Ludwigsburg und seine Partnerstädte - Stadt Ludwigsburg
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galt in <strong>seine</strong>n Anfängen als Prototyp eines calvinistischprotestantischen<br />
Familienunternehmens. Die Peugeots<br />
wurden 1935 von René Doumic in einer Rede vor der<br />
Académie Française wie folgt beschrieben: „Arbeitseifer,<br />
Freude am Gewinn, aber an einem Gewinn, der durch Arbeit<br />
<strong>und</strong> Mühe erworben ist <strong>und</strong> durch Sparsamkeit erhalten<br />
wird; Familiensinn, Bedürfnis, sich vom gemeinen Volk<br />
abzuheben, weniger durch Reichtum als durch Erziehung<br />
<strong>und</strong> Bildung, Streben nach Höherem: dies sind einige<br />
(wesentliche) bürgerliche Werte“. (Jean Firges, Hartmut<br />
Melenk, Montbeliard)<br />
Heinrich Schickardt in Montbéliard<br />
Zustrom hugenottischer<br />
Flüchtlinge<br />
Ab 1565 wird das protestantische<br />
Montbéliard zur Zufl uchtsstätte<br />
hugenottischer Flüchtlinge, die sich im<br />
katholischen Frankreich nicht sicher<br />
fühlten. Höhepunkt dieser Verfolgung ist die Bartholomäusnacht<br />
am 24. August 1572, in der Tausende von Hugenotten<br />
ermordet wurden. Seit dem Augsburger Religionsfrieden<br />
1555 galt die Losung „cuius regio, eius religio“ (wes das<br />
Land, des der Glaube), die dem Landesfürsten die Religionsfreiheit<br />
einräumte. Den Untertanen, die nicht konvertieren<br />
wollten, wurde lediglich das „Recht“ eingeräumt, in ein<br />
Territorium ihres Glaubens auszuwandern (ius emigrandi).<br />
Als protestantischer Herrscher musste der Herzog von<br />
Württemberg den verfolgten Hugenotten Asyl in Montbéliard<br />
gewähren. Zählte die <strong>Stadt</strong> im Jahr 1590 ungefähr 2000<br />
Einwohner, so war die Zahl 1618 bereits auf 3600 angestie-<br />
Montbéliarder Haus im württembergischen Stil<br />
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gen, was vor allem auf den Zustrom französischer Hugenotten<br />
zurückzuführen ist. Viele der Flüchtlinge waren gut<br />
ausgebildete Handwerker <strong>und</strong> brachten ihre Kenntnisse <strong>und</strong><br />
ihr Vermögen mit. Handwerk <strong>und</strong> Handel blühten auf <strong>und</strong><br />
die <strong>Stadt</strong> erlebte einen wirtschaftlichen Aufschwung.<br />
Im Jahr 1590 holte Herzog Friedrich den württembergischen<br />
Hofarchitekten Heinrich Schickhardt nach Montbéliard, um<br />
die expandierende <strong>Stadt</strong> entsprechend zu erweitern. Jenseits<br />
der <strong>Stadt</strong>mauern errichtet Schickhardt „Neuveville“ die<br />
„Neue <strong>Stadt</strong>“, in der sich die zugewanderten Hugenotten<br />
niederlassen können. Sein wohl wichtigstes Bauwerk wird<br />
die Kirche St. Martin, von 1601 bis 1607. Sie ist heute die<br />
älteste, protestantische Kirche Frankreichs. Zwei Arbeitergruppen<br />
arbeiteten daran, eine aus Montbéliard <strong>und</strong> eine<br />
aus Württemberg. Besonders schwierig gestaltete sich die<br />
Dachdeckung, wofür mehr als 60 000 Ziegel benötigt<br />
wurden. 2007, anlässlich des 400-jährigen Jubiläums,<br />
wurde das Dach von St. Martin neu gedeckt. Die <strong>Stadt</strong><br />
<strong>Ludwigsburg</strong> beteiligte sich an den Renovierungsarbeiten<br />
durch den Kauf von 2000 Ziegeln.<br />
Auch das Schloss der „Herzöge von Württemberg“ gestaltete<br />
Schickhardt um, 1598 entsteht hier der „Neue Turm“.<br />
Weitere berühmte Gebäude sind „La ferme de la Souaberie“,<br />
das „Maison du Bailly“, in dem heute der Trachtenchor Le<br />
Diairi untergebracht ist, das ehemalige Universitätsgebäude<br />
(1601) <strong>und</strong> das Haus Forstner (1602), in dem sich jetzt die<br />
„Banque de France“ befi ndet.<br />
Das heutige <strong>Stadt</strong>bild von Montbéliard ist maßgeblich von<br />
Schickhardt geprägt, der die mittelalterliche <strong>Stadt</strong> verwandelte<br />
<strong>und</strong> die Renaissance zum Blühen brachte.