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Wangerooge in alten und neuen Bildern - Wilhelmshavener Zeitung

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Seite 24 · <strong>Wilhelmshavener</strong> <strong>Zeitung</strong>Kampfgegendie SeeräuberPiraten trieben überJahrh<strong>und</strong>erte <strong>in</strong> derNordsee ihr Unwesen.Auch <strong>Wangerooge</strong> littunter ihren E<strong>in</strong>fällen.WANGEROOGE/SI – In se<strong>in</strong>em Kapitelüber <strong>Wangerooge</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>emGeschichtswerk über „Ostr<strong>in</strong>gen<strong>und</strong> Rüstr<strong>in</strong>gen“ berichtetder Historiker Georg Sello1928 auch über die Piratene<strong>in</strong>falleauf <strong>Wangerooge</strong>:„Wegen ihrer günstigen Lagean e<strong>in</strong>er vielbefahrenen Schiffahrtsstraße<strong>und</strong> ihrer vor WeststürmenSchutz gewährendenGestalt wurde die Insel Wangerogeoft als Zufluchtsort fürsturmgefährdete Seeschiffe<strong>und</strong> als Sammelplatz für Konvoyfahrtenüber das Watt aufgesucht.Zugleich aber setztendiese günstigen Umstände sieerbarmungslos den Angriffender Jahrh<strong>und</strong>erte h<strong>in</strong>durch <strong>in</strong>der Nordsee hausenden Korsarenaus.Edo Wimeken d. J. wußteüber zwei räuberische Überfälle(1481 <strong>und</strong> 1496, die Red.)durch holländische Kaper zu berichten. . . Bei dem ersten derselben,bei dem die Nikolaikircheverwüstet <strong>und</strong> beraubtward, wurden auch 12 Inselbewohnergetötet . . .Danach hören wir erst ausden letzten Jahren des Fräule<strong>in</strong>Maria (1500 - 1575, die Red.),daß Johann Schotte „e<strong>in</strong> utgetredender Stadt Jever“ <strong>in</strong> derNacht des 6. Februar 1570 dieInsel mit zwei Schiffen überfallen<strong>und</strong> große Beute gemachthabe. Sie nahmen den E<strong>in</strong>wohnerndie Betten, Schappe(Schränke, die Red.), Potte(Töpfe, die Red.) <strong>und</strong>sonstiges Hausgerät . . .Die Fortdauer des NiederländischenFreiheitskampfes<strong>und</strong> die großenEuropäischen Kriege des17. <strong>und</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>ertsbrachten der JeverländischenKüste überhauptwie Wangeroge im besonderendurch überhandnehmendes Kaperunwesenneue schwere andauerndePrüfungen, denenzu wehren die Landesregierungsich durchaus unfähigerwies. E<strong>in</strong> besonderssensationeller Vorfall ereignetesich auf dem M<strong>in</strong>serWatt gegen Ende des 16. Jh.,wo 23 Emder Schiffe, auf günstigenW<strong>in</strong>d wartend, lagen. SieGester n<strong>und</strong>Heutewurden am 12. März 1592 vone<strong>in</strong>er Flottille der FreibeuterkapitäneTamme Liefert, JacobTomaßsen <strong>und</strong> Otto Liefländerüberfallen, geplündert <strong>und</strong> zumTeil weggenommen. Mit e<strong>in</strong>emh<strong>in</strong>zugekommenen vierten Korsaren,Keteler, g<strong>in</strong>g Liefert beider Heppenser Fähre an Land,zechte bei dem dortigen Fährmann<strong>und</strong> Krüger <strong>und</strong> nahm unmittelbardanach, am 15. März,vor der Jade e<strong>in</strong> ebenfallsaus Emden kommendesSchiff, welches 24 Edelleuteaus dem Lüneburgischen,aus Mecklenburg<strong>und</strong> Pommern, die KönigHe<strong>in</strong>rich IV. von Frankreichgedient hatten, <strong>in</strong>die Heimat führen sollte.DieReisenden wurdenvollständig ausgeplündert<strong>und</strong> mußten ihrenWeg nach Bremen zu Landefortsetzen . . .Aus der Zeit Graf AntonGünthers (1583 -1667) erfahren wir überVersuche e<strong>in</strong>er nachdrücklichenAbwehrnichts, wenn er auch der<strong>Wangerooge</strong>aufhistorischerKarteim16.Jahrh<strong>und</strong>ertpräsentiert von der:früheren Unterstützungder Kaper durch die Landbevölkerunge<strong>in</strong>en Riegelvorschob. Ruhiger war esnicht geworden auf See.Die Stadt Emden ersuchteihn am 24. März 1623,gegen die Seeräuber zwischenEms <strong>und</strong> Jade e<strong>in</strong>zuschreiten<strong>und</strong> im Weserzollprivilegvom 31. Märzdesselben Jahres wurde ihm <strong>in</strong>zartester Weise die Verpflichtungauferlegt, „zu Bezwang derSeeräuber erheischender Notdurftnach überall an se<strong>in</strong>en Insulnoder Seekanten se<strong>in</strong>er Beliebungnach zweckdienlicheAnst<strong>alten</strong> zu treffen.“Geradezu jämmerlich wurdendie Zustände unter den anhaltischenFürsten <strong>in</strong> Jever. Vornehmlichwurde wieder Wangerogebetroffen, welches, weilse<strong>in</strong>e kräftige männliche Bevölkerungsich auf Seefahrt befand,auf sich alle<strong>in</strong> angewiesenso gut wie wehrlos war.Während des dritten EroberungskriegesKönig LudwigsXIV. wurde die Insel, seit 1693e<strong>in</strong> förmliches Malepartus derfranzösischen Raubvögel, vonKlaus Störtebeker wird bei Helgolandbesiegt(1401). FOTO: HAMBURGER STAATSARCHIV.wo aus sie bis Helgoland kreuzendsowohl die großen vonÜbersee kommenden Seeschiffeabf<strong>in</strong>gen, wie den reichbeladenenHandelsflottillen auflauerten,welche über die Wattenzwischen Holland <strong>und</strong>den Hansestädten fuhren.„Ke<strong>in</strong> Schiff, weder vonder Weser noch der Elbenoch auch der Jade, konntezum Vorsche<strong>in</strong> kommen,ohne ihnen <strong>in</strong> dieKlauen zu fallen.“Auf flehentliches Bittendes Wangeroger Vogtssandte die Regierung1694 zwei eiserne Kanonenmit etwas Munitionauf die Insel, sowie ab <strong>und</strong>an (seit 1693) e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>eGarnison von wechselnderStärke (im Maximum 169519 Mann) unter e<strong>in</strong>em Gefreiten,die aber die strengeWeisung hatten, sich re<strong>in</strong> defensivzu verh<strong>alten</strong>, um nichtdurch aggressive Handlungenden Zorn der Freibeuter zu reizen.Wirklich gelang es dieser27. April 2013Mannschaft e<strong>in</strong>mal, am 25.Mai 1697, e<strong>in</strong>en fe<strong>in</strong>dlichenHandstreich auf im Hafen derInsel liegende Schiffe durch Geschützfeuerabzuweisen; sobaldaber die Kaperschiffe wieder<strong>in</strong> See g<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> der Inselke<strong>in</strong>e unmittelbare Gefahr mehrdrohte, wurde die Besatzungflugs zurückberufen, zur Vermeidungder Kosten <strong>und</strong> um dieGarnison der Stadt Jever vollständigparadieren zu lassen. . .Bremen entsandte aufJeverländisches Bitten1695 e<strong>in</strong> Orlogschiff andie Jeversche Küste, dannihrer drei. Da ferner die regelmäßigeKonvoyfahrtvon Bremen, Emden Harl<strong>in</strong>genwieder aufgenommenwurde, sahen sichdie Kaper 1697 genötigt,ihre Ankerplätze bei Wangeroge,Hooksiel, <strong>in</strong> derHarle zu verlassen <strong>und</strong> beiHelgoland Posto zu fassen.Von hier aus machtensie unaufhörlich Streifzüge,<strong>und</strong> es kam wiederholtzu Kämpfen an der JeverschenKüste. Schon am 7.Juli 1695 hatten der EmderKonvoyer <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e ostfriesischeTjalk von vierKanonen e<strong>in</strong> vierstündigesGefecht mit e<strong>in</strong>emFranzosen auf der Harlegehabt, <strong>und</strong> waren zwarzur Flucht genötigt worden;zwei Seeländer„Commissionsfahrer“ nahmenaber den Gegner bei Helgoland.Im April 1696 bemächtigtesich e<strong>in</strong> bei Helgoland stationiertergroßer Kaper von 45schweren Geschützen e<strong>in</strong>esBremer Schiffes mit köstlicherLadung <strong>und</strong> Passagieren, dassich nach Wangeroge geflüchtethatte; am 21. Mai 1697 lieferteder Harl<strong>in</strong>ger Konvoyer zwei Kapernvor Horumer Siel e<strong>in</strong> Gefecht;wohl derselbe jagte am17. Juni d. J. e<strong>in</strong>en Kaper vonvier Kanonen beim KniephauserSiel auf den Strand; dessenBesatzung entlief zwar, aber eswurden drei von ihm schon gekapertgewesene Schiffe befreit<strong>und</strong> über 100 andere gesichert.Noch 1707 <strong>und</strong> 1710 werdenKaper bei Wangeroge gemeldet,1709 e<strong>in</strong>er auf der Harle,dem der Emder Konvoyer vierEmder Prisen wieder abnahm.“Im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert schließlichrüstete man an der norddeutschenKüste stärker gegendie Seeräuberei auf. Sie hattedamit e<strong>in</strong> Ende.

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