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Die Russische Revolution 1917-1920 / Teil 4 - Ura-linda.de

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Wapedia ­ Wiki: <strong>Russische</strong>r Bürgerkrieghttp://wapedia.mobi/<strong>de</strong>/<strong>Russische</strong>r_B%C3%BCrgerkrieg?t=7.1 von 5 29.10.2010 06:03Wiki: <strong>Russische</strong>r Bürgerkrieg (4/7)7. 1919 ­ <strong>Die</strong> weiße Bewegung im europäischen Russland7. 1. Offensive DenikinsWeitester Vorstoß Denikins und Positionen Koltschaks 1919<strong>Die</strong> Situation <strong>de</strong>r weißen Bewegung in Südrussland war Anfang 1919ambivalent. Abgeschnitten von ihrem nominellen Oberhaupt Koltschakverfolgten die südlichen Einheiten <strong>de</strong>r Weißen eine vollkommen eigenemilitärische Strategie. <strong>Die</strong> Freiwilligenarmee hatte im Kaukasus einendurchschlagen<strong>de</strong>n Erfolg erzielt. <strong>Die</strong> unter <strong>de</strong>m Kommando <strong>de</strong>sKosakenführers Pjotr Krasnow stehen<strong>de</strong> Don­Armee stand jedoch nördlichvon Rostow in einem Abnutzungskampf mit <strong>de</strong>r roten Südlichen Armeegruppeunter General Wladimir Gittis. <strong>Die</strong> 100.000 Rotarmisten waren <strong>de</strong>n 38.000Mann <strong>de</strong>r Don­Armee kräftemäßig weit überlegen. Den Mangel an Ausbildungund Disziplin versuchte die rote Militärführung durch Aktionen <strong>de</strong>r Tschekaund <strong>de</strong>r Militärtribunale auszugleichen. So wur<strong>de</strong>n allein in einer Armeewährend <strong>de</strong>r Kämpfe 2.000 To<strong>de</strong>surteile ausgesprochen, von <strong>de</strong>nen 150vollstreckt wur<strong>de</strong>n. Bis zum Februar 1919 war die Kosakenarmee infolge <strong>de</strong>rÜberlegenheit ihrer Gegner auf 15.000 Bewaffnete zusammengeschmolzen.Damit war Krasnows politisches Schicksal besiegelt. Auf Druck <strong>de</strong>r eigenenLeute trat er am 15. Februar von allen Posten zurück. Er wur<strong>de</strong> durchBogajewski ersetzt, einen Kosakenführer, <strong>de</strong>r sich durch enge Beziehungen zuAnton Denikin hervortat. Der neue Chef <strong>de</strong>r Don­Armee erkannte <strong>de</strong>nmilitärischen wie politischen Oberbefehl <strong>de</strong>s weißen Generals über dieKosaken auch an. Der Abtritt Krasnows war auch außenpolitisch von Vorteilfür Denikin. Krasnow hatte vor <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Weltkriegs versucht, seinerBewegung materielle Hilfe aus <strong>de</strong>m Deutschen Reich zu verschaffen und hattesogar versucht, diplomatische Beziehungen zu Wilhelm II. aufzunehmen. <strong>Die</strong>shatte ihn in <strong>de</strong>n Augen Großbritanniens <strong>de</strong>savouiert und somit Denikins


Wapedia ­ Wiki: <strong>Russische</strong>r Bürgerkrieghttp://wapedia.mobi/<strong>de</strong>/<strong>Russische</strong>r_B%C3%BCrgerkrieg?t=7.2 von 5 29.10.2010 06:03Position noch mehr gestärkt.Als nun unumstrittener Anführer <strong>de</strong>r Weißen in <strong>de</strong>r Don­Region fasste AntonDenikin sowohl die Kosaken wie auch seine eigenen Soldaten in <strong>de</strong>nStreitkräften Südrusslands zusammen und wies die Freiwilligenarmee an, <strong>de</strong>rbedrängten Don­Armee Hilfe zu leisten. <strong>Die</strong> siegreiche Formation wur<strong>de</strong>daraufhin aus <strong>de</strong>m Kaukasus per Eisenbahn in das Donezkbecken verlegt und<strong>de</strong>ckte nun die westliche Flanke <strong>de</strong>r angeschlagenen Don­Armee. DasKräfteverhältnis zwischen Roten und Weißen hatte sich allerdings nochmalsverschärft. Bei<strong>de</strong> weiße Armeen verfügten über etwa 50.000 Soldaten. <strong>Die</strong>kommunistische Südliche Armeegruppe war bis Anfang März auf über200.000 Mann gebracht wor<strong>de</strong>n. Bis zum Mai war die Freiwilligenarmee unter<strong>de</strong>m General Wladimir Mai­Majewski auch durch die Roten in die Defensivegedrängt wor<strong>de</strong>n. <strong>Die</strong>ser antikommunistische General vermochte aber diezahlenmäßige Unterlegenheit durch die Zuhilfenahme <strong>de</strong>s dichtenEisenbahnnetzes <strong>de</strong>s Donez­Industriegebiets auszugleichen. Seine Truppenpen<strong>de</strong>lten zwischen gut vorbereiteten Verteidigungsstellungen und schlugen dieroten Angriffe bis zum Mai zurück. Im Juni ging die Freiwilligenarmee zumGegenangriff über und konnte sich gegen die geschwächte 2. UkrainischeArmee und die 13. Armee <strong>de</strong>r Bolschewiki durchsetzen. <strong>Die</strong> bei<strong>de</strong>n Armeenwur<strong>de</strong>n in einen ungeordneten Rückzug getrieben und schon En<strong>de</strong> Junibesetzten die weißen Truppen das Zentrum <strong>de</strong>s russischen <strong>Teil</strong>s <strong>de</strong>r Ukraine,Charkow.Im Osten <strong>de</strong>r Freiwilligenarmee wur<strong>de</strong> die angeschlagene Don­Armee mitTruppen Denikins verstärkt. Das Kommando übernahm <strong>de</strong>r weiße GeneralPjotr Wrangel, <strong>de</strong>r schon in <strong>de</strong>r Kaukasuskampagne siegreich eineKavalleriedivision befehligt hatte. Wrangel gelang es, seine Truppen gegenüber<strong>de</strong>n Angriffen <strong>de</strong>r 10. Armee <strong>de</strong>r Roten unter Jegorow zu konsolidieren. ImMai 1919 griff er durch geschickten Einsatz seiner Kavallerie die gegnerischeArmee überraschend an ihren Flanken an. Dadurch wur<strong>de</strong>n die Bolschewiki indie Defensive gedrängt und auch hier löste sich <strong>de</strong>r Zusammenhalt <strong>de</strong>r rotenTruppen auf. Wrangel verstärkte die Offensive und eroberte am 30. Juni 1919das „Rote Verdun“ Zarizyn. Mit <strong>de</strong>m Vormarsch <strong>de</strong>r Don­Armee, die wenigeMonate zuvor vor einer militärischen Katastrophe gestan<strong>de</strong>n hatte, hatten dieKommunisten vollkommen die Initiative an ihrer Südfront verloren undDenikin bereitete sich auf größere Unternehmungen vor.Der Zusammenbruch <strong>de</strong>r roten Südfront war, vor allem nach <strong>de</strong>nKräfteverhältnissen zu urteilen, außergewöhnlich. Er kam auch für dassowjetische Oberkommando unter Trotzki überraschend. Ein Faktor für dieNie<strong>de</strong>rlage war, dass alle drei Armeen <strong>de</strong>r Roten vor unsicherem Hinterlandkämpften. Im Rücken <strong>de</strong>r 2. Ukrainischen Armee und <strong>de</strong>r 13. Armee sorgte<strong>de</strong>r Anarchistenführer Nestor Machno für Unsicherheit. Er war im Jahr 1918mit <strong>de</strong>r Zentralregierung Lenins verbün<strong>de</strong>t und sollte für sie einen Puffer zurUkraine schaffen, doch er hatte sich zum Jahreswechsel gegen seine einstigenVerbün<strong>de</strong>ten erhoben. <strong>Die</strong> 8. Armee ging auf <strong>de</strong>m Gebiet <strong>de</strong>s Territoriums <strong>de</strong>rDonkosaken vor. Noch Anfang März waren diese durch dieAbnutzungsschlacht <strong>de</strong>moralisiert und kriegsmü<strong>de</strong>, was es Krasnow schwermachte, neue Reserven zu mobilisieren. Doch mit <strong>de</strong>m Einmarsch <strong>de</strong>r RotenArmee erhoben sie sich erneut. Das Zentralkomitee <strong>de</strong>r kommunistischenPartei hatte noch im Februar, als nominell höchstes Parteiorgan verlangt dassgegen die Kosaken mit aller Härte durchgegriffen wer<strong>de</strong>n solle. Ebensooktroyierte die Regierung ein „Entkosakisierungsprogramm“, hierbei sollte dienichtkosakische Bevölkerung <strong>de</strong>r Region zur politischen Macht gelangen unddie ehemaligen Wehrbauern als eigenständige Schicht ausgelöscht wer<strong>de</strong>n.Unter an<strong>de</strong>rem verbot man das traditionelle Kosakengewand und setzteörtliche Komitees ein, die diese Politik überwachen sollten. <strong>Die</strong>s gipfelte inTerror und Schauprozessen gegenüber wirklichen und vermuteten Gegnern<strong>de</strong>s Regimes. Anstatt die Kosaken also ins politische System zu integrieren,gab man ihnen zahlreiche Grün<strong>de</strong>, sich erneut gegen die Sowjetmacht zuwen<strong>de</strong>n.Doch auch die Rote Armee selbst war nur bedingt einsatzfähig. <strong>Die</strong> ReformenTrotzkis steckten noch in <strong>de</strong>n Anfängen. Der Oberkomman<strong>de</strong>ur <strong>de</strong>r RotenArmee richtete ein System ein, das auf ehemalige Offiziere <strong>de</strong>r Zarenarmeezurückgriff, die von Politkommissaren überwacht wur<strong>de</strong>n. Ihre Loyalitätwur<strong>de</strong> auch durch die von Trotzki angeordnete Sippenhaft im Falle <strong>de</strong>sÜberlaufens gesichert. Bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Bürgerkriegs wuchs ihre Zahl in <strong>de</strong>nReihen <strong>de</strong>r Roten Armee auf rund 75.000 an. <strong>Die</strong>ses System war Mitte 1919noch nicht eingespielt. Man war nicht in <strong>de</strong>r Lage, die bäuerlichen Rekruten,die nunmehr eingezogen wur<strong>de</strong>n, an die Roten Streitkräfte zu bin<strong>de</strong>n. <strong>Die</strong>säußerte sich unter an<strong>de</strong>rem in einer hohen Rate von Desertionen. Ebenso gab


Wapedia ­ Wiki: <strong>Russische</strong>r Bürgerkrieghttp://wapedia.mobi/<strong>de</strong>/<strong>Russische</strong>r_B%C3%BCrgerkrieg?t=7.3 von 5 29.10.2010 06:03es trotz <strong>de</strong>r Zwangsrekrutierung ehemaliger Truppenführer <strong>de</strong>s Weltkriegseinen großen Mangel an ausgebil<strong>de</strong>tem Personal und die Rote Armee griff oftweiterhin auf Unteroffiziere <strong>de</strong>r radikalisierten Soldatenmassen von damalszurück, was sich in großen organisatorischen Problemen äußerte. <strong>Die</strong> Führung<strong>de</strong>r Roten Armee reagierte auf die min<strong>de</strong>re Kampfkraft ihrer Truppengegenüber <strong>de</strong>n Weißen mit Terror. Im August 1919 schuf Trotzki spezielleSperrabteilungen, die hinter <strong>de</strong>r Front Deserteure jagen sollten. Ebenso sindFälle überliefert bei <strong>de</strong>nen Reserveeinheiten befohlen wur<strong>de</strong> auf ihrezurückweichen<strong>de</strong>n Kamera<strong>de</strong>n zu schießen. Nach Aussage <strong>de</strong>s ehemaligigenOberkomman<strong>de</strong>urs <strong>de</strong>r Roten Armee waren dieseMaßnahmen eher kontraproduktiv : „<strong>Die</strong> Disziplin, basierend auf strengenBestrafungen die in unserer Roten Armee durchgesetzt wur<strong>de</strong> und wird hat nurzu Furcht und zur mechanischen Ausführung von Befehlen ohne Inspirationund Pflichtbewusstsein geführt.“ [9]7. 2. Ju<strong>de</strong>nitsch­OffensiveBau von Barrika<strong>de</strong>n in Petrograd während <strong>de</strong>r weißen Offensive 1919Während Denikins Truppen große <strong>Teil</strong>e <strong>de</strong>r Roten Armee im Sü<strong>de</strong>n ban<strong>de</strong>n,erwuchs <strong>de</strong>m kommunistischen Regime an <strong>de</strong>r nordwestlichen Grenze <strong>de</strong>sehemaligen Reichs eine neue Gefahr. Unter <strong>de</strong>r Protektion <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschenBesatzer hatten sich im russisch­estnischen Grenzgebiet bereits 1918 weißeMilitäreinheiten formiert. Mit <strong>de</strong>r <strong>Revolution</strong> in Deutschland übernahmen dieRoten wie<strong>de</strong>r das Territorium und die Weißen zogen sich nach Estland zurück.In diesem Staat, <strong>de</strong>r seine neugewonnene Eigenstaatlichkeit durch <strong>de</strong>nKommunismus bedroht sah, „überwinterte“ die weiße Nordwest­Armee. ImMai 1919 überschritt sie mit 6.000 Soldaten unter General Ju<strong>de</strong>nitsch dieGrenze. Ihr gelang es binnen weniger Wochen, ein 18.000 km² großesTerritorium um die Stadt Pskow zu besetzen. En<strong>de</strong> September erneuerte dieweiße Armee ihre Offensive in Stoßrichtung Petrograd. Bis zum 21. Oktober1919 waren Ju<strong>de</strong>nitschs Soldaten bis auf 30 Kilometer an die ehemaligeHauptstadt Russlands herangerückt.Angesichts <strong>de</strong>r Bedrohung und <strong>de</strong>r ökonomischen und propagandistichenBe<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r Stadt zogen die Sowjets Truppen aus <strong>de</strong>r Front gegen Denikinab. Kurz nach<strong>de</strong>m Leo Trotzki <strong>de</strong>n Befehl über die Verteidigung <strong>de</strong>r Stadtübernommen hatte, waren die bei<strong>de</strong>n Roten Armeen im Raum Petrograd aufüber 70.000 Soldaten angewachsen. <strong>Die</strong> Nordwest­Armee war zwarmittlerweile auf rund 15.000 Mann verstärkt wor<strong>de</strong>n, doch waren ihreRessourcen beschränkt. Der Hauptteil <strong>de</strong>r personellen Verstärkungen bestandaus <strong>de</strong>sertierten Rotarmisten, war wenig motiviert und wenig zuverlässig. DaJu<strong>de</strong>nitsch, wie seine damaligen weißen Kampfgenossen, kein politischesProgramm vorstellte, blieb auch die Unterstützung <strong>de</strong>r Bevölkerung <strong>de</strong>reroberten Gebiete gering. <strong>Die</strong> materielle Lage war noch hoffnungsloser. <strong>Die</strong>Nachschubsituation war schlecht, da zu <strong>de</strong>n estnischen Versorgungsbasen <strong>de</strong>rWeißen kaum leistungsfähige Eisenbahnverbindungen bestan<strong>de</strong>n. Generell wardie Armee schlecht bewaffnet, so hatte sie <strong>de</strong>n 581 Geschützen <strong>de</strong>r Roten nur44 Stück entgegenzusetzen. Bereits im November stan<strong>de</strong>n die Weißgardistenwie<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>r estnischen Grenze. <strong>Die</strong> Regierung <strong>de</strong>s baltischen Lan<strong>de</strong>serlaubte ihnen die retten<strong>de</strong> Einreise, entwaffnete und internierte die Russenjedoch bereits Tage nach ihrer Ankunft. Somit hatte die sowjetische Regierung


Wapedia ­ Wiki: <strong>Russische</strong>r Bürgerkrieghttp://wapedia.mobi/<strong>de</strong>/<strong>Russische</strong>r_B%C3%BCrgerkrieg?t=7.4 von 5 29.10.2010 06:03Reserven für <strong>de</strong>n Kampf gegen Denikin zur Verfügung, und Estland schloss imDezember 1919 als erster Nachbarstaat Russlands einen Waffenstillstand mit<strong>de</strong>n Bolschewiki.7. 3. Nie<strong>de</strong>rlage DenikinsNach <strong>de</strong>n überraschen<strong>de</strong>n Gewinnen <strong>de</strong>s Frühsommers 1919 setzte Denikinim Juli die Strategie seiner Verbän<strong>de</strong> fest. Er plante seine drei Hauptgruppen,die Kaukasus­Armee unter Wrangel im Osten, die Don­Armee unter Sidorinim Zentrum und die Kiewer Armee Dragomirows in <strong>de</strong>r Ostukraine in einerkeilförmigen Bewegung auf die Hauptstadt Moskau marschieren zu lassen. DerHauptstoß sollte im Zentrum erfolgen, hier sollte die Freiwilligenarmee unterWladimir Mai­Majewski die Speerspitze <strong>de</strong>s Angriffs bil<strong>de</strong>n.<strong>Die</strong>sem Eliteverband <strong>de</strong>r Weißen gelangen auch im Herbst greifbare Erfolge.Am 20. September eroberten sie Kursk, die bei<strong>de</strong>n örtlichen Roten Divisionenlösten sich fast vollständig auf. Am 14. Oktober marschierte dieFreiwilligenarmee in Orjol ein und befand sich nun 400 km südlich vonMoskau. Auch Dragomirows Truppen gelang mit <strong>de</strong>r Eroberung vonTschernigow ein Erfolg, <strong>de</strong>r die Ukraine noch weiter <strong>de</strong>m Einfluss <strong>de</strong>r Sowjetsentzog. Mit <strong>de</strong>m Verlust von Orjol machte sich zeitweilig Panik im RotenOberkommando breit, doch es gelang ihm schließlich wie<strong>de</strong>rum, offensiv zuwer<strong>de</strong>n. Bereits im September hatte das Oberkommando <strong>de</strong>r Roten Armeebegonnen, eine „Schockgruppe“ aus loyalen Kosaken, Kavallerie und <strong>de</strong>rLettischen Schützendivision zu bil<strong>de</strong>n. <strong>Die</strong>se Einheit schaffte es, Orjol sechsTage, nach<strong>de</strong>m es an die Weißen gefallen war, wie<strong>de</strong>r einzunehmen. Damitwäre ein fragiles Patt erreicht gewesen, hätte nicht eine Befehlsverweigerungauf Seiten <strong>de</strong>r Kommunisten die Lage entschie<strong>de</strong>n. Der rote General Budjonnystand mit einem Kavalleriekorps östlich <strong>de</strong>s Keils, <strong>de</strong>n die Weißen bil<strong>de</strong>ten.Seinen Befehlen nach sollte er östlich gegen die Kaukasus­Armee Wrangelsvorgehen, doch er entschied sich westlich gegen Sidorins Truppen anzugreifen.Am 24. Oktober nahmen seine Reitertruppen Woronesch ein. Durch <strong>de</strong>nVerlust dieses Eisenbahnknotenpunkts war die „Freiwilligenarmee“ alsSpeerspitze <strong>de</strong>r Weißen vom Nachschub abgeschnitten und trat <strong>de</strong>n Rückzugan. Denikin hatte die Initiative verloren, und seine Offensive war somitgescheitert. Er konnte <strong>de</strong>n Rückzug seiner Armee, <strong>de</strong>ren Moralzusammengebrochen war, nach<strong>de</strong>m Moskau unerreichbar wur<strong>de</strong>, auch nichtmehr stoppen. Am 13. Dezember 1919 eroberten rote Truppen Kiew, und bisAnfang Januar verlor Denikin das Territorium <strong>de</strong>s Don­Gebiets. Rostow, dieHauptstadt <strong>de</strong>s Kosakenterritoriums, fiel am 7. Januar <strong>1920</strong>. Seine letztenTruppen zogen sich fluchtartig in das Kubangebiet zurück. 37.000 Mannwur<strong>de</strong>n auf englischen Schiffen von Noworossisk auf die Krim evakuiert.60.000 blieben zurück und gingen in Gefangenschaft. Denikin selbst wur<strong>de</strong>ebenfalls evakuiert, doch angesichts seiner Nie<strong>de</strong>rlage hatte er je<strong>de</strong> Legitimätals Anführer <strong>de</strong>r Weißen Bewegung verloren. Er verließ Russland im April<strong>1920</strong> und starb 1947 im amerikanischen Exil. Denikins Offensive war <strong>de</strong>rPunkt <strong>de</strong>s Bürgerkrieges, an <strong>de</strong>m die Rote Zentralmacht am meisten gefähr<strong>de</strong>twar. Mit seiner Nie<strong>de</strong>rlage war allerdings die letzte Möglichkeit <strong>de</strong>r WeißenArmee, <strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rstand gegen die Bolschewiki in das russische Kernland zutragen, vertan.<strong>Die</strong> Grün<strong>de</strong> für das Scheitern <strong>de</strong>r Weißen Offensive lagen sowohl immilitärischen wie auch im politischen Bereich. Denikins Truppen kämpften aneiner fast 1.000 Kilometer langen Front zu je<strong>de</strong>r Zeit gegen zahlenmäßigüberlegene Kräfte. Er hatte höchstens 99.000 Soldaten zur Verfügung.Demgegenüber stan<strong>de</strong>n 150.000 Rotarmisten an <strong>de</strong>r Front und über 677.000Mann als Reserven. Als Oberbefehlshaber war er sich dieser Faktoren sicherbewusst, seine Planung stützte sich auf die Annahme, breite Unterstützung aus<strong>de</strong>r Bevölkerung zu bekommen. Denikin hoffte mit seinem Vormarsch einenAufstand gegen die kommunistische Herrschaft auszulösen. So schlecht dieSituation im sowjetischen Territorium auch war, Denikin konnte dieBevölkerung nicht auf seine Seite ziehen. Ein Faktor, <strong>de</strong>r die weiße Bewegungaus <strong>de</strong>r Sicht <strong>de</strong>r Bauern <strong>de</strong>savouierte, war die Versorgungspraxis <strong>de</strong>r Armee.Denikin hatte nicht die Ressourcen und Logistik, seine Soldaten über Hun<strong>de</strong>rtevon Kilometern aus seinen Nachschubbasen am südlichen Don zu versorgen.Als Reaktion darauf erlaubte er <strong>de</strong>n Truppen die „Selbstversorgung“ ­ alsoZwangsrequirierung ­ von Nahrungsmitteln und an<strong>de</strong>ren Gütern. <strong>Die</strong>s artete zuregelrechten Plün<strong>de</strong>rungen aus. Wrangel beschwerte sich in einem Brief beiDenikin, worin nun noch <strong>de</strong>r Unterschied zwischen <strong>de</strong>n Weißen und <strong>de</strong>nBolschewiki liege, die seit 1918 im großen Stil und unter Strafandrohung zurVersorgung <strong>de</strong>r Städte Nahrung konfiszierten. Der Feldgeistliche GeorgijSchawelskij äußerte sich folgen<strong>de</strong>rmaßen über die Übergriffe <strong>de</strong>r„Freiwilligenarmee“: „Raub, Spekulation, Frechheit und Schamlosigkeit


Wapedia ­ Wiki: <strong>Russische</strong>r Bürgerkrieghttp://wapedia.mobi/<strong>de</strong>/<strong>Russische</strong>r_B%C3%BCrgerkrieg?t=7.5 von 5 29.10.2010 06:03zersetzen <strong>de</strong>n Geist <strong>de</strong>r Armee. Eine räuberische Armee ist keine Armee, sieist eine Ban<strong>de</strong>.“ [10] Infolge<strong>de</strong>ssen hatte Denikin ab Januar <strong>1920</strong> noch mit <strong>de</strong>n„Grünen“ zu kämpfen. <strong>Die</strong>s waren kleine Einheiten aus Bauern undDeserteuren, die das Hinterland <strong>de</strong>r bereits in Auflösung befindlichen weißenArmee unsicher machten.Generell machte Denikin <strong>de</strong>nselben Fehler wie sein nominell übergeordneterBefehlshaber Koltschak. Er stieß we<strong>de</strong>r Reformen an, noch stellte er ein<strong>de</strong>tailliertes politisches Programm auf. Im Gegensatz zu <strong>de</strong>n Bolschewikiformulierte er nicht einmal eine Vision, die seine Bewegung auf eine breiteemotionale Basis hätte stellen können. Er versuchte, die von ihm kontrolliertenGebiete ­ auf <strong>de</strong>m Höhepunkt <strong>de</strong>s Vormarsches umfassten sie 42 MillionenMenschen ­ mit einer Militärdiktatur als „Übergangslösung“ zu regieren. Dochselbst dieser beschei<strong>de</strong>ne Anspruch schlug fehl. Durch Plün<strong>de</strong>rungen, <strong>de</strong>nMangel an politischem Programm und <strong>de</strong>r diktatorischen Regierungsstrukturentfrem<strong>de</strong>ten die weißen Generäle die gebil<strong>de</strong>te Schicht <strong>de</strong>r Städte von ihrerBewegung. Infolge<strong>de</strong>ssen waren sie selbst personell nicht in <strong>de</strong>r Lage, einentragfähigen Verwaltungsapparat aufzubauen, da ihnen die Intelligenzija dieZusammenarbeit verweigerte. <strong>Die</strong> Administration <strong>de</strong>r Antikommunisten bliebauch in Südrussland ineffizient und ohne breite Unterstützung. Dadurchverstärkten sich natürlich die Versorgungsprobleme <strong>de</strong>r Truppen an <strong>de</strong>r Frontnoch mehr und die Plün<strong>de</strong>rungen nahmen weiter überhand.1 2 3 4 5 6 7Startseite | LizenzWapedia: Wikipedia auf Deinem Handy

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