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Nachtrag - UWG Rheinbach

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Stadt <strong>Rheinbach</strong>Der Bürgermeister <strong>Rheinbach</strong>, den 04. Juni 2012An die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses der Stadt <strong>Rheinbach</strong> nachrichtlichan die Mitglieder des Rates der Stadt <strong>Rheinbach</strong> Sehr geehrte Damen und Herren,im Nachgang zur Einiadilllg zur 9/10. Sitzung des Jugendhilfeausschusses amDonnerstag, dem 14.06.2012, 18.00 Uhr, im Großen Sitzungssaal des Rathauses, <strong>Rheinbach</strong>,reiche ich in Abstimmung mit dem Vorsitzenden des Jugendhilfeausschusses, RatsherrnJoachim Schneider, folgende Erläuterungen nach:TOP 3 Jugendhilfeplanung im Kindergartenbereich TOP 4 Bericht über den U3-Ausbau in Kindertageseinrichtungen im Gebiet der Stadt <strong>Rheinbach</strong> TOP 6 Kommilllaier Kinder- illld Jugendforderplan (Beratilllg und Austausch) Weiterhin wird die Tagesordnilllg in Abstimmung mit dem Vorsitzenden um denBeratungspunkt "Errichtung und Betrieb eines BMX-Bikeparks in <strong>Rheinbach</strong>" erweitert. DieErläuterungen zu diesem Tagesordnungspunkt sind ebenfalls beigefligt.Mit freundlichen GrüßenIm Auftrag ,L/~Wolfgang RösnerFachbereichsleiter


Fachbereich: Jugend/Schule/Sport Tagesordnungspunkt 3Az.: 10TOP2Seite lVorlage flir die Sitzungdes Jugendhilfeausschusses 14.06.2012Beratungs gegenstand:öffentliche SitzungJugendhilfeplanung im Kindergartenbereich der Stadt<strong>Rheinbach</strong>Haushaltsmäßige AuswirktmgeniH in weis zur vorläufigen HaushaItsführung:1. Beschlussvorschlag:Die Kindergartenbedarfsplanung für das Kindergarten.jahr 2012113 bis 2014 wird wiedargestellt beschlossen. Darüber hinaus wird dem Ausbau der Betreuungsplätze fürKinder unter drei Jahren für den Zeitraum 2012 2014 wie dargestellt zugestimmt.Die Verwaltung wird beauftragt, jährlich über die Ausbau stufen zu berichten.2. Sachverhalt/Rechtliche Würdigung:Die Kindergartenbedarfsplanung ist Bestandteil der vorn örtlichen Träger der öffentlichenJugendhilfe zu erstellenden Jugendhilfeplanung. Die Planungsverantwortung des örtlichenTrägers der öffentlichen Jugendhilfe wird durch § 1 Abs. 3 des Kinderbildungsgesetzes (KiBiz)auf die allgemein geltenden Vorschriften des Sozialgesetzbuches Achtes Buch (SGB VIII)zUfÜckgeflihrt.Der Jugendhilfeausschuss beauftragte in seiner Sitzung am 10.03.2011 die Verwaltung mit derFortschreibung der Kindergartenbedarfsplanung.Hierbei ist zu berücksichtigen, dass mit dem Kinderförderungsgesetz (Kif6G) dieBundesregierung den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz flir Kinder ab dem vollendetenersten Lebensjahr zum 01.08.20l3 festgeschrieben hat. Bundesweit wird ein Bedarf von 35%vorausgesetzt, flir NRW wird von einer Ausbauquote von 32% ausgegangen.2.1 Analyse des Kindergartenjahres 201112012Zunächst wird kurz die Platzversorgung im Kindergartenjahr 201112012 im gesamten Stadtgebietangesprochen.Im Kindergartenjahr 2011/2012 wurde festgestellt, dass das tatsächliche Nachfrageverhalten furKinder ab dem dritten Lebensjahr, wie auch in den Jahren zuvor einer Bedarfsdeckung von fast100 % entspricht. Die nachfolgenden Aufstellungen geben Auskunft über die Platzversorgung in<strong>Rheinbach</strong>.


" c.9 'r ")Platzversorgung2011/12Plätze inTageseinrichtungenfür nicht behinderteAltersgruppen Kinder ..ITatsächlicheBelegungbis zum31.07.2012Plätze inTageseinrichtungenfür behinderteKinder(Eingliederungshilfenach 8GB)TatsächlicheBelegungbis zum31.07.2012GesamtePlätzeSe.-Je. :5GesamtetatsächlichBelegungbis zum31.07.20123-6 Jahre 711 711 11 11 722 722Unter 3 85Gesamt 796.... Bewilligte Plätze für das KIndergartenjahr2011/2012 an die Träger8479501101185807841806Diese Zahlen zeIgen, dass das Platzangebot im noch bestehenden Kindergartenjahr201112012 gerade ausreichend war. Nach den Kinderzahlen aus derKindergartenbedarfsplanung im vergangenen Jahr (686 Kinder It. Planung aus 2011), wärennoch ausreichend Plätze frei gewesen, um evtl. Kinder mit einem Rechtsanspruch aufBetreuung ohne Überbelegung in den Kindertageseinrichtungen unterzubringen. Grundhierfür kann u.a. die zügige Fertigstellung und der schnelle Bezug der Wohneinheiten desBaugebietes "An der Tomburg" sein.Im Folgenden werden - getrennt nach ehemaligem Schuleinzugsbezirk - die Belegungenin den Einrichtungen dargestellt:Kindertageseinrichtungen<strong>Rheinbach</strong>IKernstadO:Plätze für KinderPlätze für Kinder freie Plätze für Kinderunter 3 Jahrenüber 3 JahreOber 3 Jahrebewilligt Ibelegt bewilligt Ibelegt40 I 40 4461 445 1Die Zahlen zeigen, dass die Versorgung von Kindern mit Rechtsanspruch (ab dem 3. Lebens­jahr) gerade möglich ist. Sollten im Laufe des KindergartenJahres noch Kinder mit einem Rechtsanspruch zuziehen, kann dieser Anspruch noch erflillt werden. Dies würde zwar zu Überbelegungen in den Einrichtungen führen, was nach § 18 (4) KiBiz bis zu 2 Plätzen pro Gruppe rechtlich zulässig ist. Wie auch in den Jahren zuvor wurden aber auch Kinder aus den <strong>Rheinbach</strong>er Ortschaften und anderen Kommunen in Einrichtungen der Kernstadt aufgenommen, was jedoch nicht zu lTberbelegungen führte und mit der Verwaltung im Einzelfall abgesprochen wurde.


<strong>Rheinbach</strong>er Ortschaftent6? 3SQ~ ~~itKi ndertagesei nrichtungenFlerzheim(Ortschaften:Flerzheim IPeppenhoven IRamershoven):Plätze für KinderPlätze für Kinderfreie Plätze für Kinderunter 3 Jahrenüber 3 Jahreüber 3 Jahrebewilligt Ibelegt bewilligt belegt71 7 801 80 0Die Plätze decken sich mit der Inanspruchnahme zu 100 %. Einige Kinder aus dem FlerzheimerEinzugsgebiet werden in der <strong>Rheinbach</strong>er Kernstadt betreut, so dass der Rechtsanspruch inFlerzheim erfüllt werden kann. Die Erfüllung des Rechtsanspruches im laufendenKindergartenjahr kann gewährleistet werden, auch wenn dies' zu Überbelegungen fUhrt.KindertageseinrichtungenNeukirchen l Hilberath undQueckenberq (Ortschaften'Höhenorte)Plätze für Kinder Plätze für Kinder freie Plätze für Kinderunter 3 Jahren über 3 Jahre über 3 Jahrebewilligt I belegt bewilligt Ibelegt20 I 19 851 78 8Die Abweichungen in der Belegung sind damit zu begründen, dass einige Kinder aus denHöhenorten Einrichtungen aus der Kernstadt besuchen, darüber hinaus werden im u3-BereichKinder aus der <strong>Rheinbach</strong>er Kernstadt in den Höhenorten betreut. Hier stellt die Erfüllung desRechtsanspruches kein Problem dar. Die freien Plätze kömlen zur Erfüllung desRechtsanspruches von Kindern aus anderen <strong>Rheinbach</strong>er Ortschaften und der Kernstadt genutztwerden.Kindertageseinrichtung Oberdrees (Ortschaften: Oberdrees, Niederdrees Plätze für Kinder Plätze für Kinder freie Plätze für Kinderunter 3 Jahren über 3 Jahre über 3 Jahrebewilligt I belegt bewilligt I belegt61 7 381 33 5Zum jetzigen Zeitpunkt sind noch fünf Plätze für Kinder über 3 Jahre frei, was nach derGeburtenzählung aus der Planung 2011 auch bekannt war und für die Deckung evtl.Rechtsanspruche einkalkuliert wurde. Auch in Oberdrees sind Plätze von Kindern aus anderen<strong>Rheinbach</strong>er Ortschaften und der <strong>Rheinbach</strong>er Kernstadt belegt. Die Erfüllung desRechtsanspruches stellt in Oberdrees kein Problem dar.


KindertageseinrichtungWormersdorf'Plätze für KinderPlätze für Kinderunter 3 Jahrenüber 3 Jahre (ohne Schulkinder)bewilligt 1 belegt bewilligtfreie Plätze fürKinderOber 3 Jahrelb\~ ~ ~Q.~le.121 12 731 75 -2In W ormersdorf ist - wie bereits erwähnt - ein enormer Zuzug (seit Herbst 2011) von Kindern miteinern Rechtsanspruch auf Betreuung zu verzeichnen. Die Planung aus dem vergangenen Jahr undder tatsächliche Bedarf stimmen nicht überein (Zuzug Neubaugebiete). Zur Erflillung desRechtsanspruches W ormersdorfer Kinder kam es zu Überbelegungen und Unterbringungeninanderen Einrichtungen.S Fazit:Die Einschätzung der Bedarfsentwicklung im Bereich der Plätze ftir Kinder ab drei Jahren wurdeauf der Grundlage der Zahlen aus dem Einwolmermeldregister erarbeitet.Bei der Kindergartenbedarfsplanung werden die Kinder den jeweiligen Eimichtungen ihresWohnsitzes bzw. nach den ehemaligen Schuleinzugsbezirken den entsprechendenKindertageseinrichtungen zugeordnet.Es wurde wiederholt festgestellt, dass immer wieder Abweichungen von den örtlichen Planungenerfolgen, d.h., dass Kinder nicht in der wohnortnahen Eimichtung untergebracht werden. Häufigist dies allerdings der Wunsch der Erziehungsberechtigten. Bis heute hat dies noch nicht zuProblemen in Kindertageseimichtungen gefuhrt. Bei den kleineren Eimichtungen in denHöhenorten könnte es zukünftig eventuell zu finanziellen Schwierigkeiten kommen, da dieFinanzierung von der Belegung (Anzahl Kindpauschalen) abhängig ist.In den <strong>Rheinbach</strong>er Kindertageseinrichtungen werden darüber hinaus einige Kinder aus anderenKommunen betreut, wobei Kinder aus der Stadt <strong>Rheinbach</strong> in Eimichtungen anderer Kommunen,Betriebskindergärten u.a. untergebracht sind.Bei der Betreuung von Kindern unter 3 Jahren sollte vorab festgestellt werden, ob der in 2011geplante Deckungsgrad erreicht wurde (sh. Jugendhilfeausschuss vorn 10.03.2011, TOP 3).Folgende Deckung wurde flir 2,5 Jahrgänge im Kindergartenjahr 201112012 flir Kinder unter 3Jahren erreicht:Deckung 2011/2012 (gesamtes Stadtgebiet und getrennt nach Ortschaften)Plätze für u3Kinder in Plätze für Kinder in Deckung mit2,5 Jahr Kindertageseinrichtungen Deckung Kindertagespflege KindertagespflegeGesamt:Kernstadt:~40 12%forFlerzheim:Höhenorte: 29%Oberdrees: 28ili21%Wormersdorf: 80 15%.. .. ..Anmerkung: es wurden dIe vom Land beWIllIgten Platze beruckslchtJgt85 15% 85 29%9%


tD\ Durch die 100 %ige Belegung der U3-Plätze in den Kindertageseinrichtungen und derTagespflege wird im Kindergartenjahr 2011112 insgesamt eine Deckung von 29 % erreicht.Bei der Betreuung von Kindem unter 3 Jahren wird nach den Angaben der Landesregierungdavon ausgegangen, dass 70 % des Bedarfes durch Kindertageseinrichtungen und 30 % durch dieKindertagespflege gedeckt werden sollen. Dies ist in <strong>Rheinbach</strong> zurzeit nicht möglich.2.2 Kindergartenbedarfsplanung für Kinder unter 3 JahrenFür die weitere Kindergartenbedarfsplanung ist die Analyse des laufenden Kindergartenjahressehr wichtig. So kann das tatsächliche Nachfrageverhalten bei der Planung berücksichtigtwerden. Bei der weiteren Planung ist auch der Rechtsanspruch ffir Kinder ab dem 1. Lebensjahrmit zu berücksichtigen, da dieser ab dem Kindergartenjahr 201312014 eingeffihrt wird. EinePlanung der Ausbaustufen ffir Kinder unter drei Jahren ist besonders schwierig, da die Kinderzum Teil noch nicht geboren wurden.Die Geburtenzahlen fUr <strong>Rheinbach</strong> in den letzten Jahren sind aus der folgenden Aufstellungersichtlich:~1.09.2003 I ~1.09.2004 01.09.2005 01.09.2006 01.09.2007 01.09.2008 01. 010" - - -31.08.2004 31.08.2005 31.08.2006 31.08.2007 31.08.2008 31.08.2009 31.08.2010 31.08.2011<strong>Rheinbach</strong>Gesamt 236 215 215 193 246 250 240 224Kernstadt 1451 117 134 117 144 153 128 128• Flerzheim_._...~ ~28 30 27 36 32Oberdrees 12 5 9 13 13Wormersdorf 35 17 3331 35 25• Höhenorte 22 24 27 30 28 2630025020015010050o~Gebu rtenjah rgänge ::::> e.. J~ G'


\Of' 3 Geburtenzahlen 01.09.2011 bis 29.02.2011<strong>Rheinbach</strong> Gesamt 107Kemstadt 53Flerzheim 8Oberdrees 5Wormersdorf 21Höhenorte 20Die Anzahl der Geburten lag in den letzten Jahren bei durchschnittlich 223 pro Jahr. Ab dem01.09.2007 ist ein Anstieg der Kinderzahlen zu verzeichnen. Während in den Jahren zuvor· dieGeburtenzahlen relativ konstant unter 220 Kindern pro Jahr lagen und im Jahr 200612007 sogar unter190 Kindern, steigen die Geburtenzahlen mit über 240 Kinder pro Jahr ab September 2007 wiederdeutlich an. Ab dem Zeitraum 2010/2011 ist wieder ein Abstieg der Geburtenkurve zu verzeichnen,was sich auch in den Zahlen des Halbjahres 09.2011 - 02.2012 wieder spiegelt. Für die Versorgungder Kinder über 3 Jahren stellt dies in <strong>Rheinbach</strong> kein Problem dar.Aus der folgenden Aufstellung ist erkennbar, wie sich die Geburtenzahlen in den nächsten Jahren beidem aktuellen Platzangebot rur Kinder ab dem dritten Lebensjahr auswirken.Stadt f;t)ä rbach/ ...; ..... ":... ."Grurdschdbezi rM 1RhänbachGrurdschdbezi rM 2~1erz:neJm,RanershovEf1 ,Peppenhoven2012·13PI~lzeKirderur.ter 3Jah"en~ and:19.12.2011 .PI~e Kirderg


Bei dieser Darstellung wurde bei den Jahrgängen das jeweilige Schuleintrittsdatum derKindergartenjahre berücksichtigt. Nach der letzten Änderung des Schulgesetzes NRW (SchulGNRW) im April 2011 beginnt die Schulpflicht ftir Kinder, die bis zum 30. September einesJahres das sechste Lebensjahr vollendet haben, am 01. August desselben Jahres. Bei der Planungim März 2011 war diese Regelung noch nicht bekannt, damals war der Stichtag noch auf den31.12. festgesetzt.Da die Kinder durch diese Veränderung den Kindergarten immer früher verlassen, werden dieälteren Jahrgänge in den Kindertageseinrichtungen kleiner.Die Erftillung des Rechtsanspruches ftir Kinder über drei Jahre ist nach den heute bekanntenZahlen gewährleistet. Sollten allerdings die Zahl der Zuzüge, Änderungen bei der Schulpflicht,im Buchungsverhalten der Erziehungsberechtigten u.a. erfolgen, könnte in den nächsten Jahrenwider Erwarten ein Problem auftreten. Weiterhin werden die Einrichtungen verstärkt daraufhingewiesen, vonangig Rheinba.cher Kinder aufzunehmen.Ausbaustufen bis zum Kindergartenjahr 201312014Wie bereits aus ge ftihrt, besteht nach dem Kinderförd~rungsgesetz ab dem Kindergartenjahr2013/2014 ein Rechtsanspruch ftir Kinder ab dem ersten Lebensjahr. Die Bundesregierung gehtzurzeit noch von einem Bedarf von 35 % der ein bis drei Jahre alten Kinder aus. Für NRW wirdvon einer Ausbauquote von 32% ausgegangen. Es sollen 70% der Betreuungen InKindertageseinrichtungen und 30% durch die Kindertagespflege gedeckt werden.Ob die von der Bundesregierung festgelegten 35 % (ftif NRW 32 %) ausreichen, um dennachgefragten Bedarf zu bedienen, kann zum heutigen Zeitpunkt nicht beantwortet werden. DasNachfrageverhalten der Eltern ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht genau prognostizierbar, auchwenn dies zunimmt.Da nicht auf genaue Erfahrungswerte zurückgegriffen werden kann, wird bei der folgendenHochrechnung Grundlage sind die durchsch~ittlichen Geburten der letzten Jahre - von 2,5Jahrgängen ausgegangen. Dabei wird eine Nachfrage bei Kindern zwischen dem ersten undzweiten Lebensjahr von 25% und bei Kindern zwischer,t zwei und drei Jahren von 75% zugrundegelegt.Hiernach müssten bis 201312014 folgende Plätze rur Kinder ==-=--=--=:.=:.=.= eingerichtet werden:


10P sse ~te 5stand: 06.03.2012KinderlJ


sehr hoch ist und daher ein Ausbau an Plätzen für Kinder unter 3 Jahren aufgrund der damitverbundenen Platzreduzierung im Moment nicht möglich ist. Es wird im kommendenKindergartenjahr wie bei der letzen Kindergartenbedarfsplanung angekündigt, sogar eine kleineReduzierung der Plätze für Kinder unter 3 Jahren nötig sein, damit der Rechtsanspruch fürKinder ab dem dritten Lebensjahr erfüllt werden kann.In Zukunft soll allen Kindertageseinrichtungen ermöglicht werden, Kinder unter 3 Jahren zubetreuen_ Bis 201312014 muss nach dem Kinderfdrderungsgesetz eine Betreuung für 35% derKinder unter 3 Jahren geschaffen werden (Vorgabe Bund; Landesvorgabe 32 %).Wie bereits zu Beginn erklärt, sind Ausbaustufen bis zum Jahr 2013 zu planen. Der stufenweiseAusbau umfasst nach § 24a Abs. 2 Kifög die Verpflichtung1. jährliche Ausbaustufen zur Verbesserung des Versorgungsniveaus zu beschließen und2. jährlich zum 31.Dezember den erreichten Ausbaustand festzustellen.Der Ausbaustand zum 31. Dezember 2011 wurde bereits festgestellt. Der stufenweise Ausbau fürdie Kindergartenjahre 2012/2013 bis 2013/2014 ist noch festzulegen.Folgender stufenweise Ausbau müsste, um im Kindergartenjahr 201312014 die Ausbaustufe von35% zu erreichen, durchgeführt werden (es handelt sich hierbei nur um eine rechnerischeVorgabe des KiföG, wobei dies Landesregierung von 32 % ausgeht):lof' -';>-=->s'e ;{..€ /10Kindergartenj ahr 2012/20132,5 Jahrgänge(HochrechnungGeburten01.02.2010­29.02.2012 )Ausbaustufein ProzentAusbaustufeAnzahl der PlätzePlätze in Kindertagespflege(30 %)586 Kinder 35 % 205 Plätze 62 Plätze 144 PlätzePlätze in Kindertageseinrichtungen(70 %)Kindergartenjahr 2013120142,5 Jahrgänge(HochrechnungGeburten01.02.2010­29.02.2012 )Ausbaustufein ProzentAusbaustufeAnzahl der PlätzePlätz~ in Kindertagespflege(30 %)586 Kinder 35 % 205 Plätze 62 Plätze 144 PlätzePlätze in Kindertageseinrichtungen(70 %)Fazit:Die Bundesregierung geht weiterhin von einem Bedarf von 35 % der Kinder ab dem 1.Lebensjahr aus. Inwieweit dieser Richtwert weiterhin Bestand hat, kann zum heutigen Zeitpunktnoch nicht abschließend beurteilt werden.In der Kindertagespflege ist das Ausbauziel bereits erreicht und überschritten. Mit insgesamt 85Plätzen im Kindergartenjahr 201212013 übersteigt das Angebot bereits heute das Ausbauziel fürdas Jahr 201312014. Da der Ausbau in den Kindertageseinrichtungen weiterhin schwierig ist,kann mit den Plätzen in der Kindertagespflege das Ausbausziel insgesamt gehalten werden.


\D? 3.Se t+.e !l,1Für das Jahr 2013/2014 ist die Bedarfsdeckung nur durch den weiteren Ausbau der Tagespflegemöglich.Um die errechnete Ausbaustufe zu erreichen, sind in den nächsten Jahren 56 Plätze inKindertageseinrichtungen einzurichten.· Ein Ausbau dieser Plätze in den bestehenden<strong>Rheinbach</strong>er Einrichtungen stellt zum heutigen Zeitpunkt ein Problem dar, da weiterhin derRechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz für Kinder ab 3 Jahre gewährleistet werden mussund der Ausbau im U3-Bereich bzw. Umwandlung der Gruppenformen zur Reduzierung derPlätze für Kinder ab 3 Jahre führt.Abschließend ist festzuhalten, dass bei den erfolgten Planungen die noch zu erwartendenRegelungen der Bundes- und Landesregierung zum Thema Betreuungszeit, Umfang desRechtsanspruches keine Berücksichtigung finden konnten, da noch keine Regelungen getroffenwurden. U.a. bedarf es auch der Klärung der Frage, inwieweit der tatsächliche Betreuungsbedarfder Eltern durch die Erfüllung des Rechtsanspruches gedeckt werden kann. Zu welchemZeitpunkt hierzu von der Bundes- oder Landesregierungen entsprechende Regelungen erfolgenwerden, ist nicht bekannt. Der Jugendhilfeausschuss wird hierüber informiert.<strong>Rheinbach</strong>, den 04.06.2012Wolfgang RösnerFachbereichsleiter


Amt: Jugend/Schule/SportAz.: lOTOP4Tagesordnungspunkt 4 Seite /t J. . Vorlage für die Sitzung desJ ugen dhilfeausschusses 14.06.2012Beratungsgegenstand:Bericht zum Ausbau der U3-Plätze in denKindertageseinrichtungen in <strong>Rheinbach</strong>öffentliche SitzungHaushaltsmäßige Auswirkungen/Hinweis zur vorläufigen Haushaltsführung:sh. Sachverhalt1. Beschlussvorschlag:Die Ausführungen der Verwaltung werden zur Kenntnis genommen. Über den U3­Ausbau in <strong>Rheinbach</strong>er Tageseinrichtungen wird dem Jugendhilfeausschuss weiterhinberichtet.2. Sachverhalt/Rechtliche Würdigung:2.1Die Verwaltung berichtet regelmäßig über den U3-Ausbau, Auf die Erläuterungen zurSitzung des Jugendhilfeausschusses am 22.09.2011, TOP 5, wird verwiesen.Auch in 2012 haben sich bezüglich der Höhe der Zuschussgewährung für den investiven U3­Ausbau in Kindertageseinrichtungen keine Änderungen ergeben.Der Stadt <strong>Rheinbach</strong> wurden für den U3-Ausbau für 2012 und 2013 finanzielle Mittel ausa) der fachbezogenen Pauschale 2010 (<strong>Nachtrag</strong>shaushalt 2010) Bundesmittel in Höhevon insgesamt 174.433,00 €,b) der fachbezogener Pauschale aus dem Sonderprogramm 2012/13 = Landesmittel inHöhe von 153.438,00 €zur Verfügung gestellt.Zua)Dieser Betrag setzt sich aus einem von <strong>Rheinbach</strong> nicht verteilten Betrag aus 2010 in Höhevon 39.046,00 € sowie dem im Rahmen der Bundesmittel zur Verfügung stehenden Budgetfür <strong>Rheinbach</strong> errechneten Betrag von 135.387,00 € zusammen.Die Gesamtsumme von 174.433,00 € ist nach den Richtlinien aus 2008 zu verteilen, diesmuss bis zum 30.06.2012beim Landesjugendamt angezeigt werden.


Die Höhe der Pauschalen betragen pro neu einzurichtenden Betreuungsplatz:Fördennaßnahmen Pauschale Bundesmittel(Trägeranteil 10 %)Neubau (inkL20.000€Ausstattung)I Umbau 8.500€Ausstattung 3.500 €,Zu b)Der Betrag von insgesamt 153.438,00 € ist eigenverantwortlich für den investiven Ausbauvon neu zu schaffenden Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren zu verwenden undwurde für 2012 auf 72.206,00 € und für 2013 auf 81.232,00 € festgesetzt.Es muss darauf hingewiesen werden, dass bei der Berechnung der v.g. Beträge seitens derLandesregierung eine Budgetierung der zur Verfügung stehenden Fördennittel vorgenommenwurde. Dies erfolgte im Verhältnis der Anzahl der Kinder im Alter von einem und zweiJahren im jeweiligen Jugendamtsbezirk gegenüber der Gesamtanzahl aller Kinder im V.g.Alter in NRW zum 31.12.2010. Weiterhin wurde die Betreuungsquote für 3jährige Kinderzum 01.03.2011 im jeweiligen Bereich mit einbezogen.Die Höhe der Pauschalen betragen pro neu einzurichtenden Betreuungsplatz:I Fördennaßnahmen Pauschale Sonderprogramm201212013 (kein Trägeranteil)Neubau (inkL17.000 €Ausstattung)Umbau 5.100 €I Ausstattung 1.700 €2.2Insgesamt sind im Jugendamtsbezirk <strong>Rheinbach</strong> noch 6 Kindertageseinrichtungen, in denenNeu- bzw. Umbauten zur Qualifizierung der U3-Betreuung erfolgen müssen.Zum Zeitpunkt der Fertigung der Erläuterungen ist der Verwaltung noch nicht bekannt, wiedie Verteilung der Mittel erfolgt, da die Beratungen bei den Trägervertretern noch nichtabgeschlossen sind.Es handelt sich bei den V.g. Einrichtungen um3 Einrichtungen der Kath. Kirchengemeinde St. Martin, <strong>Rheinbach</strong>, (Liebfrauenwiese,St. He1ena, St. Ursu1a),Kindertageseinrichtung der Elterninitiative Kleine Strolche Flerzheim e.V.,Elterninitiative Naturkindergarten e.V. (Haus),Integrative Kindertageseinrichtung der Lebenshilfe "Rasselbande"Die Anträge der Kath. Kirchengemeinde St. Martin sind im einzelnen mit demLandesjugendamt und der Stadt <strong>Rheinbach</strong> abgestimmt, bei den anderen Tageseinrichtungensind Anträge auf Umbau. für den· U3-Betrieb in der Einrichtung noch in Arbeit. DieVerwaltung ist mit den Trägem dieser Einrichtungen weiterhin intensiv im Gespräch, um die


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Amt: Jugend/Schule/Sport Tagesordnungspunkt 6Az.: 10TOP6 Seite .A6Vorlage für die Sitzung desJ ugendhilfeaussch usses 14.06.2012Beratungsgegenstand:öffentliche SitzungKommunaler Kinder- und JugendförderplanHaushaltsmäßige Auswirkungen - keine1. Beschlussvorschlag:Der Jugendhilfeausschuss beschließt den Kommunalen Kinder- und Jugendförderplanin der als Anlage beigefügten Fassung.2. SachverhaltlRechtliche Würdigung:Mit dem Kinder- und Jugendfördergesetz - KJFöG NRW - verpflichtet das Land dieörtlichen Träger der öffentlichen Jugendhilfe auf der Grundlage der kommunalenJugendhilfeplanung seit 2006 einen Kinder- und Jugendfdrderplan für jeweils eineWahlperiode zu erstellen (§ 15 Abs. 4 KJFÖG). Der erste Kommunale Kinder- undJugendförderplan wurde noch durch den Rhein-Sieg-Kreis erstellt. Der hier vorliegendeKommunale Kinder- und Jugendförderplan stellt den zweiten Planungsbericht dar undversteht sich als Fortführung der Planungen, wie sie im ersten grundgelegt wurde.Der Kommunaler Kinder- und Jugendförderplan, wie er als Anlage beigefügt ist, erfüllt dieseAufgabe. Er ist als eine Teil-Planung im Gesamt der Jugendhilfeplanung zu verstehen.Eine Vorberatung hat in der vom Jugendhilfeausschuss eingesetzten "ArbeitsgruppeJugendhilfeplanung" stattgefunden.<strong>Rheinbach</strong>, den 04.06.2012Wolfgang Rösner Fachbereichsleiter


ft~eQ..~ e ~u. 1" o-P (;JUGENDAMT DER STADT RHEINBACH &e (-\-e /t.6Kommunaler Kinder­und Jugendförderplan Jugendhilfeplanung der Stadt <strong>Rheinbach</strong>04.06.2012Der vorliegende Förderplan stellt die kommenden Planungen vor.


Inhaltsverzeichnis~~rt3A) Allgemeiner Teil 4 1 Einleitung / Gesetzliche Grundlagen 4 2 Allgemeine Ziele und Aufgaben des Kinder- und Jugendförderplanes 4 2.1 Ziele, Aufgaben und Leitlinien des KJFöG 5 2.1.1 Ziele 6 2.1.2 Aufgaben 7 2.1.3 Kinder- und Jugendförderung im l\Jothaushaltsrecht 9 B) Planung 10 1 Offene Kinder- und Jugendarbeit 10 1.1 Planungsgegenstand 10 1.2 Planungserfordernisse 12 1.3 Planungsvorgehen 13 2 Sozialräumlichorientierte Zielgruppenarbeit der Mobilen Jugendarbeit 13 2.1 Planungsgegenstand 13 2.2 Planungserfordernisse 15 2.3 Planungsvorgehen 16 3. Fortsetzung der Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Köln 16 3.1 Planungsgegenstand 16 3.2 Planungserfordernisse 17 3.3 Planungsvorgehen 18 2


VorwortDer bier vorliegende Kommunale Kinder- und Jugendförderplan wäre ohne die Hilfeund das Engagement unterschiedlichster Personen und Institutionen nicht denkbar.So mag es also ungewöhnlich sein, am Anfang eines kommunalenSteuerungsinstrumentes ein Vorwort zu finden, welches den Beteiligten Dankausspricht. Aber ebenso scheint dies gerade der Kommunale Kinder- undJugendförderplan in besonderer Weise zu ermöglichen. Denn er fordert inebensolcher Weise die Planung mit den Beteiligten und nicht verkürzt ausschließlichdie Planung für die Beteiligten. Mitwirkung ist also nicht nur gewünscht, sondern warunbedingt nötig und, das kann man sagen, wurde rege wahrgenommen.So waren es die Ortsvorsteher, die durch viele Gespräche und Exkursionen mit derFachstelle für Mobile Jugendarbeit des Jugendamtes <strong>Rheinbach</strong> die Bedürfnislageaus Sicht der Ortschaften mit einfließen ließen. Alle Träger der Offenen Kinder- undJugendarbeit und namentlich deren Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in <strong>Rheinbach</strong>, inder Innenstadt wie auch in den Ortschaften, gelang es ebenso, ein differenziertesBild der Lebenslagen und Herausforderungen für junge Menschen in <strong>Rheinbach</strong>, inall den vielen Planungsgesprächen zu zeichnen und ihre Lage als Träger zuschildern.Letztlich waren es die Kinder und Jugendlichen selber, die in der Studie zumFreizeitl/erhalten als Experten ihrer eigenen Lebenswelt entscheidend zu denPlanungsergebnissen beitrugen.Begleitet und ausgewertet wurde die Studie durch die Fachhochschule Köln, Institutfür Angewandte Soziologie unter Leitung von Herrn Professor Dr. Thimmel undseinem Team engagierter Studierender.Ohne die Mitwirkung der Fachstelle für Mobile Jugendarbeit des Jugendamtes<strong>Rheinbach</strong> wäre aber auch diese Studie nur schwerlich denkbar gewesen.Die Mitglieder der Arbeitsgruppe Jugendhilfeplanung und der Jugendhilfeausschussbegleiteten die Entstehung des Kommunalen Kinder- und Jugendförderplans in denvergangenen Jabren immer konstruktiv und waren kritische Reflexionsinstitution undUnterstützer.All diesen Mitwirkenden sei an dieser Stelle Dank ausgesprochen.3


A) Allgemeiner Teil1 Einleitung / Gesetzliche GrundlagenDas Kinder- und Jugendfördergesetz in Nordrhein-Westfalen (3. Gesetz zurAusführung des Kinder- und Jugendhilfegesetzes; Gesetz zur Förderung derJugendarbeit, der Jugendsozialarbeit und des erzieherischen Kinder- undJugendschutzes - Kinder- und Jugendförderungsgesetz - 3. AG-KJHG - KJFöG) ­Anlage 1 - verpflichtet die Kommunen zur Entwicklung eines Förderplanes auf derGrundlage der kommunalen Jugendhilfeplanung, der für jeweils eine Wahlperiodeder Vertretungskörperschaft festgeschrieben wird (§ 15 Abs. 4 KJFÖG).Mit diesem dritten Ausführungsgesetz zum Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG)führt der Landesgesetzgeber den Landesrechtsvorbehalt gem. § 15 KJHG aus undregelt die näheren Einzelheiten über Inhalt und Umfang der §§11 bis 14 KJHG.Gem. § 15 KJFöG ist der örtliche Träger der öffentlichen ~ugendhilfe zur Förderungder Jugendarbeit, der Jugendsozialarbeit und des erzieherischen Kinder- undJugendschutzes verpflichtet. Er hat im Rahmen seiner finanziellen Leistungsfähigkeitzu gewährleisten, dass in seinem Zuständigkeitsbereich die erforderlichen undgeeigneten Einrichtungen, Dienste, Veranstaltungen und Fachkräfte zur VerfQgungstehen.Er hat außerdem im Rahmen seiner finanziellen Leistungsfähigkeit dafür Sorge zutragen, dass die erforderlichen Haushaltsmittel bereitgestellt werden. Diese müssenin einem angemessenen Verhältnis zu den für die Jugendhilfe insgesamtbereitgestellten Mitteln stehen (§ 15 Abs. 3 KJFÖG). Der Kinder- undJugendförderplan der Stadt <strong>Rheinbach</strong> legt den Rahmen fest, der diesengesetzlichen AufgabensteIlungen gerecht wird.Der hier vorliegende kommunale Kinder- und Jugendförderplan versteht sich alsnachfolgende Planung des ersten Kommunalen Kinder- und Jugendförderplanes, dervor der Gründung des eigenen Jugendamtes für <strong>Rheinbach</strong> durch dasKreisjugendamt im Rhein-Sieg-Kreis geschrieben wurde. Die vorliegende Planungbaut auf diesem ersten Bericht auf.2 Allgemeine Ziele und Aufgaben des Kinder- und JugendförderplanesDer Kinder- und Jugendförderplan stellt ein verbindliches FörClerinstrument in derkommunalen Jugendhilfe dar. Er soll den Trägern der freien JugendhilfePlanungssicherheit im Bezug auf die finanziellen Rahmenbedingungen imPlanungszeitraum geben und durch eine angemessene Laufzeit ermöglichen,Angebote zu entwickeln, durchzuführen und auszuwerten.4


Auf der Grundlage der Jugendhilfeplanung berücksichtigt er alle für die Kinder- undJugendförderung relevanten Aufgabenfelder. Er ist so flexibel gestaltet, dass erneben den bewährten und bedarfsgerechten Angeboten auch Spie~raum fürunvorhergesehene Bedarfe lässt.Ausgangslage für die Förderung sind die Bedürfnisse und Interessen der in der Stadt<strong>Rheinbach</strong> wohnenden jungen Menschen. Dabei werden im Sinne derChancengleichheit insbesondere die jungen Menschen gefördert und unterstützt, dieaufgrund individueller und sozialer Beeinträchtigungen in ihrer Entwicklungbenachteiligt sind.Die Ausgestaltung der Kinder:. und Jugendförderung vor Ort setzt die Abstimmungder vier Handlungsfelder Jugendverbandsarbeit, Offene Kinder- und Jugendarbeit,Jugendsozialarbeit sowie erzieherischer Kinder- und Jugendschutz voraus.Die partnerschaftliehe Zusammenarbeit des öffentlichen Jugendhilfeträger undTrägern der freien Jugendhilfe ist Grundlage des kommunalen Kinder- undJugendförderplanes. Deshalb werden die frefen Träger frühzeitig an der Erstellungbeteiligt. Ein weiteres Ziel des Kinder- und Jugendförderplanes ist die Förderung undUnterstützung ehrenamtlichen Engagements. Insbesondere die vielfältigenAktivitäten der Jugendverbände sind ohne diese unentgeltlich geleistete Tätigkeit 'nicht denkbar.Qualitätsentwicklung und Qualitätsnachweise sind wichtige Aspekte des Kinder- undJugendförderplanes. Hierzu gehört ein quantitatives und qualitatives Berichtswesen,das Grundlage für den Wirksamkeitsdialog mit den Trägern der freien Jugendhilfe ist.Schließlich gibt der Kinder- und Jugendförderplan Auskunft über dieGesamtressourcen des öffentlichen Trägers der Jugendhilfe und berücksichtigt dasVerhältnis von kommunalen Mitteln und Landesmitteln.2.1 Ziele, Aufgaben und Leitlinien des KJFöGSchaut man in die maßgebliche Rechtsverordnung für die Belange der Jugendhilfe,dem SGB VIII, so lassen sich an vielen Stellen Aussagen über Ziele, Leitlinien undAufgaben der öffentlichen und freien Träger der Jugendhilfe finden.Dabei ist es durchaus von Interesse, eine Sortierung dieser im SGB VIII auffindbarenhandlungsleitenden Normen vorzunehmen. Im Folgenden soll dies in Anlehnung anHiltrud von Spiegel (Spiegel, Münster, 2005) geschehen:5


2.1.1 ZieleDer Begriff Ziel (griechisch TEAO~ [telos], lateinisch finis, englisch objective, goal)bezeichnet einen in der Zukunft liegenden, gegenüber dem Gegenwärtigen imAllgemeinen veränderten, erstrebenswerten und angestrebten Zustand (Zielvorgabe).Ein Ziel ist somit ein definierter und angestrebter Endpunkt eines Prozesses, meisteiner menschlichen Handlung. Es geht also darum, was bewirkt werden soll. Mit demZiel ist häufig der Erfolg eines Projekts bzw. einer mehr oder weniger aufwendigenArbeit markiert oder anders: Es ist die Frage danach, ob wir etwas bewirkt haben.Beispiele hierfür sind etwa Qualitätsziele, Unternehmensziele oder das Erreicheneiner Zeitvorgabe. Dem folgend sind also auch Erziehungsziele -wie sie in derLeitnorm des K .JFÖG- formuliert werden, nichts anderes als Aussagen darüber, was.in der Jugendhilfe bewirkt werden soll, für die Kinder und Jugendlichen.Wir können dementsprechend auch von Wirkungszielen sprechen und dieMaßnahmen und Angebote der Jugendhilfe müssen strukturell, inhaltlich undmethodisch so angeordnet und ausgerichtet sein, dass das Erreichen dieserWirkungsziele wahrscheinlich ist.Das KJFöG zeigt eine ganze Reihe von solchen Wirkungszielen. Als Wirkungensollen die Fähigkeiten vermittelt werden, zu:• solidarischem Miteinander• selbst bestimmter Lebensführung• ökologischem Bewusstsein• nachhaltigem umweltbewussten Handeln• gesellschaftlicher Mitwirkung• demokratischer Teilhabe und Gewaltfreiheit• Auseinandersetzung mit friedlichen Mitteln• Toleranz und Akzeptanz gegenüber anderen Weltanschauungen, Kulturen undReligionen• gegenseitiger Achtung• Selbstvergewisserung über die eigene Kulturelle Identität• gleichberechtigter Teilhabe von Jungen und Mädchen• konstruktiver Konfliktbearbeitung• Überwindung der Geschlechterstereotypen• Anerkennung unterschiedlicher Lebensentwürfe• kritischer Beurteilung politischer Vorgänge und Konflikte• Interesse an politischer Beteiligung• Medienkompetenz und kritische Auseinandersetzung mit neuen MedienDiese .Wirkungsziele sind die Planungsgrundlage für <strong>Rheinbach</strong>. Die Maßnahmen derJugendhilfe in <strong>Rheinbach</strong> müssen so ausgerichtet sein, dass das Erreichen dieserWirkungsziele wahrscheinlich ist.6


2.1.2 AufgabenNeben den bereits aufgezeigten Wirkungszielen, welche das KJFöG aufzeigt, werdendort auch Aufgaben formuliert. Diese Aufgaben können als Aufforderung verstandenwerden, Angebote zu etablieren, welche die Umsetzung dieser Aufgaben zum Zielhaben und letztlich dazu dienen sollen, die Wirkungsziele zu erreichen.Bezogen auf den kommunalen öffentlichen Träger der Jugendhilfe bedeutet dies fürdie Planung, die Bereitstellung einer Infrastruktur, die das Erreichen derangestrebten Ziele möglicht macht oder zumindest förderlich dazu beiträgt.Im Gesetz selber sind die Aufgaben i.d.R. identifizierbar durch den vorangestelltenBegriff der Förderung. Hier also ein Überblick über die im KJFöG benanntenAufgaben:• Förderung der Persönlichkeitsentwicklung• Förderung der individuellen, sozialen und kulturellen Entwicklung• Förderung der seelischen, geistigen und körperlichen Entwicklung• Förderung der Berufsfähigkeit• Förderung geschlechtsspezifischer Angebote• Förderung der Kreativität und Ästhetik im Rahmen kultureller Formen• Förderung und Unterstützung des ehrenamtlichen Engagements• Förderung der Aus- und Weiterbildung, Sonderurlaub• Förderung der internationalen Verständigung, des Verständnisses anderer KulturenDie hier aus den gesetzlichen Vorgaben des K,..IFÖG entnommenen Aufgaben sindeher allgemeine Zielbeschreibungen. Darüber hinaus sieht das Gesetz aber auch dieImplementierung umfassender Arrangements, welche für alle Arbeitsfelder Geltunghaben:• Ermöglichung von Zugängen junger Menschen mit Behinderungzur Jugendarbeit• Beteiligung von Kindern! Jugendlichen an allen sie betreffenden Planungen;• Berücksichtigung der besonderen Belange der Kinder! Jugendlichen bei derGestaltung der Angebote, Maßnahmen und Dienste• Angebote! Einräumung eines Mitspracherechts;• Abbau geschlechtsspezifischer Benachteiligungen und Rollenzuschreibungen;• Ausgleich sozialer Benachteiligung;• Vermittlung sozialer Beziehungen untereinander;• Bereitstellung geeigneter pädagogischer Angebote der Bildung, Erziehung undFörderung in und außerhalb von Schulen;• Erschließung der Teilnahme am kulturellen Leben der Gesellschaft;• Stärkung des europäischen Identitätsbewusstseins.Die oben aufgeführten umfassenden Arrangements sollen nach dem Willen desGesetzes Geltung für alle Handlungsbereiche des K,..IFÖG haben.7


Darüber hinaus fordert das KJFöG eindeutig durchgängige Handlungsmaximen undPrinzipien, welche bei der Planung - also bei der planerischen Erstellung deskommunalen Kinder- und Jugendförderplanes berücksichtigt werden sollen. Dieseplanerischen Rahmenbedingungen können als Handlungsaufforderungen formuliertwerden:• Grundsätze des Gender Mainstreaming beachten (z.B. geschlechterdifferenziert planen); • Zielgruppenorientiert planen (z.B. für Kinder in benachteiligten Lebenswelten odermit Migrationshintergrund);• Partizipation stärken (z.B. durch die Organisation von Beteiligungsmöglichkeiten fürKinder/ Jugendliche);• Sozialräumlich orientiert handeln (z.B. Zusammenarbeit von Jugendhilfe und Schule bzw. • Vernetzung der verschiedenen Angebote im Sozialraum)• Flexibel reagieren (z.B. offen sein für neue Entwicklungen hinsichtlich der Lebenslagen der Kinder/Jugendlichen); • Pluralität und Autonomie, Wertorientierung, Methodenvielfalt und -offenheit der Träger beachten (z.B. durcll ein dialogisches Verhandeln über Angebote und Finanzierung); • Träger beteiligen (z. B. bei der Planung der Angebote und der Aushandlung von Kriterien der Mittelverteilung); • Freiwi"igkeit der Teilnahme gewährleisten (z.B. durch den Abbau von Nutzungsbarrieren und Verzicht auf Mitgliedschaften und Teilnahmegebühren). Der Kommunale Kinder- und Jugendförderplan ist ein verbindliches Förderinstrumentin der kommunalen Kinder- und Jugendhilfe. Er so" den öffentlichen und freienTrägern der Jugendhilfe Planungssicherheit in Bezug auf die finanziellenRahmenbedingungen innerhalb des Planungszeitraums geben. DerPlanungszeitraum ist gleich der Wahlperiode der Vertretungskörperschaft.Auf der Grundlage der Jugendhilfeplanung berücksichtigt er alle für die Kinder- undJugendförderung relevanten Aufgabenfelder. Er ist so flexibel gestaltet, dass erneben den bewährten und bedarfsgerechten Angeboten auch Spielraum fürunvorhergesehene Bedarfe lässt.Ausgangslage für die Förderung sind die Bedürfnisse und Interessen der in der Stadt. <strong>Rheinbach</strong> wohnenden jungen Menschen und deren Familien. Dabei werden imSinne der Chancengleichheit insbesondere diejenigen Menschen gefördert undunterstützt, die aufgrund individueller und sozialer Beeinträchtigungen in ihrenEntwicklungsmöglichkeiten und in ihren Teilhabemöglichkeiten beeinträchtigt sind.Darüber hinaus ist es aber ebenso Aufgabe des Kinder- und Jugendförderplans einegenerelle Förderung für alle Kinder und Jugendlichen in <strong>Rheinbach</strong> sicherzustellen,unabhängig eventuell vorhandener Risiken und Defizite.8


Grundlage der Erstellung des Kinder- und Jugendförderplanes ist die engeZusammenarbeit zwischen öffentlichem Träger der Kinder- und Jugendhilfe und denfreien Trägern der Jugendhilfe.2.1.3 Kinder- und Jugendförderung im NothaushaltsrechtDie Stadt <strong>Rheinbach</strong> befindet sich im Nothaushaltsrecht. Grundsätzlich sieht daskommunale Haltsrecht vor, dass ein genehmigungspflichtigesHaushaltssicherungskonzept aufgestellt werden muss, wenn der Haushaltsausgleichnicht erreicht werden kann. Aufsichtsbehörde ist für <strong>Rheinbach</strong> der Rhein-Sieg Kreis.Das Haushaltssicherungskonzept dient dem Ziel, im Rahmen einer geordnetenHaushaltswirtschaft die künftige dauernde Leistungsfähigkeit der Gemeinde zuerreichen.Die Stadt <strong>Rheinbach</strong> darf dementsprechend folgerichtig nur Ausgaben leisten, zuderen Leistung sie rechtlich verpflichtet ist oder die für die Weiterführung notwendigerAufgaben unaufschiebbar sind.Bei den Leistungen der Jugendhilfe gern. §§11-14 Kinder- und Jugendhilfegesetz;SGB VIII handelt es sich um Pflichtaufgaben. Am ersten Januar 2005 ist das KinderundJugendfördergesetz (Drittes Gesetz zur Ausführung des Kinder- undJugendhilfegesetzes; Gesetz zur Förderung der Jugendarbeit, derJugendsozialarbeit und des erzieherischen Kinder- und Jugendschutzes - KinderundJugendfördergesetz) in Kraft getreten. Mit diesem Ausführungsgesetz werdendie Handlungsfelder der Kinder- und Jugendförderung erstmals als Pflichtaufgabedes Landes und der Kommunen festgeschrieben. Die örtlichen Träger deröffentlichen Jugendhilfe werden gern. § 15 Abs. 4 KJFöG zudem verpflichtet, einenKinder- und Jugendförderplan zu beschließen, in dem für die Dauer einerWahlperiode die Ziele und Aufgaben sowie die finanzielle Förderung der Kinder- undJugendarbeit, der Jugendsozialarbeit und des erzieherischen Kinder- undJugendschutzes beschlossen werden. Wesentliches Ziel dieser Förderpläne ist dieHerstellung von Planungssicherheit in der Kinder- und Jugendförderung und damitauch die Sicherung personeller Kontinuität.9


B) Planung1 Offene Kinder- und Jugendarbeit1.1 PlanungsgegenstandDie Struktur der Offenen Kinder- und Jugendarbeit ist zur Zeit vor allem von den zweiEinrichtungen in der Kernstadt geprägt. Diese zwei Einrichtungen sind dieJugendzentren LIVE St. Martin in katholischer Trägerschaft und das in evangelischerTrägerschaft geführte Jugendzentrum Pfarrer-Kurt-Melzer Jugendheim.Beide Einrichtungen unterscheiden sich in Personalausstatlung und Größe undBaulichkeit der Räume.Zusammen stehen den zwei Einrichtungen drei PersonalsteIlen zur Verfügung. Aufzwei Mitarbeiter/Innen im Pfarrer-Kurt-Melzer-Jugendheim entfallen 0,75PersonalsteIlen und auf das LIVE St. Martin 2,25 PersonalsteIlen. Diese dreiPersonalsteilen sind dementsprechend für die Ausrichtung der Offenen Kinder- undJugendarbeit in der gesamten Kommune <strong>Rheinbach</strong> verantwortlich. Nach demGesetz (SGB VIII) ist die Jugendhilfe - und damit auch die in § 11 SGB VIII als. eigenständige Pflichtaufgabe genannte Jugendarbeit - zuständig für jungeMenschen. Dieser Rechtsbegriff des jungen Menschen wird in § 7 SGB VIII genaugefasst. Hier heißt es: "Junger Mensch im Sinne dieses Buches ist, wer noch nicht 27Jahre alt ist." (§ 7 SGB VIII) Das Gesetz ermöglicht es so, die Zielgruppe für dieJugendarbeit bis zum 27. Lebensjahr zu erfassen. Die Rechtswirklichkeit orientiertsich in Bezug auf die Kinder- und Jugendarbeit aber eher an dem tatsächlichenNutzerverhalten. Hier kann man landesweit i.d.R. eine Nutzung der Angebote derOffenen Kinder- und Jugendarbeit eher bis zum ca. 21 zigsten Lebensjahr erfassen.Das SGB VIII sieht nach unten keine Begrenzung der Adressaten des Gesetzes vor.So sind die Regelungen und Normierungen des Gesetzes (und somit auch die alsgesetzliche Norm pflichtig vorzuhaltende Angebote wie die Jugendarbeit in § 11 SGBVIII) generell schon ab der Geburt gültig. Hier kann aber die Offene Kinder- undJugendarbeit sicher nicht vom Gesetzgeber gemeint sein. Denn, betrachtet man dieim SGB VIII genannten Ziele der Jugendarbeit, werden hier Sozialisationsaufgabenjunger Menschen gemeint, die nicht bereits ab der Geburt von diesenwahrgenommen werden können. Zu nennen sind hier etwa: Selbstbestimmung,Anknüpfen an den Interessen junger Menschen, die Entwicklung der jungenMenschen fördern, gesellschaftliche Mitverantwortung erlangen, SozialesEngagement zeigen etc. (vgl. § 11 SGB VIII). Die Nutzungswirklichkeit zeigt hier ehereine Nutzung der Einrichtungen Offener Kinder- und Jugendarbeit ab etwa demsechsten Lebensjahr.10


Dies entspricht auch in <strong>Rheinbach</strong> in etwa der Altersspanne, in welcher dieEinrichtungen genutzt werden, ca. 6 Jahre bis ca. 21 Jahre. Dabei sindselbstverständlich auch Abweichungen nach unten und oben vorstellbar und von dengesetzlichen Bestimmungen her gesehen auch möglich.Es ergibt sich dementsprechend für <strong>Rheinbach</strong> momentan folgendes Bild für dieAnzahl der Jugendeinwohner in der betreffenden Altersspanne:Stichtag 31.12.201016 bis 20 JahreRhe.inbach, Stadt männlich 2074eiblich1921Insgesamt 13995(Zahlen übernommen vom Statistischen Landesamt NRW -IT NRW-)Dies entspricht, bei insgesamt 3 PersonalsteIlen, einer Quote von gerundet 0,7Personalsteilen pro 1000 Jugendeinwohner im entsprechenden Nutzeralter.Die Gesamtsumme von 3 Personalsstellen ist seit nunmehr ca. 20 Jahren gleichgeblieben.Seit Bestehen des Jugendamtes <strong>Rheinbach</strong> als eigenständige Verwaltungseinheit imGesamt der Stadt <strong>Rheinbach</strong> in 2008 ist der politische Wunsch vorhanden, OffeneKinder- und Jugendarbeit in den Ortschaften zu initiieren. Also sollen neben den zweigroßen Einrichtungen in der Kernstadt auch entsprechende Angebote in denOrtschaften etabliert werden.In 2011 wurde in enger Kooperation zwischen Jugendhilfeplanung, MobilerJugendarbeit und der Fachhochschule Köln ein erster Forschungsbericht fertiggestellt, der zum ersten Male auch Jugendliche selber zu diesem Thema befragte.(Ist dem Kinder- und Jugendplan beigefügt.) Hier sind einige Aussagen enthalten, dieein eher undefiniertes Bild ergeben. So sind zum Einen Aussagen zu erkennen, dassdie Ortschaften als Heimat gesehen werden, in Abgrenzung zur Kernstadt und denweiteren Ortschaften. Auch wird der öffentliche Personennahverkehr zwischenOrtschaften und Kernstadt (wo sich die zwei Jugendzentren befinden) als nicht(immer) ausreichend beschrieben.Auf der anderen Seite aber sind es gerade die älteren Jugendlichen, die vor allemdie Kernstadt als den Ort ihres sozialen Lebens außerhalb der Familie beschreiben.Hier werden Freunde getroffen, das Kneipenangebot wahrgenommen, die Schulebesucht, die Geschäfte frequentiert und ähnliches. Die Ortschaft gilt in dieserAltergruppe eher als der Ort jugendlicher Lebenswelt, wo die Familie lebt und wirdoftmals als Rückzugsort zwischen den vielfältigen jugendlichen Freizeitaktivitätengeschätzt. Die Freizeit jedoch - so hier nicht vom Aufenthalt im eigenen Zimmer im11


Haus der Eltern gemeint ist - findet in der Kernstadt statt und dies auch häufig in denzwei Jugendzentren.Um eine genauere Situations- und Zielanalyse anstellen zu können (nicht allebefragten Kinder und Jugendliche waren schließlich in den Ortschaften beheimatet),startete das Jugendamt im Frühjahr diesen Jahres in den Räumlichkeiten der KJI ­Merzbach einen Offenen Kinder- und Jugendtreff als Modell- und Analyseprojekt. DerTreff wird durch die Mobile Jugendarbeit des Jugendamtes durchgeführt und findetimmer donnerstags in den späten Nachmittagsstunden statt. Für das Jugendamtsteht hier weniger die tatsächlich durchgeführte Jugendarbeit im Fokus, sondernvielmehr die Analyse über Nutzungsverhalten, Zielgruppenzusammensetzung,Strukturmerkmale etc., die sich durch diese erzielen lassen. Das Modellprojekt wirddurch die Jugendhilfeplanung begleitet und ist auf einen Zeitraum bis zum Maikommenden Jahres angelegt. Erkenntnisse der Analyse werden durch die MobileJugendarbeit regelmäßig in den Jugendhilfeausschuss und durch dieJugendhilfeplanung in die Untergruppe Jugendhilfeplanung' des JHA eingebracht.1.2 PlanungserfordernisseAus der obigen Situationsbeschreibung lassen sich zwei Planungserfordernisseerkennen.Erstens sollte diskutiert werden, ob die derzeitige Personalsituation mit dreiPersonalsteIlen insgesamt für die Offene Kinder- und Jugendarbeit in <strong>Rheinbach</strong> alsausreichend angesehen werden kann. Dabei sollte auch der Umstand der starkenZersplitterung dieser drei PersonalsteIlen unbedingt mit diskutiert werden, verteilensich die drei Stellen doch auf· zur Zeit 5 Personen. Dabei liegt der kleinsteStellenanteil bei 0,25 PersonalsteIlen. Geht man bei einer 100% Stelle von einerRegelarbeitszeit von 38,5 Wochenstunden aus, bedeutet eine 0,25 Stelle einewöchentliche Arbeitszeit von 9,625 Stunden. Wir sprechen also von einemregelhaften erscheinen an einem Tag in der Woche. Fortbildungen, Urlaube,Krankheiten reduzieren die Face-to-Face Arbeitsstunden mit den Kindern undJugendlichen nochmals, wobei hier keine Gleichsetzung mit Vollzeitbeschäftigtenzulässig erscheint. Ist doch etwa die eintägige Fortbildung so gleich zu setzen mitdem nicht Erscheinen für eine gesamte Woche.Insgesamt ist nur eine der Arbeitsstellen momentan als Vollzeitstelle angelegt.\Diese Zersplitterung zeigte in den vergangenen Monaten, dass die Personalfindungerheblich erschwert wird. So ist trotz vielfältiger Ausschreibungen und anderweitigerBemühungen zur Zeit eine Stelle in Höhe von 0,75 nicht besetzt.Die zweite Planungserfordernis ist die weitere Analyse der und Diskussion um eineOffene Kinder- und Jugendarbeit in den Ortschaften. Soll ein solches Vorhabenumgesetzt werden, geht dies nicht ohne einen erhöhten RessourceJ')einsatz. Hier12


i C\) e( . '1 -ereichen die vorhandenen drei Personalsteilen sicher nicht aus, um eine wie auchimmer geartete Offene Kinder- und Jugendarbeit auf den Ortschaften zugewährleisten. Um eine Entscheidung über Ziele, Mitteleinsatz und Orte für einesolche Erweiterung fachlich wie politisch treffen zu können, sind weitereÜberlegungen und Analysen sinnvoll.1.3 PlanungsvorgehenA) Entwurf für die Bemessungsgrundlage für das Gesamt des Personals derOffenen Kinder- und Jugendarbeit in <strong>Rheinbach</strong> bis zumJugendhilfeausschuss im September 2012B) Weiterführung des Modellprojektes in Merzbach bis Mai 2013C) Verschriftlichung der Ergebnisse des Modellprojektes bis zum zweiten JHA in2013 mit der fachlichen Stellungnahme der Verwaltung über die dauerhafteUmsetzbarkeit und die benötigten Ressourcen und Standorte im Gesamt derKommuneD) Begleitende Diskussion mit den TrägervertreternE) Begleitende Diskussion und Berichterstattung mit der UntergruppeJugendhilfeplanung2 Sozialräumlich orientierte Zielgruppenarbeit der Mobilen Jugendarbeit2.1 PlanungsgegenstandMit Einrichtung der Fachstelle für Mobile Jugendarbeit als speziellen Fachdienst desJugendamtes <strong>Rheinbach</strong> wurde im Jahre 2010 ein weiteres Angebot geschaffen,welches sowohl konkrete Zielgruppenarbeit beinhaltet wie auch fachberatendeFu'nktionen für Einzelpersonen und Gruppen und, auch für Trägervertreter undMitarbeiter von Jugendverbänden und Jugendzentren in sich vereinigt. DieFachstelle Mobile Jugendarbeit ist zur Zeit im Umfange von 1,0 PersonalsteIlenbesetzt und befristet bis zum 30.04.2013.Die Besonderheit der Fachstelle Mobile Jugendarbeit ist deren Zweigliedrigkeit. Siebietet konkrete jugendarbeiterische Projekte und regelhafte Angebote der OffenenJugendarbeit an, arbeitet also mit den Kindern und Jugendlichen direkt. Daneben istsie Fachberatung und Moderator für Jugendverbände und Mitarbeiter in den<strong>Rheinbach</strong>er Einrichtungen. So ist sowohl die Angebotsdichte für die Kinder undJugendlichen um ein vielfaches vergrößert worden, wie auch die Qualität gesteigertworden. Ferner konnten Analysen der Handlungsfelder und Lebenswirklichkeiterlangt werden und gleichzeitig sind Netzwerkstrukturen der Fachberatung und desfachlichen Austausches geschaffen worden, welche ohne den personellen Einsatz sonicht zu leisten wären. Ebenso ist die wichtige. Ausbildung der zahlreichenehrenamtlich engagierten <strong>Rheinbach</strong>er Bürger und Bürgerinnen nun in einer13


Quantität Lind Qualität vorhanden, die vor dem bestehen der Fachstelle nichtvorhanden war.So hat sich die Fachstelle Mobile Jugendarbeit zu einem Komplex entwickelt, derVerzahnungen und Synergien ermöglicht und ohne personelle Ausgestaltung nichtmöglich wäre. Gerade als Promotor von Netzwerken und begleitende, steuerndefachliche Beratung hat sich Handlungsfeld entwickelt, welches durch die Nachfragevon Mitarbeitern der einzelnen Träger entstanden ist, die in <strong>Rheinbach</strong> Jugendarbeitin den vielfältigsten Ausprägungen betreiben. Zu nennen ist hier etwa das Netzwerkder "Fachleute in der Kinder- und Jugendarbeit". Die Fachkraft der MobilenJugendarbeit ist hier sowohl Moderator wie Pro-Aktiver Teilnehmer. Die Etablierungund verlässliche Durchführung dieser Struktur im Sinne eines nachhaltigenAustausches der Fachkräfte trägt wesentlich zur Ausgestaltung und fachlichenQualität der Kinder- und Jugendarbeit bei. Dabei bestand der Wunsch, eine solcheStruktur zu etablieren, in einem nicht unwesentlichen Umfange bei den Mitarbeiternder Freien Träger der Jugendarbeit in <strong>Rheinbach</strong> selber. Hier kann und muss also imbesten Sinne von einem nachfrageorientierten und sozialräumlichen Angebotgesprochen werden. In diesem Sinne ist also die Ausgestaltung der Fachstelle fürMobile jugendarbeit durch die Bedingungswirklichkeit ihres Handlungsfeldes in<strong>Rheinbach</strong> geprägt. Sie nimmt die fachliche Prägung an, welche tatsächlich in<strong>Rheinbach</strong> nachgefragt wird. Dies zeigen auch die zahlreich durchgeführtenAusbildungsmodule für Ehrenamtliche in der Kinder- und Jugendarbeit bis hin zurUnterstützung in Vorbereitung und Durchführung von einzelnen Ferien- undFreizeitangeboten. Dies als Unterstützung von Initiativgruppen, Verbänden und losenZusammenschlüssen von Menschen, die für die <strong>Rheinbach</strong>er Kinder undJugendlichen aktiv sein möchten. Auch wurde die Fachstelle für Mobile Jugendarbeit. nachgefragt, von eben diesen Anspruchsstellergruppen. Auch hier trägt sie derLebenswirklichkeit <strong>Rheinbach</strong>s Rechnung und bietet sich als Unterstützer an.Doch die Kinder und Jugendlichen selber finden in der Fachstelle MobileJugendarbeit genau die lebensweltlich orientierte Ansprechpartnerin, welcheniederschwellig und unbürokratisch als AnlaufsteIle aber auch als Partner zurVerfügung steht.So etwa beim Wusch einer kleinen Gruppe von Graffity begeisterten Jungen aus<strong>Rheinbach</strong>, als diese ihre große Leidenschaft ausüben wollten, ohne illegale Flächenzum Sprühen benutzen zu müssen. Hier wurde durch einen <strong>Rheinbach</strong>erGeschäftsmann eine Wand zur Verfügung gestellt, wo dieser Wunsch in einemersten Projekt verwirklicht werden konnte. Grundsatz der Fachstelle MobileJugendarbeit dabei ist es wie grundsätzlich immer - mit den Jugendlichen zuarbeiten, nicht für sie (oder gar gegen Jugendliche). Der Grundsatz: Projekte undIdeen der Jugendlichen aufzunehmen und in erster Linie keine eigenen auserwachsener Sicht gewünschte, ist hier oberste Prämisse. Ebenso wie derGrundsatz, soviel Unterstützung wie nötig und so viel Eigeninitiative derJugendlichen wie möglich.14


Dies gilt bei alle den vielen direkten Zielgruppenangeboten der Fachstelle für MobileJugendarbeit, sei es das Modellprojekt der Offenen Kinder- und Jugendarbeit inMerzbach, die Unterstützung von Jugendlichen bei der Umsetzung des Ausbauesder Skater Bahn und beim Wunsch einer weiteren Gruppe jugendlicher Jungen undMädchen, eine Dirt-Treck-Bike Strecke entstehen zu lassen ebenso wie bei erUnterstützung des Jugendparlamentes. (Auf eine detaillierte Ausführung derpädagogischen Methoden und Inhalte so wie der Angebotspalette kann hier unterHinweis auf den Sachstandsbericht der Fachstelle für Mobile Jugendarbeitverzichtete werden.).2.2 PlanungserfordernisseAuf die Eigenheit der Fachstelle für Mobile Jugendarbeit wurde bereits hingewiesen:Sie ist in ihren Aufgaben in zwei Aspekte geteilt. Zum einen macht sie für Kinder- undJugendliche konkrete Angebote zum anderen ist sie Fachberatungsstelle für allehaupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter und Engagierten <strong>Rheinbach</strong>er Bürgern, die inder Kinder- und Jugendarbeit tätig sind.Die Teilung in diese beiden Aspekte entspricht dabei genau den zweiHandlungsfeldern wie sie auch in <strong>Rheinbach</strong> nachgefragt wird. Insofern kann man inbestem Sinne von einer gelungenen Ausgestaltung in einem sozialräumlichen Sinnesprechen.Die hier entstandene Qualität sowohl für die Kinder und Jugendlichen wie auch fürdie vielen Multiplikatoren, die die Begleitung und fachliche Unterstützung einfordernist ohne die Fachstelle für Mobile Jugendarbeit nicht denkbar. Darüber hinaus sinddie durch die Fachstelle gewonnen Einblicke in die Lebenswelt der Kinder undJugendlichen und in die der vielen Institutionen, Verbände, Vereine usw. für dieJugendhilfeplanung von zentraler Bedeutung.Es ist dementsprechend nötig zu planen, wie die Prozesse, Angebote undUnterstützungen welche die Fachstelle begonnen hat auch zukünftig gesichertwerden. Weiterhin geht es um die Fortschreibung der Ausgestaltung der Fachstelle.Mit Blick auf die umfassende AufgabensteIlung die bereits mit den zwei Aspekten vonkonkretem Angebot und Fachberatung eine quasi Allzuständigkeit der Fachstelleerzeugen, muss über die Sicherung dieser umfassenden Zu~tändigkeit hinaus überweitere Verzahnungen innerhalb der relevanten Ebenen nachgedacht werden. Hiersind Fragen angesprochen wie etwa die der Unterstützung der Jugendhilfeplanungund vor' allem auch Fragen, die durch das Bundeskinderschutzgesetz auf dasJugendamt, aber auch auf die Träger im Bereich der Jugendarbeit im weiteren Sinnezukommen. In diesem bisher nicht vorhandenen Tätigkeitsfeld rücken Felder in denFocus, wie der Anspruch auf Beratung der Träger auch in Einzelfällen im Bereich desKinderschutzes, die weitere umfassende Sensibilisierung der haupt- und15


ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen im Bereich Jugendarbeit und OGS und etwa dieFrage der Pflicht der Vorlage des Führungszeugnisses von Ehrenamtlern.Die Aufgaben der Jugendämter entwickeln sich. Quantitativ durch gesetzlicheNeuerungen (wie etwa, um eine zu nennen, das Bundeskinderschutzgesetz) undeben auch durch das Nachfrageverhalten der Bürger der Kommunen. Denn das SGBVIII als gesetzliche Norm ist ein Leistungsgesetz und die in im aufgeführtenLeistungen sind kommunale Pflichtaufgaben.Die qualitative Ausgestaltung der Angebote wird ebenso durch gesetzliche Vorlagengefordert aber möglicherweise mehr noch, durch die Verantwortung, die wir imkommunalen Entscheidungsspielraum für die Kinder und Jugendlichen sowie derenErziehungsberechtigte tragen. Nur eine ausreichende qualitative fachlicheFundierung kann die Erfüllung diese kommunalen Verantwortung gewährleisten.Die Planung für die Fachstelle Mobile Jugendarbeit sind im Rahmen dieserquantitativen und qualitativen Herausforderung zu vollziehen.2.3 PlanungsvorgehenA) Erarbeitung eines Konzeptes zur weiteren Ausgestaltung der FachstelleMobile Jugendarbeit bis zum ersten Jugendhilfeausschuss im Jahr 2013Dabei besonders zu berücksichtigen sind:a) Personalbedarfb) Verzahnung mit den Freien Trägern der Kinder- und Jugendarbeitc) Ansprüche der Kinder- und Jugendlichen selber (hier finden bereitserste Auswertungsgespräche der diesem Bericht beigefügtenUntersuchung der FH Köln statt. Beteiligt sind z.Z. die Mitarbeiter derOffenen Kinder- und Jugendarbeit in <strong>Rheinbach</strong>)d) Die personelle Struktur und die Personalressourcen im Gesamt desJugendamtes, insbesondere vor dem Hintergrund desBundeskinderschutzgesetzes.3. Fortsetzung der Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Köln3.1 PlanungsgegenstandIn den vergangenen anderthalb Jahren wurde eine erste Forschungsarbeit durch dieFachhochschule Köln, Fachbereich für angewandte Sozialwissenschaften, unterLeitung von Professor Andreas Thimmel durchgeführt. (Diese ist dem Kinder- undJugendförderplan beigefügt und betrachtet sich als Bestandteil des Planes. In dieserFunktion ist sie Diagnoseinstrument und liefert wichtige fachliche Impulse, die sich inder Planung wiederfinden lassen).16


Die Anregung für die Planung wurde durch die Jugendhilfeplanung der Stadt<strong>Rheinbach</strong> gegeben. Die Koordinierung und Mithilfe bei der Durchführung lag inHänden der Fachstelle für Mobile Jugendarbeit. Ziel war es Einblicke in die Nutzungvon Öffentlichem Raum und Freizeitverhalten der <strong>Rheinbach</strong>er Jugendlichen zuerlangen. Weitere lebensweltliche Bereiche der Jugendlichen wurden ebenfallsgestreift. Die Untersuchungsmethoden waren hauptsächlich gelenkteSozialraumbegehungen und Offene Gruppeninterviews von Jugendlichen im Sinnequalitativer Sozialforschung (weiteres über die Methodik der Forschungsarbeitentnehmen Sie bitte dem Forschungsbericht).Die Forschungsarbeit zeigte fundierte Einblicke in das Verhalten der Jugendlichen in<strong>Rheinbach</strong> was die Nutzung des städtischen Raumes anbelangt. Ebenso wieEinblicke in ihre eigenen Konstruktionen von Freizeitverhalten aber auchZukunftswünsche, Ideen über die beruflichen Entwicklungen und andere innerenLebenskonstruktionen.Die Forschungsarbeit war die erste Implementierung qualitativer Sozialforschung alsInstrument der Jugendhilfeplanung in <strong>Rheinbach</strong> (und ist in dieser Art in denkleineren Jugendämtern in NRW eine Unter wenigen). Wie immer ist aller Anfangschwer und so kann man auch hier dem Produkt des Anfanges anmerken, dass esals Erstes durchaus noch Schwächen aufbietet und gleichzeitig aber eben auchgewichtige, gelungene Aspekte aufzuweisen hat.Die gel~ngenenAspekte haben sicher zur Ausgestaltung vielfältiger Angebotebeigetragen Lind nicht zuletzt auch diesen Planungsbericht fachlich abgesichert.Doch sind auch gerade - wie so oft im Leben - die erkennbaren Schwächen, dieUngenauigkeiten und die durch die Forschungsarbeit offengebliebenen Fragen,Anlass um sich mit den Ergebnissen und gerade auch mit den nicht erlangtenEinsicht weiterhin aus einander zu setzen.In ersten Diskussionen der Fachkräfte der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und derFachstelle für Mobile Jugendarbeit ist bereits jetzt erkennbar, die Ergebnisse könnenunterschiedliehst Interpretiert werden und verlangen dies auch. Auch rücken weitereSachverhalte in den Blick, die sich möglicherweise als zukünftigeForschungsgegenstände anbieten würden.Ziel solcher im Sinne der Jugendhilfeplanung durchgeführter Forschungen ist immerdas Interesse um die Kinder- und Jugendlichen und deren Familien in <strong>Rheinbach</strong>.3.2 PlanungserfordernisseDie Jugendhilfeplanung ist auf eine Beteilung ihrer Adressaten angewiesen. Dies istdirekt oder indirekt möglich. Indirekte Beteiligung ist sicherlich in einem namhaftenUmfange durch die Interpretationen und Konstruktionen über die Lebenswelt undBewältigungsaufgaben ihrer Adressaten der im Handlungsfeld der Jugendhilfe17


Tätigen gewährleistet. Direkte Beteiligung ist eben etwa durch eine Forschungsarbeitwie die angesprochene verwirklicht.Dabei ist die Notwendigkeit solcher Beteiligungverfahren nicht nur notwendigbegründet durch fachliche Aspekte und dem Anspruch demokratischeBürgerbeteiligung zu verwirklichen sondern auch gesetzliche !\Jorm des §80, Abs. 2.8GB VIII.3.3 PlanungsvorgehenA) Die Erkenntnisse der ersten Forschungsarbeit werden im Netzwerk offeneKinder- und Jugendarbeit unter Leitung der Fachstelle Mobile Jugendarbeitweiterhin diskutiert und nach möglichen Anschlussforschungsfragen hinbewertet.!\Jach Notwendigkeit und in Absprache mit der FH Köln werden weitereForschungsarbeiten durchgeführt. (ein genaues Datum bzw. eine Zeitspanne,lässt sich zum Zeitpunkt der Niederschrift der hier vorliegenden Planung nichtnennen. Zum Einen ist die erste Forschungsschrift noch mitten im Prozess derBewertung und Analyse, zum anderen sind noch Verhandlungen mit derFachhochschule Köln nötig, über deren Interesse an und Vorschläge zu einerweiteren Zusammenarbeit.)18


A~ ~ 0- :~r.L ~k. -"{ b? 6~~~~ -:S4••••••••••••••••••••••••Fachhochschule KölnCologne University of AppHed Sciencesfnstitut für Kindheit,Ju nd l FamilOe und ErwachseneBerichtzum Projekt IILebenswirkl ichkeiten vonJugend Iichen in <strong>Rheinbach</strong> llAugust 201.1.Stefanie Weiß B.A.Anja Rudnick B.A.Projektleitung: Prof. Dr. Andreas ThimmelUnter Mitarbeit von:Yasmine Chehata M.A.Silvia Oberschelp B.A.Lydia Scheidthauer M.A.


Beric~t -Lebenswirklichkeiten von Jugendlichen in <strong>Rheinbach</strong>Autorinnen:Projektleitung:Stefanie Weiß B.AAnja Rudnick B.AProf. Dr. Andreas Thimmel(andreas.thimmel@fh-koeln.de)Mitarbeit:Yasmine Chehata/ Silvia Oberschelp/ Lydia ScheidthauerAuftraggeber:Jugendamt der Stadt <strong>Rheinbach</strong>Köln - August 201.1.2


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Bericht -=~~~~I1?lftIir~li~b~~it~I1\f()I1~~fJElndlichen in Rheinba"'c.h................................. . EinleitungThema des vorliegenden Berichts ist das Forschungsprojekt "L~benswirklichkeiten vonJugendlichen in <strong>Rheinbach</strong>". Dabei handelt es sich um eine Analyse im Rahmen der qualitativenSozialforschung. Im Auftrag des Jugendamtes der Stadt <strong>Rheinbach</strong> führte das Institut Kindheit,Jugend, Familie und Erwachsene der Fachhochschule Köln, unter der Beteiligung vonStudierenden des Masterstudiengangs "Pädagogik und Management in' der Sozialen Arbeit" einesozialräumliche Untersuchung zur Lebenswelt von Jugendlichen in <strong>Rheinbach</strong> durch. Im Fokusstanden dabei die Jugendlichen und deren Nutzung des Stadtraums aus sozialräumlicherPerspektive. Ziel war es, qualitative Informationen über die Lebenswelt der vor Ort lebendenJugendlichen zu gewinnen, wobei insbesondere ihr Freizeit- und Nutzungsverhalten untersuchtwerden sollten. Im Vordergrund standen "die lebenswettlichen Interpretation, Deutungen undSichtweisen der (...) Jugendlichen bezüglich ihrer Lebensräume." (Deinet I Krisch 2005:146).Jugendliche werden als Expert_innen ihrer sozialräumJichen Lebenswelt verstanden. Diewissenschaftliche Analyse macht dieses Expertenwissen sichtbar und bereitet es für die fachlicheDiskussion in der Jugendarbeit auf.Die Untersuchung wurde in zwei Teiluntersuchungen im Zeitraum von Juni 2010 bis August 2011durchgeführt. Der vorliegende Forschungsbericht bietet einen Einblick in die LebensweltJugendlicher in <strong>Rheinbach</strong> und ist als Ausschnitt einer umfassenderen Thematisierung derJugendhilfeplanung zu bewerten. Er bietet demnach Anknüpfungspunkte für weitereUntersuchungen, die unter Punkt 6 näher erläutert werden. Mithilfe eines multimethodischenZugangs konnten differente Beschreibungen aus der Perspektive der Jugendlichen zu ihrersozialräumlichen Lebenswelt, sowie zu den relevanten Orten und Plätzen, Raumqualitäten,Einschränkungen und Möglichkeiten für die Jugendlichen in <strong>Rheinbach</strong> gewonnen werden.Die Studierenden, die an der Analyse beteiligt waren, wurden durch wissenschaftlicheMitarbeiterinnen und - Hilfskräfte unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Thimmel unterstützt. DesWeiteren fand die Untersuchung unter Einbindung der zuständigen Mitarbeiterin für MobileJugendarbeit des Jugendamtes der Stadt <strong>Rheinbach</strong> statt. Der Arbeitsprozess wurde ständig mitdem Jugendhilfeplaner der Stadt <strong>Rheinbach</strong> rückgekoppelt, von dem auch die Idee zurRealisierung dieser Studie stammt.Der erste Untersuchungsschritt bestand aus einer Recherchephase und strukturiertenStadteilbegehungen. Im Anschluss daran wurden in einem zweiten UntersuchungsschrittGruppeninterviews in Kombination mit sozialräumlichen Methoden der Jugendarbeit durchgeführt.Der vorliegende Bericht setzt sich aus zwei Teilberichten zusammen. Der erste Teil beschreibt dasForschungsvorgehen und die Ergebnisse der ersten Teiluntersuchung der Studierenden. Derzweite Teil besteht aus einer Synthese und Zusammenfassung der Ergebnisse beider4


Bericht -Lebenswirklic~keiten von~lJQEl~~lig~El~i~'3~Elin.b._achUntersuchungseinheiten.Kapitel 1 eröffnet den theoretischen Bezugsrahmen der Untersuchung, der als Hintergrundfolie fürdie Ergebnisdarstellung dient. Kapitel 2 erl'äutert das Forschungsvorgehen sowie die Datenbasisund bietet eine Übersicht der einzelnen Erhebungsbausteine, die innerhalb der beidenTeiluntersuchungen Anwendung gefunden haben. Kapitel 3 bietet eine Übersicht der relevantenOrte und Plätze sowie ihrer spezifischen Raumqualitäten. Kapitel 4 beschreibt die Raumvielfalt derLebens- und Freizeitwelten Jugendlicher in <strong>Rheinbach</strong> als auch ihre Lebensentwürfe undsubjektiven Zukunftsperspektiven. Kapitel 5 verknüpft empirische Daten und theoretische Ansätzezu der Frage: "Was ist Freizeit?", aus Sicht der Jugendlichen. In Kapitel 6 werden dieKernaussagen noch einmal gebündelt und weiterführende Anknüpfungspunkte für die Kinder- undJugendarbeit der Stadt <strong>Rheinbach</strong> diskutiert.1 Theoretischer Bezugsrahnlen: Sozial raum und AneignungDer Begriff des Sozialraums in der sozialpädagogischen Jugendarbeitsforschung verweist darauf,dass es sich nicht um ein statisches Raumverständnis handelt, sondern betont vielmehr das"Soziale Gewordensein" von Räumen. Räume sind somit als Ergebnis menschlichen Handeins zuverstehen. Eine sozialräumliche Perspektive einzunehmen, bedeutet somit nicht in erster Linie diephysisch-materiellen Strukturen, wie etwa die Anzahl der Spielplätze, Jugendzentren oderBusverbindungen in den Blick zu nehmen. Der Fokus des Interesses liegt stattdessen auf den"lebensweltlichen Interpretationen, Deutungen und Sichtweisen der Kinder und Jugendlichenbezüglich ihrer Lebensräume." (Krisch 2009:7). In dieser Prioritätensetzung ist die Annahmeenthalten, dass Kinder und Jugendliche ihre Umwelt und ihren Lebensraum nicht in einer passivenArt und Weise als gegeben hinnehmen, sondern sie setzen sich mit diesen Lebensräumen undihrer materiellen und immateriellen Umwelt aktiv und produktiv auseinander. Die produktiveErschließung der Umwelt ist eine der wichtigen Entwicklungsanforderungen von Kindern undJugendlichen (vgl. ebd., 9). "Jugendliche werden als Produzenten ihrer eigenen persönlichenEntwicklung verstanden, die in der Lage sind, dynamische Beeinflussungsprozesse zwischen sichselbst und ihrer Umwelt herbeizuführ~n." (Hurrelmann 2007:43). Kernstück der sozialräumlichenOrientierung in der Jugendarbeit ist die Theorie der sozialräumlichen Aneignung. Der Begriff der"Aneignung" charakterisiert das Ver~ältnis zwischen Kindern und Jugendlichen und ihrerräumlichen Umwelt. Der Prozess der Aneignung von Räumen durch Kinder und Jugendliche wirdgreifbarer, wenn davon ausgegangen wird, dass Erwachsene den öffentlichen Raum oftmalsfunktional nutzen (vgl. Deinet I Krisch 2005), während Kinder und-Jugendliche anders mit Räumenumgehen.5


Bericht -Lebenswirklic;~k~it~l"ll'


Bericht -Lebenswirklichkeiten von Jugendlichen in <strong>Rheinbach</strong>Geschlechterverhältnis nicht realisiert werden konnte. Die Perspektive der Mädchen ist daher inunserer Studie quantitativ unterrepräsentiert. Bei Betrachtung der Einwohnerzahlen bezogen aufJugendliche ergibt sich aber folgende Verteilung: Der Mädchenanteil in <strong>Rheinbach</strong> ist in denverschiedenen Alterskohorten der jugendlichen Einwohner der Stadt <strong>Rheinbach</strong> nur geringfügiggeringer als der der Jungen. Daher wird es in diesem Teil der Studie als sinnvoll erachtet, aufgeschlechtsspezifische Aspekte des Jugendalters hinzuweisen, um diese für weiterführendeInitiativen nutzbar zu machen.Die Gleichberechtigung der Geschlechter ist als Querschnittsaufgabe auch in der Kinqer- undJugendhilfe verankert und fordert einen Gender-Blickwinkel auf verschiedenen Ebenen derJugendhilfe ein (vgl. KJHG §9,3). Eine solche rechtliche Forderung nach Gleichberechtigung derGeschlechter impliziert bereits, dass es Unterschiede in den Lebenslagen von Mädchen undJungen gibt,· die nicht nur beiläufig Beachtung finden sollten, sondern denen einhandlungsleitender Status zukommt. Auch unter fachlichen Gesichtspunkten erscheint einegeschlechtsbewusste Ausrichtung der Sozialraumorientierung im Allgemeinen und hier imSpeziellen in der Analyse der Freizeit- und Nutzungsgewohnheiten von Jugendlichen angebracht.Obgleich die 16. Shell Jugendstudie 2010 festgestellt hat. dass sich die Lebensentwürfe undFreizeitgewohnheiten von Jungen und Mädchen immer mehr angleichen. ist die soziale Bedeutungder Kategorie Geschlecht läng'st nicht hinfällig (vgl. Wallner 2005). Die 16. Shell Jugendstudiebelegt zudem im formalen Bildungsbereich den Wandel von einer Benachteiligung der Mädchenhin zu einer Privilegierung von Mädchen gegenüber Jungen zumindest (bzw. nur) bis an dieSchwelle des Eintritts in arbeitsweltliche Zusammenhänge (vgl. Shell 2010). Die KategorieGeschlecht ist jedoch nicht die einzige Differenzierungsvariable. Neben der Kategorie Geschlechtkommen dem Alter, der sozialen und ethnisch / kulturellen Herkunft und dem Bildungsstand derJugendlichen eine hohe Bedeutung für eine differenzierte Darstellung der Lebens- undFreizeitwelten zu (vgl. Leßmeister 2008). Weiterhin ist zu beachten, dass es auch innerhalb derGeschlechtergruppen vielfältige Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt. Die Forschung indiesem Bereich zeigt, dass zu große Vereinfachungen der Komplexität der sozialen Realität nichtgerecht werden:"Es werden auch Unterschiede sichtbar, die auf die verschiedenen Altersstufen, Wohnlagen und aufZugehörigkeit zu soziokulturellen Milieus und Schul milieus zurückzuführen sind. Dieser Befund magzunächst banal klingen. Da aber Mädchen und Jungen vergleichende Untersuchungen in der Regeldie Mädchen thematisieren, ermöglicht die ausdrückliche Beachtung und Thematisierung derUnterschiede zwischen Mädchen eben auch differenziertere Einschätzungen." (Schön 2002:123).7


Bericht=~~~.:ln.~"",i~kliC:~~.:lit~n.IJ()n.J119~ndI ich en i n Rh..e......i..n.....b.....a......c......h..._.._...................................................................................................... Mädchen und Jungen unterliegen also weiterhin gesch lechtsspezifischenSozialisationsbedingungen. Geschlechtsspezifisches Raumaneignungs- und Nutzungsverhaltenvon Jungen und Mädchen konnte in vielen Studien empirisch nachgewiesen werden (vgl. ebd.).Die Annahme, dass sich Mädchen mehrheitlich im Nahraum aufhalten und im öffentlichen Raumaber weniger präsent sind als Jungen, wurde empirisch jedoch nicht bestätigt (vgl. ebd.). Allerdingskonnte Schön (2002) Unterschiede zwischen den Geschlechtern in Bezug auf die Raumnutzung,Raumansprüche und Interessen feststellen. Es zeigt sich, dass verallgemeinernde Aussagen, indenen Mädchen in erster Linie als benachteiligte Gruppe konstruiert werden, kritisch zu betrachtensind und oft nicht zutreffen. Solche teils veralteten defizitären Zuschreibungsprozesse verstellenden Blick auf die sozialräumlichen Kompetenzen von Mädchen. Der vorliegende Bericht schließtan eine Geschlechterperspektive an, die die Kategorie Geschlecht als eine wichtigeDifferenzierungslinie mit berücksichtigt, sich aber bewusst ist, dass das komplexe Zusammenspielverschiedener Differenzierungslinien die soziale Realität bestimmt.,Der theoretische Bezugsrahmen, der in diesem Kapitel entfaltet wurde, bildet eine Hintergrundfoliefür die empirischen Daten, die in Kapitel 4 dargestellt werden.2 Ausgangslage und ForschungsvorgehenIn dem folgenden Kapitel wird im Anschluss an eine kurze Beschreibung <strong>Rheinbach</strong>s alsSozialraum die forschungsleitende Fragestellung und das Erkenntnisinteresse formuliert. UnterPunkt 2.1 und 2.2 werden die beiden Teiluntersuchungen und das jeweilige Forschungsvorgehennacheinander vorgestellt.Sozialraum <strong>Rheinbach</strong>Das konkrete Erkenntnisinteresse des Forschungsprojekts bezieht sich auf dieLebenswirklichkeiten und im Speziellen auf die Freizeit- und Nutzungsgewohnheiten von Kindernund Jugendlichen im Alter von 12-19 Jahren 1 in <strong>Rheinbach</strong>. Neben dem gleichnamigen Ortskern<strong>Rheinbach</strong> zählen neun Ortschaften zu <strong>Rheinbach</strong> (Flerzheim, Hilberath, Neukirchen, Niederdrees,Oberdees, Queckenberg, Ramershoven, Todenfeld, Wormersdorf). Im Jahr 2009 lag dieGesamteinwohnerzahl bei 27.098 Bürgern, davon 5.347 Jugendliche (20%).2 <strong>Rheinbach</strong> verfügtüber eine Hochschule, ein Berufskolleg, fünf Grundschulen, eine Hauptschule, eine Realschule,1 In diesem Bericht wird abweichend von der gesetzlichen Definition der Begriff Jugendliche für die hier genannteAlterskohorte 12-19 Jahre velWendet.2 Landesbetrieb Infonnation und Technik NRW,http://www.it.nrw.de/statistik/a/datenlamtlichebevoelkerungszahlenlrb3 dez2010.html, letzter Zugriff 01.08.201 18


Bericht -Lebenswirklichkeiten von~lJ!;!~f1~liC:~~f1in <strong>Rheinbach</strong>ein städtisches Gymnasium, zwei Privatgymnasien und eine Förderschule. 3 Weiterhin stehen 16Kindertageseinrichtungen für die Betreuung im Elementarbereich zur Verfügung. Die Stadt<strong>Rheinbach</strong> verfügt über ein eigenes Jugendamt. Neben dem Arbeitsbereich der MobilenJugendarbeit sind im Feld der Offenen Kinder- und Jugendarbeit die zwei Jugendzentren imOrtskern von <strong>Rheinbach</strong> zu nennen: Das katholische Jugendzentrum LIVE S1. Martin sowie dasevangelische Jugendzentrum Brahmsstraße. Darüber hinaus wird die Kinder- und Jugendarbeit in<strong>Rheinbach</strong> durch zahlreiche Vereine, Verbände und Initiativen aktiv mitgestaltet. Den größtenAnteil haben die Sportvereine mit ihren vielfältigen Schwerpunkten. Im Stadtjugendparlament derStadt <strong>Rheinbach</strong> engagieren sich rund 30 Jugendliche im Alter von 14-21 Jahren.<strong>Rheinbach</strong> gehört zum Regierungsbezirk Köln und befindet sich geografisch westlich von Bonnund südlich von Köln.Forschungsfragen und ErkenntnisinteresseDas Erkenntnisinteresse wurde in folgende Leitfragen differenziert:• Wie verbringen Jugendlic~e (12- 19 Jahre) der Stadt <strong>Rheinbach</strong> ihre Freizeit? WelcheQualitäten, Moglichkeiten und Einschränkungen werden von den Jugendlichen gesehen?• Wie wird der städtische Raum von den Jugendlichen genutzt? Welche Rolle spielt dieNutzung des öffentlichen Raumes in der Lebenswelt Jugendlicher vor Ort?Insgesamt orientierte sich die wissenschaftliche Durchführung des Projekts an den Methoden undKriterien qualitativer Sozialforschung. Im Folgenden werden die Erhebungsbausteine der einzelnenTeiluntersuchungen kurz vorgestellt.2. 1 Teiluntersuchung I: Recherchephase und strukturierteStadtteilbegehungDer erste Teil der Forschungsarbeit bestand aus Gesprächen, besonders mit dem zuständigenJugendhilfeplaner, wodurch mehr über die Struktur und die Angebote der Stadt <strong>Rheinbach</strong> bekanntwurde. Auf dieser Basis wurde ein erster Zeitplan festgelegt. Dieser bestand aus einerRecherchephase, Phase 1, Phase 2 sowie Beobachtungsrundgängen.3 Stadt <strong>Rheinbach</strong>, http://www.rheinbach.de/cms121/srv/ , letzter Zugriff 01.08.2011; gilt ebenfalls fiir die weiterenInformationen zum Stadtprofil.9


E3ericht -LebenswirklichkeitenY


Bericht -Lebenswirklichkeitef1Y?r1~u!;l~~~lich~n in Rheinba ....c....h""" ...."Essen oder Getränken zu sehen? Rauchten sie? Trafen sie sich vielleicht nur an einem Ort undgingen dann sofort weiter oder hielten sie sich für eine längere Zeit dort auf? Waren sie als Gruppeoder allein unterwegs? Wie verhielten sie sich an diesem Ort? Waren sie in Bewegung oder ehernicht? Wenn zuIr! Zeitpunkt der Beobachtung keine Personen anzutreffen waren, wurden die Orteselbst genauer betrachtet. Es wurde darauf geachtet, ob die Jugendlichen Spuren hinterlassenhaben, beispielsweise in Form von Graffitis und ähnlichem. Zudem wurden Durchgänge und dieWege zu den jeweiligen Orten abgegangen, wobei auch auf Öffnungszeiten und umliegendeWohnanlagen geachtet wurde.Die fünf Routen, die in dieser Zeit abgegangen wurden, bestanden aus den nachfolgendenGebieten. Aus pragmatischen Gründen und angesichts knapper finanzieller Ressourcen erfolgteim Rahmen dieser Untersuchung eine Fokussierung des Kernstadtbereiches.1. "Nordstadt"- Fachhochschule- Spielplatz Kettelerstraße- Tanzschule "Tanzwelle"- Treppe zwischen Gymnasiumsstraße und Freier evangelischer Kirchengemeinde2. "Freizeitpark"- Schwimmbad- "Berg"- Basketballkörbe- Wasserstelle- WC, Grillhütten- Fußballplatz- Parkplatz mit Skateranlage- Evangelisches Jugendzentrum Brahmsstraße- Freilichtbühne- Spielplatz mit "Lokomotive"3. "<strong>Rheinbach</strong> Mitte"- Deinzer Platz (Pubs)Einkaufsstraße11


Bericht -Lebenswirklichkeiten vOI1Jll~e.rl~li~~e.l1il1'3~e.il1bach- Eisdielen, Cafes- "Hollywood"- Katholisches Jugendzentrum "LIVE" St. Martin- Bushaltestellen Kreuzung- "Endlos"Himmeroder Wall (Parkplatz und Platz)4. "Rund um dem Bahnhof"- Bahnhof hinten und vorneUnterführungen- Rewe- Schumannstraße Ecke SpeckelsteinstraßeDurch diese strukturierten Begehungen entstand ein besseres Bild von den Aufenthaltsorten derJugendlichen. Deutlich wurde zuerst einmal, dass diese meist in Bewegung sind. Sie scheinenimmer auf dem Weg von einem Ort zum anderen zu sein. Für eine längere Zeit verweilen sie anöffentlichen Orten wie dem Freizeitpark oder dem Schwimmbad, ansonsten sieht man sie inkleinen Gruppen in Bewegung bzw. aufbrechend. Im zweiten Teil folgte die Befragung vonJugendlichen mit Hilfe eines Fragebogens und der ergänzenden Nadelmethoden. Da nun bekanntwar, wo die Jugendlichen anzutreffen waren, wurden diese Orte für das weitere Vorgehenausgewählt. Dort wurden den vorbei kommenden Jugendlichen Fragen gestellt. Zuerst einmalwurde gefragt, ob sie in <strong>Rheinbach</strong> selbst leben oder in einem der anliegenden Orte, was siemachen, wenn sie in <strong>Rheinbach</strong> unterwegs sind, ob sie dies alleine oder in der Gruppe tun und obes eine Regelmäßigkeit in dieser Tätigkeit gibt, da es beispielsweise mit einerVereinsmitgliedschaft verbunden war oder ob sie sich eher spontan und ungeplant dort aufhielten.So entstand erneut ein Überblick über das Nutzungsverhalten und die Aufenthaltsorte derJugendlichen in <strong>Rheinbach</strong>. Eine erste vorläufige Annahme durch die Begehungen ist, dass dieJugendlichen Vereine und Freizeitanlagen in <strong>Rheinbach</strong> nutzen, sie verbringen aber auch 'gerneund viel Zeit mit ihren Freunden zuhause.Mit Hilfe dieser Informationen wurde dann die Planung für das weitere Vorgehen erstellt. InGruppengesprächen wurde festgestellt, dass die Informationen die nun mit den verschiedenenMethoden gesammelt werden konnten, zu noch mehr Fragen anregten. Themen, die daraufhingrößeres Interesse bildeten waren beispielsweise:12


Bericht -Lebenswirklichk~itI3I1Y()_I1JlJ~l3l1cJli(;h~l1il1 R~l3inbach- Wann ist Freizeit für Dich? - Wo ist Freizeit für Dich? - Wie wichtig ist <strong>Rheinbach</strong> für Dich? - Nutzt Du die Angebote der Jugendarbeit I der Vereine? - Mit wem verbringst Du Deine Freizeit? - Hast Du eine feste I lose Clique? Bist Du mobil? Wenn ja. wie?- Was machst Du in <strong>Rheinbach</strong>?- Wie sieht Deine Zukunftsplanung aus?- Freizeit am Wochenende?Wann musst Du zu Hause sein?- usw.Die Fragen konnten verschiedenen Themenbereichen zugeordnet werden, die im Folgendenaufgeführt werden:1. Struktur2. Zeit3. Zukunft4. Werte5. Raum6. Partizipation7. Soziale Kontakte8. Mobilität9. KonsumDie neun Themenbereiche dienten als Ausgangspunkt für die Planung der Gruppeninterviews undfanden partiell im Interviewleitfaden Berücksichtigung.2. 2 Teiluntersuchung 11: Gruppeninterviews und sozialräumlicheMethodenIm Anschluss an diese erste Phase und deren Auswertung wurde der weitere Forschungsbedarfabgeleitet und spezifiziert. In der zweiten Phase wurden zur Erhebung der Subjektperspektive derJugendlichen Gruppeninterviews in Kombination mit Methoden der sozialräumlichen13


Bericht -Lebenswjrkljchkej!~I"1\j()rl~~(:j(:ll'1cjlit::~E)rlin. <strong>Rheinbach</strong>Lebensweltanaiyse durchgeführt (vgl. Deinet / Krisch 2005, Schmidt-Grunert 2005, Lamnek 1998).Für die Gruppeninterviews wurden Gruppen von Jugendlichen ausgewählt, die die Vielfalt derJugendlichen in <strong>Rheinbach</strong> widerspiegeln sollten. Kriterium für die Auswahl der Gruppen war u.a.die Natürlichkeit der Gruppen, d.h. es wurde darauf Wert gelegt, dass die Gruppen auch in dersozialen Realität eine Gruppe bilden und somit auf gemeinsame Erfahrungshorizontezurückgreifen können. Aus organisatorischen und zeitlichen Gründen lag der Fokus der Akquiseauf organisierten und vor-strukturierten Gruppen, die sich ohnehin in regelmäßigen Abständentreffen. Die Selektion der Gruppen aus verschiedenen Jugendarbeitsstrukturen prägt denBlickwinkel der Untersuchung. Insgesamt wurden fünf Gruppen von Jugendlichen nach Alter undGeschlecht differenziert interviewt. Die Gruppen werden nachfolgend stichpunktartig vorgestellt:• Deutsche Pfadfinderschaft St. Georg des Stammes "Antoine de Saint-Exupery" Teilnehmer: 5 männliche Jugendliche im Alter von 16-19 Jahren Struktur: Treffen finden 1x wöchentlich statt • Abenteuer PurTeilnehmer: 7 männliche Jugendliche im Alter von 12-13 JahrenStruktur: Treffen finden 1x wöchentlich in den Räumen des Ev. Jugendzentrums ,Brahmsstraße statt• Ringer-Sport-Verein <strong>Rheinbach</strong> 2006 e.V. Teilnehmer: 4 männliche Jugendliche im Alter von 12-17 Jahren Struktur: 4x wöchentlich Training in den Sporthallen der Hauptschule • Kath. Jugendzentrum LIVE st. MartinTeilnehmerinnen: 6 weibliche Jugendliche im Alter von 17-18 Jahren, die überwiegend imLIVE arbeiten und überdies das LIVE in ihrer Freizeit besuchen.Struktur: Offenes Angebot der Kinder- und Jugendarbeit, das von den Mädchen inunterschiedlicher Kontinuität und Häufigkeit genutzt wird.• Kinder - und Jugendinitiative Merzbach e.V. (KJI)Teilnehmerjnnen: 7 Jugendliche. Davon 2 Mädchen im Alter von 12 und 17 Jahren und 5Jungen im Alter von 13-17 Jahren.Struktur: Die Gruppe stellt einen losen Zusammenschluss von Jugendlichen dar, die dieRäumlichkeiten der KJ I in Merzbach in ihrer Freizeit für gemeinsame Treffen nutzen.Das ursprüngliche Vorhaben, welches ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis zum Ziel hatte,konnte im Forschungsprozess nicht vollkommen realisiert werden. Diesem Umstand wurde in derAnalyse und der Ergebnisdarstellung Rechnung getragen (siehe u.a. Kapitel 1). Die Wohnorte der14


Bericht -Lebenswirklichkeiten von Jugell~liC;~E:l~in <strong>Rheinbach</strong>Jugendlichen liegen zu einem größten Anteil im Bereich der Kernstadt <strong>Rheinbach</strong>. Darüber hinausnahmen Jugendliche an den Gruppeninterviews teil, die ihren Wohnort in Merzbach, Oberdreesund Sürst haben.Die Planung, die Erstellung des Interviewleitfadens und die Interviewführung derGruppeninterviews erfolgten anhand der Qualitätsmerkmale qualitativer Forschung (vgl. Helfferich2009). Kombiniert wurden die Gruppeninterviews mit sozialräumlichen Methoden wieNadelmethode (vgl. Krisch 2009) und Punktabfrage. Diese Methoden dienten in erster Linie derAktivierung der Jugendlichen und einer Hinführung zur Thematik der Gruppeninterviews. Sowurden die Jugendlichen im Rahmen der Nadelmethode gebeten, auf einer vergrößertenStadtkarte erstens Orte zu markieren, an denen sie sich häufig in ihrer Freizeit aufhalten undzweitens Orte, die sie nicht mögen und die bei ihnen Angst / Unwohlsein auslösen. Diese stets zuBeginn der Gruppeninterviews durchgeführte Methode führte zu einer ersten aktivierendenAuseinandersetzung mit der Thematik und bot einen gelungenen Anknüpfungspunkt für weitereFragen seitens des Forschungsteams.Die Auswertung und Kontrastierung des Datenmaterials erfolgte theoriegeleitet. Den theoretischenRahmen bildeten Ansätze und Erkenntnisse der Jugendsoziologie, Jugendforschung,Jugendarbeitsforschung, Theorien zur sozialräumlichen Aneignung im Jugendalter (vgl. u.a. Scherr2009; Böhnisch 1'993, 1998, 2008; Böhnisch / Münchmeier 1990; Deinet 2009; Krisch 2009) undinsbesondere bereits vorhandene Studien zu Lebens- und Freizeitwelten Jugendlicher imländlichen Raum (vgl. u.a. Rose I Dithmar 2009; Leßmeister 2008; Schön 2002). Die Ergebnisseder Gruppeninterviews wurden in einem wechselseitigen Interpretationsprozess durch dieAutorinnen gewonnen.Die Ergebnisdarstellung beginnt mit einer Benennung der im Zeitraum der Erhebung relevantenOrte und Plätze der interviewten Jugendlichen. Daran schließt in Kapitel 4 eine ausführlichereAnalyse jugendlicher Lebens- und Freizeitwelten an, die eine systematische Untergliederung inverschiedene Raumarten vornimmt.3 Relevante Orte und PlätzeDie Orte und Plätze, an denen sich die Jugendlichen in <strong>Rheinbach</strong> und Umgebung aufhalten,erfüllen für sie verschiedene Aufgaben. Oft sind diese Plätze zum "ChilIen" und "Abhängen"ausgewählt. um sich dort mit Freunden zu treffen und auszutauschen. Andere bieten von ihrerBeschaffenheit her verschiedene Möglichkeiten (z.B. Sportplatz) und wieder andere können nurgenutzt werden, wenn den Jugendlichen Gelci zur Verfügung steht. Aber unabhängig von der15


Bericht -Lebenswirklichkeitf:1rlY()rl~LJ!J_f:1rlcjli~~~rlin <strong>Rheinbach</strong>jeweiligen Funktion des Ortes ist dieser für die Lebenswelt der Jugendlichen von Bedeutung."Dem Sozialraum wird damit eine neue wichtige Funktion als Dimension der Lebensbewältigungdurch unterschiedliche Formen der Aneignung, Vernutzung und Prozessen sozialräumlicherKonstitutionen von Handlungskompetenzen und Orientierungswissen zugemessen." (Baisch-Weber2002:50 zit.n. Krisch 2009:57).Besonders oft wurden Orte im Freien genannt, wie beispielsweise der "Beuelskopf", die Tomburg,der Stadtpark bzw. Stadtwald oder auch der Freizeitpark. Diese Orte wurden von den Jugendlichenausgewählt, um sich von den Erwachsenen abzugrenzen, um einen Ort abseits zu bilden. Allediese Orte erfüllen allerdings die gleiche Aufgabe für die Jugendlichen, sie dienen als Treffpunktum sich zu unterhalten, zu "chillen" und "abzuhängen"."Die zur Zeit oft zu beobachtende Aneignung der Jugendlichen von öffentlichen Orten und Plätzenbedeutet verglichen mit früher nicht, dass dies heute vermehrt stattfindet. Allerdings sind dieöffentlichen Räume und Treffpunkte Orte der Cliquenbegegnung, wodurch diese Netzwerke einegrößere Bedeutung für die Entwicklung der Identität von Heranwachsenden bekommen. DieJugendlichen brauchen sozialräumliche Gelegenheiten, in denen sie sich orientieren und entfaltenkönnen." (Münchmeier 1998: 39 zit.n. Krisch 2009:58).Die Jugendlichen suchen sich ihre Orte frei aus und gestalten sie nach ihren Bedürfnissen. Dieswiederum kann allerdings von Individuum und Clique abhängig variieren."Ja, da steht jetzt zur Tomburg Ruine ( ... ), ja also da kann man eigentlich auch ganz gut chillen, isthalt chillig ne, da hat man einen guten Ausblick. Wenn wir mal so eine Rollertour machen wollen,dann fahren wir dahin und da kann man unter sich sein." (Junge, 17)Immer wieder werden die Orte in freier Natur auch für sportliche Aktivitäten genutzt, oft wohl auch,weil die Jugendlichen sich dort an keine Öffnungszeiten oder Ähnliches halten müssen und dieJugendlichen kommen und gehen können, wann sie möchten. So kann es aber auch sein, dassOrte, an denen gerne "gechillt" wird, zum Fußballspielen genutzt werden."Die sozialräumlichen Zusammenhänge, in denen Jugendliche sich treffen, erhalten vor demHintergrund der Pluralisierung von Jugend eine ganz wesentliche Bedeutung als Orientierungsraum,als Ressource der Lebensbewältigung und Raum für Entwicklung ihrer Identität." (Krisch 2009:58).Besonders oft wird in diesem Zusammenhang der Freizeitpark genannt. Viele nutzen diesen zum16


Bericht -Lebenswirklichkeiten von....................................... ~~ .........~, .................................. in <strong>Rheinbach</strong>in der Sonne sitzen und entspannen, andere nutzen die zahlreichen Möglichkeiten, sich sportlich inund UfJ1 den Freizeitpark zu betätigen."Also ja man macht da Sportunterricht. Also wir drei, wir gehen auf dieselbe Schule und machen daSportunterricht. Und da ist noch ein Basketballplatz und da kann man Volleyball spielen und da istauch direkt in der Nähe ein Stadion angeschlossen, da spielen die Fußball. Das Schwimmbad istauch nicht weit, das ist einfach nur ein schönes Plätzchen. Weil direkt in der Nähe sind auch nochTehnisplätze, da ist ein Minigolfplatz, da ist ein Schwimmbad, Tischtennisplatten und da sind, echtfast alles Grün dort und so ein kleiner,See. Und Spielplätze gibt es da auch. So ein Hügel ist da auchnoch und da setzt man sich drauf und dann kann man den ganzen Freizeitpark überblicken. Ja undman hält sich deswegen auch gerne da auf, sag ich mal." (Junge,17)Interessant ist, dass der Freizeitpark für einige Jugendliche ein sehr attraktiver Ort ist, der vonihnen für die verschiedensten Freizeitbeschäftigungen genutzt wird, während andere Jugendlicheihre Freizeit nicht an diesem Ort verbringen möchten. Einige Jugendliche berichten davon, in derVergangenheit oft dort gewesen zu sein, allerdings habe sich das Gelände sowie die Besucher inder Perspektive dieser Jugendlichen stark verändert und sie hätten daher ihr Interesse amFreizeitpark verloren."Genau, also früher war ich oft mit meinen Eltern da, als ich noch kleiner war zum Spielen undPicknick machen, aber jetzt so mittlerweile sind da so mehrere Gruppen, die sich zum Trinken treffenund halt so. Ich bin jetzt nicht so der größte Alkohol Fan und wenn da halt überall die ganzenScherben rumliegen, find ich das nicht mehr so lustig, weil das ist ja auch ein Freizeitpark, wo ja haltauch Kinder rumlaufen, und das ist jetzt nicht so toll." (Mädchen, 18)Der von der befragten Jugendlichen geschilderte Sachverhalt konnte allerdings anhand derBeobachtungsrundgänge nicht nachvollzogen werden. Neben den Orten in der Natur werden aberauch Orte genannt, deren Nutzung klar vorbestimmt ist, wie beispielsweise das Schwimmbad oderdie Bibliothek, aber auch die Schule. Diese natürlich besonders mit der Erklärung, dass man dortdie Freunde trifft und die Lehrer ja auch mal nett sein können."Also bei den Orten, wo ich mich gerne aufhalte ist die Schule, weil da trifft man die ganzen Freundeund es gibt auch lustige Lehrer. Der Unterricht ist manchmal langweilig, bei manchen Lehrern unddie Pausen sind interessant ( ... )." (Mädchen, 12)Besonders häufig erzählen die Jugendlichen auch von ihrem Aufenthalt in den Einkaufsbereichen,dazu zählt für die meisten nicht nur die Hauptstraße in <strong>Rheinbach</strong>, sondern auch die anliegenden17


Bericht -Lebenswirklichkeiten von~uQ~I1~li~~~l1il1'3h~inbachStädte wie Köln, Bonn, Euskirchen und Sankt Augustin." ... also ich denk jetzt da ich in Bann auf die Schule gehe denk ich das Bonn halt auch so en Zentrumfür uns ist, denn nach der Schule geht man da auch mal schnell in die Stadt und guckt was da so losist." (Mädchen, 18)Viele Orte, die die Jugendlichen als Aufenthaltsorte nennen, sind aber auch solche, die einfach alsTreffpunkte genannt werden. Orte wie z.B. der Bahnhof, weil man von dort zusammen weiter zueinem anderen Ort fahren kann, oder Plätze wie der Deinzer Platz, an denen sie sich mit einigenFreunden auf ein Bier treffen, bevor sie bspw. am Abend gemeinsam eine Diskothek besuchen."Also von daher ist der Deinzer Platz schon so ein Knotenpunkt, wenn man in <strong>Rheinbach</strong> ausgeht,weil man da immer wieder drüber kommt und irgendwie bei gutem Wetter sich noch drauf setzenkann, mit einem Bierehen oder so und halt im Sommer, wenn das Wetter gut genug ist (... )" (Junge,18)Im Anschluss an diese erste Übersicht der relevanten Orte und Plätze folgt in Kapitel 4 eineDarstellung der Lebens- und Freizeitwelten von Jugendlichen in <strong>Rheinbach</strong>.4 Jugendliche - Lebens- und Freizeitwelten4.1 SchlüsseldimensionenDas folgende Kapitel widmet sich den Lebens- und Freizeitwelten der Jugendlichen in <strong>Rheinbach</strong>.Dabei konnten drei Schlüsseldimensionen identifiziert werden: "Geselfigkeitskult undKommunikation" (1), "Die Peergroup und Abgrenzungspraxen" (2) und "Mobilität - zwischennotwendigem Übel und sozialem Ereignis" (3). Die drei Dimensionen nehmen eine zentrale undübergreifende Funktion in den Lebens- und Freizeitwelten der Jugendlichen ein und werden dahergesondert dargestellt, bevor unter Punkt 4.2 eine Beschreibung der konkreten Räume und derRaumqualitäten erfolgt. Alle nachfolgenden Kategorien stehen ihrem Sinngehalt nach für sich undsind nicht unmittelbar aufeinander aufbauend.4.1.1 Geselligkeitskult und KommunikationIn den Interviews werden unterschiedliche Gesellungsformen benannt, die auch als Beleg für dieeigenwillige und eigenständige Raumaneignung und -nutzung von Jugendlichen gesehen werdenkönnen. Diese Formen heben sich nicht selten von Funktionszuschreibungen der Erwachsenenab. Ein konkretes Beispiel in diesem Zusammenhang stellt die Nutzung von Bänken dar.18


Bericht -Lebenswirklichkeiten vO~~lJ~~':ld.li


Bericht -Lebenswirklichkeiten von JlJgendlichen in RheinbClchEin weiterer Aspekt steht in Bezug zur Geselligkeit - Alkohol gehört bei den älteren Jugendlichenzum Feiern und· zu geselligen Ereignissen dazu. Dies erscheint nicht ungewöhnlich, daJugendliche in den meisten Fällen mit Alkohol konsumierenden Erwachsenen aufwachsen (vgl.Duerdoth / Freund 2009). Der gemeinschaftliche Aspekt beim Konsum von Alkohol steht imVordergrund. "Ein Bierchen mit Freunden zu trinken" und beim nächtlichen Feiern Alkohol zukonsumieren, wird als legitim von den meisten Jugendlichen eingeschätzt, dies wird in der Art undWeise der selbstverständlichen Thematisierung des Themas deutlich."Ja also ich find auch zum Beispiel, wenn wir jetzt im Sommer zur Tomburg laufen, oder so, das ist dannnicht nur, weil wir unbedingt zur lomburg kommen wollen, weil dann könnten wir auch mit dem Autofahren, weil wir haben genug Leute die ein Auto haben, also zumindest in meiner Altersklasse, sondernweil es auch einfach lustig ist im Sommer den schönen Feldweg dahin zu laufen, sternenklare Nacht mitein paar netten Freunden und irgendwie auf dem Weg schon ein Bierchen trinken, also das ist auchirgendwie schon ein Anreiz, das gehört irgendwie dazu." (Junge, 18)Im Gegensatz dazu werden Formen des exzessiven Alkoholkonsums verurteilt und dieJugendlichen distanzieren sich davon. Dies wurde insbesondere in der Mädchengruppe deutlich." ... weil da auch nur komische Leute abhängen, die sich da immer nur so zum Trinken treffen und ja dasist nicht so mein Ding" (Mädchen, 18)4.1.2 Die Peergroup und AbgrenzungspraxenDer Begriff Peergroup bezeichnet zunächst eine jugendliche Gesellungsform. Synonym wird hierauch der Begriff der Gleichaltrigengruppe verwendet. Diese stellt eine der bedeutendsteninformellen Sozialisationsinstanzen (vgl. Scherr 2009) und gleichzeitig eineBewältigungsressource im Jugendalter dar. Mit zunehmender Ablösung von der Familie nimmt dieBedeutung der Gleichaltrigengruppe zu. Soziale Kompetenzen, die in der Peergroup erworbenwerden, sind als ein Produkt der Gruppeninteraktion und der gemeinsamen Aneignung vonRäumen zu verstehen (vgl. Böhnisch 2008). In den Aussagen der Jugendlichen kann eine primärjugendzentrierte Freizeitorientierung festgestellt werden, die quer zu den restlichen Kategorienliegt und fast alle Bereiche der Freizeitgestaltung durchzieht. Die Bildung vonGleichaltrigengruppen findet vornehmlich in der Schule statt. Weitere Orte sind Sportvereine undAngebote der Jugendarbeit. Im Unterschied zu Beziehungen zwischen. Erwachsenen undJugendlichen zeichnet sich die Gleichaltrigengruppe durch eine weitgehende Gleichstellung aus,während die Beziehungen zu Erwachsenen oft durch hierarchische Strukturen geprägt sind.20


Bericht -Lebenswirklichkeiten von~lJ9,~l1dlichen in13h~in.b .. a....h .....c .............................................Peergroups existieren in unterschiedlichen quantitativen und qualitativen Ausformungen. Schon abeiner Anzahl. von zwei Personen kann von einer Gruppe gesprochen werden. Weiterhin wirdzumindest in der Literatur eine Unterscheidung von offenen und losenGruppenzusammenschlüssen, festen Cliquen sowie Jugendbanden getroffen. In den Interviewswerden die Begriffe Gruppe und Clique synonym von den Jugendlichen verwendet. Die weitläufigeThese, dass Gleichaltrigengruppen von Mädchen sich stärker auf Zweierbeziehungen beziehen(vgl. Böhnisch 2008), konnte nicht ausreichend belegt werden. Vielmehr thematisieren dieMädchen vielfältige Gruppenbezüge, die sich in unterschiedlichen Kontexten gebildet haben."Also ich hab so mehrere Gruppen, also einmal hab ich die Leute, die ich schon total lange kenne,mit denen gehe ich auch meistens abends am Wochenende weg, ja dann die Leute aus der Schule,aber die Leute kennen sich· auch untereinander nicht, weil ich halt irgendwie das sind ich weiß nichtdas sind halt meine Gruppen, die bleiben bei mir und dann die aus der Schule, mit denen gehen wirhalt auch weg, aber dann immer nur mit der ganzen Gruppe ja und dann halt hier die aus dem Live,die gehören auch halt zu einer Gruppe." (Mädchen, 18).Dieses Ergebnis deckt sich weitgehend mit Befunden der neueren Mädchenforschung:"Die Annahme, dass Mädchen vor allem dyadische Beziehungen eingehen, findet ebenfalls keineBestätigung, denn die Mädchen thematisieren von sich aus ihre vielfältigen Gruppenbezüge undMädchen-Peer-Groups." (Schön 2002:122).Das "miteinander quatschen" und sich über ähnliche Erfahrungen und typische Probleme desJugendalters austauschen zu können (siehe auch Punkt 4.1.1) ist ein Motiv für die Bildung vonGleichaltrigengruppen. Ein weiteres Motiv liegt in der negativen Abgrenzung zu anderen Gruppen,worüber das eigene Selbstverständnis der Gruppe konstituiert werden kann. In den Interviewstreten verschiedene Abgrenzungslinien hervor: Ethnie, Alter, Schulform und Wohnort.Abgrenzungen können auch als sozialräumliche Abgrenzungspraxen (vgl. Rose / Dithmar 2009)bezeichnet werden. Am Auffälligsten tritt die Binnendifferenzierung von Kernstadt und Ortschaft ineinigen Interviews hervor."Also ich bin einfach nur nicht so gerne in Dörfern. Weil ich habe da keine Kontakte und wenn ich dabin, dann fahre ich da höchstens durch und da sieht man nix, die Straßen sind leer. Dann fährt manda vielleicht einmal im Jahr durch und ich bin da auch nicht so wirklich gerne. Hab auch noch nichtwirklich viel Spannendes gehört und auch nicht wirklich viel Gutes. Na ja, die Polizei kommt dann davorbei und die machen da was die wollen." (Junge, 17).21


Bericht -Lebenswirklichkeiten vonJlJ~~ndlichen in <strong>Rheinbach</strong>Weiterhin wird die Nachbargemeinde Meckenheim bei einigen Jugendlichen als "krimineI"bezeichnet. Auch die dort lebenden Jugendlichen werden größtenteils als ,;komisch" bezeichnet.Die Formulierung von Abgrenzungen geht nicht selten mit der Reproduktion von Stereotypeneinher. Hierin liegt die Kehrseite der Abgrenzungspraxen. Von Intoleranz gegenüber anderenGruppen kann dennoch nur in Ausnahmefällen gesprochen werden.4.1.3 Mobilität - zwischen notwendigem Übel lind sozialem EreignisUnter dem Begriff Mobilität wird in diesem Abschnitt eine sozialräumliche Mobilität verstanden, diesich darauf bezieht, in welchen Radien sich die Jugendlichen bewegen, welcherFortbewegungsmittel sie sich bedienen und welche Bereitschaft zur Mobilität besteht.Die Mobilitätsradien der Jugendlichen sind altersspezifisch unterschiedlich ausgeprägt.Geschlechtsspezifische Unterschiede finden sich in Bezug auf die Wahl der Fortbewegungsmittel.Beliebtes Fortbewegungsmittel bei allen Jugendlichen ist das Fahrrad und bei Jungen diverseAbwandlungen des Skateboards wie Wave- und Kickboard. Notwendiges Fortbewegungsmittel istder ÖPNV. Die jüngeren Jugendlichen und Jugendliche aus den umliegenden Ortschaftenberichten, dass sie noch vermehrt auf die Fahrdienste der Eltern angewiesen sind. Dies wirdallerdings nicht als sonderlich problematisch von den Jugendlichen beschrieben, die inunmittelbarer und mittelbarer Nähe zur Kernstadt wohnen, wie etwa in einem der Neubaugebiete<strong>Rheinbach</strong>s. Infolgedessen zeigen sich diese Jugendlichen auch relativ zufrieden mit denFreizeitoptionen in <strong>Rheinbach</strong>. Für ältere Jugendliche und Jugendliche, die in den umliegendenOrtschaften wohnen, spielt das Thema Mobilität eine ungleich größere Rolle und nimmt mehrRaum in der Diskussion ein. Als verbesserungswürdig wird vor allem von den interviewtenJugendlichen in Merzbach das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs angesehen. Insbesonderean den Wochenenden und abends bzw. nachts wird das Angebot als unbefriedigend bewertet.Kompensiert wird dieser Mangel auf vielfältige Weise. Jungen verfügen mehrheitlich über einenRoller, mit dem sie sich relativ unabhängig von den Angeboten des öffentlichen Nahverkehrsbewegen können. Der Roller nimmt eine Schlüsselrolle für diese Jugendlichen ein, da dieMotorisierung mit einem Autonomiegewinn und erweitertem Aktionsradius einhergeht. So berichtensie bspw. von Rollertouren zur Tomburg und in die Eifel, die mit Freunden an den Wochenendenunternommen werden. Der eigen.e Roller bedeutet zudem einen relativen Zugewinn an Flexibilitätund Zeit. Vollkommene Unabhängigkeit von den elterlichen Fahrdiensten kann jedoch nichterreicht werden."Nee, aber ich bin eigentlich schon angewiesen, dass meine Eltern mich immer fahren können,gerade zum Schwimmtraining oder so, wenn ich nicht mit dem Roller fahren kann oder als ich den22


Bericht -Lebenswirklichkeiten von Ju~e~dliC;~~rlirl <strong>Rheinbach</strong>Roller noch nicht hatte, da mussten halt meine Eltern mich fahren, oder ich musste mit dem Fahrradfahren. Also man ist hier im Dorf schon ziemlich angewiesen auf die Verkehrsmittel." (Junge, 15)Denn, und das wurde ebenfalls genannt, Bus und Bahn fahren kostet Zeit und macht esnotwendig, sich an die vorgegebenen Fahrpläne zu halten. Womit zwei weitere Aspekte vonMobilität benannt sind: Einige Jugendliche benannten, dass sie sich durch die Nutzung desöffentlichen Nahverkehrs in ihrer Spontanität und Flexibilität eingeschränkt fühlen. Bei einigen derinterviewten l\IIädchen im Jl1gendzentrum LIVE hat es sich etabliert, die Fahrdienste bereits ältererFreund_innen zu nutzen, wenn sie abends in Bonn oder Köln feiern gehen und selbst noch nichtüber einen Führerschein verfügen. Eine weitere Möglichkeit für die Jugendlichen ist es, die Nachthindurch bis zur ersten Fahrt des Nahverkehrs wach zu bleiben. Ein beliebter Aufenthaltsort ist indiesem Fall die Fast- Food- Kette McDonalds, um die Zeit bis zum nächsten Morgen zuüberbrücken. Der Wendepunkt stellt sich dann mit der Volljährigkeit und dem eigenenFührerschein ein, mit dem eine Erweiterung des Mobilitätsradius einhergeht. In dieser Altersgruppeist wiederum eine höhere Zufriedenheit in Bezl1g auf die Freizeit- und Mobilitätsoptionenerkennbar. Ein Mehr an empfundener Selbstständigkeit und Unabhängigkeit von den Eltern scheintsomit mit mehr Zufriedenheit in Bezug auf die Freizeitoptionen einherzugehen. Der Führerscheingilt als zentrales Symbol der Erwachsenenwelt und reicht damit über die rein funktionaleZuschreibung hinaus (vgl. Mienert 2008). Die lnterviews zeigen aber auch, dass Mobilität in derPerspektive der Jugendlichen nicht einfach nur bedeutet, von einem Ort zum anderen zu kommen,sondern darüber hinaus mit einem sozialen Erlebnisfaktor in Verbindung steht. In dieser Dimensionvon Mobilität wird der Weg regelrecht zum Ziel erklärt und das Bedürfnis nach Mobilität beschränktsich nicht nur auf die Notwendigkeit, Distanzen zu überwinden."Ja also ich finde auch zum Beispiel, wenn wir jetzt im Sommer zur Tomburg laufen, oder so, das istdann nicht nur, weil wir unbedingt zur Tomburg kommen wollen, weil dann könnten wir auch mit demAuto fahren, weil wir haben genug Leute die ein Auto haben, also zumindest in meiner Altersklasse,sondern weil es auch einfach lustig ist im Sommer den schönen Feldweg dahin zu laufen,sternenklare Nacht mit ein paar netten Freunden und irgendwie auf dem Weg schon ein Bierchentrinken, also das ist auch irgendwie schon ein Anreiz, dass gehört irgendwie dazu." (Junge, 18).Insgesamt kristallisiert sich heraus, dass die regionale Mobilität eine Selbstverständlichkeit für dieJugendlichen darstellt. Viele der Jugendlichen, insbesondere aus den umliegenden Ortschaften,sind es gewohnt, täglich weitere Strecken zur Schule oder zu anderen Freizeitangeboten zurück zulegen. Es werden zwar Einschränkungen insbesondere "in den ländlicheren Gebieten bemängelt,aber diese versuchen die Jugendlichen durch entsprechende Kompensationsstrategienauszugleichen. Unterschiede erscheinen in dieser Dimension eher altersspezifisch als23


.Bericht -Lebens~ir~ligh~ElitElI1. \I()I1~~ u9ElI1~li.~~ElI1.in Rh....e ......i..n b .....a.......c .....h........................................... ..........................................................geschlechtsspezifisch zu sein. Entfernter liegende Orte haben insbesondere für ältere JugendlicheAufforderungscharakter, während für jüngere Jugendliche der Nahraum noch den wichtigerenBezugspunkt bildet. Altersübergreifend konzentrieren sich die Freizeitaktivitäten der Jugendlichenauf das nähere Umfeld, da Mobilität in Abhängigkeit von zeitlichen und finanziellen Ressourcen zusehen ist (vgl. hierzu Leßmeister 2008). Vor diesem Hintergrund gewinnt Mobilität mitzunehmendem Alter an Bedeutung für die Jugendlichen (vgl. ebd.).Es bestätigt sich, dass Mobilität ein wesentlicher Einflussfaktor bzgl. des Freizeitverhaltens vonJugendlichen im ländlichen Raum ist (vgl. ebd.). Mobilität ist somit als ein wesentlicher Bestandteilder Sozialisation von Jugendlichen anzusehen."Bei der jugendlichen Mobilität geht es weniger darum, von einem Ort zum nächsten zu gelangen,sondern vielmehr, unterwegs zu sein, um die Möglichkeit zur Selbstinszenierung und dieGelegenheit für Kontakte auszuschöpfen." (Hurrelmann 2007:138).Mobilität ist somit beides - notwendiges Übel bzw. Mittel zur Überwindung von Distanzen und zumAufsuchen attraktiver Orte (vgl. Leßmeister 2008), aber auch ein sozialer Raum zurSelbstinszenierung und Kommunikation. Aufgrund dieser nachgewiesenen Schlüsselfunktion vonMobilität sind der Wunsch der Jugendlichen nach einer Verbesserung der Mobilitätsoptionen ernstzu nehmen und die unterschiedlichen Bedürfnislagen der Jugendlichen aus der Kernstadt und denumliegenden Ortschaften zu berücksichtigen.4.2 RaumvielfaltNeben den bisher beschriebenen Schlüsseldimensionen können vielfältige Raumarten identifiziertwerden, die für die Jugendlichen Relevanz haben. Die unter Punkt 4.1 beschriebenenSchlüsseldimensionen durchziehen alle nachfolgenden Raumkategorien der Lebens- undFreizeitwelten der Jugendlichen. Folgende Raumarten sind in den Interviews von Bedeutung:Zunächst der Nahraum (auch als ökologisches Zentrum bezeichnet), Kinder- und Jugendarbeit alsZwischenraum, kommerzielle Räume und Konsum, Räume für Sport und Bew~gung, riskanteRäume und geschlechtsspezifische Raumbegrenzungen. Die Darstellung der Raumvielfalt schließtmit einer Erläuterung zur Bedeutung des öffentlichen Raums für Jugendliche. Die Lebensentwürfeder Jugendlichen werden unter Punkt 4.3 gesondert beschrieben und geben einen Einblick in dieZukunftsperspektiven und Bleibeorientierungen der Jugendlichen. Zusätzlich enthalten diegeäußerten Wünsche und Bedürfnisse der Jugendlichen wichtige Hinweise, die. in dennachfolgenden Unterkategorien mit aufgeführt werden. Der Begriff Wünsche wird in diesemKontext bewusst gewählt. Wünsche, die von den Jugendlichen im Rahmen der Interviews24


Beric.~t -Lebens\fVirklichkeit13f1\1onJl1{;1E:)f1~I!chen in <strong>Rheinbach</strong>geäußert wurden, sind nicht als Bedarf miss zu verstehen. Um Bedarfslagen ableiten zu können, ist eine breite multiperspektivische Analyse und Zielentwicklung notwendig. Wie bereits im vorhergehenden Abschnitt bilden auch die folgenden Kategorien in sich abgeschlossene Themenabschnitte. 4.2.1 Nahraum - Ökologisches ZentrumMit dem Begriff Ökologisches Zentrum wird der unmittelbare Nahraum - das Zuhause und dieFamilie- bezeichnet (vgl. Baacke 1984 zit.n. Krisch 2009). Bei den jüngeren Jugendlichen ist derWohnort noch ein tragender Freizeitort. Das Zuhause dient als Ort, um sich mit Freund_innen zumgemeinsamen Spielen zu verabreden. Bei den Jungen wird als bevorzugteBeschäftigungsmöglichkeit die Nutzung von Medien genannt. Hierzu zählen Fernsehen, kollektiveund private pe-Spiele als auch die Vernetzung über Social Networks bei Jugendlichen mittlerenund höheren Alters. Zwar wird der mediale und virtuelle Freizeitbereich, mit Bezug auf die Nutzungvon Sodal Networks, auch bei einzelnen Mädchen angesprochen, aber hier dominiert eher einefamilienzentrierte Haltung. Besonders an den Wochenenden wird Zeit mit Eltern und Geschwisternverbracht, in Form von Spiel- oder Fernsehabenden, "die mal so typisch Famifie" sind."Ich bin auch gerne zu Hause, ich bin auch eigentlich oft zu Hause (...) Also abends halt in derWoche bin ich abends gern zu Hause, weil ich dann immer dann mit meinen Eltern Tatort gucke, ichliebe Tatort und das gucken wir immer jeden Abend und am Wochenende bin ich gern zu Hause,weil meine Geschwister dann nach Hause kommen und dann alle wieder zusammen sind. (...) ja weilmeine Geschwister studieren in Dortmund und Münster." (Mädchen, 18).Diese Form der Familienzentrierung wird von den Jungen zumindest nicht artikuliert. Dennochlässt sich aus diesem Befund nicht ableiten, dass Mädchen eher dazu neigen, sich häufiger alsJungEm in den privaten Raum zurückzuziehen. Eine Orientierung an der Familie ergibt sich zudemnur bei den Jugendlichen, bei denen die Eltern auch zuhause anzutreffen sind. Ist dies nicht oderselten der Fall, weichen die Jugendlichen auf den Freundeskreis oder andere Formen derFreizeitgestaltung aus, was sie nicht direkt als Benachteiligung ansehen. Viele der Jugendlichenverbinden mit Zuhause auch einen Ort, an dem sie ihre Ruhe haben und sich erholen können.4 Zur Definition des Begriffs Bedarfs in den Systemen sozialer Sicherung: "Bedarf ist im deutschen Sozial wesen einezentrale Kategorie für die Bemessung von Art und Umfang sozialer Dienstleistungen und deren Organisation alsGeld- und Sachleistungen. ( ... ) Damit sind die häufig synonym verwendeten Begriffe Bedarf und Bedürfuisauseinanderzuhalten, da der Bedarf eine beschaffungsbezogene Konkretisierung von Bedürfnissen darstellt.Bedürfnisse als subjektive Mangeldefinitionen müssen; um sozialpolitisch bearbeitbar zu werden, inbedarfsbezogene Leistungsdefinitionen übersetzt werden, die dann wiederum als Nachfrage nach Gütern undDienstleistungen wirksam werden." (Halfar 2011 :80).25


Bericht -Lebenswirklichkeite.r:tyon JUQe.r:tdlichen in <strong>Rheinbach</strong>Darin liegt ein wichtiger Moment für alle Befragten. Zudem berichten alle Jugendlichen, gerne zuHause zu sein und sich dort wohl zu fühlen. Gleichzeitig scheint der Alltag dadurch geprägt, dasssie viel unterwegs sind. So äußert eine Jugendliche:"Also ich bin zwar gern zu Hause, aber ich bin selten echt selten zu Hause außer ich muss lernen,wenn ich irgendwie Klausurphase hab oder so, aber sonst bin ich echt so gut wie nie zu Hause, alsoam Wochenende Sonntag oder so aber sonst." (Mädchen, 18).Während sich jüngere Jugendliche zuhause zum Spielen treffen, dient das Zuhause den älterenJugendlichen eher als Zwischenstation und Treffpunkt, bevor sie am Abend ausgehen.Die Annahme eines vermehrten Rückzugs in den privaten Raum, etwa im Sinne einer"verhäuslichten Kindheit" (vgl. Böhnisch 1993), scheint daher für einen Großteil der Jugendlichennicht zuzutreffen. Die Nutzung von Medien findet zwar überwiegend im privaten Raum statt, aberkann nicht per se als Erklärungsmuster für einen Rückzug der Jugendlichen in den privaten Raumdienen. Das Schlagwort Web 2.0 steht für eine Nutzungsweise des Internets, bei der Jugendlichedie Möglichkeit haben als aktive Medienproduzenten in Erscheinung zu treten (vgl. auch Scherr2009). Das Internet bietet somit eine entfernungsunabhängige Plattform für Kommunikation undAustausch und ermöglicht den Jugendlichen ein "aktives Handeln in der medialen Welt" (Scherr2009: 151 ). Medienwelten gehören zur Lebenswelt von Jugendlichen und beinhalten dieMöglichkeit, sich der Kontrolle der Erwachsenenwelt ein Stück weit zu entziehen (vgl. Böhnisch1993). Somit ist Medienkonsum zunächst als Chance zu begreifen. Medienkonsum - ob in Form. von Fernsehen, Computerspielen, Filmen, Musik, Büchern stellt für Jugendliche ein Mittel der StilundSzenebildung dar (vgl. ebd.). Dieser Befund von 1993 gilt knapp 20 Jahre später in Zeiten dersozialen Netzwerke noch verstärkter.4.2.2 Sozialpädagogischer R~um - Kinder- und JugendarbeitBevor die empirischen Ergebnisse im Bereich der Kinder- und Jugendarbeit bezogen auf<strong>Rheinbach</strong> vorgestellt werden, soll zunächst eine Verortung des Arbeitsfeldes Kinder- undJugendarbeit vorgenommen werden.Kinder- und Jugendarbeit stellt ein außerschulisches Sozialisationsfeld und Angebot an Kinder undJugendliche dar. Rechtlich verankert ist die Kinder- und Jugendarbeit als Teil der Kinder- undJugendhilfe, im § 11 und § 12 des KJHG (SGB VIII). Im Gegensatz zur Jugendsozialarbeit, die sichgezielt an sozial benachteiligte und beeinträchtigte Zielgruppen richtet, stellt Kinder- undJugendarbeit ein Angebot für alle Kinder und Jugendlichen dar (vgl. Sturzenhecker I Richter 2010).Weiterhin ist sie im Unterschied zur Schule nicht an inhaltliche Curricula gebunden und mit26


Leistungsnachweisen und -Anforderungen verknüpft. Ein Grundprinzip der Kinder- undJugendarbeit stellt die "Subjektorientierung" (vgl. Scherr 1997) dar. Im Zuge dessen wird Bildung indiesem Praxisfeld als Selbstbildung konzipiert (vgl. Sturzenhecker / Richter 2010). Bildung stellteine explizite Bezugsgröße dieses Arbeitsfeldes dar und wird in non-formalen und informellenBildungsanlässen 5 realisiert (vgl. Thole 2007). Die positiven Wirkungen der Kinder- undJugendarbeit wurden in vielfältiger Weise belegt (vgl. Lindner 2008)."Im Vergleich zu anderen pädagogischen Institutionen zeigt sich Kinder- und Jugendarbeit damit alserfolgreiches und als wichtiges Feld der Förderung der persönlichen Entwicklung und allgemeinensowie politisch-demokratischen Bildung von Kindern und Jugendlichen, {...)." (Sturzenhecker IRichter 2010:473).Trotz der nachweislichen Wirkung dieses pädagogischen Handlungsfeldes wird Kinder- undJugendarbeit "verkannt und unterschätzt - aber dringend gebraucht." (Thole 2007:323). Dementsprechend wird Jugendarbeit im K...IHG, Kinder- und Jugendarbeit als Aufgabe zur Einrichtungeines adäquaten Angebots formuliert und stellt keine freiwillige Aufgabe dar. Art und Höhe derFörderung der Jugendarbeit liegen im Ermessen der zuständigen öffentlichen Träger. DieAusführungsgesetze auf Landesebene enthalten Empfehlungen für die Umsetzung der Kinder- undJugendförderung auf kommunaler Ebene. "Die Stadt <strong>Rheinbach</strong> unterstützt und fördert im Rahmender zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel die von den Trägern der freien Jugendhilfe in<strong>Rheinbach</strong> durchgeführte, den Grundsätzen des Kinder- und Jugendhilfegesetzes entsprechendeJugendarbeit.,,6Im Anschluss wird das Praxisfeld der Kinder- und JugelJdarbeit exemplarisch mit Bezug auf dieOffene Kinder- und Jugendarbeit am Beispiel der Jugendzentrums LIVE sowie am Beispiel derKinder- und Jugendinitiative Merzbach eV als dezentrale Kinder- und Jugendarbeitsstrukturdargestellt. Dieser Fokus muss. als begrenzter Ausschnitt der gesamten Landschaft der KinderundJugendarbeit in <strong>Rheinbach</strong> betrachtet werden. Dennoch lassen sich hier beispielhaft derStellenwert, die Wirkungen und die lokalen Besonderheiten dieses sozialpädagogischenHandlungsfeldes nachzeichnen. Eine umfassende Aufarbeitung der Kinder- undJugendarbeitslandschaft in <strong>Rheinbach</strong> im Sinne einer umfassenden Jugendhilfeplanung könnte ein5 Zur terminologischen Unterscheidung: "Mit informeller Bildung sind ( ...) die Prozesse jugendlicher Selbstbildunggemeint, die sich unabhängig und außerhalb von pädagogischen Bildungsangeboten und Absichten abspielen. ( ... )Non-formale Bildung bezeichnet dem gegenüber immer die pädagogisch intendierte Förderung solcher informellenProzesse der Selbstbildung und zwar soweit sie außerhalb von formalen Bildungsveranstaltungen (Schulunterricht,Lehre, Studium, Weiterbildung etc) stattfinden." (Müller 2008:12). Die Schule ist dabei ein Ort formaler Bildungmit einer klaren curricularen Ausrichtung.6Stadt <strong>Rheinbach</strong>, http://www.rheinbach.delcms 121/bfis/jallmerkblaetterformulare/, letzter Zugriff 09.08.2011.27


Bericht -Lebenswirklichkeiten ".()t,1~uQE:1f"1c1lic~en in <strong>Rheinbach</strong>Ziel weiterer Forschungsbemühungen sein (siehe auch Kapitel 6).Offene Kinder-und JugendarbeitDas Jugendzentrum LIVE ist ein Angebot der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, welche "eineZwischenstellung zwischen informeller und institutionalisierter Freizeit" hat (Fromme 2005:134).Das LIVE nimmt eine Sonderstellung in den Gruppeninterviews ein, welche im Anschluss nähererläutert wird.Allen bef:agten Jugendlichen war das Jugendzentrum LIVE ein Begriff und in jedem Interview einimmanentes Thema. Das LIVE scheint sich im Lebensumfeld der Jugendlichen etabliert zu haben.In den Interviews nehmen alle Gruppen immanent auf das LIVE Bezug. Das Jugendzentrum ist einbekannter Ort auch bei Jugendlichen der umliegenden Ortschaften, obgleich die Bekanntheit nichtgleichzusetzen ist mit einer Nutzung des Angebots."Na was wir eigentliCh vergessen haben, aber da geht glaub ich keiner von uns so hin ist, dass wir in<strong>Rheinbach</strong> ein ziemlich gutes katholisches Jugendheim haben, hier das LIVE auf der Ecke, also dasind auch immer richtig viele Leute und wer sich darum kümmert, ich glaub das ist immer noch XX?,der macht das auch richtig gut und irgendwie glaub ich, das der halt auch einige Jugendliche vomScheiße bauen abhält, oder von schlimmeren Sachen, dass der wirklich auch Freizeit sopfadfindermäßig macht und das es halt auch Vergünstigungen gibt, für Leute die nicht so viel Geldhaben und so, also das ist hier auch schon ziemlich wichtig." (Junge, 16).Ohne den Begriff explizit zu verWenden verweist die Aussage des Jugendlichen auf densozialpädagogischen Ansatz von Kinder- und Jugendarbeit als Hilfe zur Lebensbewältigung (vgl.Böhnisch 1993). Das LIVE ist sozusagen eine "sozialpädagogische Arena" (vgl. Cloos 2007), diesich im Spannungsfeld von Lebensbewältigung und Sozialintegration bewegt (vgl. Böhnisch 1993).Durch die zentrale Lage im Stadtkern von <strong>Rheinbach</strong>, mit der Nähe zu diversen Geschäften undCafes, nimmt das Jugendzentrum eine wichtige Stellung im öffentlichen Raum ein. Die zentraleLage wird auch seitens der Jugendlichen als positiv hervorgehoben. Im Gruppeninterview mit derMädchengruppe des LIVE wurde deutlich, was die eigentliche Qualität dieses Ortes ausmacht. Diebefragten Mädchen arbeiten im UVE und unterstützeh die Arbeit der hauptamtlichenMitarbeiteUnnen. Einige Mädchen waren auch schon vor ihrer Tätigkeit im LIVE Besucherinnen.Sie erleben ihre Arbeit als sinnvolle Tätigkeit. Diese Bedingungen machen das LIVE für dieMädchen zu einem festen Bezugspunkt im Alltag zwischen Schule und zu Hause.ImVerlauf des Interviews wird immer klarer, dass das LIVE für die Mädchen nicht nur ein7 Anonymisierung.28


Bericht -Lebenswirklichkeiten vonin <strong>Rheinbach</strong>_.............. '" _............. -_. ­Treffpunkt ist, sondern für viele auch ein Ort der Zugehörigkeit. Die Vorhalteleistungen wie Spiel-,Sport- und kulturelle Aktivitäten stehen bei dieser Gruppe seltener im Mittelpunkt als dieMöglichkeit der Begegnung und Kommunikation. Sie haben sich hier ein Netzwerk aufgebaut, dassie pflegen. Offene Jugendarbeit, und das zeigt das Interview deutlich, hat eine gewisseBindekraft. Die sozialen Beziehungen, die die Jugendlichen zu den Betreuerjnnen als auch zuden Besucher_innen aufbauen, lassen ein Gemeinschaftsgefühl entstehen, das die Jugendlichenwertschätzen. Als sie danach gefragt werden, wie regelmäßig sie ins LIVE kommen, scheinen sieüber die Häufigkeit ihrer Besuche fast selbst überrascht:"Also wenn ich meine Mutter abends oder meine Schwester die arbeitet auch hier, wenn ich dieabends abhole dann komm ich auch schon mal eine Stunde früher um einfach mich hinzusetzen ummit der Hanna oder so noch zu quatschen, ich weiß auch nicht irgendwie bin ich jetzt fast jeden Taghier." (Mädchen, 18)."Ich bin auch fast jeden Tag hier, weil zu Hause ist es irgendwie ziemlich langweilig um einfach hierzu gucken was die Kinder hier so machen und alles möglich und wenn halt die Schule es zulässt binich eigentlich immer hier ziemlich früh und geh dann auch erst abends, einfach hier halt meine Zeitverbringen mich hier halt unterhalten mit den Kindern Fußball spielen auch." (Mädchen, 17).Darüber hinaus betonen sie die Möglichkeit der Auseinandersetzung mit unterschiedlichenJugendkulturen und Jugendgruppen:."Also ich geh hier gerne hin, weil ich finde den Austausch mit den anderen Kulturen den hatf ichvorher überhaupt gar nicht ( ... }." {Mädchen, 18}.Mädchen schätzen die Offenheit des LIVE für unterschiedlichste Zielgruppen und die Möglichkeit,mit Jugendlichen in Kontakt zu kommen, die sie ansonsten in ihrem alltäglichen Umfeld nichtkennengelernt hätten. Dies weist auf einen Umgang mit Jugendgruppen und Jugendlichen hin, derUnterschiedlichkeit und Vielfalt als produktive Chance versteht.Neben der Schule ist das LIVE ein weiterer Ort, um Freundschaften zu knüpfen. Viele derbefragten Mädchen gehen nicht unmittelbar in <strong>Rheinbach</strong> zur Schule, sondern in Bonn oderEuskirchen. Durch die Distanz von Schul- und Wohnort ergibt sich im LIVE für sie eine Möglichkeit,wohnortnahe Freundschaften zu schließen und zu pflegen. In diesem Sinne stellt das LIVE aucheinen Beziehungsraum dar. Als Motive kristallisieren sich das empfundene Zugehörigkeits-,Vertrauens- und Gemeinschaftsgefühl sowie die Dimension der Begegnung und Kommunikationals zentrale Elemente der Aneignung heraus.29


Bericht -Lebenswirklichkeiten von Jugendlichen in <strong>Rheinbach</strong>"Also es war je na Zeit mal so dass es in den Ferien das immer zu war und in der Woche war esglaub ich .auf und dann wieder zu und das ist halt auch total komisch wenn man vorbei geht und dashat zu das gehört jetzt irgendwie zu <strong>Rheinbach</strong> dazu und ich könnt mir das gar nicht vorstellen dasdas nicht hier wäre." (Mädchen, 18).Dezentrale- lokale Kinder- und JugendarbeitsstrukturenDie Kinder- und Jugendinitiative Merzbach e.V. ist im Unterschied zum Jugendzentrum LIVE eindezentrales-lokales 8 Angebot der Kinder- und Jugendarbeit, das eine wichtige AnlaufsteIlezumindest für die interviewten Jugendlichen in Merzbach darstellt. Die Räume der KJI befindensich in der Grundschule in Merzbach und werden für verschiedene Aktivitäten und Zielgruppengenutzt. Bestimmte Jugendlichen haben die Möglichkeit. sich den Schlüssel zu denRäumlichkeiten bei den zuständigen Ansprechpartnern im Ort abzuholen und die Räume ohne dieAnwesenheit von Erwachsenen als Treffpunkt und Aufenthaltsort zu nutzen. Teilweise nutzen auchmehrere Generationen gleichzeitig den Raum, wie die Jugendlichen berichten. Die KJI ist einlokaler Gesellungs- und Rückzugsort. Die Relevanz, die dieser Ort für die MerzbacherJugendlichen hat, verdeutlicht die Notwendigkeit dezentraler Jugendarbeitsstrukturen (vgl. Rose IDithmar 2009). Zwar ist das LIVE auch den Jugendlichen in Merzbach bekannt und wird punktuellgenutzt, aber es stellt keinen Ersatz für das Vorhanden sein lokaler dezentralerJugendarbeitsstrukturen dar.In der Gegenüberstellung der verschiedenen Jugendarbeitsstrukturen wird deutlich, dass dieeingangs beschriebenen Differenzlinien (siehe Punkt 1.1), in diesem Fall insbesondere diesozialräumliche Herkunft, mit vielfältigen Bedürfnislagen in Verbindung stehen. Angebote derKinder- und Jugendarbeit müssen sich an diesen mannigfaltigen Bedürfnislagen orientieren. DieDezentralisierung der Angebotsstrukturen stellt in diesem Zusammenhang einen wichtigen, wennauch nicht den einzigen, Faktor dar.8 Der Begriff "dezentral" verweist in diesem Zusammenhang lediglich auf die sozialräumliche Lage außerhalb desKernstadtbereiches.30


4.2.3 Kommerzielle Räume und Konsum"Über die Freizeit finden Jugendliche heute schon sehr früh in ihrer Lebensgeschichte einen Zugangzur Konsumentenrotle. (...) Hier liegt einer der Hauptgründe für die Zuwendung Jugendlicher zumFreizeitbereich, denn ihnen wird im Unterschied zum Leistungsbereich in diesem Sektor eine relativhohe Autonomie zugestanden (...)." (Hurrelmann 2007:135).Die Rolle der KonsumenUnnen ermöglicht Partizipation und die Einübung eines Habitus derErwachsenenwelt. Schließlich wird ihre Vollwertigkeit und Eigenständigkeit als KäufeUnnen nichtin Frage gestellt (vgl. Böhnisch / Winter 1990). kann zwischen kommerziellen Freizeit- undVergnügungsangeboten und Warenkonsumangeboten (vgl. Rose / Dithmar 2009) unterschiedenwerden. Diese Räume werden von allen Jugendlichen als attraktiv angesehen. Bei den FreizeitundVergnügungsangeboten werden von den Jugendlichen folgende Orte benannt: Schwimmbad,Kino, Diskotheken, Eisdielen, Cafes, Billardcafe, Fitnessstudio und Skaterhalle. Die Spitzenpositionbei den kommerziellen Räumen nehmen das Schwimmbad und das Kino ein. In Bezug auf dasSchwimmbad wird lediglich der hohe Eintrittspreis bemängelt:,,( ... ) und halt das Monte Mare das' Schwimmbad, weil ich ganz cool finde, dass <strong>Rheinbach</strong>überhaupt ein Schwimmbad hat, weil es ja eigentlich eine relativ kleine Stadt ist und das ist ja eingroßes Schwimmbad, ( ... )" (Mädchen, 17)"Ja die Plätze, die ich mag ist auch ( ... ) das Schwimmbad hier, weil man da hin gehen kann undentspannen kann mit Ge'schwistern und so auch wenn das ein bisschen teuer ist, meiner Meinungnach." (Mädchen, 17)Eine Sonderrolle nimmt in den Interviews das Kino als kommerzieller Raum ein. Beklagt wirddurchweg die weite Entfernung und schlechte Erreichbarkeit der nächsten Kinos in Euskirchenbzw. Bad Godesberg. In diesem Zusammenhang führt die Diskussion immer wieder auf dieTatsache zurück, dass es in <strong>Rheinbach</strong> in früherer Zeit ein Kino gegeben haben soll. Zwar hatkeinE?r der Jugendlichen diese Zeit miterlebt, aber die Erzählungen der Eltern bieten ausreichendStoff für Spekulationen und den Wunsch, wieder ein Kino in <strong>Rheinbach</strong> zu haben. Der kollektiveWunsch nach einem lokalen Kino stand mit Abstand an oberster Stelle.Besondere Beliebtheit kommt der Fast- Food- Kette McDonaids zu. Die Hauptstraße ist bei Jungenund Mädchen ein häufig genutztes Einkaufsterritorium. Unabhängig davon, ob eine festeKaufabsicht vorliegt oder die Jugendlichen einfach nur gerne bummeln gehen, stellen dieHauptstraße und ihre Geschäfte einen beliebten Freizeitort dar. Die Hauptstraße gewinnt nichtzuletzt durch ihre lebendige Atmosphäre und gute Erreichbarkeit an Attraktivität für die31


Bericht -Lebenswirklichkeiten von Jtj!;lendlichen in Rhei~b.a...c.....h.................... Jugendlichen. Dabei steht weniger das Kaufen an sich im Vordergrund, wie ein Jugendlicher imInterview beschreibt:"Ja schon, das ist leicht zugänglich und da muss man jetzt nicht extra wegfahren und das ist danneben eine schönere Atmosphäre dann, wenn die Stadt lebt. (...) Ich persönlich kaufe da nicht wirklichein, aber wenn man daran vorbei geht, fühlt sich das einfach besser an. Dass da Leute sind, dass dadie Stadt ist (...)" (Junge, 17).Weiter betonen einige der Jugendlichen die kleinstädtischen Qualitäten. Von der Individualität desEinzelhandels geht für einige der Jugendlichen eine besondere Attraktivität aus. Diese steht derurbanen Uniformität entgegen, welche als weniger attraktiv bewertet wird und "das gewisse Etwas"vermissen lässt. Diese Feststellung steht neben der Tatsache, dass Ketten wie H&M oder Saturndennoch zum Repertoire der Konsumkultur der Jugendlichen gehören. Diese Kultur erfordert aberfinanzielle Ressourcen. Als Finanzierungsquellen dienen den älteren Jugendlichen hauptsächlichNebenjobs und familiäre Quellen. Für die Jüngeren ist Taschengeld oft die einzige Quelle. AlleJugendlichen sind der Ansicht, dass Geld ein wichtiger Bestandteil der Freizeitgestaltung ist, aberdass Geld keine unerlässliche Bedingung darstellt, um an adäquater Freizeit teilzuhaben. Dasmeiste Geld geben die Jugendlichen für Essen, Kleidung und Ausgehen aus. Von bereits erlebtenEinschränkungen aufgrund eines Mangels an diesen Ressourcen berichteten die befragtenJugendlichen nicht. In diesem Punkt kann die Untersuchung zwar einerseits ansozialisationstheoretische Befunde anschließen, aber andererseits ist der Umstand der Armut beiKindern und Jugendlichen erst in den letzten Jahren wieder ehrlich und offen transparent gemachtworden. Hier besteht auch auf <strong>Rheinbach</strong> bezogen noch Forschungsbedarf:"Viele attraktive Freizeitaktivitäten setzen heute finanzielle Ressourcen voraus und sind eindeutig mitdem kommerziellen Konsumsektor verbunden. Der Freizeitbereich ist für Jugendliche deshalb ohnenennenswerte Geldmittel schwer zu erschließen: Musik- und Videodisketten, Kneipen-, Kino- undDiskobesuch, Internetsurfen und Freizeitsport kosten Geld. Die meisten Jugendlichen verfügen überdiese materiellen Ressourcen, die sich aus Taschengeld der Eltern und selbst verdienten Geldzusammensetzen." (Hurrelmann 2007:137).4.2.4 Räume für Sport und Bewegung"Sport kann soziologisch (...) als ein eigenständiger gesellschaftlicher Teilbereich betrachtet werden,in dem andere Normen, Werte, Regeln und Ideale gelten als in den übrigen Teilsystemen derGesellschaft." (Scherr 2009:160).Auch in dieser Untersuchung zeigt sich, dass Jugend und Sport eng aufeinander bezogen sind.32


Bericht -Lebens~irklichkeit~t1..\f


Ber.i.~~t=~E:~(3!1~V\lir.~licb~(3i.tE!r1Y?!1 ..~uge~!1dlichen in Rhein.b....a......c.....h...................... . Hinzu kommen zahlreiche selbstorganisierte Freizeitsportaktivitäten. Die meisten der genanntenSportaktivitäten sind Mannschaftssportarten. Als Ergänzung dazu gehen einzelne Jugendlichenoch Joggen oder sind Mitglied im Fitnessstudio. In einigen Interviews wurde von den Jungenbemängelt, dass ihnen Orte für "Fahrradtricks" und zum Skaten fehlen. Zwar verfüge <strong>Rheinbach</strong>über Möglichkeiten zum Skaten, aber diese seien bereits durch feste Gruppen von Jugendlichenbesetzt. Besonders jüngere Jugendliche fühlen sich von diesen Orten verdrängt durch die Älterenund finden schwer Alternativen.Im spo.rtlichen Bereich äußern die Jugendlichen den Wunsch nach einem erweitertenSportangebot bspw. in Form einer Kletterhalle. Im Rahmen des Vereinssports wird die materielleAusstattung der Hallen sowie die eingeschränkten Hallennutzungsoptionen in den Ferienbemängelt.4.2.5 Riskante Räume und geschlechtsspezifische RaumbegrenzungenDie interviewten Mädchen verfügen über ein kollektives Wissen darüber, welche Orte sie bessermeiden und an welchen Orten die Gefahr besteht, Opfer von sexistischen Belästigungen zuwerden. Die Schweigelstraße, welche im Stadtkern in der Nähe zu einigen Bars und Diskothekenliegt, ist für die meisten Mädchen mit einem unguten Gefühl besetzt. Durch die mittelbare Nähe zuBars und Diskotheken seien hier vor allem nachts alkoholisierte Menschen unterwegs und derLärmpegel sei sehr hoch. Gleichzeitig wird von einigen der interviewten Jugendlichen angemerkt,dass die Schweigelstraße einen hohen Ausländeranteil aufweist. Diese subjektive Annahme derJugendlichen kann allerdings statistisch nicht gestützt werden. De facto weist die Schweigelstraßekeinen hohen Ausländeranteil auf. Im Verlauf der Diskussion kommen die Mädchen jedoch zu demSchluss, dass dies nicht der Grund für das negative Image der Straße ist und relativieren ihreAussage selbstständig."Also ich hab mal in der Schweigelstraße gewohnt, mal so vor einem Jahr und es sind eigentlichnicht die Bewohner der Schweigelstraße, die da so einen Lärm machen, sondern es ist halt schonsehr zentral und wenn die dann feiern gehen und dann kommen die ganzen Leute von den Bars undDiskotheken, die halt drum herum sind und dann ist es ja klar, dass da so viel los ist und da so vielekomische Leute sind und einen da schon mal anpöbeln, aber in der Schweigelstraße selbst wohnenzwar viele ausländische Familien, aber das sind dann halt Familien und keine einzelnen Leute, diehalt irgendwie Stress machen." (Mädchen, 18).,Weiterhin negativ bewertet werden von einzelnen Mädchen der Freizeit- und der Stadtpark, da dortmanchmal "komische Leute rumhängen" und leere Bierflaschen und Zigarettenkippen herumliegen. Gleichzeitig werden beide zuletzt genannten Orte von den meisten Jugendlichen als34


eliebte Freizeitorte beschrieben. Das Merkmal "hoher Ausländeranteil" findet sich in einzelnenInterviews als ein Merkmal eher negativ wahrgenommener Räume. Die Aussagen zu einemerhöhten Ausländeranteil bei den Bewohnerjnnen der Schweigelstraße, deckt sich allerdings nichtmit den Daten der Einwohnermeldestatistik der Stadt <strong>Rheinbach</strong>. 9Der Großteil der Jugendlichen ist sich bewusst, dass sie vorurteilsbehaftet sind und siehinterfragen ihre Einstellungen selbstkritisch. Gleichsam fällt es ihnen teilweise schwer, einealternative Sichtweise zu entwickeln, die diese Vorbehalte gegenüber so genannten bzw.vermeintlichen Ausländern ablöst.Ein Kriterium, welches darüber entscheidet, ob ein Ort als unbeliebt oder beliebt bewertet wird, istdie Ästhetik. Als unästhetisch werden Orte empfunden, die nicht sauber sind und mit Bierflaschen,Zigarettenkippen und Graffitis verunreinigt sind. Für eine Gruppe jüngerer Jugendlicher ist derBahnhof ein Beispiel für einen solchen unästhetischen Ort. Hier würden zudem oft Jugendlicheund "Schlägertypen" abhängen. In der gleichen Gruppe wird auch das Gebiet um dieJustizvollzugsanstalt thematisiert."Ich hatte da glaube ich auch Justizvollzugsanstalt. Wenn man da hinten herum fährt, da ist manauch allein da hinten oder wenn man da hinten in den Feldweg rein fährt, dann liegen da in den ,Büschen so überall Kleidungsstücke und Essensreste und so. (...) Ja und wenn man halt da hintenso herum fährt, ist das schon so ein bissehen mulmiges Gefühl." (Junge, 12)Die elterliche Ambivalenz von Schutz und Kontrolle ist in Bezug auf riskante Orte nur bei derMädchengruppe ein explizites Thema. In diesem Gruppeninterview spiegeln sich die Befunde derMädchenforschung, die zu dem Schluss kommen, "dass Mädchen als Schutzbedürftige erzogenwerden" (Schön 2002: 121). In der Folge 'können sich Raumbegrenzungen ergeben."Die elterliche Ambivalenz von Schutz und Kontrolle verlängert sich außerhalb des Elternhausesentweder in die imaginäre oder als Sanktion spürbare "Selbstkontrolle" (Böhnisch I Münchmeier1990). Im Rahmen des Interviews wird die Ausprägung qieser Raumbegrenzungen und dieambivalente Wahrnehmung deutlich."Doch meine Eltern fahren mich nämlich unter Garantie niemals nach St. Augustin, dass heißt ichmuss immer mit der Bahn nach Bonn und dann mit der Straßenbahn fahren und die lassen mich,nicht fahren, wenn nicht irgendwer mitfährt den die kennen, das heißt. ich muss dann immer meineKumpels anrufen und fragen: ja bist du dann auch in St. Augustin, kann ich dann mit dir hin undwieder zurückfahren? ( ... ) das nerVt nur wenn die dann immer fragen: kommt irgendwer mit? Und9 Nach Aussage der Jugendhilfeplanung der Stadt <strong>Rheinbach</strong> zu den Einwohnermeldedaten.35


Bericht -Lebenswirklichkeiten von Jugendlichen in <strong>Rheinbach</strong>auch zu Fuß ist dann das Problem, dann muss ich immer gebracht werden." (Mädchen, 17).Zudem bestehen durchaus unterschiedliche Ansichten über die tatsächlichen Gefahren desöffentlichen Raumes. Eine weiterer Aspekt im Sinne einer Raumbegrenzung ist die sexistischeAnmache, die Mädchen widerfährt. Diese Tatsache wird relativ nüchtern artikuliert. Solange sichdie Mädchen in Begleitung von Freunden befinden, fühlen sie sich relativ sicher. Die Mädchenhaben aber auch Strategien im Umgang mit diesen Unsicherheitsgefühlen entwickelt. EinigeMädchen betonen die Beschützerrolle der Jungen sehr deutlich und assoziieren damit Schutz vorGefahren und Anmachen. "In der Erfahrung sozialräumlicher Einschränkungen erleben sie sichnicht ohnmächtig und unterlegen, sondern diese Erfahrung mobilisiert bei den Mädchen geradezubesondere Handlungsfähigkeiten." (Schön 2002:121). Diese können auch als "geheimeRessourcen" der Mädchen verstanden werden. Einige Beispiele für solche Handlungsstrategienkönnen auch in den Interviews identifiziert werden:"Ja Freunde, also entweder tut man sich mit ein paar Mädels zusammen, ich hab auch ein paarwohnen bei mir auf der Straße und dann ruft man sich kurz an, ja bist du drin oder halt männlicheFreunde, dass die einen bringen oder so." (Mädchen, 18)."Ja bei mir ist es dann übernachten Freunde halt bei mir oder man bei denen, damit man halt, wennman dann abends unterwegs ist, also in Bann zum Beispiel da gehen wir immer nur zu dritt Zujemandem nach Hause, damit wenn da was passiert, dann wenigstens noch irgendwie Hilfe geholtwerden oder so und eh na ja auch jeden Fall schreiben wir dann immer wenn wir angekommen sindauch wenn wir zu dritt sind, weil heutzutage weiß man ja nie was passiert, weil ich mein, sicher ichmuss nur fünf M[nuten alleine irgendwo stehen, dann bist du schon weg. Ich mein, es muss nichtpassieren, aber man hört ja immer wieder davon:' (Mädchen, 18).Von den meisten Mädchen werden diese Schutzmaßnahmen nicht als Einschränkung empfunden,sondern eher als notwendiges Übel und berechtigte Vorsichtsmaßnahmen verstanden.Benachteiligt fühlen sie sich nicht und verbinden das Notwendige mit dem Angenehmen. Sonutzen sie die Zeit auf dem Nach- Hause- Weg mit FreundJnnen noch, um den Abend Revuepassieren zu lassen und sich auszutauschen."Nee ich finde das immer ganz lustig dann noch aöends, wenn man von der Party kommt, wenn mandann noch zusammen im Bett herumliegt und das noch so reflektiert was passiert ist, man bekommtja auch nicht immer so gen au auf der Party mit was mit den Freunden passiert oder was diemachen, dann ja kann man da noch drüber reden und ich finde das dann ganz lustig, also ich findedas nicht schlimm dann." (Mädchen, 18).36


Bericht -Lebenswirklichkeiten \j(.lr1~~~~r1


..~~Ti9.~t.=~e~e.Il.~\rJ.ir~.lic:~..~e..ite.f1...\/'CJrl J 1l.~.~.Il~li9~e.f1.. irl'3h e ...i..n .....b.......a .....c.....h.............................................. machen. Aber das machen die nicht." (Junge, oA)...Die" sind in diesem Fall die Anwohnerjnnen und die Stadtverwaltung, von denen dieJugendlichen denken, dass sie die entsprechende Raumnutzung nicht dulden oder die Idee mitden Worten der Jugendlichen "platt machen". Implizit formulieren die Jugendlichen hier eineForderung nach offenen-öffentlichen Räumen, die nicht schon durch Erwachsene vordefiniert sind.Hier geht es um die Möglichkeit von Selbstgestaltung und die Anerkennung der gesellschaftlichenNotwendigkeit, dem Eigensinn der Jugendlichen einen Freiraum zu lassen.4.3 LebensentwürfeDie Lebensentwürfe von Jugendlichen unterscheiden sich je nach sozialer Herkunft,Bildungshintergrund und Geschlecht. An Perspektiven und Zukunftsvorstellungen mangelt es denJugendlichen nicht. Eine Null-Bock-Stimmung lässt sich mit Blick auf die Vorstellungen derJugendlichen hinsichtlich ihrer Zukunft keineswegs feststellen. Viele stehen kurz vor demSchulabschluss und haben bereits Vorstellungen entwickelt, wie es nach der Schule weitergehensoll. In den anderen Fällen ist das Bestehen des Schulabschluss das nächste größere Ziel. DerKonkretisierungsgrad ist altersspezifisch unterschiedlich stark ausgeprägt. Es lassen sichSuchbewegungen beschreiben, die als charakteristisch für diese statuspassage zwischen Schuleund Ausbildung angesehen werden können (vgl. Krisch 2009). Ausgeprägte Verunsicherungensind bei den Interviewten zumindest im begrenzten Rahmen der Untersuchung nicht zuverzeich nen.Die Bleibeorientierung, d.h. die Hin- oder Abwendung zur Region bzgl. der Lebensentwürfe, istbeeinflusst durch die soziale und sozialräumliche Herkunft und das Schulmilieu (vgl. auchWetzstein, Erbeldinger u.a. 2005). So wollen bspw. die Jugendlichen aus Merzbach durchwegspäter auch in Merzbach wohnen ...Also ich will jetzt erst mein Abitur zu Ende machen ja ich denk mal danach will ich halt studierengehen auf Lehramt ja lind dann irgendwann mal Kinder, einen Mann und ein Haus am Besten inMerzbach." (Mädchen, 17).Dies geht einher mit einer Romantisierung des Dorflebens:"Ich finde man wächst hier irgendwie geschützter auf, also ich finde es hier einfach, also ich habnichts gegen Ausländer aber er hat recht dann kommt man halt irgendwie in schlechte kreise dasman irgendwie schneller anfängt Alkohol zu trinken oder man fängt an zu rauchen und ich glaub daspassiert in Merzbach nicht so viel, weil man bekommt ja im Dorf auch mehr' mit wenn was passiert38


Bericht -Lebenswirklich~~it~rl",y(.)n~l1(;j~rl~li(;~~!1in.Rheinba.c.....h...."',"""""''''''' '''''.",..macht es direkt die Runde." (Mädchen, 17).Der Wunsch bzw. die Bereitschaft, aus <strong>Rheinbach</strong> wegzuziehen, ist bei GymnasiasUnnen deutlichhäufiger vertreten (vgl. ebd.). Allerdings gibt es dabei auch .,feine Unterschiede" und verschiedeneMotive. So nennt eine Jugendliche die Ablösung von der Familie als wichtigen Grund für ihreEntscheidung, nach dem Abitur aus <strong>Rheinbach</strong> wegziehen zu wollen:"Weil mir ist es einfach ich will nicht unbedingt weg, aber meine ganze Familie wohnt hier und wirhängen uns alle so auf der Pelle und da will ich nicht nur von zu Hause weg auch aus der Stadt, alsoich mein es gibt ja noch genug Bahnverbindungen ich bin ja nicht in einem anderen Land."(Mädchen, 17).Für andere Jugendliche ist es häufig einfach die Wahl der Studienrichtung, die einen Umzug ineine andere deutsche Stadt wahrscheinlich werden lässt. Als Zielorte werden meistens Städte inNRW genannt. Großstädte, die den Jugendlichen fremd sind, stehen nicht auf der Liste. Es wirdersichtlich, dass eine Bereitschaft zur Mobilität bezogen auf den Studienplatz vorhanden ist, abersozusagen in Reichweite zum vertrauten Umfeld. Übergreifend zeigt sich aber eine Verbundenheitmit der Region. An dieser Stelle kann auf die besonders günstige Ausgangssituation einerKleinstadt vor den Toren größerer Städte hingewiesen werden. Für die Jugendlichen schließen sichso ein Studien- oder Ausbildungsplatz, ein späterer attraktiver Arbeitsplatz und die Rückkehr oderdas Verbleiben in der Region I der Gemeinde nicht aus, sondern können miteinander verbundenwerden. Dies ist in Gemeinden im ländlichen Raum, die sich in Randbereichen befinden, nicht derFall. Gleichzeitig zeigt sich aber auch eine starke Bereitschaft zu Mobilität und dazu, eine Zeit imAusland zu verbringen, fernab des elterlichen Einflussbereiches."Also ich bin auch nächstes Jahr fertig mit der Schule mit dem Fachabitur und würde dann erst malgern ein Jahr ins Ausland und danach dann erst studieren." (Mädchen, 18).Schulmilieuspezifisch ist auch der Aspekt der internationalen Mobilität, z.B. in Form einesFreiwilligen Sozialen Jahres im Ausland, präsent. Für GymnasiasUnnen ist es naheliegender,wenn nicht sogar obligatorisch, nach dem Abitur eine Zeit im Ausland zu verbringen, zuma! ältereGeschwister in diesem Punkt meistens als Vorbild dienen. Diese Form der Mobilität spielte bei denRealschüler_innen keine Rolle. Das soziale Umfeld hat einen erheblichen Einfluss auf denWunsch, eine Zeit im Ausland zu verbringen. Haben Freunde und Verwandte den Jugendlichendiesen Mobilitätshabitus vorgelebt, scheint die Schwelle, sich diesen Schritt ebenso zuzutrauen,bei einigen Jugendlichen niedriger.39


Bericht -Lebenswirklichkeiten von Jljgendlichen in Rheinba.....c.....h......................................................... "Ja auch mit den Stufen die jetzt über uns sind, von denen ich jetzt weiß die jetzt Abi gemachthaben, sind ganz viele ins Ausland gegangen, also ein paar Freunde von mir sind jetzt auch nochda, die haben letztes Jahr Abi gemacht, die sind jetzt noch in Australien und wollen auch eigentlichgar nicht zurück und wollen am liebsten ihr ganzes Leben so verbringen, aber irgendwann mussman ja mal zurück, mein Bruder hat das gemacht, meine Schwester studiert im Ausland, also dassind viele die Abi gemacht haben in <strong>Rheinbach</strong> und die dann weggehen." .(Junge, 18).Unsicherheiten, insbesondere in finanzieller Hinsicht, spielen bzgl. der internationalen Mobilität imSinne eines längerfristigen Auslandsaufenthalts eine nicht unerhebliche Rolle und stellen für einigeJugendliche eine Zugangsbarriere dar."Ja ich will auch ein freiwilliges soziales Jahr oder so was, ins Ausland am besten, oder diese Workand Travel ist, glaub ich, auch gut und dann muss man halt sehen, wie es finanztechnisch steht, obman sagt dass man dann lieber in der Nähe bleibt oder schön weit weg." (Junge, 17). ­"Also ich sehe das dann eigentlich auch so, in die Welt reisen ist auf jeden Fall super, aberwahrscheinlich hab ich nicht genug Geld dafür, dann guck ich lieber das ich dann mal von zu Hauseweg komme und irgendwo in Deutschland in einer schönen Stadt studiere, das ist ja auch schon einbisschen Abwechslung." (Junge, 19).Insgesamt ist festzustellen, dass die Frage nach den Vorstellungen bzgl. der eigenen Zukunft zuAntworten führt, die sich überwiegend auf die Statuspassage Schule und Ausbildung beziehen.Dabei wägen sie ihre Möglichkeiten und Grenzen in einer pragmatischen und ernsthaften Weiseab. Teilweise scheint die strukturelle Unsicherheit der Lebensphase Jugend in den Antwortendurch und äußert sich bspw. in Unsicherheiten bezüglich der Wahl des Studiengangs oder inBedenken, ob die eigenen Fähigkeiten ausreichend sind, um einen Ausbildungsplatz imgewünschten Fachbereich zu bekommen. Familie und Partnerschaft sind noch kein dominantesThema. Die Ausbildungsperspektiven von Jungen und Mädchen sind durchweg noch sehr diffus.Zudem zeigt sich zumindest im empirischen Material keine typisch weibliche und männliche Wahlder Ausbildungsrichtung.5 Freizeitist. ..Die Frage danach, was Freizeit für die Jugendlichen ist, wird in allen Interviews relativ mühelosbeantwortet. Mit Blick auf die Gesamtheit der Aussagen der befragten Jugendlichen lassen sichmehr Überschneidungen als Ambivalenzen feststellen. Freizeit ist unverplante Zeit ohneanderweitige Verpflichtungen, in der an nichts gedacht werden muss, als an das, was Spaß macht.Spaß ist eines der Hauptmerkmale von Freizeit. Dementsprechend bedeutet Freizeit zu haben,40


Bericht -L~benswirklichkeiten von~lI_gendlic;hel1jn <strong>Rheinbach</strong>auch Zeit zu haben und die Möglichkeit, aus vielfältigen Beschäftigungen frei wählen zu können.Freizeit hat auch mehr oder weniger klare Begrenzungen. Am häufigsten wird die Schule oder dieTermin- und Arbeitsverpflichtungen als Grenze der Freizeit definiert. Bei Jugendlichen, die gernezur Schule gehen, wird Schule sozusagen als partielle Freizeit beschrieben, in der es durchauskleine Freizeitmomente, wie etwa die Pausen, gibt. In diesem Punkt sind die Auffassungenambivalent und die Grenzen werden auf unterschiedliche Weise gezogen:"Schule ist eigentlich das Einzige, was für mich nicht Freizeit ist." (Junge, 16)."Schule von 10:10 Uhr bis 10:30 Uhr ist auch Freizeit." (Junge, 12)."Ich finde mit zunehmendem Alter, also auch in der Oberstufe und so wird auch Schule teilweiseauch zur Freizeit (...). Also das ist jetzt auch so dann gehen wir ins Theater mit der Schule oderfahren mal auf eine Kursfahrt für ein Wochenende mit dem K. nach Bochum oder so, dass ist ja auchmehr Freizeit, da hat man dann vielleicht auch Programm, aber es ist mehr Spaß, also es ist jetztnicht so, dass es anstrengend ist oder so und man denkt blöde Schule, sondern ist halt mit Freundenzusammen und hat dann halt auch mehr Spaß." (Junge, 18).Neben der Schule nehmen Nebenjobs einen immer größeren Teil der Zeit, vor allem ältererJugendlicher. in Anspruch. Dementsprechend spielt sich Freizeit in Räumen zwischenverschiedenen Verpflichtungen und Bewältigungsanforderungen ab. Ein Jugendlicher schlägt dieUnterscheidung von aktiver und passiver Freizeit vor. Chillen und Musik hören wäre in dieserUnterscheidung eine Form passiver Freizeit und sich mit Freunden zu treffen wäre eine Formaktiver Freizeit. Erholung, Ruhe und sich Zeit für sich selber nehmen spielt auch in der LebensweltJugendlicher eine wichtige Rolle. Bereits in den vorherigen Abschnitten konnte gezeigt werden,dass Freizeit viele Formen annehmen kann. Die Fülle an Wahlmöglichkeiten bzgl. der individuellenFreizeitgestaltung ist ein modernes Phänomen (vgl. Shell 2010). Freizeit zu gestalten und sie sichzu nehmen ist ein regelrechter Balanceakt, nicht nur für Erwachsene. Fragen der Freizeit und derLebensbewältigung sind zusammen zu denken."Im Vordergrund der Lebensbewaftigung steht nun die individuelle Frage; wie ich am Ball bleibe undso durch- und weiterkomme, dass es mir gegenwärtig gut geht und ich für die Zukunft dennoch einePerspektive habe." (Böhnisch 1998:158).Leistungsdruck, Terminorientierung etc. stellen die Jugendlichen vor die Aufgabe, einGleichgewicht zwischen gesellschaftlichen Anforderungen und eigenen Bedürfnislagenauszutarieren. Die Aussagen der Jugendlichen verweisen auf einen selbstzweckhaften Charakter41


Bericht -Lebenswirklichkeiten von J1lger.'dlichen in <strong>Rheinbach</strong>von Freizeit."Das Verhalten in der Freizeit ermöglicht dann ein hohes Maß von persönlichem Ausdruck, wenn dieHandlungen nicht in erster Linie auf ein Ziel ausgerichtet sind, sondern selbstzweckhaften Charaktertragen." (Hurrelmann 2007:135).Die Hauptmotive der Jugendlichen wie Spaß, Ruhe, Geselligkeit, Kommunikation u. ä. stehen inkeinem .direkten oder beabsichtigten Verwertungszusammenhang. Es handelt sich bei Freizeit umeinen informellen Kontext, der zwar weitgehend frei von organisierten Strukturen ist, aber in einemhohem Maße Räume eröffnet für jugendspezifische Themen und Aneignungs- LIndBildungsprozesse. Demnach kann Freizeit mit Blick auf die empirischen Daten wie folgtcharakterisiert werden:"Freizeit ist ein Überschneidungsbereich von vielfältigen sozialen Tätigkeiten, nämlich Muße undrelativ selbstbestimmter Arbeit, Feiern, Haushaltsproduktion, Eigen-, Konsum- und Beziehungsarbeitund freiwilligen öffentlichen und privaten Verpflichtungen, der durch eine besondere Qualität derErfahrung und des Erlebens charakterisiert ist." (vgl. Shell Jugendstudie 1992: 239 zit.n. Hurrelmann2007:135).6 Zusammenfassung der Kernaussagen und AusblickDer folgende Abschnitt bündelt die Kernaussagen aus allen vorgestellten Ergebniskategorien undstellt zudem heraus, welche Anforderungen bzw. welcher Diskussionsbedarf sich daraus für diePraxis der Kinder- und Jugendarbeit, die Jugendhilfeplanung und die Jugendpolitik ergibt. Zurbesseren Orientierung werden die Sinnabschnitte durch die jeweiligen Schlüsselbegriffehervorgehoben.Offene Räume und der öffentliche Raum sind als Lernorte mit Aneignungsqualitäten zuverstehen (vgl. Dodt I Klein 2009:304). Jugendliche benötigen Orte, an denen sieselbstgestalterisch tätig werden können und, sich nicht den Funktionszuschreibungen derErwachsenenwelt unterwerfen müssen. Die Orte müssen den in der Jugendphase ambivalentenBedürfnissen von Rückzug und öffentlicher Sichtbarmachung gerecht werden (vgl. Rose I Dithmar2009). Auf der einen Seite haben Jugendliche das Bedürfnis, sich außerhalb des Einflussbereichesund Sichtfeldes der Erwachsenen zu bewegen; auf der anderen Seite suchen sie aber auch denöffentlichen Raum und möchten an der Erwachsenenwelt teilhaben.Dies steht entgegen einer Tendenz, Kindern und Jugendlichen vermehrt institutionalisierte Ortezuzuweisen. Im Gegensatz zu offenen und öffentlichen Räumen sind Spielplätze und Freizeitparks42


Bericht -Lebenswirklic~keiten v0rlJll!:lendlichen in <strong>Rheinbach</strong>einem bestimmten Zweck und meist einer bestimmten Altersgruppe gewidmet. Der Freizeitpark in<strong>Rheinbach</strong> spricht zwar verschiedene Altersgruppen an, aber ist durchaus ein Ort mit gezieltenFunktionszuschreibungen als auch geregelten Öffnungszeiten. In den Interviews finden sichvereinzelt explizite Nennungen von offenen Räumen, die einen Hinweis auf die Bedeutsamkeitdieser Räume darstellen, wie sie unter Punkt 4.2.6 theoretisch erläutert wurde. ZurKonkretisierung der Stellung öffentlicher und offener Räume in der Freizeit von Jugendlichen in<strong>Rheinbach</strong> könnten weitere Forschungsvorhaben von Nutzen sein. Freizeit erscheint bei vielenJugendlichen als institutionalisierte Freizeit. Zumindest suggerieren das die teilweiseumfangreichen Aufzählungen an Angeboten, die die Jugendlichen nutzen und an Vereinen, denensie angehören. Aus den Schilderungen der Jugendlichen geht hervor, dass sich tendenziell einestarke Terminorientierung und Verplantheit des Alltags abzeichnet. Unverplante Zeit wird zu einerknappen Ressource in der Lebenswelt von Jugendlichen. Insbesondere die Jugendlichen, die invielfältige Vereinsstrukturen eingebunden sind, äußern, dass oftmals wenig Zeit für Verabredungenmit Freunden bleibt Treffen mit Freunden werden dann meistens auf das Wochenende verlagert.Die Annahme einer institutionalisierten Freizeit kann allerdings ebenso durch die spezifischeSelektion der Gruppen bedingt sein. Hier wäre es interessant, noch einmal genauer der Fragenachzugehen, ob diese Annahme einen starken milieuspezifischen Charakter hat oderMilieuübergreifend zutrifft. Durch die vorliegende Untersuchung wurden Jugendliche interviewt, diesich bereits in institutionellen Kontexten bewegen. Um die Vielfalt der Jugenden in <strong>Rheinbach</strong> zuerfassen, wären weiterführende und unterschiedliche Methoden der sozialräumlichen Jugendarbeitdenkbar und notwendig.Der öffentliche Raum ist zudem als Raum beider Geschlechter anzusehen. Mädchen sind nichtals benachteiligte Sondergruppe zu sehen (Schön 2002: 124). Ihre Selbstbestimmtheit, die sich inden Interviews mehrfach zeigt, sollte daher Beachtung finden. Die Dimension von Schutz undKontrolle macht deutlich, dass der Faktor Geschlecht keine Nebensache ist, sondern weiterhineine zentrale Differenzierungslinie darstellt, obgleich weitere Differenzierungen anhand von Alter,Milieu, Bildungshintergrund etc. ebenfalls Beachtung finden müssen.Kommerzielle Orte sind kollektive und beliebte Orte, das haben die Interviews deutlich gemacht.Konsum und Kommeff: sind ähnlich der Nutzung vieler Medien in den Vorstellungen vonErwachsenen zunächst negativ be~etzt. Dennoch sind diese Welten ein bedeutender Bestandteilder Lebenswelt von Jugendlichen und bedeuten auch eine Teilhabe an der Erwachsenenwelt."Es muss daher darum gehen, sich vorbehaltloser auf diese Perspektive einzulassen und dieKonsumwelten in ihrer faszinierenden Bedeutung für junge Menschen zu begreifen - nämlich alsürte, an denen sich soziales öffentliches Leben entfaltet, Selbstinszenierung und gesellschaftliche43


Bericht -L.ebenswirklichkeiten von ~lJQE:J1~li(;~E:J1iJ1I3~~iJ1~~C;~ ................................................ Rituale erprobt, Beziehungen gestaltet we'rden, gesellschaftliche Teilhabe stattfindet" (Rose! Dithmar2009:218).Finanzielle Mittel bilden in diesem Zusammenhang eine wichtige Rahmenbedingung, um an dengebotenen Konsumwelten teilhaben zu können.Freizeit ist zudem Medienzeit. Wie viel Zeit die Jugendlichen im Einzelnen mit der Nutzungwelcher Medien verbringen, konnte über die Gruppeninterviews nicht erhoben werden.Mediennutzung in Form von pe- Spielen und dem Surfen im Internet wurde in den Interviews mitJungengruppen ausgiebiger thematisiert als bei den Mädchen. Um genauere Aussagen zumMediennutzungsverhalten treffen zu können, sind gezieltere Untersuchungen notwendig.In der Tagesstruktur ist die Schule der bestimmende Faktor, nach dem sich die restlicheFreizeitgestaltung richtet. Die Schule nimmt einen großen Teil des Alltags der Kinder undJugendlichen ein. Je nach Alter und finanziellen Bedarfen nehmen Nebenjobs eineunterschiedliche Bedeutung im Leben der Jugendlichen ein. Einen Nebenjob zu haben ist für diemeisten Jugendlichen fast selbstverständlich.Mobilität ist in den umliegenden Ortschaften stärker noch als in <strong>Rheinbach</strong> selbst eineVoraussetzung, um Freizeitaktivitäten wahrnehmen zu können. Formen von Motorisierung wie dereigene Roller werden in den ländlichen Ortschaften zu einem wichtigen Mittel, um Angebotsdefiziteauszugleichen, aber auch, um sich unabhängig von Eltern fortzubewegen. Das ÖPNV- Netz weistbesonders an den Wochenenden und in der Nacht, also zu den "Kern-Freizeit-Zeiten" Lücken auf,die oftmals durch Fahrdienste der Eltern oder älterer Freunden kompensiert werden. Gleichzeitigwerden aber Angebote, wie etwa das Sammeltaxi, von den Jugendlichen nicht genutzt.Die Lebenswelt und - entwürfe der Jugendlichen sind eine Kombination aus Leistung (Schuleund Arbeit) und Genuss (Ruhe und Geselligkeit), welche nicht als Paradoxie anzusehen ist undeher ein Anzeichen für den Versuch des Ausgleichs ist In den Zukunftsorientierungen derJugendlichen spielt <strong>Rheinbach</strong> durchaus eine ambivalente Rolle. Die Bleibeorientierung erscheintweitgehend abhängig von der sozialräumlichen Herkunft und dem Bildungshintergrund derJugendlichen. Das Bedürfnis nach einer Erfahrung der internationalen Mobilität ist beiGymnasiasUnnen stark ausgeprägt, aber auch mit Unsicherheiten verbunden. Hier benötigen dieJugendlichen ggf. Unterstützung und Anleitung im Entscheidungsprozess. EntsprechendeStrukturen könnten auch für Jugendliche aus anderen Milieus einen Anreiz bieten, sich fürMobilitätsprogramme zu interessieren und einen Auslandsaufenthalt anzustreben.44


Bericht -Lebenswirklichkeiten von~~gendlichen in R..h.....e......i...n.....b... a.... c...h...................................... . Die Region ist ein zentraler Bezugspunkt für die Jugendlichen. <strong>Rheinbach</strong> nimmt hier dieStellung einer "Basisstation" ein, die die Jugendlichen der umliegenden Ortschaften aufsuchen,wenn keine entsprechenden Angebote im eigenen Ort vorgehalten werden. Hier ist dieUntersuchung anschlussfähig an den folgenden Befund:"Die Region wird zum zweiten Standbein neben dem dörflichen Wohnort, wobei sich Stand- undSpielbein immer wieder abwechseln. Mal ist das Dorf auf Grund von Ereignissen undFreundschaften attraktiver, mal die Region der Hauptbezugspunkt Das ständige Pendeln zwischenOrt und Region ist der Alltag der meisten Dorf jugendlichen." (Herrenknecht 2009:377).Weiterhin ist die Identifikation mit der Region hoch einzuschätzen. Die Jugendlichen fühlen sich in<strong>Rheinbach</strong> wohl, können Wünsche und Verbesserungsvorschläge äußern und zeigen aktivesInteresse. Dies kann als fruchtbare Basis für eine weitere Beteiligung der Jugendlichen bspw. inProzessen der Jugendhilfeplanung angesehen werden. Der Partizipation von Jugendlichen isteine hohe Bedeutung beizumessen, das hat sich auch am Rande der Interviews gezeigt. DieJugendlichen haben ein starkes Interesse daran bekundet. zu erfahren, wie die gesammeltenInformationen weiter verwendet werden und was ihre Meinung und Stimme eigentlich bewirkenkann. Die Rückkopplung der Ergebnisse und der weiteren Maßnahmen an die Jugendlichen istdaher eine wichtige Beteiligungsmöglichkeit. Hier steht die Jugendarbeit im Wort.Der spezifische Fokus der Untersuchung hat gezeigt, dass Kinder- und Jugendarbeit einzentraler Bezugspunkt in der Freizeitgestaltung der interviewten Jugendlichen ist. Kinder- undJugendarbeit ist ein Ort, an dem Jugendliche ihren Eigensinn leben können und an dem auch nichtzielgerichtete Freizeitinteressen einen Platz haben. Dies steht neben der Möglichkeit,formalisiertere Gruppenangebote und Projekte wahrnehmen zu können (vgl. auch Fromme 2005).Kinder- und Jugendarbeit ist als außerschulischer Sozialisations- und Bildungsort ernst zu .nehmen.Zudem kommt der Dezentralisierung der Angebotsstrukturen und der Heterogenität der Formate,die sich an den Bedürfnissen der Jugenden orientieren, eine hohe Bedeutung zu. Eine reinzentrale Ausrichtung der Strukturen ist wenig sinnvoll, das hat insbesondere das Interview mit derJugendgruppe aus Merzbach gezeigt. Der wertvolle Beitrag dieser und ähnlicher Initiativen undVereine zur Diversifizierung der Jugendarbeitsstrukturen wird wertgeschätzt."Je nach lokalen Verhältnissen, Alter, Geschlecht, Sozialmilieu, Cliquenzugehörigkeit suchen undbrauchen Heranwachsende verschiedenes. Dies macht es zu einer permanenten Herausforderung,das Produkt Kinder- und Jugendarbeit möglichst gut den Adressaten und Adressatinnenanzupassen." (Rose/ Dithmar 2009:227).45


Bericht -Lebenswirklich keiten von~~~E3I'l~li~~~1'l iDI3~E3il'l~


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Amt: Jugend/Schule/SportTagesordnungspunkt+ Az.: lOTOP3 Seite ß3 V orlage für die Sitzung des Jugendhilfeausschusses14.06.2012Beratungsgegenstand:öffentliche SitzungErrichtung und Betrieb eines BMX-Bikeparks in <strong>Rheinbach</strong>Haushaltsmäßige Auswirkungen:1. Beschlussvorschlag: Der Jugendhilfeausschuss begrüßt die Errichtung eines BMX-Bikeparks in <strong>Rheinbach</strong>. 2. Sachverhalt/Rechtliche Würdigung: Mit Schreiben vom 19.04.2012 (s. Anlage) beantragt der Verein "Abenteuer-Pur e.V." dieGenehmigung zur Errichtung eines BMX-Bikeparks in <strong>Rheinbach</strong>.Eine ergänzende Vorstellung des Vorhabens erfolgt in der Sitzung.Die Verwaltung begrüßt grundsätzlich dieses Engagement. Für die Stadt <strong>Rheinbach</strong> dürfenkeine Kosten anfallen. Eine Beratung in planungsrechtlicher Hinsicht erfolgt im "Ausschuss fürStadtentwicklung: Umwelt, Planung und Verkehr". Der notwendige Pachtvertrag ist dem"Haupt- und Finanzausschuss" vorzulegen.<strong>Rheinbach</strong>, den 04.06.2012Wolfgang Rösner Fachbereichsleiter


.4"'~Q'3.e ~\op 4­s.e.~~ '84Abenteuer-Pur- e.V.•Zingsheimstraße 52 • 0-53359 Rhei~bachAbenteuer-Pur e.V.Gemeinnütziger Vereinfür ErlebnispädagogikStadt <strong>Rheinbach</strong>-Bauamt­Schweigelstr./RathausZlngshelmstr. 5253359 <strong>Rheinbach</strong> 53359 <strong>Rheinbach</strong>Träger der freien Jugendhilfenach § 75 Abs. 1 KJHGFestnelZ; 49 (0) 2226/9033035Fax: 49 (0) 222619033041Mobil: 49 (0) 172-2482927www.abenleuer-pur-team.delnlö(IV'!b~.l~if!lr-1e'0m.deBetr.: Bauantrag <strong>Rheinbach</strong>er BikeparkSehr geehrte Damen und Herren,Kreisparkasse KölnKonto: 0045028102 Blz.: 370 502 99IBAN: DE54370502990045028102BIC/SWIFT : COKSDE33Railfe/senbank <strong>Rheinbach</strong> Voreifel ... _.Btz. 370 69!S 27- Konlo-Nr.: 58 926 019IBAN-Nr.: DE21 370696270058 9260 19BIClSwift : GENODED1RBCSleuer-Nr.-2225730112189Final12llml SI. Augus~n<strong>Rheinbach</strong>, 19. April 2012Zwischen dem Gelände des Monte Mare, der Kaserne und dem Stadtwald soll ein Bike Park errichtet werden. Die Trägerschaft des Bikeparks übernimmt der <strong>Rheinbach</strong>er Abenteuer-Pur e.V. Eine gesonderte Versicherung wird abgeschlossen. Abenteuer-Pur e.V. kümmert sich um den erhalt und die Pflege des Parks. Es wird feste Öffnungszeiten geben. Während der Öffnungszeiten wird ein ehrenamtlicher Mitarbeiter mindestens zweimal pro Woche den Park begutachten. Es wird ein spezielles Parkbuch geben. Hier werden die regelmäßigen Kontrollen ein§etragen. Am Gelände 'werden gesonderte Schilder mit den Bike-Park Regeln aufgestellt. Der Konsum von Tabak und Alkohol ist im Park. Gelände untersagt. Wir bitten um freundliche Genehmigung auf dem genannten Gelände mit den Aufbauten für den Bikepark beginnen zu dürfen. Für Rückfragen stehe ich Ihnen gerne unter der Nummer 02226/9033035 zur Verfügung. Mit freundlichen Grüßen Georg Schroeter


BMX-Dirtbahn-Park <strong>Rheinbach</strong>Eine Gruppe von ca. 25 bis 30 <strong>Rheinbach</strong>er Jugendlichen im Alter zwischen 12 und17 Jahren plant, einen Dirtbahn-Park für BMX-Räder bei der <strong>Rheinbach</strong>erStadtverwaltung zu beantragen.Als Grundstück hierfür war seitens des Bürgermeisters eine Wiese I ein Acker hinterdem Freibad Monte Mare in unmittelbarer Nähe zur Tomburg-Kasernevorgeschlagen worden, das als Ausgleichsfläche der Stadt zur Verfügung steht.Das Büro Dr.-Ing. Fischer Consult GmbH hat den Jugendlichen angeboten, sich als<strong>Rheinbach</strong>er Büro unentgeltlich zur Verfügung zu stellen, um eine Planung zuerstellen, das Antragsverfahren zu begleiten und in der Politik und für die Verwaltungfür Fragen zur Verfügung zu stehen. Gleichzeitig wurde die Idee entwickelt, dasProjekt an die Erschließungsmaßnahme NORD 11, 4. Bauabschnitt zu koppeln, da diedort anfallenden Erdmassen, die kostenpflichtig entsorgt werden müssten sokostenfrei auf dem Gelände der Dirtbiker verbaut werden könnten. In diesem Fallkann auch die Bauleitung durch das Büro unentgeltlich übernommen werden. Diesstellt zugleich sicher, dass die Maßnahme Sachkundig begleitet wird.Die Planung sieht vor, dass neben unterschiedlichen Rampen mit unterschiedlichenSchwierigkeitsgraden - Pump-Track, Big-Air, Double, Dirt-Line, Wallride, Table, etc.genannt - ein Starthügel und eine Steilkurve errichtet werden soll, die gleichzeitig alsLärmschutzwall in Richtung Wohnbebauung fungieren soll, wobei die Einrichtung ca.130 m von der nächsten Wohnbebauung entfernt entsteht und wesentlich wenigerLärm emittiert als beispielsweise das Freibad.Zur Sicherung der Anlage nach deren Erstellung ist vorgesehen, dass AbenteuerPUR eV. die Trägerschaft und Versicherung der Anlage übernimmt (Sieheanliegendes Schreiben). Zudem wird mittels Beschilderung auf allen zugänglichenSeiten des Geländes vorgesehen, dass die notwendigen Sicherheitsregelneingehalten werden. Der Träger wird die Anlage mindestens zweimal Wöchentlichbesichtigen. Eine Nutzung in den Abendstunden (Lärmschutz) ist weitgehendausgeschlossen, da keine Beleuchtung vorgesehen ist.Die Nutzung als Eingriffsausgleichsfläche ist nicht nur nicht ausgeschlossen sondernsogar erwünscht, da durch Bepflanzung des Walls und der Zwischenbereiche mitBäumen und Buschwerk sich die Anlage besser in die Umgebung einbettet undsubjektiv der Lärmschutz verbessert wird.Ein späterer Rückbau der Anlage im Fa"e nachlassenden Interesses der Jugendoder in dem Fall, dass dieser Fahrradsport aus der Mode kommt, ist ebenfalls leichtmöglich, da die Anlage leicht mit Bagger oder Raupe eingeebnet werden kann.

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