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Die Gemeinde Bad Saarow

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<strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Saarow</strong><br />

1923<br />

1924<br />

o Im Jahr 1923 erhält der Gutsbezirk <strong>Saarow</strong> den Zusatz „<strong>Bad</strong>“ und ist somit als Kurort für die<br />

Heilkräfte von geothermischen Wasser und der Sole anerkannt.<br />

o Auf der linken Seite des Meckerndorfer Weges liegt der Naturpark Pieskow. Er wurde 1923<br />

durch Harry Liedtke angelegt und im Laufe der Jahre auf 7,5 ha Fläche erweitert. Im Ort<br />

Meckerndorf entstehen Wochenendhäuser.<br />

o <strong>Die</strong> Wertzuwachssteuer drohte den Weiterbetrieb der Siedlung durch die Bank zum Erliegen zu<br />

bringen. <strong>Die</strong> investierten Finanzmittel der Bank flossen im Allgemeinen nur in Form von<br />

langfristigen Renten langsam zurück. Eine Erleichterung brachte die Aufnahme von billigen<br />

Krediten in England und Holland. In den Jahren der Inflation nach dem 1. Weltkrieg fiel es der<br />

Landhaussiedlung-AG immer schwerer, die den Gutsverwaltungen aufliegenden<br />

Verpflichtungen zu erfüllen. Bereits am 14.04.1921 hatte der Ortsverein zur Vorbereitung der<br />

Bildung einer <strong>Gemeinde</strong> eingeladen.<br />

o Durch die Inflation verfiel der Wert des Geldes und die Siedlungsgesellschaft geriet in<br />

finanzielle Schwierigkeiten. Am 19.11.1923 entscheiden sich Landesbank AG, die<br />

Gutsverwaltung und Siedlungsgesellschaft mit der Landhauskolonie unter Landrat Dr. Rother<br />

aus den Gutsbezirken eine <strong>Gemeinde</strong> „<strong>Bad</strong> <strong>Saarow</strong>“ zu bilden. Zu diesem Zeitpunkt war 1<br />

Billionen Reichsmark gleich 1 Dollar wert.<br />

o Nach langen Verhandlungen genehmigte das Preußische Staatsministerium des Innern am<br />

19.11.1923, dass die Gutsbezirke <strong>Saarow</strong> und Pieskow in eine Landgemeinde mit dem Namen<br />

„<strong>Bad</strong> <strong>Saarow</strong>“ umgewandelt wurden. <strong>Die</strong> Genehmigungsurkunde trägt das Datum 01.11.1923.<br />

<strong>Die</strong> Siedlungsgesellschaft musste dazu der <strong>Gemeinde</strong> Straßen, Plätze, das<br />

Verwaltungsgebäude, Friedhof, Wasser- und Elektrizitätswerk und die Schule kostenlos der<br />

Landgemeinde als Starthilfe zur Verfügung stellen. <strong>Die</strong> Siedlungsgesellschaft soll in Liquidation<br />

gehen.<br />

o Von diesen Eingliederungen blieben die <strong>Gemeinde</strong>n Dorf Pieskow und Dorf <strong>Saarow</strong> unberührt.<br />

Sie hatten eigene Ortsvorsteher.<br />

o Verwirrungen durch den Doppelnamen schon in dieser Zeit haben vermutlich die Ursache, dass<br />

die „Landhaussiedlung am Scharmützelsee AG“ mit dem Zusatz „<strong>Bad</strong> <strong>Saarow</strong>-Pieskow“<br />

firmierte, da die Güter „<strong>Saarow</strong>“ und „Pieskow“ in dieser Gemarkung mit dem Besitz hafteten.<br />

o Im Jahr 1923 übernahm die <strong>Gemeinde</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Saarow</strong> 75% der Geschäftsanteile der Moorbad-<br />

<strong>Saarow</strong> G.m.b.H.. Sie vertraute die Leitung des <strong>Bad</strong>es Dr. Gabley an, der Bäderarzt des Ortes<br />

wurde. Unter seiner Leitung nahm der Betrieb einen gewissen Aufschwung.<br />

o Als kommissarischer <strong>Gemeinde</strong>vertreter wurde der Regierungsrat a.D. Dr. jur. von Schmeling<br />

eingesetzt.<br />

o Der Bahnhof „Ost“ erhält den Namen „<strong>Bad</strong> <strong>Saarow</strong>“ und trägt ihn bis ins Jahr 1950.<br />

o Vermutlich 1908 hatte sich der Architekt Franz Kemnitz eine attraktive Villa am Dorfanger in<br />

Pieskow bauen lassen. Zu der ehemaligen Wirtschaft gehörten auch umfangreiche Ländereien.<br />

Im Jahr 1918 verkaufte er das Anwesen an den Theaterdirektor Ludwig Klopper, dem Inhaber<br />

des Tauentzienplalastes und der Piscatorbühnen im Theater am Nollendorfplatz. Bereits vier<br />

Jahre später veräußerte Ludwig Klopper Bauparzellen am Ufer in Richtung Theresienhof. Im<br />

Jahr 1923 wurden für das spätere Meckerndorf Ansiedlungsgenehmigungen erteilt. Dabei gab<br />

es die Auflage, einen Uferweg offenzuhalten.<br />

Es waren fast alles Künstler mit Familien, die sich ansiedelten. Unter anderem Max Reinhardt<br />

(Maximilian Goldmann, geb. 09.09.1873, † 31.10.1943), Heinz Rühmann (geb. 07.03.1902,<br />

†03.10.1994), Alfred Abel (geb. 12.03.1879, † 12.12.1937), Harry Liedke (geb. 1882, † 1945),<br />

Gustav Fröhlich (geb. 21.03.1902, † 22.12.1987), Käthe Dorsch (geb. 29.12.1890, †<br />

25.12.1957), Ernst Lubitsch (geb. 28.01.1892, † 30.11.1947), Cordy Millowitsch (geb.<br />

08.04.1890, † 1960), Hans Wassmann (geb. 01.01.1873, † 05.04.1932), Prof. Ernst Stern (geb.<br />

01.04.1876, † 28.08.1954), Hugo Straube (geb. 1888, † 1930) und Richard Seidler (geb. 1882,<br />

† 1951).<br />

o Bei der allgemeinen Wahl im Jahr 1924 wählten die Bürger als ersten <strong>Gemeinde</strong>vorsteher den<br />

früheren Internatsleiter des Pädagogiums Dr. Karl Krücke. Er übte dieses Amt bis 1933 aus.<br />

o 1924/25 verkaufte Robert Steuer das imposante Bauwerk Schloss Pieskow an den<br />

Schauspieler und Theaterdirektor Maximilian Sladek. Nach dem plötzlichen Herztod konnte<br />

dessen Ehefrau das Schloss finanziell nicht mehr halten. Sie verkaufte es Robert Steuer<br />

zurück.


1925<br />

1926<br />

1927<br />

o Im Vorwerk Marienhöhe beginnt die biologisch-dynamische Anbauweise in der Landwirtschaft<br />

über die Demeter-Bewegung.<br />

o Der Standesamtsbezirk <strong>Bad</strong> <strong>Saarow</strong> wird gebildet.<br />

o <strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong> lässt das Moorbad-Gebäude umbauen.<br />

o „<strong>Saarow</strong>-Pieskow Landhaussiedlung am Scharmützelsee AG“ geht in Liquidation und wird auf<br />

Beschluss seiner Generalversammlung am 11.05.1925 aufgelöst.<br />

o Das Provisorium der Post wurde 1925 durch ein neues Postgebäude und Beamtenhaus<br />

beseitigt. Das Fernmeldeamt gehörte zu den ersten 150 Anlagen in Deutschland mit<br />

Selbstwählverkehr (Selbstwähl-Fernamt).<br />

o Im Bahnhofshotel wird am 07.02.1925 der Lichtspielbetrieb eröffnet.<br />

o E. Moek erhält die Konzession für den Betrieb einer Apotheke.<br />

o Erstmalig erscheinen die „<strong>Saarow</strong>er Neusten Nachrichten“ und die Kurzzeitung „<strong>Saarow</strong>-<br />

Pieskow“.<br />

o Der Arzt Dr. Paul Grabley pachtet am 01.04.1926 das Moorbad.<br />

o In <strong>Bad</strong> <strong>Saarow</strong> gibt es 151 Fernsprechanschlüsse.<br />

o <strong>Die</strong> 1. Bundes-Segelregatta findet auf dem Scharmützelsee statt.<br />

o Das Kriegerdenkmal des <strong>Saarow</strong>er Bildhauers Prof. Ludwig Thorak (geb. 1889, †1952), der in<br />

der Kirchstraße 8 und ab 1928 in der Moorstraße 14 (Wohn- und Atelierhaus) wohnt, wird<br />

eingeweiht.<br />

o Der Rutengänger Herr von Lepel erklärte im Jahr 1926 mit aller Bestimmtheit, dass im Norden<br />

des Scharmützelsees eine stark kohlensäurehaltige Thermalquelle gefunden werden könnte.<br />

o Im Januar 1927 gründeten Bürger und Moorbad-Gesellschaft der <strong>Gemeinde</strong> eine<br />

Quellenbohrgesellschaft mit Willy von Lepel. Beim Bohren erreichte man in 175 m- Tiefe eine<br />

ergiebige Chlor-Kalzium-Quelle (Solequelle). Ein zweiter Wasserhorizont mit Salzwasser trat<br />

bei einer Tiefe von 225 m auf. Obwohl die Bohrungen bis 325 m vorangetrieben wurden, konnte<br />

lediglich eine Wassertemperatur von 20C° (Grad Celsius) gemessen werden. Darauf wurde die<br />

Bohrung abgebrochen und das Bohrloch bei 175 m-Tiefe abgedichtet.<br />

o <strong>Die</strong> „Heilquelle <strong>Bad</strong> <strong>Saarow</strong> G.m.b.H“ richtete als Nachfolger der Quellenbohrgesellschaft eine<br />

Trinkkuranlage im Victoria-Luisen-Park ein und ließ eine Pumpstadion bauen, die das<br />

enteisente Quellwasser für <strong>Bad</strong>ezwecke in das Moorbad pumpte.<br />

o An der Trinkkuranlage fanden Konzerte statt und eine <strong>Saarow</strong>er Bauerntochter schenkte in der<br />

Tracht hiesiger Bäuerinnen als Brunnenfräulein das heilkräftige Wasser aus.<br />

o <strong>Bad</strong> <strong>Saarow</strong> wird endgültig zum Kur- und Genesungsort, der von vielen Prominenten besucht<br />

wird.<br />

o Das Quellen-Trinkkur-Häuschen im Kurpark wird gebaut.<br />

o Der Berliner YachtClub unterhält eine Außenstelle (Regattastraße 1, heute Seglergemeinschaft<br />

Scharmützelsee e.V.).<br />

o Der Maler Bruno Krauskopf (geb. 1892, †1960), Berliner Session, zieht in ein vom Architekten<br />

und Designer Harry Rosenthal (geb. 1892, †1966) gebautes Haus auf dem Dudel (Moorstraße<br />

10), später kauft es Max Schmeling,<br />

o <strong>Die</strong> erste Scharmützelseewoche der Segler findet statt.<br />

o 3 Gesellschafter erwerben Gelände von Gut Silberberg und lassen Bebauungspläne für<br />

<strong>Saarow</strong>-Strand mit Straßen, Wegen, Plätzen, Strandbad, Golfplatz und 800 Parzellen erstellen.<br />

o Bereits 1911 wurde ein Teil des Gutes Silberberg in der Nähe des Sees an eine<br />

Siedlungsgesellschaft verkauft. Von diesem ersten Siedlungsversuch blieb die Ziegelei, die<br />

Waldschänke für die Guts- und Ziegeleiarbeiter, die Gaststätte „Silberquelle“ und die<br />

Nobelherberge „Haus am See“. Erst im Jahr 1927 kam es dann zum Verkauf der Flächen<br />

zwischen der Straße nach Wendisch Rietz und dem Scharmützelsee. <strong>Die</strong> Terraingesellschaft<br />

parzellierte das Gelände und bildete die Kolonie <strong>Saarow</strong>-Strand. Bürgermeister und Landrat<br />

setzten durch, dass bei dem Parzellierungsplan großzügige Straßen, Parks und Plätze am<br />

Wasser und ein Uferweg eingebunden wurden. Ludwig Lesser (mit der Gestaltung beauftragt)<br />

legte Wert auf einen großen Seerosenteich als Reservat und der vorhandene Baumbestand<br />

sollte maximal erhalten bleiben. Von einer Wiese mussten zwei Meter Moor abgetragen werden<br />

und rund 4.000 m³ Sand herangebracht werden, um das Strandbad mit 14.000 m² Liegewiese


1928<br />

1929<br />

1930<br />

zu schaffen. <strong>Die</strong> ersten Käufer der 800 Parzellen hatten Schwierigkeiten, im Wald die Stelle zu<br />

finden, wo einmal die Straße entlangführen und ihre Grundstücke liegen sollten.<br />

o Zu den besonders finanzkräftigen Erstsiedlern der <strong>Saarow</strong>-Strand-Kolonie zählten unter<br />

anderem der Reederei-Direktor Schlutow, Präsident Hoelscher, Regierungsrat Krohn,<br />

Regierungsrat Junge, Direktor Krämer, Modehausbesitzer A. Steinhardt, Patentanwalt Jourdan,<br />

Ministerialrat Thurmann und Regierungsrat Sehring. Auch Bürger mit weniger klangvollen Titeln<br />

hatten für ihr mühsam erspartes Geld eine kleine Parzelle erworben, um in einem bescheidenen<br />

Wochenendhäuschen dem Großstadttrubel entfliehen zu können.<br />

o <strong>Die</strong> „Verwertungsgenossenschaft Demeter“ unter Leitung von Dr. Bartsch wird gegründet.<br />

o Gegenüber dem Kurhaus „Esplanade“ sind die Tennisplätze fertig gestellt<br />

o Der aufgelöste Gutsbezirk „Silberberg“ wird in <strong>Bad</strong> <strong>Saarow</strong> eingemeindet. Der große<br />

„Glubigsee“, der „Springsee“ und der „Melangsee“ kommen dabei zu Wendisch Reetz und der<br />

„Tiefe See“ zu Limsdorf.<br />

o Mit dem Bau einer neuen Straße und der Verlängerung der Eisenbahnstrecke bis zum Ortsteil<br />

Silberberg fand das Vorwerk den Anschluss an die „Große Welt“.<br />

o Im Juli 1928 ist die Einweihung von <strong>Saarow</strong>-Strand (nach Lessers Planung).<br />

o Dr. Eberhard Bartsch (geb. 1895, †1960), Philosoph, Demeter-Bewegung, übernimmt<br />

Marienhöhe vom DCSV (Deutschen Christliche-Studenten-Verein), steigt in einen Pachtvertrag<br />

mit der „Landhaussiedlung“ über 56 Morgen Land ein. Das Vorwerk Marienhöhe wird dank einer<br />

Spende gekauft. <strong>Die</strong> Demeter arbeiten im biologisch-dynamischen Anbau nach<br />

anthroposophischen Grundsätzen und werden durch Almar von Wistinghausen (geb. 1904,<br />

†1989, Schüler Rudolf Steiners) unterstützt.<br />

o <strong>Bad</strong> <strong>Saarow</strong> hatte ab 1928 eine Schule<br />

o Omnibuslinie „Rund um den Scharmützelsee“ eröffnet.<br />

o Der Staat lehnt den Erwerb der Heilquelle und den Ausbau eines <strong>Bad</strong>es in <strong>Bad</strong> <strong>Saarow</strong><br />

aufgrund der Finanzlage ab.<br />

o Das Evangelische Pfarramt in der Kirchstraße 9 ist fertig.<br />

o Vom Eis aus wird durch die Fischer die Tiefe des Scharmützelsees in einem engen Raster<br />

vermessen (maximale Tiefe: 33,5 m).<br />

o Der Zeuthener Segler-Verein e.V. übernimmt sein neues Haus am 28.04.1929 (Alte Eichen 3,<br />

jetzt <strong>Saarow</strong>er Segler-Verein am Werl e.V.).<br />

o <strong>Die</strong> „9-Loch-Golfanlage mit Klubhaus“ des Golf-Club <strong>Saarow</strong>-Scharmützelsee e.V. geht ab<br />

22.06.1930 in <strong>Saarow</strong>-Strand in Betrieb. Sie wurde auf dem ehemaligen Ziegeleigelände neu<br />

angelegt und der Friedrich-Engels-Damm wurde ausgebaut.<br />

o Im Beisein des Landrates und von 200 teils sehr prominenten Gästen findet ein Tennis-Turnier<br />

auf 3 Plätzen statt.<br />

o Der „Golf Club <strong>Saarow</strong>-Scharmützelsee e.V.“ wird gegründet.<br />

o Das Kurhaus „Esplanade“ wird zwangsversteigert.<br />

o Der Scharmützelsee wird vom Fiskus/Staat zurückgekauft und ist bis 1945 in Erbpacht für<br />

Max Rosengarten.<br />

o <strong>Die</strong> „Neue Schule“ geht ab 01.04.1930 mit zwei Klassenzimmern und einem Werkraum in der<br />

Schulstraße in Betrieb. <strong>Die</strong> Einweihung war die erste Baustufe eines großen Schulneubaues.<br />

Größere Kinder von <strong>Saarow</strong> und Silberberg mussten bis dahin bei Wind und Wetter nach<br />

Reichenwalde laufen. Solange es irgend ging, liefen sie barfuß, denn mit Holzpantoffeln war der<br />

Weg doppelt beschwerlich. Als die Schule 1930 in <strong>Bad</strong> <strong>Saarow</strong> fertiggestellt war, blieben einige<br />

Kinder ihrer Reichenwalder Schule treu, der Weg war nicht weiter als der ihnen jetzt<br />

zugemutete.<br />

o Der Boxweltmeister Max Schmeling (geb. 1905, †2005) bezieht im Juli 1930 die Steinhardtsche<br />

Villa am Hindenburgdamm, (heute Friedrich-Engels-Damm 67) und später das Haus am Dudel,<br />

Moorstraße 10.<br />

o Hofkammerrat Hermann Paschke verstirbt am 01.11.1930 und wird auf dem Waldfriedhof<br />

beigesetzt.<br />

o <strong>Die</strong> Geschäftsstelle des Demeter-Versuchsringes in Marienhöhe beginnt mit der Redaktion der<br />

Monatszeitschrift „Demeter“ und die Verwertungsgenossenschaft liefert für ganz Deutschland.<br />

Der Chemiker Dipl. Ing. Franz Dreidax wird Hauptredner für die biologisch-dynamische


1931<br />

1932<br />

1933<br />

Anbauweise und tritt für eine Erneuerung der Landwirtschaft ein. <strong>Die</strong> Doktorarbeit von Ludwig<br />

Dreidax (geb. 1907, †1943, Ökonom und Anthroposoph) wird in der Praxis angewendet.<br />

o Der Restgutsbesitzer Hain erschließt einen Teil seines Besitzes für Siedlungszwecke in der<br />

<strong>Gemeinde</strong> Pieskow.<br />

o Ein Bäder- und Verkehrsverein <strong>Bad</strong> <strong>Saarow</strong> e.V. wird im Mai 1931 gegründet.<br />

o Vom 27.06. bis 05.07.1930 finden Feiern zum 25jährigen Bestehen des Ortes statt.<br />

o <strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong>vertretung beschließt die Erhebung der Biersteuer.<br />

o Der „Sport-Club <strong>Bad</strong> <strong>Saarow</strong>“ wird von Paul Zeidler und andere gegründet.<br />

o <strong>Die</strong> Landgemeinde <strong>Bad</strong> <strong>Saarow</strong> besteht aus Wohnplätzen (182 Wohnhäusern) und hat eine<br />

Fläche von 3.590 ha (Hektar).<br />

o Kleinbahnhaltepunkte „Pieskow-Scharmützelsee“ und „Theresienhof“ werden vermerkt.<br />

o <strong>Bad</strong> <strong>Saarow</strong> ist eine Landgemeinde mit den Wohnplätzen „Alte Eichen“, „Annenhof“, „Dudel“,<br />

„Gut Marienhöhe“, „Pieskow“, „Silberberg“ und „Ziegelei Silberberg“<br />

o Das Dorf <strong>Saarow</strong> hat entsprechend alten Chroniken 176 ha Fläche.<br />

o Gegen den Initiator der Künstlerkolonie Meckerndorf, Ludwig Klopper, erging 1931 Haftbefehl<br />

wegen 256,89 RM (Reichsmark) Schulden bei der <strong>Gemeinde</strong>, um den Offenbarungseid zu<br />

erzwingen.<br />

o Anlässlich einer Herbstübung der Heeresleitung der Reichswehr trifft sich der ranghöchste<br />

sowjetische General Tuchatschewsky (mit 11 Offizieren) am 20.09.1932 mit Reichspräsident<br />

Paul von Hindenburg (geb. 02.10.1847, †02.08.1934) und übernachtet im „Esplanade“.<br />

o <strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong>vertretung beschließt ein Ortsstatut zum Schutz gegen Verunstaltungen von<br />

Straßen, Plätzen und Flächen.<br />

o <strong>Die</strong> <strong>Gemeinde</strong>vertretung bestätigt den Verkauf des Elektrizitäts- und Wasserwerkes in der<br />

Ulmenstraße an die Märkischen Elektrizitätswerke sowie den Ausbau des Sportplatzes.<br />

o <strong>Die</strong> Prinzessin Franziska zur Lippe erwarb die Villa Marienhöhe von der in Konkurs<br />

gegangenen Kleinwohnungs G.m.b.H. in der Lindenstraße und stellt das Haus als Anhängerin<br />

der Demeter-Bewegung zur Verfügung.<br />

o 06.11.1932 Neuwahl zum Reichstag in Berlin. <strong>Die</strong> Sozialdemokraten erhalten 26 Stimmen,<br />

Deutschnationale 194 Stimmen, Zentrum-Partei 4 Stimmen (ehemalige Partei von Wilhelm<br />

Marx, geb. 1863, †1946), Kommunisten 74 Stimmen und die Nationalsozialisten 177 Stimmen.<br />

o Nach der Wahl des <strong>Gemeinde</strong>vorstehers (am 28.04.1933) gibt es durch die NSDAP<br />

Turbulenzen.<br />

o Dr. Krücke wird als Bürgermeister abgewählt und Rittmeister a.D. Arthur Kuhn eingesetzt, damit<br />

Ruhe im Ort einkehrt.<br />

o 05.03.1933 Landtagswahlen in Brandenburg.<br />

o 12.03.1933 erstmals wehen die alte Reichsfahne schwarz-weiß-rot und die Hakenkreuzfahne<br />

nebeneinander.<br />

o Am 21.03.33 stehen Reichspräsident Paul von Hindenburg und Kanzler Adolf Hitler (geb.<br />

20.04.1889, †30.04.1945) vereint vor der ganzen Welt. Festreden, Lagerfeuer und Gesang aller<br />

Volksgenossen in den Orten.<br />

o Im Juli findet eine Paradeauffahrt der Modellbootflotte des Oberleutnant Bartsch vor Schloss<br />

Pieskow statt.<br />

o 01.05.1933 mit überaus großer Beteiligung wird der Tag der nationalen Arbeit mit<br />

Programmrede des Volkskanzlers gefeiert. Er spricht über Arbeitsbeschaffung des ersten<br />

Jahres und vom Vierjahresplan. Auf allen Gebieten ist die Gleichschaltung erfolgt. <strong>Die</strong><br />

Gleichschaltung war die Vereinheitlichung des gesamten gesellschaftlichen und politischen<br />

Lebens bis ins Private durch die Nationalsozialisten. Es gilt die Parole „Gemeinnutz geht vor<br />

Eigennutz“. Mit Disziplin folgen die Massen dem Führer.<br />

o 28.06.1933 Zur Erinnerung an den Schmachfrieden von Versailles werden die Fahnen auf<br />

Halbmast gesetzt. Der Versailler Vertrag wurde als Friedensvertrag 1919 im Schloss von<br />

Versailles unterzeichnet.<br />

o Am 22.07.1933 erfolgt die Trauung von Boxer Max Schmeling und Schauspielerin<br />

Anny Ondra (geb. 1903, †1987) in der <strong>Saarow</strong>er Kirche.<br />

o In der <strong>Saarow</strong>-Strand-Kolonie gehörten relativ viele jüdische Bürger bis 1933 zu den Käufern<br />

der Parzellen. Deren Bautätigkeit stagnierte und wegen der komplizierten wirtschaftlichen Lage<br />

blieb ein weiterer Bauboom aus.


1934<br />

1935<br />

o 15.09.1933 Feierliche Einführung des Preußischen Staatsrates. Überall läuten die Glocken.<br />

Neue Unterrichtsfächer werden in den Schulen eingeführt: Vererbungslehre, Rasse- und<br />

Volkskunde, Wehrwissenschaft und Grenzlandkunde.<br />

o 01.10.1933 Ganz Deutschland feiert das Erntedankfest. <strong>Die</strong> Deutsche Landwirtschaft dankt<br />

seinen Führer Adolf Hitler. Kartoffeln und Getreide werden für das Winterhilfswerk gespendet.<br />

Der Führer ruft zur Bekämpfung der Not auf. Losung „Blut und Erde“.<br />

o 30.01.1934 Das Preußische Landjahrgesetz der „Erziehungsschlacht“ wird eingeführt. Ein Jahr<br />

arbeiten Jugendliche unbezahlt in der Landwirtschaft. (Landarbeit)<br />

o Zum Gutshaus Pieskow errichtete man 1908 ein Restaurationsgebäude, ein Betten- und<br />

Chauffeurhaus. <strong>Die</strong> Landbank verpachtete das dadurch geschaffene Kurhaus Pieskow, musste<br />

es dann 1920 verkaufen. Der wendige Hotelier Paul Wechsung, genannt Kröten-Paule, kaufte<br />

das Kurhaus und entwickelte es zu einem kulturellen Mittelpunkt des Ortes. <strong>Die</strong> Wirtschaftskrise<br />

brachte auch dem Hotelgewerbe große Probleme. Herr Wechsung war froh, das Haus durch<br />

aktive Vermittlung des Kurdirektors und <strong>Gemeinde</strong>vorstehers ab 01.01.1934 an die SA-<br />

Hochschulamt als Wehrsportschule verpachten zu können. Der ursprünglich für 3 Jahre<br />

geschlossene Vertrag wurde nach einem Jahr wieder gelöst. Herr Wechsung verkaufte 1939<br />

das Kurhaus als Erholungsheim an die Märkischen Elektrizitätswerke.<br />

o <strong>Die</strong> SA nutzt das Schloss Pieskow (ehemaliges Rittergut) als Wehrsportschule.<br />

o 01.04.1934 Am ersten Osterfeiertag lebte erstmals wieder die alte Sitte des Osterfeuers auf.<br />

o Am 28.04.1934 besucht Reichsminister des Inneren Wilhelm Frick (geb. 1877, †1946) die<br />

Marienhöhe.<br />

o 01.05.1934 große Maibaum-Feier<br />

o Der Sportplatz wird am 03.06.1934 durch den Oberpräsidenten und Gauleiter Kube, Max<br />

Schmeling, Harry Liedtke und vieler anderen Prominenten mit Vorführungen der Führerschule<br />

des Reichs-SA-Hochschulamtes eingeweiht.<br />

o 23.06.1934 große Sommerwendfeier<br />

o 28.06.1934 Zum Tag des Versailles-Vertrages flattern die Fahnen auf Halbmast.<br />

o Das Parkhotel wird Landschulheim.<br />

o 16.07.1934 Der Sonnabend ist nun Staatsjugendtag. Der ganze Tag gehört der Hitlerjugend.<br />

o <strong>Die</strong> Höhere Privat-Schule (früher Pädagogium) wird aufgelöst.<br />

o Viele Zwangsversteigerungen in <strong>Bad</strong> <strong>Saarow</strong> und Umgebung.<br />

o Das ganze Volk steht trauernd 02.08.1934 am Sarg seines „Vaters Hindenburg“. „<strong>Die</strong> Treue ist<br />

das Mark der Ehre“. 8-Tage-Trauer zum Tod von Paul von Hindenburg. Adolf Hitler erklärt: „…<br />

keiner ist würdig, Reichspräsident Hindenburgs Nachfolger zu sein“. Durch Gesetz und<br />

Volksabstimmung übernimmt der Reichskanzler und Führer die Befugnisse des<br />

Reichspräsidenten. Damit liegt alle Gewalt beim Führer Adolf Hitler.<br />

o Am 19.08.1934 bezeugt das Deutsche Volk durch einen Volksentscheid mit überwältigender<br />

Mehrheit dem Führer Adolf Hitler das unbegrenzte Vertrauen. <strong>Die</strong> Reichswehr und alle<br />

Beamten werden danach auf den Führer vereidigt.<br />

o Am 15.10.1934 eröffnet der Führer das Winterhilfswerk. Das ganze Volk muss gewaltige<br />

Anstrengungen unternehmen, um Herr der Not zu werden. <strong>Die</strong> Jugend sammelt, die Bauern<br />

liefern Kartoffeln ab, die meisten Haushalte erwerben die Hitler-Türplaketten.<br />

Haussammlungen, Eintopfgerichte und NS-Abzeichenverkäufe lösen sich ab.<br />

o Das Winterhilfswerk (WHW) endet am 31.03.1935. <strong>Die</strong> Leistungen waren gewaltig und höher<br />

als im Vorjahr.<br />

o NS-Bücher gehören zur Grundausstattung jeder Schule wie zBsp.: „Volk und Rasse“, „Adolf<br />

Hitler“, „Mein Kampf“, „Aufbau und Einteilung der S.A.“, „Handbuch der Judenfrage“ und andere<br />

o Das Parkhotel wird NS-Mütterheim, später Reservelazarett bis 1945.<br />

o <strong>Die</strong> Deutsche Post kauft Klein-Sanssouci in Pieskow,<br />

o Johann Jansen übernimmt im Juni das Amt des Bürgermeisters (er ist Mitglied der NSDAP seit<br />

1931, der SA und SS).<br />

o Joachim von Geldern-Crispendorf verlässt nach 5-jähriger Tätigkeit als Kurleiter den Ort.<br />

o Im Juni 1935 beginnt der Reichsarbeitsdienst als halbjährige <strong>Die</strong>nstpflicht für junge Männer.<br />

o Im Herbst gibt es eine Versorgungslücke bei Fett und Futtergetreide. Es erfolgen<br />

Gestapoaktionen gegen die „Sabotage der Volksernährung“:


1936<br />

1937<br />

o Herr Schäfer erwirbt bei der Versteigerung am 06.05.1936 das Kurhaus Esplanade.<br />

o Boxer Max Schmeling besiegt in New York den Boxer Joe Louis, Schmelings Haus auf dem<br />

Dudel brennt durch Blitzschlag ab.<br />

o Am 24.07.1936 stirbt Georg Michaelis (geb. 1857, †1936).<br />

o Der Reichsarbeitsdienst (RAD) wird auch für Mädchen von 15 bis 21 Jahre eingeführt.<br />

o In der Schule wird das Unterrichtsfach „Landarbeitslehre“ eingeführt.<br />

o Kundenlisten für Speisefette werden im Handel eingeführt.<br />

o Am 25.05.1937 wurde <strong>Bad</strong> <strong>Saarow</strong> die Garnison für eine Luftwaffen-Sperr-Ersatzabteilung,<br />

Versuchsabteilung und Heeresabnahme. <strong>Die</strong> Wehrmacht hatte dazu über 350 ha Land<br />

erworben. Dort standen Kasernen, Ballonhallen und weitere Gebäude. Am Bahnhof wurde extra<br />

ein Anschlussgleis gelegt.<br />

o Ein <strong>Saarow</strong>er Baubetrieb errichtete an der jetzigen Geschwister-Scholl-Straße 13 Doppelhäuser<br />

für die Zivilbeschäftigte und ihre Familien. In der Seestraße erwarb die Luftwaffe eine größere<br />

Villa und ließ sie als Offizierskasino ausbauen. Vom Grubenbesitzer Fritz Buschkamp wurde in<br />

der Ulmenstraße das Haus für den Kommandeur der Einheit gekauft. <strong>Die</strong> Offiziere waren in<br />

Häusern Am-Graben untergebracht.<br />

o Von dieser Kaserne aus wurden Versuche mit Sperrballons durchgeführt. <strong>Die</strong> Ausbildung der<br />

Soldaten erfolgte hier am Ende auch noch an Nebelwerfern. In der Heeresabnahme an der<br />

Wilmersdorfer Straße prüften die Soldaten die von den Herstellern angelieferten Kriegsballons.<br />

Im Frühjahr 1945 erfolgte die Verlagerung nach Frankfurt (Oder).<br />

o In der Zeit der Luftwaffensperrabteilung fällt auch der Tod der Wehrmachtspilotin Hanna<br />

Reitsch, die beim Test der Sperrballons mit ihrem Flugzeug abstürzte.<br />

o Der Bürgermeister berichtet dem Landrat am 17.08.1937, dass die Ortsgruppe der NSDAP<br />

Schilder mit der Aufschrift „Jude bleib fern, Volksgenosse dich sehen wir gern“ und „Kehret um<br />

ihr Kinder Israels“ aufgestellt wurden sind.<br />

o Repressalien gegen Juden im Ort, <strong>Bad</strong>everbot für Juden im Scharmützelsee<br />

o Der Reichsinnungsverband des Bäckerhandwerks übernimmt Theresienhof.<br />

o Das Amt für Volkswohlfahrt übernimmt das Parkhotel an der Seestraße und richtet darin ein<br />

NSV-Mütterheim ein. Im Zweiten Weltkrieg (Sept. 1939 bis Sept. 1945) diente das Parkhotel der<br />

Wehrmacht als Reservelazarett.<br />

o 1937 traute in der <strong>Saarow</strong>er Kirche der Generalsuperintendent (seit dem 16. Jahrhundert<br />

üblicher Titel für die höchste Aufsicht führender evangelischer Geistlicher der altpreußischen<br />

Union/Preußische Landkirche) a.D. Friedrich Karl Otto Dibelius (geb. 1880, †1967) den<br />

Bergassessor (nach Prüfung zum Patentanwalt) Curt Gerstein (geb. 1905, †1945,<br />

Hygienefachmann der SS).<br />

o In der renovierten <strong>Saarow</strong>er Kirche befand sich nun eine Fußbodenheizung und der<br />

Kirchenraum wurde mit einem Engel ausgeschmückt. <strong>Die</strong>ses Geschenk des früheren <strong>Saarow</strong>er<br />

Bürgers Dr. Teteus ist eine Nachbildung aus dem Lübecker Dom.<br />

o Der Kronprinz und spätere Kaiser Friedrich der III. ließ der beliebten Zirkusreiterin Therese<br />

Renz ein Schlösschen bauen. Nach ihr wurde Theresienhof benannt. Der Besitz des<br />

Theresienhofes ging 1904/05 an den Porzellanfabrikanten Schomburg über, er ließ das<br />

Schwedenhaus bauen. Der Reichsinnungsverband des Bäckerhandwerks kaufte 1938 den<br />

Theresienhof vom Gewerkskrankenverein und ließ ein weiteres Haus auf dem Theresienhof<br />

bauen und richtete eine Fachschule ein.<br />

o Aufgrund der politischen Situation bekamen der Präsident und die Demeter-Bewegung in<br />

Marienhöhe zunehmend Druck.<br />

o Der Deutsche Segelverband e.V. veranstaltet vom 23. bis 25.07.1937 eine<br />

Scharmützelseewoche.<br />

o Ein großes Herbstmanöver der Wehrmacht findet im Gelände zwischen Müncheberg,<br />

Frankfurt/Oder ostwärts statt.<br />

o <strong>Die</strong> Mädchen erhalten keine Gymnasiale Ausbildung mehr.<br />

o Boxen, Fußball und Geländesport sind jetzt auch ein Sportunterrichtsfach.

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