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Wangerooge in alten und neuen Bildern - Wilhelmshavener Zeitung

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Seite 22 · <strong>Wilhelmshavener</strong> <strong>Zeitung</strong>Gester n<strong>und</strong>Heutepräsentiert von der:27. April 2013<strong>Wangerooge</strong> <strong>in</strong> Trümmern nach dem verheerenden Bombenangriff gegen Ende des schon verlorenen Krieges, am 25. April1945.MansiehtdieTrümmerderzerstörtenkatholischenSt.­Willehad­Kirche.FOTO: INSELARCHIV WALTER OETKENBombenauf<strong>Wangerooge</strong>Am 25. April 1945 flogen480 alliierte Bombergegen <strong>Wangerooge</strong>.Bei dem Bombardementkamen 311 Menschenums Leben.VON JÜRGEN PETERSWANGEROOGE – Über 2200 TonnenBomben hatten die Flugzeuge,die am 25. April 1945das verme<strong>in</strong>tlich stark befestigte<strong>Wangerooge</strong> anflogen, anBord. Innerhalb weniger M<strong>in</strong>utenwarfen sie ihre Tod br<strong>in</strong>gendeLast ab <strong>und</strong> legten das Dorf<strong>in</strong> Schutt <strong>und</strong> Asche. 311 Menschenstarben beim letztenBombenangriff auf e<strong>in</strong> deutschesZiel.An diesen schwärzesten Tag<strong>in</strong> der Geschichte der Inselkann ich mich noch er<strong>in</strong>nern. E<strong>in</strong>igeInsulaner hatten <strong>in</strong> der Dünenkettezwischen Ortswestrand<strong>und</strong> Friedhof – heute isthier der idyllische Tuunpad –ihre Gärten. Me<strong>in</strong>e Mutter werkelteim Garten, brachte Saatgute<strong>in</strong>, hackte die Beete, derK<strong>in</strong>derwagen mit me<strong>in</strong>er siebenMonate <strong>alten</strong> Schwester stand<strong>in</strong> der schon leicht wärmendenSonne, ich – damals etwas übervier Jahre -, spielte im Dünensand.Es war etwa 17 Uhr, alsdas Inferno begann. E<strong>in</strong>e Viertelst<strong>und</strong>elang bebte die Inselunter dem Bombenhagel, werkonnte, war <strong>in</strong> die Keller <strong>und</strong>Bunker geflüchtet.Nur wenige Meter nebenme<strong>in</strong>er Mutter, die mit mir <strong>und</strong>me<strong>in</strong>er Schwester Schutz amGartenwall gesucht hatte,schlug e<strong>in</strong>e Bombe e<strong>in</strong>. Sieblieb als Bl<strong>in</strong>dgänger liegen!Me<strong>in</strong> Vater hat ihn später, nachse<strong>in</strong>er Rückkehr aus Russland,entschärft <strong>und</strong> gesprengt.Der Rückweg <strong>in</strong> den Ort zuunserem Haus <strong>in</strong> der Carstensstraßehat sich für immerfestgesetzt. Das brennende HotelCharlotte an der Anton-Günther-Straße,das zerstörte Zentral-Hotel<strong>in</strong> der Ortsmitte, dierauchenden Trümmer vielerHäuser – das alles ist im Gedächtnisgeblieben.Warum gerade <strong>Wangerooge</strong>?Warum so viele Bomben aufe<strong>in</strong>e so kle<strong>in</strong>e Insel? Warumnoch e<strong>in</strong>mal dieser geballte alliierteAngriff mit englischen, kanadischen<strong>und</strong> französischenBombern? Fragen, die auchüber sechs Jahrzehnte nachdem unheilvollen Krieg niemandso recht beantwortenkann. Insel-Chronist Hans-JürgenJürgens hat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em mitgroßer Akribie recherchiertenBuch „Zeugnisse aus unheilvollerZeit“ versucht, Antworten zuf<strong>in</strong>den. Die Küstenbatterienauf <strong>Wangerooge</strong> seien das Zieldes Angriffs gewesen, schreibter. Doch die Batterien hat esnur bed<strong>in</strong>gt gegeben.Jürgens: Auf 25 Flugplätzenim Südosten Englands startetenab 14.25 Uhr 464 viermotorigeBomber der Typen Halifax<strong>und</strong> Lancaster sowie 16 zweimotorigeZielmarkierer-Flugzeugevom Typ Mosquito, um denletzten Große<strong>in</strong>satz der RoyalAir Force gegen Deutschland zufliegen . . . Für die meisten derr<strong>und</strong> 4000 Offiziere <strong>und</strong> Mannschaftenwar es zugleich derletzte Fe<strong>in</strong>dflug im Zweiten Weltkrieg.Ihr Ziel waren die Küstenbatterienauf <strong>Wangerooge</strong>.Auf der Insel vermuteten dieAlliierten im Westen e<strong>in</strong>e vollständigeschwere Küstenbatterie(30,5 cm). Außerdem waren<strong>in</strong> ihren Karten die ehemaligeSchröter-Batterie im Grodenwestlich der Gaststätte Sal<strong>in</strong>e<strong>und</strong> die Graf-Spee-Batterie südwestlichdes Dorfes noch alse<strong>in</strong>satzbereite Batterien e<strong>in</strong>gezeichnet.Östlich des Dorfes wähntensie außer den vier 15-cm-Geschützenvon „Jade-Ost“ noche<strong>in</strong>e weitere schwere Batterie <strong>in</strong>den Dünen zwischen BatterieNeudeich <strong>und</strong> dem Osten. Dort,wie auch im Gelände der Graf-Spee-Batterie, waren Sche<strong>in</strong>batterienaus Holzgeschützenaufgebaut worden.Tatsächlich standen EndeApril 1945 auf der Insel außerden drei schweren Flakbatteriennur fünf Seezielgeschütze,von denen das e<strong>in</strong>e 30,5-cm-Geschütz im Westen nochgar nicht e<strong>in</strong>geschossen war.Die Feuerkraft der <strong>Wangerooge</strong>rKüstengeschütze wurde so <strong>in</strong>tragischer Weise stark überschätzt<strong>und</strong> führte zur Katastrophefür <strong>Wangerooge</strong>.Fortsetzung auf Seite 23

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