Diese Ausgabe komplett als PDF - Studi38

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04.12.2012 Aufrufe

Braunschweig | Wolfenbüttel Wolfsburg | Salzgitter | Suderburg Ausgabe 5 | Sommersemester 2011 Sommer … … Sonne, Strand, SemeSterferien … daS Gold der StraSSe Flaschensammeln als Nebenjob: Ein Selbstversuch die Bauchrolle TV-Schreck Stefan Choné über das Leben nach Bohlen auSlaufmodell aKW Über die Stromerzeugung nach Fukushima

Braunschweig | Wolfenbüttel<br />

Wolfsburg | Salzgitter | Suderburg<br />

<strong>Ausgabe</strong> 5 | Sommersemester 2011<br />

Sommer …<br />

… Sonne, Strand, SemeSterferien …<br />

daS Gold der StraSSe<br />

Flaschensammeln <strong>als</strong><br />

Nebenjob: Ein Selbstversuch<br />

die Bauchrolle<br />

TV-Schreck Stefan Choné<br />

über das Leben nach Bohlen<br />

auSlaufmodell aKW<br />

Über die Stromerzeugung<br />

nach Fukushima


Was auch immer Sie vorhaben.<br />

Leichtbaulösungen aus Stahl. Zum Beispiel für die Automobilindustrie.<br />

w w w . s a l z g i t t e r - a g . d e


Liebe Leserinnen<br />

und Leser,<br />

Sie halten die Sommer-<strong>Ausgabe</strong><br />

von studi38 in den Händen. Die<br />

genussvolle Jahreszeit prägt nicht<br />

nur das Titelbild, das hier im<br />

Heidbergsee entstand, sondern<br />

auch viele der neuen Geschichten.<br />

Sie handeln von Festivalerlebnissen<br />

unter freien Himmel,<br />

liefern Koordinaten von<br />

Lieblings-Sommer-Orten in der<br />

Stadt, portraitieren den neuestem<br />

Dr. Bettina Rothärmel<br />

Outdoor-Trend bei uns: nämlich<br />

Frisbee-Golf oder recherchieren<br />

die Geschichte hinter dem Sommerereignis<br />

Frauen-Fussball-WM.<br />

Natürlich werden auch politisch aktuelle Themen aufgegriffen.<br />

Professor Reinhard Leithner, Leiter des Instituts für<br />

Wärme- und Brennstofftechnik, stellt sich im Interview Fragen<br />

zur Rolle des Atomstroms. Und auch ein Zeitzeuge des<br />

Bebens in Fukushima kommt zu Wort.<br />

Die studi38 Redaktion verblüfft wieder mit nicht alltäglichen,<br />

ja außergewöhnlichen Perspektiven bei ihrer journalistischen<br />

Arbeit. So empfiehlt sich die Geschichte ‚24 Stunden<br />

Mutter auf Probe‘, in der eine Studentin ihren Alltag<br />

mit einem Baby-Simulator beschreibt – nachzulesen ab Seite<br />

42. Einen nicht minder ambitionierten Selbstversuch liefern<br />

die beiden Autoren der Geschichte ‚Das Gold der Strasse‘.<br />

Von Ihren Erfahrungen <strong>als</strong> Flaschensammler für einen<br />

Tag berichten sie ab Seite 10.<br />

Mit dieser fünften <strong>Ausgabe</strong> des Magazins haben die Studierenden<br />

im Projektseminar „Ein Hochschulmagazin für<br />

die Region“ wieder ein abwechslungsreiches Magazin mit<br />

ebenso authentischer wie professioneller journalistischer<br />

Handschrift realisiert. Wir vom Braunschweiger Zeitungsverlag<br />

hoffen, dass es Ihnen ebenso gut gefällt wie uns. Mit<br />

Begeisterung und Überzeugung werden wir daher das Projekt<br />

studi38 weiter unterstützen.<br />

Liebe Leserinnen und Leser, Sie wissen: alle Heftinhalte finden<br />

Sie auch auf der Webseite www.studi38.de. Ganz aktuell<br />

geht auf der Facebook-Seite www.facebook.de/studi38<br />

zu. Hier können Sie auch selbst Kontakt mit der Redaktion<br />

aufnehmen und mit anderen die neue <strong>Ausgabe</strong> diskutieren.<br />

Erst einmal wünsche ich Ihnen viel Freude beim Lesen!<br />

Dr. Bettina Rothärmel<br />

Braunschweiger Zeitungsverlag<br />

Leitung Strategisches Marketing/<br />

Unternehmensentwicklung<br />

Inhalt<br />

3<br />

Campus<br />

4 Die fünf schönsten „Sommerorte“<br />

In Braunschweig mit den richtigen Koordinaten Draußen sein<br />

5 Kundgebung Light<br />

6 Höhenflug(-ente)<br />

TV-Schreck Stephan Choné über das Leben nach Dieter Bohlen<br />

8 Die Zukunft der Studentenwohnheime<br />

9 „Der Antrag ist ein Skandal“<br />

Finn Franzen über den auf dem Deutschen Burschentag geforderten „Ariernachweis“<br />

10 Das Geld liegt auf der Straße<br />

Ein Tag <strong>als</strong> Flaschensammler in Braunschweig<br />

12 Traumhaft!<br />

Patric Günther war im Auslandssemester auf Hawaii<br />

14 „Drive for show and putt for dough“<br />

Disc Golf ist die neue Trendsportart des Sommers<br />

16 Wenn der Bahnhof zur Tanzfläche wird …<br />

17 Wiedersehen und Abschied im Kinosessel<br />

18 „Es knallten haushohe Kopfbälle …“<br />

Die Geschichte des Frauenfußballs in Deutschland<br />

20 Fremd Flirten<br />

Er sagt, Sie sagt<br />

22 Festival-Geschichten<br />

Von Spacekotze bis Stinkefuß<br />

24 „Tu was oder lass was, aber das Richtige!“<br />

Steven Tümler setzt sich mit seiner Reggea Nation für Afrika ein<br />

26 Tausendsassa mit Herz<br />

Younoss Wadjinny setzt auf Verständigung<br />

28 Boykott bankrott!<br />

Drei Aufrufe und was aus ihnen wurde<br />

29 Kampf gegen Windmühlen<br />

30 Essen fas(s/t)en<br />

Ein Tagebuch über eine Woche Verzicht<br />

33 Emanzipation für Männer<br />

Monika Ebeling versteht Gleichstellung anders und spricht darüber<br />

Wissenschaft<br />

34 Auslaufmodell AKW<br />

Über die Stromversorgung nach Fukushima<br />

35 „Ich dachte ich bin in einem schlechtem …“<br />

Gordon Hünies war im Unglücksmeiler in Fukushima<br />

36 „Atomstrom bildet die Basis …“<br />

Prof. Reinhard Leithner über die Herausforderungen des Atomausstiegs<br />

Karriere<br />

42 24 Stunden Mutter auf Probe<br />

Ein Babysimulator zeigt, wie sich Kind und Studium vertragen<br />

45 Mit der HBK in die weite Welt<br />

David Köhler untersucht den Eurovision Song Contest in Istanbul<br />

46 „Wir sehen uns <strong>als</strong> Karriereschmiede“<br />

Die studentische Unternehmensberatung Consult One<br />

47 Gründung mit Komponenten<br />

Die Kolumne von Prof. Reza Asghari<br />

48 Energie ohne Ende<br />

Schlussakkord<br />

49 Lieblings ... Album? Film? Buch?<br />

50 Schnell Vista Unidschungel<br />

Kolumne<br />

31 Impressum


Campus<br />

Die fünf schönsten<br />

„Sommerorte“ in Braunschweig<br />

studi38 war für dich unterwegs,<br />

um die schönsten „Sommerorte“ in<br />

Braunschweig zu finden. Mit den<br />

passenden Koordinaten musst du<br />

auch nicht lange danach suchen.<br />

Von Maria Boger<br />

theaterparK<br />

Ein absoluter Geheimtipp.<br />

Überall, wo die Oker fließt,<br />

finden sich schattige Plätzchen<br />

auf kleinen Wiesen und Stegen.<br />

Vor allem im Theaterpark kann<br />

man sich vom Shoppen in der<br />

Innenstadt erholen.<br />

Koordinaten: +52° 16‘ 0.90“, +10° 31‘ 59.46“<br />

1<br />

5<br />

GauSSparK<br />

SonnendecK<br />

„Wenn ich nicht hier bin, bin ich<br />

auf dem Sonnendeck…“. Mitten<br />

in der Stadt auf einem Parkdeck<br />

kannst du wunderbar ein kühles<br />

Blondes über den Dächern der<br />

Löwenstadt genießen.<br />

Koordinaten: +52° 15‘ 39.67“, +10° 31‘ 3.08“<br />

Umgeben von Bäumen, Blümchen<br />

und Brücken. Der Gaußpark mit<br />

seinen vielen versteckten Ecken<br />

bietet eine gute Alternative zum<br />

Prinzenpark, der im Sommer eh<br />

überfüllt ist.<br />

Koordinaten: +52° 16‘ 18.90“, +10° 31‘ 15.19“<br />

hauS der<br />

WiSSenSchaft<br />

Der Hinterhof vom<br />

Haus der Wissenschaft<br />

bietet zur Mittagszeit<br />

ein ideales ruhiges<br />

Plätzchen zwischen zwei<br />

Veranstaltungen.<br />

Koordinaten: +52° 16‘ 29.2“, +10° 31‘ 46.1“<br />

4<br />

2<br />

4<br />

heidBerGSee<br />

Die brasilianischen<br />

Austauschstudenten<br />

erinnert der Badesee mit<br />

Strand an die Copacabana<br />

in Rio. Fährt man<br />

mit dem Rad, kann<br />

man sich gleich im<br />

Heidbergsee abkühlen.<br />

3<br />

Koordinaten: +52° 13‘ 32“ , +10° 32‘ 50“<br />

Fotos: Maria Boger


Campus<br />

Kundgebung Light<br />

Ein kurzer Nachruf auf die letzte Titelgeschichte „Braun schweig!“.<br />

Von Anna Wandschneider<br />

Braunschweig scheint an diesem<br />

Samstagmorgen auf alles vorbereitet<br />

zu sein. Auf den Straßen<br />

rund um den Hauptbahnhof warten<br />

7 000 Bereitschaftspolizisten. Ringsum:<br />

Straßensperren. Einer der Bäcker im<br />

Bahnhofsgebäude hat vorsichtshalber<br />

evakuiert. Spannung liegt in der Luft.<br />

An der KZ-Gedenkstätte Schillstraße<br />

versammeln sich die Gegendemonstranten,<br />

im wahrsten Sinne ein buntes Volk.<br />

Punks, Autonome, aber auch die „Ultranormalos“,<br />

Alte, Junge, manche haben<br />

ihre kleinen Kinder mitgebracht. Auf einer<br />

Bühne spielt Musik und alle warten<br />

auf den Beginn der Nazikundgebung.<br />

Azubi- und Studentenwohnungen:<br />

■ 2- und 3-Zimmer-Wohnungen<br />

■ Exklusiv für Azubis u. Studenten<br />

■ Feste Miete inkl. Betriebskosten<br />

■ Keine Kaution<br />

■ Auf Wunsch mit Herd und Spüle<br />

Um halb 12 setzt sich der Demonstrationszug<br />

in Bewegung. „Die Neonazis<br />

dürfen nicht marschieren, wir schon!“<br />

brüllt einer aus der Menge. Schadenfrohes<br />

Gelächter antwortet ihm. Auf dem<br />

Weg zum Rathaus wundern sich einige<br />

dann aber doch. Einer schnappt sich<br />

ein Megafon und fragt halb scherzhaft:<br />

„Leute, laufen wir nicht ein bisschen<br />

in die f<strong>als</strong>che Richtung?“ Mittlerweile<br />

ist es 10 vor 12. Macht aber nichts. Um<br />

13:15 Uhr nämlich steht eine Gruppe Jugendlicher<br />

am Bahnhof – und sucht. Ja,<br />

wo sind die Rechten abgeblieben? Von<br />

der Radstation der Deutschen Bahn hört<br />

man schließlich gedämpftes Gebrüll.<br />

„Kameraden“, schallt es doch ziemlich<br />

verhalten, „Wehrt euch!“ und immer<br />

wieder „Deutschland!“ Ah, Jungs,<br />

möchte man am liebsten spöttisch rufen,<br />

da seid ihr ja. Lauschiges Plätzchen<br />

für eine Kundgebung! Um 15 Uhr ist der<br />

Spuk dann auch vorbei. Mit einem Sicherheitsgeleit<br />

werden die Rechtsradikalen<br />

in einen Zug Richtung Peine verfrachtet<br />

– und um ein Haar hätte man<br />

gar nicht gemerkt, dass sie da waren. #<br />

Zieh in Deinen<br />

eigenen Film!<br />

Foto: Anna Wandschneider


Campus<br />

Höhenflug(-ente)<br />

Einige halten ihn für den größten Spinner, der jem<strong>als</strong> im deutschen Fernsehen zu sehen war, andere für einen<br />

genialen Bühnenkünstler. Doch was hält eigentlich Stefan Choné, der mit seiner Bauchrolle und Flugente bei RTLs<br />

Quotenhit „Das Supertalent“ für Amüsement und Empörung sorgte, von sich und seiner Bühnenshow?<br />

Von Maria Boger<br />

Ich treffe den 56-jährigen Stefan Choné<br />

im Garten einer sozialen Einrichtung<br />

in Braunschweig. Ihm gegenüber<br />

sitzt eine Frau im selben Alter.<br />

Zusammen trinken sie Kaffee und rauchen.<br />

Ihr Name ist Jutta. Sie begleitet<br />

ihn immer zu seinen Auftritten in ganz<br />

Deutschland. <strong>Diese</strong> Dame könnte seine<br />

Frau oder Freundin sein. Mehr wollte er,<br />

aber eigentlich eher sie, über ihre Bezie-<br />

hung nicht preisgeben. Er redet viel und<br />

wirr und es fällt mir schwer aus seinen<br />

Aussagen schlau zu werden. Während<br />

er erzählt, Jutta mich und ihn nett nickend<br />

anlächelt und ich ihm zu höre,<br />

setzen sich ab und zu andere Besucher<br />

der Einrichtung zu uns und beobachten<br />

neugierig das Gespräch.<br />

Der Grund weshalb Stefan Choné bei<br />

„Das Supertalent“ mit machte, war das<br />

6<br />

Geld. „Ich wollte die 100.000 Euro gewinnen<br />

und zusätzlich noch ein bisschen<br />

Werbung für mich machen. Ich<br />

dachte ich bin der einzige, der die<br />

100.000 Euro wirklich gewinnen wird.“<br />

Sein Geld verdient er momentan durch<br />

seine Auftritte „überall auf der ganzen<br />

Welt“. Wer ihn bucht, wollte er nicht<br />

verraten. Sein Programm ist keinesfalls<br />

08/15. „Die Bauchrolle ist ja kei-<br />

Fotos: Theo Janßen, Maria Boger


„Viele sehen nur, dass man sich zum Affen macht.<br />

Aber das ist doch auf der Bühne egal, ob man jetzt<br />

einen Präsidenten, einen Affen, einen Krebs oder<br />

einen Baum spielt. Hauptsache man ist auf der<br />

Bühne und mir haben viele Leute dabei zu geschaut.“<br />

ne Kunst. Jeder kann sie. Nur hatte keiner<br />

die Idee damit auf die Bühne zu<br />

gehen. Genau dasselbe mit der Flugente.“<br />

Ihm ist schon bewusst, dass er für<br />

RTL den Clown spielen sollte und sich<br />

mit seinem Auftritt vor einem Millionenpublikum<br />

blamiert hat. Aber Choné<br />

sieht auch die andere Seite der Medaille:<br />

„Viele sehen nur, dass man sich<br />

zum Affen macht. Aber das ist doch auf<br />

der Bühne egal, ob man jetzt einen Präsidenten,<br />

einen Affen, einen Krebs oder<br />

einen Baum spielt. Hauptsache man ist<br />

auf der Bühne und mir haben viele Leute<br />

dabei zu geschaut.“ Seine Bühnenshows<br />

sind seiner Meinung nach einfach<br />

nur „Quatsch“. Aber damit wurde<br />

er zu DEM Supertalent. Ganz egal, ob<br />

er ausgebuht wurde. „Leute mit Gitarren<br />

und richtigen Showeinlagen haben<br />

sie nach Hause geschickt und mich haben<br />

sie nochmal eingeladen. Das habe<br />

ich auch nicht verstanden, weil es eben<br />

so ein Quatsch ist, was ich da mache.<br />

Es ist ja nichts Ernstes, wie eine Oper<br />

oder so.“<br />

Musisch und künstlerisch „begabt“<br />

war der in Braunschweig geborene Choné<br />

schon immer. Als Achtjähriger sah er<br />

das erste Mal eine Ballettschule von innen<br />

und lernte im Grundschulalter sein<br />

erstes Musikinstrument zu spielen. Er<br />

lebte während seiner Kindheit „im Gegensatz<br />

zur Kleinstadt Braunschweig“<br />

in richtigen Metropolen, wie Frankfurt<br />

am Main und Hamburg. Nach der mittleren<br />

Reife absolvierte er eine Lehre <strong>als</strong><br />

Bauzeichner, merkte aber doch recht<br />

schnell, dass ihm eher etwas anderes<br />

lag. So begann er sich mehr und mehr<br />

„Ich dachte ich bin der einzige,<br />

der die 100.000 Euro<br />

wirklich gewinnen wird.“<br />

für Pädagogik und Musik zu interessieren:<br />

Er unterrichtete unter anderem an<br />

einer Waldorfschule und erlernte einige<br />

Musikinstrumente dazu. Auch eigene<br />

Shows mit verschiedenen Partnern,<br />

die jährliche Teilnahme beim durchgedreht24<br />

Festival und kleinere TV-Auftritte<br />

gehörten zu seinem Leben, bevor<br />

er mit seiner Bauchrolle „ganz Deutschland<br />

in den Bann zog“. „Also mit dieser<br />

negativen Reaktion des Publikums habe<br />

ich nicht gerechnet. Man denkt man ist<br />

im Fernsehen und hat gewonnen.“ Bis<br />

zu Letzt hat Choné Internetanschlüsse<br />

verkauft.<br />

Seit seinem Auftritt bei „Das Supertalent“<br />

hat Chonés Leben sich verändert.<br />

„Ich kann jetzt von mir sagen, dass ich<br />

Profi bin. Also so ein Musik- und Unterhaltungsprofi.<br />

Jetzt muss ich nicht<br />

mehr im Baumarkt stehen und Internetanschlüsse<br />

verkaufen.“ Kurz nach<br />

seinem TV-Auftritt wird er täglich von<br />

Schülern angerufen und terrorisiert.<br />

„Von morgens bis abends bimmelt das<br />

Telefon. Schon morgens um sieben Uhr<br />

7<br />

rufen die an. Und schreien ‚Flugente,<br />

Flugente, Flugente‘. Naja, auf meiner<br />

Homepage ist auch meine Telefonnummer<br />

vermerkt und ich stehe auch normal<br />

im Telefonbuch. Hätte ich eine kostenpflichtige<br />

Nummer wäre ich schon<br />

reich!“ Auf der Straße wird er häufiger<br />

<strong>als</strong> vorher erkannt. Denn schließlich<br />

war Videocharly, sein eigentlicher<br />

Künstlername, schon lange vorher in<br />

Braunschweig bekannt. „Ich ziehe jetzt<br />

immer zum Einkaufen eine Maske drüber,<br />

damit mich keiner erkennt. Eine<br />

Dieter-Bohlen-Maske.“ Heute hat er immer<br />

ein paar Autogrammkarten dabei,<br />

die er auf Wunsch auch mit einer persönlichen<br />

Widmung signiert. Die Kosten<br />

für den Druck von Autogrammkarten<br />

und Plakaten übernimmt er selbst.<br />

Pläne für die Zukunft hat er auch, aber<br />

die kann er natürlich noch nicht verraten.<br />

Beim nächsten „Das Supertalent“<br />

ist er auch dabei. Und was wird die Nation<br />

zu sehen bekommen?<br />

„Ich wäre ja blöd, wenn ich jetzt<br />

schon allen sagen würde, was ich vorhabe.<br />

Mir fällt jeden Tag etwas Neues<br />

ein. Definitiv soll aber mein Bauch noch<br />

mehr hervorgehoben werden. Aber was<br />

später genau auf der Bühne zu sehen<br />

ist, bleibt erst mal mein Geheimnis.“<br />

Dann schiebt er eine Autogrammkarte<br />

über den Tisch und sagt: „Ausnahmsweise<br />

gibt es die heute umsonst.“ #<br />

freizügig wie der tV-auftritt: chonés<br />

autogrammkarte


Campus<br />

Die Zukunft der<br />

Studentenwohnheime<br />

Dem Studentenwerk fehlen die Mittel, um die Kosten für die Sanierungsmaßnahmen der Studentenwohnheime in<br />

den kommenden Jahren zu decken.<br />

Von Sina Liers<br />

Bei der Finanzierung der Wohnheime<br />

ging das Studentenwerk<br />

davon aus, dass das Land später<br />

die Sanierungskosten in Höhe seiner<br />

Zuschüsse übernimmt. „Das war dam<strong>als</strong><br />

so gängige Praxis“, erklärt Sönke<br />

Nimz, Geschäftsführer des Studentenwerks<br />

OstNiedersachsen. Rückstellungen<br />

seien deshalb nur für den Anteil<br />

des Studentenwerks vorgenommen<br />

und die Mieten entsprechend niedrig<br />

kalkuliert worden. Doch 2003 wurde<br />

der Sondertopf „Sanierung“ seitens des<br />

Grün und abgeschieden:<br />

das Wohnheim an der Schunter<br />

Landes gestrichen.<br />

Die Folge: Eine Unterdeckung<br />

des Finanzbedarfs<br />

beim<br />

Studentenwerk.<br />

Um die Wohnheime<br />

dennoch zu erhalten,<br />

nahm das<br />

Studentenwerk in<br />

den vergangenen<br />

Jahren Darlehen in<br />

Höhe von rund 37<br />

Millionen Euro auf.<br />

„Wir versuchen die<br />

Mieten weiterhin<br />

so gering wie möglich<br />

zu halten. Dennoch<br />

mussten wir<br />

2009 eine Mieterhöhungvornehmen,<br />

im vergangenen<br />

Jahr die Preise<br />

für die Mensaessen<br />

anpassen und zukünftig<br />

den Studentenwerksbeitrag<br />

aufstocken“, so Nimz. „Nur so ist<br />

es möglich, dass die Kosten nicht auf<br />

einzelnen Studierenden abgewälzt werden,<br />

sondern auf alle gemeinsam. Wir<br />

halten das für die fairste Lösung.“<br />

Eine weitere Maßnahme für die Erhaltung<br />

etwa des großen Studentenwohnheims<br />

„Affenfelsen“ besteht<br />

darin, andere Wohnheime, deren Sanierung<br />

betriebswirtschaftlich nicht<br />

sinnvoll ist, zu verkaufen. Nimz dazu:<br />

„Das Wohnheim Zimmerstraße mit 31<br />

Plätzen haben wir bereits veräußert sowie<br />

ein Wohnheim in Wolfenbüttel.<br />

8<br />

Viel Beton: der „affenfelsen“ am regenring<br />

Mindestens ein weiteres wird noch folgen.<br />

Der Erlös fließt dann in die Sanierung<br />

anderer Anlagen.“ Zukünftig wird<br />

eine weitere Option sein, Wohnheime<br />

anzumieten. „Mit Sicht auf die Jahre<br />

nach 2018 werden die Studierendenzahlen<br />

vermutlich nachlassen. Dann ist<br />

es leichter, sich von den angemieteten<br />

Objekten wieder zu trennen. Bis dahin<br />

sollten unsere Kapazitäten den kommenden<br />

Studierenden standhalten – ansonsten<br />

gibt es auch außerhalb des Studentenwerks<br />

noch genug Wohnraum in<br />

Braunschweig.“ #<br />

Fotos: Sina Liers


Campus<br />

„Der Antrag<br />

ist ein Skandal“<br />

finn franzen Von der BraunSchWeiGer<br />

BurSchenSchaft alemannia iSt VorSitzender der<br />

arBeitSGemeinSchaft marBurG<br />

Von Holger Isermann<br />

Gibt es bei der Alemannia Mitglieder, die<br />

den geforderten „Ariernachweis“ nicht bestehen<br />

würden?<br />

Natürlich. Wir haben aktuell einen Studierenden<br />

aus Polen und einen Rußlanddeutschen,<br />

ein früheres Mitglied hatte eine Mutter aus<br />

Singapur. Der Antrag ist ein Skandal. Wer bei<br />

uns aktiv werden möchte, ist herzlich willkommen.<br />

Wieso sollten wir jemandem die Türen<br />

verschließen.<br />

Gegenfrage: Wieso wird in Ihrem Dachverband<br />

ein derart menschenverachtender Antrag<br />

eingereicht?<br />

Der Burschentag ist eine demokratische Einrichtung<br />

und jedes Mitglied darf Anträge einreichen.<br />

Die Raczeks aus Bonn haben den Antrag<br />

gestellt und das schlechte Licht fällt jetzt<br />

auf alle. Damit haben wir Jahre zu kämpfen.<br />

Dass man Sie rechtsaußen einordnet ist<br />

doch logisch, solange es zum Beispiel personelle<br />

Überschneidungen zwischen Burschenschaften<br />

und der NPD gibt...<br />

…in unserer Satzung ist festgelegt, dass wir<br />

keine Leute mit extremen Ansichten aufnehmen,<br />

<strong>als</strong>o weder links- noch rechtsradikal.<br />

Aber natürlich ist das nicht bei allen Burschenschaften<br />

so. Schauen Sie, die Raczeks<br />

haben jetzt diesen Antrag eingereicht. Was<br />

glauben Sie, welche Studierenden denen zum<br />

Semesterstart in die Arme laufen…<br />

Warum treten Sie dann nicht aus dem<br />

Dachverband aus?<br />

Weil wir den extrem rechten Burschenschaften<br />

nicht das Feld überlassen wollen. Genau<br />

das ist ja deren Ziel. Noch sind wir genug liberale<br />

Bünde, um einen <strong>komplett</strong>en Rechtsruck<br />

zu verhindern, was ja auch das Abstimmungs-<br />

ergebnis zeigt. Wir stehen für ein freiheitliches<br />

Gedankengut. Die mit uns befreundeten<br />

Kölner Alemannen haben zum Beispiel jüngst<br />

bei der Hochzeit eines alten Herren chargiert,<br />

der einen Mann geheiratet hat.<br />

Was ist mit Ihren „Brüdern“ von der Braunschweiger<br />

Thuringia? Die haben 2004 mit<br />

einem Aushang zur EU-Osterweiterung für<br />

allgemeines Kopfschütteln gesorgt – Wortlaut:<br />

„Wir begrüßen Schlesien, Westpreußen,<br />

Pommern, Süd-Ostpreußen und das<br />

Sudetenland in der EU...“<br />

Ich kann mich dazu nicht konkret äußern, da<br />

ich dam<strong>als</strong> nicht dabei war. Aber auch solche<br />

Aussagen hängen oft an Einzelpersonen, die<br />

vielleicht auch intern dafür bestraft wurden.<br />

Es passiert sogar, dass Verbindungen kurzzeitig<br />

von alten Herren aufgelöst werden, weil<br />

deren Handeln politisch nicht mehr vertretbar<br />

ist.<br />

Ist das bei Ihnen schon einmal<br />

vorgekommen?<br />

Im Jahr 2009 ist eines unserer Mitglieder aufgrund<br />

von wiederholten rechtsextremen Aussagen<br />

erst verwarnt und dann aufgefordert<br />

worden die Alemannia zu verlassen.<br />

Können Sie das konkretisieren?<br />

Nein.<br />

Gibt es einen Maulkorb auch in die andere<br />

Richtung? Was ist denn, wenn sich ein Mitglied<br />

hinterher <strong>als</strong> Grüner entpuppt?<br />

Wir haben durchaus Wähler der Grünen und<br />

der SPD in unseren Reihen. Selbst die Piratenpartei<br />

wäre kein Problem. Mitglieder der NPD<br />

oder der Linken hätten bei uns dagegen keine<br />

Chance. #<br />

9<br />

Foto: Holger Isermann<br />

Auf dem diesjährigen Burschentag<br />

der Deutschen Burschenschaft<br />

(DB) in Eisenach (16. bis 19. Juni)<br />

hat die Alte Breslauer Burschenschaft<br />

der Raczeks zu Bonn die<br />

Einführung eines „Ariernachweises“<br />

gefordert und damit für einen<br />

medialen Aufschrei gesorgt.<br />

Die Deutsche Burschenschaft ist<br />

der Dachverband von rund 120<br />

Bünden, deren politisches Spektrum<br />

von liberal bis rechtsradikal<br />

reicht. In den letzten Jahren ist<br />

der Verband aufgrund von Austritten<br />

liberaler Verbindungen immer<br />

weiter nach rechts gerutscht. Laut<br />

Antrag der Raczeks sollten Mitglieder<br />

künftig auch anhand von<br />

„Gesichts- und Körpermorphologie“<br />

eindeutig dem deutschen<br />

Volk zuzuordnen sein. Der Antrag<br />

wurde laut DB-Pressereferent Michael<br />

Schmidt „nach einer langen<br />

und emotionalen Diskussion“<br />

mehrheitlich zurückgenommen.<br />

Auch die Braunschweiger Alemannia<br />

ist Mitglied der Deutschen<br />

Burschenschaft und war in Eisenach<br />

dabei.


Es gibt viele Möglichkeiten seinen Geldbeutel aufzupolieren. Leider sind die gängigen Verdienstmöglichkeiten nur<br />

selten spaßig und lukrativ. studi38 wollte wissen, ob es auch anders geht und hat für euch einen ganz speziellen<br />

Nebenjob getestet.<br />

von Nico Bensch & Franziska Ziemann<br />

Es ist Sommer. Der Geruch giftiger<br />

Grillanzünder liegt in der<br />

Luft. Fast täglich trifft man sich<br />

im Park, im Freibad oder am See, um<br />

in vertrauter Runde Salate herumzureichen<br />

und Bierchen zu zischen. Einfach<br />

wunderbar diese Jahreszeit. Gäbe es da<br />

nicht einen Haken. So ein Sommer liegt<br />

schwer auf der Tasche und stellt den Ot-<br />

Campus<br />

Das Geld liegt<br />

auf der Straße<br />

tonorm<strong>als</strong>tudenten vor eine schier unlösbare<br />

Aufgabe. Dabei muss es doch<br />

einen bequemen Weg geben sich die<br />

Grillabende zusammenzusparen.<br />

Als ich mir wiedermal bei einem selbigen<br />

darüber den Kopf zerbreche,<br />

kommt ein Mann mit zwei klirrenden<br />

Einkaufstüten vorbei. Er fragt, ob wir<br />

leere Flaschen für ihn hätten. Klar. Da<br />

10<br />

fällt es mir wie Schuppen von den Augen.<br />

Flaschensammeln. Das ist es. Immer<br />

wieder kursieren Gerüchte darüber,<br />

dass sich einige Sammler eine<br />

goldene Nase verdienen. Ich beobachte<br />

mein neues Vorbild noch ein wenig.<br />

Die Leute, die er fragt, scheinen sogar<br />

froh zu sein, dass er ihnen das schwere<br />

Leergut abnimmt. Ich bin zu einem


Selbstversuch bereit: Morgen gehe ich<br />

Flaschensammeln.<br />

Gesagt, getan. Mit vier Plastiktüten<br />

bewaffnet mache ich mich zusammen<br />

mit einer Freundin auf den Weg in den<br />

Park. Wir sind uneinig darüber, wer die<br />

ersten Grillfans ansprechen soll. Wir<br />

schämen uns schon jetzt und verspüren<br />

Aufregung. <strong>Diese</strong>r folgt schnell Ernüchterung.<br />

Keine Menschenseele ist<br />

im Park.<br />

Enttäuscht starren wir die grauen<br />

Wolken an, doch wir lassen uns nicht<br />

entmutigen. Hier liegen bestimmt etliche<br />

Euro herum. Mit geschärften Sinnen<br />

streifen wir durch das Gebüsch.<br />

Und siehe da: nach nur wenigen Metern<br />

taucht die erste Bierflasche auf.<br />

Acht Cent. Naja. Es fängt an zu regnen.<br />

Im nassen Grün nach Flaschen zu suchen<br />

scheint uns dann keine gute Idee<br />

mehr zu sein. Bleibt wohl oder übel nur<br />

noch der geschulte Blick in die Mülleimer.<br />

An der ersten Bushaltestelle landen<br />

wir einen Volltreffer. Sechs kleine<br />

PET-Flaschen – macht 1,50 Euro! Der<br />

Mülleimer ist Hollywoodreif: Schim-<br />

Campus<br />

melndes Obst, Fliegen und diese superpraktischen<br />

Hundekotbeutel liegen<br />

um die begehrten Flaschen herum.<br />

An Handschuhe haben wir natürlich<br />

nicht gedacht, aber Flaschensammlerherz<br />

kennt kein Schmerz. Nase zu und<br />

durch! Schwupps: 1,58 Euro sind unser.<br />

Einmal den Ekel überwunden macht<br />

uns nur noch die Scham zu schaffen.<br />

Vor 15 wartenden Leuten an einer Bushaltestelle<br />

in einen Mülleimer zu greifen<br />

ist wahrlich nicht angenehm. Doch<br />

das Gefühl legt sich schließlich.<br />

Peu à peu füllen sich die Tüten. Als<br />

ich an der nächsten Ecke weit über den<br />

Mülleimer gebeugt versuche zu erkennen,<br />

ob die weit unten liegende Dose<br />

Geld bringt oder nicht, tippt mir jemand<br />

auf die Schulter. „Hast du etwas verloren“,<br />

fragt Steffi grinsend. Die Kunststudentin<br />

scheint uns nicht wirklich ernst<br />

zu nehmen. „Ihr seht halt beide nicht<br />

aus wie jemand, der das nötig hat. Eher<br />

so <strong>als</strong> würdet ihr euch einen Spaß draus<br />

machen.“ Sehen wir wirklich glücklich<br />

aus mit dem ganzen Dreck an den Händen?<br />

Wir erzählen ihr von unserer re-<br />

11<br />

volutionären Idee Flaschensammeln <strong>als</strong><br />

Nebenjob auszuüben. Sie hält von der<br />

Idee nicht viel: „Mal eine leere Flasche<br />

im Bus mitnehmen ist ja ok, aber <strong>als</strong><br />

Job!?“<br />

Etwas später geben wir gespannt die<br />

Flaschen in einen Pfandautomaten. 7,37<br />

Euro. Bei fünf Stunden Arbeitszeit kommen<br />

wir auf einen bescheidenen Stundenlohn.<br />

Vom Gehalt kaufen wir uns<br />

jeder ein Brötchen und eine Cola. Das<br />

Geld ist weg. Als Nebenjob hat das Flaschensammeln<br />

heute versagt.<br />

Wir beschließen es morgen noch einmal<br />

zu versuchen und mehr <strong>als</strong> mickrige<br />

sieben Euro zusammenzusammeln.<br />

Um 13 Uhr am nächsten Tag schnappen<br />

wir uns erneut unsere Tüten. Das<br />

Telefon klingelt. Grillen? Im Park? Klar,<br />

wir sind dabei. Kurz darauf liegen wir<br />

in der Sonne und reichen unserem ehemaligen<br />

Vorbild unsere leeren Flaschen.<br />

Das Sammeln überlassen wir dann<br />

doch lieber den Profis. Stattdessen warten<br />

wir auf die nächste freie Hiwi-Stelle.<br />

Aber wer will bei dem Wetter schon<br />

arbeiten … #<br />

Fotos: Franziska Ziemann


Traumhaft!<br />

patric Günther Studierte Vier monate auf haWaii – mit Stipendium<br />

von Jonas Hartwig<br />

15. Januar 2011, 4 Uhr Morgens.<br />

Während draußen der tiefste Winter<br />

regiert, wartet Patric Günther<br />

am Terminal des Flughafens Hannover<br />

mit einer Mischung aus Vorfreude<br />

und Ungewissheit auf den Aufruf seines<br />

Fluges. In ungefähr 24 Stunden wird er<br />

sich ziemlich genau am anderen Ende<br />

der Welt befinden. Das Ziel: Honolulu,<br />

Hawaii. Zu verdanken hatte der Student<br />

des Bioingenieurwesens an der TU<br />

Braunschweig diese einmalige Gelegenheit<br />

seinem Talent mit der kleinen gelben<br />

Filzkugel. „Ein Bekannter, der <strong>als</strong><br />

Tennistrainer an der Hawaii Pacific University<br />

in Honolulu arbeitet, hat mich<br />

gefragt, ob ich nicht mit einem Stipendium<br />

für die Uni spielen möchte“,<br />

so der 25-Jährige. Nachdem abgeklärt<br />

war, dass er an der genannten Universität<br />

einige passende Kurse belegen könne,<br />

stand dem Abenteuer Hawaii nichts<br />

mehr im Weg.<br />

Kaum angekommen erwartete Patric<br />

allerdings eine unangenehme Überraschung.<br />

„Nach über 20 Stunden im<br />

Flugzeug wollte ich mich einfach erstmal<br />

nur ins Bett legen, mein Zimmer<br />

war allerdings <strong>komplett</strong> leer.“ Eine<br />

Tatsache, mit der er sich aufgrund der<br />

überwältigenden ersten Eindrücke allerdings<br />

schnell arrangieren konnte.<br />

„Die atemberaubende Landschaft, Tennis<br />

spielen unter Palmen, das Meer direkt<br />

vor der Haustür und jeden Tag<br />

Sonne satt – es ist wie in einer anderen<br />

Welt“, schwärmt der Braunschweiger.<br />

Wer jetzt allerdings denkt, dass der Tagesablauf<br />

sich auf sonnen, surfen und<br />

feiern beschränkt hat, soll eines besseren<br />

belehrt werden. „Unter der Woche<br />

hatte ich leider kaum Zeit für Freizeitaktivitäten.<br />

Morgens um 7 Uhr hatten<br />

wir das erste Mal Training, danach ging<br />

es gleich in die Uni. Nach einem kurzen<br />

Mittagessen folgten nachmittags meistens<br />

noch eine zweite Trainingseinheit<br />

Vier monate auf hawaii: patric Günther<br />

12<br />

oder weitere Vorlesungen.“ Jede freie<br />

Minute wurde dann allerdings dazu genutzt<br />

die Insel zu erkunden, Surf-Contests<br />

zu bestaunen oder selber sein Können<br />

auf dem Brett zu verbessern.<br />

Das Studieren ist übrigens kaum mit<br />

dem in Deutschland zu vergleichen.<br />

„Die Kurse sind kleiner, alles ist ziemlich<br />

schulisch aufgebaut, die Atmosphäre<br />

ist irgendwie persönlicher“, stellt<br />

der angehende Ingenieur fest. Auch<br />

das Klopfen von Paradiesvögeln an die<br />

Fensterscheiben wird man hierzulande<br />

ebenso selten erleben, wie einen so genannten<br />

Lock-Down. „Unsere Dozentin<br />

hat nach einem Anruf plötzlich alle Türen<br />

und Fenster verriegelt, Sekunden<br />

später stand ein S.W.A.T.-Team mit Shotguns<br />

in unserem Seminarraum. Angeblich<br />

hatte in der Nähe der Uni ein bewaffneter<br />

Raubüberfall stattgefunden.“<br />

Trotz, oder gerade wegen solcher Erfahrungen<br />

bereut er seinen Südseeaufenthalt<br />

nicht.<br />

„Ich habe mich persönlich weiterentwickelt,<br />

viele neue Freunde kennengelernt<br />

und sportlich einiges dazugelernt.<br />

Und das alles an einem der wohl schönsten<br />

Orte der Welt.“ #<br />

Fotos: Privat


Lost in translation...<br />

If you know that feeling you will love our OV-Sneak! Each month we<br />

present a surprise preview in the undubbed version – on every<br />

third Monday at 8 p.m. Tickets are on sale for just 4 € (FSK 16/PG-17)!<br />

Find more info and tickets on cinestar.de<br />

CineStar | Bahnhofstraße 9b | Wolfenbüttel


Campus<br />

“Drive for show<br />

and putt for dough”<br />

Disc Golf erfreut sich immer größerer Beliebtheit in Deutschland. Auch Braunschweig und Umgebung locken mit<br />

mehreren Parcours. studi38 hat den Trendsport aus den USA für euch getestet.<br />

Von Nico Bensch<br />

Gleich ein Dackeltöter zu Beginn“,<br />

wird hinter mir gelacht.<br />

Nach kurzem Anlauf habe ich<br />

meinen Frisbee gerade mal zehn Meter<br />

vor mir flach ins Gebüsch geworfen.<br />

Einen Dackel habe ich dabei allerdings<br />

nicht erwischt. Trotzdem: Das hatte ich<br />

mir irgendwie leichter vorgestellt.<br />

Ich spiele heute zum ersten Mal Frisbeegolf.<br />

Oder auch Disc Golf. Meine<br />

persönliche Lieblingsbezeichnung ist<br />

Frolf. Wie man es auch nennen mag –<br />

ich stand schon zu Hause vor dem ersten<br />

Problem. Was ziehe ich an? Ein Poloshirt,<br />

eine spießige Golfhose und<br />

schicke Schuhe mit Spikes? Oder gehe<br />

ich wie zum Frisbeespielen im Grünen<br />

in kurzer Hose und T-<br />

Shirt los? Ich entschied<br />

mich<br />

für die gol-<br />

dene Mitte. In Jeans und Pulli machte<br />

ich mich auf den Weg in den Westpark.<br />

Dort befindet sich seit<br />

April 2010 die einzige<br />

festinstallierte Disc<br />

Golf-Anlage in Braunschweig<br />

– für alle frei<br />

zugänglich.<br />

Und hier krieche<br />

ich kurze Zeit später<br />

durchs Gebüsch und<br />

suche meine Scheibe.<br />

Spätestens jetzt<br />

bin ich froh, dass ich<br />

mich für eine lange<br />

Hose entschieden<br />

habe. Ich finde den<br />

Frisbee und darf noch<br />

einmal werfen. „Anfänger<br />

sollten erst einmal<br />

mit Putt - und Approach-Scheiben<br />

beginnen“, sagt mir Frank Brügmann<br />

14<br />

grinsend und nimmt mir den sogenannten<br />

Driver aus der Hand.<br />

Frank muss es wissen.<br />

Er ist seit 20 Jahren<br />

aktiv und so etwas<br />

wie der Kopf der<br />

Braunschweiger Discgolfer.<br />

Der Driver ist<br />

die Scheibe für weite<br />

Distanzen. Er ist<br />

schwieriger zu werfen<br />

<strong>als</strong> die Approach-<br />

und die Putt-Scheibe,<br />

die man für mittellange<br />

Wege oder zum<br />

„Einlochen“ benutzt,<br />

erklärt mir Frank weiter.<br />

Drei Scheiben, ein<br />

Ziel. Die Regeln sind<br />

schnell erklärt: Von<br />

einem Abwurfpunkt aus wird versucht<br />

mit möglichst wenigen Würfen ein be-


stimmtes Ziel zu<br />

treffen. Golf mit<br />

Frisbee-Scheiben<br />

eben. Das Ziel ist<br />

aber kein Loch im<br />

Boden, sondern<br />

ein metallener<br />

Korb, der an einen<br />

etwas zu kurz<br />

geratenen Basketballkorb<br />

erinnert.<br />

Bisher fühle ich<br />

mich weder wie<br />

Dirk Nowitzki<br />

noch wie Martin<br />

Kaymer. Meine<br />

ersten Würfe sind<br />

recht bescheiden. Doch nach mehreren<br />

Versuchen landet meine Scheibe zum<br />

ersten Mal im Ziel – es geht doch! „Das<br />

ist das Schöne am Disc Golf! Man kann<br />

mit relativ wenig Erfahrung schnell Erfolge<br />

erzielen.“ René klopft mir auf die<br />

Schulter. Der 38-Jährige ist vom Ultimate<br />

Frisbee zum Disc Golf gewechselt.<br />

„Das macht einfach noch mehr Spaß.“<br />

Die bunt gemischte Truppe kann einen<br />

wirklich begeistern. Jeder nur halbwegs<br />

gelungene Wurf wird gelobt. Jeder<br />

gibt mir Tipps, um meine nicht vorhandene<br />

Wurftechnik auszufeilen.<br />

Mit Erfolg. Nach vier Bahnen<br />

läuft es allmählich<br />

runder.<br />

Campus<br />

Schnell hat mich der Ehrgeiz gepackt,<br />

ich traue mir mehr zu. Prompt landet<br />

die Scheibe wieder weit abseits im hohen<br />

Gras. Ich ärgere mich lautstark<br />

und werde von Spaziergängern schief<br />

von der Seite angeguckt. Sie wundern<br />

sich weniger über mich <strong>als</strong> über den<br />

fremdartigen Sport. Genauso kam Alexander<br />

zum Disc Golf. „Vor einem Jahr<br />

ging ich mit meiner Freundin hier im<br />

Park spazieren und hab mich über die<br />

Körbe gewundert“, erzählt er, während<br />

ich das hohe Gras nach meiner Scheibe<br />

durchforste. Die Spielerzahlen sind<br />

stetig gestiegen. „Gerade hier in der Gegend<br />

haben wir eine wahre Explosion<br />

erlebt“, so Frank. In den letzten beiden<br />

Jahren entstanden in Wolfenbüttel,<br />

Braunschweig, Schöningen und am<br />

Tankumsee neue<br />

fest installierte<br />

Parcours.<br />

Weitere sind<br />

in Hannover,<br />

Peine, Salzgitter,<br />

Schladen<br />

und Wolfs-<br />

15<br />

burg in Vorbereitung. Berlin hat nicht<br />

mal einen...<br />

Wer weiß, vielleicht ist Disc Golf eines<br />

Tages hierzulande genauso groß<br />

wie im Geburtsland USA. Einmal dort<br />

die Scheibe zu werfen ist ein Traum vieler<br />

Spieler. Auch von Simon Lizotte. Das<br />

Bremer Supertalent ist derzeit die Nummer<br />

eins in Deutschland und die Nummer<br />

13 der Welt. Eine stolze Leistung<br />

für den erst 18-Jährigen, der gerade<br />

dringend Sponsoren sucht. „Die Preisgelder<br />

um 300 Euro in Deutschland sind<br />

gutes Taschengeld – mehr leider noch<br />

nicht.“ Zum Vergleich: In den USA winken<br />

einem Turniersieger bis zu 15.000<br />

US-Dollar. Erst ist aber das Abitur wichtiger.<br />

Doch nach der Schule trainiert Simon<br />

so oft wie möglich. Vor allem das<br />

Putten: „Viele verstehen nicht, dass Putten<br />

das mit Abstand Wichtigste beim<br />

Disc Golf ist“, betont Simon. „Wie man<br />

so schön sagt: ‘drive for show and putt<br />

for dough’.”<br />

Profi werde ich nicht – so viel ist sicher.<br />

Nach den 18 Bahnen sind komischerweise<br />

nicht meine Arme, sondern<br />

meine Beine erschöpft. „Kein Wunder“,<br />

sagt Alexander. „Man läuft etwa 4 000<br />

Meter, wenn man alle Bahnen spielt.“ #<br />

Infos<br />

zum Disc Golf in Braunschweig<br />

und Umgebung unter<br />

www.discgolf-bs.de.<br />

Fotos: Franziska Ziemann


flaShmoBS Sind ein zunehmendeS phänomen und eiGentlich Spontan<br />

Von Lisa Simon<br />

Campus<br />

Wenn der Bahnhof<br />

zur Tanzfläche wird…<br />

Der Komponist Andreas Nero<br />

Nick soll einmal gesagt haben<br />

„Würden wir mehr tanzen,<br />

die Welt wäre eine andere“. Am Samstag,<br />

den 7. Mai war die Welt eine andere.<br />

Um Punkt 12 Uhr fingen auf 30<br />

deutschen Bahnhöfen einige tausend<br />

Tänzer an ihr Bein zu schwingen und<br />

schufen erstmalig einen bundesweiten<br />

„Tanz-Flashmob“.<br />

„Der Tanz an sich hat<br />

super viel Spaß gemacht<br />

und es kam auch gute Stimmung<br />

auf. Doch insgesamt<br />

hätte alles etwas spontaner<br />

ablaufen können.“<br />

Maike Jacobs<br />

Noch vor zehn Jahren hätte wohl niemand<br />

etwas mit dem Begriff „Flashmob“<br />

anfangen können – heute gehört<br />

diese Art der Versammlung schon<br />

fast zum alltäglichen Leben, auch in<br />

Braunschweig.<br />

Der ein oder andere erinnert sich<br />

vielleicht noch an die spektakuläre Vorgeschichte,<br />

<strong>als</strong> im Jahr 2009 zu einem<br />

Picknick-Flashmob auf dem Schlossplatz<br />

aufgerufen wurde. Aus Sorge vor<br />

Müll- und Alkoholexzessen berief sich<br />

die Stadt auf die sogenannte Sondernutzungssatzung<br />

und stellte ein Verbot<br />

aus. Doch die Versammlungsfreiheit<br />

wiegt mehr <strong>als</strong> die Satzung. Das erkannte<br />

auch Organisator Dirk Schadt und<br />

beantragte eine Demonstration gegen<br />

das Flashmob-Verbot. Er bekam Recht.<br />

Mit Decken und Picknickkörben wurde<br />

schließlich gegen das Verbot demonstriert<br />

und wie von Geisterhand löste sich<br />

die fröhliche Versammlung wieder auf.<br />

Ganz so blitzartig ging es am 7. Mai<br />

im Braunschweiger Hauptbahnhof allerdings<br />

nicht zu. Auffällig viele Menschen<br />

postierten sich schon kurz vor<br />

12 kreisförmig in der Eingangshalle. Einige<br />

kletterten auf Leitern und Kofferwagen.<br />

Auch boten riesengroße Aufsteller<br />

einer Tanzschule keinen üblichen<br />

16<br />

Anblick und erinnerten eher an eine<br />

Werbeveranstaltung.<br />

Wer bis dahin <strong>als</strong>o noch keinen Verdacht<br />

hegte, wurde dann um 12 Uhr<br />

mittags von 180 Tänzern und Tänzerinnen<br />

überrascht. Mit strahlenden Gesichtern<br />

boten sie eine mitreißende Darbietung<br />

zu Liedern wie „Stayin‘ alive“ und<br />

„Twist again“, bei denen auch der ein<br />

oder andere Großvater begann mit den<br />

Hüften zu wackeln. #<br />

Foto: Lisa Simon


Campus<br />

Wiedersehen und Abschied im Kinosessel<br />

Noch im Zweiten Weltkrieg waren<br />

Blockbuster gefürchtet. Sie bezeichneten<br />

riesige Fliegerbomben,<br />

die ganze Häuserblöcke zerstören<br />

konnten. Erst später verwendete man<br />

den Begriff für sehr erfolgreiche Filme,<br />

die zu langen Schlangen an den Kinokassen<br />

führten. Der erfolgreichste Film<br />

im deutschen Kino ist mit rund 27 Millionen<br />

Zuschauern übrigens immer noch<br />

das Dschungelbuch. Auch in diesem<br />

Sommer lockt Hollywood mit der Anziehungskraft<br />

des Außergewöhnlichen: Roboter,<br />

Cowboys, Piraten und sprechende<br />

Affen. Es gibt ein Wiedersehen mit<br />

alten Bekannten und den Abschied von<br />

einem Zauberlehrling. Marvel schickt<br />

neben den „X-MEN“ noch zwei weitere<br />

Kämpfer aufs Parkett: Ryan Reynolds<br />

EIN UNGLAUBLICHER MIX …<br />

GANZ GROSSES KINO<br />

Im Kinosommer schlagen sich Roboter, Cowboys, Piraten, Superhelden<br />

und intelligente Affen auf der Leinwand. Es gibt viel Action und den<br />

Abschied von einem Zauberlehrling. Ein Superheld jagt den Nächsten<br />

in mehr <strong>als</strong> 1 Dimension im C1 CINEMA.<br />

23.06 BAD TEACHER<br />

29.06. TRANSFORMERS 3 in 3D<br />

07.07. LARRY CROWNE<br />

14.07. HARRY POTTER 7.2<br />

21.07. BRAUTALARM<br />

28.07. GREEN LANTERN 3D/ CARS 2 in 3D<br />

04.08. DIE SCHLÜMPFE 3D/ SUPER 8<br />

11.08. PLANET DER AFFEN: PREVOLUTION/<br />

RESTURLAUB<br />

18.08. CAPTAIN AMERICA 3D<br />

25.08. COWBOYS & ALIENS<br />

Kartenreservierung: 01805/012660 · www.c1-cinema.de<br />

facebook: www.facebook.de/c1cinema<br />

in der Rolle des fliegenden Testpiloten<br />

Hal Jordan und Chris Evans <strong>als</strong> "Captain<br />

America". Michael Bays Autobots kämpfen<br />

diesmal in 3D und die erfolgreiche<br />

Geschichte um Zauberlehrling "Harry<br />

Potter" ist mit dem achten Teil zu Ende<br />

Ganz Grosses Kino<br />

Verlosung<br />

studi38 und das C1 verlosen 50 mal 2 Karten für<br />

die Blockbuster des diesjährigen Kinosommers.<br />

Schickt einfach eine Email mit Namen und Adresse<br />

an studi38@bzv.de und beantwortet folgende<br />

Frage: Wen hat Harry Potter <strong>als</strong> erstes geküsst? Die<br />

schnellsten 50 richtigen Einsendungen erhalten<br />

jeweils zwei Karten per Post.<br />

erzählt. Alternativen zum klassischen<br />

Popcornkino könnten "Bad Teacher"<br />

mit Cameron Diaz und J.J. Abrams‘ "Super<br />

8" sein. Und das Beste: mit ein bisschen<br />

Glück gibt es den Kinoabend diesmal<br />

sogar umsonst. #<br />

HAPPY<br />

only for<br />

men<br />

Mo - Mi<br />

16 - 18 Uhr<br />

im Juni & Juli<br />

Waschen,<br />

Schneiden,Fönen<br />

10,-<br />

17, 00<br />

HOUR<br />

Schachtweg Schachtweg 22 · · 38440 38440 WOB WOB<br />

05361-275150<br />

05361-275150


Campus<br />

„Es knallten haushohe<br />

Kopfbälle von Dauerwelle<br />

zu Dauerwelle“<br />

Vom 26.06. bis 17.07.2011 findet in Deutschland die sechste FIFA-Frauen-Weltmeisterschaft statt. Ein zweites<br />

Sommermärchen im eigenen Land. Doch der Weg zur Anerkennung des Frauenfußballs war steinig. studi38<br />

zeichnet ihn nach.<br />

Von Sandra Fischer<br />

Die Anfänge des Frauenfußballs<br />

im frühen 20. Jahrhundert waren<br />

hierzulande bescheiden.<br />

Zwar gründete Charlotte Specht 1930<br />

in Frankfurt den ersten Verein. Aufgrund<br />

von mangelndem weiblichen Interesse<br />

und männlichen Protesten löste<br />

sich dieser ein Jahr später aber schon<br />

wieder auf. Während des NS-Regimes<br />

sollten Frauen dann vor allem Hausfrau<br />

und Mutter sein, woran sich auch<br />

in den ersten Jahren der Nachkriegszeit<br />

nichts änderte.<br />

Die Wende kam 1954. Denn das<br />

„Wunder von Bern“ förderte nicht nur<br />

die männliche Begeisterung für den<br />

Fußball. Auch Frauen äußerten nun vermehrt<br />

den Wunsch, selbst zu kicken.<br />

18<br />

Besonders im Ruhrgebiet wurden daraufhin<br />

viele Frauenfußballvereine gegründet.<br />

Deren Spiele entwickelten sich<br />

mit bis zu 10.000 Zuschauern zu wahren<br />

Publikumsmagneten. Um der unkontrollierten<br />

Entwicklung entgegen<br />

zu wirken, entschied sich der DFB am<br />

30. Juli 1955 für die Ächtung des Frauenfußballs<br />

und verbot ihn bundesweit


Campus<br />

Wolfsburg – Einer von neun Austragungsorten<br />

VolKSWaGen-arena Wm-name: arena im allerparK WolfSBurG<br />

Baujahr . . . . . . . . . . . . . . . . .2002<br />

Stadionadresse . . . . . . . . .In den Allerwiesen 1, 38448 Wolfsburg<br />

Kapazität . . . . . . . . . . . . . . .25.361 Zuschauer<br />

Ticketpreise . . . . . . . . . . . . .ab 15 Euro<br />

Spiele in der Vorrunde . .Gr. B: Mexiko - England (Mo, 27.06., 18 Uhr)<br />

Gr. D: Brasilien - Norwegen (So, 03.07., 18.15 Uhr)<br />

Gr. C: Schweden - USA (Mi, 06.07., 20.45 Uhr)<br />

im Viertelfinale . . . . . . . . .1. Gr. A - 2. Gr. B (Sa, 09.07., 20.45 Uhr)<br />

Public Viewing . . . . . . . . . .Am Platz vor der City-Galerie (mitten im Herzen der Wolfsburger Innenstadt)<br />

Adresse . . . . . . . . . . . . . . . . .Porschestraße 45, 38440 Wolfsburg<br />

Hinweis . . . . . . . . . . . . . . . . .Nur die Spiele der deutschen Nationalmannschaft werden übertragen!<br />

in seinen Reihen. Als Argumente führte<br />

man(n) „grundsätzliche Erwägungen“<br />

und „ästhetische Gründe“ an. In der<br />

Folgezeit war es für die Fußballerinnen<br />

schwer, angemessene Spielbedingungen<br />

zu finden. Da sie oft von Trainingsplätzen<br />

vertrieben wurden, mussten<br />

sich die Vereine auf Wiesen oder in hügelige<br />

Privatgärten zurückziehen. Dennoch<br />

steigerte sich das Interesse am<br />

aktiven Kicken in den späten 1950er<br />

Jahren weiter. Seit 1956 fanden Spiele<br />

zwischen deutschen und niederländischen<br />

Teams statt. Darunter das erste<br />

inoffizielle deutsche Frauenländerspiel.<br />

Am 23. September verfolgten 18.000<br />

Zuschauer in Essen das Spiel gegen<br />

die Auswahl Westhollands. Eine eigene<br />

Fußballwelt wuchs so außerhalb des<br />

DFB heran. Rund 150 unzulässige Frauenländerspiele<br />

wurden ausgetragen, bis<br />

dieser einlenkte und am 31. Oktober<br />

1970 mit lediglich zwei Gegenstimmen<br />

das Spielverbot für Frauen aufhob.<br />

Allerdings unterwarf man(n) die kickenden<br />

Damen speziellen Regeln:<br />

Ein kleineres Spielfeld, ein Jugendball,<br />

eine kürzere Spielzeit, sowie ein Spielverbot<br />

in den Wintermonaten wurden<br />

beschlossen. Außerdem waren<br />

Stollenschuhe verboten, absichtliches<br />

Handspiel zur Vermeidung von Verletzungen<br />

dagegen erlaubt. Ernsthaft diskutiert<br />

wurde die Einführung eines<br />

„Brustpanzers“.<br />

In den Medien war man sich ebenfalls<br />

unsicher, wie man mit Frauenfußball<br />

umgehen sollte. Der „Münchner Merkur“<br />

etwa berichtete von einem Spiel<br />

„mit Eifer (…) ohne Rohheiten, ohne<br />

unfaire Kniffe und Püffe. (…) Es knall-<br />

ten haushohe Kopfbälle von Dauerwelle<br />

zu Dauerwelle, es wurde gestoppt und<br />

gedribbelt, zugespielt und kombiniert.“<br />

Ein Umdenken hin zu mehr Gleichberechtigung<br />

setzte erst mit den stetigen<br />

Erfolgen des deutschen Frauenfußballs<br />

ein.<br />

In sieben von den zehn seit 1984<br />

ausgetragenen Europameisterschaften<br />

konnten sich die deutschen Frauen<br />

durchsetzen. Und auch bei den seit<br />

1991 stattfindenden Weltmeisterschaften<br />

war das Team erfolgreich – 2003<br />

und 2007 gewannen die deutschen Spielerinnen<br />

den Titel. Seit 1996 ist Frauenfußball<br />

außerdem eine Olympische<br />

Sportart. Bei den letzten drei Olympiaden,<br />

2000, 2004 und 2008, holte die<br />

19<br />

deutsche Auswahl jeweils Bronze.<br />

Zu den innerdeutschen Veränderungen<br />

zählte die Einführung der zunächst<br />

zweigleisigen Bundesliga zur Saison<br />

1990/1991. Seit 1997/1998 ist diese eingleisig.<br />

12 Mannschaften treffen nun an<br />

22 Spieltagen aufeinander. Erfolgreichstes<br />

Team der eingleisigen Liga ist bisher<br />

der 1.FFC Frankfurt mit sieben Meistertiteln.<br />

In den letzten drei Jahren hat<br />

sich allerdings der 1.FFC Turbine Potsdam<br />

die Schale gesichert.<br />

Einen weiteren Schritt zu mehr Anerkennung<br />

wird sicherlich auch die WM<br />

vom 26.06. bis 17.07. diesen Jahres bringen,<br />

an der 16 Nationen teilnehmen. In<br />

neun Städten, auch in Wolfsburg, finden<br />

Spiele statt. (siehe Infokasten) #<br />

Foto: Presse- und Informationsamt Stadt Frankfurt am Main, Christoph F. Siekermann Heinrich-Böll-Stiftung


Oh man…da ist es wieder, dieses<br />

unglaublich gute Gefühl begehrt<br />

zu werden! Da steht<br />

man bereits sechs lange Stunden<br />

am Stück oberkörperfrei auf<br />

dem Beachvolleyballfeld und ganz offensichtlich<br />

gibt es dort diese Frau, die<br />

nicht genug von dem Spiel zu sehen<br />

bekommen kann. Sie sonnt sich friedlich<br />

in ihrer Liege und starrt mich dabei<br />

pausenlos an. Ein Blick auf ihre Statur<br />

genügt, um zu wissen, dass sie ebenfalls<br />

öfters sportlich aktiv ist. Obwohl ich<br />

seit Jahren in einer festen und glücklichen<br />

Beziehung bin, kann ich es nicht<br />

leugnen. Da liegt eine zumindest äußerlich<br />

wahre Traumfrau nur einen Steinwurf<br />

von mir entfernt. In meiner Spielpause<br />

steht sie plötzlich auf und kommt<br />

ganz langsam und anmutig zu mir gelaufen.<br />

Ich bin aufgeregt und dann fragt<br />

sie mich auch noch, ob ich ihr meine<br />

Handynummer geben könnte, denn sie<br />

würde sich gern mit mir zum Volleyball<br />

spielen treffen. Allerdings wäre sie gern<br />

ungestört dabei, weil sie noch nicht so<br />

lange spielt. Tausende von Gedanken<br />

und Stimmen, die sich gegenseitig bekämpfen,<br />

schießen durch meinen Kopf.<br />

So höre ich auf der einen Seite nur noch<br />

Worte wie „Denke daran, du hast dir<br />

vorgenommen, immer aufrichtig und<br />

treu gegenüber deiner Prinzessin zu<br />

sein, denn du liebst sie und etwas anderes<br />

hat sie nicht verdient.“ Andererseits<br />

gibt es triebhafte Aufforderungen<br />

wie „Aus deiner Beziehung ist die Luft<br />

raus und das ist die Chance für ein kleines<br />

Abenteuer.“ Schließlich siegt meine<br />

Vernunft und ich lehne ab. Daraufhin<br />

verschwindet sie, ohne ein weiteres<br />

Wort zu verlieren. Ich schaue ihr noch<br />

lange nach, denke aber auch an meine<br />

Freundin und daran wie stolz sie wohl<br />

auf mich wäre, wenn sie mein heroisches<br />

„Nein“ miterlebt hätte.<br />

Im selben Moment schaltet sich mein<br />

Unterbewusstsein ein und erinnert<br />

mich an die Bilder, die ich noch kurz<br />

zuvor im Kopf hatte. Ein Gefühl der<br />

Scham verbreitet sich in mir, denn ich<br />

weiß, dass ich meine Freundin, die ich<br />

über alles liebe, doch irgendwie betrogen<br />

habe…<br />

Campus<br />

Er sagt<br />

Sie sagt<br />

Fremd<br />

Flirten<br />

Von Sandra Fischer & Stefan Thielbeer<br />

Foto: James Khoo<br />

20<br />

Ich stehe in der Disco. Da kommt<br />

er plötzlich auf mich zu: Gutaussehend<br />

und mit einem Drink in der<br />

Hand lächelt er mich an und stellt sich<br />

zu mir. Ich bin völlig aus dem Häuschen!<br />

Bis ich es plötzlich merke – das<br />

beklemmende Gefühl: Darf ich das<br />

überhaupt? Ich habe doch schon jemanden!<br />

Aber eigentlich...eigentlich<br />

weiß ich ja, was ich tue.<br />

Ich habe ja gar nicht vor<br />

zu betrügen. Ich flirte<br />

ja nur ein bisschen.<br />

Alles halb so wild …<br />

Doch was, wenn das meinem<br />

Freund passiert? Wenn<br />

sich die wasserstoffblonde vollbusige<br />

Schönheit in der Disco oder<br />

auf der Party ihm an den H<strong>als</strong> wirft?<br />

Wenn sie ihm von ihrer verflossenen<br />

Liebschaft berichtet und umarmt werden<br />

möchte, mit dem hinterhältigen<br />

Ziel ihn ins Bett zu locken. Was für ein<br />

Schreckensszenario! Das würde er doch<br />

gar nicht merken. Dafür ist er doch viel<br />

zu gutmütig. Oder etwa nicht? Weiß er<br />

etwa genau wie ich, was er tut? Durchschaut<br />

er die Situation? Ich weiß es<br />

nicht und das ist das Schlimme daran.<br />

Man kann es überhaupt nicht wissen.<br />

Ich kenne meine Gedanken, aber werde<br />

seine nie lesen können. Ein mulmiges<br />

Gefühl. Wenn zwei das Gleiche tun, ist<br />

das eben noch lange nicht dasselbe. Nur<br />

weil ich eine Situation für mich ok finde,<br />

heißt das nicht, dass ich ihn gerne<br />

in der selben Lage sehen würde. Mein<br />

Freund und ich haben uns darauf geeinigt,<br />

gemäß der Regel miteinander zu<br />

leben: „Was du nicht willst, dass man<br />

dir tu’, das füg’ auch keinem anderen<br />

zu“. Das klappt eigentlich auch ganz<br />

gut. Ich treffe mich in meiner Freizeit<br />

nicht mit anderen Jungs alleine, gehe<br />

nicht mit ihnen ins Kino oder etwas<br />

trinken. Er tut es mir gleich. Das ist gut<br />

so. Doch auch wenn ich an sich kein<br />

sehr eifersüchtiger Mensch bin, verschwindet<br />

die Furcht vor dem Unberechenbaren<br />

nie gänzlich. Und wenn ich<br />

<strong>als</strong>o seine Gedanken nicht lesen kann<br />

und das auch nie können werde, so<br />

bleibt mir letztendlich nur die Möglichkeit<br />

– oh Schreck! – ihm zu vertrauen. #


Fotos: Milena Virchow<br />

Campus<br />

Festival-<br />

Geschichten<br />

Was wären die tollsten Konzerte auf Musikfestiv<strong>als</strong> ohne ihr charmantes Ambiente: Umgestürzte Dixi-Klos,<br />

Menschen, die um 6:00 Uhr morgens durch ein Megaphon brüllend über den Zeltplatz laufen oder halbnackte Jungs<br />

im Boratbadeanzug. studi38 präsentiert euch <strong>als</strong> Vorgeschmack auf dieses Jahr die besten Festivalgeschichten der<br />

letzten Saisons.<br />

Von Milena Virchow<br />

ticKet<br />

Jana, 23 aus Wolfenbüttel<br />

Das Dockville-Festival in Hamburg ist<br />

seit einigen Jahren ein wichtiger Ort<br />

des Wiedersehens für mich und meine<br />

Freunde. 2009 brach ich morgens früh<br />

mit zwei Freundinnen auf in den Norden.<br />

Auf der Hauptstraße, die zum Festivalgelände<br />

führt, kam uns ein Auto<br />

voller durchgeknallter Typen entgegen.<br />

Sie lehnten sich aus dem Fenster und<br />

fuhren Schlangenlinien. Einer der Jungs<br />

warf sich gegen die Fensterscheibe,<br />

presste sein Ticket ans Glas und brüllte:<br />

„Dooooooockville!“ Ich lachte. „Der<br />

soll mal sehen, wie bescheuert das aussieht“,<br />

dachte ich, griff nach meinem<br />

Ticket und stellte fest: Es ist nicht da!<br />

Panisch durchsuchte ich alle Taschen,<br />

aber konnte es einfach nicht finden.<br />

Mir blieb keine andere Wahl: Ich musste<br />

zurück nach Frankfurt. Es konnte ja<br />

nur zu Hause liegen geblieben sein. Ich<br />

war wütend. Als an der Raststätte in<br />

Kassel auch noch der Fahrersitz beim<br />

Verstellen nicht mehr einrastete, rastete<br />

ich aus. Ich trat den Sitz mit aller Wut<br />

nach Hinten. Doch was war das? Mein<br />

Ticket! Es war unter den Fahrersitz gerutscht<br />

und wurde erst jetzt, da der Sitz<br />

den Blick freigab, sichtbar. Schlichtweg<br />

glücklich und amüsiert führ ich zurück<br />

nach Hamburg. Der wackelnde Sitz fiel<br />

mir kaum noch auf. #<br />

22<br />

SpaceKotze<br />

Jannis, 26 aus Braunschweig<br />

Festiv<strong>als</strong> sind der richtige Ort für Experimente!<br />

Dachte ich zumindest eines<br />

Abends auf dem Southside 2007.<br />

Es war zwar spät aber ich hatte noch<br />

Hunger auf etwas Süßes. An einem kioskähnlichen<br />

Stand wurde ich fündig:<br />

Schlümpfe, Cola-Kracher, saure Schlangen,<br />

Balla-Balla, Lakritz-Schnecken,<br />

weiße Mäuse. Also legte ich dem Verkäufer<br />

20 Euro auf den Tresen. <strong>Diese</strong>r<br />

riss erst erschrocken die Augen auf und<br />

ließ dann Schlumpf für Schlumpf in<br />

die Papiertüte wandern. Ich grinste. Bei<br />

fünf Cent pro Stück, hatte ich nun 400<br />

süße und saure Leckereien für mich allein.<br />

Ich aß und aß und wunderte mich,<br />

wie schnell die Tüte leerer wurde. Kurz<br />

bevor ich mich schlafen legte, hielt ich<br />

es für besser, meinen aufgewühlten<br />

Magen zu entlasten und übergab mich<br />

nahe unseres Zelts. Schon viel besser!<br />

Beruhigt schlief ich ein. Gelächter, erschrockene<br />

Ausrufe und Jubel ließ mich<br />

aufschrecken. Verschlafen kletterte ich<br />

ins Freie. Was ich sah, werde ich bis<br />

heute nicht vergessen: Eine Menschentraube<br />

von rund 50 Campern hatte sich<br />

um mein Erbrochenes vom Abend versammelt.<br />

Was man sonst eher <strong>als</strong> braunes,<br />

unappetitliches Gematsche kennt,<br />

erstrahlte nun in einem fröhlich bunten<br />

Farbenspiel – und hier und da lugte<br />

sogar noch eine Schlumpfmütze oder<br />

eine halbe weiße Maus heraus.#


KüSS mir die GummiStiefel-füSSe<br />

Svenja, 23 aus Hamburg<br />

Für das Hurricane-Festival 2009 warnte<br />

der Wetterbericht vor Regenschauern<br />

und Temperaturen im einstelligen<br />

Bereich. Deswegen packte ich meine<br />

Gummistiefel in die Festivaltasche.<br />

Die Zeit war knapp. Wahllos griff ich<br />

rocK im car<br />

Eric, 32 aus Salzgitter<br />

Als Kinder der 80er und 90er Jahre<br />

wurde Rock am Ring 2000 zu einer<br />

Pflichtveranstaltung für meinen besten<br />

Freund und mich. Internet gab es dam<strong>als</strong><br />

noch nicht flächendeckend – der<br />

dicke Deutschland-Atlas sollte reichen.<br />

Außerdem meinte mein Freund, er<br />

wüsste wie wir zum Nürburgring kommen.<br />

Bei seinem damaligen Lehrer, einem<br />

Alt-Hippie, hatte er nachgehakt<br />

und prompt eine kurze Wegbeschreibung<br />

erhalten. Einem Alt-Hippie-Lehrer<br />

ist zu vertrauen und meinem besten<br />

Freund auch. Also machten wir uns<br />

mittags auf, von Salzgitter zum Nürburgring<br />

bei Nürnberg. Nach sechsstündiger<br />

Fahrt kamen wir heil in Nürnberg<br />

an. Doch fanden wir nicht den Nürburgring<br />

und auch kein Rock am Ring. Nur<br />

das verfluchte Rock im Park. Nach einer<br />

Weile fanden wir heraus, dass der Nürburgring<br />

in der Eiffel liegt – <strong>als</strong>o rund<br />

500 km nordwestlich von Nürnberg. #<br />

feStifall<br />

Campus<br />

nach einem paar Wollsocken bevor ich<br />

ins Auto stieg. Das Wetter war von Beginn<br />

an unbeständig. Wollsocken und<br />

Gummistiefel waren <strong>als</strong>o mein ständiger<br />

Begleiter. Am zweiten Tag wurde es<br />

gegen Mittag sogar etwas wärmer. Fast<br />

Frederick, 25 aus Salzgitter<br />

Die Fahrt zum Rock im Park 2008 war<br />

eine mittlere Katastrophe: Drei Staus<br />

und zwei verpasste Ausfahrten führten<br />

dazu, dass wir völlig verspätet am<br />

Festivalgelände eintrafen. Jetzt, in der<br />

Dunkelheit, einen Zeltplatz zu finden,<br />

schien völlig unmöglich. Außerdem waren<br />

die offiziellen Zeltplätze völlig überteuert.<br />

Eine Alternative musste her.<br />

23<br />

ein bisschen zu warm für meine dicken<br />

Socken. Aber egal, ich konnte auf keinen<br />

Fall zurück zum Zelt. Ska-P, meine<br />

Lieblingsband, fingen schließlich bald<br />

an. Meine Füße wurden immer feuchter.<br />

Und das Warten lohnte sich: Ska-P<br />

heizten der Menge mächtig ein und ich<br />

tanzte wie wild. Meine Füße waren inzwischen<br />

richtig nass. Zum Ausziehen<br />

war es nun aber endgültig zu spät. Ich<br />

musste ja tanzen! Als das Konzert fertig<br />

war, trieften meine Füße vor Schweiß.<br />

Gerade wollte ich die ekligen, stinkenden<br />

Socken ausziehen, <strong>als</strong> ein blonder,<br />

stark alkoholisierter, aber freundlicher<br />

Typ auf mich zustolperte: „Du bist so<br />

schön“, sagte er „darf ich dir bitte die<br />

Füße massieren?“ Der Blonde ließ sich<br />

nicht abwimmeln. „Hilfe“, dachte ich<br />

noch, <strong>als</strong> mein erster Fuß schon nackt<br />

war und er begann ihn zu kneten: Meine<br />

Füße rochen mehr <strong>als</strong> ekelhaft. Mein<br />

Masseur merkte das wohl nicht und<br />

führte meinen Fuß zu seinem Mund.<br />

„Iiiiihhhh!“, rief ich. Plötzlich hörte er<br />

auf zu Kneten und war eingeschlafen –<br />

sein Kopf auf meinen Fuß gestützt. #<br />

Die fanden mein<br />

Kumpel und ich<br />

an einer kleineren<br />

Seitenstraße<br />

mit angrenzendem<br />

Wäldchen.<br />

Tatsächlich gab es<br />

sogar noch eine<br />

kleine Parklücke<br />

am Straßenrand.<br />

Euphorisch endlich<br />

angekommen<br />

zu sein stieg ich<br />

schwungvoll aus.<br />

Doch was ist das?<br />

Mein erster Fuß<br />

auf Festivalboden rutscht ab und ich<br />

falle. Als ich die Augen öffne und nach<br />

oben sehe, merke ich, welch Glück<br />

ich hatte: Unser Auto stand gefährlich<br />

dicht an einem rund fünf Meter tiefen<br />

Abhang.<br />

Der matschige Boden fing mich zum<br />

Glück auf und unversehrt kletterte ich<br />

aus dem Loch. #


Das Reggae Nation Projekt versucht durch<br />

Konzerte und Workshops in Schulen<br />

auf Afrika aufmerksam zu machen. Das<br />

nächste Konzert findet am 3. September<br />

im Tempodrom in Berlin statt und es<br />

werden namhafte Künstler wie Gentleman<br />

erwartet. Die Einnahmen fließen direkt in<br />

Hilfsprojekte in Afrika. Mehr Infos unter:<br />

www.reggae-nation.de<br />

Steven, du organisierst das Reggae Nation<br />

Projekt – wie bist du dazu gekommen?<br />

Ich habe schon <strong>als</strong> Sechsjähriger angefangen<br />

Reggae zu hören, meine Tante war zu der<br />

Zeit oft in Jamaica und hat den Reggae mit<br />

in die Familie gebracht. Irgendwann habe ich<br />

dann begonnen aufzulegen. Daraus ist das<br />

erste Event im Kennelbad entstanden. Nach<br />

und nach bin ich dann immer tiefer in die Szene<br />

eingestiegen und habe Künstler kennengelernt,<br />

sodass das Ganze immer größer geworden<br />

ist.<br />

Und wie ist das Engagement für Afrika<br />

dazugekommen?<br />

Das ist nicht dazugekommen, das war schon<br />

immer da! Wenn man sich Bob Marley auf<br />

Campus<br />

„Tu´ was oder<br />

lass´ was, aber<br />

das Richtige!“<br />

ein interVieW mit SteVen tümler, dem<br />

BeGründer der reGGae nation Germany.<br />

Von Simon Blotevogel<br />

den Arm tätowiert hat und die Texte wirklich<br />

lebt, beschäftigt man sich automatisch<br />

mit Dingen,die in unserer Gesellschaft nicht<br />

so laufen wie sie könnten. Afrika war durch<br />

Freunde meiner Familie schon immer in meinem<br />

Leben und für mich ist es so etwas wie<br />

ein vergessener Kontinent mit unglaublichen<br />

Potenzialen, der aber von der westlichen Welt<br />

extrem ausgebeutet wird. Ich möchte Afrika<br />

mehr ins Licht der Öffentlichkeit rücken und<br />

auf die positiven Seiten aufmerksam machen.<br />

Ist es dir <strong>als</strong>o wichtiger hier etwas zu bewegen<br />

<strong>als</strong> in Afrika?<br />

Man kann in Afrika nur etwas ändern,wenn<br />

sich hier etwas ändert. Afrika muss seine eigene<br />

Industrie weiterentwickeln und nicht<br />

nur billige Rohstoffe exportieren, damit sie<br />

dann die Endprodukte wieder teuer aus Europa<br />

kaufen müssen. Die Leute hier können<br />

ihren Beitrag leisten, indem sie hier fair gehandelte<br />

Waren kaufen. Außerdem bieten wir<br />

Workshops in Schulen an. Die Kinder sollen<br />

sich kreativ mit Afrika auseinandersetzen. So<br />

wollen wir Rassismus vorbeugen. Aber durch<br />

Spenden aus den Events helfen wir auch direkt<br />

in Afrika, in einem Waisenhaus in Kenia<br />

zum Beispiel.<br />

<strong>Diese</strong>s Jahr organisiert ihr wieder ein großes<br />

Konzert in Berlin. Ist es leicht Leute zu<br />

überzeugen umsonst zu arbeiten?<br />

Nein, ganz im Gegenteil, das war immer<br />

schwer. Charity ist so eine Sache, die alle erstmal<br />

gut finden, aber wenn sie dann wirklich<br />

etwas für die Sache geben sollen, sei es Geld<br />

24<br />

bei Sponsoren oder technisches Material, sagen<br />

die meisten doch nein.<br />

Wie schaffst du es, dass sie doch mitmachen?<br />

Labern – viel labern. Man legt den Leuten sein<br />

Anliegen 24 Stunden am Tag ans Herz. Am<br />

Anfang war es besonders schwer Sponsoren zu<br />

gewinnen, da die meisten Leute mit Reggae<br />

kiffende Menschen mit Rastazöpfen, Palmen,<br />

Strand und “alles ist easy” verbinden. Eigentlich<br />

ist Reggae aber eine sehr sozialkritische<br />

Musik. <strong>Diese</strong>s Bild haben wir mittlerweile ein<br />

wenig gerade gerückt und das Vertrauen vieler<br />

Menschen und Organisationen gewonnen.<br />

Das Konzert dieses Jahr ist mit Sicherheit<br />

ein Höhepunkt, aber auch viel Arbeit. Neben<br />

der Reggae Nation arbeitest du noch<br />

<strong>als</strong> Mechaniker. Fehlt dir nicht manchmal<br />

ein Privatleben?<br />

Die Reggae Nation ist nun einmal so etwas<br />

wie mein Haupthobby, da ist schon viel Privates<br />

drin. Die meisten meiner Freunde sind<br />

irgendwie engagiert. Mein allerbester Kumpel<br />

hat mit Reggae gar nichts zu tun, ist aber total<br />

fit am Computer und hat die <strong>komplett</strong>e<br />

Webseite auf die Beine gestellt. Auch meine<br />

Familie ist dabei, selbst meine Oma hat auf<br />

den Events schon für die Künstler gekocht.<br />

Du willst demnächst ein Studium beginnen.<br />

Was wird dann aus der Reggae Nation?<br />

Naja, vielleicht wird es nächstes Jahr kein<br />

großes Konzert, sondern mehrere Schulworkshops<br />

geben. Es wird auf jeden Fall weiter gehen<br />

– bis jetzt ist es immer weitergegangen! #<br />

Foto: Simon Blotevogel


Welcher Beruf passt zu mir?<br />

Infos und<br />

Anmeldung unter:<br />

www.volksbank-brawo.de/<br />

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Campus<br />

Tausendsassa<br />

mit Herz<br />

younouSS Wadjinny folGte GauSS auS maroKKo nach<br />

BraunSchWeiG und Will menSchen zuSammenBrinGen<br />

Von Fathi Khalil Ahmad El-Khatib<br />

26<br />

Fotos: Maria Boger


Younouss Wadjinny und Carl-<br />

Friedrich Gauß. Alles fing im<br />

Schulunterricht an, <strong>als</strong> er das erste<br />

Mal etwas von dem großen deutschen<br />

Mathematiker hörte. „Das Gauß-Prinzip<br />

der Addition großer Zahlenfolgen war<br />

einfach logisch, sodass man den Sinn<br />

nicht hinterfragen musste.“ Die Faszination<br />

war so groß, dass der Marokkaner<br />

beschloss später in die Heimat von<br />

Gauß nach Deutschland zu gehen und<br />

dort Mathematik zu studieren.<br />

Wie gesagt, so getan. Younouss machte<br />

sein Abitur und begann zunächst an<br />

der ältesten Universität der Welt, in der<br />

königlichen Stadt Faz in Marokko Mathematik<br />

zu studieren. Gleichzeitig engagierte<br />

er sich politisch in einem Naturschutzverein<br />

mit dem Namen „Die<br />

Grüne Erde“.<br />

Auch heikle Themen wurden nicht<br />

ausgespart. Zwischen dem ersten und<br />

zweiten Weltkrieg ließ Francisco Franco<br />

deutsche Chemiewaffen, die durch<br />

den Versailler Vertrag verboten waren,<br />

in Nordmarokko an der Bevölkerung<br />

testen. „Bis heute leiden die Bewohner<br />

Nordmarokkos an den Spätfolgen. Allerdings<br />

gibt es immer noch internationales<br />

Schweigen und ganz besonders<br />

in Marokko“, berichtet er betrübt. Weil<br />

sein Verein Aufklärung und Hilfe gefordert<br />

hat, wurde die „Grüne Erde“ verboten.<br />

Nach dem Verbot des Vereins hielt<br />

ihn nichts mehr in Marokko. Er entschied<br />

sich nach Deutschland zu gehen,<br />

um sein Mathematikstudium zu beenden.<br />

Seine dreijährige Arbeit im International<br />

Office der TU Braunschweig<br />

brachte ihn dann auf eine Idee. „Ich bin<br />

mit so vielen internationalen Menschen<br />

in Berührung gekommen“, schwärmt<br />

er. Und weiter: „Ich kann nicht in einer<br />

Monokultur leben, wenn alles um mich<br />

herum dem widerspricht, nämlich polygame<br />

Kulturen.“ Also gründete Younouss<br />

den „Carl Friedrich Gauß Verein“.<br />

Ein Kulturzentrum zur internationalen<br />

Verständigung. Und auch in dieser Arbeit<br />

findet sich der große Mathematiker<br />

wieder. „Gauß war zwar einer der<br />

Begründer der modernen Mathematik,<br />

aber vielmehr sah er sich <strong>als</strong> Weltbürger.<br />

Und das obwohl er sich über 50 Jah-<br />

Campus<br />

„Ich kann nicht in einer<br />

Monokultur leben, wenn<br />

alles um mich herum dem<br />

widerspricht“<br />

Younouss Wadjinny<br />

re lang hauptsächlich in Braunschweig<br />

aufgehalten hat.“ Younouss bringt den<br />

Menschen, die neu in Deutschland sind,<br />

deutsche Mentalitäten und Gewohnheiten<br />

nahe. Darüber hinaus klärt er in seinem<br />

Verein aber auch Deutsche über<br />

andere Länder und Kulturen auf. „Die<br />

Leute, die hierher kommen, kommen<br />

nicht nur aus den verschiedensten Wissenschaften,<br />

sie kommen auch aus den<br />

verschiedensten Kulturen.“ Für diese<br />

Arbeit verlangt er kein Geld und bezahlt<br />

auch niemanden. „Der Verein braucht<br />

kein Geld, er braucht Begeisterung!“<br />

Eben diese Begeisterung spiegelt sich<br />

auch in seiner Theatergruppe wider.<br />

„Hier kann jeder mitmachen, egal wie<br />

alt er ist oder woher er kommt.“ Und<br />

ebenso sind Stücke gestrickt, die gespielt<br />

werden. In einem Zyklus von drei<br />

bis fünf Wochen wird ein Stück im Kellergewölbe<br />

des Gauß Vereins einstudiert<br />

und dann dort ein paar Mal aufgeführt.<br />

Eines der letzten Stücke hieß „Los<br />

cuervos vuelvan a casa“ – Die Raben fliegen<br />

nach Hause. Es ging um Menschen<br />

aus verschiedenen Ländern, die am<br />

Frankfurter Flughafen auf eine Gruppe<br />

Argentinier treffen. Teilnahme und Eintritt<br />

sind natürlich kostenlos.<br />

Ein weiteres großes Ziel von You-<br />

27<br />

nouss ist es den Menschen die Angst vor<br />

der Mathematik zu nehmen, denn „Mathematik<br />

auf Arabisch heißt ‚Al Radiat‘<br />

und bedeutet in wörtlicher Übersetzung<br />

‚Wissen von Oben betrachtet‘“. Mit seinem<br />

Königinkuss-Stand zeigt er <strong>als</strong> „Mathemacher“<br />

Passanten in der Braunschweiger<br />

Innenstadt an einem kleinen<br />

Tisch, wie beeindruckend Mathematik<br />

ist. Beim Science Slam in Braunschweig<br />

zeigte er letztes Jahr, was Mathematik<br />

und Sex gemeinsam haben. Und: Als<br />

Autor will der Tausendsassa mit seinem<br />

Roman „Königinkuss“ die Mathematik<br />

mit einer Geschichte erklären.<br />

In diesem Jahr wird Younouss 30 Jahre<br />

alt, aber “im Islam sind Geburtstage wie<br />

jeder andere Tag auch“, sagt er – und betont<br />

gleichzeitig, dass Religion wichtig<br />

sei, aber nicht alles logisch beantworten<br />

könne. „Die Liebe und die Erkenntnisse<br />

sind die wichtigen Faktoren in meinem<br />

Leben…“ schreibt er auf seiner Internetseite<br />

www.wadjinny.de. Sein Wunsch ist<br />

es ein Leben lang lernen zu dürfen, „am<br />

liebsten an der Uni!“<br />

Er hat zwar eine Frau, aber über die<br />

Gründung einer Familie ist er sich unsicher.<br />

„Das liegt nicht an ihr, sondern<br />

an den gesellschaftlichen Umständen“,<br />

kritisiert er. Doch auch Younouss muss<br />

hin und wieder mal abschalten. Dann<br />

lässt er gern in Sportklamotten die Fetzen<br />

fliegen.<br />

„Wenn ich mal zu viel Stress habe,<br />

gehe ich ins Brain oder ins Merz, auch<br />

im Jogginganzug. Dann will ich nur tanzen<br />

und an nichts anderes denken …“ #


Campus<br />

Boykott bankrott!<br />

„Kauft nicht bei...!“ „Geht nicht zu...!“ Boykotte <strong>als</strong> Strafe des Kollektivs sind im Trend. Anlässe gibt es genug: die<br />

von tibetischen Protesten überschattete Olympiade in Peking, der Untergang der Ölplattform Deep Water Horizon,<br />

die „Mogelpackung“ E10. Betroffene Konzerne müssen sich jedoch meist keine Sorgen machen – die Wut der Bürger<br />

flacht so schnell ab, wie sie entstanden ist. Wir präsentieren die Top 3 der Boykotte, und was daraus geworden ist.<br />

Von Anna Wandschneider<br />

Platz 3:<br />

“Have a break ...“ –<br />

Nèstle<br />

Nèstle ist an Boykotts gewöhnt. Bereits<br />

Mitte der 70er Jahre gerät das Unternehmen<br />

in den Fokus von Entwicklungshilfegruppen.<br />

Es verkauft afrikanischen<br />

Müttern Babyergänzungsnahrung <strong>als</strong><br />

sinnvolle Alternative zum Stillen. Die<br />

Folge: Durch mangelnde Hygiene verunreinigtes<br />

Milchpulver und kranke<br />

Kinder. Die Schweizer Kampagne „Nèstle<br />

tötet Babies“ erreicht internationale<br />

Bedeutung.<br />

2009 wird der Konzern für das Aussterben<br />

der Orang-Utans mitverantwortlich<br />

gemacht. In den KitKats findet man<br />

Palmöl, für deren Plantagen Urwald gerodet<br />

wurde. Greenpeace ruft zu einem<br />

europaweiten Boykott auf. Und dann?<br />

In den 70er Jahren erringen die Protestler<br />

noch Erfolge: Ein Gesetz wird<br />

verabschiedet, das irreführende Werbung<br />

à la Nèstle verbietet. Der Konzern<br />

gelobt Besserung. Die Boykotte der letzten<br />

Jahre zeigen jedoch keine Wirkung.<br />

Attac zum Beispiel hat gegen Nèstle geklagt<br />

– und verloren.<br />

Platz 2<br />

„Schlimmer <strong>als</strong> wie<br />

man denkt“ – Kik<br />

August 2010: Ein Aufschrei geht durch<br />

Deutschland – Kik, im Fernsehen vertreten<br />

durch die charmante Verona Pooth,<br />

entpuppt sich <strong>als</strong> Ausbeuter. NDR- Reporter<br />

sind nach Bangladesch gereist<br />

und haben dort eine Fabrik besichtigt,<br />

in der Näherinnen für umgerechnet<br />

25 Euro im Monat arbeiten. Ihre Dokumentation<br />

wird von der ARD zur besten<br />

Sendezeit ausgestrahlt. Auch Kik-Mitarbeiter<br />

in Deutschland haben es anscheinend<br />

schwer. Sie berichten von ständiger<br />

Überwachung. Zum Teil werden auf<br />

dem Nachhauseweg ihre Sachen durchwühlt,<br />

um Diebstahl auszuschließen.<br />

Natürlich will jetzt niemand mehr<br />

bei Kik einkaufen. Die Grünen rufen<br />

zum Boykott auf. Auf Facebook werden<br />

Protestseiten eingerichtet. Und dann?<br />

Ist der Laden trotzdem voll? Zumindest<br />

scheint es so. Jetzt, knapp ein Jahr<br />

später, spürt man erst recht keine Empörung<br />

mehr. Ich frage eine junge Frau,<br />

die gerade bei Kik einkauft, nach ihrer<br />

Meinung. „Na, warum denn nicht?“<br />

28<br />

Platz 1<br />

HE, Moment! Kein Öl<br />

für Gaddafi – HEM<br />

Ganz Europa blickt voller Bewunderung<br />

nach Nordafrika, vor allem nach Libyen,<br />

wo Rebellentruppen immer noch<br />

gegen den Diktator Muammar al Gaddafi<br />

kämpfen. In Deutschland ist die Empörung<br />

groß, <strong>als</strong> sich die deutsche Regierung<br />

nicht für eine Intervention der<br />

UNO entscheidet. Vielen kommt das<br />

wie eine Unterstützung Gaddafis vor.<br />

Kurze Zeit später erkennen die Deutschen<br />

mit Schrecken, dass sie dem Diktator<br />

anscheinend wirklich unter die<br />

Arme greifen. Die HEM–Tankstellen gehören<br />

zur Tamoil GmbH – und durch sie<br />

verdient Gaddafi kräftig mit.<br />

Die Grünen-Politikerin Bärbel Höhn<br />

fordert im Tagesspiegel: Tankt nicht bei<br />

HEM! Über den Boykottaufruf berichten<br />

alle großen deutschen Zeitungen. Und<br />

dann?<br />

Einige lassen sich von Höhns Aufruf<br />

abschrecken. Viele tanken jedoch weiterhin<br />

bei HEM. Dort ist es günstiger<br />

<strong>als</strong> bei Shell und Aral. Auch Mitarbeiter<br />

merken keine Einbußen. #<br />

Fotos: Anna Wandschneider


Campus<br />

Kampf gegen Windmühlen<br />

daS Studio für filmKunSt (Sff) und deSSen VertreiBunG auS dem audimax<br />

Von Sina Liers<br />

Das Studio für Filmkunst (SFF)<br />

führt seit über 60 Jahren Filme<br />

abseits des Mainstream im<br />

Audimax vor. <strong>Diese</strong>s eignet sich durch<br />

den 35mm-Projektor und die Sitzreihen<br />

ähnlich eines Kinosa<strong>als</strong> besonders<br />

gut dafür. Dass das Mittwochskino während<br />

der Sanierung des Audimax auf einen<br />

anderen Raum ausweichen musste,<br />

war einleuchtend. Doch der Zeitraum<br />

bis zur Rückkehr in das alte Zuhause<br />

wurde von der Hochschulleitung immer<br />

weiter ausgedehnt. Spätestens <strong>als</strong><br />

im Wintersemester 2010/2011 die Lehrveranstaltungen<br />

wieder im Audimax<br />

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stattfinden konnten, wurden die SFF-<br />

Mitglieder misstrauisch. Laura Culik:<br />

„Es hat uns natürlich geärgert, dass das<br />

Audimax wieder einsatzbereit war, uns<br />

aber trotzdem niemand Bescheid gesagt<br />

hat.“ Als Grund für die dauerhafte Verlagerung<br />

des SFF wurden der kommende<br />

doppelte Abiturjahrgang und Restbauarbeiten<br />

angeführt. Geschäftsbereichsleiter<br />

des Gebäudemanagements der<br />

TU, Dr.-Ing. Christian Brinsa: „Die Audimax-Sanierung<br />

ist so abgeschlossen,<br />

dass es wieder nutzbar ist. Allerdings<br />

haben wir noch an mehreren Stellen Arbeiten<br />

laufen und dafür brauchen wir<br />

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Recherche in den Artikeln. Und über die Archivfunktion<br />

haben Sie auch Zugriff auf ältere Zeitungsausgaben.<br />

Zeitfenster.“ Gabriele Kramer von der<br />

Hörsaal- und Raumvergabe schreibt in<br />

einem Ablehnungsschreiben für die Audimax-Nutzung:<br />

„Ferner steht die Nutzung<br />

des Audimax durch das Studio für<br />

Filmkunst [...] in keinem Verhältnis mit<br />

den für die TU Braunschweig damit einhergehenden<br />

Kosten, wie zum Beispiel<br />

der Heizkosten.“ Das SFF zeigte seine<br />

Filme in den vergangenen zwei Semestern<br />

<strong>als</strong>o von DVDs und in kaum geeigneten<br />

Räumen. Nicht nur der Kinocharakter<br />

ging verloren, auch der Spaß am<br />

ehrenamtlichen Engagement bleibt auf<br />

der Strecke. #<br />

STUDIEREN SIE MAL DIESES ANGEBOT!


Foto: guukaa<br />

Essen<br />

fas(s/t)en<br />

fünf taGe Verzicht: ein taGeBuch<br />

Von Milena Virchow<br />

Der Frühling ist da, die Sonne<br />

scheint, die Parks sind voller<br />

Menschen und mein Mitbewohner<br />

Karim fragt mich: „Wollen wir morgen<br />

Abend grillen?“ Ich verziehe den<br />

Mund zu einem schmalen Strich: „Ich<br />

kann nicht. Ich faste!“ Fragend rümpft<br />

er die Nase. „Verstehe ich nicht.“ „Na,<br />

ich faste – ab morgen gibt es fünf Tage<br />

lang nichts <strong>als</strong> Wasser, Brühe und Saft.<br />

Am sechsten Tag esse ich Suppe und<br />

zum Schluss darf ich dann wieder fes-<br />

Campus<br />

te Nahrung zu mir nehmen.“ „Wie<br />

willst du das denn bitte schaffen? Was<br />

ist mit deinem geliebten Käsetoast und<br />

dem leckeren Frühstücksmüsli?“ „Das<br />

weiß ich jetzt auch noch nicht“, seufze<br />

ich „aber mein Ansprechpartner in<br />

der Not, der Braunschweiger Internist<br />

Dr. Peter Dunker, das Buch Wie neugeboren<br />

durch fasten sowie verständnisvolle<br />

Freunde werden mir sicher dabei<br />

helfen.“ „Sicher!“, sagt Karim und holt<br />

den Grill aus dem Keller…<br />

30<br />

Tag 1, Montag<br />

Ich habe Hunger! Seit meinem gestrigen<br />

„Entlastungstag“ habe ich nichts<br />

mehr gegessen. Zum Mittag gibt es eine<br />

selbstgemachte Brühe mit frischem Gemüse.<br />

Das Gemüse darf ich bloß nicht<br />

essen. Ich habe Hunger! Und dann diese<br />

Gedanken in meinem Kopf: So ein schönes<br />

Toast mit Nutella…oder Erdbeertorte…<br />

Pizza. „Vielleicht träume ich ja<br />

etwas Schönes von Schokolade“, denke<br />

ich, gehe ins Bett und mein Bauch<br />

brummt mir ein Schlaflied.<br />

Tag 2, Dienstag<br />

„Unter Umständen treten regelrecht<br />

nagende Hungergefühle auf“ heißt es<br />

in meiner Fastenbibel. Pure Untertreibung.<br />

Über meine Umwelt scheint ein<br />

grauer Film zu liegen und mir ist ein<br />

bisschen schwindelig. Beim Blick in den<br />

Spiegel erschrecke ich mich ein bisschen.<br />

Jetzt weiß ich, was mit dem Begriff<br />

„aschfahl“ gemeint ist. Als ich auf<br />

die Waage steige, finde ich den Zeiger<br />

erst gar nicht. Minus zwei Kilo. Neben<br />

den Kilos purzelt gerade vor allem die<br />

Stimmung. Ich hoffe, dass der dritte Tag<br />

besser wird.<br />

Tag 3, Mittwoch<br />

„Oh, du siehst ja echt gut aus heute“,<br />

sagt meine Freundin Annika, <strong>als</strong> ich in<br />

den Seminarraum komme. Tja, heute<br />

bin ich fit! Fast wie an normalen Tagen.<br />

Ich denke auch nicht mehr jede einzelne<br />

Minute über vermeintliche Leibspeisen<br />

nach. Viele Freunde, meinen „man<br />

braucht doch die Nährstoffe und die<br />

Energie“. Das sehe ich inzwischen ein<br />

bisschen anders.<br />

Immerhin: Ich brauche Dr. Dunkers<br />

ärztlichen Rat bisher nicht. Ich bin fit!<br />

Und deswegen jogge ich jetzt erstmal<br />

einen Raum weiter zur Toilette. Zum<br />

zwanzigsten Mal heute…<br />

Tag 4, Donnerstag<br />

8:30 Uhr, ich stehe auf und fühle mich<br />

ausgesprochen agil. Aber irgendwas<br />

stinkt. Ach Mist, das bin ja ich. So steht<br />

es auch im Fastenbuch: „Was die Haut<br />

da über die Poren ausscheidet, riecht<br />

nicht gerade angenehm.“ Also gehe ich


schnell duschen. Heute muss ich<br />

eine Programmier-Hausaufgabe<br />

lösen. Dafür brauche ich Kraft. Ein<br />

Liter Tomatensaft soll helfen. Ich<br />

schaffe meinen letzten Fastentag!<br />

Aber: Den morgigen Aufbautag<br />

kann ich kaum erwarten.<br />

impreSSum<br />

Herausgeber: Braunschweiger Zeitungsverlag GmbH & Co KG<br />

Hamburger Straße 277, 38114 Braunschweig<br />

Telefon: (0531) 39 00 0 # Telefax: (05 31) 39 00 - 610 # E-Mail: info@bzv.de<br />

www.braunschweiger-zeitungsverlag.de # www.newsclick.de<br />

Persönlich haftender Gesellschafter:<br />

Verwaltungsgesellschaft Braunschweiger Zeitungsverlags GmbH<br />

Geschäftsführer: Harald Wahls<br />

Registergericht: Amtsgericht Braunschweig, HRA 6991<br />

Ust.-Ident.-Nr.: DE 114 88 11 13<br />

Die redaktionellen Inhalte dieser <strong>Ausgabe</strong> sind das Ergebnis<br />

eines Projektseminars der Abteilung Medienwissenschaften<br />

der Technischen Universität Braunschweig<br />

Redaktionsleitung: Holger Isermann (TU Braunschweig) V. i. S. d. P.<br />

Redaktion: Nico Bensch, Daniel Beutler, Simon Blotevogel, Annekatrin Bock,<br />

Maria Boger, Kristina Branz, Sophie Dannenfeld, Miriam Düsterhöft, Fathi Khalil<br />

Ahmad El-Khatib, Ronny Fichte, Sandra Fischer, Nora Gerecke, Janina Göbel,<br />

Nicole Griese, Jonas Hartwig, Holger Isermann, Sina Liers, Christian Matz, Katerina<br />

Papamichael, Kristina Rauschan, Shirin Schönberg, Lisa Simon, Stefan Thielbeer,<br />

Daniela Viehmeier, Milena Virchow, Annabel Wagemann, Anna Wandschneider,<br />

Franziska Ziemann<br />

Adresse: TU Braunschweig, Abteilung Medienwissenschaften<br />

Bienroder Weg 97, 38106 Braunschweig<br />

Telefon: (0531) 391 8961 # Telefax: (0531) 391 8963 # E-Mail: redaktion@studi38.de<br />

www.tu-braunschweig.de/medienwissenschaften<br />

Titelfoto: Florian Koch # Model: Elena Schulz-Görner<br />

Objektleitung: Daniela Waltemathe<br />

Anzeigen: Raphael Feldmann (verantwortlich)<br />

Anzeigenverkauf: Katharina Heidmann<br />

Telefon: (0531) 39 00 408 # E-Mail: katharina.heidmann@bzv.de<br />

Vertrieb: Braunschweiger Zeitungsverlag<br />

Druck: Druckhaus Gera GmbH, Jacob-A.-Morand-Straße 16, 07552 Gera<br />

Auflage: ca. 10.000 Exemplare<br />

© Braunschweiger Zeitungsverlag 2011<br />

Das Projekt studi38 wird freundlich unterstützt durch<br />

Campus<br />

Tag 5, Freitag<br />

In der Regel sollte man im Rahmen<br />

einer Fastenwoche fünf Tage<br />

nichts essen und danach zwei Aufbautage<br />

einlegen. Ich habe mich<br />

entschieden, einen Tag früher<br />

mit der Aufbaukost zu beginnen.<br />

Ich bezweifele langsam, dass eine<br />

innere Reinigung und eine Los- „oh, du siehst ja gar nicht gut aus heute.“<br />

lösung vom Alltag funktioniert,<br />

wenn man mitten drin steckt.<br />

Trotzdem ist der erste Aufbautag ganz Gier nach Essbarem. Nach einem Tel-<br />

anders verlaufen, <strong>als</strong> ich es gedacht hätler Suppe bin ich satt. Der Apfel und die<br />

te. Keine Spur von Heißhunger oder Buttermilch am Nachmittag tun ihr Üb-<br />

Riskier mal einen Blick!<br />

riges. Und das Beste ist: ich bin völlig<br />

zufrieden so!<br />

Tag 6, Samstag<br />

So langsam verfalle ich in alte Muster.<br />

Morgens verputze ich erst einmal<br />

ein ganzes Brötchen und viel<br />

Obst! Mein Magen nimmt es mir<br />

glücklicher Weise nicht übel. Aber<br />

ich weiß jetzt: Essen bedeutet einfach<br />

mehr, <strong>als</strong> bloße Nahrungsaufnahme.<br />

Essen steht genauso für<br />

Gemeinschaft, Gesellschaft, Vergnügen<br />

und Genuss. Wie schade,<br />

dass man das ständig vergisst.<br />

Und wie schön, wenn man es wieder<br />

erleben darf. Meine Freunde<br />

sitzen inzwischen erwartungsfroh<br />

im Garten versammelt. Max trägt Virchow<br />

Nudelsalat an mir vorbei nach Draußen.<br />

Milena<br />

Ich lächle zufrieden und hole den Grill<br />

aus dem Keller. # Foto:<br />

facebook.com/studi38<br />

www.theater.wolfsburg.de


Zum<br />

Gründervater<br />

Campus<br />

Bereits 1745, vor 266 Jahren, gründete Herzog Karl I. (1713-1780) das Collegium<br />

Carolinum, den Vorläufer der heutigen TU Braunschweig. Seit 1735<br />

regierte er das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. Verheiratet war der<br />

Herzog übrigens mit Philippine Charlotte von Preußen – einer Schwester Friedrichs<br />

des Großen. #<br />

Ein Stück<br />

Mexiko<br />

Wo einst Quesadillas, Flan<br />

und Tequila verkauft wurden,<br />

befinden sich heute<br />

Bücher, Zeitschriften und Filme. Mediale<br />

Vielfalt ersetzt kulturelle und das<br />

recycelte Gebäude besteht weiter – an<br />

anderem Ort und mit anderer Funktion.<br />

Teile des mexikanischen Pavillons<br />

der EXPO 2000 in Hannover fungieren<br />

seit 2002 <strong>als</strong> Bibliothek der HBK Braunschweig.<br />

#<br />

Foto: Ostfalia<br />

Schon<br />

gewusst?<br />

Mehr<br />

schuften?<br />

Ein Blick auf die Semester-Termine verrät: Ostfalia-Studierende verbringen<br />

dieses Sommersemester mehr Wochen an der Uni <strong>als</strong> Studierende der TU<br />

Braunschweig. Während sich die Vorlesungszeit an den Ostfalia-Standorten<br />

mehrheitlich vom 01.03. bis zum 08.07. erstreckt, müssen TU-Studierende nur<br />

vom 04.04. bis zum 16.07. zur Vorlesung erscheinen. #<br />

32<br />

Foto: Matthias Prinke unbekannter Maler


Campus<br />

Emanzipation für Männer<br />

Monika Ebeling hat in Braunschweig Sozialwesen studiert und war<br />

Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Goslar. Vor einigen Wochen verlor sie<br />

diesen Posten. Als Gleichstellungsbeauftragte hatte sie sich nach Meinung<br />

des Stadtrats zu sehr um die Belange von Männern gekümmert.<br />

Von Simon Blotevogel<br />

Frau Ebeling, was haben Sie <strong>als</strong> Gleichstellungsbeauftragte<br />

f<strong>als</strong>ch gemacht?<br />

Nichts, ich habe meine Arbeit genau so gemacht<br />

wie es das Gesetz vorsieht. Ich habe<br />

mich zu gleichen Teilen um die Anliegen beider<br />

Geschlechter gekümmert. Es ist zwar aus<br />

geschichtlichen Gründen eher üblich sich <strong>als</strong><br />

Gleichstellungsbeauftragte für Frauen einzusetzen,<br />

ich halte das aber nicht für zeitgemäß.<br />

Es gibt weniger Frauen in Führungspositionen<br />

sie verdienen weniger <strong>als</strong> Männer...<br />

...ich sehe Gleichstellungsbedürfnisse, die<br />

wichtiger sind <strong>als</strong> die Unterstützung einer<br />

gut ausgebildeten, weiblichen Elite. <strong>Diese</strong> jungen<br />

Akademikerinnen stehen mitten im Leben<br />

und sollten genug Kraft haben, um ihre Interessen<br />

selbst durchzusetzen. Junge Männer und<br />

insbesondere Väter sind in den Fokus meiner<br />

Arbeit gerückt, weil mit ihnen auch Kinder betroffen<br />

sind, die nicht so gut für ihre Interessen<br />

kämpfen können.<br />

Wo sehen Sie Benachteiligungen von<br />

Männern?<br />

Das ist ein sehr komplexes Thema und erstreckt<br />

sich über den ganzen Lebensweg eines<br />

Mannes. Schon der plötzliche Kindstod<br />

betrifft überwiegend männliche Kinder. Die<br />

Ritalingaben an Jungen sind in den letzten<br />

Jahren so stark angestiegen, dass man meinen<br />

könnte, da soll bei männlichen Kindern etwas<br />

unterdrückt werden. Junge Männer werden<br />

außerdem wesentlich häufiger Opfer von Unfällen,<br />

leiden oft an Depressionen und auch<br />

die Selbstmordrate von Männern ist höher <strong>als</strong><br />

die von Frauen – ein Thema, das mit dem Tod<br />

von Robert Enke endlich einen Weg in die Öffentlichkeit<br />

gefunden hat. Außerdem stehen<br />

Männer öfter am Rande der Gesellschaft, Obdachlosigkeit<br />

ist fast ausschließlich ein männliches<br />

Problem.<br />

Und auch in der Berufswelt sind es Männer,<br />

die Risikoberufe ausüben und in Jobs mit 52<br />

Wochenstunden arbeiten.<br />

Aber ist die Berufswahl nicht eine persönliche<br />

Entscheidung?<br />

Ja, natürlich ist sie das. Aber man sollte vielleicht<br />

einmal fragen, warum das so ist. Auch<br />

wenn ich nicht viel davon halte ein Interesse<br />

zu erzwingen, haben Männer eine gesellschaftliche<br />

Verpflichtung präsent zu sein. Vor<br />

allem in den Care-Berufen. Es kann zum Beispiel<br />

sein, dass ein Junge bis zu seinem zehnten<br />

Lebensjahr in den Bildungs- und Betreuungseinrichtungen<br />

nie auf einen Mann trifft.<br />

Glauben Sie, dass soziale und pflegende Berufe<br />

für Männer nicht attraktiv sind?<br />

Es gibt viele Vorurteile zum Beispiel über das<br />

Gehalt. Aber auch das Partnerwahlverhalten<br />

von Frauen spielt eine Rolle. Oft suchen sie sich<br />

Männer, die sozial über ihnen stehen, <strong>als</strong>o gebildeter<br />

sind, mehr verdienen und am besten<br />

auch noch drei Zentimeter größer sind. Da<br />

sollten Frauen mal ihr Rollenstereotyp überdenken.<br />

„Ingenieurin sucht Erzieher“ könnte<br />

neue Perspektiven eröffnen.<br />

Sie reden viel über Frauen, was sollten Männer<br />

tun um ihre Situation zu verbessern?<br />

Wissen wir Frauen wirklich wie Männer sich<br />

emanzipieren wollen? Dam<strong>als</strong> in der Frauenbewegung<br />

haben wir Frauen die Männer immer<br />

ausgeschlossen, wenn es um unsere Themen<br />

ging. Das sollte man den Männern jetzt<br />

auch zugestehen. Männer müssen ihre eigene<br />

Männerbewegung kreieren. Sie müssen nacharbeiten,<br />

nicht nachsitzen (lacht).<br />

Fühlen Sie sich bei so viel Verständnis <strong>als</strong><br />

Verräterin am eigenen Geschlecht?<br />

Durch meine Arbeit <strong>als</strong> Gleichstellungsbeauftragte<br />

bin ich zu so etwas wie einem Sprachrohr<br />

geworden, aber deswegen bin ich immer<br />

33<br />

Foto: Privat<br />

noch eine Frau und setze mich für weibliche<br />

Interessen ein. Wobei ich leider sagen muss,<br />

dass einige Feministinnen mich anders sehen.<br />

Sie treten beim 2. Antifeminismustreffen<br />

der IGAF <strong>als</strong> Rednerin auf. Würden Sie sich<br />

selbst <strong>als</strong> Antifeministin bezeichnen?<br />

Nein! Ich setze mich gegen die Diskriminierung<br />

von Frauen ebenso ein, wie gegen die<br />

Diskriminierung von Männern. Bisher habe<br />

ich noch keine Einladung ausgeschlagen und<br />

keinen Interviewpartner abgelehnt.<br />

Im Forum der IGAF stehen Sätze wie „Antifeminismus<br />

ist für mich klar eher rechts<br />

anzusiedeln“ oder „Linke sind der Abfall<br />

jeder Gesellschaft“. Können Sie sich mit<br />

solchen Aussagen identifizieren?<br />

Ich möchte mich weder linksradikal noch<br />

rechts vereinnahmen lassen. Leider sind einige<br />

Menschen, nicht nur in diesen beiden Lagern,<br />

so betroffen oder auch aufgeputscht, dass sie<br />

hier das Maß verlieren. Haben Sie schon einmal<br />

in Foren radikal-feministischer Frauen<br />

gelesen? Da geht es hoch her.<br />

Sollten Männer <strong>als</strong> Ernährer zur Arbeit und<br />

Frauen an den Herd gehen? Auch das wird<br />

im Forum der IGAF hochgehalten…<br />

Natürlich nicht. Am besten wäre es doch,<br />

wenn jeder sich selbst durch bezahlte Arbeit<br />

ernähren könnte. Wenn es dann noch gelänge<br />

dies mit aktiver Elternschaft in Einklang zu<br />

bringen hätten wir viel erreicht. Davon sind<br />

wir aber leider noch weit entfernt. #


Die Entscheidung scheint endgültig: Bis spätestens 2022 soll das letzte deutsche Atomkraftwerk vom Netz gehen.<br />

Die sieben ältesten Meiler sind bereits abgeschaltet. Einer von ihnen soll jedoch <strong>als</strong> „Reservekraftwerk“ für die kalte<br />

Jahreszeit auf Stand-bye gehalten werden. Die voraussichtlichen Instandhaltungskosten: 50 Millionen pro Jahr. Doch<br />

es scheint unumgänglich. Die Bundesnetzagentur warnt: Uns fehlen jetzt schon bis zu 1000 Megavolt. studi38 fragt<br />

sich: Ist die Versorgungslage ohne Atomstrom so prekär, wie sie scheint? Sind erneuerbare Energien wirklich schon<br />

bereit für den Sprung ins kalte Wasser? Und steht Deutschland mit seiner Politik alleine da?<br />

Von Simon Blotevogel und Anna Wandschneider<br />

Wissenschaft<br />

Auslaufmodell AKW<br />

34<br />

Foto: Tepco


Wissenschaft<br />

„Ich dachte ich bin in einem<br />

schlechten Hollywoodfilm“<br />

Es ist der 11.3.2010, viertel vor drei, an der japanischen Ostküste. Gordon Hünies (34) aus Winsen steht mit neun<br />

Technikern der Areva im stillgelegten Reaktor IV des Atomkraftwerkes Fukushima Daiichi. Sie wollen die Sicherheit<br />

der Anlage prüfen – doch dazu kommt es nicht mehr, denn plötzlich bebt die Erde.<br />

Was hast du gemacht, <strong>als</strong> das Beben<br />

losging?<br />

Meine Kollegen und ich standen gerade vor<br />

der Druckschleuse des Reaktors. Wir hatten<br />

unsere Messgeräte aufgebaut und wollten<br />

mit der Prüfung anfangen. Und dann war<br />

da plötzlich dieser Lärm – wie Donnergrollen,<br />

unglaublich laut. Ich wollte schon die Arbeiter<br />

fragen: Was macht ihr denn da? Ist hier<br />

irgendwo eine Baustelle? Aber <strong>als</strong> die Erde<br />

anfing zu beben, begriff ich und klammerte<br />

mich an irgendetwas fest, um nicht zu Boden<br />

zu gehen.<br />

Ich nehme an, dass danach alle den Reaktor<br />

so schnell wie möglich verlassen haben.<br />

Gab es keine Panik?<br />

Nein, es verlief alles absolut ruhig und geregelt,<br />

die Japaner waren sehr gefasst. Keiner<br />

der immerhin 700 Leute hat gedrängelt oder<br />

geschrien, obwohl der Weg nach draußen sehr<br />

lang schien.<br />

Hat zu diesem Zeitpunkt schon jemand realisiert,<br />

dass etwas mit dem Kraftwerk nicht<br />

stimmt?<br />

Nein, das kam wesentlich später. Das größte<br />

Problem war erstmal, dass der gesamte<br />

Küstenstreifen dem Erdboden gleich gemacht<br />

wurde.<br />

Alles war platt. Es ist kaum vorstellbar, aber in<br />

den Straßen klafften Risse, es gab Verwerfungen<br />

von bis zu einem halben Meter. Ich dachte,<br />

ich bin in einem schlechten Hollywoodfilm.<br />

Die Kantine war weg. Einfach nicht mehr da.<br />

Und das war nichts im Vergleich zu dem, was<br />

uns außerhalb der Anlage erwartete.<br />

Bist du noch am gleichen Tag abgereist?<br />

Meine Kollegen und ich haben die erste Nacht<br />

auf dem Gelände verbracht. Am nächsten Tag<br />

wurden wir per Bus in ein Auffanglager in<br />

30 km Entfernung gebracht. Einen Tag später<br />

ging es nach Tokio, und von da aus nach<br />

Hause.<br />

Was hat dich am meisten geschockt oder<br />

beeindruckt?<br />

Geschockt hat mich das Ausmaß der Zerstörung.<br />

Ich weiß noch, dass ich im Bus saß und<br />

eine Liste mit verlorenen Dingen gemacht<br />

habe. Ich stellte fest, dass mein Lieblingsband-T-Shirt<br />

irgendwo unter den Trümmern<br />

lag und ärgerte mich fürchterlich. Dann sah<br />

ich aus dem Fenster und habe mich einfach<br />

nur geschämt, dass ich einem T-Shirt hinterher<br />

weine, während andere vor dem Nichts<br />

stehen.<br />

Beeindruckt war ich von der Gefasstheit der<br />

Japaner im Auffanglager. Bei der Deckenverteilung<br />

standen sie seelenruhig an und vertrauten<br />

darauf, dass es genug für alle gibt.<br />

Und eine junge Japanerin lieh mir ihr iPhone,<br />

damit ich mit meiner Frau reden konnte.<br />

„Fukushima hat alles verändert.“, ist der O-<br />

Ton von Gesellschaft und Regierung. Deutsche<br />

Atommeiler sollen jetzt doch wieder<br />

schneller vom Netz genommen werden,<br />

nach neusten Berichten spätestens bis<br />

2022. Hältst du das für gerechtfertigt?<br />

Fukushima hat gar nichts verändert: Die Fakten<br />

waren alle vorher gegeben.<br />

Meiler abzuschalten macht durchaus Sinn,<br />

aber doch bitte mit Planung. Was bringt es<br />

denn, unausgereifte Technologie auf den<br />

Markt zu werfen? Und wie kann es sein, dass<br />

auf einmal Dinge gesellschaftsfähig werden,<br />

die vorher <strong>als</strong> unverantwortlich und gefährlich<br />

galten? Ich denke da zum Beispiel an unterirdische<br />

CO2-Speicherung.<br />

Das musst du wohl sagen, weil du für die<br />

Industrie arbeitest?<br />

35<br />

Halt! Erstens arbeite ich auch in anderen<br />

Kraftwerken. Zweitens bin ich auch nicht uneingeschränkt<br />

für Atomkraft. Mir ist aber vor<br />

allem Sicherheit wichtig, ich arbeite ja schließlich<br />

auch in der Werkstoffprüfung. Und die Alternativen<br />

zur Atomkraft sind bis jetzt unausgegoren.<br />

Ob sie umweltverträglich sind, weiß<br />

man auch nicht. Was ist zum Beispiel mit der<br />

Meereswelt, die durch Off-Shore-Parks möglicherweise<br />

extrem gestört wird? Und wir dürfen<br />

den volkswirtschaftlichen Aspekt nicht vergessen.<br />

Deutschland ist <strong>als</strong> Industriestandort<br />

gefährdet, wenn wir durch zu schnelles Abschalten<br />

an Unterversorgung leiden.<br />

Behandeln die Medien diese Fragen zu<br />

wenig?<br />

Definitiv. Sie schwimmen momentan auf dieser<br />

populistischen Welle mit. Wer berichtet<br />

zum Beispiel über den Handel mit Energiezertifikaten?<br />

Wer fragt nach der Effizienz erneuerbarer<br />

Energien?<br />

Eine abschließende Frage noch: Hast du<br />

Angst davor, erneut nach Japan zu reisen?<br />

Ganz im Gegenteil. Das Ticket ist schon gebucht.<br />

Wir wollen den Japanern unsere Unterstützung<br />

anbieten. Schließlich müssen jetzt<br />

eine Menge Kraftwerke überprüft werden. #<br />

Foto: Privat


Foto: Simon Blotevogel<br />

Deutsche Atomkraftwerke liefern<br />

ein Viertel unseres Stroms. Was<br />

passiert, wenn diese Quelle versiegt?<br />

Für Betreiberkonzerne ist die Sache<br />

klar: Sie drohen mit Stromausfällen<br />

und volkswirtschaftlichen Milliardenschäden.<br />

Aber auch die Bundesnetzagentur<br />

warnt vor einer Unterversorgung<br />

in der kalten Jahreszeit. Alles nur<br />

Panikmache? Oder steckt ein Fünkchen<br />

Wahrheit in der Schwarzseherei?<br />

“Das Problem ist: Atomstrom bildet<br />

die Basis für unsere Energieversorgung.<br />

Die Meiler können rund um die Uhr laufen<br />

und bei Engpässen schnell hochgefahren<br />

werden“ sagt Professor Reinhard<br />

Wissenschaft<br />

„Atomstrom bildet die Basis für<br />

unsere Energieversorgung“<br />

Professor Reinhard Leithner über die Rolle des Atomstroms, mangelnde<br />

Speicherkapazität und die Verlogenheit der Atomindustrie.<br />

Leithner. Er leitet das Institut für Wärme<br />

und Brennstofftechnik an der TU<br />

Braunschweig.<br />

„Bis zu 20 Prozent der Höchstlast<br />

deutscher Meiler werden <strong>als</strong> Reserveleistung<br />

vorgehalten. Ohne die sieben<br />

ältesten Meiler bleiben wohl maximal<br />

10% übrig. Das kann uns schon<br />

im nächsten Herbst teuer zu stehen<br />

kommen. Dann kommt es zur<br />

Unterversorgung.”<br />

Dabei schwankt zunächst die<br />

Frequenz des Stroms, in den<br />

Haushalten flackert das Licht.<br />

Wird weiterhin nicht genug<br />

Strom in das Netz eingespeist,<br />

So sieht der deutsche Strommix aus: Immerhin knapp ein Viertel<br />

stammt aus den ungeliebten Meilern. Doch Vorsicht: Schließt man auch<br />

Verkehr und Wärmeenergie in die Rechnung ein, verdrängt das Mineralöl<br />

mit mehr <strong>als</strong> 30 Prozent die anderen Energieträger deutlich.<br />

36<br />

erdgas 13,4%<br />

bricht es ganz zusammen. Um <strong>als</strong>o<br />

überhaupt die Stromversorgung aufrecht<br />

zu erhalten, müssten in solchen<br />

Fällen einzelne Verbraucher oder Gebiete<br />

vom Netz genommen werden.<br />

Schon heute werden der Industrie<br />

mit billigem Nachtstrom Anreize geschaffen,<br />

Strom nicht zu Spitzenlastzeiten<br />

abzunehmen. Ob das auch auf den<br />

einfachen Verbraucher anwendbar ist,<br />

bleibt fraglich. Können nicht Off-Shore<br />

und Solarenergie den Wegfall der Meiler<br />

kompensieren?<br />

“Die Technologien sind noch längst<br />

nicht ausgereift”, unkt Leithner. Windparks<br />

sind zwar effizient, aber, wie auch<br />

Solaranlagen, vom Wetter abhängig.<br />

Außerdem entsteht Windenergie hauptsächlich<br />

im Norden Deutschlands – man<br />

müsste das Leitungsnetz massiv ausbauen.<br />

Pumpspeicherkraftwerke können<br />

Energie zwar speichern und bei Bedarf<br />

wieder abgeben, haben aber verschwindend<br />

geringe Speicherkapazitäten.<br />

Im Klartext: Deutschland reagiert zu<br />

überstürzt. Populismus statt Planung?<br />

Steckt das hinter dem schnellen Ausstieg?<br />

Und sitzen wir bald alle im Dunkeln?<br />

Nach Meinung Leithners eher<br />

im Kohlestaub. „Um den Wegfall der<br />

Atommeiler vollständig zu kompensieren,<br />

müssten alte Kohle-, Gas- und Ölkraftwerke<br />

wieder in Betrieb genommen<br />

werden.“ Eine weitere Alternative<br />

wäre, Strom zu importieren, “am besten”,<br />

so Leithner spöttisch, “aus Tsche-<br />

hausmüll 0,8%<br />

photovoltaik 1,9%<br />

Biomasse 4,5%<br />

Wind 5,8%<br />

Wasserkraft 3,3%<br />

mineralöl 1,3%<br />

Steinkohle 18,8%<br />

Braunkohle 23,4%<br />

atom 22,5%


Fotos: Privat<br />

chien oder Frankreich, damit sich das<br />

auch richtig lohnt mit dem Ökostrom.”<br />

Zappenduster klingt das für uns. Wir<br />

sind verunsichert. Und dennoch. Wir erinnern<br />

an Asse, Gorleben und Schacht<br />

Konrad. Bei dem Gedanken an rostende<br />

Atommüllfässer im Salzstock schüttelt<br />

es auch Leithner. „Die Endlagerung ist<br />

eine absolute Katastrophe”, schimpft er.<br />

Und wir stellen fest, ganz “Pro-Atom” ist<br />

Wissenschaft<br />

Internationales Feedback<br />

Dagegen<br />

der Professor nicht. Er zeigt uns einen<br />

Artikel über ein geplantes Endlager in<br />

Finnland, das angeblich sogar Eiszeiten<br />

überstehen soll. „Unverantwortlich”,<br />

meint er dazu. „Ich glaube, unser größtes<br />

Problem ist die Verlogenheit der Atomindustrie.<br />

Sie kocht ihr eigenes Süppchen,<br />

muss es aber nicht auslöffeln.”<br />

Atomkraftbetreiber zahlen eine lächerliche<br />

Versicherungssumme, im Ernstfall<br />

„Viele, auch in Frankreich, sehen mit einem mulmigen Gefühl auf<br />

die Meiler, aber die wenigsten unternehmen etwas. Schließlich<br />

erzeugen die Atomkraftwerke 70 Prozent unseres Stroms. Wir<br />

wollten unabhängig von Stromimporten werden – und sind abhängig<br />

von Strahlenmüll und tickenden Zeitbomben geworden.“<br />

Jérémy Bonvoisin (28), Frankreich, Maschinenbaustudent<br />

Zwiegespalten<br />

„Einerseits braucht die Menschheit Energie, um<br />

sich weiter zu verbessern, andererseits steht<br />

unsere Sicherheit auf dem Spiel. Und dass Atomkraftwerke<br />

ein Sicherheitsrisiko darstellen,<br />

wissen wir nicht erst seit Fukushima. Wir müssen<br />

uns <strong>als</strong>o entscheiden: Mehr Sicherheit oder<br />

mehr Freiheit. Ich persönlich möchte nicht in<br />

der Haut derer stecken, die darüber bestimmen<br />

müssen.“<br />

Juan Turma (24), Spanien, Informatikstudent<br />

37<br />

Dafür<br />

„Deutschland macht sich gerade ziemlich lächerlich.<br />

Das mit Fukushima ist schlimm, aber europäische<br />

Kraftwerke sind absolut sicher. Ich weiß, dass<br />

jetzt alle vor Terroranschlägen zittern, nur – so<br />

einfach kann man ein AKW nicht in die Luft jagen. Da<br />

bräuchte man schon eine Atombombe…und könnte<br />

sich den Schwachsinn gleich ganz sparen.“<br />

(Will nicht genannt werden), Slovakei, Maschinenbaustudent<br />

kümmert sich jedoch der Staat. Leithners<br />

Geheimrezept gegen schlampige<br />

Sicherheitskontrollen und marode Meiler:<br />

„Die Betreiber müssen sich selbst<br />

versichern. Dann hat die Versicherung<br />

ein Interesse daran, dass nichts passiert,<br />

sonst muss sie zahlen.“<br />

Die Folge, so glaubt er: Sicherheitsprüfungen<br />

werden verschärft und vor<br />

allem unabhängig. #


Informationsseiten des Braunschweigischen Hochschulbundes<br />

Schlaue Köpfe<br />

brauchen<br />

starke Partner<br />

Der Braunschweigische Hochschulbund e.V. unterstützt die Technische<br />

Universität in Lehre und Forschung, fördert die Zusammenarbeit<br />

mit anderen wissenschaftlichen Institutionen und ist bestrebt,<br />

das Ansehen der TU Braunschweig in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft<br />

der Region zu stärken.<br />

Zu diesem Zweck verleihen wir Studien- und Doktorandenpreise für<br />

herausragende Leistungen – darunter den Heinrich-Büssing-Preis für<br />

hochkarätige Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler<br />

der TU Braunschweig. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis ist<br />

einer der wichtigsten Förderpreise für junge Forscher der Region.<br />

Darüber hinaus helfen wir Ihnen, liebe Studierende, gern bei der Umsetzung<br />

studentischer Initiativen. Wir fördern die Absolventenfeiern<br />

aller Fakultäten, finanzieren Exkursionen und unterstützen die vielfältigen<br />

kulturellen Vereinigungen an der TU Braunschweig.<br />

Mit unseren Veranstaltungen bilden wir zudem eine wichtige Schnittstelle<br />

für Kontakt und Meinungsaustausch zwischen der Technischen<br />

Universität sowie den Bürgern und den Unternehmen unserer Region.<br />

Braunschweigischer Hochschulbund e.V.<br />

www.braunschweigischer-hochschulbund.de<br />

bhb@tu-braunschweig.de


Deutschlandstipendien –<br />

Wir sind dabei! Sie auch?<br />

Der Braunschweigische Hochschulbund wird im<br />

kommenden Wintersemester 20 Deutschlandstipendien<br />

im Gesamtwert von 36.000 Euro für Studierende der<br />

TU Braunschweig finanzieren.<br />

Unternehmen in und um Braunschweig<br />

finanzieren sieben weitere<br />

Stipendien für Studierende. Wir<br />

möchten auch in Zukunft mehr von<br />

Ihnen <strong>als</strong> Förderer ansprechen. Die<br />

Vorteile für Förderer und Geförderte<br />

liegen auf der Hand: Die Firmen<br />

unterstützen junge, herausragende<br />

Köpfe bei ihrem Studium und haben<br />

dabei die Möglichkeit gezielt qualifizierten<br />

Nachwuchs für ihr Unternehmen<br />

zu werben. Die Stipendiaten<br />

knüpfen somit erste Kontakte für das<br />

spätere Berufsleben und erhalten<br />

finanzielle Unterstützung für ihre<br />

gute Leistung – unabhängig von<br />

sozialem Status oder Elternhaus.<br />

Bundesbildungsministerin<br />

Annette Schavan mit den ersten<br />

Deutschlandstipendiaten<br />

Wir fördern das<br />

Interessierte Stipendien-<br />

geberInnen und -nehmerInnen<br />

erreichen uns unter:<br />

Sabine Stegner<br />

Geschäftstelle Braunschweigischer<br />

Hochschulbund e.V.<br />

Geysostraße 7, 38106 Braunschweig<br />

Telefon: 0531 – 391 4570<br />

E-Mail: bhb@tu-braunschweig.de


Informationsseiten des Braunschweigischen Hochschulbundes<br />

Förderer schaffen Freiräume,<br />

bahnen Wege und öffnen Türen...<br />

Bei uns machen dies unsere 1.400 Mitglieder mit jährlich rund 100.000 Euro<br />

möglich, die auf eine Vielfalt an Projekten und Veranstaltungen rund um die<br />

TU Braunschweig verteilt werden!<br />

... für Schülerinnen in Naturwissenschaft und Technik<br />

Seit neuestem sind wir Förderer des Gleichstellungs-Projekts PINUT<br />

und unterstützen Praktika für Gymnasiastinnen an Instituten der<br />

Fakultät für Maschinenbau. Aktives Experimentieren und intensive<br />

Praktikumsbetreuung zeigen auf spannende Art, wie interessant<br />

technische und naturwissenschaftliche Studiengänge sind und welche<br />

attraktiven Karriereaussichten diese Studienwahl eröffnet. Ziel<br />

ist es, den Frauenanteil in den Naturwissenschaften durch praxisnahe<br />

Einblicke zu erhöhen.<br />

... zum Tanzen zwischen sinfonischem Konzert und Disco<br />

Das Orchester der TU Braunschweig hat im Sommersemester<br />

2010 mit unserer Unterstützung die sinfonische Tanznacht „Let’s<br />

dance“ präsentieren können. Das gewagte Programm begeisterte<br />

insgesamt rund 1.400 Zuhörer. Musik, Musiker, Tänzer, Publikum,<br />

Licht, Plattenteller... In der Tanznacht wird alles gehörig in Bewegung<br />

versetzt. Die Zuhörer dürfen sich bereits auf ein weiteres<br />

Wissenschaftskonzert im Sommersemester 2011 freuen. Das Thema<br />

für die nächste Aufführung heißt dann Mobilität in Planung.<br />

... für die Stadt der Zukunft in China<br />

Unsere Zuwendungen ermöglichten es, dass Nachwuchsarchitekten<br />

aus Deutschland und China gemeinsam Städte<br />

der Zukunft planen konnten. Passend zum Motto „Better<br />

City - Better Life“ der Weltausstellung 2010 entwickelten<br />

sie eigene Ideen zum klimagerechten und ressourcenschonenden<br />

Gestalten und Bauen. Die Prämierung der<br />

Siegerentwürfe fand im Rahmen der EXPO 2010 Shanghai<br />

durch Herrn Minister Dr. Ramsauer statt.


24 Stunden<br />

Mutter auf Probe<br />

Wie BaBySimulator marie mich auf trapp hält und<br />

auf ein StudentenleBen mit Kind VorBereitet<br />

Von Annabel Wagemann<br />

Es klingelt an der Tür. Ich öffne sie.<br />

Ein Postbote überreicht mir ein<br />

großes Paket auf das ich schon<br />

seit einigen Tagen warte. Ich packe es<br />

behutsam aus. Und plötzlich bin ich<br />

Mutter. Wenn eine Geburt nur immer<br />

so unkompliziert und schmerzlos verlaufen<br />

würde. In meinen Händen halte<br />

ich einen weiblichen Babysimulator. Ich<br />

taufe ihn liebevoll auf den Namen Marie.<br />

Die nächsten 24 Stunden wird Marie<br />

mich auf Trapp halten. Durch Schreien<br />

wird sie auf sich aufmerksam machen,<br />

wenn sie gefüttert, gewickelt, auf dem<br />

Arm gewogen werden oder Bäuerchen<br />

machen möchte. Manchmal wird sie<br />

auch einfach nur Geräusche des Wohl-<br />

bzw. Unwohlbefindens von sich geben<br />

oder schlafen ohne dass es des Eingreifens<br />

bedarf. Dabei wird ihr Wach-<br />

Schlaf-Rhythmus dem eines echten Babys<br />

nachempfunden, um die Simulation<br />

42<br />

so realistisch wie möglich zu gestalten.<br />

Das Experiment soll mir einen kleinen<br />

Vorgeschmack auf das Dasein <strong>als</strong> studierende<br />

Mutter geben. Denn schon sehr<br />

bald werde ich genau das sein, eine Studentin<br />

mit Kind.<br />

Es ist Samstag, 19 Uhr. Das Experiment<br />

startet. Mein Freund Tom und ich<br />

sind auf eine Party in der Nachbarschaft<br />

eingeladen. Aber durch die fortgeschrittene<br />

Schwangerschaft hält sich meine


Fotos: Privat<br />

Lust auf Party in den letzten Wochen<br />

ziemlich in Grenzen. Und jetzt müssen<br />

wir uns auch noch um Marie kümmern.<br />

Tom könnte alleine hingehen, aber er<br />

zeigt sich solidarisch. Und so entscheiden<br />

wir uns dafür, gemeinsam zuhause<br />

zu bleiben und Siedler zu spielen. Marie<br />

liegt friedlich neben uns in einer<br />

Wippe. Doch es dauert nicht lange und<br />

dann ist Schluss mit dem Frieden. Marie<br />

schreit sich die Seele aus dem Leib.<br />

Aber warum schreit sie bloß? Hat sie<br />

Hunger oder doch eher die Windeln<br />

„Füttern, Bäuerchen<br />

machen, Windeln wechseln.<br />

Das volle Programm.“<br />

Annabel Wagemann<br />

voll? Ich weiß es nicht und muss den<br />

Grund für ihr Unbehagen erst einmal<br />

herausfinden. Vermutlich dauert es bei<br />

einem echten Baby auch eine erst Weile<br />

bis man seine Zeichen auf Anhieb richtig<br />

deuten kann. Marie ist hungrig. Ich<br />

setze das Fläschchen an. Ausgerechnet<br />

jetzt klingelt mein Wecker. Der Kuchen,<br />

der sich schon seit über einer Stunde im<br />

Ofen befindet, ist fertig. Darum kann<br />

ich mich jetzt nicht kümmern. Tom<br />

Karriere<br />

mit nachwuchs auf Welteroberung:<br />

auch beim Siedler spielen ist marie dabei<br />

muss das übernehmen. Als Marie gesättigt<br />

ist, möchte sie noch Bäuerchen<br />

machen, dann ist sie wieder glücklich.<br />

Mit weiteren kleinen Unterbrechungen<br />

spielen wir noch bis 22 Uhr und gehen<br />

anschließend zu Bett. Marie schläft neben<br />

uns in einer Babyschale. Die Musik<br />

von der Party in der Nachbarschaft ist<br />

so laut, dass sie mir das Einschlafen erschwert.<br />

Außerdem ist es mittlerweile<br />

ganz schön schwierig mit dem dicken<br />

Bauch eine Schlafposition zu finden, die<br />

wirklich angenehm ist. Um 22.50 Uhr<br />

bin ich dann aber end-<br />

lich im Begriff einzuschlafen.Ausgerechnet<br />

jetzt meldet sich<br />

Marie. Füttern. Bäuerchen<br />

machen. Windeln<br />

wechseln. Das<br />

volle Programm. Ich<br />

bin wieder wach und<br />

beginne meinen Einschlafprozess<br />

bei immer<br />

lauter werdender<br />

Musik von vorne.<br />

Es dauert sehr lange,<br />

doch irgendwann<br />

schlafe ich tatsächlich<br />

ein. Mein Schlaf<br />

ist jedoch nicht wirklich<br />

tief. Ich bin unru-<br />

43<br />

trockenübung mit Kinderwagen:<br />

So oder so ähnlich werde ich bald<br />

durch den park schieben<br />

hig. So unruhig wie ich bin, wenn ich<br />

frühmorgens einen Termin habe, den<br />

ich auf keinen Fall verschlafen darf.<br />

Ob die Natur das so eingerichtet hat,<br />

damit man das Schreien seines Babys<br />

nicht überhört? Ich weiß es nicht, aber<br />

diese Erklärung erscheint mir plausibel<br />

zu sein. Um Punkt 3 Uhr ist es wieder<br />

soweit. Marie hat Hunger. Entgegen<br />

meiner Befürchtung, mich könnte das<br />

nächtliche aus dem Schlaf gerissen werden<br />

ziemlich nerven, reagiere ich relativ<br />

gelassen – wenn auch nicht hoch<br />

erfreut – und ich bin glücklich, Marie<br />

zufrieden stellen zu können. Wieder<br />

dauert das Einschlafen eine halbe Ewigkeit.<br />

Das nächste Mal meldet sich Marie<br />

um 8 Uhr morgens. Eine humane Zeit.<br />

Diesmal beschäftigt sie uns jedoch einige<br />

Stunden lang am Stück und legt nur<br />

sehr kurze Schlafphasen ein. Wäre ich<br />

jetzt alleine, was ich unter der Woche<br />

nahezu immer bin, wäre es ziemlich<br />

schwierig – wenn nicht gar unmöglich<br />

– in diesen Stunden etwas wirklich Produktives<br />

zu schaffen, wie beispielsweise<br />

für eine Prüfung zu lernen. Gegen<br />

14 Uhr machen wir uns mit Marie im<br />

Kinderwagen auf den Weg in den Prinzenpark.<br />

Die Sonne scheint, wir wollen<br />

das erste Mal in diesem Jahr grillen.<br />

Hoffentlich möchte jetzt niemand<br />

unser Baby bewundern, um dann feststellen<br />

zu müssen, dass wir eine Puppe<br />

durch die Gegend schieben. Das wäre →


uns schon ein wenig unangenehm, aber<br />

es ist ja für einen guten Zweck. Unentlarvt<br />

erreichen wir den Park. Marie<br />

schläft im Kinderwagen. Wir grillen,<br />

essen und liegen sicher zwei Stunden<br />

lang völlig ungestört in der Sonne. So<br />

langsam beginnt mich diese Ruhe zu<br />

beunruhigen. Ich stecke meinen Kopf<br />

in den Kinderwagen und lausche. Ma-<br />

Infos<br />

Babysimulator Marie wurde<br />

studi38 von der babybedenkzeit<br />

Gbr zur Verfügung gestellt.<br />

Normalerweise werden<br />

Babysimulatoren nicht für<br />

derartige Experimente und auch<br />

nicht für bereits Schwangere<br />

eingesetzt. Vielmehr dienen sie<br />

<strong>als</strong> pädagogisches Instrument,<br />

damit Jugendliche sich im<br />

Rahmen von „Learning by<br />

doing“ ein grundlegendes<br />

Wissen über elterliche Aufgaben<br />

aneignen können. Ziel eines<br />

sogenannten „Elternpraktikums“<br />

ist es, Minderjährige, die sich in<br />

schwierigen Lebenssituationen<br />

befinden, vor einer frühzeitigen<br />

Mutterschaft zu bewahren,<br />

durch die sie sich erhoffen,<br />

ihrer Perspektivlosigkeit und<br />

emotionalen Leere zu entfliehen.<br />

Außerdem dient das Programm<br />

der Prävention von Gewalt an<br />

Säuglingen und Kindern.<br />

Karriere<br />

rie atmet. Es scheint alles in Ordnung<br />

zu sein. Gegen 17 Uhr wird es langsam<br />

kühl und wir treten den Heimweg an.<br />

Wie kann es anders sein, Marie wacht<br />

auf und beginnt zu schreien. Sie möchte<br />

gewickelt werden. Hunger hat sie<br />

auch, den können wir diesmal erstaunlich<br />

schnell stillen. Wir setzen unseren<br />

Rückweg fort. Weit kommen wir jedoch<br />

„Für einen Krippenplatz<br />

stehen wir auf der warteliste.<br />

An Position 175.“<br />

Annabel Wagemann<br />

nicht, da werden wir schon wieder zum<br />

Fläschchen geben gebeten. Diesmal ist<br />

Marie ziemlich ausdauernd. Erst nach<br />

einer viertel Stunde ist sie gesättigt.<br />

Nachdem sie auch noch Bäuerchen gemacht<br />

hat, erreichen wir irgendwann<br />

ohne weitere Unterbrechungen unsere<br />

Wohnung. Knapp zwei Stunden wird<br />

das Experiment noch dauern. Die kostet<br />

Marie voll aus. Ihren uns bereits bekannten<br />

Bedürfnissen schließt sich eine<br />

Nörgelphase an. Nichts kann sie zufriedenstellen.<br />

Erst nachdem ich sie vierzig<br />

Minuten lang im Arm gewogen habe,<br />

gluckst sie ein letztes Mal zufrieden, bevor<br />

das Experiment studierende Mutter<br />

auf Probe beendet ist. Puh, ein bisschen<br />

anstrengend war es schon. Wobei Marie<br />

zugegebenermaßen ein recht friedliches<br />

Baby war. Sieben Wochen habe ich<br />

44<br />

jetzt noch Zeit, um mich auf ein Leben<br />

mit Kind einzustellen. Vieles habe ich<br />

schon vorbereitet. Für das kommende<br />

Semester bin ich beurlaubt. Bei Anne-<br />

Christin Eggers im Familienbüro habe<br />

ich mich ausführlich über Kinderbetreuung<br />

sowie alternative Prüfungsleistungen<br />

für Schwangere und studierende<br />

mit Kind beraten lassen. Welche Gelder<br />

mir künftig zustehen, darüber hat mich<br />

Jessica Bangisa, die Sozialberaterin des<br />

Studierendenservice-Center, aufgeklärt.<br />

Für einen Platz in einer der zwei TU-Kinderkrippen<br />

stehen wir auf der Warteliste.<br />

An Position 175. Ob das was wird?<br />

Den Geburtsvorbereitungskurs besuchen<br />

Tom und ich heute zum letzten<br />

Mal, das Krankenhaus für die Entbindung<br />

haben wir schon ausgesucht, die<br />

wichtigsten Anschaffungen wurden getätigt<br />

und etliche schlaue Ratgeber gewälzt.<br />

Ein paar Behördengänge müssen<br />

noch erledigt und eine letzte Hausarbeit<br />

geschrieben werden und dann,<br />

dann endlich kann unser Nachwuchs<br />

das Licht der Welt erblicken. Sicherlich<br />

wird es nicht unbedingt leicht werden<br />

gleichzeitig eine gute Mutter und eine<br />

fleißige Studentin zu sein. Aber dieser<br />

Herausforderung stelle ich mich gerne.<br />

Auch, wenn ich sicher das ein oder andere<br />

Semester mehr brauchen werde<br />

<strong>als</strong> ursprünglich geplant. Die nächsten,<br />

noch ganz ruhigen Wochen, nutze ich<br />

nun noch, um jede Menge Energie zu<br />

tanken. Denn die werde ich ganz sicher<br />

brauchen. #<br />

drei uhr nachts. marie ist gerade wieder<br />

eingeschlafen und ich versuche es ihr gleich zu tun.


Karriere<br />

Mit der HBK<br />

in die weite Welt<br />

Das Istanbul-Stipendium der HBK<br />

ermöglicht Studierenden einen<br />

dreimonatigen Aufenthalt in der<br />

Türkischen Metropole.<br />

Von Daniela Viehmeier<br />

Es ist der Abend des 29. Mai 2010,<br />

immer wieder ertönt der Satz<br />

„And twelve points go to Germany“.<br />

Gegen Mitternacht steht es fest:<br />

Lena gewinnt den Eurovision Song Contest<br />

für Deutschland – und ein Jahr „Lena-Mania“<br />

beginnt. Lena hier, Lena da,<br />

Lena überall. Doch ist der Hype um den<br />

Gewinner typisch deutsch oder in jedem<br />

Land gleich?<br />

<strong>Diese</strong> Frage versucht David Köhler,<br />

Student des Master-Studiengangs Medienwissenschaften<br />

an der HBK Braunschweig,<br />

zu beantworten. Er untersucht<br />

die türkische Fankultur des Eurovision<br />

Song Contests (ESC). David ist einer von<br />

acht Studierenden, die mit Hilfe eines<br />

Stipendiums der HBK Braunschweig<br />

für drei Monate mietfrei im Stipendiatenhaus<br />

Atelier Galatamitten in der Altstadt<br />

der türkischen Metropole Istanbul<br />

wohnen dürfen. Jeweils zwei Studierende<br />

reisen zusammen. Für den Zeitraum<br />

vom 15. April bis zum 15. Juli ist David<br />

einer der Glücklichen.<br />

„An das Stipendium zu kommen, ist<br />

gar nicht so schwer, man muss lediglich<br />

zwei Semester absolviert haben und natürlich<br />

ein gutes Projekt vorweisen, das<br />

man in Istanbul durchführen will“, erklärt<br />

er. „Ich habe mich bereits 2007,<br />

<strong>als</strong>o lange vor Lena, mit der deutschsprachigen<br />

Fankultur des Eurovision<br />

Song Contests beschäftigt. Deutschland<br />

und die Türkei sind Länder, die viel verbindet,<br />

aber auch viel trennt. Ich fand<br />

es spannend an diesem Punkt anzusetzen<br />

und zu untersuchen, wie groß die<br />

Unterschiede in diesem Bereich tatsächlich<br />

sind.“<br />

In Istanbul arbeitet David vor allem<br />

mit dem türkischen Fanclub des ESC zusammen.<br />

„Ich wurde dort sehr freundlich<br />

aufgenommen und bereits an meinem<br />

ersten Wochenende auf eine Party<br />

des Clubs eingeladen, wo ich viele der<br />

Mitglieder kennenlernte“, erzählt David.<br />

„Sie sind interessiert an dem was<br />

ich tue und da ich selbst ein Fan bin,<br />

begegnen wir uns auf Augenhöhe.“ So<br />

hat er auch schnell einen ersten Unterschied<br />

zwischen der deutschen und türkischen<br />

Fankultur festgestellt: „Ich war<br />

überrascht, wie heterogen der Fanclub<br />

hier zusammengesetzt ist. In Deutsch-<br />

45<br />

land sind vor allem ledige Männer zwischen<br />

Mitte zwanzig und Mitte fünfzig<br />

Mitglied, hier sind es viel mehr Frauen<br />

und auch ganze Familien.“ Aber es<br />

gibt natürlich auch Gemeinsamkeiten.<br />

„Man jammert über Durststrecken und<br />

ist glücklich über seltene Siege.“<br />

Den Aufenthalt in Istanbul würde David<br />

auf jeden Fall weiter empfehlen.<br />

„Wenn man kein Problem mit Baustellenlärm<br />

direkt vor der Tür hat, ist das<br />

Stipendium hier in Istanbul eine traumhafte<br />

Sache! Kein endloser Papierkrieg<br />

mit der Partneruni oder dem International<br />

Office, sondern ein sehr einfach und<br />

unbürokratisch planbarer Auslandsaufenthalt<br />

– selbst die Wohnungssuche<br />

fällt ja weg. Einfacher geht es echt<br />

nicht.“ #<br />

Foto: David Köhler


Karriere<br />

„Wir sehen uns <strong>als</strong><br />

Karriereschmiede“<br />

die StudentiSche unternehmenSBeratunG conSult one iSt eine<br />

profeSSionelle SpielWieSe für die Berater Von morGen<br />

Von Sophie Dannenfeld & Miriam Düsterhöft; Fotos: Sophie Dannenfeld<br />

Nichts ist über studentische Unternehmensberatung<br />

zu finden<br />

– zumindest nichts Negatives.<br />

Durchstöbert man das Internet, könnte<br />

man zu dem Schluss kommen, dass<br />

es das Beste für jeden Studierenden<br />

wäre, sich schon während des Studiums<br />

in einem der zahlreichen studentischen<br />

Vereine<br />

zu engagieren,<br />

die es derzeit<br />

in Deutschland<br />

gibt.<br />

Auch bei<br />

uns scheint<br />

sich das SystemstudentischeUnternehmensberatung<br />

bewährt zu haben<br />

– wie sonst<br />

könnte Consult<br />

One nächstes<br />

Jahr sein zehnjährigesBestehen<br />

feiern?<br />

studi38 hat<br />

sich mit zwei<br />

aktiven Mitgliedern,Dennis<br />

Levien und Jörn Mecher,getroffen,<br />

und wollte wissen, warum es immer<br />

wichtiger für Studierende ist, sich<br />

schon neben der Ausbildung zu engagieren<br />

und warum Consult One der<br />

richtige Ort dafür ist.<br />

Einmal im Semester bietet der Verein<br />

eine Infoveranstaltung an. Hat man Interesse,<br />

gibt es ein Aufnahmeverfahren,<br />

bestehend aus Gruppenübungen und einem<br />

persönlichen Interview. Wer dieses<br />

besteht wird in der Regel auch aufgenommen<br />

und kann das persönliche Projekt<br />

„Unternehmensberater“ beginnen,<br />

sollte aber etwas Zeit mitbringen: „Ein<br />

Verein, wie Consult One funktioniert<br />

nur in der Gemeinschaft. Zeit und Engagement<br />

sind die wohl wichtigsten Ressourcen<br />

der Mitglieder“, erklärt Dennis<br />

Levien.<br />

Engagement ist sowieso<br />

ein großes und<br />

wichtiges Wort für<br />

den Verein – ohne intrinsische<br />

Motivation<br />

könnte das Konzept<br />

nicht funktionieren.<br />

Und das ist auch einer<br />

der Unterschiede<br />

zu einer richtigen<br />

Firma: „Die Leute,<br />

die zu Consult One<br />

kommen, haben richtig<br />

Lust“, betont Dennis.<br />

Und weiter: „Sie<br />

kommen, weil sie die<br />

Beratung mehr <strong>als</strong><br />

Chance und <strong>als</strong> Weiterentwicklungsmöglichkeit,<br />

denn <strong>als</strong> der<br />

Weg zum schnellen<br />

Geld sehen.“.<br />

Nach der Anwartschaft entscheidet<br />

sich das neue Mitglied für eines der fünf<br />

existierenden Ressorts: Externes, Personal<br />

und Organisation, Qualitätsmanagement,<br />

Marketing und PR oder Finanzen<br />

und Recht. Dass Unternehmen, wie<br />

Volkswagen mit studentischen Unternehmensberatungen<br />

zusammen arbeiten,<br />

hat viele Gründe. Sie sind sehr viel<br />

günstiger <strong>als</strong> die erwachsene Konkur-<br />

jörn mecher dennis levien<br />

46<br />

renz. Außerdem bringen die Studierenden<br />

Wissen aus der Uni mit, dass aktueller<br />

kaum anderswo zu finden ist.<br />

Für die positive Entwicklung des Vereins<br />

sprechen auch die Zahlen: Letztes<br />

Jahr verkauften die Studierenden insgesamt<br />

250 Beratertage – das sind 230<br />

mehr <strong>als</strong> zu Beginn im Jahr 2002.<br />

Die Unterstützung<br />

und Zusammenarbeit<br />

mit<br />

U n t e r n e h m e n<br />

bringt den Mitgliedern<br />

von Vereinen<br />

wie Consult<br />

One aber<br />

noch mehr, <strong>als</strong><br />

„nur“ praktische<br />

Erfahrung in der<br />

Unternehmensberatung.<br />

Über die Jahre<br />

hat sich ein nützliches<br />

Netzwerk<br />

ausgebildet, das<br />

die Mitglieder<br />

von Consult One<br />

bei der Besetzung<br />

von Praktika<br />

und der Vergabe<br />

von Jobs begünstigt. „Wir sehen<br />

uns durchaus auch ein bisschen <strong>als</strong> Karriereschmiede“,<br />

sagt Jörn Mecher. <strong>Diese</strong>s<br />

Selbstverständnis wird nicht jedem<br />

gefallen und es ist vielleicht auch nicht<br />

wichtig, wo, sondern, dass Studierende<br />

sich einbringen. Die beiden Mitglieder<br />

von Consult One sind sich jedenfalls einig:<br />

„Nur durch Engagement kann sich<br />

der Student von heute positiv von der<br />

Masse abheben.“ #


www.q-gmbh.com<br />

Gründung mit Komponenten<br />

Entrepreneurship bedeutet die<br />

Durchsetzung von innovativen<br />

Ideen am Markt und durchläuft<br />

drei wesentliche Phasen: a) Vorgründungsphase,<br />

b) Gründungsphase, c) Expansionsphase.<br />

Die Vorgründungsphase<br />

hat einen entscheidenden Einfluß<br />

auf den Verlauf der Gründung. Der Kreativitätsgrad<br />

dieser Phase bestimmt den<br />

Erfolg der Unternehmensgründung. Dabei<br />

ist es sinnvoll, dass der Gründer<br />

seine knappen Ressourcen dort investiert,<br />

wo das Gründungsvorhaben am<br />

stärksten vorangebracht wird. „Gründung<br />

mit Komponenten“ heißt, dass<br />

der Gründungsprozess in sinnvolle<br />

Komponenten zerlegt wird, um zeitraubende<br />

monotone und wenig kreative<br />

Tätigkeiten auszulagern. Der Gründer<br />

Im Norden ist viel Platz.<br />

Für Menschen, die gestalten wollen.<br />

Karriere<br />

agiert wie ein Komponist und beschäftigt<br />

sich primär mit den Teilen des Unternehmens,<br />

die einen entscheidenden<br />

Einfluss auf den Unternehmenserfolg<br />

haben. Christof Heidemeyer, Absolvent<br />

der Osfalia Hochschule, hat diesen<br />

Ansatz bei seiner Gründung www.<br />

floraprima.de erfolgreich umgesetzt. In<br />

seinem Internetshop vertreibt er international<br />

Blumen. Die individuell nach<br />

Wünschen der Kunden zusammengestellten<br />

Blumensträuße werden innerhalb<br />

von 24 Stunden in Deutschland geliefert.<br />

Herr Heidemeyer und seine 13<br />

Mitarbeiter fassen dabei jedoch keinen<br />

einzigen Blumenstrauß an. Der gesamte<br />

Prozess der Zusammenstellung und des<br />

Versands ist ausgelagert. Bei Floraprima<br />

beschäftigt sich der Unternehmens-<br />

Kolumne<br />

Prof. Reza Asghari<br />

gibt an dieser Stelle<br />

Einblicke in die Welt des<br />

Entrepreneurships. In<br />

dieser <strong>Ausgabe</strong> erklärt er<br />

wie Gründer gleichzeitig<br />

Komponisten der<br />

eigenen Tätigkeitsfelder<br />

werden.<br />

gründer primär mit einem effizienten<br />

Google-Marketing, der Auswahl effektiver<br />

Zahlsysteme im Internet und der<br />

Unternehmens-Expansion. Nach dem<br />

Prinzip „Gründen mit Komponenten“<br />

hat Herr Heidemeyer weitere Märkte<br />

erschlossen: www.vinoprima.de, www.<br />

toyprima.de und www.gartenprima.de.<br />

→www.entrepreneurship-center.de<br />

Die norddeutsche Art.<br />

Neugier ist eine norddeutsche Tugend. Und<br />

die Antriebsfeder einer Bank, für die Norden<br />

nicht nur eine Richtung ist, sondern auch<br />

eine Haltung. In der NORD/LB ist man gespannt<br />

auf Chancen, neue Herausforderungen<br />

und auf Menschen, die zu Kollegen<br />

in starken Teams werden. Für Kunden, die<br />

mehr erwarten.<br />

Wir sind neugierig auf Sie. Bewerben Sie<br />

sich <strong>als</strong> Trainee bei der führenden Universalbank<br />

im Norden Deutschlands und Landesbank<br />

für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.<br />

Denn Karriere beginnt hier oben – auf die<br />

norddeutsche Art.<br />

Über Ihre vielfältigen Einstiegsmöglichkeiten<br />

erfahren Sie mehr unter: www.nordlb.de/karriere<br />

P<br />

www.nordlb.de


Fotos: BS|ENERGY, Janina Göbel<br />

Karriere<br />

Energie ohne Ende<br />

Beim Veolia praxiScamp präSentieren Studierende innoVatiVe ideen für<br />

die enerGieVerSorGunG Von morGen<br />

Von Janina Göbel<br />

Intelligente Stromnetze, die durch<br />

eine dezentrale Steuerung und Vernetzung<br />

die Stromerzeugung, -nutzung<br />

und -speicherung optimieren und<br />

so eine effiziente und zuverlässige Energieversorgung<br />

gewährleisten: Smart<br />

Grid ist die Herausforderung, der sich<br />

derzeit viele Stromanbieter stellen.<br />

Unter dem Motto „Smart Grid- von<br />

der Idee zur konkreten Umsetzung in<br />

Modellregionen“ konnten sich studentische<br />

Teams bundesweit für das Veolia<br />

PraxisCamp 2011 in Braunschweig<br />

bewerben. Ihre Aufgabe bestand darin<br />

praktische Ideen zur Realisierung<br />

von Smart Grid in Deutschland zu<br />

entwickeln.<br />

Allein aus der Region Braunschweig,<br />

Wolfenbüttel und Clausthal-Zellerfeld<br />

bewarben sich insgesamt elf Teams.<br />

Die drei Besten wurden am 27. und 28.<br />

Mai eingeladen, um ihre Konzepte vorzustellen.<br />

Gewonnen hat das Team um<br />

Martin Kunst, Wirtschaftsingenieur mit<br />

Vertiefung Elektrotechnik. Ihre Idee: Einen<br />

Local Energy Exchange, kurz LEX,<br />

zu entwickeln. „Auf dieser lokalen Börse<br />

kann jeder Besitzer einer Photovolta-<br />

v.l.n.r. Francis Kleitz, Vorstandsvorsitzender<br />

von BS|ENERGY, die<br />

Teilnehmer Jan Mummel, Swinde<br />

Schottky, Martin Kunst, Nadine<br />

Nottmeier und BS|ENERGY-Pate<br />

Harald Thomahs<br />

48<br />

ik-Anlage Strom online selber handeln,<br />

ganz ähnlich wie man es vom Aktienmarkt<br />

kennt“, erklärt Kunst. Die Idee<br />

sei an European Energy Exchange angelehnt,<br />

bei dem der Handel international<br />

betrieben wird. Vorteil dieses Konzepts<br />

seien letztlich günstigere Strompreise.<br />

„Der Netzverteiler wird prognosefähig,<br />

da er weiß wie viel Strom gebraucht<br />

wird, <strong>als</strong>o im Netz ist“, so Kunst. Jeder<br />

der vier Teilnehmer erhielt für den ersten<br />

Preis 300 Euro. Außerdem gingen<br />

2000 Euro an die studentische Initiative<br />

StudING, für die das Team angetreten<br />

war.<br />

Die Gründe fürs Mitmachen fielen bei<br />

allen Studierenden ähnlich aus. „Smart<br />

Grid ist ein aktuelles Thema, das noch<br />

in den Kinderschuhen steckt. Wir wollen<br />

den Prozess mitgestalten“, so Fridolin<br />

Muuß, Wirtschaftsingenieur an der<br />

TU Braunschweig.<br />

Umweltingenieur Stefan Estelmann<br />

sieht das ähnlich: „Das ist ein Thema,<br />

in dem man sich austoben kann und<br />

ich kann mir gut vorstellen später in<br />

dem Bereich zu arbeiten.“ Und genau<br />

da wird das PraxisCamp für Studierende<br />

interessant. Sie können bei ihrer Teilnahme<br />

Kontakte knüpfen, die beim späteren<br />

Berufseinstieg helfen können.<br />

Auch für Klaus-Joachim Wolf, Leiter<br />

des Hochschulmarketings bei<br />

BS|ENERGY, ist diese Vernetzung<br />

mit den Studierenden spannend.<br />

„BS|ENERGY bekommt durch das PraxisCamp<br />

Input aus der Wissenschaft.“<br />

Und weiter gibt er offen zu: „Wir<br />

können nicht das Rad neu erfinden. Daher<br />

ist der Hautgrund für die Initiierung<br />

des Veolia PraxisCamps nicht die Umsetzung<br />

der Ideen, sondern den Kontakt<br />

zu guten und engagierten Studierenden<br />

herzustellen.“#


Lieblings …<br />

Schlussakkord<br />

Ein Blick hinter die Kulissen: Unsere Redakteure verraten euch exklusiv ihre Vorlieben!<br />

Lisa Dauke<br />

Lieblingsalbum<br />

Name des Albums: The Miseducation<br />

of Lauryn Hill<br />

Interpret: Lauryn Hill<br />

Weil: Für mich einfach unverzichtbar!<br />

Eine meiner ersten CDs zu der immer noch<br />

regelmäßig im Zimmer getanzt und auf dem<br />

Teppich, bei einer Tasse Tee entspannt wird!<br />

Lieblingsfilm<br />

Name des Films: Peter Pan<br />

Regie: Hamilton Luske,<br />

Clyde Geronimi, Wilfred Jackson<br />

Weil: unglaublich, herzlich und<br />

zerbrechlich<br />

Fantasie, Gefühle und Abenteuer. Eine Geschichte<br />

vom erwachsen werden und es nicht<br />

wollen.<br />

Lieblingsbuch<br />

Name des Buches: Das geheime Tagebuch<br />

des Adrian Mole, 13 ¾ Jahre alt.<br />

Autor: Sue Townsend<br />

Weil: ehrlich, detailverliebt, unfassbar<br />

lustig<br />

Ein Teenager schreibt die wichtigen Probleme<br />

seines Lebens in einem Tagebuch nieder. Sue<br />

Townsend versteht es damit jedem Leser ein<br />

Lächeln zu entlocken.<br />

… alBum? film? Buch?<br />

Fathi Khalil Ahmad El Katib<br />

Lieblingsalbum<br />

Name des Albums: Caffe Caflisch -<br />

Canzoni di Amanti e Migranti<br />

Interpret: Pippo Pollina/Linard Bardil<br />

Weil: abwechslungsreich,<br />

entspannend, einfach anders<br />

Italienische Manier gemixt mit Rätoromanisch,<br />

eine fast ausgestorbenen Sprache, lässt<br />

die beiden Sänger und Ihre Gitarren frischen<br />

Wind in die eigenen Ohren trällern.<br />

Lieblingsfilm<br />

Name des Films: Armageddon<br />

Regisseur: Michael Bay<br />

Weil: ergreifend, nicht utopisch,<br />

packend<br />

Der Film kombiniert Witz, Action, Religion<br />

und vieles mehr in einer herzergreifenden Geschichte<br />

über das (mögliche) Ende der Welt!<br />

Lieblingsbuch<br />

Name des Buches: Asha<br />

Autor: David Ball<br />

Weil: historisch, mitreißend,<br />

energiegeladen<br />

Die Geschichte eines kleinen maltesischen Jungen<br />

und seiner Schwester verläuft mehrere<br />

Jahrzehnte auf unterschiedlichen Bahnen, bis<br />

sie sich eines Tages frontal gegenüber stehen.<br />

49<br />

Janina Göbel<br />

Lieblingsalbum:<br />

Name des Albums: Revolver<br />

Interpret: The Beatles<br />

Weil: authentisch, inspirierend,<br />

vielseitig<br />

Nicht nur das gezeichnete Plattencover ist einzigartig.<br />

Auch die Musik von Revolver zeigt<br />

die unglaubliche Kreativität der Beatles. Bei<br />

jedem Hören lassen sich neue Kleinigkeiten in<br />

den Liedern entdecken. Yeah yeah yeah!<br />

Lieblingsfilm:<br />

Name des Films: Back to the future I<br />

Name des Regisseurs: Robert<br />

Zemeckis<br />

Weil: spannend, lustig, Klassiker<br />

Wer wollte nicht mit Michael J. Fox in einem<br />

Delorean durch die Zeit reisen, nachdem er<br />

diesen Film gesehen hat?<br />

Lieblingsbuch:<br />

Name des Buchs: See Jane run<br />

Autor: Joy Fielding<br />

Weil: atemberaubend, mitreißend,<br />

unvorhersehbar<br />

Was tust du, wenn du plötzlich mitten in der<br />

Stadt in einem blutigen Kleid erwachst und<br />

nicht mehr weißt was passiert ist? Ein Thriller<br />

mit einem spannenden Clou am Ende.


Schlussakkord<br />

Schnell<br />

Vista<br />

Unidschungel<br />

daS StudentenleBen raSt und raStet nicht – muSS<br />

auch unSere autorin Schmerzhaft feStStellen<br />

Von Katharina Papamichael<br />

Man denkt, es sind die Senioren,<br />

die Sprüche á la „Wie doch die<br />

Zeit vergeht“ bringen. Doch<br />

ich stelle fest, wir Studenten stehen<br />

den Senioren da in nichts nach. Die Zeit<br />

vergeht aber auch verdammt schnell.<br />

Scheinbar urplötzlich heißt es: Such<br />

dir ein interessantes Thema für deine<br />

Bachelorarbeit. Eben noch in der Begrüßungsveranstaltung<br />

<strong>als</strong> Erstsemester<br />

und „zack!“ sind die drei Jahre um.<br />

Eins muss man den Verantwortlichen<br />

im Bolognaprozess lassen: Das mit dem<br />

schnellen Fertigstudieren des BA haben<br />

sie hinbekommen! Unerwarteter Weise<br />

funktioniert alles andere ungefähr so<br />

gut wie Windows Vista. Eher gar nicht.<br />

Da war doch dieses große Ziel: Internationale<br />

Gleichheit. Mit einem Bachelorabschluss<br />

in der Tasche kann man<br />

überall hin und den Master studieren.<br />

Wie utopisch! Das mag in den Studiengängen<br />

wie Maschinenbau, die immer<br />

fast gleich aufgebaut sind, einigerma-<br />

50<br />

Foto: Katharina Papamichael<br />

ßen funktionieren. Sobald ein Studienfach<br />

jedoch Varianz zulässt, geht gar<br />

nichts mehr. Wir Studenten dieser Vielfalt<br />

zulassenden Studienfächer müssen<br />

in intensivster Recherche herausfinden,<br />

wo wir überhaupt hinkönnen. Eigentlich<br />

schlimm genug, dass man heutzutage<br />

für normale Nebenjobs der alles<br />

könnende Supermensch sein muss. <strong>Diese</strong>m<br />

Problem sehe ich mich nun auch<br />

gegenüber gestellt, allerdings will ich<br />

einfach nur weiter studieren und lernen.<br />

Lernen Leute! Nicht irgendwohin<br />

gehen und schon alles können. Daraus<br />

wird aber wohl erstmal nichts, denn<br />

die Unis verlangen Dinge wie „mindestens<br />

6 Monate praktische Erfahrung“<br />

oder „mindestens soundso viele Credits<br />

in diesem und jenem Bereich“. Byebye<br />

Bolognakonzept.<br />

Die einzige Lösung heißt Ärmel hochkrempeln,<br />

sich durch den Unidschungel<br />

schwingen und versuchen zu durchblicken,<br />

welche Uni was will. Bald schon<br />

steht fest, dass ich mir wohl erst einmal<br />

die wirklich oft verlangte praktische<br />

Erfahrung aneignen werde. Das<br />

Masterstudium wird zunächst auf Eis<br />

gelegt. Ein Gedanke, mit dem ich mich<br />

erst gar nicht anfreunden wollte. Aber<br />

wenn ich so nachdenke, wird mir klar,<br />

dass jede Menge meiner Mitstudenten<br />

auch erstmal ein Praktikum machen<br />

oder ins Ausland gehen wollen. Ja, wollen,<br />

mit möchten kommt man heute ja<br />

nicht mehr weit. Am besten weiß man<br />

mit 15 schon genau, wo man im Leben<br />

hin will. Dann hat man auch genug Zeit<br />

um sich mit den Bolognastolpersteinen<br />

im Voraus auseinander zu setzen. Wir<br />

anderen kämpfen uns da jetzt durch.<br />

Ich erwarte eigentlich, dass wir uns in<br />

ein paar Jahren voller Stolz unsere Lern-<br />

und Leidenswege erzählen. Im Nachhinein<br />

war es dann wahrscheinlich auch<br />

alles gar nicht so schlimm und die Praktika<br />

haben uns wirklich Spaß gemacht.<br />

Bis dahin spreche ich mir wohl besser<br />

immer mal wieder ein Nörgelverbot<br />

aus. Die gesparten Nerven lassen sich<br />

sicher anderweitig besser verwerten,<br />

zum Beispiel dann, wenn ich bei meinem<br />

Praktikum vor einen Vista-Rechner<br />

gesetzt werde. #


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