Diese Ausgabe komplett als PDF - Studi38
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Braunschweig | Wolfenbüttel Wolfsburg | Salzgitter | Suderburg Ausgabe 5 | Sommersemester 2011 Sommer … … Sonne, Strand, SemeSterferien … daS Gold der StraSSe Flaschensammeln als Nebenjob: Ein Selbstversuch die Bauchrolle TV-Schreck Stefan Choné über das Leben nach Bohlen auSlaufmodell aKW Über die Stromerzeugung nach Fukushima
- Seite 2 und 3: Was auch immer Sie vorhaben. Leicht
- Seite 4 und 5: Campus Die fünf schönsten „Somm
- Seite 6 und 7: Campus Höhenflug(-ente) Einige hal
- Seite 8 und 9: Campus Die Zukunft der Studentenwoh
- Seite 10 und 11: Es gibt viele Möglichkeiten seinen
- Seite 12 und 13: Traumhaft! patric Günther Studiert
- Seite 14 und 15: Campus “Drive for show and putt f
- Seite 16 und 17: flaShmoBS Sind ein zunehmendeS phä
- Seite 18 und 19: Campus „Es knallten haushohe Kopf
- Seite 20: Oh man…da ist es wieder, dieses u
- Seite 23 und 24: KüSS mir die GummiStiefel-füSSe S
- Seite 25 und 26: Welcher Beruf passt zu mir? Infos u
- Seite 27 und 28: Younouss Wadjinny und Carl- Friedri
- Seite 29 und 30: Campus Kampf gegen Windmühlen daS
- Seite 31 und 32: schnell duschen. Heute muss ich ein
- Seite 33 und 34: Campus Emanzipation für Männer Mo
- Seite 35 und 36: Wissenschaft „Ich dachte ich bin
- Seite 37 und 38: Fotos: Privat chien oder Frankreich
- Seite 39 und 40: Deutschlandstipendien - Wir sind da
- Seite 42 und 43: 24 Stunden Mutter auf Probe Wie BaB
- Seite 44 und 45: uns schon ein wenig unangenehm, abe
- Seite 46 und 47: Karriere „Wir sehen uns als Karri
- Seite 48 und 49: Fotos: BS|ENERGY, Janina Göbel Kar
- Seite 50 und 51: Schlussakkord Schnell Vista Unidsch
Braunschweig | Wolfenbüttel<br />
Wolfsburg | Salzgitter | Suderburg<br />
<strong>Ausgabe</strong> 5 | Sommersemester 2011<br />
Sommer …<br />
… Sonne, Strand, SemeSterferien …<br />
daS Gold der StraSSe<br />
Flaschensammeln <strong>als</strong><br />
Nebenjob: Ein Selbstversuch<br />
die Bauchrolle<br />
TV-Schreck Stefan Choné<br />
über das Leben nach Bohlen<br />
auSlaufmodell aKW<br />
Über die Stromerzeugung<br />
nach Fukushima
Was auch immer Sie vorhaben.<br />
Leichtbaulösungen aus Stahl. Zum Beispiel für die Automobilindustrie.<br />
w w w . s a l z g i t t e r - a g . d e
Liebe Leserinnen<br />
und Leser,<br />
Sie halten die Sommer-<strong>Ausgabe</strong><br />
von studi38 in den Händen. Die<br />
genussvolle Jahreszeit prägt nicht<br />
nur das Titelbild, das hier im<br />
Heidbergsee entstand, sondern<br />
auch viele der neuen Geschichten.<br />
Sie handeln von Festivalerlebnissen<br />
unter freien Himmel,<br />
liefern Koordinaten von<br />
Lieblings-Sommer-Orten in der<br />
Stadt, portraitieren den neuestem<br />
Dr. Bettina Rothärmel<br />
Outdoor-Trend bei uns: nämlich<br />
Frisbee-Golf oder recherchieren<br />
die Geschichte hinter dem Sommerereignis<br />
Frauen-Fussball-WM.<br />
Natürlich werden auch politisch aktuelle Themen aufgegriffen.<br />
Professor Reinhard Leithner, Leiter des Instituts für<br />
Wärme- und Brennstofftechnik, stellt sich im Interview Fragen<br />
zur Rolle des Atomstroms. Und auch ein Zeitzeuge des<br />
Bebens in Fukushima kommt zu Wort.<br />
Die studi38 Redaktion verblüfft wieder mit nicht alltäglichen,<br />
ja außergewöhnlichen Perspektiven bei ihrer journalistischen<br />
Arbeit. So empfiehlt sich die Geschichte ‚24 Stunden<br />
Mutter auf Probe‘, in der eine Studentin ihren Alltag<br />
mit einem Baby-Simulator beschreibt – nachzulesen ab Seite<br />
42. Einen nicht minder ambitionierten Selbstversuch liefern<br />
die beiden Autoren der Geschichte ‚Das Gold der Strasse‘.<br />
Von Ihren Erfahrungen <strong>als</strong> Flaschensammler für einen<br />
Tag berichten sie ab Seite 10.<br />
Mit dieser fünften <strong>Ausgabe</strong> des Magazins haben die Studierenden<br />
im Projektseminar „Ein Hochschulmagazin für<br />
die Region“ wieder ein abwechslungsreiches Magazin mit<br />
ebenso authentischer wie professioneller journalistischer<br />
Handschrift realisiert. Wir vom Braunschweiger Zeitungsverlag<br />
hoffen, dass es Ihnen ebenso gut gefällt wie uns. Mit<br />
Begeisterung und Überzeugung werden wir daher das Projekt<br />
studi38 weiter unterstützen.<br />
Liebe Leserinnen und Leser, Sie wissen: alle Heftinhalte finden<br />
Sie auch auf der Webseite www.studi38.de. Ganz aktuell<br />
geht auf der Facebook-Seite www.facebook.de/studi38<br />
zu. Hier können Sie auch selbst Kontakt mit der Redaktion<br />
aufnehmen und mit anderen die neue <strong>Ausgabe</strong> diskutieren.<br />
Erst einmal wünsche ich Ihnen viel Freude beim Lesen!<br />
Dr. Bettina Rothärmel<br />
Braunschweiger Zeitungsverlag<br />
Leitung Strategisches Marketing/<br />
Unternehmensentwicklung<br />
Inhalt<br />
3<br />
Campus<br />
4 Die fünf schönsten „Sommerorte“<br />
In Braunschweig mit den richtigen Koordinaten Draußen sein<br />
5 Kundgebung Light<br />
6 Höhenflug(-ente)<br />
TV-Schreck Stephan Choné über das Leben nach Dieter Bohlen<br />
8 Die Zukunft der Studentenwohnheime<br />
9 „Der Antrag ist ein Skandal“<br />
Finn Franzen über den auf dem Deutschen Burschentag geforderten „Ariernachweis“<br />
10 Das Geld liegt auf der Straße<br />
Ein Tag <strong>als</strong> Flaschensammler in Braunschweig<br />
12 Traumhaft!<br />
Patric Günther war im Auslandssemester auf Hawaii<br />
14 „Drive for show and putt for dough“<br />
Disc Golf ist die neue Trendsportart des Sommers<br />
16 Wenn der Bahnhof zur Tanzfläche wird …<br />
17 Wiedersehen und Abschied im Kinosessel<br />
18 „Es knallten haushohe Kopfbälle …“<br />
Die Geschichte des Frauenfußballs in Deutschland<br />
20 Fremd Flirten<br />
Er sagt, Sie sagt<br />
22 Festival-Geschichten<br />
Von Spacekotze bis Stinkefuß<br />
24 „Tu was oder lass was, aber das Richtige!“<br />
Steven Tümler setzt sich mit seiner Reggea Nation für Afrika ein<br />
26 Tausendsassa mit Herz<br />
Younoss Wadjinny setzt auf Verständigung<br />
28 Boykott bankrott!<br />
Drei Aufrufe und was aus ihnen wurde<br />
29 Kampf gegen Windmühlen<br />
30 Essen fas(s/t)en<br />
Ein Tagebuch über eine Woche Verzicht<br />
33 Emanzipation für Männer<br />
Monika Ebeling versteht Gleichstellung anders und spricht darüber<br />
Wissenschaft<br />
34 Auslaufmodell AKW<br />
Über die Stromversorgung nach Fukushima<br />
35 „Ich dachte ich bin in einem schlechtem …“<br />
Gordon Hünies war im Unglücksmeiler in Fukushima<br />
36 „Atomstrom bildet die Basis …“<br />
Prof. Reinhard Leithner über die Herausforderungen des Atomausstiegs<br />
Karriere<br />
42 24 Stunden Mutter auf Probe<br />
Ein Babysimulator zeigt, wie sich Kind und Studium vertragen<br />
45 Mit der HBK in die weite Welt<br />
David Köhler untersucht den Eurovision Song Contest in Istanbul<br />
46 „Wir sehen uns <strong>als</strong> Karriereschmiede“<br />
Die studentische Unternehmensberatung Consult One<br />
47 Gründung mit Komponenten<br />
Die Kolumne von Prof. Reza Asghari<br />
48 Energie ohne Ende<br />
Schlussakkord<br />
49 Lieblings ... Album? Film? Buch?<br />
50 Schnell Vista Unidschungel<br />
Kolumne<br />
31 Impressum
Campus<br />
Die fünf schönsten<br />
„Sommerorte“ in Braunschweig<br />
studi38 war für dich unterwegs,<br />
um die schönsten „Sommerorte“ in<br />
Braunschweig zu finden. Mit den<br />
passenden Koordinaten musst du<br />
auch nicht lange danach suchen.<br />
Von Maria Boger<br />
theaterparK<br />
Ein absoluter Geheimtipp.<br />
Überall, wo die Oker fließt,<br />
finden sich schattige Plätzchen<br />
auf kleinen Wiesen und Stegen.<br />
Vor allem im Theaterpark kann<br />
man sich vom Shoppen in der<br />
Innenstadt erholen.<br />
Koordinaten: +52° 16‘ 0.90“, +10° 31‘ 59.46“<br />
1<br />
5<br />
GauSSparK<br />
SonnendecK<br />
„Wenn ich nicht hier bin, bin ich<br />
auf dem Sonnendeck…“. Mitten<br />
in der Stadt auf einem Parkdeck<br />
kannst du wunderbar ein kühles<br />
Blondes über den Dächern der<br />
Löwenstadt genießen.<br />
Koordinaten: +52° 15‘ 39.67“, +10° 31‘ 3.08“<br />
Umgeben von Bäumen, Blümchen<br />
und Brücken. Der Gaußpark mit<br />
seinen vielen versteckten Ecken<br />
bietet eine gute Alternative zum<br />
Prinzenpark, der im Sommer eh<br />
überfüllt ist.<br />
Koordinaten: +52° 16‘ 18.90“, +10° 31‘ 15.19“<br />
hauS der<br />
WiSSenSchaft<br />
Der Hinterhof vom<br />
Haus der Wissenschaft<br />
bietet zur Mittagszeit<br />
ein ideales ruhiges<br />
Plätzchen zwischen zwei<br />
Veranstaltungen.<br />
Koordinaten: +52° 16‘ 29.2“, +10° 31‘ 46.1“<br />
4<br />
2<br />
4<br />
heidBerGSee<br />
Die brasilianischen<br />
Austauschstudenten<br />
erinnert der Badesee mit<br />
Strand an die Copacabana<br />
in Rio. Fährt man<br />
mit dem Rad, kann<br />
man sich gleich im<br />
Heidbergsee abkühlen.<br />
3<br />
Koordinaten: +52° 13‘ 32“ , +10° 32‘ 50“<br />
Fotos: Maria Boger
Campus<br />
Kundgebung Light<br />
Ein kurzer Nachruf auf die letzte Titelgeschichte „Braun schweig!“.<br />
Von Anna Wandschneider<br />
Braunschweig scheint an diesem<br />
Samstagmorgen auf alles vorbereitet<br />
zu sein. Auf den Straßen<br />
rund um den Hauptbahnhof warten<br />
7 000 Bereitschaftspolizisten. Ringsum:<br />
Straßensperren. Einer der Bäcker im<br />
Bahnhofsgebäude hat vorsichtshalber<br />
evakuiert. Spannung liegt in der Luft.<br />
An der KZ-Gedenkstätte Schillstraße<br />
versammeln sich die Gegendemonstranten,<br />
im wahrsten Sinne ein buntes Volk.<br />
Punks, Autonome, aber auch die „Ultranormalos“,<br />
Alte, Junge, manche haben<br />
ihre kleinen Kinder mitgebracht. Auf einer<br />
Bühne spielt Musik und alle warten<br />
auf den Beginn der Nazikundgebung.<br />
Azubi- und Studentenwohnungen:<br />
■ 2- und 3-Zimmer-Wohnungen<br />
■ Exklusiv für Azubis u. Studenten<br />
■ Feste Miete inkl. Betriebskosten<br />
■ Keine Kaution<br />
■ Auf Wunsch mit Herd und Spüle<br />
Um halb 12 setzt sich der Demonstrationszug<br />
in Bewegung. „Die Neonazis<br />
dürfen nicht marschieren, wir schon!“<br />
brüllt einer aus der Menge. Schadenfrohes<br />
Gelächter antwortet ihm. Auf dem<br />
Weg zum Rathaus wundern sich einige<br />
dann aber doch. Einer schnappt sich<br />
ein Megafon und fragt halb scherzhaft:<br />
„Leute, laufen wir nicht ein bisschen<br />
in die f<strong>als</strong>che Richtung?“ Mittlerweile<br />
ist es 10 vor 12. Macht aber nichts. Um<br />
13:15 Uhr nämlich steht eine Gruppe Jugendlicher<br />
am Bahnhof – und sucht. Ja,<br />
wo sind die Rechten abgeblieben? Von<br />
der Radstation der Deutschen Bahn hört<br />
man schließlich gedämpftes Gebrüll.<br />
„Kameraden“, schallt es doch ziemlich<br />
verhalten, „Wehrt euch!“ und immer<br />
wieder „Deutschland!“ Ah, Jungs,<br />
möchte man am liebsten spöttisch rufen,<br />
da seid ihr ja. Lauschiges Plätzchen<br />
für eine Kundgebung! Um 15 Uhr ist der<br />
Spuk dann auch vorbei. Mit einem Sicherheitsgeleit<br />
werden die Rechtsradikalen<br />
in einen Zug Richtung Peine verfrachtet<br />
– und um ein Haar hätte man<br />
gar nicht gemerkt, dass sie da waren. #<br />
Zieh in Deinen<br />
eigenen Film!<br />
Foto: Anna Wandschneider
Campus<br />
Höhenflug(-ente)<br />
Einige halten ihn für den größten Spinner, der jem<strong>als</strong> im deutschen Fernsehen zu sehen war, andere für einen<br />
genialen Bühnenkünstler. Doch was hält eigentlich Stefan Choné, der mit seiner Bauchrolle und Flugente bei RTLs<br />
Quotenhit „Das Supertalent“ für Amüsement und Empörung sorgte, von sich und seiner Bühnenshow?<br />
Von Maria Boger<br />
Ich treffe den 56-jährigen Stefan Choné<br />
im Garten einer sozialen Einrichtung<br />
in Braunschweig. Ihm gegenüber<br />
sitzt eine Frau im selben Alter.<br />
Zusammen trinken sie Kaffee und rauchen.<br />
Ihr Name ist Jutta. Sie begleitet<br />
ihn immer zu seinen Auftritten in ganz<br />
Deutschland. <strong>Diese</strong> Dame könnte seine<br />
Frau oder Freundin sein. Mehr wollte er,<br />
aber eigentlich eher sie, über ihre Bezie-<br />
hung nicht preisgeben. Er redet viel und<br />
wirr und es fällt mir schwer aus seinen<br />
Aussagen schlau zu werden. Während<br />
er erzählt, Jutta mich und ihn nett nickend<br />
anlächelt und ich ihm zu höre,<br />
setzen sich ab und zu andere Besucher<br />
der Einrichtung zu uns und beobachten<br />
neugierig das Gespräch.<br />
Der Grund weshalb Stefan Choné bei<br />
„Das Supertalent“ mit machte, war das<br />
6<br />
Geld. „Ich wollte die 100.000 Euro gewinnen<br />
und zusätzlich noch ein bisschen<br />
Werbung für mich machen. Ich<br />
dachte ich bin der einzige, der die<br />
100.000 Euro wirklich gewinnen wird.“<br />
Sein Geld verdient er momentan durch<br />
seine Auftritte „überall auf der ganzen<br />
Welt“. Wer ihn bucht, wollte er nicht<br />
verraten. Sein Programm ist keinesfalls<br />
08/15. „Die Bauchrolle ist ja kei-<br />
Fotos: Theo Janßen, Maria Boger
„Viele sehen nur, dass man sich zum Affen macht.<br />
Aber das ist doch auf der Bühne egal, ob man jetzt<br />
einen Präsidenten, einen Affen, einen Krebs oder<br />
einen Baum spielt. Hauptsache man ist auf der<br />
Bühne und mir haben viele Leute dabei zu geschaut.“<br />
ne Kunst. Jeder kann sie. Nur hatte keiner<br />
die Idee damit auf die Bühne zu<br />
gehen. Genau dasselbe mit der Flugente.“<br />
Ihm ist schon bewusst, dass er für<br />
RTL den Clown spielen sollte und sich<br />
mit seinem Auftritt vor einem Millionenpublikum<br />
blamiert hat. Aber Choné<br />
sieht auch die andere Seite der Medaille:<br />
„Viele sehen nur, dass man sich<br />
zum Affen macht. Aber das ist doch auf<br />
der Bühne egal, ob man jetzt einen Präsidenten,<br />
einen Affen, einen Krebs oder<br />
einen Baum spielt. Hauptsache man ist<br />
auf der Bühne und mir haben viele Leute<br />
dabei zu geschaut.“ Seine Bühnenshows<br />
sind seiner Meinung nach einfach<br />
nur „Quatsch“. Aber damit wurde<br />
er zu DEM Supertalent. Ganz egal, ob<br />
er ausgebuht wurde. „Leute mit Gitarren<br />
und richtigen Showeinlagen haben<br />
sie nach Hause geschickt und mich haben<br />
sie nochmal eingeladen. Das habe<br />
ich auch nicht verstanden, weil es eben<br />
so ein Quatsch ist, was ich da mache.<br />
Es ist ja nichts Ernstes, wie eine Oper<br />
oder so.“<br />
Musisch und künstlerisch „begabt“<br />
war der in Braunschweig geborene Choné<br />
schon immer. Als Achtjähriger sah er<br />
das erste Mal eine Ballettschule von innen<br />
und lernte im Grundschulalter sein<br />
erstes Musikinstrument zu spielen. Er<br />
lebte während seiner Kindheit „im Gegensatz<br />
zur Kleinstadt Braunschweig“<br />
in richtigen Metropolen, wie Frankfurt<br />
am Main und Hamburg. Nach der mittleren<br />
Reife absolvierte er eine Lehre <strong>als</strong><br />
Bauzeichner, merkte aber doch recht<br />
schnell, dass ihm eher etwas anderes<br />
lag. So begann er sich mehr und mehr<br />
„Ich dachte ich bin der einzige,<br />
der die 100.000 Euro<br />
wirklich gewinnen wird.“<br />
für Pädagogik und Musik zu interessieren:<br />
Er unterrichtete unter anderem an<br />
einer Waldorfschule und erlernte einige<br />
Musikinstrumente dazu. Auch eigene<br />
Shows mit verschiedenen Partnern,<br />
die jährliche Teilnahme beim durchgedreht24<br />
Festival und kleinere TV-Auftritte<br />
gehörten zu seinem Leben, bevor<br />
er mit seiner Bauchrolle „ganz Deutschland<br />
in den Bann zog“. „Also mit dieser<br />
negativen Reaktion des Publikums habe<br />
ich nicht gerechnet. Man denkt man ist<br />
im Fernsehen und hat gewonnen.“ Bis<br />
zu Letzt hat Choné Internetanschlüsse<br />
verkauft.<br />
Seit seinem Auftritt bei „Das Supertalent“<br />
hat Chonés Leben sich verändert.<br />
„Ich kann jetzt von mir sagen, dass ich<br />
Profi bin. Also so ein Musik- und Unterhaltungsprofi.<br />
Jetzt muss ich nicht<br />
mehr im Baumarkt stehen und Internetanschlüsse<br />
verkaufen.“ Kurz nach<br />
seinem TV-Auftritt wird er täglich von<br />
Schülern angerufen und terrorisiert.<br />
„Von morgens bis abends bimmelt das<br />
Telefon. Schon morgens um sieben Uhr<br />
7<br />
rufen die an. Und schreien ‚Flugente,<br />
Flugente, Flugente‘. Naja, auf meiner<br />
Homepage ist auch meine Telefonnummer<br />
vermerkt und ich stehe auch normal<br />
im Telefonbuch. Hätte ich eine kostenpflichtige<br />
Nummer wäre ich schon<br />
reich!“ Auf der Straße wird er häufiger<br />
<strong>als</strong> vorher erkannt. Denn schließlich<br />
war Videocharly, sein eigentlicher<br />
Künstlername, schon lange vorher in<br />
Braunschweig bekannt. „Ich ziehe jetzt<br />
immer zum Einkaufen eine Maske drüber,<br />
damit mich keiner erkennt. Eine<br />
Dieter-Bohlen-Maske.“ Heute hat er immer<br />
ein paar Autogrammkarten dabei,<br />
die er auf Wunsch auch mit einer persönlichen<br />
Widmung signiert. Die Kosten<br />
für den Druck von Autogrammkarten<br />
und Plakaten übernimmt er selbst.<br />
Pläne für die Zukunft hat er auch, aber<br />
die kann er natürlich noch nicht verraten.<br />
Beim nächsten „Das Supertalent“<br />
ist er auch dabei. Und was wird die Nation<br />
zu sehen bekommen?<br />
„Ich wäre ja blöd, wenn ich jetzt<br />
schon allen sagen würde, was ich vorhabe.<br />
Mir fällt jeden Tag etwas Neues<br />
ein. Definitiv soll aber mein Bauch noch<br />
mehr hervorgehoben werden. Aber was<br />
später genau auf der Bühne zu sehen<br />
ist, bleibt erst mal mein Geheimnis.“<br />
Dann schiebt er eine Autogrammkarte<br />
über den Tisch und sagt: „Ausnahmsweise<br />
gibt es die heute umsonst.“ #<br />
freizügig wie der tV-auftritt: chonés<br />
autogrammkarte
Campus<br />
Die Zukunft der<br />
Studentenwohnheime<br />
Dem Studentenwerk fehlen die Mittel, um die Kosten für die Sanierungsmaßnahmen der Studentenwohnheime in<br />
den kommenden Jahren zu decken.<br />
Von Sina Liers<br />
Bei der Finanzierung der Wohnheime<br />
ging das Studentenwerk<br />
davon aus, dass das Land später<br />
die Sanierungskosten in Höhe seiner<br />
Zuschüsse übernimmt. „Das war dam<strong>als</strong><br />
so gängige Praxis“, erklärt Sönke<br />
Nimz, Geschäftsführer des Studentenwerks<br />
OstNiedersachsen. Rückstellungen<br />
seien deshalb nur für den Anteil<br />
des Studentenwerks vorgenommen<br />
und die Mieten entsprechend niedrig<br />
kalkuliert worden. Doch 2003 wurde<br />
der Sondertopf „Sanierung“ seitens des<br />
Grün und abgeschieden:<br />
das Wohnheim an der Schunter<br />
Landes gestrichen.<br />
Die Folge: Eine Unterdeckung<br />
des Finanzbedarfs<br />
beim<br />
Studentenwerk.<br />
Um die Wohnheime<br />
dennoch zu erhalten,<br />
nahm das<br />
Studentenwerk in<br />
den vergangenen<br />
Jahren Darlehen in<br />
Höhe von rund 37<br />
Millionen Euro auf.<br />
„Wir versuchen die<br />
Mieten weiterhin<br />
so gering wie möglich<br />
zu halten. Dennoch<br />
mussten wir<br />
2009 eine Mieterhöhungvornehmen,<br />
im vergangenen<br />
Jahr die Preise<br />
für die Mensaessen<br />
anpassen und zukünftig<br />
den Studentenwerksbeitrag<br />
aufstocken“, so Nimz. „Nur so ist<br />
es möglich, dass die Kosten nicht auf<br />
einzelnen Studierenden abgewälzt werden,<br />
sondern auf alle gemeinsam. Wir<br />
halten das für die fairste Lösung.“<br />
Eine weitere Maßnahme für die Erhaltung<br />
etwa des großen Studentenwohnheims<br />
„Affenfelsen“ besteht<br />
darin, andere Wohnheime, deren Sanierung<br />
betriebswirtschaftlich nicht<br />
sinnvoll ist, zu verkaufen. Nimz dazu:<br />
„Das Wohnheim Zimmerstraße mit 31<br />
Plätzen haben wir bereits veräußert sowie<br />
ein Wohnheim in Wolfenbüttel.<br />
8<br />
Viel Beton: der „affenfelsen“ am regenring<br />
Mindestens ein weiteres wird noch folgen.<br />
Der Erlös fließt dann in die Sanierung<br />
anderer Anlagen.“ Zukünftig wird<br />
eine weitere Option sein, Wohnheime<br />
anzumieten. „Mit Sicht auf die Jahre<br />
nach 2018 werden die Studierendenzahlen<br />
vermutlich nachlassen. Dann ist<br />
es leichter, sich von den angemieteten<br />
Objekten wieder zu trennen. Bis dahin<br />
sollten unsere Kapazitäten den kommenden<br />
Studierenden standhalten – ansonsten<br />
gibt es auch außerhalb des Studentenwerks<br />
noch genug Wohnraum in<br />
Braunschweig.“ #<br />
Fotos: Sina Liers
Campus<br />
„Der Antrag<br />
ist ein Skandal“<br />
finn franzen Von der BraunSchWeiGer<br />
BurSchenSchaft alemannia iSt VorSitzender der<br />
arBeitSGemeinSchaft marBurG<br />
Von Holger Isermann<br />
Gibt es bei der Alemannia Mitglieder, die<br />
den geforderten „Ariernachweis“ nicht bestehen<br />
würden?<br />
Natürlich. Wir haben aktuell einen Studierenden<br />
aus Polen und einen Rußlanddeutschen,<br />
ein früheres Mitglied hatte eine Mutter aus<br />
Singapur. Der Antrag ist ein Skandal. Wer bei<br />
uns aktiv werden möchte, ist herzlich willkommen.<br />
Wieso sollten wir jemandem die Türen<br />
verschließen.<br />
Gegenfrage: Wieso wird in Ihrem Dachverband<br />
ein derart menschenverachtender Antrag<br />
eingereicht?<br />
Der Burschentag ist eine demokratische Einrichtung<br />
und jedes Mitglied darf Anträge einreichen.<br />
Die Raczeks aus Bonn haben den Antrag<br />
gestellt und das schlechte Licht fällt jetzt<br />
auf alle. Damit haben wir Jahre zu kämpfen.<br />
Dass man Sie rechtsaußen einordnet ist<br />
doch logisch, solange es zum Beispiel personelle<br />
Überschneidungen zwischen Burschenschaften<br />
und der NPD gibt...<br />
…in unserer Satzung ist festgelegt, dass wir<br />
keine Leute mit extremen Ansichten aufnehmen,<br />
<strong>als</strong>o weder links- noch rechtsradikal.<br />
Aber natürlich ist das nicht bei allen Burschenschaften<br />
so. Schauen Sie, die Raczeks<br />
haben jetzt diesen Antrag eingereicht. Was<br />
glauben Sie, welche Studierenden denen zum<br />
Semesterstart in die Arme laufen…<br />
Warum treten Sie dann nicht aus dem<br />
Dachverband aus?<br />
Weil wir den extrem rechten Burschenschaften<br />
nicht das Feld überlassen wollen. Genau<br />
das ist ja deren Ziel. Noch sind wir genug liberale<br />
Bünde, um einen <strong>komplett</strong>en Rechtsruck<br />
zu verhindern, was ja auch das Abstimmungs-<br />
ergebnis zeigt. Wir stehen für ein freiheitliches<br />
Gedankengut. Die mit uns befreundeten<br />
Kölner Alemannen haben zum Beispiel jüngst<br />
bei der Hochzeit eines alten Herren chargiert,<br />
der einen Mann geheiratet hat.<br />
Was ist mit Ihren „Brüdern“ von der Braunschweiger<br />
Thuringia? Die haben 2004 mit<br />
einem Aushang zur EU-Osterweiterung für<br />
allgemeines Kopfschütteln gesorgt – Wortlaut:<br />
„Wir begrüßen Schlesien, Westpreußen,<br />
Pommern, Süd-Ostpreußen und das<br />
Sudetenland in der EU...“<br />
Ich kann mich dazu nicht konkret äußern, da<br />
ich dam<strong>als</strong> nicht dabei war. Aber auch solche<br />
Aussagen hängen oft an Einzelpersonen, die<br />
vielleicht auch intern dafür bestraft wurden.<br />
Es passiert sogar, dass Verbindungen kurzzeitig<br />
von alten Herren aufgelöst werden, weil<br />
deren Handeln politisch nicht mehr vertretbar<br />
ist.<br />
Ist das bei Ihnen schon einmal<br />
vorgekommen?<br />
Im Jahr 2009 ist eines unserer Mitglieder aufgrund<br />
von wiederholten rechtsextremen Aussagen<br />
erst verwarnt und dann aufgefordert<br />
worden die Alemannia zu verlassen.<br />
Können Sie das konkretisieren?<br />
Nein.<br />
Gibt es einen Maulkorb auch in die andere<br />
Richtung? Was ist denn, wenn sich ein Mitglied<br />
hinterher <strong>als</strong> Grüner entpuppt?<br />
Wir haben durchaus Wähler der Grünen und<br />
der SPD in unseren Reihen. Selbst die Piratenpartei<br />
wäre kein Problem. Mitglieder der NPD<br />
oder der Linken hätten bei uns dagegen keine<br />
Chance. #<br />
9<br />
Foto: Holger Isermann<br />
Auf dem diesjährigen Burschentag<br />
der Deutschen Burschenschaft<br />
(DB) in Eisenach (16. bis 19. Juni)<br />
hat die Alte Breslauer Burschenschaft<br />
der Raczeks zu Bonn die<br />
Einführung eines „Ariernachweises“<br />
gefordert und damit für einen<br />
medialen Aufschrei gesorgt.<br />
Die Deutsche Burschenschaft ist<br />
der Dachverband von rund 120<br />
Bünden, deren politisches Spektrum<br />
von liberal bis rechtsradikal<br />
reicht. In den letzten Jahren ist<br />
der Verband aufgrund von Austritten<br />
liberaler Verbindungen immer<br />
weiter nach rechts gerutscht. Laut<br />
Antrag der Raczeks sollten Mitglieder<br />
künftig auch anhand von<br />
„Gesichts- und Körpermorphologie“<br />
eindeutig dem deutschen<br />
Volk zuzuordnen sein. Der Antrag<br />
wurde laut DB-Pressereferent Michael<br />
Schmidt „nach einer langen<br />
und emotionalen Diskussion“<br />
mehrheitlich zurückgenommen.<br />
Auch die Braunschweiger Alemannia<br />
ist Mitglied der Deutschen<br />
Burschenschaft und war in Eisenach<br />
dabei.
Es gibt viele Möglichkeiten seinen Geldbeutel aufzupolieren. Leider sind die gängigen Verdienstmöglichkeiten nur<br />
selten spaßig und lukrativ. studi38 wollte wissen, ob es auch anders geht und hat für euch einen ganz speziellen<br />
Nebenjob getestet.<br />
von Nico Bensch & Franziska Ziemann<br />
Es ist Sommer. Der Geruch giftiger<br />
Grillanzünder liegt in der<br />
Luft. Fast täglich trifft man sich<br />
im Park, im Freibad oder am See, um<br />
in vertrauter Runde Salate herumzureichen<br />
und Bierchen zu zischen. Einfach<br />
wunderbar diese Jahreszeit. Gäbe es da<br />
nicht einen Haken. So ein Sommer liegt<br />
schwer auf der Tasche und stellt den Ot-<br />
Campus<br />
Das Geld liegt<br />
auf der Straße<br />
tonorm<strong>als</strong>tudenten vor eine schier unlösbare<br />
Aufgabe. Dabei muss es doch<br />
einen bequemen Weg geben sich die<br />
Grillabende zusammenzusparen.<br />
Als ich mir wiedermal bei einem selbigen<br />
darüber den Kopf zerbreche,<br />
kommt ein Mann mit zwei klirrenden<br />
Einkaufstüten vorbei. Er fragt, ob wir<br />
leere Flaschen für ihn hätten. Klar. Da<br />
10<br />
fällt es mir wie Schuppen von den Augen.<br />
Flaschensammeln. Das ist es. Immer<br />
wieder kursieren Gerüchte darüber,<br />
dass sich einige Sammler eine<br />
goldene Nase verdienen. Ich beobachte<br />
mein neues Vorbild noch ein wenig.<br />
Die Leute, die er fragt, scheinen sogar<br />
froh zu sein, dass er ihnen das schwere<br />
Leergut abnimmt. Ich bin zu einem
Selbstversuch bereit: Morgen gehe ich<br />
Flaschensammeln.<br />
Gesagt, getan. Mit vier Plastiktüten<br />
bewaffnet mache ich mich zusammen<br />
mit einer Freundin auf den Weg in den<br />
Park. Wir sind uneinig darüber, wer die<br />
ersten Grillfans ansprechen soll. Wir<br />
schämen uns schon jetzt und verspüren<br />
Aufregung. <strong>Diese</strong>r folgt schnell Ernüchterung.<br />
Keine Menschenseele ist<br />
im Park.<br />
Enttäuscht starren wir die grauen<br />
Wolken an, doch wir lassen uns nicht<br />
entmutigen. Hier liegen bestimmt etliche<br />
Euro herum. Mit geschärften Sinnen<br />
streifen wir durch das Gebüsch.<br />
Und siehe da: nach nur wenigen Metern<br />
taucht die erste Bierflasche auf.<br />
Acht Cent. Naja. Es fängt an zu regnen.<br />
Im nassen Grün nach Flaschen zu suchen<br />
scheint uns dann keine gute Idee<br />
mehr zu sein. Bleibt wohl oder übel nur<br />
noch der geschulte Blick in die Mülleimer.<br />
An der ersten Bushaltestelle landen<br />
wir einen Volltreffer. Sechs kleine<br />
PET-Flaschen – macht 1,50 Euro! Der<br />
Mülleimer ist Hollywoodreif: Schim-<br />
Campus<br />
melndes Obst, Fliegen und diese superpraktischen<br />
Hundekotbeutel liegen<br />
um die begehrten Flaschen herum.<br />
An Handschuhe haben wir natürlich<br />
nicht gedacht, aber Flaschensammlerherz<br />
kennt kein Schmerz. Nase zu und<br />
durch! Schwupps: 1,58 Euro sind unser.<br />
Einmal den Ekel überwunden macht<br />
uns nur noch die Scham zu schaffen.<br />
Vor 15 wartenden Leuten an einer Bushaltestelle<br />
in einen Mülleimer zu greifen<br />
ist wahrlich nicht angenehm. Doch<br />
das Gefühl legt sich schließlich.<br />
Peu à peu füllen sich die Tüten. Als<br />
ich an der nächsten Ecke weit über den<br />
Mülleimer gebeugt versuche zu erkennen,<br />
ob die weit unten liegende Dose<br />
Geld bringt oder nicht, tippt mir jemand<br />
auf die Schulter. „Hast du etwas verloren“,<br />
fragt Steffi grinsend. Die Kunststudentin<br />
scheint uns nicht wirklich ernst<br />
zu nehmen. „Ihr seht halt beide nicht<br />
aus wie jemand, der das nötig hat. Eher<br />
so <strong>als</strong> würdet ihr euch einen Spaß draus<br />
machen.“ Sehen wir wirklich glücklich<br />
aus mit dem ganzen Dreck an den Händen?<br />
Wir erzählen ihr von unserer re-<br />
11<br />
volutionären Idee Flaschensammeln <strong>als</strong><br />
Nebenjob auszuüben. Sie hält von der<br />
Idee nicht viel: „Mal eine leere Flasche<br />
im Bus mitnehmen ist ja ok, aber <strong>als</strong><br />
Job!?“<br />
Etwas später geben wir gespannt die<br />
Flaschen in einen Pfandautomaten. 7,37<br />
Euro. Bei fünf Stunden Arbeitszeit kommen<br />
wir auf einen bescheidenen Stundenlohn.<br />
Vom Gehalt kaufen wir uns<br />
jeder ein Brötchen und eine Cola. Das<br />
Geld ist weg. Als Nebenjob hat das Flaschensammeln<br />
heute versagt.<br />
Wir beschließen es morgen noch einmal<br />
zu versuchen und mehr <strong>als</strong> mickrige<br />
sieben Euro zusammenzusammeln.<br />
Um 13 Uhr am nächsten Tag schnappen<br />
wir uns erneut unsere Tüten. Das<br />
Telefon klingelt. Grillen? Im Park? Klar,<br />
wir sind dabei. Kurz darauf liegen wir<br />
in der Sonne und reichen unserem ehemaligen<br />
Vorbild unsere leeren Flaschen.<br />
Das Sammeln überlassen wir dann<br />
doch lieber den Profis. Stattdessen warten<br />
wir auf die nächste freie Hiwi-Stelle.<br />
Aber wer will bei dem Wetter schon<br />
arbeiten … #<br />
Fotos: Franziska Ziemann
Traumhaft!<br />
patric Günther Studierte Vier monate auf haWaii – mit Stipendium<br />
von Jonas Hartwig<br />
15. Januar 2011, 4 Uhr Morgens.<br />
Während draußen der tiefste Winter<br />
regiert, wartet Patric Günther<br />
am Terminal des Flughafens Hannover<br />
mit einer Mischung aus Vorfreude<br />
und Ungewissheit auf den Aufruf seines<br />
Fluges. In ungefähr 24 Stunden wird er<br />
sich ziemlich genau am anderen Ende<br />
der Welt befinden. Das Ziel: Honolulu,<br />
Hawaii. Zu verdanken hatte der Student<br />
des Bioingenieurwesens an der TU<br />
Braunschweig diese einmalige Gelegenheit<br />
seinem Talent mit der kleinen gelben<br />
Filzkugel. „Ein Bekannter, der <strong>als</strong><br />
Tennistrainer an der Hawaii Pacific University<br />
in Honolulu arbeitet, hat mich<br />
gefragt, ob ich nicht mit einem Stipendium<br />
für die Uni spielen möchte“,<br />
so der 25-Jährige. Nachdem abgeklärt<br />
war, dass er an der genannten Universität<br />
einige passende Kurse belegen könne,<br />
stand dem Abenteuer Hawaii nichts<br />
mehr im Weg.<br />
Kaum angekommen erwartete Patric<br />
allerdings eine unangenehme Überraschung.<br />
„Nach über 20 Stunden im<br />
Flugzeug wollte ich mich einfach erstmal<br />
nur ins Bett legen, mein Zimmer<br />
war allerdings <strong>komplett</strong> leer.“ Eine<br />
Tatsache, mit der er sich aufgrund der<br />
überwältigenden ersten Eindrücke allerdings<br />
schnell arrangieren konnte.<br />
„Die atemberaubende Landschaft, Tennis<br />
spielen unter Palmen, das Meer direkt<br />
vor der Haustür und jeden Tag<br />
Sonne satt – es ist wie in einer anderen<br />
Welt“, schwärmt der Braunschweiger.<br />
Wer jetzt allerdings denkt, dass der Tagesablauf<br />
sich auf sonnen, surfen und<br />
feiern beschränkt hat, soll eines besseren<br />
belehrt werden. „Unter der Woche<br />
hatte ich leider kaum Zeit für Freizeitaktivitäten.<br />
Morgens um 7 Uhr hatten<br />
wir das erste Mal Training, danach ging<br />
es gleich in die Uni. Nach einem kurzen<br />
Mittagessen folgten nachmittags meistens<br />
noch eine zweite Trainingseinheit<br />
Vier monate auf hawaii: patric Günther<br />
12<br />
oder weitere Vorlesungen.“ Jede freie<br />
Minute wurde dann allerdings dazu genutzt<br />
die Insel zu erkunden, Surf-Contests<br />
zu bestaunen oder selber sein Können<br />
auf dem Brett zu verbessern.<br />
Das Studieren ist übrigens kaum mit<br />
dem in Deutschland zu vergleichen.<br />
„Die Kurse sind kleiner, alles ist ziemlich<br />
schulisch aufgebaut, die Atmosphäre<br />
ist irgendwie persönlicher“, stellt<br />
der angehende Ingenieur fest. Auch<br />
das Klopfen von Paradiesvögeln an die<br />
Fensterscheiben wird man hierzulande<br />
ebenso selten erleben, wie einen so genannten<br />
Lock-Down. „Unsere Dozentin<br />
hat nach einem Anruf plötzlich alle Türen<br />
und Fenster verriegelt, Sekunden<br />
später stand ein S.W.A.T.-Team mit Shotguns<br />
in unserem Seminarraum. Angeblich<br />
hatte in der Nähe der Uni ein bewaffneter<br />
Raubüberfall stattgefunden.“<br />
Trotz, oder gerade wegen solcher Erfahrungen<br />
bereut er seinen Südseeaufenthalt<br />
nicht.<br />
„Ich habe mich persönlich weiterentwickelt,<br />
viele neue Freunde kennengelernt<br />
und sportlich einiges dazugelernt.<br />
Und das alles an einem der wohl schönsten<br />
Orte der Welt.“ #<br />
Fotos: Privat
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Campus<br />
“Drive for show<br />
and putt for dough”<br />
Disc Golf erfreut sich immer größerer Beliebtheit in Deutschland. Auch Braunschweig und Umgebung locken mit<br />
mehreren Parcours. studi38 hat den Trendsport aus den USA für euch getestet.<br />
Von Nico Bensch<br />
Gleich ein Dackeltöter zu Beginn“,<br />
wird hinter mir gelacht.<br />
Nach kurzem Anlauf habe ich<br />
meinen Frisbee gerade mal zehn Meter<br />
vor mir flach ins Gebüsch geworfen.<br />
Einen Dackel habe ich dabei allerdings<br />
nicht erwischt. Trotzdem: Das hatte ich<br />
mir irgendwie leichter vorgestellt.<br />
Ich spiele heute zum ersten Mal Frisbeegolf.<br />
Oder auch Disc Golf. Meine<br />
persönliche Lieblingsbezeichnung ist<br />
Frolf. Wie man es auch nennen mag –<br />
ich stand schon zu Hause vor dem ersten<br />
Problem. Was ziehe ich an? Ein Poloshirt,<br />
eine spießige Golfhose und<br />
schicke Schuhe mit Spikes? Oder gehe<br />
ich wie zum Frisbeespielen im Grünen<br />
in kurzer Hose und T-<br />
Shirt los? Ich entschied<br />
mich<br />
für die gol-<br />
dene Mitte. In Jeans und Pulli machte<br />
ich mich auf den Weg in den Westpark.<br />
Dort befindet sich seit<br />
April 2010 die einzige<br />
festinstallierte Disc<br />
Golf-Anlage in Braunschweig<br />
– für alle frei<br />
zugänglich.<br />
Und hier krieche<br />
ich kurze Zeit später<br />
durchs Gebüsch und<br />
suche meine Scheibe.<br />
Spätestens jetzt<br />
bin ich froh, dass ich<br />
mich für eine lange<br />
Hose entschieden<br />
habe. Ich finde den<br />
Frisbee und darf noch<br />
einmal werfen. „Anfänger<br />
sollten erst einmal<br />
mit Putt - und Approach-Scheiben<br />
beginnen“, sagt mir Frank Brügmann<br />
14<br />
grinsend und nimmt mir den sogenannten<br />
Driver aus der Hand.<br />
Frank muss es wissen.<br />
Er ist seit 20 Jahren<br />
aktiv und so etwas<br />
wie der Kopf der<br />
Braunschweiger Discgolfer.<br />
Der Driver ist<br />
die Scheibe für weite<br />
Distanzen. Er ist<br />
schwieriger zu werfen<br />
<strong>als</strong> die Approach-<br />
und die Putt-Scheibe,<br />
die man für mittellange<br />
Wege oder zum<br />
„Einlochen“ benutzt,<br />
erklärt mir Frank weiter.<br />
Drei Scheiben, ein<br />
Ziel. Die Regeln sind<br />
schnell erklärt: Von<br />
einem Abwurfpunkt aus wird versucht<br />
mit möglichst wenigen Würfen ein be-
stimmtes Ziel zu<br />
treffen. Golf mit<br />
Frisbee-Scheiben<br />
eben. Das Ziel ist<br />
aber kein Loch im<br />
Boden, sondern<br />
ein metallener<br />
Korb, der an einen<br />
etwas zu kurz<br />
geratenen Basketballkorb<br />
erinnert.<br />
Bisher fühle ich<br />
mich weder wie<br />
Dirk Nowitzki<br />
noch wie Martin<br />
Kaymer. Meine<br />
ersten Würfe sind<br />
recht bescheiden. Doch nach mehreren<br />
Versuchen landet meine Scheibe zum<br />
ersten Mal im Ziel – es geht doch! „Das<br />
ist das Schöne am Disc Golf! Man kann<br />
mit relativ wenig Erfahrung schnell Erfolge<br />
erzielen.“ René klopft mir auf die<br />
Schulter. Der 38-Jährige ist vom Ultimate<br />
Frisbee zum Disc Golf gewechselt.<br />
„Das macht einfach noch mehr Spaß.“<br />
Die bunt gemischte Truppe kann einen<br />
wirklich begeistern. Jeder nur halbwegs<br />
gelungene Wurf wird gelobt. Jeder<br />
gibt mir Tipps, um meine nicht vorhandene<br />
Wurftechnik auszufeilen.<br />
Mit Erfolg. Nach vier Bahnen<br />
läuft es allmählich<br />
runder.<br />
Campus<br />
Schnell hat mich der Ehrgeiz gepackt,<br />
ich traue mir mehr zu. Prompt landet<br />
die Scheibe wieder weit abseits im hohen<br />
Gras. Ich ärgere mich lautstark<br />
und werde von Spaziergängern schief<br />
von der Seite angeguckt. Sie wundern<br />
sich weniger über mich <strong>als</strong> über den<br />
fremdartigen Sport. Genauso kam Alexander<br />
zum Disc Golf. „Vor einem Jahr<br />
ging ich mit meiner Freundin hier im<br />
Park spazieren und hab mich über die<br />
Körbe gewundert“, erzählt er, während<br />
ich das hohe Gras nach meiner Scheibe<br />
durchforste. Die Spielerzahlen sind<br />
stetig gestiegen. „Gerade hier in der Gegend<br />
haben wir eine wahre Explosion<br />
erlebt“, so Frank. In den letzten beiden<br />
Jahren entstanden in Wolfenbüttel,<br />
Braunschweig, Schöningen und am<br />
Tankumsee neue<br />
fest installierte<br />
Parcours.<br />
Weitere sind<br />
in Hannover,<br />
Peine, Salzgitter,<br />
Schladen<br />
und Wolfs-<br />
15<br />
burg in Vorbereitung. Berlin hat nicht<br />
mal einen...<br />
Wer weiß, vielleicht ist Disc Golf eines<br />
Tages hierzulande genauso groß<br />
wie im Geburtsland USA. Einmal dort<br />
die Scheibe zu werfen ist ein Traum vieler<br />
Spieler. Auch von Simon Lizotte. Das<br />
Bremer Supertalent ist derzeit die Nummer<br />
eins in Deutschland und die Nummer<br />
13 der Welt. Eine stolze Leistung<br />
für den erst 18-Jährigen, der gerade<br />
dringend Sponsoren sucht. „Die Preisgelder<br />
um 300 Euro in Deutschland sind<br />
gutes Taschengeld – mehr leider noch<br />
nicht.“ Zum Vergleich: In den USA winken<br />
einem Turniersieger bis zu 15.000<br />
US-Dollar. Erst ist aber das Abitur wichtiger.<br />
Doch nach der Schule trainiert Simon<br />
so oft wie möglich. Vor allem das<br />
Putten: „Viele verstehen nicht, dass Putten<br />
das mit Abstand Wichtigste beim<br />
Disc Golf ist“, betont Simon. „Wie man<br />
so schön sagt: ‘drive for show and putt<br />
for dough’.”<br />
Profi werde ich nicht – so viel ist sicher.<br />
Nach den 18 Bahnen sind komischerweise<br />
nicht meine Arme, sondern<br />
meine Beine erschöpft. „Kein Wunder“,<br />
sagt Alexander. „Man läuft etwa 4 000<br />
Meter, wenn man alle Bahnen spielt.“ #<br />
Infos<br />
zum Disc Golf in Braunschweig<br />
und Umgebung unter<br />
www.discgolf-bs.de.<br />
Fotos: Franziska Ziemann
flaShmoBS Sind ein zunehmendeS phänomen und eiGentlich Spontan<br />
Von Lisa Simon<br />
Campus<br />
Wenn der Bahnhof<br />
zur Tanzfläche wird…<br />
Der Komponist Andreas Nero<br />
Nick soll einmal gesagt haben<br />
„Würden wir mehr tanzen,<br />
die Welt wäre eine andere“. Am Samstag,<br />
den 7. Mai war die Welt eine andere.<br />
Um Punkt 12 Uhr fingen auf 30<br />
deutschen Bahnhöfen einige tausend<br />
Tänzer an ihr Bein zu schwingen und<br />
schufen erstmalig einen bundesweiten<br />
„Tanz-Flashmob“.<br />
„Der Tanz an sich hat<br />
super viel Spaß gemacht<br />
und es kam auch gute Stimmung<br />
auf. Doch insgesamt<br />
hätte alles etwas spontaner<br />
ablaufen können.“<br />
Maike Jacobs<br />
Noch vor zehn Jahren hätte wohl niemand<br />
etwas mit dem Begriff „Flashmob“<br />
anfangen können – heute gehört<br />
diese Art der Versammlung schon<br />
fast zum alltäglichen Leben, auch in<br />
Braunschweig.<br />
Der ein oder andere erinnert sich<br />
vielleicht noch an die spektakuläre Vorgeschichte,<br />
<strong>als</strong> im Jahr 2009 zu einem<br />
Picknick-Flashmob auf dem Schlossplatz<br />
aufgerufen wurde. Aus Sorge vor<br />
Müll- und Alkoholexzessen berief sich<br />
die Stadt auf die sogenannte Sondernutzungssatzung<br />
und stellte ein Verbot<br />
aus. Doch die Versammlungsfreiheit<br />
wiegt mehr <strong>als</strong> die Satzung. Das erkannte<br />
auch Organisator Dirk Schadt und<br />
beantragte eine Demonstration gegen<br />
das Flashmob-Verbot. Er bekam Recht.<br />
Mit Decken und Picknickkörben wurde<br />
schließlich gegen das Verbot demonstriert<br />
und wie von Geisterhand löste sich<br />
die fröhliche Versammlung wieder auf.<br />
Ganz so blitzartig ging es am 7. Mai<br />
im Braunschweiger Hauptbahnhof allerdings<br />
nicht zu. Auffällig viele Menschen<br />
postierten sich schon kurz vor<br />
12 kreisförmig in der Eingangshalle. Einige<br />
kletterten auf Leitern und Kofferwagen.<br />
Auch boten riesengroße Aufsteller<br />
einer Tanzschule keinen üblichen<br />
16<br />
Anblick und erinnerten eher an eine<br />
Werbeveranstaltung.<br />
Wer bis dahin <strong>als</strong>o noch keinen Verdacht<br />
hegte, wurde dann um 12 Uhr<br />
mittags von 180 Tänzern und Tänzerinnen<br />
überrascht. Mit strahlenden Gesichtern<br />
boten sie eine mitreißende Darbietung<br />
zu Liedern wie „Stayin‘ alive“ und<br />
„Twist again“, bei denen auch der ein<br />
oder andere Großvater begann mit den<br />
Hüften zu wackeln. #<br />
Foto: Lisa Simon
Campus<br />
Wiedersehen und Abschied im Kinosessel<br />
Noch im Zweiten Weltkrieg waren<br />
Blockbuster gefürchtet. Sie bezeichneten<br />
riesige Fliegerbomben,<br />
die ganze Häuserblöcke zerstören<br />
konnten. Erst später verwendete man<br />
den Begriff für sehr erfolgreiche Filme,<br />
die zu langen Schlangen an den Kinokassen<br />
führten. Der erfolgreichste Film<br />
im deutschen Kino ist mit rund 27 Millionen<br />
Zuschauern übrigens immer noch<br />
das Dschungelbuch. Auch in diesem<br />
Sommer lockt Hollywood mit der Anziehungskraft<br />
des Außergewöhnlichen: Roboter,<br />
Cowboys, Piraten und sprechende<br />
Affen. Es gibt ein Wiedersehen mit<br />
alten Bekannten und den Abschied von<br />
einem Zauberlehrling. Marvel schickt<br />
neben den „X-MEN“ noch zwei weitere<br />
Kämpfer aufs Parkett: Ryan Reynolds<br />
EIN UNGLAUBLICHER MIX …<br />
GANZ GROSSES KINO<br />
Im Kinosommer schlagen sich Roboter, Cowboys, Piraten, Superhelden<br />
und intelligente Affen auf der Leinwand. Es gibt viel Action und den<br />
Abschied von einem Zauberlehrling. Ein Superheld jagt den Nächsten<br />
in mehr <strong>als</strong> 1 Dimension im C1 CINEMA.<br />
23.06 BAD TEACHER<br />
29.06. TRANSFORMERS 3 in 3D<br />
07.07. LARRY CROWNE<br />
14.07. HARRY POTTER 7.2<br />
21.07. BRAUTALARM<br />
28.07. GREEN LANTERN 3D/ CARS 2 in 3D<br />
04.08. DIE SCHLÜMPFE 3D/ SUPER 8<br />
11.08. PLANET DER AFFEN: PREVOLUTION/<br />
RESTURLAUB<br />
18.08. CAPTAIN AMERICA 3D<br />
25.08. COWBOYS & ALIENS<br />
Kartenreservierung: 01805/012660 · www.c1-cinema.de<br />
facebook: www.facebook.de/c1cinema<br />
in der Rolle des fliegenden Testpiloten<br />
Hal Jordan und Chris Evans <strong>als</strong> "Captain<br />
America". Michael Bays Autobots kämpfen<br />
diesmal in 3D und die erfolgreiche<br />
Geschichte um Zauberlehrling "Harry<br />
Potter" ist mit dem achten Teil zu Ende<br />
Ganz Grosses Kino<br />
Verlosung<br />
studi38 und das C1 verlosen 50 mal 2 Karten für<br />
die Blockbuster des diesjährigen Kinosommers.<br />
Schickt einfach eine Email mit Namen und Adresse<br />
an studi38@bzv.de und beantwortet folgende<br />
Frage: Wen hat Harry Potter <strong>als</strong> erstes geküsst? Die<br />
schnellsten 50 richtigen Einsendungen erhalten<br />
jeweils zwei Karten per Post.<br />
erzählt. Alternativen zum klassischen<br />
Popcornkino könnten "Bad Teacher"<br />
mit Cameron Diaz und J.J. Abrams‘ "Super<br />
8" sein. Und das Beste: mit ein bisschen<br />
Glück gibt es den Kinoabend diesmal<br />
sogar umsonst. #<br />
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Campus<br />
„Es knallten haushohe<br />
Kopfbälle von Dauerwelle<br />
zu Dauerwelle“<br />
Vom 26.06. bis 17.07.2011 findet in Deutschland die sechste FIFA-Frauen-Weltmeisterschaft statt. Ein zweites<br />
Sommermärchen im eigenen Land. Doch der Weg zur Anerkennung des Frauenfußballs war steinig. studi38<br />
zeichnet ihn nach.<br />
Von Sandra Fischer<br />
Die Anfänge des Frauenfußballs<br />
im frühen 20. Jahrhundert waren<br />
hierzulande bescheiden.<br />
Zwar gründete Charlotte Specht 1930<br />
in Frankfurt den ersten Verein. Aufgrund<br />
von mangelndem weiblichen Interesse<br />
und männlichen Protesten löste<br />
sich dieser ein Jahr später aber schon<br />
wieder auf. Während des NS-Regimes<br />
sollten Frauen dann vor allem Hausfrau<br />
und Mutter sein, woran sich auch<br />
in den ersten Jahren der Nachkriegszeit<br />
nichts änderte.<br />
Die Wende kam 1954. Denn das<br />
„Wunder von Bern“ förderte nicht nur<br />
die männliche Begeisterung für den<br />
Fußball. Auch Frauen äußerten nun vermehrt<br />
den Wunsch, selbst zu kicken.<br />
18<br />
Besonders im Ruhrgebiet wurden daraufhin<br />
viele Frauenfußballvereine gegründet.<br />
Deren Spiele entwickelten sich<br />
mit bis zu 10.000 Zuschauern zu wahren<br />
Publikumsmagneten. Um der unkontrollierten<br />
Entwicklung entgegen<br />
zu wirken, entschied sich der DFB am<br />
30. Juli 1955 für die Ächtung des Frauenfußballs<br />
und verbot ihn bundesweit
Campus<br />
Wolfsburg – Einer von neun Austragungsorten<br />
VolKSWaGen-arena Wm-name: arena im allerparK WolfSBurG<br />
Baujahr . . . . . . . . . . . . . . . . .2002<br />
Stadionadresse . . . . . . . . .In den Allerwiesen 1, 38448 Wolfsburg<br />
Kapazität . . . . . . . . . . . . . . .25.361 Zuschauer<br />
Ticketpreise . . . . . . . . . . . . .ab 15 Euro<br />
Spiele in der Vorrunde . .Gr. B: Mexiko - England (Mo, 27.06., 18 Uhr)<br />
Gr. D: Brasilien - Norwegen (So, 03.07., 18.15 Uhr)<br />
Gr. C: Schweden - USA (Mi, 06.07., 20.45 Uhr)<br />
im Viertelfinale . . . . . . . . .1. Gr. A - 2. Gr. B (Sa, 09.07., 20.45 Uhr)<br />
Public Viewing . . . . . . . . . .Am Platz vor der City-Galerie (mitten im Herzen der Wolfsburger Innenstadt)<br />
Adresse . . . . . . . . . . . . . . . . .Porschestraße 45, 38440 Wolfsburg<br />
Hinweis . . . . . . . . . . . . . . . . .Nur die Spiele der deutschen Nationalmannschaft werden übertragen!<br />
in seinen Reihen. Als Argumente führte<br />
man(n) „grundsätzliche Erwägungen“<br />
und „ästhetische Gründe“ an. In der<br />
Folgezeit war es für die Fußballerinnen<br />
schwer, angemessene Spielbedingungen<br />
zu finden. Da sie oft von Trainingsplätzen<br />
vertrieben wurden, mussten<br />
sich die Vereine auf Wiesen oder in hügelige<br />
Privatgärten zurückziehen. Dennoch<br />
steigerte sich das Interesse am<br />
aktiven Kicken in den späten 1950er<br />
Jahren weiter. Seit 1956 fanden Spiele<br />
zwischen deutschen und niederländischen<br />
Teams statt. Darunter das erste<br />
inoffizielle deutsche Frauenländerspiel.<br />
Am 23. September verfolgten 18.000<br />
Zuschauer in Essen das Spiel gegen<br />
die Auswahl Westhollands. Eine eigene<br />
Fußballwelt wuchs so außerhalb des<br />
DFB heran. Rund 150 unzulässige Frauenländerspiele<br />
wurden ausgetragen, bis<br />
dieser einlenkte und am 31. Oktober<br />
1970 mit lediglich zwei Gegenstimmen<br />
das Spielverbot für Frauen aufhob.<br />
Allerdings unterwarf man(n) die kickenden<br />
Damen speziellen Regeln:<br />
Ein kleineres Spielfeld, ein Jugendball,<br />
eine kürzere Spielzeit, sowie ein Spielverbot<br />
in den Wintermonaten wurden<br />
beschlossen. Außerdem waren<br />
Stollenschuhe verboten, absichtliches<br />
Handspiel zur Vermeidung von Verletzungen<br />
dagegen erlaubt. Ernsthaft diskutiert<br />
wurde die Einführung eines<br />
„Brustpanzers“.<br />
In den Medien war man sich ebenfalls<br />
unsicher, wie man mit Frauenfußball<br />
umgehen sollte. Der „Münchner Merkur“<br />
etwa berichtete von einem Spiel<br />
„mit Eifer (…) ohne Rohheiten, ohne<br />
unfaire Kniffe und Püffe. (…) Es knall-<br />
ten haushohe Kopfbälle von Dauerwelle<br />
zu Dauerwelle, es wurde gestoppt und<br />
gedribbelt, zugespielt und kombiniert.“<br />
Ein Umdenken hin zu mehr Gleichberechtigung<br />
setzte erst mit den stetigen<br />
Erfolgen des deutschen Frauenfußballs<br />
ein.<br />
In sieben von den zehn seit 1984<br />
ausgetragenen Europameisterschaften<br />
konnten sich die deutschen Frauen<br />
durchsetzen. Und auch bei den seit<br />
1991 stattfindenden Weltmeisterschaften<br />
war das Team erfolgreich – 2003<br />
und 2007 gewannen die deutschen Spielerinnen<br />
den Titel. Seit 1996 ist Frauenfußball<br />
außerdem eine Olympische<br />
Sportart. Bei den letzten drei Olympiaden,<br />
2000, 2004 und 2008, holte die<br />
19<br />
deutsche Auswahl jeweils Bronze.<br />
Zu den innerdeutschen Veränderungen<br />
zählte die Einführung der zunächst<br />
zweigleisigen Bundesliga zur Saison<br />
1990/1991. Seit 1997/1998 ist diese eingleisig.<br />
12 Mannschaften treffen nun an<br />
22 Spieltagen aufeinander. Erfolgreichstes<br />
Team der eingleisigen Liga ist bisher<br />
der 1.FFC Frankfurt mit sieben Meistertiteln.<br />
In den letzten drei Jahren hat<br />
sich allerdings der 1.FFC Turbine Potsdam<br />
die Schale gesichert.<br />
Einen weiteren Schritt zu mehr Anerkennung<br />
wird sicherlich auch die WM<br />
vom 26.06. bis 17.07. diesen Jahres bringen,<br />
an der 16 Nationen teilnehmen. In<br />
neun Städten, auch in Wolfsburg, finden<br />
Spiele statt. (siehe Infokasten) #<br />
Foto: Presse- und Informationsamt Stadt Frankfurt am Main, Christoph F. Siekermann Heinrich-Böll-Stiftung
Oh man…da ist es wieder, dieses<br />
unglaublich gute Gefühl begehrt<br />
zu werden! Da steht<br />
man bereits sechs lange Stunden<br />
am Stück oberkörperfrei auf<br />
dem Beachvolleyballfeld und ganz offensichtlich<br />
gibt es dort diese Frau, die<br />
nicht genug von dem Spiel zu sehen<br />
bekommen kann. Sie sonnt sich friedlich<br />
in ihrer Liege und starrt mich dabei<br />
pausenlos an. Ein Blick auf ihre Statur<br />
genügt, um zu wissen, dass sie ebenfalls<br />
öfters sportlich aktiv ist. Obwohl ich<br />
seit Jahren in einer festen und glücklichen<br />
Beziehung bin, kann ich es nicht<br />
leugnen. Da liegt eine zumindest äußerlich<br />
wahre Traumfrau nur einen Steinwurf<br />
von mir entfernt. In meiner Spielpause<br />
steht sie plötzlich auf und kommt<br />
ganz langsam und anmutig zu mir gelaufen.<br />
Ich bin aufgeregt und dann fragt<br />
sie mich auch noch, ob ich ihr meine<br />
Handynummer geben könnte, denn sie<br />
würde sich gern mit mir zum Volleyball<br />
spielen treffen. Allerdings wäre sie gern<br />
ungestört dabei, weil sie noch nicht so<br />
lange spielt. Tausende von Gedanken<br />
und Stimmen, die sich gegenseitig bekämpfen,<br />
schießen durch meinen Kopf.<br />
So höre ich auf der einen Seite nur noch<br />
Worte wie „Denke daran, du hast dir<br />
vorgenommen, immer aufrichtig und<br />
treu gegenüber deiner Prinzessin zu<br />
sein, denn du liebst sie und etwas anderes<br />
hat sie nicht verdient.“ Andererseits<br />
gibt es triebhafte Aufforderungen<br />
wie „Aus deiner Beziehung ist die Luft<br />
raus und das ist die Chance für ein kleines<br />
Abenteuer.“ Schließlich siegt meine<br />
Vernunft und ich lehne ab. Daraufhin<br />
verschwindet sie, ohne ein weiteres<br />
Wort zu verlieren. Ich schaue ihr noch<br />
lange nach, denke aber auch an meine<br />
Freundin und daran wie stolz sie wohl<br />
auf mich wäre, wenn sie mein heroisches<br />
„Nein“ miterlebt hätte.<br />
Im selben Moment schaltet sich mein<br />
Unterbewusstsein ein und erinnert<br />
mich an die Bilder, die ich noch kurz<br />
zuvor im Kopf hatte. Ein Gefühl der<br />
Scham verbreitet sich in mir, denn ich<br />
weiß, dass ich meine Freundin, die ich<br />
über alles liebe, doch irgendwie betrogen<br />
habe…<br />
Campus<br />
Er sagt<br />
Sie sagt<br />
Fremd<br />
Flirten<br />
Von Sandra Fischer & Stefan Thielbeer<br />
Foto: James Khoo<br />
20<br />
Ich stehe in der Disco. Da kommt<br />
er plötzlich auf mich zu: Gutaussehend<br />
und mit einem Drink in der<br />
Hand lächelt er mich an und stellt sich<br />
zu mir. Ich bin völlig aus dem Häuschen!<br />
Bis ich es plötzlich merke – das<br />
beklemmende Gefühl: Darf ich das<br />
überhaupt? Ich habe doch schon jemanden!<br />
Aber eigentlich...eigentlich<br />
weiß ich ja, was ich tue.<br />
Ich habe ja gar nicht vor<br />
zu betrügen. Ich flirte<br />
ja nur ein bisschen.<br />
Alles halb so wild …<br />
Doch was, wenn das meinem<br />
Freund passiert? Wenn<br />
sich die wasserstoffblonde vollbusige<br />
Schönheit in der Disco oder<br />
auf der Party ihm an den H<strong>als</strong> wirft?<br />
Wenn sie ihm von ihrer verflossenen<br />
Liebschaft berichtet und umarmt werden<br />
möchte, mit dem hinterhältigen<br />
Ziel ihn ins Bett zu locken. Was für ein<br />
Schreckensszenario! Das würde er doch<br />
gar nicht merken. Dafür ist er doch viel<br />
zu gutmütig. Oder etwa nicht? Weiß er<br />
etwa genau wie ich, was er tut? Durchschaut<br />
er die Situation? Ich weiß es<br />
nicht und das ist das Schlimme daran.<br />
Man kann es überhaupt nicht wissen.<br />
Ich kenne meine Gedanken, aber werde<br />
seine nie lesen können. Ein mulmiges<br />
Gefühl. Wenn zwei das Gleiche tun, ist<br />
das eben noch lange nicht dasselbe. Nur<br />
weil ich eine Situation für mich ok finde,<br />
heißt das nicht, dass ich ihn gerne<br />
in der selben Lage sehen würde. Mein<br />
Freund und ich haben uns darauf geeinigt,<br />
gemäß der Regel miteinander zu<br />
leben: „Was du nicht willst, dass man<br />
dir tu’, das füg’ auch keinem anderen<br />
zu“. Das klappt eigentlich auch ganz<br />
gut. Ich treffe mich in meiner Freizeit<br />
nicht mit anderen Jungs alleine, gehe<br />
nicht mit ihnen ins Kino oder etwas<br />
trinken. Er tut es mir gleich. Das ist gut<br />
so. Doch auch wenn ich an sich kein<br />
sehr eifersüchtiger Mensch bin, verschwindet<br />
die Furcht vor dem Unberechenbaren<br />
nie gänzlich. Und wenn ich<br />
<strong>als</strong>o seine Gedanken nicht lesen kann<br />
und das auch nie können werde, so<br />
bleibt mir letztendlich nur die Möglichkeit<br />
– oh Schreck! – ihm zu vertrauen. #
Fotos: Milena Virchow<br />
Campus<br />
Festival-<br />
Geschichten<br />
Was wären die tollsten Konzerte auf Musikfestiv<strong>als</strong> ohne ihr charmantes Ambiente: Umgestürzte Dixi-Klos,<br />
Menschen, die um 6:00 Uhr morgens durch ein Megaphon brüllend über den Zeltplatz laufen oder halbnackte Jungs<br />
im Boratbadeanzug. studi38 präsentiert euch <strong>als</strong> Vorgeschmack auf dieses Jahr die besten Festivalgeschichten der<br />
letzten Saisons.<br />
Von Milena Virchow<br />
ticKet<br />
Jana, 23 aus Wolfenbüttel<br />
Das Dockville-Festival in Hamburg ist<br />
seit einigen Jahren ein wichtiger Ort<br />
des Wiedersehens für mich und meine<br />
Freunde. 2009 brach ich morgens früh<br />
mit zwei Freundinnen auf in den Norden.<br />
Auf der Hauptstraße, die zum Festivalgelände<br />
führt, kam uns ein Auto<br />
voller durchgeknallter Typen entgegen.<br />
Sie lehnten sich aus dem Fenster und<br />
fuhren Schlangenlinien. Einer der Jungs<br />
warf sich gegen die Fensterscheibe,<br />
presste sein Ticket ans Glas und brüllte:<br />
„Dooooooockville!“ Ich lachte. „Der<br />
soll mal sehen, wie bescheuert das aussieht“,<br />
dachte ich, griff nach meinem<br />
Ticket und stellte fest: Es ist nicht da!<br />
Panisch durchsuchte ich alle Taschen,<br />
aber konnte es einfach nicht finden.<br />
Mir blieb keine andere Wahl: Ich musste<br />
zurück nach Frankfurt. Es konnte ja<br />
nur zu Hause liegen geblieben sein. Ich<br />
war wütend. Als an der Raststätte in<br />
Kassel auch noch der Fahrersitz beim<br />
Verstellen nicht mehr einrastete, rastete<br />
ich aus. Ich trat den Sitz mit aller Wut<br />
nach Hinten. Doch was war das? Mein<br />
Ticket! Es war unter den Fahrersitz gerutscht<br />
und wurde erst jetzt, da der Sitz<br />
den Blick freigab, sichtbar. Schlichtweg<br />
glücklich und amüsiert führ ich zurück<br />
nach Hamburg. Der wackelnde Sitz fiel<br />
mir kaum noch auf. #<br />
22<br />
SpaceKotze<br />
Jannis, 26 aus Braunschweig<br />
Festiv<strong>als</strong> sind der richtige Ort für Experimente!<br />
Dachte ich zumindest eines<br />
Abends auf dem Southside 2007.<br />
Es war zwar spät aber ich hatte noch<br />
Hunger auf etwas Süßes. An einem kioskähnlichen<br />
Stand wurde ich fündig:<br />
Schlümpfe, Cola-Kracher, saure Schlangen,<br />
Balla-Balla, Lakritz-Schnecken,<br />
weiße Mäuse. Also legte ich dem Verkäufer<br />
20 Euro auf den Tresen. <strong>Diese</strong>r<br />
riss erst erschrocken die Augen auf und<br />
ließ dann Schlumpf für Schlumpf in<br />
die Papiertüte wandern. Ich grinste. Bei<br />
fünf Cent pro Stück, hatte ich nun 400<br />
süße und saure Leckereien für mich allein.<br />
Ich aß und aß und wunderte mich,<br />
wie schnell die Tüte leerer wurde. Kurz<br />
bevor ich mich schlafen legte, hielt ich<br />
es für besser, meinen aufgewühlten<br />
Magen zu entlasten und übergab mich<br />
nahe unseres Zelts. Schon viel besser!<br />
Beruhigt schlief ich ein. Gelächter, erschrockene<br />
Ausrufe und Jubel ließ mich<br />
aufschrecken. Verschlafen kletterte ich<br />
ins Freie. Was ich sah, werde ich bis<br />
heute nicht vergessen: Eine Menschentraube<br />
von rund 50 Campern hatte sich<br />
um mein Erbrochenes vom Abend versammelt.<br />
Was man sonst eher <strong>als</strong> braunes,<br />
unappetitliches Gematsche kennt,<br />
erstrahlte nun in einem fröhlich bunten<br />
Farbenspiel – und hier und da lugte<br />
sogar noch eine Schlumpfmütze oder<br />
eine halbe weiße Maus heraus.#
KüSS mir die GummiStiefel-füSSe<br />
Svenja, 23 aus Hamburg<br />
Für das Hurricane-Festival 2009 warnte<br />
der Wetterbericht vor Regenschauern<br />
und Temperaturen im einstelligen<br />
Bereich. Deswegen packte ich meine<br />
Gummistiefel in die Festivaltasche.<br />
Die Zeit war knapp. Wahllos griff ich<br />
rocK im car<br />
Eric, 32 aus Salzgitter<br />
Als Kinder der 80er und 90er Jahre<br />
wurde Rock am Ring 2000 zu einer<br />
Pflichtveranstaltung für meinen besten<br />
Freund und mich. Internet gab es dam<strong>als</strong><br />
noch nicht flächendeckend – der<br />
dicke Deutschland-Atlas sollte reichen.<br />
Außerdem meinte mein Freund, er<br />
wüsste wie wir zum Nürburgring kommen.<br />
Bei seinem damaligen Lehrer, einem<br />
Alt-Hippie, hatte er nachgehakt<br />
und prompt eine kurze Wegbeschreibung<br />
erhalten. Einem Alt-Hippie-Lehrer<br />
ist zu vertrauen und meinem besten<br />
Freund auch. Also machten wir uns<br />
mittags auf, von Salzgitter zum Nürburgring<br />
bei Nürnberg. Nach sechsstündiger<br />
Fahrt kamen wir heil in Nürnberg<br />
an. Doch fanden wir nicht den Nürburgring<br />
und auch kein Rock am Ring. Nur<br />
das verfluchte Rock im Park. Nach einer<br />
Weile fanden wir heraus, dass der Nürburgring<br />
in der Eiffel liegt – <strong>als</strong>o rund<br />
500 km nordwestlich von Nürnberg. #<br />
feStifall<br />
Campus<br />
nach einem paar Wollsocken bevor ich<br />
ins Auto stieg. Das Wetter war von Beginn<br />
an unbeständig. Wollsocken und<br />
Gummistiefel waren <strong>als</strong>o mein ständiger<br />
Begleiter. Am zweiten Tag wurde es<br />
gegen Mittag sogar etwas wärmer. Fast<br />
Frederick, 25 aus Salzgitter<br />
Die Fahrt zum Rock im Park 2008 war<br />
eine mittlere Katastrophe: Drei Staus<br />
und zwei verpasste Ausfahrten führten<br />
dazu, dass wir völlig verspätet am<br />
Festivalgelände eintrafen. Jetzt, in der<br />
Dunkelheit, einen Zeltplatz zu finden,<br />
schien völlig unmöglich. Außerdem waren<br />
die offiziellen Zeltplätze völlig überteuert.<br />
Eine Alternative musste her.<br />
23<br />
ein bisschen zu warm für meine dicken<br />
Socken. Aber egal, ich konnte auf keinen<br />
Fall zurück zum Zelt. Ska-P, meine<br />
Lieblingsband, fingen schließlich bald<br />
an. Meine Füße wurden immer feuchter.<br />
Und das Warten lohnte sich: Ska-P<br />
heizten der Menge mächtig ein und ich<br />
tanzte wie wild. Meine Füße waren inzwischen<br />
richtig nass. Zum Ausziehen<br />
war es nun aber endgültig zu spät. Ich<br />
musste ja tanzen! Als das Konzert fertig<br />
war, trieften meine Füße vor Schweiß.<br />
Gerade wollte ich die ekligen, stinkenden<br />
Socken ausziehen, <strong>als</strong> ein blonder,<br />
stark alkoholisierter, aber freundlicher<br />
Typ auf mich zustolperte: „Du bist so<br />
schön“, sagte er „darf ich dir bitte die<br />
Füße massieren?“ Der Blonde ließ sich<br />
nicht abwimmeln. „Hilfe“, dachte ich<br />
noch, <strong>als</strong> mein erster Fuß schon nackt<br />
war und er begann ihn zu kneten: Meine<br />
Füße rochen mehr <strong>als</strong> ekelhaft. Mein<br />
Masseur merkte das wohl nicht und<br />
führte meinen Fuß zu seinem Mund.<br />
„Iiiiihhhh!“, rief ich. Plötzlich hörte er<br />
auf zu Kneten und war eingeschlafen –<br />
sein Kopf auf meinen Fuß gestützt. #<br />
Die fanden mein<br />
Kumpel und ich<br />
an einer kleineren<br />
Seitenstraße<br />
mit angrenzendem<br />
Wäldchen.<br />
Tatsächlich gab es<br />
sogar noch eine<br />
kleine Parklücke<br />
am Straßenrand.<br />
Euphorisch endlich<br />
angekommen<br />
zu sein stieg ich<br />
schwungvoll aus.<br />
Doch was ist das?<br />
Mein erster Fuß<br />
auf Festivalboden rutscht ab und ich<br />
falle. Als ich die Augen öffne und nach<br />
oben sehe, merke ich, welch Glück<br />
ich hatte: Unser Auto stand gefährlich<br />
dicht an einem rund fünf Meter tiefen<br />
Abhang.<br />
Der matschige Boden fing mich zum<br />
Glück auf und unversehrt kletterte ich<br />
aus dem Loch. #
Das Reggae Nation Projekt versucht durch<br />
Konzerte und Workshops in Schulen<br />
auf Afrika aufmerksam zu machen. Das<br />
nächste Konzert findet am 3. September<br />
im Tempodrom in Berlin statt und es<br />
werden namhafte Künstler wie Gentleman<br />
erwartet. Die Einnahmen fließen direkt in<br />
Hilfsprojekte in Afrika. Mehr Infos unter:<br />
www.reggae-nation.de<br />
Steven, du organisierst das Reggae Nation<br />
Projekt – wie bist du dazu gekommen?<br />
Ich habe schon <strong>als</strong> Sechsjähriger angefangen<br />
Reggae zu hören, meine Tante war zu der<br />
Zeit oft in Jamaica und hat den Reggae mit<br />
in die Familie gebracht. Irgendwann habe ich<br />
dann begonnen aufzulegen. Daraus ist das<br />
erste Event im Kennelbad entstanden. Nach<br />
und nach bin ich dann immer tiefer in die Szene<br />
eingestiegen und habe Künstler kennengelernt,<br />
sodass das Ganze immer größer geworden<br />
ist.<br />
Und wie ist das Engagement für Afrika<br />
dazugekommen?<br />
Das ist nicht dazugekommen, das war schon<br />
immer da! Wenn man sich Bob Marley auf<br />
Campus<br />
„Tu´ was oder<br />
lass´ was, aber<br />
das Richtige!“<br />
ein interVieW mit SteVen tümler, dem<br />
BeGründer der reGGae nation Germany.<br />
Von Simon Blotevogel<br />
den Arm tätowiert hat und die Texte wirklich<br />
lebt, beschäftigt man sich automatisch<br />
mit Dingen,die in unserer Gesellschaft nicht<br />
so laufen wie sie könnten. Afrika war durch<br />
Freunde meiner Familie schon immer in meinem<br />
Leben und für mich ist es so etwas wie<br />
ein vergessener Kontinent mit unglaublichen<br />
Potenzialen, der aber von der westlichen Welt<br />
extrem ausgebeutet wird. Ich möchte Afrika<br />
mehr ins Licht der Öffentlichkeit rücken und<br />
auf die positiven Seiten aufmerksam machen.<br />
Ist es dir <strong>als</strong>o wichtiger hier etwas zu bewegen<br />
<strong>als</strong> in Afrika?<br />
Man kann in Afrika nur etwas ändern,wenn<br />
sich hier etwas ändert. Afrika muss seine eigene<br />
Industrie weiterentwickeln und nicht<br />
nur billige Rohstoffe exportieren, damit sie<br />
dann die Endprodukte wieder teuer aus Europa<br />
kaufen müssen. Die Leute hier können<br />
ihren Beitrag leisten, indem sie hier fair gehandelte<br />
Waren kaufen. Außerdem bieten wir<br />
Workshops in Schulen an. Die Kinder sollen<br />
sich kreativ mit Afrika auseinandersetzen. So<br />
wollen wir Rassismus vorbeugen. Aber durch<br />
Spenden aus den Events helfen wir auch direkt<br />
in Afrika, in einem Waisenhaus in Kenia<br />
zum Beispiel.<br />
<strong>Diese</strong>s Jahr organisiert ihr wieder ein großes<br />
Konzert in Berlin. Ist es leicht Leute zu<br />
überzeugen umsonst zu arbeiten?<br />
Nein, ganz im Gegenteil, das war immer<br />
schwer. Charity ist so eine Sache, die alle erstmal<br />
gut finden, aber wenn sie dann wirklich<br />
etwas für die Sache geben sollen, sei es Geld<br />
24<br />
bei Sponsoren oder technisches Material, sagen<br />
die meisten doch nein.<br />
Wie schaffst du es, dass sie doch mitmachen?<br />
Labern – viel labern. Man legt den Leuten sein<br />
Anliegen 24 Stunden am Tag ans Herz. Am<br />
Anfang war es besonders schwer Sponsoren zu<br />
gewinnen, da die meisten Leute mit Reggae<br />
kiffende Menschen mit Rastazöpfen, Palmen,<br />
Strand und “alles ist easy” verbinden. Eigentlich<br />
ist Reggae aber eine sehr sozialkritische<br />
Musik. <strong>Diese</strong>s Bild haben wir mittlerweile ein<br />
wenig gerade gerückt und das Vertrauen vieler<br />
Menschen und Organisationen gewonnen.<br />
Das Konzert dieses Jahr ist mit Sicherheit<br />
ein Höhepunkt, aber auch viel Arbeit. Neben<br />
der Reggae Nation arbeitest du noch<br />
<strong>als</strong> Mechaniker. Fehlt dir nicht manchmal<br />
ein Privatleben?<br />
Die Reggae Nation ist nun einmal so etwas<br />
wie mein Haupthobby, da ist schon viel Privates<br />
drin. Die meisten meiner Freunde sind<br />
irgendwie engagiert. Mein allerbester Kumpel<br />
hat mit Reggae gar nichts zu tun, ist aber total<br />
fit am Computer und hat die <strong>komplett</strong>e<br />
Webseite auf die Beine gestellt. Auch meine<br />
Familie ist dabei, selbst meine Oma hat auf<br />
den Events schon für die Künstler gekocht.<br />
Du willst demnächst ein Studium beginnen.<br />
Was wird dann aus der Reggae Nation?<br />
Naja, vielleicht wird es nächstes Jahr kein<br />
großes Konzert, sondern mehrere Schulworkshops<br />
geben. Es wird auf jeden Fall weiter gehen<br />
– bis jetzt ist es immer weitergegangen! #<br />
Foto: Simon Blotevogel
Welcher Beruf passt zu mir?<br />
Infos und<br />
Anmeldung unter:<br />
www.volksbank-brawo.de/<br />
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Campus<br />
Tausendsassa<br />
mit Herz<br />
younouSS Wadjinny folGte GauSS auS maroKKo nach<br />
BraunSchWeiG und Will menSchen zuSammenBrinGen<br />
Von Fathi Khalil Ahmad El-Khatib<br />
26<br />
Fotos: Maria Boger
Younouss Wadjinny und Carl-<br />
Friedrich Gauß. Alles fing im<br />
Schulunterricht an, <strong>als</strong> er das erste<br />
Mal etwas von dem großen deutschen<br />
Mathematiker hörte. „Das Gauß-Prinzip<br />
der Addition großer Zahlenfolgen war<br />
einfach logisch, sodass man den Sinn<br />
nicht hinterfragen musste.“ Die Faszination<br />
war so groß, dass der Marokkaner<br />
beschloss später in die Heimat von<br />
Gauß nach Deutschland zu gehen und<br />
dort Mathematik zu studieren.<br />
Wie gesagt, so getan. Younouss machte<br />
sein Abitur und begann zunächst an<br />
der ältesten Universität der Welt, in der<br />
königlichen Stadt Faz in Marokko Mathematik<br />
zu studieren. Gleichzeitig engagierte<br />
er sich politisch in einem Naturschutzverein<br />
mit dem Namen „Die<br />
Grüne Erde“.<br />
Auch heikle Themen wurden nicht<br />
ausgespart. Zwischen dem ersten und<br />
zweiten Weltkrieg ließ Francisco Franco<br />
deutsche Chemiewaffen, die durch<br />
den Versailler Vertrag verboten waren,<br />
in Nordmarokko an der Bevölkerung<br />
testen. „Bis heute leiden die Bewohner<br />
Nordmarokkos an den Spätfolgen. Allerdings<br />
gibt es immer noch internationales<br />
Schweigen und ganz besonders<br />
in Marokko“, berichtet er betrübt. Weil<br />
sein Verein Aufklärung und Hilfe gefordert<br />
hat, wurde die „Grüne Erde“ verboten.<br />
Nach dem Verbot des Vereins hielt<br />
ihn nichts mehr in Marokko. Er entschied<br />
sich nach Deutschland zu gehen,<br />
um sein Mathematikstudium zu beenden.<br />
Seine dreijährige Arbeit im International<br />
Office der TU Braunschweig<br />
brachte ihn dann auf eine Idee. „Ich bin<br />
mit so vielen internationalen Menschen<br />
in Berührung gekommen“, schwärmt<br />
er. Und weiter: „Ich kann nicht in einer<br />
Monokultur leben, wenn alles um mich<br />
herum dem widerspricht, nämlich polygame<br />
Kulturen.“ Also gründete Younouss<br />
den „Carl Friedrich Gauß Verein“.<br />
Ein Kulturzentrum zur internationalen<br />
Verständigung. Und auch in dieser Arbeit<br />
findet sich der große Mathematiker<br />
wieder. „Gauß war zwar einer der<br />
Begründer der modernen Mathematik,<br />
aber vielmehr sah er sich <strong>als</strong> Weltbürger.<br />
Und das obwohl er sich über 50 Jah-<br />
Campus<br />
„Ich kann nicht in einer<br />
Monokultur leben, wenn<br />
alles um mich herum dem<br />
widerspricht“<br />
Younouss Wadjinny<br />
re lang hauptsächlich in Braunschweig<br />
aufgehalten hat.“ Younouss bringt den<br />
Menschen, die neu in Deutschland sind,<br />
deutsche Mentalitäten und Gewohnheiten<br />
nahe. Darüber hinaus klärt er in seinem<br />
Verein aber auch Deutsche über<br />
andere Länder und Kulturen auf. „Die<br />
Leute, die hierher kommen, kommen<br />
nicht nur aus den verschiedensten Wissenschaften,<br />
sie kommen auch aus den<br />
verschiedensten Kulturen.“ Für diese<br />
Arbeit verlangt er kein Geld und bezahlt<br />
auch niemanden. „Der Verein braucht<br />
kein Geld, er braucht Begeisterung!“<br />
Eben diese Begeisterung spiegelt sich<br />
auch in seiner Theatergruppe wider.<br />
„Hier kann jeder mitmachen, egal wie<br />
alt er ist oder woher er kommt.“ Und<br />
ebenso sind Stücke gestrickt, die gespielt<br />
werden. In einem Zyklus von drei<br />
bis fünf Wochen wird ein Stück im Kellergewölbe<br />
des Gauß Vereins einstudiert<br />
und dann dort ein paar Mal aufgeführt.<br />
Eines der letzten Stücke hieß „Los<br />
cuervos vuelvan a casa“ – Die Raben fliegen<br />
nach Hause. Es ging um Menschen<br />
aus verschiedenen Ländern, die am<br />
Frankfurter Flughafen auf eine Gruppe<br />
Argentinier treffen. Teilnahme und Eintritt<br />
sind natürlich kostenlos.<br />
Ein weiteres großes Ziel von You-<br />
27<br />
nouss ist es den Menschen die Angst vor<br />
der Mathematik zu nehmen, denn „Mathematik<br />
auf Arabisch heißt ‚Al Radiat‘<br />
und bedeutet in wörtlicher Übersetzung<br />
‚Wissen von Oben betrachtet‘“. Mit seinem<br />
Königinkuss-Stand zeigt er <strong>als</strong> „Mathemacher“<br />
Passanten in der Braunschweiger<br />
Innenstadt an einem kleinen<br />
Tisch, wie beeindruckend Mathematik<br />
ist. Beim Science Slam in Braunschweig<br />
zeigte er letztes Jahr, was Mathematik<br />
und Sex gemeinsam haben. Und: Als<br />
Autor will der Tausendsassa mit seinem<br />
Roman „Königinkuss“ die Mathematik<br />
mit einer Geschichte erklären.<br />
In diesem Jahr wird Younouss 30 Jahre<br />
alt, aber “im Islam sind Geburtstage wie<br />
jeder andere Tag auch“, sagt er – und betont<br />
gleichzeitig, dass Religion wichtig<br />
sei, aber nicht alles logisch beantworten<br />
könne. „Die Liebe und die Erkenntnisse<br />
sind die wichtigen Faktoren in meinem<br />
Leben…“ schreibt er auf seiner Internetseite<br />
www.wadjinny.de. Sein Wunsch ist<br />
es ein Leben lang lernen zu dürfen, „am<br />
liebsten an der Uni!“<br />
Er hat zwar eine Frau, aber über die<br />
Gründung einer Familie ist er sich unsicher.<br />
„Das liegt nicht an ihr, sondern<br />
an den gesellschaftlichen Umständen“,<br />
kritisiert er. Doch auch Younouss muss<br />
hin und wieder mal abschalten. Dann<br />
lässt er gern in Sportklamotten die Fetzen<br />
fliegen.<br />
„Wenn ich mal zu viel Stress habe,<br />
gehe ich ins Brain oder ins Merz, auch<br />
im Jogginganzug. Dann will ich nur tanzen<br />
und an nichts anderes denken …“ #
Campus<br />
Boykott bankrott!<br />
„Kauft nicht bei...!“ „Geht nicht zu...!“ Boykotte <strong>als</strong> Strafe des Kollektivs sind im Trend. Anlässe gibt es genug: die<br />
von tibetischen Protesten überschattete Olympiade in Peking, der Untergang der Ölplattform Deep Water Horizon,<br />
die „Mogelpackung“ E10. Betroffene Konzerne müssen sich jedoch meist keine Sorgen machen – die Wut der Bürger<br />
flacht so schnell ab, wie sie entstanden ist. Wir präsentieren die Top 3 der Boykotte, und was daraus geworden ist.<br />
Von Anna Wandschneider<br />
Platz 3:<br />
“Have a break ...“ –<br />
Nèstle<br />
Nèstle ist an Boykotts gewöhnt. Bereits<br />
Mitte der 70er Jahre gerät das Unternehmen<br />
in den Fokus von Entwicklungshilfegruppen.<br />
Es verkauft afrikanischen<br />
Müttern Babyergänzungsnahrung <strong>als</strong><br />
sinnvolle Alternative zum Stillen. Die<br />
Folge: Durch mangelnde Hygiene verunreinigtes<br />
Milchpulver und kranke<br />
Kinder. Die Schweizer Kampagne „Nèstle<br />
tötet Babies“ erreicht internationale<br />
Bedeutung.<br />
2009 wird der Konzern für das Aussterben<br />
der Orang-Utans mitverantwortlich<br />
gemacht. In den KitKats findet man<br />
Palmöl, für deren Plantagen Urwald gerodet<br />
wurde. Greenpeace ruft zu einem<br />
europaweiten Boykott auf. Und dann?<br />
In den 70er Jahren erringen die Protestler<br />
noch Erfolge: Ein Gesetz wird<br />
verabschiedet, das irreführende Werbung<br />
à la Nèstle verbietet. Der Konzern<br />
gelobt Besserung. Die Boykotte der letzten<br />
Jahre zeigen jedoch keine Wirkung.<br />
Attac zum Beispiel hat gegen Nèstle geklagt<br />
– und verloren.<br />
Platz 2<br />
„Schlimmer <strong>als</strong> wie<br />
man denkt“ – Kik<br />
August 2010: Ein Aufschrei geht durch<br />
Deutschland – Kik, im Fernsehen vertreten<br />
durch die charmante Verona Pooth,<br />
entpuppt sich <strong>als</strong> Ausbeuter. NDR- Reporter<br />
sind nach Bangladesch gereist<br />
und haben dort eine Fabrik besichtigt,<br />
in der Näherinnen für umgerechnet<br />
25 Euro im Monat arbeiten. Ihre Dokumentation<br />
wird von der ARD zur besten<br />
Sendezeit ausgestrahlt. Auch Kik-Mitarbeiter<br />
in Deutschland haben es anscheinend<br />
schwer. Sie berichten von ständiger<br />
Überwachung. Zum Teil werden auf<br />
dem Nachhauseweg ihre Sachen durchwühlt,<br />
um Diebstahl auszuschließen.<br />
Natürlich will jetzt niemand mehr<br />
bei Kik einkaufen. Die Grünen rufen<br />
zum Boykott auf. Auf Facebook werden<br />
Protestseiten eingerichtet. Und dann?<br />
Ist der Laden trotzdem voll? Zumindest<br />
scheint es so. Jetzt, knapp ein Jahr<br />
später, spürt man erst recht keine Empörung<br />
mehr. Ich frage eine junge Frau,<br />
die gerade bei Kik einkauft, nach ihrer<br />
Meinung. „Na, warum denn nicht?“<br />
28<br />
Platz 1<br />
HE, Moment! Kein Öl<br />
für Gaddafi – HEM<br />
Ganz Europa blickt voller Bewunderung<br />
nach Nordafrika, vor allem nach Libyen,<br />
wo Rebellentruppen immer noch<br />
gegen den Diktator Muammar al Gaddafi<br />
kämpfen. In Deutschland ist die Empörung<br />
groß, <strong>als</strong> sich die deutsche Regierung<br />
nicht für eine Intervention der<br />
UNO entscheidet. Vielen kommt das<br />
wie eine Unterstützung Gaddafis vor.<br />
Kurze Zeit später erkennen die Deutschen<br />
mit Schrecken, dass sie dem Diktator<br />
anscheinend wirklich unter die<br />
Arme greifen. Die HEM–Tankstellen gehören<br />
zur Tamoil GmbH – und durch sie<br />
verdient Gaddafi kräftig mit.<br />
Die Grünen-Politikerin Bärbel Höhn<br />
fordert im Tagesspiegel: Tankt nicht bei<br />
HEM! Über den Boykottaufruf berichten<br />
alle großen deutschen Zeitungen. Und<br />
dann?<br />
Einige lassen sich von Höhns Aufruf<br />
abschrecken. Viele tanken jedoch weiterhin<br />
bei HEM. Dort ist es günstiger<br />
<strong>als</strong> bei Shell und Aral. Auch Mitarbeiter<br />
merken keine Einbußen. #<br />
Fotos: Anna Wandschneider
Campus<br />
Kampf gegen Windmühlen<br />
daS Studio für filmKunSt (Sff) und deSSen VertreiBunG auS dem audimax<br />
Von Sina Liers<br />
Das Studio für Filmkunst (SFF)<br />
führt seit über 60 Jahren Filme<br />
abseits des Mainstream im<br />
Audimax vor. <strong>Diese</strong>s eignet sich durch<br />
den 35mm-Projektor und die Sitzreihen<br />
ähnlich eines Kinosa<strong>als</strong> besonders<br />
gut dafür. Dass das Mittwochskino während<br />
der Sanierung des Audimax auf einen<br />
anderen Raum ausweichen musste,<br />
war einleuchtend. Doch der Zeitraum<br />
bis zur Rückkehr in das alte Zuhause<br />
wurde von der Hochschulleitung immer<br />
weiter ausgedehnt. Spätestens <strong>als</strong><br />
im Wintersemester 2010/2011 die Lehrveranstaltungen<br />
wieder im Audimax<br />
Printausgabe plus e-paper<br />
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(Aus dem Festnetz der T-Com: 3,9 Cent / Minute,<br />
Mobilfunk maximal 42 Cent / Minute)<br />
stattfinden konnten, wurden die SFF-<br />
Mitglieder misstrauisch. Laura Culik:<br />
„Es hat uns natürlich geärgert, dass das<br />
Audimax wieder einsatzbereit war, uns<br />
aber trotzdem niemand Bescheid gesagt<br />
hat.“ Als Grund für die dauerhafte Verlagerung<br />
des SFF wurden der kommende<br />
doppelte Abiturjahrgang und Restbauarbeiten<br />
angeführt. Geschäftsbereichsleiter<br />
des Gebäudemanagements der<br />
TU, Dr.-Ing. Christian Brinsa: „Die Audimax-Sanierung<br />
ist so abgeschlossen,<br />
dass es wieder nutzbar ist. Allerdings<br />
haben wir noch an mehreren Stellen Arbeiten<br />
laufen und dafür brauchen wir<br />
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jederzeit und von überall auf der Welt.<br />
Die integrierte Suchfunktion ermöglicht Ihnen eine gezielte<br />
Recherche in den Artikeln. Und über die Archivfunktion<br />
haben Sie auch Zugriff auf ältere Zeitungsausgaben.<br />
Zeitfenster.“ Gabriele Kramer von der<br />
Hörsaal- und Raumvergabe schreibt in<br />
einem Ablehnungsschreiben für die Audimax-Nutzung:<br />
„Ferner steht die Nutzung<br />
des Audimax durch das Studio für<br />
Filmkunst [...] in keinem Verhältnis mit<br />
den für die TU Braunschweig damit einhergehenden<br />
Kosten, wie zum Beispiel<br />
der Heizkosten.“ Das SFF zeigte seine<br />
Filme in den vergangenen zwei Semestern<br />
<strong>als</strong>o von DVDs und in kaum geeigneten<br />
Räumen. Nicht nur der Kinocharakter<br />
ging verloren, auch der Spaß am<br />
ehrenamtlichen Engagement bleibt auf<br />
der Strecke. #<br />
STUDIEREN SIE MAL DIESES ANGEBOT!
Foto: guukaa<br />
Essen<br />
fas(s/t)en<br />
fünf taGe Verzicht: ein taGeBuch<br />
Von Milena Virchow<br />
Der Frühling ist da, die Sonne<br />
scheint, die Parks sind voller<br />
Menschen und mein Mitbewohner<br />
Karim fragt mich: „Wollen wir morgen<br />
Abend grillen?“ Ich verziehe den<br />
Mund zu einem schmalen Strich: „Ich<br />
kann nicht. Ich faste!“ Fragend rümpft<br />
er die Nase. „Verstehe ich nicht.“ „Na,<br />
ich faste – ab morgen gibt es fünf Tage<br />
lang nichts <strong>als</strong> Wasser, Brühe und Saft.<br />
Am sechsten Tag esse ich Suppe und<br />
zum Schluss darf ich dann wieder fes-<br />
Campus<br />
te Nahrung zu mir nehmen.“ „Wie<br />
willst du das denn bitte schaffen? Was<br />
ist mit deinem geliebten Käsetoast und<br />
dem leckeren Frühstücksmüsli?“ „Das<br />
weiß ich jetzt auch noch nicht“, seufze<br />
ich „aber mein Ansprechpartner in<br />
der Not, der Braunschweiger Internist<br />
Dr. Peter Dunker, das Buch Wie neugeboren<br />
durch fasten sowie verständnisvolle<br />
Freunde werden mir sicher dabei<br />
helfen.“ „Sicher!“, sagt Karim und holt<br />
den Grill aus dem Keller…<br />
30<br />
Tag 1, Montag<br />
Ich habe Hunger! Seit meinem gestrigen<br />
„Entlastungstag“ habe ich nichts<br />
mehr gegessen. Zum Mittag gibt es eine<br />
selbstgemachte Brühe mit frischem Gemüse.<br />
Das Gemüse darf ich bloß nicht<br />
essen. Ich habe Hunger! Und dann diese<br />
Gedanken in meinem Kopf: So ein schönes<br />
Toast mit Nutella…oder Erdbeertorte…<br />
Pizza. „Vielleicht träume ich ja<br />
etwas Schönes von Schokolade“, denke<br />
ich, gehe ins Bett und mein Bauch<br />
brummt mir ein Schlaflied.<br />
Tag 2, Dienstag<br />
„Unter Umständen treten regelrecht<br />
nagende Hungergefühle auf“ heißt es<br />
in meiner Fastenbibel. Pure Untertreibung.<br />
Über meine Umwelt scheint ein<br />
grauer Film zu liegen und mir ist ein<br />
bisschen schwindelig. Beim Blick in den<br />
Spiegel erschrecke ich mich ein bisschen.<br />
Jetzt weiß ich, was mit dem Begriff<br />
„aschfahl“ gemeint ist. Als ich auf<br />
die Waage steige, finde ich den Zeiger<br />
erst gar nicht. Minus zwei Kilo. Neben<br />
den Kilos purzelt gerade vor allem die<br />
Stimmung. Ich hoffe, dass der dritte Tag<br />
besser wird.<br />
Tag 3, Mittwoch<br />
„Oh, du siehst ja echt gut aus heute“,<br />
sagt meine Freundin Annika, <strong>als</strong> ich in<br />
den Seminarraum komme. Tja, heute<br />
bin ich fit! Fast wie an normalen Tagen.<br />
Ich denke auch nicht mehr jede einzelne<br />
Minute über vermeintliche Leibspeisen<br />
nach. Viele Freunde, meinen „man<br />
braucht doch die Nährstoffe und die<br />
Energie“. Das sehe ich inzwischen ein<br />
bisschen anders.<br />
Immerhin: Ich brauche Dr. Dunkers<br />
ärztlichen Rat bisher nicht. Ich bin fit!<br />
Und deswegen jogge ich jetzt erstmal<br />
einen Raum weiter zur Toilette. Zum<br />
zwanzigsten Mal heute…<br />
Tag 4, Donnerstag<br />
8:30 Uhr, ich stehe auf und fühle mich<br />
ausgesprochen agil. Aber irgendwas<br />
stinkt. Ach Mist, das bin ja ich. So steht<br />
es auch im Fastenbuch: „Was die Haut<br />
da über die Poren ausscheidet, riecht<br />
nicht gerade angenehm.“ Also gehe ich
schnell duschen. Heute muss ich<br />
eine Programmier-Hausaufgabe<br />
lösen. Dafür brauche ich Kraft. Ein<br />
Liter Tomatensaft soll helfen. Ich<br />
schaffe meinen letzten Fastentag!<br />
Aber: Den morgigen Aufbautag<br />
kann ich kaum erwarten.<br />
impreSSum<br />
Herausgeber: Braunschweiger Zeitungsverlag GmbH & Co KG<br />
Hamburger Straße 277, 38114 Braunschweig<br />
Telefon: (0531) 39 00 0 # Telefax: (05 31) 39 00 - 610 # E-Mail: info@bzv.de<br />
www.braunschweiger-zeitungsverlag.de # www.newsclick.de<br />
Persönlich haftender Gesellschafter:<br />
Verwaltungsgesellschaft Braunschweiger Zeitungsverlags GmbH<br />
Geschäftsführer: Harald Wahls<br />
Registergericht: Amtsgericht Braunschweig, HRA 6991<br />
Ust.-Ident.-Nr.: DE 114 88 11 13<br />
Die redaktionellen Inhalte dieser <strong>Ausgabe</strong> sind das Ergebnis<br />
eines Projektseminars der Abteilung Medienwissenschaften<br />
der Technischen Universität Braunschweig<br />
Redaktionsleitung: Holger Isermann (TU Braunschweig) V. i. S. d. P.<br />
Redaktion: Nico Bensch, Daniel Beutler, Simon Blotevogel, Annekatrin Bock,<br />
Maria Boger, Kristina Branz, Sophie Dannenfeld, Miriam Düsterhöft, Fathi Khalil<br />
Ahmad El-Khatib, Ronny Fichte, Sandra Fischer, Nora Gerecke, Janina Göbel,<br />
Nicole Griese, Jonas Hartwig, Holger Isermann, Sina Liers, Christian Matz, Katerina<br />
Papamichael, Kristina Rauschan, Shirin Schönberg, Lisa Simon, Stefan Thielbeer,<br />
Daniela Viehmeier, Milena Virchow, Annabel Wagemann, Anna Wandschneider,<br />
Franziska Ziemann<br />
Adresse: TU Braunschweig, Abteilung Medienwissenschaften<br />
Bienroder Weg 97, 38106 Braunschweig<br />
Telefon: (0531) 391 8961 # Telefax: (0531) 391 8963 # E-Mail: redaktion@studi38.de<br />
www.tu-braunschweig.de/medienwissenschaften<br />
Titelfoto: Florian Koch # Model: Elena Schulz-Görner<br />
Objektleitung: Daniela Waltemathe<br />
Anzeigen: Raphael Feldmann (verantwortlich)<br />
Anzeigenverkauf: Katharina Heidmann<br />
Telefon: (0531) 39 00 408 # E-Mail: katharina.heidmann@bzv.de<br />
Vertrieb: Braunschweiger Zeitungsverlag<br />
Druck: Druckhaus Gera GmbH, Jacob-A.-Morand-Straße 16, 07552 Gera<br />
Auflage: ca. 10.000 Exemplare<br />
© Braunschweiger Zeitungsverlag 2011<br />
Das Projekt studi38 wird freundlich unterstützt durch<br />
Campus<br />
Tag 5, Freitag<br />
In der Regel sollte man im Rahmen<br />
einer Fastenwoche fünf Tage<br />
nichts essen und danach zwei Aufbautage<br />
einlegen. Ich habe mich<br />
entschieden, einen Tag früher<br />
mit der Aufbaukost zu beginnen.<br />
Ich bezweifele langsam, dass eine<br />
innere Reinigung und eine Los- „oh, du siehst ja gar nicht gut aus heute.“<br />
lösung vom Alltag funktioniert,<br />
wenn man mitten drin steckt.<br />
Trotzdem ist der erste Aufbautag ganz Gier nach Essbarem. Nach einem Tel-<br />
anders verlaufen, <strong>als</strong> ich es gedacht hätler Suppe bin ich satt. Der Apfel und die<br />
te. Keine Spur von Heißhunger oder Buttermilch am Nachmittag tun ihr Üb-<br />
Riskier mal einen Blick!<br />
riges. Und das Beste ist: ich bin völlig<br />
zufrieden so!<br />
Tag 6, Samstag<br />
So langsam verfalle ich in alte Muster.<br />
Morgens verputze ich erst einmal<br />
ein ganzes Brötchen und viel<br />
Obst! Mein Magen nimmt es mir<br />
glücklicher Weise nicht übel. Aber<br />
ich weiß jetzt: Essen bedeutet einfach<br />
mehr, <strong>als</strong> bloße Nahrungsaufnahme.<br />
Essen steht genauso für<br />
Gemeinschaft, Gesellschaft, Vergnügen<br />
und Genuss. Wie schade,<br />
dass man das ständig vergisst.<br />
Und wie schön, wenn man es wieder<br />
erleben darf. Meine Freunde<br />
sitzen inzwischen erwartungsfroh<br />
im Garten versammelt. Max trägt Virchow<br />
Nudelsalat an mir vorbei nach Draußen.<br />
Milena<br />
Ich lächle zufrieden und hole den Grill<br />
aus dem Keller. # Foto:<br />
facebook.com/studi38<br />
www.theater.wolfsburg.de
Zum<br />
Gründervater<br />
Campus<br />
Bereits 1745, vor 266 Jahren, gründete Herzog Karl I. (1713-1780) das Collegium<br />
Carolinum, den Vorläufer der heutigen TU Braunschweig. Seit 1735<br />
regierte er das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel. Verheiratet war der<br />
Herzog übrigens mit Philippine Charlotte von Preußen – einer Schwester Friedrichs<br />
des Großen. #<br />
Ein Stück<br />
Mexiko<br />
Wo einst Quesadillas, Flan<br />
und Tequila verkauft wurden,<br />
befinden sich heute<br />
Bücher, Zeitschriften und Filme. Mediale<br />
Vielfalt ersetzt kulturelle und das<br />
recycelte Gebäude besteht weiter – an<br />
anderem Ort und mit anderer Funktion.<br />
Teile des mexikanischen Pavillons<br />
der EXPO 2000 in Hannover fungieren<br />
seit 2002 <strong>als</strong> Bibliothek der HBK Braunschweig.<br />
#<br />
Foto: Ostfalia<br />
Schon<br />
gewusst?<br />
Mehr<br />
schuften?<br />
Ein Blick auf die Semester-Termine verrät: Ostfalia-Studierende verbringen<br />
dieses Sommersemester mehr Wochen an der Uni <strong>als</strong> Studierende der TU<br />
Braunschweig. Während sich die Vorlesungszeit an den Ostfalia-Standorten<br />
mehrheitlich vom 01.03. bis zum 08.07. erstreckt, müssen TU-Studierende nur<br />
vom 04.04. bis zum 16.07. zur Vorlesung erscheinen. #<br />
32<br />
Foto: Matthias Prinke unbekannter Maler
Campus<br />
Emanzipation für Männer<br />
Monika Ebeling hat in Braunschweig Sozialwesen studiert und war<br />
Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Goslar. Vor einigen Wochen verlor sie<br />
diesen Posten. Als Gleichstellungsbeauftragte hatte sie sich nach Meinung<br />
des Stadtrats zu sehr um die Belange von Männern gekümmert.<br />
Von Simon Blotevogel<br />
Frau Ebeling, was haben Sie <strong>als</strong> Gleichstellungsbeauftragte<br />
f<strong>als</strong>ch gemacht?<br />
Nichts, ich habe meine Arbeit genau so gemacht<br />
wie es das Gesetz vorsieht. Ich habe<br />
mich zu gleichen Teilen um die Anliegen beider<br />
Geschlechter gekümmert. Es ist zwar aus<br />
geschichtlichen Gründen eher üblich sich <strong>als</strong><br />
Gleichstellungsbeauftragte für Frauen einzusetzen,<br />
ich halte das aber nicht für zeitgemäß.<br />
Es gibt weniger Frauen in Führungspositionen<br />
sie verdienen weniger <strong>als</strong> Männer...<br />
...ich sehe Gleichstellungsbedürfnisse, die<br />
wichtiger sind <strong>als</strong> die Unterstützung einer<br />
gut ausgebildeten, weiblichen Elite. <strong>Diese</strong> jungen<br />
Akademikerinnen stehen mitten im Leben<br />
und sollten genug Kraft haben, um ihre Interessen<br />
selbst durchzusetzen. Junge Männer und<br />
insbesondere Väter sind in den Fokus meiner<br />
Arbeit gerückt, weil mit ihnen auch Kinder betroffen<br />
sind, die nicht so gut für ihre Interessen<br />
kämpfen können.<br />
Wo sehen Sie Benachteiligungen von<br />
Männern?<br />
Das ist ein sehr komplexes Thema und erstreckt<br />
sich über den ganzen Lebensweg eines<br />
Mannes. Schon der plötzliche Kindstod<br />
betrifft überwiegend männliche Kinder. Die<br />
Ritalingaben an Jungen sind in den letzten<br />
Jahren so stark angestiegen, dass man meinen<br />
könnte, da soll bei männlichen Kindern etwas<br />
unterdrückt werden. Junge Männer werden<br />
außerdem wesentlich häufiger Opfer von Unfällen,<br />
leiden oft an Depressionen und auch<br />
die Selbstmordrate von Männern ist höher <strong>als</strong><br />
die von Frauen – ein Thema, das mit dem Tod<br />
von Robert Enke endlich einen Weg in die Öffentlichkeit<br />
gefunden hat. Außerdem stehen<br />
Männer öfter am Rande der Gesellschaft, Obdachlosigkeit<br />
ist fast ausschließlich ein männliches<br />
Problem.<br />
Und auch in der Berufswelt sind es Männer,<br />
die Risikoberufe ausüben und in Jobs mit 52<br />
Wochenstunden arbeiten.<br />
Aber ist die Berufswahl nicht eine persönliche<br />
Entscheidung?<br />
Ja, natürlich ist sie das. Aber man sollte vielleicht<br />
einmal fragen, warum das so ist. Auch<br />
wenn ich nicht viel davon halte ein Interesse<br />
zu erzwingen, haben Männer eine gesellschaftliche<br />
Verpflichtung präsent zu sein. Vor<br />
allem in den Care-Berufen. Es kann zum Beispiel<br />
sein, dass ein Junge bis zu seinem zehnten<br />
Lebensjahr in den Bildungs- und Betreuungseinrichtungen<br />
nie auf einen Mann trifft.<br />
Glauben Sie, dass soziale und pflegende Berufe<br />
für Männer nicht attraktiv sind?<br />
Es gibt viele Vorurteile zum Beispiel über das<br />
Gehalt. Aber auch das Partnerwahlverhalten<br />
von Frauen spielt eine Rolle. Oft suchen sie sich<br />
Männer, die sozial über ihnen stehen, <strong>als</strong>o gebildeter<br />
sind, mehr verdienen und am besten<br />
auch noch drei Zentimeter größer sind. Da<br />
sollten Frauen mal ihr Rollenstereotyp überdenken.<br />
„Ingenieurin sucht Erzieher“ könnte<br />
neue Perspektiven eröffnen.<br />
Sie reden viel über Frauen, was sollten Männer<br />
tun um ihre Situation zu verbessern?<br />
Wissen wir Frauen wirklich wie Männer sich<br />
emanzipieren wollen? Dam<strong>als</strong> in der Frauenbewegung<br />
haben wir Frauen die Männer immer<br />
ausgeschlossen, wenn es um unsere Themen<br />
ging. Das sollte man den Männern jetzt<br />
auch zugestehen. Männer müssen ihre eigene<br />
Männerbewegung kreieren. Sie müssen nacharbeiten,<br />
nicht nachsitzen (lacht).<br />
Fühlen Sie sich bei so viel Verständnis <strong>als</strong><br />
Verräterin am eigenen Geschlecht?<br />
Durch meine Arbeit <strong>als</strong> Gleichstellungsbeauftragte<br />
bin ich zu so etwas wie einem Sprachrohr<br />
geworden, aber deswegen bin ich immer<br />
33<br />
Foto: Privat<br />
noch eine Frau und setze mich für weibliche<br />
Interessen ein. Wobei ich leider sagen muss,<br />
dass einige Feministinnen mich anders sehen.<br />
Sie treten beim 2. Antifeminismustreffen<br />
der IGAF <strong>als</strong> Rednerin auf. Würden Sie sich<br />
selbst <strong>als</strong> Antifeministin bezeichnen?<br />
Nein! Ich setze mich gegen die Diskriminierung<br />
von Frauen ebenso ein, wie gegen die<br />
Diskriminierung von Männern. Bisher habe<br />
ich noch keine Einladung ausgeschlagen und<br />
keinen Interviewpartner abgelehnt.<br />
Im Forum der IGAF stehen Sätze wie „Antifeminismus<br />
ist für mich klar eher rechts<br />
anzusiedeln“ oder „Linke sind der Abfall<br />
jeder Gesellschaft“. Können Sie sich mit<br />
solchen Aussagen identifizieren?<br />
Ich möchte mich weder linksradikal noch<br />
rechts vereinnahmen lassen. Leider sind einige<br />
Menschen, nicht nur in diesen beiden Lagern,<br />
so betroffen oder auch aufgeputscht, dass sie<br />
hier das Maß verlieren. Haben Sie schon einmal<br />
in Foren radikal-feministischer Frauen<br />
gelesen? Da geht es hoch her.<br />
Sollten Männer <strong>als</strong> Ernährer zur Arbeit und<br />
Frauen an den Herd gehen? Auch das wird<br />
im Forum der IGAF hochgehalten…<br />
Natürlich nicht. Am besten wäre es doch,<br />
wenn jeder sich selbst durch bezahlte Arbeit<br />
ernähren könnte. Wenn es dann noch gelänge<br />
dies mit aktiver Elternschaft in Einklang zu<br />
bringen hätten wir viel erreicht. Davon sind<br />
wir aber leider noch weit entfernt. #
Die Entscheidung scheint endgültig: Bis spätestens 2022 soll das letzte deutsche Atomkraftwerk vom Netz gehen.<br />
Die sieben ältesten Meiler sind bereits abgeschaltet. Einer von ihnen soll jedoch <strong>als</strong> „Reservekraftwerk“ für die kalte<br />
Jahreszeit auf Stand-bye gehalten werden. Die voraussichtlichen Instandhaltungskosten: 50 Millionen pro Jahr. Doch<br />
es scheint unumgänglich. Die Bundesnetzagentur warnt: Uns fehlen jetzt schon bis zu 1000 Megavolt. studi38 fragt<br />
sich: Ist die Versorgungslage ohne Atomstrom so prekär, wie sie scheint? Sind erneuerbare Energien wirklich schon<br />
bereit für den Sprung ins kalte Wasser? Und steht Deutschland mit seiner Politik alleine da?<br />
Von Simon Blotevogel und Anna Wandschneider<br />
Wissenschaft<br />
Auslaufmodell AKW<br />
34<br />
Foto: Tepco
Wissenschaft<br />
„Ich dachte ich bin in einem<br />
schlechten Hollywoodfilm“<br />
Es ist der 11.3.2010, viertel vor drei, an der japanischen Ostküste. Gordon Hünies (34) aus Winsen steht mit neun<br />
Technikern der Areva im stillgelegten Reaktor IV des Atomkraftwerkes Fukushima Daiichi. Sie wollen die Sicherheit<br />
der Anlage prüfen – doch dazu kommt es nicht mehr, denn plötzlich bebt die Erde.<br />
Was hast du gemacht, <strong>als</strong> das Beben<br />
losging?<br />
Meine Kollegen und ich standen gerade vor<br />
der Druckschleuse des Reaktors. Wir hatten<br />
unsere Messgeräte aufgebaut und wollten<br />
mit der Prüfung anfangen. Und dann war<br />
da plötzlich dieser Lärm – wie Donnergrollen,<br />
unglaublich laut. Ich wollte schon die Arbeiter<br />
fragen: Was macht ihr denn da? Ist hier<br />
irgendwo eine Baustelle? Aber <strong>als</strong> die Erde<br />
anfing zu beben, begriff ich und klammerte<br />
mich an irgendetwas fest, um nicht zu Boden<br />
zu gehen.<br />
Ich nehme an, dass danach alle den Reaktor<br />
so schnell wie möglich verlassen haben.<br />
Gab es keine Panik?<br />
Nein, es verlief alles absolut ruhig und geregelt,<br />
die Japaner waren sehr gefasst. Keiner<br />
der immerhin 700 Leute hat gedrängelt oder<br />
geschrien, obwohl der Weg nach draußen sehr<br />
lang schien.<br />
Hat zu diesem Zeitpunkt schon jemand realisiert,<br />
dass etwas mit dem Kraftwerk nicht<br />
stimmt?<br />
Nein, das kam wesentlich später. Das größte<br />
Problem war erstmal, dass der gesamte<br />
Küstenstreifen dem Erdboden gleich gemacht<br />
wurde.<br />
Alles war platt. Es ist kaum vorstellbar, aber in<br />
den Straßen klafften Risse, es gab Verwerfungen<br />
von bis zu einem halben Meter. Ich dachte,<br />
ich bin in einem schlechten Hollywoodfilm.<br />
Die Kantine war weg. Einfach nicht mehr da.<br />
Und das war nichts im Vergleich zu dem, was<br />
uns außerhalb der Anlage erwartete.<br />
Bist du noch am gleichen Tag abgereist?<br />
Meine Kollegen und ich haben die erste Nacht<br />
auf dem Gelände verbracht. Am nächsten Tag<br />
wurden wir per Bus in ein Auffanglager in<br />
30 km Entfernung gebracht. Einen Tag später<br />
ging es nach Tokio, und von da aus nach<br />
Hause.<br />
Was hat dich am meisten geschockt oder<br />
beeindruckt?<br />
Geschockt hat mich das Ausmaß der Zerstörung.<br />
Ich weiß noch, dass ich im Bus saß und<br />
eine Liste mit verlorenen Dingen gemacht<br />
habe. Ich stellte fest, dass mein Lieblingsband-T-Shirt<br />
irgendwo unter den Trümmern<br />
lag und ärgerte mich fürchterlich. Dann sah<br />
ich aus dem Fenster und habe mich einfach<br />
nur geschämt, dass ich einem T-Shirt hinterher<br />
weine, während andere vor dem Nichts<br />
stehen.<br />
Beeindruckt war ich von der Gefasstheit der<br />
Japaner im Auffanglager. Bei der Deckenverteilung<br />
standen sie seelenruhig an und vertrauten<br />
darauf, dass es genug für alle gibt.<br />
Und eine junge Japanerin lieh mir ihr iPhone,<br />
damit ich mit meiner Frau reden konnte.<br />
„Fukushima hat alles verändert.“, ist der O-<br />
Ton von Gesellschaft und Regierung. Deutsche<br />
Atommeiler sollen jetzt doch wieder<br />
schneller vom Netz genommen werden,<br />
nach neusten Berichten spätestens bis<br />
2022. Hältst du das für gerechtfertigt?<br />
Fukushima hat gar nichts verändert: Die Fakten<br />
waren alle vorher gegeben.<br />
Meiler abzuschalten macht durchaus Sinn,<br />
aber doch bitte mit Planung. Was bringt es<br />
denn, unausgereifte Technologie auf den<br />
Markt zu werfen? Und wie kann es sein, dass<br />
auf einmal Dinge gesellschaftsfähig werden,<br />
die vorher <strong>als</strong> unverantwortlich und gefährlich<br />
galten? Ich denke da zum Beispiel an unterirdische<br />
CO2-Speicherung.<br />
Das musst du wohl sagen, weil du für die<br />
Industrie arbeitest?<br />
35<br />
Halt! Erstens arbeite ich auch in anderen<br />
Kraftwerken. Zweitens bin ich auch nicht uneingeschränkt<br />
für Atomkraft. Mir ist aber vor<br />
allem Sicherheit wichtig, ich arbeite ja schließlich<br />
auch in der Werkstoffprüfung. Und die Alternativen<br />
zur Atomkraft sind bis jetzt unausgegoren.<br />
Ob sie umweltverträglich sind, weiß<br />
man auch nicht. Was ist zum Beispiel mit der<br />
Meereswelt, die durch Off-Shore-Parks möglicherweise<br />
extrem gestört wird? Und wir dürfen<br />
den volkswirtschaftlichen Aspekt nicht vergessen.<br />
Deutschland ist <strong>als</strong> Industriestandort<br />
gefährdet, wenn wir durch zu schnelles Abschalten<br />
an Unterversorgung leiden.<br />
Behandeln die Medien diese Fragen zu<br />
wenig?<br />
Definitiv. Sie schwimmen momentan auf dieser<br />
populistischen Welle mit. Wer berichtet<br />
zum Beispiel über den Handel mit Energiezertifikaten?<br />
Wer fragt nach der Effizienz erneuerbarer<br />
Energien?<br />
Eine abschließende Frage noch: Hast du<br />
Angst davor, erneut nach Japan zu reisen?<br />
Ganz im Gegenteil. Das Ticket ist schon gebucht.<br />
Wir wollen den Japanern unsere Unterstützung<br />
anbieten. Schließlich müssen jetzt<br />
eine Menge Kraftwerke überprüft werden. #<br />
Foto: Privat
Foto: Simon Blotevogel<br />
Deutsche Atomkraftwerke liefern<br />
ein Viertel unseres Stroms. Was<br />
passiert, wenn diese Quelle versiegt?<br />
Für Betreiberkonzerne ist die Sache<br />
klar: Sie drohen mit Stromausfällen<br />
und volkswirtschaftlichen Milliardenschäden.<br />
Aber auch die Bundesnetzagentur<br />
warnt vor einer Unterversorgung<br />
in der kalten Jahreszeit. Alles nur<br />
Panikmache? Oder steckt ein Fünkchen<br />
Wahrheit in der Schwarzseherei?<br />
“Das Problem ist: Atomstrom bildet<br />
die Basis für unsere Energieversorgung.<br />
Die Meiler können rund um die Uhr laufen<br />
und bei Engpässen schnell hochgefahren<br />
werden“ sagt Professor Reinhard<br />
Wissenschaft<br />
„Atomstrom bildet die Basis für<br />
unsere Energieversorgung“<br />
Professor Reinhard Leithner über die Rolle des Atomstroms, mangelnde<br />
Speicherkapazität und die Verlogenheit der Atomindustrie.<br />
Leithner. Er leitet das Institut für Wärme<br />
und Brennstofftechnik an der TU<br />
Braunschweig.<br />
„Bis zu 20 Prozent der Höchstlast<br />
deutscher Meiler werden <strong>als</strong> Reserveleistung<br />
vorgehalten. Ohne die sieben<br />
ältesten Meiler bleiben wohl maximal<br />
10% übrig. Das kann uns schon<br />
im nächsten Herbst teuer zu stehen<br />
kommen. Dann kommt es zur<br />
Unterversorgung.”<br />
Dabei schwankt zunächst die<br />
Frequenz des Stroms, in den<br />
Haushalten flackert das Licht.<br />
Wird weiterhin nicht genug<br />
Strom in das Netz eingespeist,<br />
So sieht der deutsche Strommix aus: Immerhin knapp ein Viertel<br />
stammt aus den ungeliebten Meilern. Doch Vorsicht: Schließt man auch<br />
Verkehr und Wärmeenergie in die Rechnung ein, verdrängt das Mineralöl<br />
mit mehr <strong>als</strong> 30 Prozent die anderen Energieträger deutlich.<br />
36<br />
erdgas 13,4%<br />
bricht es ganz zusammen. Um <strong>als</strong>o<br />
überhaupt die Stromversorgung aufrecht<br />
zu erhalten, müssten in solchen<br />
Fällen einzelne Verbraucher oder Gebiete<br />
vom Netz genommen werden.<br />
Schon heute werden der Industrie<br />
mit billigem Nachtstrom Anreize geschaffen,<br />
Strom nicht zu Spitzenlastzeiten<br />
abzunehmen. Ob das auch auf den<br />
einfachen Verbraucher anwendbar ist,<br />
bleibt fraglich. Können nicht Off-Shore<br />
und Solarenergie den Wegfall der Meiler<br />
kompensieren?<br />
“Die Technologien sind noch längst<br />
nicht ausgereift”, unkt Leithner. Windparks<br />
sind zwar effizient, aber, wie auch<br />
Solaranlagen, vom Wetter abhängig.<br />
Außerdem entsteht Windenergie hauptsächlich<br />
im Norden Deutschlands – man<br />
müsste das Leitungsnetz massiv ausbauen.<br />
Pumpspeicherkraftwerke können<br />
Energie zwar speichern und bei Bedarf<br />
wieder abgeben, haben aber verschwindend<br />
geringe Speicherkapazitäten.<br />
Im Klartext: Deutschland reagiert zu<br />
überstürzt. Populismus statt Planung?<br />
Steckt das hinter dem schnellen Ausstieg?<br />
Und sitzen wir bald alle im Dunkeln?<br />
Nach Meinung Leithners eher<br />
im Kohlestaub. „Um den Wegfall der<br />
Atommeiler vollständig zu kompensieren,<br />
müssten alte Kohle-, Gas- und Ölkraftwerke<br />
wieder in Betrieb genommen<br />
werden.“ Eine weitere Alternative<br />
wäre, Strom zu importieren, “am besten”,<br />
so Leithner spöttisch, “aus Tsche-<br />
hausmüll 0,8%<br />
photovoltaik 1,9%<br />
Biomasse 4,5%<br />
Wind 5,8%<br />
Wasserkraft 3,3%<br />
mineralöl 1,3%<br />
Steinkohle 18,8%<br />
Braunkohle 23,4%<br />
atom 22,5%
Fotos: Privat<br />
chien oder Frankreich, damit sich das<br />
auch richtig lohnt mit dem Ökostrom.”<br />
Zappenduster klingt das für uns. Wir<br />
sind verunsichert. Und dennoch. Wir erinnern<br />
an Asse, Gorleben und Schacht<br />
Konrad. Bei dem Gedanken an rostende<br />
Atommüllfässer im Salzstock schüttelt<br />
es auch Leithner. „Die Endlagerung ist<br />
eine absolute Katastrophe”, schimpft er.<br />
Und wir stellen fest, ganz “Pro-Atom” ist<br />
Wissenschaft<br />
Internationales Feedback<br />
Dagegen<br />
der Professor nicht. Er zeigt uns einen<br />
Artikel über ein geplantes Endlager in<br />
Finnland, das angeblich sogar Eiszeiten<br />
überstehen soll. „Unverantwortlich”,<br />
meint er dazu. „Ich glaube, unser größtes<br />
Problem ist die Verlogenheit der Atomindustrie.<br />
Sie kocht ihr eigenes Süppchen,<br />
muss es aber nicht auslöffeln.”<br />
Atomkraftbetreiber zahlen eine lächerliche<br />
Versicherungssumme, im Ernstfall<br />
„Viele, auch in Frankreich, sehen mit einem mulmigen Gefühl auf<br />
die Meiler, aber die wenigsten unternehmen etwas. Schließlich<br />
erzeugen die Atomkraftwerke 70 Prozent unseres Stroms. Wir<br />
wollten unabhängig von Stromimporten werden – und sind abhängig<br />
von Strahlenmüll und tickenden Zeitbomben geworden.“<br />
Jérémy Bonvoisin (28), Frankreich, Maschinenbaustudent<br />
Zwiegespalten<br />
„Einerseits braucht die Menschheit Energie, um<br />
sich weiter zu verbessern, andererseits steht<br />
unsere Sicherheit auf dem Spiel. Und dass Atomkraftwerke<br />
ein Sicherheitsrisiko darstellen,<br />
wissen wir nicht erst seit Fukushima. Wir müssen<br />
uns <strong>als</strong>o entscheiden: Mehr Sicherheit oder<br />
mehr Freiheit. Ich persönlich möchte nicht in<br />
der Haut derer stecken, die darüber bestimmen<br />
müssen.“<br />
Juan Turma (24), Spanien, Informatikstudent<br />
37<br />
Dafür<br />
„Deutschland macht sich gerade ziemlich lächerlich.<br />
Das mit Fukushima ist schlimm, aber europäische<br />
Kraftwerke sind absolut sicher. Ich weiß, dass<br />
jetzt alle vor Terroranschlägen zittern, nur – so<br />
einfach kann man ein AKW nicht in die Luft jagen. Da<br />
bräuchte man schon eine Atombombe…und könnte<br />
sich den Schwachsinn gleich ganz sparen.“<br />
(Will nicht genannt werden), Slovakei, Maschinenbaustudent<br />
kümmert sich jedoch der Staat. Leithners<br />
Geheimrezept gegen schlampige<br />
Sicherheitskontrollen und marode Meiler:<br />
„Die Betreiber müssen sich selbst<br />
versichern. Dann hat die Versicherung<br />
ein Interesse daran, dass nichts passiert,<br />
sonst muss sie zahlen.“<br />
Die Folge, so glaubt er: Sicherheitsprüfungen<br />
werden verschärft und vor<br />
allem unabhängig. #
Informationsseiten des Braunschweigischen Hochschulbundes<br />
Schlaue Köpfe<br />
brauchen<br />
starke Partner<br />
Der Braunschweigische Hochschulbund e.V. unterstützt die Technische<br />
Universität in Lehre und Forschung, fördert die Zusammenarbeit<br />
mit anderen wissenschaftlichen Institutionen und ist bestrebt,<br />
das Ansehen der TU Braunschweig in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft<br />
der Region zu stärken.<br />
Zu diesem Zweck verleihen wir Studien- und Doktorandenpreise für<br />
herausragende Leistungen – darunter den Heinrich-Büssing-Preis für<br />
hochkarätige Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler<br />
der TU Braunschweig. Der mit 5.000 Euro dotierte Preis ist<br />
einer der wichtigsten Förderpreise für junge Forscher der Region.<br />
Darüber hinaus helfen wir Ihnen, liebe Studierende, gern bei der Umsetzung<br />
studentischer Initiativen. Wir fördern die Absolventenfeiern<br />
aller Fakultäten, finanzieren Exkursionen und unterstützen die vielfältigen<br />
kulturellen Vereinigungen an der TU Braunschweig.<br />
Mit unseren Veranstaltungen bilden wir zudem eine wichtige Schnittstelle<br />
für Kontakt und Meinungsaustausch zwischen der Technischen<br />
Universität sowie den Bürgern und den Unternehmen unserer Region.<br />
Braunschweigischer Hochschulbund e.V.<br />
www.braunschweigischer-hochschulbund.de<br />
bhb@tu-braunschweig.de
Deutschlandstipendien –<br />
Wir sind dabei! Sie auch?<br />
Der Braunschweigische Hochschulbund wird im<br />
kommenden Wintersemester 20 Deutschlandstipendien<br />
im Gesamtwert von 36.000 Euro für Studierende der<br />
TU Braunschweig finanzieren.<br />
Unternehmen in und um Braunschweig<br />
finanzieren sieben weitere<br />
Stipendien für Studierende. Wir<br />
möchten auch in Zukunft mehr von<br />
Ihnen <strong>als</strong> Förderer ansprechen. Die<br />
Vorteile für Förderer und Geförderte<br />
liegen auf der Hand: Die Firmen<br />
unterstützen junge, herausragende<br />
Köpfe bei ihrem Studium und haben<br />
dabei die Möglichkeit gezielt qualifizierten<br />
Nachwuchs für ihr Unternehmen<br />
zu werben. Die Stipendiaten<br />
knüpfen somit erste Kontakte für das<br />
spätere Berufsleben und erhalten<br />
finanzielle Unterstützung für ihre<br />
gute Leistung – unabhängig von<br />
sozialem Status oder Elternhaus.<br />
Bundesbildungsministerin<br />
Annette Schavan mit den ersten<br />
Deutschlandstipendiaten<br />
Wir fördern das<br />
Interessierte Stipendien-<br />
geberInnen und -nehmerInnen<br />
erreichen uns unter:<br />
Sabine Stegner<br />
Geschäftstelle Braunschweigischer<br />
Hochschulbund e.V.<br />
Geysostraße 7, 38106 Braunschweig<br />
Telefon: 0531 – 391 4570<br />
E-Mail: bhb@tu-braunschweig.de
Informationsseiten des Braunschweigischen Hochschulbundes<br />
Förderer schaffen Freiräume,<br />
bahnen Wege und öffnen Türen...<br />
Bei uns machen dies unsere 1.400 Mitglieder mit jährlich rund 100.000 Euro<br />
möglich, die auf eine Vielfalt an Projekten und Veranstaltungen rund um die<br />
TU Braunschweig verteilt werden!<br />
... für Schülerinnen in Naturwissenschaft und Technik<br />
Seit neuestem sind wir Förderer des Gleichstellungs-Projekts PINUT<br />
und unterstützen Praktika für Gymnasiastinnen an Instituten der<br />
Fakultät für Maschinenbau. Aktives Experimentieren und intensive<br />
Praktikumsbetreuung zeigen auf spannende Art, wie interessant<br />
technische und naturwissenschaftliche Studiengänge sind und welche<br />
attraktiven Karriereaussichten diese Studienwahl eröffnet. Ziel<br />
ist es, den Frauenanteil in den Naturwissenschaften durch praxisnahe<br />
Einblicke zu erhöhen.<br />
... zum Tanzen zwischen sinfonischem Konzert und Disco<br />
Das Orchester der TU Braunschweig hat im Sommersemester<br />
2010 mit unserer Unterstützung die sinfonische Tanznacht „Let’s<br />
dance“ präsentieren können. Das gewagte Programm begeisterte<br />
insgesamt rund 1.400 Zuhörer. Musik, Musiker, Tänzer, Publikum,<br />
Licht, Plattenteller... In der Tanznacht wird alles gehörig in Bewegung<br />
versetzt. Die Zuhörer dürfen sich bereits auf ein weiteres<br />
Wissenschaftskonzert im Sommersemester 2011 freuen. Das Thema<br />
für die nächste Aufführung heißt dann Mobilität in Planung.<br />
... für die Stadt der Zukunft in China<br />
Unsere Zuwendungen ermöglichten es, dass Nachwuchsarchitekten<br />
aus Deutschland und China gemeinsam Städte<br />
der Zukunft planen konnten. Passend zum Motto „Better<br />
City - Better Life“ der Weltausstellung 2010 entwickelten<br />
sie eigene Ideen zum klimagerechten und ressourcenschonenden<br />
Gestalten und Bauen. Die Prämierung der<br />
Siegerentwürfe fand im Rahmen der EXPO 2010 Shanghai<br />
durch Herrn Minister Dr. Ramsauer statt.
24 Stunden<br />
Mutter auf Probe<br />
Wie BaBySimulator marie mich auf trapp hält und<br />
auf ein StudentenleBen mit Kind VorBereitet<br />
Von Annabel Wagemann<br />
Es klingelt an der Tür. Ich öffne sie.<br />
Ein Postbote überreicht mir ein<br />
großes Paket auf das ich schon<br />
seit einigen Tagen warte. Ich packe es<br />
behutsam aus. Und plötzlich bin ich<br />
Mutter. Wenn eine Geburt nur immer<br />
so unkompliziert und schmerzlos verlaufen<br />
würde. In meinen Händen halte<br />
ich einen weiblichen Babysimulator. Ich<br />
taufe ihn liebevoll auf den Namen Marie.<br />
Die nächsten 24 Stunden wird Marie<br />
mich auf Trapp halten. Durch Schreien<br />
wird sie auf sich aufmerksam machen,<br />
wenn sie gefüttert, gewickelt, auf dem<br />
Arm gewogen werden oder Bäuerchen<br />
machen möchte. Manchmal wird sie<br />
auch einfach nur Geräusche des Wohl-<br />
bzw. Unwohlbefindens von sich geben<br />
oder schlafen ohne dass es des Eingreifens<br />
bedarf. Dabei wird ihr Wach-<br />
Schlaf-Rhythmus dem eines echten Babys<br />
nachempfunden, um die Simulation<br />
42<br />
so realistisch wie möglich zu gestalten.<br />
Das Experiment soll mir einen kleinen<br />
Vorgeschmack auf das Dasein <strong>als</strong> studierende<br />
Mutter geben. Denn schon sehr<br />
bald werde ich genau das sein, eine Studentin<br />
mit Kind.<br />
Es ist Samstag, 19 Uhr. Das Experiment<br />
startet. Mein Freund Tom und ich<br />
sind auf eine Party in der Nachbarschaft<br />
eingeladen. Aber durch die fortgeschrittene<br />
Schwangerschaft hält sich meine
Fotos: Privat<br />
Lust auf Party in den letzten Wochen<br />
ziemlich in Grenzen. Und jetzt müssen<br />
wir uns auch noch um Marie kümmern.<br />
Tom könnte alleine hingehen, aber er<br />
zeigt sich solidarisch. Und so entscheiden<br />
wir uns dafür, gemeinsam zuhause<br />
zu bleiben und Siedler zu spielen. Marie<br />
liegt friedlich neben uns in einer<br />
Wippe. Doch es dauert nicht lange und<br />
dann ist Schluss mit dem Frieden. Marie<br />
schreit sich die Seele aus dem Leib.<br />
Aber warum schreit sie bloß? Hat sie<br />
Hunger oder doch eher die Windeln<br />
„Füttern, Bäuerchen<br />
machen, Windeln wechseln.<br />
Das volle Programm.“<br />
Annabel Wagemann<br />
voll? Ich weiß es nicht und muss den<br />
Grund für ihr Unbehagen erst einmal<br />
herausfinden. Vermutlich dauert es bei<br />
einem echten Baby auch eine erst Weile<br />
bis man seine Zeichen auf Anhieb richtig<br />
deuten kann. Marie ist hungrig. Ich<br />
setze das Fläschchen an. Ausgerechnet<br />
jetzt klingelt mein Wecker. Der Kuchen,<br />
der sich schon seit über einer Stunde im<br />
Ofen befindet, ist fertig. Darum kann<br />
ich mich jetzt nicht kümmern. Tom<br />
Karriere<br />
mit nachwuchs auf Welteroberung:<br />
auch beim Siedler spielen ist marie dabei<br />
muss das übernehmen. Als Marie gesättigt<br />
ist, möchte sie noch Bäuerchen<br />
machen, dann ist sie wieder glücklich.<br />
Mit weiteren kleinen Unterbrechungen<br />
spielen wir noch bis 22 Uhr und gehen<br />
anschließend zu Bett. Marie schläft neben<br />
uns in einer Babyschale. Die Musik<br />
von der Party in der Nachbarschaft ist<br />
so laut, dass sie mir das Einschlafen erschwert.<br />
Außerdem ist es mittlerweile<br />
ganz schön schwierig mit dem dicken<br />
Bauch eine Schlafposition zu finden, die<br />
wirklich angenehm ist. Um 22.50 Uhr<br />
bin ich dann aber end-<br />
lich im Begriff einzuschlafen.Ausgerechnet<br />
jetzt meldet sich<br />
Marie. Füttern. Bäuerchen<br />
machen. Windeln<br />
wechseln. Das<br />
volle Programm. Ich<br />
bin wieder wach und<br />
beginne meinen Einschlafprozess<br />
bei immer<br />
lauter werdender<br />
Musik von vorne.<br />
Es dauert sehr lange,<br />
doch irgendwann<br />
schlafe ich tatsächlich<br />
ein. Mein Schlaf<br />
ist jedoch nicht wirklich<br />
tief. Ich bin unru-<br />
43<br />
trockenübung mit Kinderwagen:<br />
So oder so ähnlich werde ich bald<br />
durch den park schieben<br />
hig. So unruhig wie ich bin, wenn ich<br />
frühmorgens einen Termin habe, den<br />
ich auf keinen Fall verschlafen darf.<br />
Ob die Natur das so eingerichtet hat,<br />
damit man das Schreien seines Babys<br />
nicht überhört? Ich weiß es nicht, aber<br />
diese Erklärung erscheint mir plausibel<br />
zu sein. Um Punkt 3 Uhr ist es wieder<br />
soweit. Marie hat Hunger. Entgegen<br />
meiner Befürchtung, mich könnte das<br />
nächtliche aus dem Schlaf gerissen werden<br />
ziemlich nerven, reagiere ich relativ<br />
gelassen – wenn auch nicht hoch<br />
erfreut – und ich bin glücklich, Marie<br />
zufrieden stellen zu können. Wieder<br />
dauert das Einschlafen eine halbe Ewigkeit.<br />
Das nächste Mal meldet sich Marie<br />
um 8 Uhr morgens. Eine humane Zeit.<br />
Diesmal beschäftigt sie uns jedoch einige<br />
Stunden lang am Stück und legt nur<br />
sehr kurze Schlafphasen ein. Wäre ich<br />
jetzt alleine, was ich unter der Woche<br />
nahezu immer bin, wäre es ziemlich<br />
schwierig – wenn nicht gar unmöglich<br />
– in diesen Stunden etwas wirklich Produktives<br />
zu schaffen, wie beispielsweise<br />
für eine Prüfung zu lernen. Gegen<br />
14 Uhr machen wir uns mit Marie im<br />
Kinderwagen auf den Weg in den Prinzenpark.<br />
Die Sonne scheint, wir wollen<br />
das erste Mal in diesem Jahr grillen.<br />
Hoffentlich möchte jetzt niemand<br />
unser Baby bewundern, um dann feststellen<br />
zu müssen, dass wir eine Puppe<br />
durch die Gegend schieben. Das wäre →
uns schon ein wenig unangenehm, aber<br />
es ist ja für einen guten Zweck. Unentlarvt<br />
erreichen wir den Park. Marie<br />
schläft im Kinderwagen. Wir grillen,<br />
essen und liegen sicher zwei Stunden<br />
lang völlig ungestört in der Sonne. So<br />
langsam beginnt mich diese Ruhe zu<br />
beunruhigen. Ich stecke meinen Kopf<br />
in den Kinderwagen und lausche. Ma-<br />
Infos<br />
Babysimulator Marie wurde<br />
studi38 von der babybedenkzeit<br />
Gbr zur Verfügung gestellt.<br />
Normalerweise werden<br />
Babysimulatoren nicht für<br />
derartige Experimente und auch<br />
nicht für bereits Schwangere<br />
eingesetzt. Vielmehr dienen sie<br />
<strong>als</strong> pädagogisches Instrument,<br />
damit Jugendliche sich im<br />
Rahmen von „Learning by<br />
doing“ ein grundlegendes<br />
Wissen über elterliche Aufgaben<br />
aneignen können. Ziel eines<br />
sogenannten „Elternpraktikums“<br />
ist es, Minderjährige, die sich in<br />
schwierigen Lebenssituationen<br />
befinden, vor einer frühzeitigen<br />
Mutterschaft zu bewahren,<br />
durch die sie sich erhoffen,<br />
ihrer Perspektivlosigkeit und<br />
emotionalen Leere zu entfliehen.<br />
Außerdem dient das Programm<br />
der Prävention von Gewalt an<br />
Säuglingen und Kindern.<br />
Karriere<br />
rie atmet. Es scheint alles in Ordnung<br />
zu sein. Gegen 17 Uhr wird es langsam<br />
kühl und wir treten den Heimweg an.<br />
Wie kann es anders sein, Marie wacht<br />
auf und beginnt zu schreien. Sie möchte<br />
gewickelt werden. Hunger hat sie<br />
auch, den können wir diesmal erstaunlich<br />
schnell stillen. Wir setzen unseren<br />
Rückweg fort. Weit kommen wir jedoch<br />
„Für einen Krippenplatz<br />
stehen wir auf der warteliste.<br />
An Position 175.“<br />
Annabel Wagemann<br />
nicht, da werden wir schon wieder zum<br />
Fläschchen geben gebeten. Diesmal ist<br />
Marie ziemlich ausdauernd. Erst nach<br />
einer viertel Stunde ist sie gesättigt.<br />
Nachdem sie auch noch Bäuerchen gemacht<br />
hat, erreichen wir irgendwann<br />
ohne weitere Unterbrechungen unsere<br />
Wohnung. Knapp zwei Stunden wird<br />
das Experiment noch dauern. Die kostet<br />
Marie voll aus. Ihren uns bereits bekannten<br />
Bedürfnissen schließt sich eine<br />
Nörgelphase an. Nichts kann sie zufriedenstellen.<br />
Erst nachdem ich sie vierzig<br />
Minuten lang im Arm gewogen habe,<br />
gluckst sie ein letztes Mal zufrieden, bevor<br />
das Experiment studierende Mutter<br />
auf Probe beendet ist. Puh, ein bisschen<br />
anstrengend war es schon. Wobei Marie<br />
zugegebenermaßen ein recht friedliches<br />
Baby war. Sieben Wochen habe ich<br />
44<br />
jetzt noch Zeit, um mich auf ein Leben<br />
mit Kind einzustellen. Vieles habe ich<br />
schon vorbereitet. Für das kommende<br />
Semester bin ich beurlaubt. Bei Anne-<br />
Christin Eggers im Familienbüro habe<br />
ich mich ausführlich über Kinderbetreuung<br />
sowie alternative Prüfungsleistungen<br />
für Schwangere und studierende<br />
mit Kind beraten lassen. Welche Gelder<br />
mir künftig zustehen, darüber hat mich<br />
Jessica Bangisa, die Sozialberaterin des<br />
Studierendenservice-Center, aufgeklärt.<br />
Für einen Platz in einer der zwei TU-Kinderkrippen<br />
stehen wir auf der Warteliste.<br />
An Position 175. Ob das was wird?<br />
Den Geburtsvorbereitungskurs besuchen<br />
Tom und ich heute zum letzten<br />
Mal, das Krankenhaus für die Entbindung<br />
haben wir schon ausgesucht, die<br />
wichtigsten Anschaffungen wurden getätigt<br />
und etliche schlaue Ratgeber gewälzt.<br />
Ein paar Behördengänge müssen<br />
noch erledigt und eine letzte Hausarbeit<br />
geschrieben werden und dann,<br />
dann endlich kann unser Nachwuchs<br />
das Licht der Welt erblicken. Sicherlich<br />
wird es nicht unbedingt leicht werden<br />
gleichzeitig eine gute Mutter und eine<br />
fleißige Studentin zu sein. Aber dieser<br />
Herausforderung stelle ich mich gerne.<br />
Auch, wenn ich sicher das ein oder andere<br />
Semester mehr brauchen werde<br />
<strong>als</strong> ursprünglich geplant. Die nächsten,<br />
noch ganz ruhigen Wochen, nutze ich<br />
nun noch, um jede Menge Energie zu<br />
tanken. Denn die werde ich ganz sicher<br />
brauchen. #<br />
drei uhr nachts. marie ist gerade wieder<br />
eingeschlafen und ich versuche es ihr gleich zu tun.
Karriere<br />
Mit der HBK<br />
in die weite Welt<br />
Das Istanbul-Stipendium der HBK<br />
ermöglicht Studierenden einen<br />
dreimonatigen Aufenthalt in der<br />
Türkischen Metropole.<br />
Von Daniela Viehmeier<br />
Es ist der Abend des 29. Mai 2010,<br />
immer wieder ertönt der Satz<br />
„And twelve points go to Germany“.<br />
Gegen Mitternacht steht es fest:<br />
Lena gewinnt den Eurovision Song Contest<br />
für Deutschland – und ein Jahr „Lena-Mania“<br />
beginnt. Lena hier, Lena da,<br />
Lena überall. Doch ist der Hype um den<br />
Gewinner typisch deutsch oder in jedem<br />
Land gleich?<br />
<strong>Diese</strong> Frage versucht David Köhler,<br />
Student des Master-Studiengangs Medienwissenschaften<br />
an der HBK Braunschweig,<br />
zu beantworten. Er untersucht<br />
die türkische Fankultur des Eurovision<br />
Song Contests (ESC). David ist einer von<br />
acht Studierenden, die mit Hilfe eines<br />
Stipendiums der HBK Braunschweig<br />
für drei Monate mietfrei im Stipendiatenhaus<br />
Atelier Galatamitten in der Altstadt<br />
der türkischen Metropole Istanbul<br />
wohnen dürfen. Jeweils zwei Studierende<br />
reisen zusammen. Für den Zeitraum<br />
vom 15. April bis zum 15. Juli ist David<br />
einer der Glücklichen.<br />
„An das Stipendium zu kommen, ist<br />
gar nicht so schwer, man muss lediglich<br />
zwei Semester absolviert haben und natürlich<br />
ein gutes Projekt vorweisen, das<br />
man in Istanbul durchführen will“, erklärt<br />
er. „Ich habe mich bereits 2007,<br />
<strong>als</strong>o lange vor Lena, mit der deutschsprachigen<br />
Fankultur des Eurovision<br />
Song Contests beschäftigt. Deutschland<br />
und die Türkei sind Länder, die viel verbindet,<br />
aber auch viel trennt. Ich fand<br />
es spannend an diesem Punkt anzusetzen<br />
und zu untersuchen, wie groß die<br />
Unterschiede in diesem Bereich tatsächlich<br />
sind.“<br />
In Istanbul arbeitet David vor allem<br />
mit dem türkischen Fanclub des ESC zusammen.<br />
„Ich wurde dort sehr freundlich<br />
aufgenommen und bereits an meinem<br />
ersten Wochenende auf eine Party<br />
des Clubs eingeladen, wo ich viele der<br />
Mitglieder kennenlernte“, erzählt David.<br />
„Sie sind interessiert an dem was<br />
ich tue und da ich selbst ein Fan bin,<br />
begegnen wir uns auf Augenhöhe.“ So<br />
hat er auch schnell einen ersten Unterschied<br />
zwischen der deutschen und türkischen<br />
Fankultur festgestellt: „Ich war<br />
überrascht, wie heterogen der Fanclub<br />
hier zusammengesetzt ist. In Deutsch-<br />
45<br />
land sind vor allem ledige Männer zwischen<br />
Mitte zwanzig und Mitte fünfzig<br />
Mitglied, hier sind es viel mehr Frauen<br />
und auch ganze Familien.“ Aber es<br />
gibt natürlich auch Gemeinsamkeiten.<br />
„Man jammert über Durststrecken und<br />
ist glücklich über seltene Siege.“<br />
Den Aufenthalt in Istanbul würde David<br />
auf jeden Fall weiter empfehlen.<br />
„Wenn man kein Problem mit Baustellenlärm<br />
direkt vor der Tür hat, ist das<br />
Stipendium hier in Istanbul eine traumhafte<br />
Sache! Kein endloser Papierkrieg<br />
mit der Partneruni oder dem International<br />
Office, sondern ein sehr einfach und<br />
unbürokratisch planbarer Auslandsaufenthalt<br />
– selbst die Wohnungssuche<br />
fällt ja weg. Einfacher geht es echt<br />
nicht.“ #<br />
Foto: David Köhler
Karriere<br />
„Wir sehen uns <strong>als</strong><br />
Karriereschmiede“<br />
die StudentiSche unternehmenSBeratunG conSult one iSt eine<br />
profeSSionelle SpielWieSe für die Berater Von morGen<br />
Von Sophie Dannenfeld & Miriam Düsterhöft; Fotos: Sophie Dannenfeld<br />
Nichts ist über studentische Unternehmensberatung<br />
zu finden<br />
– zumindest nichts Negatives.<br />
Durchstöbert man das Internet, könnte<br />
man zu dem Schluss kommen, dass<br />
es das Beste für jeden Studierenden<br />
wäre, sich schon während des Studiums<br />
in einem der zahlreichen studentischen<br />
Vereine<br />
zu engagieren,<br />
die es derzeit<br />
in Deutschland<br />
gibt.<br />
Auch bei<br />
uns scheint<br />
sich das SystemstudentischeUnternehmensberatung<br />
bewährt zu haben<br />
– wie sonst<br />
könnte Consult<br />
One nächstes<br />
Jahr sein zehnjährigesBestehen<br />
feiern?<br />
studi38 hat<br />
sich mit zwei<br />
aktiven Mitgliedern,Dennis<br />
Levien und Jörn Mecher,getroffen,<br />
und wollte wissen, warum es immer<br />
wichtiger für Studierende ist, sich<br />
schon neben der Ausbildung zu engagieren<br />
und warum Consult One der<br />
richtige Ort dafür ist.<br />
Einmal im Semester bietet der Verein<br />
eine Infoveranstaltung an. Hat man Interesse,<br />
gibt es ein Aufnahmeverfahren,<br />
bestehend aus Gruppenübungen und einem<br />
persönlichen Interview. Wer dieses<br />
besteht wird in der Regel auch aufgenommen<br />
und kann das persönliche Projekt<br />
„Unternehmensberater“ beginnen,<br />
sollte aber etwas Zeit mitbringen: „Ein<br />
Verein, wie Consult One funktioniert<br />
nur in der Gemeinschaft. Zeit und Engagement<br />
sind die wohl wichtigsten Ressourcen<br />
der Mitglieder“, erklärt Dennis<br />
Levien.<br />
Engagement ist sowieso<br />
ein großes und<br />
wichtiges Wort für<br />
den Verein – ohne intrinsische<br />
Motivation<br />
könnte das Konzept<br />
nicht funktionieren.<br />
Und das ist auch einer<br />
der Unterschiede<br />
zu einer richtigen<br />
Firma: „Die Leute,<br />
die zu Consult One<br />
kommen, haben richtig<br />
Lust“, betont Dennis.<br />
Und weiter: „Sie<br />
kommen, weil sie die<br />
Beratung mehr <strong>als</strong><br />
Chance und <strong>als</strong> Weiterentwicklungsmöglichkeit,<br />
denn <strong>als</strong> der<br />
Weg zum schnellen<br />
Geld sehen.“.<br />
Nach der Anwartschaft entscheidet<br />
sich das neue Mitglied für eines der fünf<br />
existierenden Ressorts: Externes, Personal<br />
und Organisation, Qualitätsmanagement,<br />
Marketing und PR oder Finanzen<br />
und Recht. Dass Unternehmen, wie<br />
Volkswagen mit studentischen Unternehmensberatungen<br />
zusammen arbeiten,<br />
hat viele Gründe. Sie sind sehr viel<br />
günstiger <strong>als</strong> die erwachsene Konkur-<br />
jörn mecher dennis levien<br />
46<br />
renz. Außerdem bringen die Studierenden<br />
Wissen aus der Uni mit, dass aktueller<br />
kaum anderswo zu finden ist.<br />
Für die positive Entwicklung des Vereins<br />
sprechen auch die Zahlen: Letztes<br />
Jahr verkauften die Studierenden insgesamt<br />
250 Beratertage – das sind 230<br />
mehr <strong>als</strong> zu Beginn im Jahr 2002.<br />
Die Unterstützung<br />
und Zusammenarbeit<br />
mit<br />
U n t e r n e h m e n<br />
bringt den Mitgliedern<br />
von Vereinen<br />
wie Consult<br />
One aber<br />
noch mehr, <strong>als</strong><br />
„nur“ praktische<br />
Erfahrung in der<br />
Unternehmensberatung.<br />
Über die Jahre<br />
hat sich ein nützliches<br />
Netzwerk<br />
ausgebildet, das<br />
die Mitglieder<br />
von Consult One<br />
bei der Besetzung<br />
von Praktika<br />
und der Vergabe<br />
von Jobs begünstigt. „Wir sehen<br />
uns durchaus auch ein bisschen <strong>als</strong> Karriereschmiede“,<br />
sagt Jörn Mecher. <strong>Diese</strong>s<br />
Selbstverständnis wird nicht jedem<br />
gefallen und es ist vielleicht auch nicht<br />
wichtig, wo, sondern, dass Studierende<br />
sich einbringen. Die beiden Mitglieder<br />
von Consult One sind sich jedenfalls einig:<br />
„Nur durch Engagement kann sich<br />
der Student von heute positiv von der<br />
Masse abheben.“ #
www.q-gmbh.com<br />
Gründung mit Komponenten<br />
Entrepreneurship bedeutet die<br />
Durchsetzung von innovativen<br />
Ideen am Markt und durchläuft<br />
drei wesentliche Phasen: a) Vorgründungsphase,<br />
b) Gründungsphase, c) Expansionsphase.<br />
Die Vorgründungsphase<br />
hat einen entscheidenden Einfluß<br />
auf den Verlauf der Gründung. Der Kreativitätsgrad<br />
dieser Phase bestimmt den<br />
Erfolg der Unternehmensgründung. Dabei<br />
ist es sinnvoll, dass der Gründer<br />
seine knappen Ressourcen dort investiert,<br />
wo das Gründungsvorhaben am<br />
stärksten vorangebracht wird. „Gründung<br />
mit Komponenten“ heißt, dass<br />
der Gründungsprozess in sinnvolle<br />
Komponenten zerlegt wird, um zeitraubende<br />
monotone und wenig kreative<br />
Tätigkeiten auszulagern. Der Gründer<br />
Im Norden ist viel Platz.<br />
Für Menschen, die gestalten wollen.<br />
Karriere<br />
agiert wie ein Komponist und beschäftigt<br />
sich primär mit den Teilen des Unternehmens,<br />
die einen entscheidenden<br />
Einfluss auf den Unternehmenserfolg<br />
haben. Christof Heidemeyer, Absolvent<br />
der Osfalia Hochschule, hat diesen<br />
Ansatz bei seiner Gründung www.<br />
floraprima.de erfolgreich umgesetzt. In<br />
seinem Internetshop vertreibt er international<br />
Blumen. Die individuell nach<br />
Wünschen der Kunden zusammengestellten<br />
Blumensträuße werden innerhalb<br />
von 24 Stunden in Deutschland geliefert.<br />
Herr Heidemeyer und seine 13<br />
Mitarbeiter fassen dabei jedoch keinen<br />
einzigen Blumenstrauß an. Der gesamte<br />
Prozess der Zusammenstellung und des<br />
Versands ist ausgelagert. Bei Floraprima<br />
beschäftigt sich der Unternehmens-<br />
Kolumne<br />
Prof. Reza Asghari<br />
gibt an dieser Stelle<br />
Einblicke in die Welt des<br />
Entrepreneurships. In<br />
dieser <strong>Ausgabe</strong> erklärt er<br />
wie Gründer gleichzeitig<br />
Komponisten der<br />
eigenen Tätigkeitsfelder<br />
werden.<br />
gründer primär mit einem effizienten<br />
Google-Marketing, der Auswahl effektiver<br />
Zahlsysteme im Internet und der<br />
Unternehmens-Expansion. Nach dem<br />
Prinzip „Gründen mit Komponenten“<br />
hat Herr Heidemeyer weitere Märkte<br />
erschlossen: www.vinoprima.de, www.<br />
toyprima.de und www.gartenprima.de.<br />
→www.entrepreneurship-center.de<br />
Die norddeutsche Art.<br />
Neugier ist eine norddeutsche Tugend. Und<br />
die Antriebsfeder einer Bank, für die Norden<br />
nicht nur eine Richtung ist, sondern auch<br />
eine Haltung. In der NORD/LB ist man gespannt<br />
auf Chancen, neue Herausforderungen<br />
und auf Menschen, die zu Kollegen<br />
in starken Teams werden. Für Kunden, die<br />
mehr erwarten.<br />
Wir sind neugierig auf Sie. Bewerben Sie<br />
sich <strong>als</strong> Trainee bei der führenden Universalbank<br />
im Norden Deutschlands und Landesbank<br />
für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.<br />
Denn Karriere beginnt hier oben – auf die<br />
norddeutsche Art.<br />
Über Ihre vielfältigen Einstiegsmöglichkeiten<br />
erfahren Sie mehr unter: www.nordlb.de/karriere<br />
P<br />
www.nordlb.de
Fotos: BS|ENERGY, Janina Göbel<br />
Karriere<br />
Energie ohne Ende<br />
Beim Veolia praxiScamp präSentieren Studierende innoVatiVe ideen für<br />
die enerGieVerSorGunG Von morGen<br />
Von Janina Göbel<br />
Intelligente Stromnetze, die durch<br />
eine dezentrale Steuerung und Vernetzung<br />
die Stromerzeugung, -nutzung<br />
und -speicherung optimieren und<br />
so eine effiziente und zuverlässige Energieversorgung<br />
gewährleisten: Smart<br />
Grid ist die Herausforderung, der sich<br />
derzeit viele Stromanbieter stellen.<br />
Unter dem Motto „Smart Grid- von<br />
der Idee zur konkreten Umsetzung in<br />
Modellregionen“ konnten sich studentische<br />
Teams bundesweit für das Veolia<br />
PraxisCamp 2011 in Braunschweig<br />
bewerben. Ihre Aufgabe bestand darin<br />
praktische Ideen zur Realisierung<br />
von Smart Grid in Deutschland zu<br />
entwickeln.<br />
Allein aus der Region Braunschweig,<br />
Wolfenbüttel und Clausthal-Zellerfeld<br />
bewarben sich insgesamt elf Teams.<br />
Die drei Besten wurden am 27. und 28.<br />
Mai eingeladen, um ihre Konzepte vorzustellen.<br />
Gewonnen hat das Team um<br />
Martin Kunst, Wirtschaftsingenieur mit<br />
Vertiefung Elektrotechnik. Ihre Idee: Einen<br />
Local Energy Exchange, kurz LEX,<br />
zu entwickeln. „Auf dieser lokalen Börse<br />
kann jeder Besitzer einer Photovolta-<br />
v.l.n.r. Francis Kleitz, Vorstandsvorsitzender<br />
von BS|ENERGY, die<br />
Teilnehmer Jan Mummel, Swinde<br />
Schottky, Martin Kunst, Nadine<br />
Nottmeier und BS|ENERGY-Pate<br />
Harald Thomahs<br />
48<br />
ik-Anlage Strom online selber handeln,<br />
ganz ähnlich wie man es vom Aktienmarkt<br />
kennt“, erklärt Kunst. Die Idee<br />
sei an European Energy Exchange angelehnt,<br />
bei dem der Handel international<br />
betrieben wird. Vorteil dieses Konzepts<br />
seien letztlich günstigere Strompreise.<br />
„Der Netzverteiler wird prognosefähig,<br />
da er weiß wie viel Strom gebraucht<br />
wird, <strong>als</strong>o im Netz ist“, so Kunst. Jeder<br />
der vier Teilnehmer erhielt für den ersten<br />
Preis 300 Euro. Außerdem gingen<br />
2000 Euro an die studentische Initiative<br />
StudING, für die das Team angetreten<br />
war.<br />
Die Gründe fürs Mitmachen fielen bei<br />
allen Studierenden ähnlich aus. „Smart<br />
Grid ist ein aktuelles Thema, das noch<br />
in den Kinderschuhen steckt. Wir wollen<br />
den Prozess mitgestalten“, so Fridolin<br />
Muuß, Wirtschaftsingenieur an der<br />
TU Braunschweig.<br />
Umweltingenieur Stefan Estelmann<br />
sieht das ähnlich: „Das ist ein Thema,<br />
in dem man sich austoben kann und<br />
ich kann mir gut vorstellen später in<br />
dem Bereich zu arbeiten.“ Und genau<br />
da wird das PraxisCamp für Studierende<br />
interessant. Sie können bei ihrer Teilnahme<br />
Kontakte knüpfen, die beim späteren<br />
Berufseinstieg helfen können.<br />
Auch für Klaus-Joachim Wolf, Leiter<br />
des Hochschulmarketings bei<br />
BS|ENERGY, ist diese Vernetzung<br />
mit den Studierenden spannend.<br />
„BS|ENERGY bekommt durch das PraxisCamp<br />
Input aus der Wissenschaft.“<br />
Und weiter gibt er offen zu: „Wir<br />
können nicht das Rad neu erfinden. Daher<br />
ist der Hautgrund für die Initiierung<br />
des Veolia PraxisCamps nicht die Umsetzung<br />
der Ideen, sondern den Kontakt<br />
zu guten und engagierten Studierenden<br />
herzustellen.“#
Lieblings …<br />
Schlussakkord<br />
Ein Blick hinter die Kulissen: Unsere Redakteure verraten euch exklusiv ihre Vorlieben!<br />
Lisa Dauke<br />
Lieblingsalbum<br />
Name des Albums: The Miseducation<br />
of Lauryn Hill<br />
Interpret: Lauryn Hill<br />
Weil: Für mich einfach unverzichtbar!<br />
Eine meiner ersten CDs zu der immer noch<br />
regelmäßig im Zimmer getanzt und auf dem<br />
Teppich, bei einer Tasse Tee entspannt wird!<br />
Lieblingsfilm<br />
Name des Films: Peter Pan<br />
Regie: Hamilton Luske,<br />
Clyde Geronimi, Wilfred Jackson<br />
Weil: unglaublich, herzlich und<br />
zerbrechlich<br />
Fantasie, Gefühle und Abenteuer. Eine Geschichte<br />
vom erwachsen werden und es nicht<br />
wollen.<br />
Lieblingsbuch<br />
Name des Buches: Das geheime Tagebuch<br />
des Adrian Mole, 13 ¾ Jahre alt.<br />
Autor: Sue Townsend<br />
Weil: ehrlich, detailverliebt, unfassbar<br />
lustig<br />
Ein Teenager schreibt die wichtigen Probleme<br />
seines Lebens in einem Tagebuch nieder. Sue<br />
Townsend versteht es damit jedem Leser ein<br />
Lächeln zu entlocken.<br />
… alBum? film? Buch?<br />
Fathi Khalil Ahmad El Katib<br />
Lieblingsalbum<br />
Name des Albums: Caffe Caflisch -<br />
Canzoni di Amanti e Migranti<br />
Interpret: Pippo Pollina/Linard Bardil<br />
Weil: abwechslungsreich,<br />
entspannend, einfach anders<br />
Italienische Manier gemixt mit Rätoromanisch,<br />
eine fast ausgestorbenen Sprache, lässt<br />
die beiden Sänger und Ihre Gitarren frischen<br />
Wind in die eigenen Ohren trällern.<br />
Lieblingsfilm<br />
Name des Films: Armageddon<br />
Regisseur: Michael Bay<br />
Weil: ergreifend, nicht utopisch,<br />
packend<br />
Der Film kombiniert Witz, Action, Religion<br />
und vieles mehr in einer herzergreifenden Geschichte<br />
über das (mögliche) Ende der Welt!<br />
Lieblingsbuch<br />
Name des Buches: Asha<br />
Autor: David Ball<br />
Weil: historisch, mitreißend,<br />
energiegeladen<br />
Die Geschichte eines kleinen maltesischen Jungen<br />
und seiner Schwester verläuft mehrere<br />
Jahrzehnte auf unterschiedlichen Bahnen, bis<br />
sie sich eines Tages frontal gegenüber stehen.<br />
49<br />
Janina Göbel<br />
Lieblingsalbum:<br />
Name des Albums: Revolver<br />
Interpret: The Beatles<br />
Weil: authentisch, inspirierend,<br />
vielseitig<br />
Nicht nur das gezeichnete Plattencover ist einzigartig.<br />
Auch die Musik von Revolver zeigt<br />
die unglaubliche Kreativität der Beatles. Bei<br />
jedem Hören lassen sich neue Kleinigkeiten in<br />
den Liedern entdecken. Yeah yeah yeah!<br />
Lieblingsfilm:<br />
Name des Films: Back to the future I<br />
Name des Regisseurs: Robert<br />
Zemeckis<br />
Weil: spannend, lustig, Klassiker<br />
Wer wollte nicht mit Michael J. Fox in einem<br />
Delorean durch die Zeit reisen, nachdem er<br />
diesen Film gesehen hat?<br />
Lieblingsbuch:<br />
Name des Buchs: See Jane run<br />
Autor: Joy Fielding<br />
Weil: atemberaubend, mitreißend,<br />
unvorhersehbar<br />
Was tust du, wenn du plötzlich mitten in der<br />
Stadt in einem blutigen Kleid erwachst und<br />
nicht mehr weißt was passiert ist? Ein Thriller<br />
mit einem spannenden Clou am Ende.
Schlussakkord<br />
Schnell<br />
Vista<br />
Unidschungel<br />
daS StudentenleBen raSt und raStet nicht – muSS<br />
auch unSere autorin Schmerzhaft feStStellen<br />
Von Katharina Papamichael<br />
Man denkt, es sind die Senioren,<br />
die Sprüche á la „Wie doch die<br />
Zeit vergeht“ bringen. Doch<br />
ich stelle fest, wir Studenten stehen<br />
den Senioren da in nichts nach. Die Zeit<br />
vergeht aber auch verdammt schnell.<br />
Scheinbar urplötzlich heißt es: Such<br />
dir ein interessantes Thema für deine<br />
Bachelorarbeit. Eben noch in der Begrüßungsveranstaltung<br />
<strong>als</strong> Erstsemester<br />
und „zack!“ sind die drei Jahre um.<br />
Eins muss man den Verantwortlichen<br />
im Bolognaprozess lassen: Das mit dem<br />
schnellen Fertigstudieren des BA haben<br />
sie hinbekommen! Unerwarteter Weise<br />
funktioniert alles andere ungefähr so<br />
gut wie Windows Vista. Eher gar nicht.<br />
Da war doch dieses große Ziel: Internationale<br />
Gleichheit. Mit einem Bachelorabschluss<br />
in der Tasche kann man<br />
überall hin und den Master studieren.<br />
Wie utopisch! Das mag in den Studiengängen<br />
wie Maschinenbau, die immer<br />
fast gleich aufgebaut sind, einigerma-<br />
50<br />
Foto: Katharina Papamichael<br />
ßen funktionieren. Sobald ein Studienfach<br />
jedoch Varianz zulässt, geht gar<br />
nichts mehr. Wir Studenten dieser Vielfalt<br />
zulassenden Studienfächer müssen<br />
in intensivster Recherche herausfinden,<br />
wo wir überhaupt hinkönnen. Eigentlich<br />
schlimm genug, dass man heutzutage<br />
für normale Nebenjobs der alles<br />
könnende Supermensch sein muss. <strong>Diese</strong>m<br />
Problem sehe ich mich nun auch<br />
gegenüber gestellt, allerdings will ich<br />
einfach nur weiter studieren und lernen.<br />
Lernen Leute! Nicht irgendwohin<br />
gehen und schon alles können. Daraus<br />
wird aber wohl erstmal nichts, denn<br />
die Unis verlangen Dinge wie „mindestens<br />
6 Monate praktische Erfahrung“<br />
oder „mindestens soundso viele Credits<br />
in diesem und jenem Bereich“. Byebye<br />
Bolognakonzept.<br />
Die einzige Lösung heißt Ärmel hochkrempeln,<br />
sich durch den Unidschungel<br />
schwingen und versuchen zu durchblicken,<br />
welche Uni was will. Bald schon<br />
steht fest, dass ich mir wohl erst einmal<br />
die wirklich oft verlangte praktische<br />
Erfahrung aneignen werde. Das<br />
Masterstudium wird zunächst auf Eis<br />
gelegt. Ein Gedanke, mit dem ich mich<br />
erst gar nicht anfreunden wollte. Aber<br />
wenn ich so nachdenke, wird mir klar,<br />
dass jede Menge meiner Mitstudenten<br />
auch erstmal ein Praktikum machen<br />
oder ins Ausland gehen wollen. Ja, wollen,<br />
mit möchten kommt man heute ja<br />
nicht mehr weit. Am besten weiß man<br />
mit 15 schon genau, wo man im Leben<br />
hin will. Dann hat man auch genug Zeit<br />
um sich mit den Bolognastolpersteinen<br />
im Voraus auseinander zu setzen. Wir<br />
anderen kämpfen uns da jetzt durch.<br />
Ich erwarte eigentlich, dass wir uns in<br />
ein paar Jahren voller Stolz unsere Lern-<br />
und Leidenswege erzählen. Im Nachhinein<br />
war es dann wahrscheinlich auch<br />
alles gar nicht so schlimm und die Praktika<br />
haben uns wirklich Spaß gemacht.<br />
Bis dahin spreche ich mir wohl besser<br />
immer mal wieder ein Nörgelverbot<br />
aus. Die gesparten Nerven lassen sich<br />
sicher anderweitig besser verwerten,<br />
zum Beispiel dann, wenn ich bei meinem<br />
Praktikum vor einen Vista-Rechner<br />
gesetzt werde. #
Preisgarantie<br />
bis 31.12.2012<br />
und 6,70 Euro<br />
für die Eintracht-<br />
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