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12 Thesen des Rates der EKD zur Konfirmandenarbeit

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<strong>Konfirmandenarbeit</strong><strong>12</strong> <strong>Thesen</strong> <strong>des</strong> <strong>Rates</strong> <strong>der</strong>Evangelischen Kirche inDeutschland


Vorwort<strong>Konfirmandenarbeit</strong> und Konfirmation sind zentraleBestandteile unserer kirchlichen Arbeit undwichtige, oft unvergessliche Erlebnisse im Lebenvieler Jugendlicher. Sie bieten die Chance, dassJugendliche die Bibel neu entdecken und Ant -worten auf ihre Lebensfragen in ihr suchen lernen.Sie tragen dazu bei, dass Jugendlichesprach- und auskunftsfähig werden über ihrenGlauben und Gemeinschaft in einer Gruppe vonGleichaltrigen erfahren. Durch die Konfirman -denarbeit können sie in einer Gemeinde heimischwerden und gleichzeitig die „Freiheit einesChristenmenschen“ erproben. Welch eine Chancefür beide Seiten!Darum dürfen wir uns nicht mit dem Kreis <strong>der</strong>erzufrieden geben, die ohnehin dazugehören. Wirdürfen uns auch nicht damit abfinden, wennKonfirmandinnen und Konfirmanden nach demTag <strong>der</strong> Konfirmation in <strong>der</strong> Gemeinde nichtmehr zu sehen sind, und nicht aufhören zu werben,wenn Jugendliche sich an die Jugendweihehalten und das Angebot <strong>der</strong> Konfirmation garnicht erst bemerken. Vielen sind wir dasEvangelium auch schuldig geblieben, haben ihreSprache we<strong>der</strong> gesucht noch gefunden. Deshalbbrauchen wir immer wie<strong>der</strong> einen Neuanfang in<strong>der</strong> Zuwendung zu den Menschen.Dies zeigt auch das neu entstandene Interesse anelementarer Beheimatung in christlichen Tradi -tionen, an liturgisch glaubwürdigen Formen undan evangelischer Orientierung. Zwar bringen dieJugendlichen wenig konkretes Vorwissen mit,aber bestimmte religiöse Vorstellungen undErfahrungen sind durchaus vorhanden. Sie aufzunehmenund weiterzuführen, stellt die<strong>Konfirmandenarbeit</strong> vor hohe pädagogischeAnfor<strong>der</strong>ungen. Gleichzeitig braucht sie ein elementarestheologisches Profil. Durch eine sichausweitende Schulzeit sind die Zeitfenster jungerMenschen für außerschulisches Engagementzudem deutlich enger geworden. Das alles for<strong>der</strong>tdie Kirchengemeinden und -kreise zu neuenFormen und Modellen <strong>der</strong> <strong>Konfirmandenarbeit</strong>beson<strong>der</strong>s in Verbindung mit <strong>der</strong> Jugendarbeitheraus.Die vorliegenden <strong>Thesen</strong> wollen dafür eineRichtung weisen. Sie wurden von <strong>der</strong> Kammer<strong>der</strong> Evangelischen Kirche in Deutschland (<strong>EKD</strong>)für Bildung und Erziehung, Kin<strong>der</strong> und Jugen<strong>der</strong>arbeitet. Der Rat <strong>der</strong> <strong>EKD</strong> hat diese <strong>Thesen</strong>dankbar und zustimmend aufgenommen undihre Veröffentlichung beschlossen. Sie stehen inKontinuität <strong>zur</strong> Orientierungshilfe <strong>des</strong> <strong>Rates</strong>„Glauben entdecken“ von 1998. Seither habenwir vor allem durch die erste bun<strong>des</strong>weite Studie<strong>zur</strong> <strong>Konfirmandenarbeit</strong> vielfältige Entwicklungs -anstöße erhalten, die auch in diesen <strong>Thesen</strong>berücksichtigt sind.Mein herzlicher Dank gilt allen, die sich für einelebendige <strong>Konfirmandenarbeit</strong> einsetzen. Sieleisten eine wichtige und unersetzliche Arbeit inunseren Gemeinden! Den <strong>Thesen</strong> wünsche ichbei allen Verantwortli chen und beson<strong>der</strong>s auchden vielen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnenund Mitarbeitern einen segensreichen Gebrauchund eine intensive Verbreitung.Hannover, im Dezember 20<strong>12</strong>Präses Nikolaus Schnei<strong>der</strong>Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>des</strong> <strong>Rates</strong> <strong>der</strong>Evangelischen Kirche in Deutschland3


Die <strong>Konfirmandenarbeit</strong> ist eines <strong>der</strong> wichtig -sten Fel<strong>der</strong> kirchlicher Bildungsarbeit. Im Jahr2009 erschien die erste bun<strong>des</strong>weite Studie <strong>zur</strong><strong>Konfirmandenarbeit</strong> in Deutschland, die zu -gleich Ausgangspunkt und Bestandteil einerinternationalen Untersuchung in sechs weitereneuropäischen Län<strong>der</strong>n war. An die Studie schlosssich ein intensiver Prozess mit zahlreichen Kon -sultationen in den Lan<strong>des</strong>kirchen an, bei denenausgehend von den Befunden <strong>der</strong> Studie nachZukunftsperspektiven gefragt wurde. Die folgenden<strong>Thesen</strong> nehmen Bezug auf diesen For -schungs- und Konsultationsprozess und versuchen,den Ertrag in konzentrierter Form aufzunehmenund als Orientierung für die weitereReformarbeit verfügbar zu machen.Damit knüpfen die <strong>Thesen</strong> an frühere Äußerungen<strong>der</strong> <strong>EKD</strong> zu diesem Handlungsfeld an – insbeson<strong>der</strong>ean die Orientierungshilfe „Glaubenentdecken. <strong>Konfirmandenarbeit</strong> und Konfirma -tion im Wandel“ (1998) sowie, speziell auch zumVerhältnis <strong>zur</strong> Jugendweihe, die <strong>Thesen</strong> „Jugend -liche begleiten und gewinnen“ (1999). WeitereBezüge bieten die Veröffentlichungen zu „Kircheund Bildung“ (2009) sowie zu „Kirche undJugend“ (2010). Das dort Gesagte soll hier nichtwie<strong>der</strong>holt werden.Die vorliegende Veröffentlichung richtet sichzunächst an all diejenigen, die in Pfarramt undkirchlicher Mitarbeiterschaft, in den Gemeindenund Kirchenleitungen für die Gestaltung von<strong>Konfirmandenarbeit</strong> verantwortlich sind. Immermehr tritt in den letzten Jahren aber auch diegesellschaftliche Bedeutung <strong>der</strong> Konfirmanden -arbeit ins Bewusstsein. Die <strong>Thesen</strong> wollen dieseBedeutung genauer erfassen und richten sichdaher nicht zuletzt an die Bildungspolitik. An -gesichts <strong>der</strong> für die Arbeit mit Jugendlichenimmer enger werdenden Zeitfenster kommt esdarauf an, dass die Bedeutung non-formalerBildungsangebote anerkannt wird und dass vorallem die Schule den Schülerinnen und Schülerngenügend Freiraum lässt, solche Angebote fürsich zu nutzen o<strong>der</strong> als ehrenamtlich Tätigeselbst mitzugestalten.Im Spiegel <strong>der</strong> bun<strong>des</strong>weiten Studie werden fürdie <strong>Konfirmandenarbeit</strong> bemerkenswerte Er -folge sichtbar, aber auch die Möglichkeit undNotwendigkeit weiterer Verbesserungen, die um<strong>der</strong> Jugendlichen sowie um <strong>der</strong> Kirche willen entschlossenin Angriff genommen werden sollten.Die <strong>Thesen</strong> beschreiben daher nicht einfach nurden Stand <strong>der</strong> Arbeit, vielmehr zeigen sie ebensodie Dringlichkeit weiterer Reformen auf und wollendazu ermutigen, sich den damit verbundenenAufgaben zu stellen.In den <strong>Thesen</strong> 1 bis 4 steht die Beschreibung <strong>des</strong>Erreichten im Vor<strong>der</strong>grund, während die <strong>Thesen</strong>5 bis 11 den Akzent auf weitere Reformen sowieauf die zukünftigen Herausfor<strong>der</strong>ungen setzen.These <strong>12</strong> dient einer abschließenden Würdigungsowie dem Ausblick auf die Zukunft <strong>der</strong> Konfir -mandenarbeit.1.entspricht die <strong>Konfirmandenarbeit</strong> demDie Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfir -manden ist ein zentrales Bildungsangebot<strong>der</strong> evangelischen Kirche und aufgrund ihrerReichweite zugleich eines <strong>der</strong> bedeutendstenaußerschulischen Bildungsfel<strong>der</strong> in Deutsch -land. Nach reformatorischem VerständnisBildungsauftrag <strong>der</strong> Kirche, <strong>der</strong> auf ein verständigesund mündiges Christsein zielt und<strong>zur</strong> religiösen Orientierung junger Menschenbeitragen will.Die Eröffnung von Bildungsmöglichkeiten imchristlichen Glauben und die Unterstützungreligiöser Mündigkeit waren von Anfang anwesentliche Ziele evangelischer Bildungsverant -wor tung. Evangelische Kirche ist ihrem Selbst -ver ständnis zufolge auf Bildung angewiesen.Da rüber hinaus hat sie sich von Anfang an fürallgemeine Bildungsmöglichkeiten in <strong>der</strong> Gesell -schaft eingesetzt. Bis heute nimmt die Kircheihre Bildungsverantwortung in verschiedenenBereichen wahr, in <strong>der</strong> Gemeinde ebenso wie in<strong>der</strong> Schule o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Erwachsenenbildung.Die Einrichtung christlicher Bildungsangebotefür alle Jugendliche, aus denen dann die Kon -firmandenarbeit entstanden ist, gehörte zu denInnovationen <strong>der</strong> Reformationszeit, die bis inunsere Gegenwart hinein große Vitalität aufweisen.Je<strong>des</strong> Jahr beteiligen sich mehr als 90 % <strong>der</strong>evangelischen Jugendlichen im Alter von etwa 14Jahren an <strong>der</strong> <strong>Konfirmandenarbeit</strong>. Das sind200.000 bis 250.000 Jugendliche – etwa ein Drittelaller Jugendlichen <strong>des</strong> betreffenden Jahrgangs inDeutschland. Seit einigen Jahren machen sichdie demografischen Verän<strong>der</strong>ungen auch bei4


den Konfirmationszahlen bemerkbar, diese entsprechenden geringer werdenden Jahrgangs -größen in Deutschland insgesamt.Die <strong>Konfirmandenarbeit</strong> bietet Jugendlicheneine Möglichkeit, sich vertieft mit zentralenLebens- und Glaubensfragen auseinan<strong>der</strong>zusetzen.Der intensive gemeinsame Lernprozess, <strong>der</strong>je nach Lan<strong>des</strong>kirche ein bis zwei Jahre dauert,ist damit weit mehr als eine Vorbereitung auf dieKonfirmation. An<strong>der</strong>s als häufig angenommen,sehen Jugendliche – wie die bun<strong>des</strong>weite Studie<strong>zur</strong> <strong>Konfirmandenarbeit</strong> zeigt – den Grund fürihre Teilnahme an <strong>Konfirmandenarbeit</strong> undKonfirmation keineswegs nur in erwartetenGeschenken o<strong>der</strong> in einem Familienfest, in <strong>des</strong>senMittelpunkt sie gerne stehen. Auch wenn solcheMotive selbstverständlich eine wichtige Rollespielen, wi<strong>der</strong>sprechen diese Erwartungen geradefür die Jugendlichen selbst nicht den religiösenMotiven: Vielfach heben sie die eigene Taufehervor, wollen mehr über Gott und den Glaubenerfahren, um selbst entscheidungsfähig zu werden,und bei <strong>der</strong> Konfirmation wollen sie denSegen empfangen. Viele Erwachsene sehen in<strong>der</strong> Freude <strong>der</strong> Konfirmandinnen und Konfir -manden an materiellen Geschenken und demernsthaften Suchen nach religiösen Antworteneinen Wi<strong>der</strong>spruch, die meisten Jugendlichenkönnen bei<strong>des</strong> miteinan<strong>der</strong> verbinden.Für die Kirche schließt die <strong>Konfirmandenarbeit</strong>beson<strong>der</strong>s die Chance ein, dass Jugendliche dieKirchengemeinde intensiv kennenlernen unddiese als einen Ort erfahren, an dem sie willkommensind. Zu keiner an<strong>der</strong>en Zeit im Leben kommenso viele Menschen in einen längerfristigenKontakt mit Kirche. In die Konfirmandenzeit fallenzudem jährlich knapp 15.000 Taufen – dassind fast so viele wie in allen Lebensaltern nach<strong>der</strong> Konfirmation zusammengenommen. Offen -bar trägt die <strong>Konfirmandenarbeit</strong> <strong>zur</strong> religiösenEntscheidungsfähigkeit bei. Insofern kann sie alseine beson<strong>der</strong>e Chance dafür begriffen werden,Menschen zu erreichen, die sich nicht <strong>der</strong> Kirchezugehörig fühlen. Auch für die Gemeindeent -wicklung könnte vermehrt an die positiven Er -fahrungen mit <strong>der</strong> <strong>Konfirmandenarbeit</strong> angeknüpftwerden.2.ehrenamtlichem Engagement. Zugleich trägtDie <strong>Konfirmandenarbeit</strong> bietet ein Lernfeldfür Fähigkeiten, Motive und Wertorientie -rungen, die für die gesamte Gesellschaftbedeutsam sind. In einem vielfach noch nichtgenügend bewussten Maße beruht sie aufsie selbst <strong>zur</strong> Bildung für das Ehrenamt beiund kann als ein Angebot verstanden werden,durch das auch die Zivilgesell schaftgestärkt wird.Die <strong>Konfirmandenarbeit</strong> ist ein Lernfeld, in demsich Jugendliche Lebens- und Glaubensorien -tierungen erschließen sowie Werthaltungen an -eignen können, die für die gesamte Gesellschaftbedeutsam sind. <strong>Konfirmandenarbeit</strong> stellt <strong>des</strong>halbein Bildungsangebot dar, das an<strong>der</strong>e An -gebote etwa in <strong>der</strong> Schule in wichtigen Hinsich -ten ergänzt. Das gilt beson<strong>der</strong>s im Blick auf dasfreiwillige Engagement, das heute für die<strong>Konfirmandenarbeit</strong> eine herausgehobene Rollespielt.Je<strong>des</strong> Jahr engagieren sich in Deutschland ca.60.000 Ehrenamtliche in <strong>der</strong> Konfirmanden -arbeit. Viele von ihnen sind selbst noch Jugend -liche, denen dieses Engagement persönlichwichtig ist. Ähnliches gilt für die Ehrenamtlichenim Erwachsenen alter, die sich oft längerfristig an<strong>der</strong> Konfir mandenarbeit beteiligen. Dieses Enga -gement Jugendlicher und Erwachsener bedeuteteinen doppelten Gewinn: Die <strong>Konfirmandenarbeit</strong>wird dadurch attraktiver für die Konfirmandin -nen und Konfirmanden, während die Ehren -amtlichen ihre Tätigkeit auch für sich selber alsBereicherung empfinden.Immer häufiger wird den Konfirmandinnen undKonfirmanden bereits vor <strong>der</strong> Konfirmation dieMöglichkeit eröffnet, eine Zeit lang ehrenamtlicheMitarbeit auszuprobieren – bei <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>undJugendarbeit, in Projekten <strong>der</strong> Kirchenge -meinde o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Arbeit mit älterenMenschen. Teilweise werden solche Möglichkei -ten ebenso im Bereich <strong>der</strong> Diakonie angeboten.Durch die intensiven Begegnungen mit Ehren -amtlichen wird die Konfirmandenzeit <strong>zur</strong> Bil -dung für das Ehrenamt und zu einer Möglichkeit,die Zivilgesellschaft zu stärken. Das gilt in ähnlicherWeise für die Herausbildung von Motiven,die ein solches Engagement beför<strong>der</strong>n, insbeson<strong>der</strong>efür das soziale Engagement.5


Neben <strong>der</strong> Begegnung mit dem Ehrenamt gehört<strong>zur</strong> <strong>Konfirmandenarbeit</strong> auch die Auseinan<strong>der</strong> -setzung mit ethischen Themen sowie mit Wert -haltungen wie Empathie und Prosozialität, Soli -darität und Toleranz, die aus dem christlichenGlauben erwachsen. Eine beson<strong>der</strong>e Chanceliegt darin, dass solche Einstellungen nicht nurtheoretisch reflektiert werden, son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong>Gemeinschaft <strong>der</strong> Gleichaltrigen erprobt werdenkönnen. So kommen hier schulartübergreifendalle evangelischen Jugendlichen eines Jahrgangszusammen, was wichtige Herausfor<strong>der</strong>ungen imUmgang mit Heterogenität impliziert. Zusam -mengenommen qualifiziert dies die Konfirman -denarbeit als ein non-formales Bildungsangebotvon erheblichem gesellschaftlichem Gewicht.Die <strong>Konfirmandenarbeit</strong> mündet in die Feier<strong>der</strong> Konfirmation, die als festlicher Gottes -dienst und als Familienfeier für die Jugend -lichen von sehr großer Bedeutung ist. DieKonfirmation bietet Jugendlichen und ihrenFamilien eine rituelle Begleitung, die auf3.dem Weg <strong>des</strong> Erwachsenwerdens gerne angenommenwird. Gerade in Zeiten eines be -schleunigten gesellschaftlichen Wandels kannein solches Ritual eine religiöse und zugleichgesellschaftliche Funktion <strong>der</strong> Lebensorien -tierung und <strong>der</strong> Vergewisserung erfüllen.Die evangelische Form <strong>der</strong> Konfirmation hat sichin Deutschland seit dem 18. Jahrhun<strong>der</strong>tflächendeckend durchgesetzt. In ihr verbindensich seither verschiedene Erwartungen undErfahrungen. Die Konfirmation steht für daseigene Bekenntnis ebenso wie für religiöseMündigkeit, für das Bedürfnis Jugendlicher nacheinem Übergangsritual auf dem Weg <strong>des</strong> Er -wachsenwerdens ebenso wie für den Wunschvon Eltern und Familien, ihre Kin<strong>der</strong> auf ihremLebensweg von Gott begleitet und behütet zuwissen. Die Konfirmation ist damit nicht nur einfeierlicher Abschluss, son<strong>der</strong>n auch bereits einzentrales Motiv für die Teilnahme an <strong>der</strong> Konfir -mandenzeit. Den Befunden <strong>der</strong> bun<strong>des</strong>weitenStudie zufolge steht für die meisten von Anfangan fest, dass sie sich konfirmieren lassen wollen.Für die Eltern gehört die Konfirmation zu denwichtigsten Festen im Leben ihrer Kin<strong>der</strong> – entsprechendengagiert sind sie beispielsweise beiElternabenden vor <strong>der</strong> Konfirmation beteiligt. Esist zudem wichtig, Eltern bei <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong>Feier zu unterstützen. Angesichts verän<strong>der</strong>terFamilienstrukturen fällt es vielen Familien nichtleicht, gemeinsam Feste zu feiern und den eigenenErwartungen gerecht zu werden. Darüberhinaus kann die Konfirmation auch für Eltern zueiner intensiven Tauferinnerung werden.Lange Zeit war mit <strong>der</strong> Konfirmation die Zulas -sung zum Abendmahl verbunden. Mit <strong>der</strong> Ein -ladung von Kin<strong>der</strong>n zum Abendmahl hat dieKonfirmation ihre Funktion als erster Zugangzum Abendmahl zwar verloren, das Vertraut -werden mit dem Sakrament in Verbindung miteiner intensiven Einführung in seine Bedeutungist jedoch noch immer ein zentrales Element <strong>der</strong>Konfirmandenzeit, die auch in enger Verbindung<strong>zur</strong> Taufe steht. Viele <strong>der</strong> Jugendlichen, die in denersten Lebensjahren getauft worden sind, verweisenauf ihre Taufe als ein wichtiges Motiv fürihre Beteiligung an <strong>der</strong> <strong>Konfirmandenarbeit</strong>.An<strong>der</strong>e Jugendliche, die zu Beginn <strong>der</strong> Konfir -mandenzeit noch nicht getauft sind, entscheidensich für die Taufe vor o<strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Konfirmation.Für alle Jugendlichen verbindet sich mit <strong>der</strong>Konfirmation <strong>der</strong> Empfang eines beson<strong>der</strong>enpersönlichen Segens, <strong>der</strong> auch in den Augen <strong>der</strong>Jugendlichen selbst sehr bedeutsam ist.Zwischen dem – auch in <strong>der</strong> allgemeinen Päda -gogik – wahrgenommenen Bedarf an Ritualen imJugendalter und dem vorhandenen gesellschaftlichenAngebot tragfähiger und hilfreicherRituale besteht eine immer größere Diskrepanz.In dieser Situation kann die Konfirmation fürJugendliche, für Familien und für die Gesell -schaft eine Bedeutung entfalten, <strong>der</strong>en lebensgeschichtlicheWirkung nicht zu unterschätzen ist.6


den letzten Jahrzehnten hat die Arbeit mitKonfirmandinnen und Konfirmanden einenerfolgreichen Reformprozess durchlaufen, <strong>der</strong>als Übergang vom Konfirmandenunterricht<strong>zur</strong> <strong>Konfirmandenarbeit</strong> beschrieben werden4.Inkann. In ihrer heutigen Gestalt schließt sieüber Unterricht hinaus weitere Elemente vorallem aus <strong>der</strong> Jugendarbeit ein, die sie inneuer Weise für die Jugendlichen attraktivmachen. Neben inhaltsbezogenen Bildungs -aufgaben bietet sie persönlichkeits- und prozessbezogeneBildungsdimensionen wie Ge -meinschaftserfahrungen, kreative, musikalischeund spielerische Aktivitäten, Erfahrun -gen mit dem Gottesdienst sowie Praktika inGemeinde und Diakonie.Mit <strong>der</strong> programmatischen Umstellung auf Kon -firmandenarbeit, die manchmal sogar als Para -digmenwechsel bezeichnet wird, hat die Kirche dieHerausfor<strong>der</strong>ungen aufgenommen, die sich ausdem Wandel <strong>des</strong> Jugendalters, <strong>der</strong> Gesell schaftsowie <strong>der</strong> Kirche selbst ergeben. Die neuenArbeitsformen sind offen für die Bedürf nisse undMöglichkeiten <strong>der</strong> Jugendlichen, und sie treffenzugleich die Erwartungen <strong>der</strong> Verant wortlichen inKirche und Gemeinde, <strong>der</strong> Mit arbeiterschaft sowie<strong>der</strong> Eltern. Nicht zuletzt aufgrund dieser neuenArbeitsformen genießt die <strong>Konfirmandenarbeit</strong>bei all diesen Gruppen ein hohes Ansehen undeine ausgeprägte Zustim mung, wie die Ergebnisse<strong>der</strong> bun<strong>des</strong>weiten Studie zeigen.In <strong>der</strong> Regel gehören heute <strong>zur</strong> Konfirmanden -arbeit insgesamt durchschnittlich 45 StundenUnterricht, mehrere ganztägige Aktionen zumBeispiel als „Konfi-Samstage“ sowie verschiedeneExkursionen und Praktika. Dazu kommennoch ein bis zwei Freizeiten mit Übernachtungo<strong>der</strong> ein Konfi-Camp, bei dem häufig Jugend -liche aus mehreren Kirchengemeinden zusammenkommen,um gemeinsam Neues zu erleben– in Spiel und Arbeit, in <strong>der</strong> Feier von Gottes -diensten und in <strong>der</strong> Gemeinschaft miteinan<strong>der</strong>.Die heutige Form <strong>der</strong> <strong>Konfirmandenarbeit</strong> lebtvon <strong>der</strong> Vielfalt ihrer Arbeits- und Organisations -formen. Ohne die unterrichtlichen Elementeaufzugeben, hat sich die <strong>Konfirmandenarbeit</strong>didaktisch und methodisch stark erweitert. ImZentrum steht nun vielfach die Gruppe <strong>der</strong>Jugendlichen, denn die Erfahrungen mit <strong>der</strong>Gruppe besitzen für die Jugendlichen einenhohen Stellenwert. Dieser Blick auf die Chance<strong>des</strong> gemeinsamen Lernens und Erlebens stehtnicht in Konkurrenz zu den Inhalten (vgl. 7.).In diesem Zusammenhang haben sich beson<strong>der</strong>sdie Konfi-Freizeiten und Konfi-Camps sehrbewährt, die an vielen Orten in den letzten Jahrenneu eingeführt und zum Teil als bis zu zweiwöchigeFahrten ausgebaut worden sind. Wie in an<strong>der</strong>eneuropäischen Län<strong>der</strong>n, wo solche Freizeitenschon seit längerem und in größerem Umfang <strong>zur</strong>gängigen Praxis gehören, berichten Jugendlichevon intensiven Erfahrun gen, nicht nur im Blickauf die dort gefundene Gemeinschaft, son<strong>der</strong>nauch hinsichtlich <strong>der</strong> gemeinsam erlebten Aus -einan<strong>der</strong>setzung mit Glaubensinhalten. Geradeaufgrund <strong>der</strong> größer werdenden Konkurrenz imBlick auf das Zeit budget Jugendlicher könnenFreizeiten, die in den Schulferien liegen, einewichtige Funktion übernehmen, weil sie dieregelmäßigen Treffen mit einem beson<strong>der</strong>s intensivenAngebot ergänzen.Die große Zustimmung, welche die Konfirman -denarbeit den Befunden <strong>der</strong> bun<strong>des</strong>weiten Studiezufolge erfährt, ist dabei zugleich Ermutigungund Verpflichtung zu weiteren Reformbemühun -gen. Der schon vor Jahren gefor<strong>der</strong>te Perspekti -venwechsel hin zu den Jugendlichen und <strong>zur</strong>Kirchengemeinde als Ort <strong>des</strong> Lernens hat sichbewährt, muss aber in einem Teil <strong>der</strong> Gemeindennoch konsequenter vollzogen werden.Weitere Innovationen betreffen Angebote schonin <strong>der</strong> Kindheit. Mancherorts beginnt die Kon -firmandenarbeit bereits während <strong>der</strong> dritteno<strong>der</strong> vierten Grundschulklasse (KU 3 bzw. KU 4sowie unter an<strong>der</strong>en Bezeichnungen). Auf dieseWeise soll schon Kin<strong>der</strong>n die Möglichkeit intensivererErfahrungen mit Gottesdienst undGemeinde eröffnet werden. <strong>Konfirmandenarbeit</strong>in <strong>der</strong> Kindheit soll nicht die herkömmlichenAngebote für Jugendliche ersetzen – ein kirch -liches Angebot gerade in <strong>der</strong> oft als schwierigwahrgenommenen Zeit <strong>des</strong> Jugendalters bleibtbeson<strong>der</strong>s wichtig. Als ein zusätzliches Angebotkann die <strong>Konfirmandenarbeit</strong> in <strong>der</strong> Kindheitaber eine wichtige Bereicherung insbeson<strong>der</strong>efür Kin<strong>der</strong> sein, <strong>der</strong>en Familien sich damitschwer tun, ihren Kin<strong>der</strong>n Zugänge zum christ -lichen Glauben und <strong>zur</strong> Kirche zu ermöglichen.Auch für die Elternarbeit liegen hier wichtigeMöglichkeiten.7


aucht regionale Vielfaltund verschiedene Formen für die Durchfüh -rung und Ausgestaltung. Eine solche Vielfaltentspricht jeweiligen lokalen und regionalenMöglichkeiten und sollte in Zukunft5.<strong>Konfirmandenarbeit</strong>vermehrt dazu genutzt werden, auf spezifischeHerausfor<strong>der</strong>ungen einzugehen. Dabeimüssen auch solche Jugendliche verstärkt inden Blick kommen, <strong>der</strong>en Familien <strong>der</strong>Kirche fern stehen.Regionale Unterschiede in <strong>der</strong> kirchlichen undgesellschaftlichen Situation machen eine größereVielfalt <strong>der</strong> Angebote erfor<strong>der</strong>lich. Trotz allerDifferenzierungen zeigen sich etwa zwischenden westlichen und östlichen Bun<strong>des</strong>län<strong>der</strong>ngerade bei <strong>der</strong> <strong>Konfirmandenarbeit</strong> noch immergenerelle Unterschiede. Die geringe Kirchen -mitgliedschaft sorgt im Osten zusammen mit <strong>der</strong>negativen demografischen Entwicklung für sehrkleine Konfirmandengruppen, so dass in vielenGemeinden nicht mehr je<strong>des</strong> Jahr mit einer eigenenGruppe Konfirmation gefeiert werden kann.Ermutigende Erfahrungen werden dort gemacht,wo eine Zusammenarbeit über Kirchengemein -degrenzen hinweg realisiert wird, beispielsweisebei übergemeindlich durchgeführten Konfi-Camps. Die empirischen Befunde verweisen darüberhinaus beson<strong>der</strong>s für Ostdeutschland aufdie Notwendigkeit, Milieugrenzen zu überschreiten,um die <strong>Konfirmandenarbeit</strong> auch fürJugendliche zu öffnen, <strong>der</strong>en Familien sich nurwenig an die Kirche gebunden fühlen. Eine wichtigeAufgabe besteht ferner darin, die Konfir -mandenarbeit gezielt für nicht getaufte und kirchenferneKonfessionslose attraktiv zu machen.Verstärkte Werbung sowie die bewusst angestrebtePräsenz in den Medien kann dazu einwichtiger Beitrag sein. Das noch aus <strong>der</strong> Zeit <strong>des</strong>totalitären Staates <strong>der</strong> DDR stammende Kon -kurrenz- und Abgrenzungsverhältnis zwischenKonfirmation und Jugendweihe ist aus <strong>der</strong> Sicht<strong>der</strong> ostdeutschen Konfirmandinnen und Kon -firmanden einer alternativen Wahlmöglichkeitgewichen. Inhaltlich betonen die Konfirmandin -nen und Konfirmanden ein „Mehr“ <strong>der</strong> Kon -firmation im Vergleich <strong>zur</strong> Jugendweihe: Auch inden Augen <strong>der</strong> Jugendlichen unterscheidet sichdie Konfirmation von <strong>der</strong> Jugendweihe durchihre inhaltliche Bestimmtheit, die ihr gerade fürJugendliche einen höheren Wert verleiht.Milieugrenzen stellen aber nicht nur ein Problemin Ostdeutschland dar. Zwar übergreift die Kon -firmandenarbeit im Westen von <strong>der</strong> Beteiligungher noch immer die einzelnen Milieus, dennochmuss kritisch gefragt werden, ob sie den verschiedenenJugendlichen tatsächlich gerechtwird. So verweisen die Befunde <strong>der</strong> bun<strong>des</strong>weitenStudie etwa auf das Problem, dass Jugend -liche aus <strong>der</strong> Hauptschule auch in <strong>der</strong> Konfir -mandenarbeit leicht an den Rand geraten.Regional bedingte Aspekte betreffen weiterhinetwa Unterschiede zwischen städtischen undländlichen Bereichen. Für die Praxis sowie für dieInteressen <strong>der</strong> Jugendlichen ist es bedeutsam, obdie <strong>Konfirmandenarbeit</strong> beispielsweise in einemStadtteil mit mehrheitlich nicht-christlicherBevölkerung o<strong>der</strong> in einem stark evangelischgeprägten Dorf stattfindet.Es ist gut, dass die Ordnungen <strong>der</strong> Lan<strong>des</strong>kirchenfür konstruktive Antworten auf lokale und regionaleBeson<strong>der</strong>heiten und Herausfor<strong>der</strong>ungenRaum geben. In Zukunft wird es darauf ankommen,noch deutlicher solche Modelle zu entwickeln,die auf spezifische Herausfor<strong>der</strong>ungenetwa <strong>der</strong> Konfessionslosigkeit, <strong>des</strong> demografischenUmbruchs o<strong>der</strong> eines mehrheitlich von nichtchristlichenWeltanschauungen und Lebens -formen geprägten Umfelds bezogen sind, damitvor Ort eine geeignete und von den Beteiligtengetragene Konzeption von Konfir mandenarbeitentwickelt werden kann. Zugleich för<strong>der</strong>t <strong>der</strong>gemeinsame Rahmen in Gestalt <strong>der</strong> lan<strong>des</strong>kirchlichenOrdnungen die öffentliche Wahrnehmung<strong>der</strong> <strong>Konfirmandenarbeit</strong> und die Erkennbarkeit<strong>des</strong> Angebots nach außen.8


Erfahrungen mit dem Gottesdienststellen ein zentrales Ziel <strong>der</strong> Konfirmanden -arbeit dar. Die damit verbundenen Erwar -tungen werden bislang jedoch nur in un<strong>zur</strong>eichen<strong>der</strong>Weise erfüllt. In dieser Hinsicht6.Positivesind weitere Reformbemühungen beson<strong>der</strong>sdringlich.In den lan<strong>des</strong>kirchlichen Ordnungen für die<strong>Konfirmandenarbeit</strong> sowie in <strong>der</strong> Praxis in denKirchengemeinden wird großer Wert auf densonntäglichen Gottesdienst gelegt. Zu Recht wir<strong>der</strong>wartet, dass junge Menschen ein positivesVerhältnis zum Gottesdienst ausbilden können.Faktisch verpflichtet ein großer Teil <strong>der</strong> Gemein -den die Jugendlichen zu 25 o<strong>der</strong> mehr Gottes -dienstbesuchen während <strong>der</strong> Konfirmandenzeit.In vielen Fällen erschließt sich <strong>der</strong> üblicheGemeindegottesdienst den Jugendlichen in <strong>der</strong>Konfirmandenzeit aber nicht als ein attraktivesAngebot, son<strong>der</strong>n eher als leidige Pflicht, undauch die dazu im Unterricht gebotenen Infor -mationen, etwa über den Sinn und Ablauf <strong>des</strong>Gottesdienstes, werden vielfach nicht als hilfreichempfunden.Eine deutlich positivere Re sonanz von Gottes -diensten stellt sich bei Jugendlichen ein, wennsie Gottesdienste selbst aktiv mitgestalten könnenund wenn ihnen jugendgemäße Gottes -dienste begegnen – mit mehr Anschaulichkeitund Verständlichkeit sowie mit verän<strong>der</strong>tenFormen musikalischer und liturgischer Gestal -tung. Dass neue gottesdienstliche Formen unddie Perspektiven Jugendlicher ebenso für dieganze Gemeinde gewinnbringend sind, kanndann ebenfalls entdeckt werden. An Gottes -diensten, durch die sie sich nicht angesprochenfühlen, leiden nicht nur die Jugendlichen.Angesichts <strong>der</strong> zentralen Bedeutung <strong>des</strong> Gottes -dienstes für die Kirche sind hier weitere Reform -bemühungen beson<strong>der</strong>s dringlich. Möglich -keiten dafür, die GottesdiensterfahrungenJugendlicher positiver zu gestalten, müssen ge -zielt erprobt und sorgfältig ausgewertet werden.Da die 13- bis 14-Jährigen stärker als je<strong>der</strong> an<strong>der</strong>eAltersjahrgang im Gottesdienst vertreten sind,gebührt ihnen bei <strong>der</strong> Gottesdienstvorbereitungund Gottesdienstgestaltung eine weit größereAufmerksamkeit, als dies bislang <strong>der</strong> Fall ist.Zugleich ist die ganze Gemeinde gefor<strong>der</strong>t, sichinsbeson<strong>der</strong>e im Gottesdienst als einladendeund offene Gemeinschaft zu erweisen. OhneVerän<strong>der</strong>ungen beim Sonntagsgottesdienst istdies nicht zu erreichen.Darüber hinaus zeigen Angebote wie Jugend -gottesdienste o<strong>der</strong> die Jugendkirchen in verschiedenenRegionen, wie Gottesdienste gestaltetsein können, damit sie Jugendliche ansprechen.Neuere Erfahrungen aus diesem Bereichmachen deutlich, dass Milieuverengungen mitverän<strong>der</strong>ten Gottesdienstformen zumin<strong>des</strong>t teilweiseüberwunden werden können. Auf dieseWeise können auch Eltern sowie an<strong>der</strong>e Er -wachsene verstärkt angesprochen werden.Verän<strong>der</strong>ungen in diesem Bereich leisten zu -gleich einen Beitrag <strong>zur</strong> Gemeindeentwicklung.Da die Konfirmandenzeit für viele eine <strong>der</strong> intensivstenZeiten <strong>der</strong> Erfahrung mit dem Gottes -dienst überhaupt darstellt, müssen hier die längerfristigenFolgen mit im Blick sein. Geradeauch beim Gottesdienst kommt es darauf an,über mögliche Wirkungen nach <strong>der</strong> Konfirma -tion nachzudenken und die Angebote mit diesemweiten Horizont engagiert zu gestalten.Wenn Jugendliche <strong>zur</strong> Teilnahme an einerVeranstaltung verpflichtet werden, in <strong>der</strong> sie sichlediglich als Zuschauer empfinden und die sieinhaltlich nicht anspricht, können sich bei ihnenkeine positiven Erfahrungen einstellen.7.relevant sind. Es ist dringend erfor<strong>der</strong>lich,Die <strong>Konfirmandenarbeit</strong> zielt auf einelebensbezogene Erschließung <strong>des</strong> Evange -liums und <strong>des</strong> christlichen Glaubens. VieleJugendliche gewinnen bislang aber nicht denEindruck, dass die Kirche Antworten auf dieFragen hat, die für ihr eigenes Leben wirklichdass die Bedeutung <strong>des</strong> Glaubens stärkerjugendgemäß kommuniziert wird.Mit dem Übergang vom traditionellen Konfir -mandenunterricht <strong>zur</strong> <strong>Konfirmandenarbeit</strong>haben sich auch die behandelten Inhalte verän<strong>der</strong>t.Der herkömmliche Katechismusunterrichtwurde vielfach abgelöst durch die Arbeit an aktuellenThemen, um den Reichtum <strong>der</strong> christlichenTradition sowie Fragen <strong>des</strong> christlichen Glau -bens von gegenwartsbezogenen Problemen herzu erschließen. Diese Umstellung scheint jedochnoch immer hinter den heutigen Erfor<strong>der</strong>nissen9


<strong>zur</strong>ückzubleiben. Den Konfirmandinnen undKonfirmanden selbst wird vielfach nicht deutlich,was <strong>der</strong> christliche Glaube und eine Bezie -hung zu Jesus Christus für ihr eigenes Lebenbedeuten können. Deshalb stellt die Weiterent -wicklung <strong>der</strong> Didaktik <strong>der</strong> <strong>Konfirmandenarbeit</strong>eine zentrale theologische und pädagogischeHerausfor<strong>der</strong>ung dar, die ebenso sprachlichewie sachliche Fragen einschließen muss. Einejugendsensible Kirche, die bleibend positiveErfahrungen mit Kirche ermöglichen will, wird inden Fragen <strong>der</strong> Jugendlichen wichtige Aus gangs -punkte für ihre Bildungsarbeit wahrnehmensowie selbst Fragen wecken, die sich mancheJugendliche angesichts einer scheinbar stimmigenLebenswelt (noch) nicht stellen, und sich mitden Antworten <strong>der</strong> Jugendlichen auseinan<strong>der</strong>setzen.Zu einer jugendsensiblen Kirche ge hörenverstärkte Bemühungen um eine Jugendtheologie– als Theologie von Jugendlichen, mit Jugendlichenund für Jugendliche. Jugendliche sind mitihren theologischen Fragen und Antworten inneuer Weise ernst zu nehmen. Insgesamt mussdas evangelische Anliegen einer Laientheologieweit mehr, als es in <strong>der</strong> Vergangenheit <strong>der</strong> Fallwar, auf Jugendliche zielen und <strong>der</strong>en Sichtwei -sen berücksichtigen. In diesem Zusammenhangmuss die Konfirmanden arbeit Gespräche übertheologische Fragen ebenso einschließen wietheologische Inhalte als Impulse für Jugendliche.Viele Jugendliche beklagen, dass ihre Möglich -keiten <strong>zur</strong> Mitgestaltung <strong>der</strong> Konfirmandenzeitnicht ausreichen. Das schließt die Mitbestim -mung bei <strong>der</strong> Themenauswahl ein. In <strong>der</strong> Ein -beziehung <strong>der</strong> Jugendlichen und einer verstärktenSubjektorientierung <strong>des</strong> Lehrens undLernens liegen wichtige, aber noch zu weniggenutzte Chancen. Denn am Ende <strong>der</strong> Konfir -mandenzeit stellen viele Jugendliche fest, dassihre eigenen Themen und Fragen zum Glaubenin ihrer Konfirmandenzeit viel zu wenig vorgekommenseien. Beispielsweise bleiben ihreFragen im Blick auf Freundschaft und <strong>des</strong> gelingendenMiteinan<strong>der</strong>s in einer Gemeinschafto<strong>der</strong> im Blick auf an<strong>der</strong>e Religionen offenbar oftganz am Rande. Die Herausfor<strong>der</strong>ung bestehthier darin, gerade Basistexte <strong>des</strong> christlichenGlaubens so für Jugendliche zu erschließen, dasssie <strong>der</strong>en Bedeutung für die eigene Gegenwartwahrnehmen können. Darin liegt auch einewichtige Voraussetzung für die persönlicheAneignung <strong>der</strong> Taufe. Ähnliches gilt im Blick aufdie Frömmigkeitspraxis: Ansprechende Begeg -nungen mit jugendgemäßen Formen wie etwaTaizé-Andachten können den Konfirmandinnenund Konfirmanden Zugänge zu Praxisformeneröffnen, die ihnen zuvor weithin unbekannto<strong>der</strong> verschlossen waren.<strong>Konfirmandenarbeit</strong> ist immer auch Beziehungs -arbeit, und im Blick auf die Beziehungen zu denJugendlichen ist die <strong>Konfirmandenarbeit</strong> vielfacherfolgreich, bis hin zu beson<strong>der</strong>en seelsorgerlichenBeziehungen zu manchen Konfirmandinnenund Konfirmanden. Zugleich muss die Reform<strong>der</strong> Inhalte mit den gelingenden Beziehungs -erfahrungen Schritt halten und müssen dieGlaubensinhalte noch konsequenter von denJugendlichen und <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong> Lebens -relevanz her erschlossen werden. In diesemZusammenhang spielen die unterschiedlichenMilieus, denen die Jugendlichen angehören, einezunehmend wichtige Rolle. Eine bislang häufigzu beobachtende gymnasiale Ausrichtung von<strong>Konfirmandenarbeit</strong> stellt insofern eine zu überwindendeEngführung dar, die <strong>der</strong> Offenheit fürunterschiedliche Milieus entgegen steht.In <strong>der</strong> Kooperation zwischen Konfirmanden8.-arbeit und Jugendarbeit liegen noch zu weniggenutzte Chancen. Vielfach bleibt es beipunktuellen Kontakten ohne nachhaltigeAuswirkung. Künftige Reformmaßnahmensollten diese Zu sammenarbeit gezielt stärkenund weiter unterstützen.Während in manchen an<strong>der</strong>en europäischenKirchen und Län<strong>der</strong>n wie etwa Finnland dieVerknüpfung <strong>der</strong> <strong>Konfirmandenarbeit</strong> mit <strong>der</strong>Jugendarbeit inzwischen ganz selbstverständlichpraktiziert wird, weil ihre programmatischeBedeutung wahrgenommen und schon vorJahren ein entsprechen<strong>des</strong> Reformprogramm inGang gesetzt wurde, bleiben solche Kontakte inDeutschland noch allzu oft auf einzelne Anlässewie Freizeiten beschränkt. Die Beteiligung vonMitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus <strong>der</strong>Jugendarbeit beispielweise bei Konfirmanden -freizeiten weisen in die richtige Richtung, abersie sollten in stetige Formen <strong>der</strong> Zusammen -arbeit eingebettet sein. Auch die Begegnung mit<strong>der</strong> evangelischen Jugendarbeit und ihren hauptundehrenamtlichen Vertreterinnen und Vertre -tern wird noch zu selten als Aufgabe <strong>der</strong> Konfir -10


mandenarbeit gesehen. In Zukunft sollte dieregelmäßige Zusammenarbeit mit <strong>der</strong> Jugend -arbeit zu einem festen Bestandteil <strong>der</strong> Konfir -mandenzeit werden.Bei einem beachtlichen Teil <strong>der</strong> Jugendlichennimmt während <strong>der</strong> Konfirmandenzeit <strong>der</strong>Wunsch zu, sich nach <strong>der</strong> Konfirmation an einerchristlichen Jugendgruppe o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en For -men <strong>der</strong> kirchlichen Jugendarbeit zu beteiligen.Empirisch gesehen besteht darin erfreulicherweisesogar eine <strong>der</strong> ausgeprägtesten Wirkungen<strong>der</strong> <strong>Konfirmandenarbeit</strong>. Die engere Vernetzung<strong>der</strong> beiden Arbeitsbereiche bedeutet insofernauch für die Jugendarbeit einen deutlichen Ge -winn. Oftmals bleibt diese Chance aber ungenutzt.Gute Erfahrungen liegen beispielsweise inKirchengemeinden vor, die Jugendlichen nach <strong>der</strong>Konfirmation einen niedrigschwelligen Zugang<strong>zur</strong> Mitarbeit ermöglichen. Ohne dass Jugend -arbeit und <strong>Konfirmandenarbeit</strong> ihr jeweiligesProfil verlieren müssten, sollten beide Arbeits -fel<strong>der</strong> im Interesse <strong>der</strong> Jugendlichen deutlichstärker als bisher zu einem gut abgestimmtenGesamtangebot für junge Menschen vernetztwerden – mit dem gemeinsamen Ziel, Jugend -liche darin zu unterstützen, gemeindlichesLeben selbstständig mitzugestalten. Darüberhinaus müssen neue, für heutige Jugendlicheattraktive Formen entwickelt werden, etwa eineprojektförmige Arbeit mit Jugendlichen nach<strong>der</strong> Konfirmation sowie gemeindeübergreifendeAktivitäten.9.lichen schwer, noch genügend Zeit, Muße undVor allem im Blick auf den Ausbau von schulischenGanztagsangeboten wird vielerortsdas Verhältnis zwischen <strong>Konfirmandenarbeit</strong>und Schule als Problem wahrgenommen.Wachsen<strong>der</strong> Zeitdruck macht es den Jugend -Energie für die <strong>Konfirmandenarbeit</strong> aufzubringen.Darüber hinaus erschwert es diezeitliche Ausdehnung <strong>der</strong> Schule den Ehren -amtlichen, die häufig selbst noch <strong>zur</strong> Schulegehen, ihr Engagement aufrechtzuerhalten.Zeitliche Konflikte zwischen <strong>Konfirmandenarbeit</strong>und Schule betreffen die Konfirmandinnen undKonfirmanden ebenso wie die ehrenamtlich Mit -arbeitenden. Die <strong>Konfirmandenarbeit</strong> benötigtzeitlichen Freiraum. Dies sollte auch in Zeiten<strong>der</strong> Ganztagsschule ein freier Nachmittag proWoche für Siebt- und Achtklässler sein. Zumin -<strong>des</strong>t sollte die Teilnahme an <strong>der</strong> Konfirmanden -arbeit als gleichwertig mit <strong>der</strong> Beteiligung anschulischen Angeboten am Nachmittag anerkanntwerden. Deshalb ist es zu begrüßen, dassin vielen Bun<strong>des</strong>län<strong>der</strong>n verbindliche Absprachenmit den Lan<strong>des</strong>kirchen bestehen, um die zeitlichenVoraussetzungen für die Konfirmanden -arbeit weiterhin zu gewährleisten. Mit <strong>der</strong> didaktischenund methodischen Erweiterung <strong>der</strong><strong>Konfirmandenarbeit</strong> (vgl. 4.) sind neben einemunterrichtsfreien Nachmittag allerdings weiterezeitliche Möglichkeiten und Absprachen erfor<strong>der</strong>lich,sowohl für die Konfir mandinnen undKonfirmanden selbst als auch für die ehrenamtlichMitarbeitenden, die häufig noch die Schulebesuchen. Generell hat die Ver dichtung <strong>der</strong>Schulzeit nicht nur in <strong>der</strong> Konfir mandenarbeitnegative Auswirkungen auf das ehrenamtlicheEngagement von Schülerinnen und Schülern.Hier muss dringend gegengesteuert werden.Schule wird in <strong>der</strong> <strong>Konfirmandenarbeit</strong> nicht seltenals Störfaktor wahrgenommen. Auch umgekehrtklagen Schulen über den Organisations -aufwand, <strong>der</strong> für sie durch die Konfirmanden -arbeit entstehe. Eine gelingende Kooperationzwischen <strong>Konfirmandenarbeit</strong> und Schule wirdbislang nur selten realisiert. Dies dürfte nichtzuletzt daran liegen, dass sich die Konfirman -dengruppen in <strong>der</strong> Regel aus Schülerinnen undSchülern aus mehreren – durchschnittlich mehrals fünf – verschiedenen Schulen zusammensetzen.Trotzdem bleibt zu wünschen, dass Koope -rationsmöglichkeiten verstärkt initiiert und11


genutzt werden. Die Schule ist für die Jugend -lichen ein zentraler Ort ihres Lebens und Arbei -tens. Deshalb sollte sie verstärkt zu einem wichtigenBezugspunkt für die kirchliche Bildungs -arbeit werden.Eine spezielle Frage betrifft die Möglichkeit, die<strong>Konfirmandenarbeit</strong> räumlich in die Schule zuverlagern, um sie so in den Bereich <strong>der</strong> Ganz -tagsbildung einbeziehen zu können. Über denReligionsunterricht hinaus stellt die religiöseBildung und Begleitung für Jugendliche einewichtige Aufgabe im Rahmen <strong>der</strong> schulischenGanztagsbildung dar. Für die Schule entstehendadurch Zugangsmöglichkeiten zu außerschulischenLernorten religiöser bzw. diakonischerund ethischer Bildung. Insofern kann es guteGründe geben, die <strong>Konfirmandenarbeit</strong> mitGanztagsangeboten zu verzahnen. Mit einerVerlagerung <strong>der</strong> <strong>Konfirmandenarbeit</strong> in dieSchule verbinden sich jedoch auch deutlicheNachteile etwa im Blick auf das Kennenlernen<strong>der</strong> Kirchengemeinde o<strong>der</strong> die sich dann in die<strong>Konfirmandenarbeit</strong> hinein fortsetzende Tren -nung zwischen den Schularten. Die in dieserHinsicht bislang unternommenen Versuchehaben noch nicht zu klaren Ergebnissen geführt,weshalb ihre möglichen Auswirkungen weitergeprüft werden sollten.10.Zwar war <strong>der</strong> beschriebene Wandel <strong>der</strong> Konfir -Die Ausbildung und Fortbildung <strong>der</strong> Haupt -amtlichen für die <strong>Konfirmandenarbeit</strong> mussweiter verstärkt werden. In Zukunft müssenvermehrt auch Qualifizierungsmöglichkei -ten für ehrenamtlich Tätige eröffnet werden.mandenarbeit (vgl. 4.) weithin erfolgreich undalle Beteiligten können auf das schon Er reichtestolz sein, doch haben sich die Reformen nicht inallen Kirchengemeinden gleichermaßen durchgesetzt.Den Hauptamtlichen in den Ge meindenkommt dabei auch in Zukunft eine Schlüssel -funktion zu, auf die sie angemessen vorbereitetsein müssen. Mit engagierter Konfirmanden -arbeit ist ein erheblicher zeitlicher Auf wand verbunden,<strong>der</strong> Hauptamtlichen bewusst eingeräumtwerden sollte.Gemeindepädagogik häufig keinen festen Platz.Vielfach gehören sie nicht zum Pflichtpro -gramm, obwohl die <strong>Konfirmandenarbeit</strong> für dieso Ausgebildeten später eine wichtige Pflicht -aufgabe darstellt. Dies wi<strong>der</strong>spricht zugleichdem Stellenwert, den die <strong>Konfirmandenarbeit</strong>für Jugendliche und für die Kirchengemeindenfaktisch hat. Nicht zuletzt fehlt es an einerVorbereitung für die pädagogische Arbeit mitJugendlichen etwa aus verschiedenen Schul -arten, die über die <strong>Konfirmandenarbeit</strong> hinausvon zentraler Bedeutung ist.Umso wichtiger ist <strong>der</strong> weitere Ausbau von Fort -bildungsmöglichkeiten, wie sie für Hauptamt -liche vor allem von den pädagogisch-theologischenInstituten <strong>der</strong> Lan<strong>des</strong>kirchen angebotenwerden, auch in Gestalt von Beratung und Be -gleitung. Diese Angebote müssen weitergeführtund immer wie<strong>der</strong> weiterentwickelt sowie, woerfor<strong>der</strong>lich, verstärkt ausgebaut und zu einemMin<strong>des</strong>tmaß verpflichtend gemacht werden.Nicht zuletzt sollten gemeinsame Angebote fürHaupt- und Ehrenamtliche einen festen Platzgewinnen.Je mehr die Bedeutung <strong>des</strong> ehrenamtlichenEngagements in <strong>der</strong> <strong>Konfirmandenarbeit</strong> wahrgenommenwird, <strong>des</strong>to mehr stellt sich die Fragenach Qualifizierungsmöglichkeiten für dieseMitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Insgesamtsollten hier verstärkt Schulungsformen und-methoden <strong>der</strong> Jugendarbeit genutzt werden(vgl. 8.). Anzustreben ist eine Ausbildung fürEhrenamtliche mit Standards etwa nach demVorbild <strong>der</strong> Jugendleitercard (Juleica). Zudemsollte zu jedem Jugendleiterkurs im Rahmen <strong>der</strong>evangelischen Jugendarbeit auch eine Einfüh -rung in die Beson<strong>der</strong>heiten einer Mitarbeit in <strong>der</strong><strong>Konfirmandenarbeit</strong> gehören.Noch immer haben die mit <strong>der</strong> Konfirmanden -arbeit verbundenen Aufgaben und Themen in<strong>der</strong> Ausbildung für Pfarramt, Diakonat o<strong>der</strong><strong>12</strong>


11.Die wissenschaftliche Begleitung von Konfir -mandenarbeit stellt eine zeitgemäße Möglich -keit <strong>zur</strong> Unterstützung dieses Handlungsfel<strong>des</strong>sowie <strong>zur</strong> Evaluation unterschiedlicher Modelledar. Sie sollte in Zukunft verstärkt genutzt,weiter ausgebaut und verstetigt werden.An <strong>der</strong> 2009 veröffentlichten ersten bun<strong>des</strong>weitenUntersuchung <strong>zur</strong> <strong>Konfirmandenarbeit</strong>waren fast alle Gliedkirchen <strong>der</strong> <strong>EKD</strong> beteiligt.Die Studie bezog die Jugendlichen, die hauptundehrenamtlich Mitarbeitenden sowie dieEltern ein. Insofern können sich die vorliegenden<strong>Thesen</strong> auf eine empirisch abgesicherteGrundlage berufen.Die bun<strong>des</strong>weite Studie stellt <strong>der</strong> Konfirmanden -arbeit ein insgesamt sehr positives Zeugnis aus.Zugleich identifiziert sie zahlreiche Verbesserungsmöglichkeiten,die nun in <strong>der</strong> weiteren Reform -arbeit aufgenommen werden können. Im Spiegel<strong>der</strong> Empirie erweist sich die Konfirman denarbeitals ein „Erfolgsmodell – mit Optimie rungsbedarf“.Die erste bun<strong>des</strong>weite Studie <strong>zur</strong> Konfirman -denarbeit verdeutlicht exemplarisch, dass empirischfundiertes Wissen <strong>der</strong> Konzeptionsdiskus -sion neue Impulse bieten kann und dass sich auseiner nüchternen Bilanz kirchlicher Arbeit wichtigeFragestellungen und Herausfor<strong>der</strong>ungen fürdie Zukunft ergeben. Die Befunde <strong>der</strong> Unter -suchung sowie <strong>der</strong> parallel durchgeführten internationalenVergleichsstudie wurden in denLan<strong>des</strong>kirchen stark beachtet und haben zumTeil eine deutliche Aufbruchstimmung mit sichgebracht. Für die Ausbildung sowie für die FortundWeiterbildung spielen sie ebenfalls einewichtige Rolle.Viele Fragen sollten weiter untersucht werden.Dazu gehört nicht zuletzt die längerfristigeWirksamkeit von <strong>Konfirmandenarbeit</strong>, beispielsweiseein Jahr o<strong>der</strong> mehrere Jahre nach <strong>der</strong>Konfirmation, um auf diese Weise auch Einblickin die Voraussetzungen einer dauerhaft wirksamen<strong>Konfirmandenarbeit</strong> zu gewinnen. DieFrage, wie über die Konfirmation hinausreichendeBindungen entstehen und welche Wege in daskirchliche Ehrenamt führen, ist für die Zukunft<strong>der</strong> Kirche von großer Bedeutung.<strong>12</strong>.Die <strong>Konfirmandenarbeit</strong> wird für die Kircheauch in Zukunft einen hohen Stellenwert be -halten. Die Bildungsverantwortung für jungeMenschen bleibt für die Kirche zentral. Nochstärker als bisher soll die Konfirmanden -arbeit dabei als Ausgangspunkt für die kirchlicheArbeit mit Jugendlichen insgesamtwahrgenommen und gestaltet werden.Die Kirche versteht es als wesentlichen Teil ihresAuftrags, mit <strong>der</strong> <strong>Konfirmandenarbeit</strong> jungenMenschen ein Bildungsangebot in jugendspezifischerForm zu machen. Dies entspricht <strong>der</strong> Auf -gabe, jungen Menschen Zugänge <strong>zur</strong> christlichenÜberlieferung zu eröffnen, die Kommunikation<strong>des</strong> Evangeliums zu unterstützen und eine persönlicheund praktische Begegnung mit <strong>der</strong> Ge -meinde und mit den kirchlichen Handlungsfel -<strong>der</strong>n zu ermöglichen. Der bisherige Erfolg <strong>der</strong><strong>Konfirmandenarbeit</strong> ist Anlass zu großer Freude.Der Rat <strong>der</strong> Evangeli schen Kirche in Deutschlanddankt allen an <strong>der</strong> <strong>Konfirmandenarbeit</strong> Beteiligtenfür ihr großes Engagement und für die innovativenImpulse.Es darf jedoch nicht übersehen werden, dass <strong>der</strong>Erfolg sich nicht automatisch in die Zukunft hineinfortsetzen wird. Die bun<strong>des</strong>weite Studie verweistauf bisher ungelöste Probleme. In diesemZusammenhang stellt <strong>der</strong> Anteil von Jugend -lichen, die vom Angebot <strong>der</strong> Konfirmanden -arbeit nicht erreicht werden, eine beson<strong>der</strong>eHerausfor<strong>der</strong>ung dar. Darum sind auch inZukunft Qualitätsverbesserungen erfor<strong>der</strong>lich,und die vor Ort in <strong>der</strong> <strong>Konfirmandenarbeit</strong>haupt- und ehrenamtlich Tätigen benötigenAnerkennung und angemessene Unterstützung.Aufgrund <strong>des</strong> demografischen Wandels <strong>der</strong>nächsten Jahre und Jahrzehnte wird es beson<strong>der</strong>swichtig, dass die Kirche den Kontakt zu jungenMenschen intensiv sucht und mit Entschie -denheit weiter ausbaut. Gelingende Konfirman -denarbeit kann in wesentlicher Weise dazu beitragen,die Kirche lebendig und zukunftsfähig zuerhalten. Das positive Echo, das die Konfirman -denarbeit bei den Beteiligten auslöst, ist eine Er -mutigung für die gesamte Arbeit <strong>der</strong> Kirche undverpflichtet zu einer intensiven Weiterentwick -lung <strong>der</strong> kirchlichen Bildungsarbeit mit jungenMenschen.13


Bun<strong>des</strong>weite Studie<strong>zur</strong> <strong>Konfirmandenarbeit</strong>Thematisch verwandte frühereVeröffentlichungen <strong>der</strong> <strong>EKD</strong>Die Ergebnisse <strong>der</strong> Studie sind veröffentlicht in:Ilg, Wolfgang/Schweitzer, Friedrich/Elsenbast, Volker, in Verbindung mitMatthias Otte:<strong>Konfirmandenarbeit</strong> in Deutschland.Empirische Einblicke – Herausfor<strong>der</strong>ungen –Perspektiven.Gütersloh 2009.Praktische Folgerungen daraus vereint <strong>der</strong>Sammelband:Böhme-Lischewski, Thomas/Elsenbast, Volker/Haeske, Carsten/Ilg, Wolfgang/Schweitzer, Friedrich (Hg.):<strong>Konfirmandenarbeit</strong> gestalten.Perspektiven und Impulse für die Praxisaus <strong>der</strong> Bun<strong>des</strong>weiten Studie <strong>zur</strong><strong>Konfirmandenarbeit</strong> in Deutschland.Gütersloh 2010.Unter www.konfirmandenarbeit.eu finden sichweitere Informationen, auch <strong>zur</strong> internationalenVergleichsstudie.Glauben entdecken. <strong>Konfirmandenarbeit</strong> undKonfirmation im Wandel.Eine Orientierungs hilfe <strong>des</strong> <strong>Rates</strong><strong>der</strong> Evangelischen Kirche in Deutschland.Gütersloh 1998.Jugendliche begleiten und gewinnen.<strong>12</strong> <strong>Thesen</strong> <strong>des</strong> <strong>Rates</strong> <strong>der</strong> Evangelischen Kirche inDeutsch land <strong>zur</strong> Jugendweihe/Jugendfeier undihrem Verhältnis <strong>zur</strong> Konfirmation.Hannover 1999.Ganztagsschule – in guter Form!Eine Stellung nahme <strong>des</strong> <strong>Rates</strong><strong>der</strong> Evangelischen Kirche in Deutschland.Hannover 2004.Kirche und Bildung. Herausfor<strong>der</strong>ungen,Grund sätze und Perspektiven evangelischerBildungs verantwortung und kirchlichenBildungshandelns.Eine Orientierungshilfe <strong>des</strong> <strong>Rates</strong><strong>der</strong> Evangeli schen Kirche in Deutschland.Gütersloh 2009.Kirche und Jugend.Lebenslagen – Begegnungsfel<strong>der</strong> –Perspektiven.Eine Handreichung <strong>des</strong> <strong>Rates</strong><strong>der</strong> Evangelischen Kirche in Deutschland.Gütersloh 2010.14


Kammer <strong>der</strong> <strong>EKD</strong> fürBildung und Erziehung, Kin<strong>der</strong> und JugendMinisterialrat Rolf Bade, HannoverDozentin Professorin Dr. Ulrike Baumann, BonnGeneralsekretär Mike Corsa, Hannover (ständiger Gast)Direktor Pfarrer Volker Elsenbast, Münster (ständiger Gast)Oberkirchenrat Dr. Jürgen Frank, Hannover (ständiger Gast bis 30.9.2011)Lan<strong>des</strong>schülerpfarrer Dr. Wolfgang Ilg, StuttgartProfessorin Dr. Hildrun Keßler, BerlinOberkirchenrätin Almut Klabunde, DresdenDr. Silke Köser, Berlin (ständiger Gast)Programmgeschäftsführer Steffen Kottkamp, ErfurtLtd. Seminardirektor a. D. Dr. Hartmut Lenhard, NordhornMinister Christoph Matschie, ErfurtProfessorin Dr. Elisabeth Naurath, OsnabrückPfarrer Professor Dr. Wolfgang Neuser, KasselOberkirchenrat Matthias Otte, Hannover (Geschäftsführung)Professor Dr. Manfred Prenzel, MünchenParlamentarischer Staatssekretär Thomas Rachel, MdB, BerlinDirektor Professor Dr. Thomas Rauschenbach, MünchenDiplompädagoge Peter Roth, DarmstadtProfessorin Dr. Annette Scheunpflug, Nürnberg (Stellv. Vorsitzende)Professor Dr. Thomas Schlag, ZürichProfessor Dr. Friedrich Schweitzer, Tübingen (Vorsitzen<strong>der</strong>)Anja Siegesmund, MdL, JenaSchulleiterin Sabine Ulrich, LeipzigArbeitsgruppe <strong>Konfirmandenarbeit</strong>Pfarrer Thomas Böhme-Lischewski, VilligstDirektor Pfarrer Volker Elsenbast, MünsterPfarrer Carsten Haeske, DrübeckLan<strong>des</strong>schülerpfarrer Dr. Wolfgang Ilg, StuttgartProfessorin Dr. Hildrun Keßler, BerlinProfessorin Dr. Elisabeth Naurath, OsnabrückOberkirchenrat Matthias Otte, Hannover (Geschäftsführung)Professor Dr. Thomas Schlag, ZürichProfessor Dr. Friedrich Schweitzer, Tübingen15


ImpressumHerausgegeben vomKirchenamt <strong>der</strong>Evangelischen Kirche in DeutschlandHerrenhäuser Straße <strong>12</strong> · 30419 HannoverTelefon: 0511/27 96 0 · Fax: 0511/27 96 277E-Mail: bildung@ekd.deWeitere Materialien <strong>zur</strong> Bildungsarbeit<strong>der</strong> <strong>EKD</strong> und Download dieses Heftes:www.ekd.de/publikationen-bildungwww.ekd.deFebruar 2013

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