<strong>Geriatrie</strong> <strong>Skript</strong> Modul V 4Geriatrische Syndrome1. Instabilität2. Immobilität3. Intellektueller Abbau4. Inkontinenz5. Inappetenz6. IatrogenitätTypisch ist auch eine „Syndromvernetzung“ImmobilitätInstabilitätIntell.AbbauInkontinenzInappetenzIatrogenitätInstabilität, Stürze im AlterSturzgefahr:Ursache: eingeschränkte Homöostasefähigkeit (physiologische Altersveränderungen, Multimorbidität)Problem: Stürze im Alter (Ursache für erhöhte Morbidität und Mortalität)Sturzdefinition: unbeabsichtigter, unkontrollierter, plötzlicher Kontakt zur tieferenEbene; auch: Heruntergleiten, -rutschen: (oft kaum Verletzungen aber PFS!)PFS: Post Fall Syndrom (Angst, Vermeidung von Bewegung, Immobilität, Incompliance) psychischeUrsache für Bettlägrigkeit im PflegeheimEpidemiologie:30% aller über 65 Jährigen stürzen innerhalb eines Jahres10% davon erfordern ärztliche Interventionen (Medikation, Frakturversorgung)davon die Hälfte Knochenbrüche33 % aller Oberschenkelhalsfrakturen führen zum Tod25% aller Gestürzten behalten (z.T. auch ohne Verletzungen) einen erhöhten Pflegeaufwand (PFS)Sturzrisiko:• soziodemografische / psychosoziale Risikofaktoren:Alter an sich, weibliches Geschlecht (?), allein lebend, beeinträchtigte Selbsthilfefähigkeit.• Medizinische RF:können bei Anamnese und körperlichen Untersuchung erhoben werden:Polymedikation (mehr als 4 verschiedene Präparate), spezielle Medikamente (Betablocker,Diuretika), Orthostase (Medikamentös bedingt, Durstempfinden reduziert),neurologisch (PNP, Visusminderung), muskulär (Muskelschwäche, Gangbild)Erkrankungen:Demenz (Risikosituationen werden nicht erkannt, Orientierungsstörungen, Hilfsmittel werdenvergessen), Morbus Parkinson (Retropulsionsneigung beim Aufstehen),Apoplex, (Hemiparese, Hemianopsie, Neglect),Arthrosen, chronische Schmerzen,Depression,Inkontinenz.Erfassen des Sturzrisikos:Anamnese und Sturzanamnese, geriatrisches Assessment (Tinetti, TUaG, MMSt), körperlicheUntersuchung (RR, Hf, Cor, Ödeme, Hautturgor etc.), neurologische Untersuchung (Visus,Gleichgewicht, Hirnnerven, Reflexe, Sensibilität, Muskelkraft etc.)Risikoreduktion:• Optimale Therapie der Grunderkrankung• Trainingstherapie (Kraft, Gleichgewicht, Koordination)• Hilfsmittelanpassung (Beratung, Erklärung) evtl. Ergotherapie
<strong>Geriatrie</strong> <strong>Skript</strong> Modul V 5• Umgebungsanpassung: Beratung, auch von Angehörigen (Stolperfallen, Beleuchtung etc.)Sturzprävention:• Bewegung (tägl. Spaziergang), Verbesserung der Mobilität (Primärprävention)• spezielle Programme in Pflegeheimen - von AOK bezahlt (Sekundärprävention)Intellektueller Abbau, DemenzTeilweise physiologische Alters Veränderungen im ZNS MCI: Mild Cognitive Impairment / LKD: Leichtes Kognitives Defizit Demenz Starke DemenzEpidemiologie: Demenz bei 10% der 75 Jährigen, 30% der 85 JährigenPrävalenz: 7% aller über 65 JährigenDefinition Demenz (ICD-10):• erworbene Störung kognitiver Funktionen, wie Gedächtnis und Denkvermögen• keine Störung des Bewusstseins• mit alltagsrelevantem Ausmaß• länger als 6 Monate andauernd• nicht im Rahmen eines DelirsDemenz Typen:1. AD: Alzheimer Demenz (50 – 60%)Primärdegenerativ, Früh- und Spätform bekannt, reduzierte Lebenserwartung um 6-8 Jahre2. VD: Vaskuläre Demenz (20%)Multiinfarktdemenz, kognitive Defizite und fokal neurologische Symptome3. LBD: Levy-Body-Demenz (10 – 15%)Räumlich-konstruktive Störungen, Parkinson- Symptome, erhöhte Sturzgefahr, unauffälligeGedächtnisfunktion.4. FTD: Fronto-Temporal-Demenz (5%)Persönlichkeitsveränderungen, Verhaltensauffälligkeiten, Enthemmung, Sprachstörungen,meist frühes Auftreten (unter 65 Jahren)Diagnostik:Testverfahren (z.B. MMSt u.a.), Bildgebung (CT, MRT), Labor (Elekrtolyte, Schilddrüse…)ACHTUNG: Akute Verwirrtheit kann ein Symptom anderer Krankheiten (Infarkt, NPH) oder eine UAWsein. Bei Behebung der Ursache: evtl. reversibel.Mögliche Risiken für Patienten mit unerkannter Demenz:• Unzureichende Verwaltung persönlicher Finanzen• Verkehrsunfälle (direktes und indirektes Verschulden aufgrund reduzierter Reaktionsfähigkeit,vorausschauendes Fahren unmöglich)• Unfälle in Haus und Garten (Fehleinschätzung von Gefahrensituationen; Betroffener versucht,Fassade aufrechtzuerhalten, Ausreden etc.)• Probleme am Arbeitsplatz: Unfälle, Fehler, peinliche Zwischenfälle (z.B.Verhaltensauffälligkeiten bei FTD, Probleme in der Affektsteuerung, Mobbing)• Zwischenmenschliche Konflikte: Entfremdung von Familie und nahe stehenden Personen(Verhaltensauffälligkeiten: Aggression, Reizbarkeit, Wahn…)• Unzureichende Planung zukünftig notwendiger Hilfen: Patientenverfügung, Vollmachten,Betreuung. Ist der Patientenwille nicht festgehalten gibt es oft Probleme, wenn es späterFragen zur Therapielimitierung gibt.• Geringere Lebensqualität als bei Patienten mit bekannter und behandelter Demenz• Medikationsfehler. Missbrauch verordneter Medikamente, Verwendung nicht verordneter undevtl. kontraindizierter OTC-(Over The Counter) Medikamente (Beruhigungmittel,Schnupfenmittel). Anwendungs Fehler bei „heiklen“ Medikamenten (Insulin, Marcumar) oderbei Medikamenten mit geringer Therapeutischer Breite (Digitalis)• Unzureichende, schlecht organisierte medizinische Versorgung: