13.07.2015 Aufrufe

Evangelisch in Lippe Seite 1-4 - Lippische Landeskirche

Evangelisch in Lippe Seite 1-4 - Lippische Landeskirche

Evangelisch in Lippe Seite 1-4 - Lippische Landeskirche

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Evangelisch</strong> <strong>in</strong> <strong>Lippe</strong>September 2010 / II„Man hilft sich“Villa F<strong>in</strong>defuchs: E<strong>in</strong>e Selbsthilfegruppe für Hartz-IV Empfänger und Ger<strong>in</strong>gverdienendeLage. Wer vom Parkplatz ander Stauffenbergstraße überden Kirchweg <strong>in</strong> Richtung Innenstadtgeht, wird merken:hier hat sich <strong>in</strong> letzter Zeit etwasverändert. Unterhalb derMarktkirche leuchtet am Geme<strong>in</strong>dehaus<strong>in</strong> bunten Farbender Schriftzug „Villa F<strong>in</strong>defuchs“.Auf dem gepflegt wirkendenSpielplatz davor tummelnsich K<strong>in</strong>der.Seit gut e<strong>in</strong>em Jahr bereibtdie „Selbsthilfegruppeür Hartz-IV Empfänger under<strong>in</strong>gverdiendende“ hier<strong>in</strong> Bistro und e<strong>in</strong>e Kleiderammer.Bedürftige Familienf<strong>in</strong>den Kleidung, Spielsachenund Schulsachen für ihreK<strong>in</strong>der – e<strong>in</strong> vielfältiges Angebot,für das nur um e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>eSpende gebeten wird.Zweimal <strong>in</strong> der Woche istgeöffnet, mittwochs und freitags,jeweils von 15 Uhr bis17.30 Uhr. Bis zu fünf Ansprechpartneraus der Selbsthilfegruppes<strong>in</strong>d dann vorOrt. Jeder, der aufgrund vonJobverlust <strong>in</strong> Schwierigkeitengeraten ist, kann hierh<strong>in</strong>kommen:„Man hilft sichuntere<strong>in</strong>ander“, beschreibtWolfgang Hohmeier, der mitse<strong>in</strong>er Stieftochter Sara da ist,die Atmosphäre. „Das ist wichtig,denn der Bekanntenkreisverändert sich, wenn man erstALG II bezieht.“ Der Masch<strong>in</strong>enwerkersucht seit fast zweiJahren e<strong>in</strong>en Job, seitdem se<strong>in</strong>eFirma <strong>in</strong> Konkurs gegangenist. „Man braucht so e<strong>in</strong>e Anlaufstellewie die Villa F<strong>in</strong>defuchs“,f<strong>in</strong>det auch DagmarLalk, Raumpfleger<strong>in</strong> und Näher<strong>in</strong>,die auch gerne wiedere<strong>in</strong>e feste Arbeit hätte: „Wirwollen weg von der Straßeund arbeiten.“Bei e<strong>in</strong>er Tasse Kaffee unde<strong>in</strong>em Stück Kuchen kommendie Bistrogäste <strong>in</strong>s Gespräch,tauschen sich über ihre Problemeaus: fehlende Arbeitsangebote,Verzögerungen beider Auszahlung von Leistungen,die Höhe des Freibetragsfür Zuverdienste. Kompliziertkl<strong>in</strong>gt das alles. DorisHaberfield-Jürgens, Initiator<strong>in</strong>der Selbsthilfegruppe, hatsich über Jahre <strong>in</strong> die Materiee<strong>in</strong>gearbeitet und gibt bei BedarfHilfestellung bei Behördengängenoder beim Ausfüllenvon Formularen. Sie selbstbezieht ke<strong>in</strong> ALG II, arbeitetunter anderem als Hauswirtschafter<strong>in</strong>.Doch sie weiß, wiees für Menschen ohne Arbeitbergab gehen kann: „Ich warselbst e<strong>in</strong>mal unten und habeHand <strong>in</strong> Hand: Annegret Salamon, Doris Haberfield-Jürgens, Sara und Dagmar Lalk am Regal mit gut erhaltener K<strong>in</strong>derkleidung.Fotos: BrokmeierIm <strong>in</strong>tensiven Gespräch: Wolfgang Hohmeier und PfarrerJörg-Stefan Tiessenmich <strong>in</strong> das Thema e<strong>in</strong>gearbeitet.“Schon vor der E<strong>in</strong>führungder Hartz-IV-Gesetzelernte sie Pfarrer Jörg-StefanTiessen von der evangelischreformiertenKirchengeme<strong>in</strong>dekennen.Im Laufe der vergangenenJahre erkannten beide, dassBedarf für solch e<strong>in</strong>e Gruppeda ist. „ Die E<strong>in</strong>führung derHartz-IV- Gesetze <strong>in</strong> 2005brachte auch e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>schnittan der Pfarrhaustür“, erzähltTiessen. Die Kl<strong>in</strong>gel habe seitdemöfter geschellt und Menschenhätten um Rat gefragt.„Die Lebenssituation ist prekärgeworden für Familienund bestimmte Gruppen“.Irgendwann habe er sichmit der Problematik überfordertgefühlt. Bis Doris Haberfield-Jürgensvon e<strong>in</strong>er Tagungbei der Gossner Mission, unabhängigesMissionswerkmit Sitz <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, die Ideeder Selbsthilfegruppe mit Ladenund Bistro mitbrachte.Vor allem mit der Unterstützungder Gossner Mission,aber auch des DiakonischenWerks wurde das Projekt <strong>in</strong>sLeben gerufen. Der Diakonie-Ausschussder Geme<strong>in</strong>deunter dem Vorsitz von HellaHartel begleitete die Ideeund der Kirchenvorstand gabse<strong>in</strong>e Zustimmung zur Nutzungder Räume im Geme<strong>in</strong>dehaus.Zahlreiche Spenden,unter anderem der Schützenund der Aktion Lichtblickeoder auch Kollekten der Kirchengeme<strong>in</strong>de,erleichtertenden Start.Die Bäckerei Fellmer spendetden Kuchen für das Bistro,die Schüler des GymnasiumsLage haben bereits zweimalzu Weihnachten e<strong>in</strong>e Sammelaktiongestartet: „Da kommtpro Klasse e<strong>in</strong> Karton zusammen,das ist sehr hilfreich“,freut sich Pfarrer Jörg-StefanTiessen.Das Projekt läuft, da s<strong>in</strong>dsich alle e<strong>in</strong>ig: „Es ist e<strong>in</strong> Gebenund Nehmen“. So sei derSpielplatz vor der Villa F<strong>in</strong>defuchsder e<strong>in</strong>zige Innenstadtspielplatz<strong>in</strong> Lage. DieStadt habe <strong>in</strong> die Spielgeräte<strong>in</strong>vestiert und dadurch derPlatz e<strong>in</strong>e deutliche Aufwertungerfahren. K<strong>in</strong>der spielen,Menschen kommen <strong>in</strong>s Gespräch.„Die Idee wächst“, soTiessen.Er und das Team um DorisHaberfield-Jürgens freuensich über Interesse an demProjekt. Spenden – von gut erhaltenerK<strong>in</strong>derkleidung überSpielzeug bis h<strong>in</strong> zum K<strong>in</strong>derfahrrad– s<strong>in</strong>d hochwillkommen.Ansprechpartner: PfarrerTiessen, Tel.: 05232/61030,Doris Haberfield-Jürgens, Tel.:05232/6989489.Ökumenische Dekade zurÜberw<strong>in</strong>dung von Gewalt– Abschlussfest <strong>in</strong> Essenam Sonntag, 19. September2010Unsere Welt ist von Gewaltund Gewaltstrukturengezeichnet. Für christlicheKirchen ist es e<strong>in</strong>e der Kerntugendenund e<strong>in</strong> Gebot derBotschaft des Evangeliums,sich für gewaltfreie Konfliktpräventionund Friedenssicherunge<strong>in</strong>zusetzen undFrieden bleibt drane<strong>in</strong>e Spiritualität der Gewaltlosigkeitzu fördern. DieseAnliegen greift die vom ÖkumenischenRat der Kirchenvon 2001 bis 2010 ausgerufeneDekade zur Überw<strong>in</strong>dungvon Gewalt auf.Die Dekade geht zu Ende,ihr Anliegen nicht!Um e<strong>in</strong>en Impuls für denweiteren Weg zu setzen, feierndie drei evangelischen<strong>Landeskirche</strong>n Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalens den Abschlussder Dekade mit e<strong>in</strong>em Fest:am Sonntag, 19. Septemberab 11 Uhr <strong>in</strong> der Kreuzeskirche(Essen, Innenstadt).E<strong>in</strong> Gottesdienst, Musik,e<strong>in</strong> Markt der Möglichkeitenund Interviews (u.a. mitLandessuper<strong>in</strong>tendent Dr.Mar<strong>in</strong> Dutzmann) laden e<strong>in</strong>zum Feiern, Verweilen, Hörenund Diskutieren. MachenSie sich auf den Weg und feiernSie mit! Weitere Infos hatSab<strong>in</strong>e Hartmann, Referent<strong>in</strong>für ökumenisches Lernen,Tel.: 05231-976864.Bad Salzuflen. E<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>esStübchen direkt am Salzhof,geöffnet zu den Marktzeiten:das ist der E<strong>in</strong>e-Welt-Ladender evangelisch-lutherischen,der evangelisch-reformiertenund der katholischen Kirchengeme<strong>in</strong>de<strong>in</strong> Bad Salzuflen.Auf wenigen Quadratmeternf<strong>in</strong>den sich hier kunstvoll geflochteneKörbe, bunte Tücher,Jonglierbälle, verschiedensteKunstgewerbeartikelund Lebensmittel wie Kaffee,Tee, Honig, Schokolade, Kekseund We<strong>in</strong>. Seit fast 20 Jahrenbietet das ehrenamtlicheTeam des E<strong>in</strong>e-Welt-Ladensse<strong>in</strong>en Kunden hochwertigeund fair gehandelte Waren.Pfarrer i.R. Karl Drüge hattedas Konzept des DetmolderE<strong>in</strong>e-Welt-Ladens Alavanyo,an dessen Gründung vormehr als 25 Jahren er maßgeblichbeteiligt war, nach BadSalzuflen gebracht. Mit Erfolg,wie er heute berichten kann:„Die Umsätze s<strong>in</strong>d gut“.Die Waren bezieht der Ladenzum Großteil von derFair-HandelsorganisationGepa. Zum Beispiel den Kaffeeaus Mexiko, das Produkt,das nach wie vor am bestenläuft. „Die Partner, mit denenGepa zusammenarbeitet, s<strong>in</strong>dKle<strong>in</strong>bauern, die <strong>in</strong> Genossenschaftenzusammengeschlossens<strong>in</strong>d. Sie erhalten für ihrenKaffee Preise, die über Weltmarktniveauliegen.Die Genossenschaften sorgenaußerdem für Bildungse<strong>in</strong>richtungen.“Und wernicht nur fair gehandelte sondernauch nach ökologischenStandards produzierte Waremöchte, ist im E<strong>in</strong>e-Welt-Ladenauch an der richtigen Adresse:„Inzwischen s<strong>in</strong>d fastalle fair gehandelten auch Bio-Ökologisch undfair gehandeltWaren im E<strong>in</strong>e-Welt-Laden <strong>in</strong> Bad SalzuflenProdukte.“Mit den Überschüssen, diedas Laden-Team erwirtschaftet,werden soziale Projekteunterstützt. So wie die kle<strong>in</strong>eTropenkl<strong>in</strong>ik <strong>in</strong> Hatorgodo/Ghana.So s<strong>in</strong>d im vergangenenJahr aus Bad Salzuflen7.000 Euro <strong>in</strong> die Kl<strong>in</strong>ik, dievon der Evangelical PresbyterianChurch (Partnerkircheder <strong>Lippische</strong>n <strong>Landeskirche</strong><strong>in</strong> Ghana) getragenwird, geflossen. Karl Drüge:„Mit dem Geld wurden unteranderem die Hygiene-Anlagenund der Kreißsaal saniert.Seitdem erkennt auchdie ghanaische Krankenkassedie Kl<strong>in</strong>ik an. Jeder Krankekann kommen, e<strong>in</strong> Großteilder Behandlung wird nunbezahlt.“ Das nächste Projektist schon <strong>in</strong> Planung: „Von derKl<strong>in</strong>ik aus gehen Schwesternund e<strong>in</strong>e Hebamme zu Fußfür Sprechstunden <strong>in</strong> die umliegendenDörfer. Wir wollen5.000 Euro für e<strong>in</strong> geländegängigesMotorrad zur Verfügungstellen.“Zehn Frauen und fünfMänner engagieren sich derzeitim E<strong>in</strong>e-Welt-Laden BadSalzuflen und übernehmenwechselweise den Dienst zuden Markttagen.Menschen, die Interessehaben, sich ehrenamtlichfür den fairen Handel zu engagieren,s<strong>in</strong>d jederzeit herzlichwillkommen. E<strong>in</strong>fach imLaden vorbeischauen oderanrufen bei Karl Drüge, Tel.:05222/959300.Pfr. i.R. Karl Drüge und L<strong>in</strong>da Ehlenbröker: Die beiden gehören zum ehrenamtlichenTeam des E<strong>in</strong>e-Welt-Ladens und haben für Besucher e<strong>in</strong>e vielfältige Auswahl an fair gehandeltenWaren im Angebot.Foto: Brokmeier


<strong>Evangelisch</strong> <strong>in</strong> <strong>Lippe</strong>September 2010 / IIIwort auf den weg„Hoffentlich passiert nichts“Militärseelsorge am Bundeswehrstandort AugustdorfAugustdorf. „…und vergibuns unsere Schuld“ – wie gehenMenschen bei der Bundeswehrund wie geht dieMilitärseelsorge mit diesemThema um? Kommandeurder Panzerbrigade 21„<strong>Lippe</strong>rland“ ist seit 2009Brigadegeneral Dirk Backen.Pfarrer Mart<strong>in</strong> Benker ist seitFebruar dieses Jahres ev. Militärseelsorgeram Bundeswehrstandort<strong>in</strong> Augustdorfmit rund 5000 Soldaten. Er istunter anderem zuständig fürlebenskundlichen Unterricht,Gottesdienste und für seelsorgerlicheGespräche. Mit ihmsprach Birgit Brokmeier.Vergebenwirauch?Die fünfte Bitte des Vaterunserswirft Licht <strong>in</strong> die Schattenseitenunseres Lebens: „…und vergib uns unsere Schuld,wie auch wir vergeben unsernSchuldigern“. Die gute Nachrichtdar<strong>in</strong>: Gott will vergeben.In Gottes Augen wirdke<strong>in</strong> Mensch auf se<strong>in</strong>e gedankenlosenWorte, se<strong>in</strong>e Hämegegenüber anderen, se<strong>in</strong>enHass oder se<strong>in</strong>e ganz alltäglichen<strong>in</strong>triganten Schachzügeetwa gegen unliebsame Kollegenam Arbeitsplatz festgelegt.Gott will vergeben, dasheißt: Er öffnet Menschen immerwieder Wege und Möglichkeiten,aus den Verirrungendes eigenen Menschse<strong>in</strong>sheraus zu kommen: Es kannanders werden!Das ist wirklich e<strong>in</strong>e froheotschaft, die Jesus <strong>in</strong> Wortenund Taten verkündet hat:Der Vater, den Jesus bezeugt,ist e<strong>in</strong> unendlich gütiger Vater,der selbst die Undankbarenund Bösen liebt. Er ist derGott jener, die eigentlich verlorens<strong>in</strong>d. Und er freut sichmehr über e<strong>in</strong>en Sünder, derumkehrt, als über 99 Gerechte,die sich nicht zu bekehrenbrauchen. Jesus verkörpert dasauch selbst: Er besucht Sünder<strong>in</strong> ihren Häusern und riskiertdamit, für e<strong>in</strong>en Freund vonSündern gehalten zu werden.Auch so sagt er: Gott nimmtden, der Schuld hat, mit offenenArmen auf. Das Ziel derbiblischen Botschaft ist nichtdie Identifizierung des Schuldigen,sondern die Befreiungvon Schuld: So kommt wiederLeben <strong>in</strong> tote oder verkrusteteBeziehungen zwischenMensch und Gott undMensch und Mensch.Die Bitte des Vaterunsers redetzuerst übrigens von „unserer“Schuld. Da geht es alsonicht um den sprichwörtlichenSplitter im Auge unseresNächsten, also das rücksichtslose,beleidigende oder entwürdigendeVerhalten e<strong>in</strong>esMitmenschen, das wir schonimmer mal an den Prangerstellen wollten. Da geht es umuns, um das aufrichtige E<strong>in</strong>geständniseigener Schuld, imprivaten wie im öffentlichenLeben. Es geht um mich undme<strong>in</strong>e Schuld. Vergebung gehtalso nur zusammen mit Offenheitund Ehrlichkeit.Schuld kann, Schuld soll benanntwerden: vor Gott undvor denen, an deren Vergebunguns liegt. Wer das übersieht,beraubt die Vergebungsbittedes Vaterunsersihrer befreienden Kraft. EigeneSchuld zu benennen, das hilftzur Klärung. Und natürlichbraucht das Bewusstheit undMut. Denn es ist ja hier undVon LandespfarrerTobias Treselerheute nicht besonders angesagt,zu se<strong>in</strong>er eigenen Schuldzu stehen: Wer Schuld e<strong>in</strong>gesteht,ist nicht perfekt. Undwer diesen Sche<strong>in</strong> nicht wahrenkann, kommt im Lebennicht voran. Der gilt nicht viel,der isoliert sich selbst. Dabeiist der Traum von der Schuldlosigkeitnur e<strong>in</strong>e Illusion, diedem, der sie aufrecht erhält,e<strong>in</strong>e Menge an Lebensenergieabverlangt.Und weiter sagt die Vaterunserbitte:„wie auch wir vergebenunsern Schuldigern.“Da geht es um Wechselseitigkeit:Gottes Vergebung entfaltetsich nur dort, wo wir bereits<strong>in</strong>d, unserem Nächstenzu vergeben. E<strong>in</strong> biblischesGleichnis erklärt das. Es istdas Gleichnis vom verschuldetenKnecht. Se<strong>in</strong> Herr erlässtihm e<strong>in</strong>e riesige Schuldensumme,weil der Knechtihn darum gebeten hat. Undobwohl diesem Knecht alleserlassen wurde, erlässt er se<strong>in</strong>emMitknecht nicht e<strong>in</strong>male<strong>in</strong>e sehr kle<strong>in</strong>e Schuldensumme.Da sagt se<strong>in</strong> Herr zu ihm:„Du elender Knecht. Ich habedir die ganze Schuld erlassen,weil du mich darum gebetenhattest. Hättest nicht auch duMitleid mit de<strong>in</strong>em Mitknechthaben müssen, wie ich dir gegenüberhabe Barmherzigkeitwalten lassen?“ Und Jesussagt zuvor: Siebenundsiebzigmalsollen wir vergeben, dasheißt: unbegrenzt, weil auchGott immer wieder vergibt.Das ist wohl die größte Herausforderung<strong>in</strong> dieser Bitte:Die Bereitschaft zeigen, jemandanderem zu vergeben.Se<strong>in</strong>e Bitte um Verzeihung zuakzeptieren. Ihn so zu sehen,wie Gott ihn sieht. Denn Vergebenheißt ja nicht: begangeneSchuld, begangenes Unrechte<strong>in</strong>fach wegzuwischenwie die Kreidestriche von e<strong>in</strong>erSchultafel. Vieles lässt sichdurch e<strong>in</strong>e rasche und klareBitte um Entschuldigung klären.Doch manche erlitteneKränkung reißt Wunden <strong>in</strong>die Seele, so wie Schläge e<strong>in</strong>enKörper verletzen können.Manchmal dauert es Jahre,manchmal e<strong>in</strong> ganzes Leben,solche Wunden anzusehen,damit leben zu lernen und jenem,der solche Wunden geschlagenhat zu sagen: „Ichrechne es dir nicht mehr an“.Es braucht Zeit und Kraft, denBann zu lösen, und es geht nurfreiwillig, ohne Zwang.E<strong>in</strong>e Kultur der Vergebungtäte uns gut. Denn wo Schuldnicht mehr verdrängt werdenmuss, wächst die Verantwortung:für uns, für unsere K<strong>in</strong>derund unsere nahen und fernenNächsten.Pfarrer Benker, wird dasThema Schuld durch die Soldatenan Sie herangetragen?Mart<strong>in</strong> Benker: Ja, zum Beispielbei der Begrüßung derRekruten. Sie wundern sich,dass Kirche beim Militär ist.Sie fragen, wie verträgt sichdas: Pfarrer beim Militär? Wiegeht das, für das Gebot „Dusollst nicht töten“ e<strong>in</strong>zustehenund mit Soldaten zu tun zu haben,die ausgebildet werden,im Ernstfall von der Waffe Gebrauchzu machen?Und wie verträgt sich das?Benker: Das ist <strong>in</strong> der Tat e<strong>in</strong>ethischer Grenzfall. Es gilt dasGebot, Leben zu schützenund die Würde des Lebens voranzu stellen. Auf der anderen<strong>Seite</strong> genießen wir Werte wieRecht und Freiheit, e<strong>in</strong> hohesGut, für dessen Verteidigungdie Bundeswehr <strong>in</strong>s Lebengerufen wurde. Im Extremfallnehmen Menschen die Waffe<strong>in</strong> die Hand, um diese Wertezu schützen und machen sichDer Brigadegeneral: DirkBacken.Von Birgit BrokmeierImmer e<strong>in</strong> offenes Ohr: Militärseelsorger Pfarrer Mart<strong>in</strong> Benker im Gespräch mit Soldaten.schuldig. Ich selbst kann mire<strong>in</strong>e Bundeswehr ohne Militärseelsorgenicht vorstellen.Zu mir kann jeder kommen,um das Gespräch zu suchen.Ich b<strong>in</strong> als Seelsorger unabhängigvom System, die Gespräches<strong>in</strong>d vertraulich.Kann die Schuld vergebenwerden?Benker: Wer se<strong>in</strong>e Schuld bekenntund es ernst me<strong>in</strong>t, darfmit dem Zuspruch der Vergebungrechnen. Das heißtnicht, dass es e<strong>in</strong>en Freifahrtsche<strong>in</strong>gibt. Wenn aber Soldat<strong>in</strong>nenund Soldaten zu mirkommen und sagen, das lastetauf mir, dann spreche ich ihroder ihm Vergebung zu.General Backen, Sie s<strong>in</strong>devangelischer Christ. Wie sehenSie das?Dirk Backen: Es gibt Grenzfälle,da kann nichts helfen außerGottes Gnade. Für mich istwichtig zu wissen, es gibt jemanden,der vergeben kann.Und: Es handelt sich um dieAusübung staatlicher Gewalt,um das Erreichen e<strong>in</strong>eshöheren Ziels. Es geht nichtum Töten aus Rache oder ausMordlust, es geht um die Verteidigungvon Werten, um denSchutz von Bevölkerung, umSelbstverteidigung. Dabeigilt das Verhältnismäßigkeitsgebot.Wie sieht das aus?Backen: Wir handeln <strong>in</strong> jedemE<strong>in</strong>satz nach „Rules ofEngagement“ (Regeln für denE<strong>in</strong>satz). Welches Maß an Gewaltist für den jeweiligen E<strong>in</strong>satznotwendig? Das kann imäußersten Fall das Töten e<strong>in</strong>esMenschen bedeuten.In Afghanistan sterben deutscheSoldaten. Wie ist es hiermit der Schuld?Backen: Trauer und Wut richtensich verständlicherweiseoft gegen die Streitkräfteselbst. Angehörige sagen:Ihr habt mir me<strong>in</strong>en Sohn genommen.In dieser SituationMitgefühl zu zeigen und sich<strong>in</strong> das Leid des anderen versetzenzu können, das hat fürmich auch etwas mit Christse<strong>in</strong>zu tun. Hier kommt übrigensauch der Frage der Anerkennungdes E<strong>in</strong>satzes durchStaat und Gesellschaft e<strong>in</strong>eüberragende Bedeutung zu.Braucht die BundeswehrMilitärseelsorge?Backen: Ja. Sie sensibilisiertfür Fragen, über die man imAlltag nicht <strong>in</strong> dem Maßenachdenkt, Fragen von Grenzsituationen.Sie gibt die notwendigenDenkanstöße. Sieist so etwas wie der Gewissenscoachder Bundeswehr.Und Militärseelsorge hilft,wenn Not da ist, wenn mannicht weiß, woh<strong>in</strong> es gehensoll. Manche Soldat<strong>in</strong>nen undSoldaten setzen sich hier zumersten Mal mit dem Glaubenause<strong>in</strong>ander. Immer wiedererleben wir auch, dass sichMenschen im E<strong>in</strong>satz taufenlassen.Nächstes Jahr gehen Sienach Afghanistan. Welche Gedankenhaben Sie da?Backen: Wenn man 2008„E<strong>in</strong>sicht muss da se<strong>in</strong>“Kreis <strong>Lippe</strong>/Detmold. MitUnbehagen schaue ich an e<strong>in</strong>emSonntagvormittag auf dievergitterten Fenster der JustizvollzugsanstaltDetmold, etwasabseits der Bielefelder Str.Ich habe mich mit dem GefängnisseelsorgerPfarrer HaraldBlümel verabredet, umse<strong>in</strong>e Arbeit kennen zu lernenund dem Thema „Schuld“ imKnast nachzuspüren. Mir istetwas mulmig vor dem, wasmich <strong>in</strong> den nächsten Stundenerwartet: Den verschlossenenTüren, den Sicherheitsvorkehrungenund den Inhaftierten,die h<strong>in</strong>ter diesen Mauern e<strong>in</strong>sitzen.Während ich vor der Pforteauf den Pfarrer warte, kommtAttila Kuti dazu. Der 30-jährige,der gerade se<strong>in</strong> Studiuman der Musikhochschule abgeschlossenhat, begleitet seitzwei Jahren die evangelischenGottesdienste <strong>in</strong> der JVA ander Orgel. Es beruhigt mich etwas,als er erwähnt, dass aucher e<strong>in</strong> komisches Gefühl hat,wenn er den durch viele Türenverschlossenen Weg <strong>in</strong> denAndachtsraum zurücklegt. AlsPfarrer Blümel kommt, holt erals erstes auch wirklich beimPförtner e<strong>in</strong>en Schlüsselbund.Ich gebe me<strong>in</strong>en Personalausweis,Handy und Fotoapparatab. Nach e<strong>in</strong>igen M<strong>in</strong>utenund vielen Türen erreichenwir den Andachtsraum <strong>in</strong> derobersten Etage. E<strong>in</strong> Abendmahlstisch,e<strong>in</strong> Orgelpositiv,Gesangbücher auf den Stühlen,e<strong>in</strong> <strong>in</strong> die Wand e<strong>in</strong>gelassenesKreuz aus Glas – dashat Gottesdienstatmosphäre.E<strong>in</strong> hölzernes Kruzifix er<strong>in</strong>nertdaran, dass die Gottesdiensteim Wechsel gehaltenwerden – e<strong>in</strong>mal katholisch,e<strong>in</strong>mal evangelisch. Ich setzemich <strong>in</strong> die Nähe der Orgel,an den Rand der zwei Stuhlreihen,die gegenüber demAbendmahlstisch aufgebauts<strong>in</strong>d. Und schon werden dieGefangenen e<strong>in</strong>gelassen, begleitetvon e<strong>in</strong>igen Justizvollzugsbeamten.Knapp 200Untersuchungs- und Strafgefangenesitzen derzeit <strong>in</strong> derJVA e<strong>in</strong>, darunter Gewaltverbrecher,verurteilt wegenMordes, Totschlags oder Vergewaltigung.17 nehmen heuteam Gottesdienst teil, eherweniger als sonst, manchmals<strong>in</strong>d es bis zu 30.Direkt neben mir hat A.Platz genommen, er ist katholischund ist regelmäßigbei den Gottesdiensten dabei:„Das fördert die Geme<strong>in</strong>schaftunter den Gläubigenhier <strong>in</strong> der JVA“, f<strong>in</strong>det er. DieGottesdienste böten auch e<strong>in</strong>eAbwechslung vom Haftalltag:„Und ich kann die Woche <strong>in</strong>Ruhe Revue passieren lassen“.Er schätze auch die Möglichkeitdes Gesprächs. „Mankann mit den Seelsorgern Sachenbesprechen, die e<strong>in</strong>enbelasten, sie s<strong>in</strong>d Vertrauenspersonen.“In der Predigt stellt Blümelden Bezug zur Situation derGefangenen her. Es geht umRechenschaft ablegen vorVom Umgang mit Schuld im GefängnisGott und darum, den Nächstennicht zu richten und zuverachten. Blümel spricht vonden Bedeutungen des Wortes„richten“ und von den Erfahrungender Gefangenen damit.Er verweist auf die Verantwortung,die jeder für se<strong>in</strong>eigenes Leben hat. „Lügen istvor Gott nicht möglich. Wennich mich vor Gott verantworte,wird mir klar, wie tief ich<strong>in</strong> Schuld verstrickt b<strong>in</strong>.“ Wieist das mit dem Umgang mitSchuld im Knast, will ich wissen,nachdem das letzte Liedverklungen, das Vaterunsergesprochen und die Gefangenenden Andachtsraum <strong>in</strong>Richtung Mittagessen verlassenhaben. Der Pfarrer denktnach: „Es gibt vere<strong>in</strong>zelt Gefangene,die an der Thematik<strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>d“, erklärt erdann. „Es gibt Menschen, diekönnen mit der Schuld nichtleben, Frauen vergewaltigtoder jemanden umgebrachtzu haben. Die E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> dieSchuld muss da se<strong>in</strong>. Unddann müssen sie lernen, fürihre Tat gerade zu stehen unddamit zu leben- dann greift dieGnade Gottes. “ Die Gespräches<strong>in</strong>d vertraulich, erklärtder Pfarrer: „Bei mir könnendie Gefangenen im geschütztenRaum reden.“ ManchmalGestalten die evangelischen Gottesdienste: <strong>in</strong> derDetmolder JVA Pfarrer Harald Blümel (l<strong>in</strong>ks) und OrganistAttila Kuti.Foto: BrokmeierFotos: Brokmeiernach Afghanistan g<strong>in</strong>g, warder Gedanke: hoffentlich passiertda nichts. 2011 denktman sich: hoffentlich passiertnichts Schlimmes, aber manmuss davon ausgehen, dassetwas passieren wird. Unddie Verantwortung kann ichnicht abgeben.Pfarrer Benker, spüren Sie <strong>in</strong>ihrer Arbeit, dass der Afghanistane<strong>in</strong>satznäher rückt?Benker: Die Gespräche darübernehmen zu. Es geht zumBeispiel darum, wie die Situationfür die Angehörigen ist,Eltern oder Freund<strong>in</strong>. Manchenwird die Tragweite ihresEntschlusses, sich zu verpflichten,sehr bewusst.General Backen, wie ist dasfür Sie persönlich mit demChristse<strong>in</strong> und der Möglichkeitim Ernstfall von der WaffeGebrauch zu machen?Backen: Für mich ist das ke<strong>in</strong>Widerspruch. Me<strong>in</strong> Glaubeist: Gott öffnet sich jedemMenschen, sonst könnte ichdiesen Job nicht machen.gehe es um Schuld, manchmalum Sätze aus der Predigt,oft um Beziehungsprobleme,um das Verhältnis zu Familienund K<strong>in</strong>dern aus dem Gefängnisheraus. Ratschläge seienda weniger gefragt als zuschweigen und zuzuhören.Vieles hört der Seelsorger,mit manchem muss er selberfertig werden. Mit der Frömmigkeitmancher Schwerverbrecherzum Beispiel oder mitdem Prahlen über begangeneTaten. Doch Blümel mag se<strong>in</strong>enBeruf, er hat das Gefühl,helfen zu können. „Wenn iche<strong>in</strong>en Brief bekomme von e<strong>in</strong>emHaftentlassenen, der mirschreibt, dass ihm die Gottesdiensteund die Gesprächemit mir geholfen haben,dann gehört das zu den schönenD<strong>in</strong>gen, die man hier erlebenkann.“ Besonders schätztder Pfarrer das Mite<strong>in</strong>ander<strong>in</strong> der JVA: „Hier arbeiten 80Menschen im Schichtdienstund machen ihren Job gut.“Er selbst ist seit 2004 mit e<strong>in</strong>erhalben Stelle Gefängnisseelsorger,mit der anderenhalben Stelle Pfarrer <strong>in</strong> Bös<strong>in</strong>gfeld:„Das rechne ich denBös<strong>in</strong>gfeldern hoch an, dasssie sich gut darauf e<strong>in</strong>gestellthaben.“Nach zweie<strong>in</strong>halb Stundenverlasse ich die JVA wiederdurch viele Türen, die auf- undwieder zugeschlossen werden.E<strong>in</strong> Stück Erleichterungdraußen zu se<strong>in</strong>, ist da. Aberauch das Gefühl, e<strong>in</strong>en besonderenkirchlichen Dienstkennen gelernt zu haben.


<strong>Evangelisch</strong> <strong>in</strong> <strong>Lippe</strong>September 2010 / IVGegen den StromArbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Solidarische Kirche <strong>Lippe</strong>Von Karl-He<strong>in</strong>z WittwerKreis <strong>Lippe</strong>. Kirchenasyl, Friedensgebetund Vorträge zu„unbequemen“ Themen: Die„Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft SolidarischeKirche <strong>Lippe</strong>“ ermutigtseit ihrer Gründung am20. Mai 1983 Geme<strong>in</strong>deglieder,Verantwortliche <strong>in</strong> kirchlichenE<strong>in</strong>richtungen und dieÖffentlichkeit, sich bewusst <strong>in</strong>Politik und Gesellschaft e<strong>in</strong>zumischen,gegen Diskrim<strong>in</strong>ierungenund gegen jede Formvon Gewalt aufzustehen.Ursula Stockmeyer undPfarrer i.R. Mart<strong>in</strong> Hankemeiergehören zu den Anfangsmitgliedernder SolidarischenKirche <strong>Lippe</strong>, die heute rund60 Mitglieder zählt. Beide sehendie Wurzeln der SolidarischenKirche <strong>in</strong> der Traditionder Kirchlichen Bruderschaften,den Nachfolgegruppierungender Bekennenden Kirche.Insofern sei die BarmerTheologische Erklärung, derenThesen 1934 von Christender Bekennenden Kircheals Abgrenzung zur Ideologiedes Nationalsozialismus verfasstwurden, grundsätzlichwegweisend für die Themenschwerpunkteder Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft:„Als Christender <strong>Lippische</strong>n <strong>Landeskirche</strong>wollen wir daran mitarbeiten,dass unsere Kirche <strong>in</strong>allen Bereichen des Lebenskonsequent an Gottes Reich,an Gottes Gebot und Gerechtigkeiter<strong>in</strong>nert.“Gerechtigkeit <strong>in</strong> der Welt,er Erhalt des Friedens unddie Bewahrung der Schöpfungs<strong>in</strong>d für die Solidarische Kirchewichtige Ziele. So engagierensich die Mitglieder imE<strong>in</strong>e-Welt-Laden, beim Friedensgebet,<strong>in</strong> der Flüchtl<strong>in</strong>gsarbeitund <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>den.Vorträge und Diskussionen <strong>in</strong>der AG liefern häufig die Ideenfür die praktische Arbeit.Gegründet wurde die Areitsgeme<strong>in</strong>schaft<strong>in</strong> derochphase der Friedensbewegung.Der gewaltsame Todvon Ges<strong>in</strong>e Wagner und weitererfünf Mitglieder der FamilieWagner durch den Absturze<strong>in</strong>es Militärflugzeugswährend e<strong>in</strong>er Flugschau <strong>in</strong>Frankfurt Pf<strong>in</strong>gsten 1983 hatdas friedenspolitische Engagementder Gruppe sehr geprägt.Seitdem hat die AGan Friedensdemonstrationenund Blockaden teilgenommen,sich gegen jede Art vonRassismus und für Versöhnungzum Beispiel mit denLändern der ehemaligen Sowjetunione<strong>in</strong>gesetzt und Forderungender Ökologie- undder Anti-AKW-Bewegung unterstützt.Die deutsche Asylpolitikwird kritisch gesehen,so Hankemeier: „Ausgehendvon der Gleichheit aller Menschenvor Gott setzen wir unsals Solidarische Kirche e<strong>in</strong> fürdie E<strong>in</strong>haltung der Menschenrechte- auch für die Rechteder Asylsuchenden und sehenderen Abschiebung äußerstkritisch“.Die Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaftSolidarische Kirche greifeauch Themen jenseits desZeitgeistes auf und schwimmezuweilen bewusst gegenden Strom. Sie habe den Anspruch,staatliches und kirchlichesHandeln kritisch zu h<strong>in</strong>terfragen.Die Tatsache, dasssich im Dritten Reich vieleChristen und große Teile derKirchen haben gleichschaltenlassen, ohne offensichtlichemUnrecht zu widersprechen,fördere dieses Bemühen. Aberauch die Ause<strong>in</strong>andersetzungmit aktuellen politischen Themenwie der neuen Armut, e<strong>in</strong>erglobalisierten Wirtschaftspolitik,dem zunehmendenRechtsradikalismus und denmilitärischen E<strong>in</strong>sätzen derBundeswehr sei den Mitgliedernwichtig.Die AG, deren Mitgliedersich der Ökumene verpflichtetfühlen, arbeitet gelegentlichauch mit anderen Gruppenwie der Gesellschaft fürChristlich-Jüdische Zusammenarbeitund dem globalisierungskritischenNetzwerkAttac zusammen. „Von unsererKirche wünschen wir unsmanchmal engagiertere Positionen,denn der Versuch, esjedem recht zu machen, könnenWorte und Taten der Kircheunglaubwürdig ersche<strong>in</strong>enlassen. Manchmal gehtes nicht ohne e<strong>in</strong>e po<strong>in</strong>tierteDeutlichkeit“, so Hankemeier.Dem entspreche der Beitragder Gruppe zu den ökumenischenFriedenstagenim Herbst: Am Montag, den25. Oktober, um 19 Uhr imGeme<strong>in</strong>dehaus der Mart<strong>in</strong>-Luther-Kirche Detmold besprichtHans-Peter Grumpeden Film „Bombardierung desneutralen Laos durch die USAwährend des Vietnamkriegs- e<strong>in</strong>e vergessene Kriegsgeschichte.“Engagiert <strong>in</strong> der AG Solidarische Kirche: Ursula Stockmeyerund Mart<strong>in</strong> Hankemeier.Foto: WittwerDie Gruppe: Daniel, Anja, Ole, Tom, Sven, Jonas, Luca, Florian, Thea, Moritz, Al<strong>in</strong>a, Kim, Damaris, Amelie, Beate Herzke,Monique, Iris Opitz-Hollburg (v. l<strong>in</strong>ks).Foto: KrullE<strong>in</strong> Zeichen setzenKirchengeme<strong>in</strong>de unterstützt das Aktionsbündnis „Berlebeck gegen Rechts“Von Karl-He<strong>in</strong>z KrullDetmold. Die BerlebeckerKirche ist kle<strong>in</strong>, modern, flexibelnutzbar. Sie liegt am Endee<strong>in</strong>er Sackgasse und ist dochmitten im Dorf. „Wir fühlenuns zur Dorfgeme<strong>in</strong>schaftzugehörig“, sagt Pfarrer<strong>in</strong> IrisOpitz-Hollburg. Was sichauch dar<strong>in</strong> ausdrückt, dassdie evangelisch-reformierteGeme<strong>in</strong>de das Aktionsbündnis„Berlebeck gegen Rechts“unterstützt.Anlass zur Gründung desBündnisses <strong>in</strong> 2007 warendie Aktivitäten der rechtsextremenJugendorganisation„Heimattreue Deutsche Jugend“(HDJ) <strong>in</strong> Berlebeck undUmgebung. Dagegen solltee<strong>in</strong> Zeichen gesetzt werden.Es wurden bis jetzt immerwieder andere, neue Zeichen,die alle das Ziel hatten, zu e<strong>in</strong>emVerbot der HDJ beizutragen,was 2009 durch dasInnenm<strong>in</strong>isterium auch geschah.Die evangelisch-reformierteKirchengeme<strong>in</strong>de warvon Anfang an dabei, unterstütztedas Aktionsbündnisaktiv, stellte Räume für e<strong>in</strong>eAusstellung zur Verfügungund machte den Nationalsozialismusbei Katechumenenund Konfirmanden zum Thema.Bis heute.„Unsere Kirche ist ‚Kircheim Dorf‘ und da fühlen wir unsauch verantwortlich“, sagt IrisOpitz-Hollburg, die an diesemNachmittag mit den Jugendlichender Geme<strong>in</strong>deüber die bisher gelaufenenAktionen nachdenkt. „Wirwollten und wollen Farbe bekennen.Berlebeck ist buntund eben nicht braun. Wirwollen klarmachen: Hey, wirs<strong>in</strong>d hier“, sagt sie und erntetzustimmendes Kopfnicken.„Wir“, das ist die Kirchengeme<strong>in</strong>de,das s<strong>in</strong>d die Geme<strong>in</strong>deglieder,der Kirchenvorstand,die Katechumenen,Konfirmanden, Jugendgruppenund die Kirche als zentralerTreffpunkt, als Anlaufstelleund Ausstellungsort.Die ersten Aktivitäten derInitiative fanden e<strong>in</strong>en vorläufigenHöhepunkt im März2008, als die bekannte Rockband„Sportfreunde Stiller“zur Unterstützung des Aktionsbündnissese<strong>in</strong> Konzert <strong>in</strong>der Turnhalle gaben und zue<strong>in</strong>em Fußballspiel gegen dieA-Jugend antraten. „E<strong>in</strong> Riesenereignis,das re<strong>in</strong> ehrenamtlichgewuppt wurde“, wirftBeate Herzke e<strong>in</strong>, die <strong>in</strong> Jugendarbeitund Aktionsbündnisaktiv ist und es gut f<strong>in</strong>det,„dass die Kirche sich da nichtraushält.“„Das Konzert war an me<strong>in</strong>emGeburtstag“, sagt Florian,und er sagt es so, dasssofort klar ist, dass er diesenTag nicht so schnell vergessenwird.Rund um das Konzert gabes den ganzen Tag über verschiedeneAktionen. E<strong>in</strong>e davonwar das Bemalen von144 Le<strong>in</strong>wänden, die, zu e<strong>in</strong>emgroßen bunten Statementgeworden, vor der Kirche dasbunte Berlebeck präsentierten.Zusammengesetzt, undzu e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>eren Bannerverarbeitet, ist dieses Zeichenseitdem an verschiedenenOrten und Veranstaltungenim Dorf zu sehen.Was für die Arbeit <strong>in</strong> denKatches- und Konfi-Gruppendaraus entstand, ist diekont<strong>in</strong>uierliche Ause<strong>in</strong>andersetzungmit dem, was derMensch anderen Menschenzufügen kann und was dervölkermordende NS-Staat <strong>in</strong>beispielloser technischer Präzisionumgesetzt hat. So wurdeder Film nach dem Bestseller„Der Junge im gestreiftenPyjama“, der versucht, sichauf e<strong>in</strong>e neue jugendgerechteArt mit dem Thema Holocaustause<strong>in</strong>ander zu setzen,von den Jugendlichen am 24.Januar dieses Jahres im Gottesdienst<strong>in</strong> Spielszenen vorgestellt.E<strong>in</strong> Gottesdienst, der e<strong>in</strong>en1. Preis verdient hat, fand die„Gottesdienststiftung BernhardRitter“, die den Preis imNovember übergeben wird.E<strong>in</strong>e schöne Anerkennungfür die Jugendlichen der Geme<strong>in</strong>de,aber damit ist für siedas Thema noch nicht abgearbeitet.Beim Konfirmandenwochenendeim Februar diesesJahres <strong>in</strong> Bös<strong>in</strong>gfeld spieltedas Leben und Sterben derAnne Frank e<strong>in</strong>e zentrale Rolle.Das Verhalten der MiepGies, die die Familie Frankunter E<strong>in</strong>satz ihres Lebens unterstützthat, bot Anlass darübernachzudenken, wie manselbst <strong>in</strong> so e<strong>in</strong>er Situation gehandelthätte. Die Arbeit desWochenendes mündete <strong>in</strong>dem Vorstellungsgottesdienstder Konfirmanden, der AnneFrank zum Thema hatte undmit e<strong>in</strong>er viel beachteten Power-Po<strong>in</strong>t-Präsentationangereichertwurde.Für die Jugendlichen war ese<strong>in</strong> Versuch, sich e<strong>in</strong>em Themazu nähern, das für vieleim Alltag ganz weit weg ist.„Wenn man sich mit E<strong>in</strong>zelschicksalenbeschäftigt, istdas doch alles viel <strong>in</strong>tensiver“,me<strong>in</strong>t Thea. Diese Erfahrungkonnten die Jugendlichenauch im Mai machen.Das Aktionsbündnis hatte zue<strong>in</strong>em Wochenende auf dieWewelsburg e<strong>in</strong>geladen. <strong>Lippische</strong> <strong>Landeskirche</strong><strong>Landeskirche</strong>namtLeopoldstr. 2732756 DetmoldTel.: 05231/976-60Fax.: 05231/976-850Internet: www.lippischelandeskirche.de;E-Mail: lka@lippische-landeskirche.de Landessuper<strong>in</strong>tendentDr. Mart<strong>in</strong> DutzmannTel.: 05231/976-711 Juristischer KirchenratDr. Arno SchilbergTel.: 05231/976-718 Theologischer KirchenratN.N. ÖffentlichkeitsarbeitBirgit BrokmeierTel.: 05231/976-767 Fundrais<strong>in</strong>gAnja HalatscheffTel.: 05231/976-726 Ev. Geme<strong>in</strong>destiftung <strong>Lippe</strong>Anja HalatscheffTel.: 05231/976-726 Theologische Bibliothek,ReligionspädagogischeMediothekSem<strong>in</strong>arstr. 332756 DetmoldTel.: 05231/976-806Mo.-Fr. 10.00-12.30 UhrMo.-Do. 14.00-16.30 UhrMittwoch geschlossen ArchivTel: 05231/976-803Mo.: 9.15-13.00 UhrDi.-Fr.: 8.00-13.00 UhrMo/Di/Mi 13.30-16.30 Uhrund nach Vere<strong>in</strong>barung• Ökumene/MissionLandespfr. Tobias Treseler05231/ 976-856• Ökumenisches LernenSab<strong>in</strong>e HartmannTel.: 05231/976-864• <strong>Evangelisch</strong>es HilfswerkGustav-Adolf-WerkPfarrer<strong>in</strong> Kar<strong>in</strong> MöllerTel.: 05208-959666• Kirche und SchuleLandespfr. Tobias TreselerTel: 05231/976-852• Arbeit mit Schüler<strong>in</strong>nenund SchülernPfarrer Dirk Möll<strong>in</strong>gTel.: 05231/976-849• KrankenhausseelsorgeKl<strong>in</strong>ikum <strong>Lippe</strong>-Detmold:Pfarrer<strong>in</strong> Gerl<strong>in</strong>de Kriete-SamkluTel.: 05231/725100Kl<strong>in</strong>ikum <strong>Lippe</strong>-Lemgo:Pfarrer<strong>in</strong> Kar<strong>in</strong> GrunauTel.: 05261/264271Adressen – Kontakte – Beratung• Jugend-, Frauen- und BildungsarbeitLandespfr. Horst-Dieter MelliesLandespfr. Peter SchröderLeopoldstr.2732756 DetmoldTel.: 05231/976-742• <strong>Lippische</strong>r Landesverbandevangelischer FrauenhilfenTel.: 05231/976-742• Diakonisches Werkder <strong>Lippische</strong>n <strong>Landeskirche</strong>Leopoldstr. 2732756 DetmoldTel.: 05231/976-61Fax: 05231/976-690Internet: www.diakonie-lippe.de;E-Mail: diakonie@diakonie-lippe.de• VorstandLandespfn. Renate NiehausTel.: 05231/976-646• Diakonische Hilfen, Flüchtl<strong>in</strong>gsberatungHeide Breun<strong>in</strong>gTel.: 05231/976-624• Diakonisches JahrVera BrakemeierTel.: 05231/976-621Bernd JoachimTel.: 05231/976-643• Ev. FamilienbildungKathar<strong>in</strong>a HermeierTel.: 05231/976-652Silke HenjesTel.: 05231/976-642• HörgeschädigtenarbeitBernd JoachimTel.: 05231/976-657• JugendmigrationsdienstJoachim KöhneTel.: 05231/976-625Angelika Flach-BossertTel.: 05231/976-626• Leitung SozialarbeitPsychosoziale Beratung vonLangzeitarbeitslosenRuth GantschowTel.: 05231/976-650• Sozialpäd. FamilienhilfeBrunhilde SchmelzerTel.: 05231/976-655• StraffälligenhilfeMatthias NeuperTel.: 05231/9224-0• Fachberatung K<strong>in</strong>dertagese<strong>in</strong>richtungenRoswitha Orbach-KiekerTel.: 05231/976-661Sab<strong>in</strong>e MenzelTel.:05231/976-662• <strong>Evangelisch</strong>es Beratungszentrum;PastoralpsychologischerDienst; Koord<strong>in</strong>ationNotfallseelsorgeLandespfr. Christoph PompeLortz<strong>in</strong>gstr. 632756 DetmoldTel.: 05231/99280Besondere kirchlicheDienste• Altenarbeit und Bl<strong>in</strong>denseelsorgePfarrer Andreas KleiTel.: 05231/69417• AussiedlerarbeitPfarrer Frank ErichsmeierTel.: 05231/3039983• Christlich-jüdische ZusammenarbeitPfarrer Miroslav DanysTel.: 05231/976-853• Deutscher Ev. KirchentagPfarrer Rolf-Joachim Krohn-GrimbergheTel.: 05261/4509• Dienst auf dem LandePfarrer Friedrich WehmeierTel.: 05236/643• Flüchtl<strong>in</strong>gsarbeitPfarrer Dieter BökemeierTel.: 05231/28562• GefängnisseelsorgePfarrer Harald BlümelTel.: 05231/614186• GehörlosenseelsorgePfarrer Uwe SundermannTel.: 05282/948400• IslamPfarrer<strong>in</strong> Claudia SchreiberTel.: 05222/921309• KatholikaPfarrer Dr. Werner We<strong>in</strong>holtTel.:05231/976855• K<strong>in</strong>dergottesdienstPfarrer Kai MauritzTel.: 05261/12679• Kirchlicher Entwicklungsdienst(KED)Pfarrer Thorsten RosenauTel.: 05222/ 85566• OsteuropaPfarrer Miroslav DanysTel.:05231/976-853• PolizeiseelsorgePfr. He<strong>in</strong>z-Günter Ste<strong>in</strong>keTel.: 05231/88109• Spiritualität und geistlicheBegleitungPfr. Matthias GrundmannTel.: 05283/948080• SportPfarrer Holger PostmaTel.: 05233/4323• StudentenseelsorgePfarrer Miroslav Danys05231/976-853• SüdafrikaPfarrer<strong>in</strong> Stefanie Rieke-Kochsiek/Sab<strong>in</strong>e HartmannTel.: 05231/976-864• UmweltHe<strong>in</strong>rich MühlenmeierTel.: 05222/805146• Missionarische DienstePfarrer Holger TielbürgerTel.: 05222/7754• Weltanschauungsfragen,SektenPfarrer Horst-Dieter MelliesTel.: 05261/4607• ZivildienstleistendeFritz TibbeTel.: 0172/5250962Kirchenmusik• Fachberatung für Kirchenmusik;Ausbildung nebenamtlicherKirchenmusikerFortbildung nebenamtlicherKirchenmusiker, OrgelsachverständigerBurkhard GewekeTel.: 05231/976-857 oder05222/580014• PosaunendienstChristian KornmaulTel.: 05231/976-860• KirchenchorverbandMatthias MelchertTel.: 05231/302708• Fairer Handel; E<strong>in</strong>e-Welt-Laden;AlavanyoBruchstr.2a32756 DetmoldTel.: 05231/32659„…und vergibuns unsereSchuld“In e<strong>in</strong>er Veranstaltungsreihe<strong>in</strong> Detmold geht es um die„sieben Todsünden“. Sie bezeichnenLaster oder schlechteEigenschaften, die als Ursachefür „sündiges“ Verhaltengalten. Die Reihe nimmt den<strong>in</strong> der mittelalterlichen Theologieentstandenen Katalogauf und verb<strong>in</strong>det ihn mit aktuellenFragestellungen. Auftaktist am Sonntag, 12. September,mit e<strong>in</strong>em Gottesdienst <strong>in</strong>der Christuskirche um 19.30Uhr. Am Montag, 13. September(19.30 Uhr), heißt es dannim Geme<strong>in</strong>dehaus (Karol<strong>in</strong>enstr.4)„Geiz: Handel und Konsum– billig oder fair?“ WeitereTerm<strong>in</strong>e: www.lippische-landeskirche.de/kalenderImpressum<strong>Evangelisch</strong> <strong>in</strong> <strong>Lippe</strong>E<strong>in</strong>e Beilage der <strong>Lippische</strong>n<strong>Landeskirche</strong> <strong>in</strong> Zusammenarbeitmit der <strong>Lippische</strong>n Landes-ZeitungVerantwortlich:Dr. Mart<strong>in</strong> DutzmannRedaktion: Birgit Brokmeier,ÖffentlichkeitsreferatLeopoldstr.27, 32756 Detmold;Tel.: 05231/976-767E-Mail: birgit.brokmeier@lippische-landeskirche.deInternet: www.lippische-landeskirche.deProduktion: <strong>Lippische</strong> Landes-ZeitungDruck: Druckerei HermannBösmann, Detmold

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!