<br />
Leiterin der Schmerzambulanz<br />
Präsidentin CONTRA DOLOREM<br />
www.elisabethinen-wien.at<br />
www.schmerzaktuell.at<br />
www.schmerzinformation.org<br />
renate.barker@elisabethinen-wien.at<br />
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10 mg- Filmtabletten, Aedon 15 mg- Filmtabletten - Zusammensetzung:<br />
1 Filmtablette enthält 2,5 mg Olanzapin. Sonstiger<br />
Bestandteil: 40 mg Lactose-Monohydrat. 1 Filmtablette enthält 5 mg<br />
Olanzapin. Sonstiger Bestandteil: 80 mg Lactose-Monohydrat. 1 Filmtablette<br />
enthält 10 mg Olanzapin. Sonstiger Bestandteil: 160 mg Lactose-Monohydrat.<br />
1 Filmtablette enthält 15 mg Olanzapin. Sonstiger<br />
Bestandteil: 240 mg Lactose-Monohydrat. 1 Filmtablette enthält 20<br />
mg Olanzapin. Sonstiger Bestandteil: 320 mg Lactose-Monohydrat.<br />
Sonstige Bestandteile: 2,5mg, 5mg,10mg: Tablettenkern: Lactose-<br />
Monohydrat, Mikrokristalline Cellulose, Crospovidon, Hydroxypropylcellulose,<br />
Talkum, Magnesiumstearat Tablettenfilm: Opadry AMB<br />
White OY-B-28920 bestehend aus Lecithin (E 322), Polyvinylalkohol,<br />
Talkum, Xanthangummi (E 415), Titandioxid (E 171) 15mg, 20mg: Tablettenkern:<br />
Lactose-Monohydrat, Mikrokristalline Cellulose, Crospovidon,<br />
Hydroxypropylcellulose, Talkum, Magnesiumstearat Tablettenfilm:<br />
Opadry AMB White OY-B-28920 bestehend aus Lecithin (E<br />
322), Polyvinylalkohol, Talkum, Xanthangummi (E 415), Titandioxid (E<br />
171). Opadry AMB Grey 80W26503 bestehend aus Polyvinylalkohol,<br />
Lecithin (E 322), Talkum, Xanthangummi (E 415), Titandioxid (E 171),<br />
Indigotin I (E 132) gelbes Eisenoxid (E 172), schwarzes Eisenoxid (E<br />
172). Anwendungsgebiete: Erwachsene Olanzapin ist für die Behandlung<br />
der Schizophrenie angezeigt. Bei Patienten, die initial auf<br />
die Behandlung angesprochen haben, ist Olanzapin bei fortgesetzter<br />
Behandlung zur Aufrechterhaltung der klinischen Besserung wirksam.<br />
Olanzapin ist zur Behandlung von mäßig schweren bis schweren manischen<br />
Episoden angezeigt. Bei Patienten, deren manische Episode<br />
auf eine Behandlung mit Olanzapin angesprochen hat, ist Olanzapin<br />
zur Phasenprophylaxe bei Patienten mit bipolarer Störung angezeigt.<br />
Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder<br />
einen der sonstigen Bestandteile. Patienten mit bekanntem Risiko eines<br />
Engwinkelglaukoms. Wirkstoffgruppe Pharmakotherapeutische<br />
Gruppe: Antipsychotika ATC-Code: N05AH03 Inhaber der Zulassung:<br />
G.L. Pharma GmbH, 8502 Lannach Verschreibungspflicht/<br />
Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe<br />
verboten. Packungsgrößen: 10 und 30 Stück Weitere Angaben<br />
zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung,<br />
Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder<br />
sonstige Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit,<br />
Nebenwirkungen sowie Angaben über Gewöhnungseffekte<br />
entnehmen Sie bitte den veröffentlichten Fachinformationen!<br />
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Olanzapin. Sonstiger Bestandteil: 115,10 mg Lactose / Schmelztablette<br />
Jede Schmelztablette enthält 15 mg Olanzapin. Sonstiger Bestandteil:<br />
172,70 mg Lactose /Schmelzablette - Sonstige Bestandteile:<br />
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Minzöl, Terpenfreies Minzöl, Cineol, Menthon, Isomenthon, Methylenacetat,<br />
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Erwachsene: Olanzapin ist für die Behandlung der Schizophrenie<br />
angezeigt. Bei Patienten, die initial auf die Behandlung angesprochen<br />
haben, ist Olanzapin bei fortgesetzter Behandlung zur Aufrechterhaltung<br />
der klinischen Besserung wirksam. Olanzapin ist zur Behandlung<br />
von mäßig schweren bis schweren manischen Episoden angezeigt.<br />
Bei Patienten, deren manische Episode auf eine Behandlung mit<br />
Olanzapin angesprochen hat, ist Olanzapin zur Phasenprophylaxe bei<br />
Patienten mit bipolarer Störung angezeigt. Gegenanzeigen: Über-
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Fr. Mag. (FH) Kordula Krassel<br />
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empfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Patienten mit bekanntem Risiko eines Engwinkelglaukoms.<br />
Wirkstoffgruppe Pharmakotherapeutische Gruppe: Antipsychotika, ATC Code: N05A H03. Inhaber<br />
der Zulassung: G.L. Pharma GmbH, 8502 Lannach Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig,<br />
wiederholte Abgabe verboten. Packungsgrößen: 10 und 30 Stück Weitere Angaben zu Warnhinweisen<br />
und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder sonstige<br />
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5 mg – Schmelztabletten, Donepezil HCl Sandoz 10 mg – Schmelztabletten<br />
Qualitative und quanititative Zusammensetzung: Filmtabletten: 5 mg: Jede Filmtablette enthält 5 mg Donepezilhydrochlorid.<br />
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10 mg Donepezilhydrochlorid. Sonstiger Bestandteil: 8,4 mg Aspartam/Schmelztablette Wirkstoffgruppe: Pharmakotherapeutische<br />
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Cellulose, Lactose-Monohydrat, Maisstärke, Magnesiumstearat. Tablettenüberzug: Polyvinylalkohol, Talkum, Titandioxid<br />
(E 171), Macrogol 3350, Sojalecithin bei 10mg zusätzlich: Eisenoxid gelb (E172) Schmelztabletten: 5 mg: Aspartam (E<br />
951), Croscarmellose-Natrium, Magnesiumstearat, Mannitol (E 421), Mikrokristalline Cellulose, Pfefferminzgeschmack,<br />
Hochdisperses Siliciumdioxid, Zinksulfat-Monohydrat 10 mg: Aspartam (E 951), Croscarmellose-Natrium, Eisenoxid<br />
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Siliciumdioxid, Zinksulfat-Monohydrat Inhaber der Zulassung: Sandoz GmbH,6250 Kundl, Österreich Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht:<br />
Rezept- und apothekenpflichtig Stand der Information: Filmtabletten: März 2009<br />
Schmelztabletten: März 2011 Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung,<br />
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Menschen an Demenzerkrankungen,<br />
gut zwei Drittel davon an Alzheimer.<br />
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betroffen sein, bis 2050 soll die<br />
Zahl auf über 100 Millionen steigen. Heilbar<br />
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der von ärztlichen Experten und der österr.<br />
Alzheimer-Gesellschaft gemeinsam<br />
verfasst wurde und somit medizinisches<br />
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Über den Autor<br />
Peter Dal-Bianco<br />
lehrt am Institut<br />
für Klinische<br />
Neurologie an der<br />
Medizinischen<br />
Universität Wien,<br />
wo er ab 1987 die<br />
Spezialambulanz<br />
für Gedächtnisstörungen aufbaute. Sein<br />
Forschungsgebiet umfasst die Alzheimer-Krankheit<br />
und andere Demenzformen.suchung<br />
erbracht werden. Der<br />
gleichzeitige Nachweis von Läsionen<br />
mit und ohne Kontrastmittelaufnahme<br />
bei der Erstuntersuchung wird nach den<br />
neuen Kriterien als Beleg der zeitlichen<br />
Dissemination akzeptiert. Damit wurde<br />
die Verwendung der Kriterien erleichtert<br />
und es ist in vielen Fällen auch schon<br />
bei Erstmanifestation eine definitive Diagnosestellung<br />
möglich.<br />
(Quelle: www.amazon.de)<br />
2/<strong>2012</strong><br />
25
de p r e s s I o n<br />
Therapiestrategien bei Chronischer Depression<br />
Univ. Prof. Dr. Gerhard Lenz, Dr. Petra Hofbauer, Petra Hulle-Wegl<br />
Für manche Menschen gehört eine depressive<br />
Stimmung seit Jahren zu ihrer<br />
Lebensrealität. Bei einer chronischen<br />
Depression verläuft die Erkrankung<br />
nicht in einmaligen oder sich wiederholenden<br />
Phasen sondern die depressive<br />
Symptomatik bestimmt dauerhaft den<br />
Alltag. Neben dem Verlust an Lebensqualität<br />
sind Einbußen in Beruf und<br />
Familienleben die Regel.<br />
Die Diagnose Depression wird nach<br />
ICD-10 dann gestellt, wenn über einen<br />
Zeitraum von mindestens 2 Wochen<br />
zumindest 2 von 3 Kernsymptomen<br />
(depressive Verstimmung, Interessensverlust,<br />
Antriebsverminderung) gemeinsam<br />
mit weiteren Zusatzsymptomen<br />
(Verlust des Selbstvertrauens,<br />
unangemessene Schuldgefühle, Suizidgedanken,<br />
vermindertes Konzentrationsvermögen,<br />
psychomotorische<br />
Agitiertheit oder Hemmung, Schlafstörungen,<br />
Appetitverlust oder gesteigerter<br />
Appetit) - zusammen insgesamt<br />
mindestens 4 Symptome - vorhanden<br />
sind.<br />
Wenn das Vollbild einer Depression<br />
nicht erreicht wird („subdepressives<br />
Syndrom“), aber der Zustand länger als<br />
2 Jahre andauert, spricht man von einer<br />
Dysthymie.<br />
Nicht nur durch unterschiedliche<br />
mögliche Symptomkonstellationen,<br />
sondern auch durch verschiedene Ursachenkonstellationen<br />
und unterschiedliche<br />
Verlaufsformen ist die Depression<br />
als eine sehr inhomogene Erkrankung<br />
anzusehen, was von großer Relevanz<br />
für die Planung geeigneter pharmakotherapeutischer<br />
und psychosozialer<br />
Therapiestrategien ist.<br />
26 2/<strong>2012</strong><br />
Die wichtigste Unterscheidung nach<br />
dem Verlauf ist die Unterteilung in<br />
unipolar depressive Verläufe (nur depressive<br />
Episoden) und bipolare Verlaufsformen<br />
(hier kommen neben den<br />
depressiven auch hypomanische oder<br />
manische Epsioden vor).<br />
Unipolar depressive Erkrankungen<br />
verlaufen in ca. 20-30 % der Fälle chronisch.<br />
Von einem chronischen Verlauf<br />
spricht man ab einer Krankheitsdauer<br />
von 2 Jahren, wobei hier wiederum<br />
verschiedene Formen zu unterscheiden<br />
sind:<br />
• Chronische Typische Depression<br />
• Dysthymie (subdepressive Symptomatik<br />
über mind. 2 Jahre)<br />
• Doppelte Depression (Typische depressive<br />
Episode bei einer bestehenden<br />
Dysthymie)<br />
• Typische depressive Episoden mit<br />
unvollständiger Remission<br />
Chronische Depression ist beeinträchtigender<br />
als eine einzelne depressive<br />
Episode, Suizidversuche sind häufiger<br />
und auch das Gesundheitssystem<br />
wird stärker in Anspruch genommen,<br />
u.a. durch mehr stationäre Aufenthalte.<br />
Mind. 60 % der chronisch depressiven<br />
Patienten haben Traumata oder schwere<br />
Belastungen in der Kindheit erleben<br />
müssen. Aus diesen Belastungen entstehen<br />
schlechtere Lernbedingungen<br />
für ein Kind oder Jugendlichen und<br />
einige Entwicklungsprozesse kommen<br />
zum Stillstand. Tritt eine Depression<br />
ein, werden die Lern- und Entwicklungsbedingungen<br />
noch schlechter.<br />
Personen mit chronischer Depression<br />
zeichnen sich durch Probleme bei der<br />
Selbstwahrnehmung und Verarbeitung<br />
ihrer zwischenmenschlichen Erfahrungen<br />
aus. Als eine Kompensation dieser<br />
Defizite haben sie sich oft einen Verhaltensstil<br />
im zwischenmenschlichen<br />
Umgang angeeignet, der neue Probleme<br />
mit sich bringt. Typisch ist weiterhin<br />
ein großes maß an Hoffnungslosigkeit,<br />
Hilflosigkeit gegenüber den eigenen<br />
problemen und eine geringe Selbstachtung.Auch<br />
bestehen mehr Komorbiditäten<br />
als bei akuten depressiven<br />
Episoden: Angst- und Panikstörungen<br />
(46%), Substanzmissbrauch u. –abhängigkeit<br />
(30%), Persönlichkeitsstörung<br />
(>50%). Die Therapieansprechbarkeit<br />
ist sowohl auf Pharmakotherapie als<br />
auch auf Psychotherapie schlechter als<br />
in der akuten Depression, ebenso ist<br />
die Spontanremissionsrate (
therapieresistenter Depression, aber<br />
nicht alle therapieresistenten Depressionen<br />
sind auch schon chronisch und<br />
nicht alle chronischen sind auch therapieresistent<br />
(oft noch keine adäquaten<br />
Behandlungsversuche!!!).<br />
In der Psychotherapie existiert keine<br />
Definition für eine „therapieresistente<br />
Depression“, da es keine Übereinstimmung<br />
gibt, was eine ausreichende<br />
„Dosis“ und Dauer einer adäquaten<br />
Psychotherapie ist.<br />
Pharmakotherapie bei<br />
chronischer depression<br />
Gerade Patienten mit chronisch depressiven<br />
Störungen werden oft nicht<br />
oder nicht adäquat medikamentös behandelt,<br />
obwohl dies durchaus angezeigt<br />
und erfolgversprechend ist. Eine<br />
Kombination aus Psychopharmakotherapie<br />
u. Psychotherapie ist dabei einer<br />
alleinigen Pharmako- oder Psychotherapie<br />
überlegen.<br />
Antidepressiva sind sowohl bei Dysthymie<br />
als auch bei chronischer typischer<br />
Depression bzw. doppelter Depression<br />
wirksam, empfohlen wird eine<br />
Pharmakotherapie über 2-3 Jahre in der<br />
gleichen Dosis, wie auch bei akuten depressiven<br />
Erkrankungen. In der Wirksamkeit<br />
gibt es hier keine Unterschiede<br />
zwischen den Antidepressivaklassen,<br />
wohl aber in der Verträglichkeit u. dem<br />
Auftreten von Nebenwirkungen, weswegen<br />
„neuere“ Antidepressiva (wie<br />
SSRI oder SNRI) den „älteren“ (wie<br />
Trizyklika) vorzuziehen sind.<br />
Bei mangelndem Therapieansprechen<br />
sollten die häufigsten Gründe für<br />
eine Pseudo-Therapieresistenz beachtet<br />
werden:<br />
ursachen für Pseudotherapieresistenz:<br />
• Inadäquate Diagnose, übersehene<br />
Komorbidität (z.B. Abhängigkeitserkrankungen)<br />
• übersehene somatische Diagnose<br />
(z.B. Schilddrüsenerkrankungen)<br />
• Gravierende psychosoziale Belastungen<br />
ohne entsprechende psychosoziale<br />
Behandlung<br />
• zu kurze medikamentöse<br />
Behandlung<br />
• zu niedrige Dosierung<br />
• zu niedriger Plasmaspiegel<br />
• mangelnde Compliance<br />
dosierungsrichtlinien verschiedener Antidepressiva<br />
Wirkstoff Handelsnamen<br />
Startdosis<br />
(mg/tag)<br />
Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer<br />
Citalopram Citalopram, Citalostad, Pram, Seropram 10-20 20-60<br />
Escitalopram Cipralex 5-10 10-30<br />
Fluoxetin Felicium, Fluctine, Flux, Mutan, Positivum 10-20 20-60<br />
Fluvoxamin Floxyfral 50 100-300<br />
Paroxetin Paroxat, Seroxat 10-20 20-60<br />
Sertralin Adjuvin, Gladem, Sertralin, Tresleen 25-50 50-200<br />
Selektive noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer<br />
Reboxetin Edronax 4 4-10<br />
Selektive Serotonin- u. noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer<br />
Duloxetin Cymbalta 30-60 60-120<br />
Milnacipran Dalcipran, Ixel 50 100<br />
Venlafaxin Efectin, Venlafab 37,5-75 75-375<br />
Selektive noradrenalin- u. dopamin-Wiederaufnahmehemmer<br />
Bupropion Elontril ret, Wellbutrin XR ret 150 300<br />
Andere Wirkmechanismen<br />
Mirtazapin Mirtabene, Mirtaron, Mirtazapin,<br />
Remeron<br />
15-30 30-45<br />
Trazodon Trittico ret 50 75-600<br />
Agomelatin Valdoxan 25 25-50<br />
Moclobemid Aurorix 300 300-600<br />
Tianeptin Stablon 37,5 75-112,5<br />
Tabelle 1<br />
Angestrebte<br />
tagesdosis (mg)<br />
Vor einer Umstellung der antidepressiven<br />
Therapie sollte die Diagnose<br />
überprüft u. Komorbiditäten, sowohl<br />
psychiatrischer als auch somatischer<br />
Natur, ausgeschlossen bzw. ggf. behandelt<br />
werden, auch psychosoziale Stressoren<br />
sollten als mögliche Ursache einer<br />
Nonresponse Beachtung finden. Häufig<br />
werden Abhängigkeitserkrankungen<br />
(Alkohol-, Benzodiazepinabhängigkeit)<br />
oder Angsterkrankungen übersehen<br />
bzw. nicht behandelt. Weiters sollte<br />
auf somatische Faktoren wie Schilddrüsenerkrankungen<br />
oder depressionsfördernde<br />
Medikamente geachtet werden.<br />
Bei niedrigen Plasmaspiegeln der Antidepressiva<br />
sollte die Compliance überprüft<br />
werden bzw. durch psychoedukative<br />
Maßnahmen verbessert werden<br />
oder eine Testung des genetischen Polymorphismus<br />
durchgeführt werden. Vor<br />
Wechsel des Antidepressivums sollte<br />
eine Erhöhung der Dosis in Betracht<br />
gezogen werden, vor allem dann, wenn<br />
bisher nur eine mittlere Dosierung gegeben<br />
wurde.<br />
Nach 4 Wochen Behandlung in adäquater<br />
Dosierung ohne Besserung<br />
sinkt die Wahrscheinlichkeit eines Ansprechens<br />
auf dieses Antidepressivum.<br />
Bei partieller Response und deutlichen<br />
psychosozialen Stressoren wird eine<br />
Verlängerung des Behandlungsversuchs<br />
um weitere 2-4 Wochen empfohlen.<br />
Auch bei älteren Patienten kann<br />
die Ansprechzeit bis zu 12 Wochen<br />
betragen. Spätestens dann muss eine<br />
alternative Behandlung erwogen u. das<br />
Behandlungsregime geändert werden.<br />
Dafür gibt es wiederum mehrere Behandlungsstrategien:<br />
• Wechsel zu einem anderen Antidepressivum<br />
aus einer anderen pharmakologischen<br />
Klasse<br />
• Wechsel zu einem anderen Antidepressivum<br />
aus derselben Klasse<br />
• Kombination zweier Antidepressiva<br />
aus verschiedenen Klassen<br />
• Augmentation des Antidepressivums<br />
mit anderen Wirkstoffen<br />
• Kombination des Antidepressivums<br />
mit Psychotherapie<br />
Wechsel zu einem neuen Ad<br />
aus einer anderen Klasse:<br />
de p r e s s I o n<br />
Bei ca. 50 % der Patienten kann<br />
durch einen Wechsel der Substanzklasse<br />
(SSRI u. TZA) eine Response erzielt<br />
werden. Ein langsames Ausschleichen<br />
des ersten Antidepressivums wird<br />
2/<strong>2012</strong><br />
27
de p r e s s I o n<br />
empfohlen, um Absetzphänomenen<br />
vorzubeugen. Durch diese Behandlungsstrategie<br />
wird einer Polypharmazie<br />
entgegengewirkt, was Neben- u. Wechselwirkungen<br />
verhindert und insgesamt<br />
die Compliance verbessert. Nachteile<br />
wären ein partieller Wirkverlust der ersten<br />
Substanz sowie die Wirklatenz der<br />
neuen Substanz.<br />
Wechsel zu einem neuen Ad<br />
aus derselben Klasse:<br />
40-70 % der Pat. respondieren bei einem<br />
Wechsel von einem SSRI zu einem<br />
anderen. Bei TZA scheint dies weniger<br />
zuzutreffen (nur 9-27 % Responseraten).<br />
Kombination zweier Ad<br />
unterschiedlicher Klassen:<br />
Diese Strategie ist weit verbreitet, aber<br />
die Wirksamkeit ist eigentlich schlecht<br />
untersucht. Vorteile sind die Aufrechterhaltung<br />
einer Teilresponse bzw. das Hintanhalten<br />
von Verschlechterung beim Absetzen<br />
des alten AD und die Wirklatenz<br />
des neuen AD. Nachteile einer Polypharmazie<br />
sind mögliche Wechsel- und vermehrte<br />
Nebenwirkungen, verminderte<br />
Compliance u. auch vermehrte Kosten.<br />
Die Kombination verschiedener SSRI<br />
mit Mirtazapin erwies sich in offenen<br />
Studien als günstig. Die Kombination<br />
von SSRI mit TZA kann zu vermehrten<br />
Nebenwirkungen und erhöhtem Toxizitätsrisiko<br />
des TZA führen.<br />
28 2/<strong>2012</strong><br />
Augmentation eines Ad:<br />
Vorteile dieser Strategie sind wiederum<br />
die Aufrechterhaltung einer Teilresponse<br />
und die fehlende Wirklatenz bei<br />
einer Umstellung.<br />
Augmentation mit lithium:<br />
Aufgrund der Studienlage (Evidenzlevel<br />
A) erste Wahl einer Augmentationsstrategie.<br />
Die Beurteilung des Ansprechens<br />
sollte erst nach 2-4 Wochen<br />
erfolgen, der angestrebte Lithium-Serum-Spiegel<br />
liegt wie in der Phasenprophylaxe<br />
bei 0,6-0,8 mmol/l.<br />
Augmentation mit<br />
Schilddrüsenhormonen:<br />
Studien bzgl. dieser Augmentationsstrategie<br />
beziehen sich überwiegend auf<br />
Trijodthyronin, zumeist wurden 25-37,5<br />
µg T3/Tag verabreicht.<br />
Abbildung 1<br />
Entscheidungsbaum bei nicht-Ansprechen auf erstes Antidepressivum<br />
Augmentation mit atypischen<br />
Antipsychotika:<br />
Auch Antipsychotika können zur Augmentation<br />
der antidepressiven Therapie<br />
nicht psychotischer Patienten verwendet<br />
werden, positive Ergebnisse gibt es hier<br />
für Aripiprazol, Olanzapin, Quetiapin u.<br />
Risperidon.<br />
Elektrokrampftherapie (EKt):<br />
Auch die EKT kann bei chronischer<br />
bzw. therapieresistenter Depression in<br />
Betracht gezogen werden.<br />
Psychotherapie bei<br />
chronischer depression<br />
Patienten mit chronischer Depression<br />
berichten häufiger über ungünstige Entwicklungsbedingungen<br />
in der Kindheit<br />
wie Gewalterlebnisse, Vernachlässigung,<br />
übertriebene Einengung oder auch Verwöhnung.<br />
Die dadurch oft blockierte Differenzierung<br />
der psychischen Entwicklung<br />
in der Kindheit kann im interpersonellen<br />
Bereich das Erreichen der operatorischen<br />
Entwicklungsstufe im Sinne<br />
Piagets erschweren. Die betroffenen<br />
Personen sind nicht in der Lage, Konsequenzen<br />
ihres Verhaltens zu antizipieren<br />
und in ihre Verhaltensplanung einzubeziehen,<br />
sie denken deshalb egozentrisch<br />
und können nur schwer Empathie entwickeln.<br />
Weiters ist bei diesen Patienten<br />
häufig auch die soziale Kompetenz<br />
gestört, sie haben problematischere Beziehungen<br />
in Partnerschaft, Familie und<br />
Freundeskreis und berichten über mehr<br />
belastende Lebensereignisse durch interpersonelle<br />
Konflikte. Die besondere<br />
kognitive Vulnerabilität äußerst sich<br />
in einer niedrigschwelligen Auslösung<br />
depressiver Schemata, die dann zu endlosem<br />
Grübeln führen können. An sozialen<br />
Vulnerabilitätsfaktoren spielen<br />
häufig Arbeitslosigkeit und finanzielle<br />
Probleme eine Rolle.<br />
Für eine spezifische Psychotherapie<br />
bei chronischer Depression gibt es Wirknachweise<br />
für die kognitive Verhaltenstherapie<br />
(KVT) und deren Modifikation,<br />
das Cognitive Behavioural Analysis System<br />
of Psychotherapy (CBASP) sowie<br />
die Interpersonelle Therapie (IPT).<br />
Cognitive Behavioural Analysis System<br />
of Psychotherapy (CBASP) ist das<br />
einzige Psychotherapieverfahren, das<br />
spezifisch zur Behandlung chronischer
� HDRS Score<br />
Depressionen entwickelt wurde. CBASP<br />
beruht auf einem biopsychosozialen<br />
Modell. Der Ansatz integriert behaviorale,<br />
kognitive, psychodynamische, sowie<br />
interpersonelle Strategien. Die Therapie<br />
setzt direkt an der Psychopathologie an.<br />
Dabei bezieht sich McCullough auf Piagets<br />
Entwicklungstheorie und vergleicht<br />
chronisch Depressive mit Kindern vor<br />
ihrem 7. Lebensjahr, in deren präoperatorischer<br />
Phase. Spezielle Techniken,<br />
die einerseits ein zu schnelles Vorgehen<br />
verhindern, andererseits aber doch konfrontierend<br />
zu Veränderungen anleiten,<br />
zielen auf sozial-interpersonelles Lernen<br />
ab.<br />
Behandlungsziele in der Therapie<br />
sind die schrittweise Heranführung der<br />
Patienten, operative Denkweisen zur<br />
Lösung sozialer Probleme einzusetzen,<br />
um eigene Verhaltensmuster zu erkennen<br />
und sich in sozialen Beziehungen<br />
empathisch zu verhalten. Speziell eingesetzte<br />
Techniken zielen auf das interpersonelle<br />
Lernen ab. Durch die „Person<br />
x Umwelt“-Perspektive soll der Patient<br />
erkennen, was er bei anderen auslöst.<br />
Einen besonderen Stellenwert hat die<br />
therapeutische Beziehung, die genützt<br />
wird, um spezifische interpersonelle<br />
Techniken, so genannte interpersonelle<br />
Diskriminationsübungen zum Einsatz<br />
zu bringen. Dabei werden dysfunktionale<br />
Beziehungsmuster und negative<br />
Interaktionsmuster verändert.<br />
Eine der Haupttechniken im CBASP<br />
ist die Situationsanalyse. Sie gliedert<br />
Keller-Studie<br />
sich in eine Explorationsphase und eine<br />
Lösungsphase und hat zum Ziel präoperatorische<br />
Funktionsweisen zu überwinden<br />
und zu erkennen, dass Verhalten<br />
Konsequenzen hat.<br />
Patienten lernen fehlangepasste Interpretationen<br />
zu erkennen und zu<br />
verändern. Mit der Situationsanalyse<br />
werden in der Regel auch Verhaltensdefizite<br />
der Patienten erkennbar, die<br />
nach der Situationsanalyse bearbeitet<br />
werden.<br />
Das CBASP ist auf die Bedürfnisse<br />
ambulanter chronisch depressiver<br />
Patienten zugeschnitten und dessen<br />
Wirksamkeit ist in einer kontrollierten<br />
Studie (Keller et al. 2000) überprüft<br />
worden. In dieser Studie wurde erstmals<br />
an einer großen Zahl von Patienten<br />
nachgewiesen, dass in der Behandlung<br />
bei chronischer Depression die Kombinationstherapie<br />
aus Psychotherapie<br />
und Pharmakotherapie wirksamer ist<br />
als Pharmakotherapie oder Psychotherapie<br />
allein.<br />
rehabilitation bei<br />
depressiven Störungen<br />
Abbildung 2<br />
Ansprechen auf Antidepressiva, Psychotherapie<br />
oder Kombinationstherapie abhängig vom<br />
Vorhandensein eines Kindheitstraumas<br />
Nemeroff CB. et al. Proc Natl Acad Sci 2003: 100: 14293-14296<br />
Mit insgesamt 29 Prozent sind psychiatrische<br />
Erkrankungen die häufigste<br />
Ursache für die Zuerkennung einer<br />
Berufsunfähigkeitspension, fast die<br />
Hälfte davon betreffen die Affektiven<br />
Störungen. Die wesentlichen Ziele der<br />
psychiatrischen Rehabilitation sind die<br />
Erhaltung bzw. Wiederherstellung der<br />
2/<strong>2012</strong><br />
de p r e s s I o n<br />
Berufsfähigkeit und die Sicherung der<br />
sozialen Integration.<br />
Pensionsversicherung und Hauptverband<br />
der Sozialversicherungsträger<br />
haben die psychiatrische REHA in das<br />
Regelangebot für alle Versicherten aufgenommen.<br />
Maßnahmen werden dann<br />
gewährt, wenn bereits Invalidität oder<br />
Berufsunfähigkeit vorliegt oder wenn<br />
ohne diese Maßnahmen eine solche in<br />
absehbarer Zeit eintreten würde.<br />
Neben den Möglichkeiten der stationären<br />
psychiatrischen Rehabilitation<br />
(in Bad Hall O.Ö., Klagenfurt, St. Radegund<br />
Stmk, St.Veit/Pongau, Rust/<br />
Neusiedlersee, Lans/Tirol, Gars NÖ,<br />
Ottenschlag N.Ö., Hollenburg NÖ) gibt<br />
es seit Herbst 2010 in Wien auch eine<br />
ambulante psychiatrische REHA-Klinik<br />
(Zentrum für Seelische Gesundheit<br />
Leopoldau www.bbrz-med.at ).<br />
Hier werden 80 PatientInnen (demnächst<br />
Erhöhung auf 100 Pat) in einem<br />
störungsspezifischen REHA-Programm<br />
über 6 Wochen jeweils Montag<br />
bis Freitag von 8-16 (bzw bis 17 Uhr)<br />
intensiv behandelt. Die Rehabilitation<br />
besteht aus pharmakotherapeutischen<br />
(Optimierung der Medikation durch<br />
FachärztInnen für Psychiatrie), psychotherapeutischen<br />
(störungsspezifische<br />
und störungsübergreifende Einzel-und<br />
Gruppentherapien mit Schwerpunkt<br />
kognitive Verhaltenstherapie sowie<br />
Psychoedukation durch PsychotherapeutInnen<br />
und Klinische PsychologInnen)<br />
und soziotherapeutischen Massnahmen<br />
(durch ErgotherapeutInnen,<br />
Physiotherapeutin, Sozialarbeiterin,<br />
psychiatrische Pflege). Ein Beispiel für<br />
einen Wochenplan für PatientInnen mit<br />
Schwerpunkt Depression ist auf der<br />
Homepage www.bbrz-med.at abrufbar.<br />
Die Zuweisung zur ambulanten Reha<br />
kann durch alle ÄrztInnen (niedergelassen<br />
oder in ambulanten oder stationären<br />
Einrichtungen) durch Antrag an<br />
die Pensionsversicherungsanstalt erfolgen<br />
(Antragsformular auf der Homepage<br />
des Zentrums oder der PVA herunterladbar).<br />
Univ. Prof. Dr. Gerhard Lenz<br />
Schererstraße 30<br />
A-1210 Wien<br />
gerhard.lenz@bbrz.at<br />
29
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Zusammensetzung: 1 Retardtablette enthält 10 mg, 20 mg, 40 mg bzw. 80 mg Oxycodonhydrochlorid entsprechend 8,97 mg, 17,93 mg, 35,86 mg bzw. 71,72 mg Oxycodon. Sonstige Bestandteile: Tablettenkern:<br />
Kollidon SR (bestehend aus Poly(vinylacetat), Povidon (K = 22,5 - 27,0), Natriumdodecylsulfat, Siliciumdioxid); Cellulose, mikrokristallin; Hochdisperses wasserfreies Siliciumdioxid; Magnesiumstearat [pflanzlich]. Tablettenüberzug<br />
10 mg, 20 mg, 40 mg und 80 mg: Poly(vinylalkohol); Talkum (E 553 b); Titandioxid (E 171); Macrogol 3350; Sojalecithin (E 322). Tablettenüberzug 20 mg und 40 mg: Eisenoxid gelb (E 172); Eisenoxid schwarz<br />
(E 172); Eisenoxid rot (E 172). Tablettenüberzug 80 mg: Eisenoxid gelb (E 172); Eisenoxid schwarz (E 172); Indigocarmin, Aluminiumlack (E 132). Anwendungsgebiete: Starke Schmerzen, die Opioid-Analgetika bedürfen<br />
um ausreichend behandelt werden zu können. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff, Soja, Erdnüsse oder einen der sonstigen Bestandteile, Schwere Atemdepression mit Hypoxie und/oder Hyperkapnie,<br />
Schwere chronisch obstruktive Lungenerkrankung, Cor pulmonale, Schweres Bronchialasthma, Paralytischer Ileus, Schwangerschaft, Stillzeit, Akutes Abdomen, verzögerte Magenentleerung. Wirkstoffgruppe:<br />
Pharmakotherapeutische Gruppe: Natürliche Opium-Alkaloide. ATC-Code: N02AA05 Inhaber der Zulassung: G.L. Pharma GmbH, 8502 Lannach Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Suchtgift, Abgabe nur auf<br />
Suchtgiftrezept, apothekenpflichtig. Packungsgrößen: 10, 30 und 60 Stück Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln<br />
oder sonstige Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie Angaben über Gewöhnungseffekte entnehmen Sie bitte den veröffentlichten Fachinformationen!<br />
BEZEICHNUNG DES ARZNEIMITTELS: GILENYA 0,5 mg Hartkapseln.<br />
QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMMENSETZUNG: Jede Hartkapsel enthält 0,5 mg Fingolimod (als Hydrochlorid). Liste der sonstigen Bestandteile Kapselinhalt: Magnesiumstearat (Ph.Eur.), Mannitol (Ph.<br />
Eur.), Kapselhülle: Eisen(III)-hydroxid-oxid x H2O (E172), Titandioxid (E171), Gelatine. Drucktinte: Schellack (E904), Ethanol, 2-Propanol (Ph.Eur.), Butan-1-ol, Propylenglycol, Gereinigtes Wasser, Konzentrierte Ammoniak-<br />
Lösung, Kaliumhydroxid, Eisen(II,III)-oxid (E172), Eisen(III)-hydroxid-oxid x H2O (E172), Titandioxid (E171), Dimeticon. Anwendungsgebiete: Gilenya ist als krankheitsmodifizierende Monotherapie von hochaktiver<br />
schubförmig-remittierend verlaufender Multipler Sklerose bei folgenden Gruppen erwachsener Patienten angezeigt: Patienten mit hoher Krankheits-aktivität trotz Behandlung mit einem Beta Interferon. Dabei kann es<br />
sich um Patienten handeln, die nicht auf einen vollständigen und angemessenen (normalerweise mindestens ein Jahr andauernden) Zyklus einer Beta-Interferon-Therapie angesprochen haben. Diese Patienten sollten<br />
während der Therapie im vorangegangenen Jahr mindestens einen Schub gehabt haben und sie sollten mindestens neun T2-hyperintense Läsionen im kranialen MRT oder mindestens eine Gadolinium anreichernde<br />
Läsion aufweisen. Ein Patient, der nicht auf die Therapie anspricht („Non-Responder“), lässt sich ebenso als ein Patient mit einer im Vergleich zum Vorjahr unveränderten oder vermehrten Schubrate oder anhaltend<br />
schweren Schüben definieren oder Patienten mit rasch fortschreitender schwerer schubförmig-remittierend verlaufender Multipler Sklerose, definiert durch zwei oder mehr Schübe mit Behinderungsprogression in einem<br />
Jahr, und mit einer oder mehr Gadolinium anreichernden Läsionen im MRT des Gehirns oder mit einer signifikanten Erhöhung der T2-Läsionen im Vergleich zu einer kürzlich durchgeführten MRT. Gegenanzeigen: Bestehendes<br />
Immun-defizienzsyndrom. Patienten mit einem erhöhten Risiko für opportunistische Infektionen, einschließlich immungeschwächte Patienten (einschließlich derer, die derzeit eine immunsuppressive Therapie<br />
erhalten oder durch eine vorhergehende Therapie immungeschwächt sind). Schwere aktive Infektionen, aktive chronische Infektionen (Hepatitis, Tuberkulose). Bestehende aktive maligne Erkrankungen, ausgenommen<br />
Basalzellkarzinom der Haut. Schwere Leberfunktionsstörungen (Child-Pugh-Klasse C). Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Pharmakotherapeutische Gruppe: Selektive Immunsuppressiva,<br />
ATC Code: L04AA27. INHABER DER ZULASSUNG: Novartis Europharm Limited, Wimblehurst Road, Horsham, West Sussex, RH12 5AB, Vereinigtes Königreich. Verschreibungspflicht/<br />
Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig. Informationen betreffend besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und<br />
sonstige Wechselwirkungen und Nebenwirkungen sind den veröffentlichten Fachinformationen zu entnehmen.<br />
Cerebokan ® 80 mg - Filmtabletten; INHABER DER ZULASSUNG: DR. WILMAR SCHWABE GmbH & Co, Willmar-Schwabe-Str. 4, 76227 Karlsruhe, Deutschland; Vertrieb in Österreich: Austroplant-Arzneimittel GmbH,<br />
Wien; QUALITATIVE UND QUANTITATIVE ZUSAMENSETZUNG: 1 Filmtablette enthält: Wirkstoff: 80 mg Trockenextrakt aus Ginkgo-biloba-Blättern (EGb 761®) (DEV = 35 - 67:1), Der Extrakt ist quantifiziert auf<br />
17,6 - 21,6 mg Ginkgoflavonglykoside und 4,32 - 5,28 mg Terpenlaktone davon 2,24 - 2,72 mg Ginkgolide A, B und C und 2,08 - 2,56 mg Bilobalid. Erstes Auszugsmittel Aceton 60 % m/m. Liste der sonstigen Bestandteile:<br />
Lactose-Monohydrat 45,5 mg; Croscarmellose Natrium; Antischaum-Emulsion; Hochdisperses Siliciumdioxid; Macrogol 1500; Magnesiumstearat; Maisstärke; Hypromellose; Mikrokristalline Cellulose; Talkum;<br />
Farbstoffe: Titandioxid E171, rotes Eisenoxid E172, braunes Eisenoxid E172. Anwendungsgebiete: Cerebokan ® 80 mg - Filmtabletten werden angewendet bei Erwachsenen zur symptomatischen Behandlung von hirnorganisch<br />
bedingten geistigen Leistungseinbußen im Rahmen eines therapeutischen Gesamtkonzeptes bei dementiellen Syndromen mit der Leitsymptomatik: Gedächtnisstörungen, Konzentrationsstörungen, depressive<br />
Verstimmung, Schwindel, Kopfschmerzen. Zur primären Zielgruppe gehören Patienten mit dementiellem Syndrom bei primär degenerativer Demenz, vaskulärer Demenz und Mischformen aus beiden. Das individuelle<br />
Ansprechen auf die Medikation kann nicht vorausgesagt werden. Hinweis: Bevor die Behandlung mit Cerebokan ® 80 mg - Filmtabletten begonnen wird, sollte geklärt werden, ob die Krankheitsbeschwerden nicht auf<br />
einer spezifisch zu behandelnden Grunderkrankung beruhen. Verlängerung der schmerzfreien Gehstrecke bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit bei Stadium II nach FONTAINE (Claudicatio intermittens) im Rahmen<br />
physikalisch-therapeutischer Maßnahmen, insbesondere Gehtraining. Vertigo. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels, Schwangerschaft.<br />
Pharmakotherapeutische Gruppe: Andere Antidementiva, Ginkgo biloba; Abgabe: Rp, apothekenpflichtig. Weitere Angaben zu Dosierung, Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen, Wechselwirkungen,<br />
Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen und Haltbarkeit sind der veröffentlichten Fachinformation zu entnehmen.<br />
Levebon 500 mg-Filmtabletten, Levebon 1000 mg-Filmtabletten - Zusammensetzung: 1 Filmtablette enthält 500 mg Levetiracetam. 1 Filmtablette enthält 1000 mg Levetiracetam. Sonstige Bestandteile: Tablettenkern:<br />
Maisstärke, Povidon, Magnesiumstearat, hochdisperses Siliciumdioxid. Filmüberzug: 500mg: Poly(vinylalkohol) – teilweise hydrolysiert, Titandioxid (E 171), Macrogol 3350, Talkum (E 553b), Eisenoxid gelb (E 172).<br />
1000mg: Poly(vinylalkohol) – teilweise hydrolysiert, Titandioxid (E 171), Macrogol 3350, Talkum (E 553b) Anwendungsgebiete: Levebon ist zur Monotherapie partieller Anfälle mit oder ohne sekundärer Generalisierung<br />
bei Patienten ab 16 Jahren mit neu diagnostizierter Epilepsie indiziert. Levebon ist indiziert zur Zusatzbehandlung • partieller Anfälle mit oder ohne sekundärer Generalisierung bei Erwachsenen, Kindern und Säuglingen<br />
ab 1 Monat mit Epilepsie. • myoklonischer Anfälle bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren mit juveniler myoklonischer Epilepsie. • primär generalisierter tonisch-klonischer Anfälle bei Erwachsenen und Jugendlichen<br />
ab 12 Jahren mit idiopathischer generalisierter Epilepsie. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff bzw. andere Pyrrolidon-Derivate oder einen der sonstigen Bestandteile. Wirkstoffgruppe<br />
Pharmakotherapeutische Gruppe: Antiepileptika, andere Antiepileptika, Levetiracetam. ATC-Code: N03AX14 Inhaber der Zulassung: Lannacher Heilmittel Ges.m.b.H., 8502 Lannach Verschreibungspflicht/<br />
Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Packungsgrößen: 30 und 60 Stück. Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung,<br />
Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder sonstige Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie Angaben über Gewöhnungseffekte entnehmen Sie bitte den<br />
veröffentlichten Fachinformationen!<br />
Levebon 100 mg/ml-Lösung zum Einnehmen - Zusammensetzung: 1 ml enthält 100 mg Levetiracetam. Sonstige Bestandteile: Maltitol-Lösung 300,0 mg, Sonstige Bestandteile: Glycerol 85%, Maltitol-Lösung,<br />
Kaliumsorbat, Citronensäure-Monohydrat, Natriumhydroxid, Sucralose (E 955), Pfefferminzaroma, Kirscharoma, gereinigtes Wasser. Anwendungsgebiete: Levebon ist zur Monotherapie partieller Anfälle mit oder<br />
ohne sekundärer Generalisierung bei Patienten ab 16 Jahren mit neu diagnostizierter Epilepsie indiziert. Levebon ist indiziert zur Zusatzbehandlung • partieller Anfälle mit oder ohne sekundärer Generalisierung bei<br />
Erwachsenen, Kindern und Säuglingen ab 1 Monat mit Epilepsie. • myoklonischer Anfälle bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren mit juveniler myoklonischer Epilepsie. • primär generalisierter tonischklonischer<br />
Anfälle bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren mit idiopathischer generalisierter Epilepsie. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff bzw. andere Pyrrolidon-Derivate oder einen<br />
der sonstigen Bestandteile. Wirkstoffgruppe Pharmakotherapeutische Gruppe: Antiepileptika, andere Antiepileptika, Levetiracetam. ATC-Code: N03AX14 Inhaber der Zulassung: G.L. Pharma GmbH, 8502<br />
Lannach Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht: Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Packungsgrößen: 300 ml - Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen<br />
für die Anwendung, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln oder sonstige Wechselwirkungen, Schwangerschaft und Stillzeit, Nebenwirkungen sowie Angaben über Gewöhnungseffekte<br />
entnehmen Sie bitte den veröffentlichten Fachinformationen!<br />
Olanzapin Sandoz 2,5 mg – Filmtabletten; Olanzapin Sandoz 5 mg – Filmtabletten; Olanzapin Sandoz 7,5 mg – Filmtabletten; Olanzapin Sandoz 10 mg – Filmtabletten; Olanzapin Sandoz 15 mg – Filmtabletten;<br />
Olanzapin Sandoz 20 mg – Filmtabletten. Olanzapin Sandoz 5 mg – Schmelztabletten; Olanzapin Sandoz 10 mg – Schmelztabletten; Olanzapin Sandoz 15 mg – Schmelztabletten; Olanzapin<br />
Sandoz 20 mg – Schmelztabletten. Qualitative und Quantitative Zusammensetzung: Filmtabletten: Jede Filmtablette enthält 2,5 mg/5 mg/7,5 mg/10 mg/15 mg/20 mg Olanzapin, Sonstiger Bestandteil: 74,11<br />
mg/148,22 mg/222,33 mg/296,44 mg/169,31 mg/225,75 mg Lactose pro Filmtablette. Schmelztabletten: Jede Schmelztablette enthält 5 mg/10 mg/15 mg/20 mg Olanzapin. Sonstiger Bestandteil: 60,60 mg/121,20<br />
mg/181,80 mg/242,40 mg Lactose-Monohydrat entsprechend 57,57 mg/115,14 mg/172,71 mg/230,28 mg Lactose wasserfrei. Wirkstoffgruppe: Pharmakotherapeutische Gruppe: Antipsychotika: Diazepine, Oxazepine,<br />
Thiazepine und Oxepine. ATC-Code: N05AH03. Anwendungsgebiete: Erwachsene: Olanzapin ist für die Behandlung der Schizophrenie angezeigt. Bei Patienten, die initial auf die Behandlung angesprochen<br />
haben, ist Olanzapin bei fortgesetzter Behandlung zur Aufrechterhaltung der klinischen Besserung wirksam. Olanzapin ist zur Behandlung von mäßig schweren bis schweren manischen Episoden angezeigt. Bei Patienten,<br />
deren manische Episode auf eine Behandlung mit Olanzapin angesprochen hat, ist Olanzapin zur Phasenprophylaxe bei Patienten mit bipolarer Störung angezeigt. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den<br />
Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Patienten mit bekanntem Risiko eines Engwinkelglaukoms. Liste der sonstigen Bestandteile: Filmtabletten: Tablettenkern: Lactose-Monohydrat, Hydroxypropylcellulose,<br />
Crospovidon, mikrokristalline Cellulose, Magnesiumstearat; Tablettenfilm: Polyvinylalkohol, Macrogol 3350, Titandioxid (E171), Talkum, zusätzlich für Olanzapin 15 mg: Indigocarmin (E132), zusätzlich für Olanzapin 20<br />
mg: rotes Eisenoxid (E172). Schmelztabletten: Crospovidon (Typ A), Lactose-Monohydrat, hochdisperses Siliciumdioxid, Hydroxypropylcellulose, Pfefferminzgeschmack aus Pfefferminzöl, terpenloses Pfefferminzöl, Eucalyptol,<br />
Menthon, Isomenton, Methylenacetat, Menthol; Talkum, Magnesiumstearat. Inhaber der Zulassung: Sandoz GmbH, 6250 Kundl. Packungsgrößen: 7, 28 Stück. Verschreibungspflicht/Apothekenpflicht:<br />
Rezept- und apothekenpflichtig, wiederholte Abgabe verboten. Stand der Information: August 2011 Weitere Angaben zu Warnhinweisen und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung, Wechselwirkungen<br />
mit anderen Arzneimitteln oder sonstige Wechselwirkungen, Nebenwirkungen und Gewöhnungseffekten sowie Angaben zu Schwangerschaft und Stillzeit sind der veröffentlichten Fachinformation<br />
zu entnehmen.<br />
2/<strong>2012</strong><br />
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Fachkurzinformation und Referenzen siehe Seite 31