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Karrierek(n)ick Kinder - Bertelsmann Stiftung

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Impressum<strong>Bertelsmann</strong> <strong>Stiftung</strong>Carl-<strong>Bertelsmann</strong>-Straße 25633311 GüterslohTelefon 05241 81-81571Fax 05241 816-81571www.bertelsmann-stiftung.deRedaktionElke Bröder, KölnAnne SchamoniRocco ThiedeArt DirectorHeike van MeegdenburgGestaltungA.DREIplus, GüterslohFotosThomas Kunsch, BielefeldChristoph Papsch, BonnProduktionDruckerei Festge, Oelde


Inhalt4 Vorwort6 Ministerin Ursula von der LeyenInterview zum Thema„Mütter in Führungspositionen“8 Balance von Familie und ArbeitsweltMütter in Führungspositionen10 Erfolgreiches Kolloquium in BerlinMütter in Führungspositionensind ein Gewinn für Unternehmen!16 Interview mitProf. Dr. Barbara Schaeffer-HegelVorsitzende der Europäischen Akademiefür Frauen in Politik und Wirtschaft Berline.V. (EAF)18 <strong>Karrierek</strong>(n)<strong>ick</strong> <strong>Kinder</strong>Studie über Karriereverläufe von Frauenmit <strong>Kinder</strong>n20 Die UnmöglichenMütter, die Karriere machen<strong>Karrierek</strong>(n)<strong>ick</strong> <strong>Kinder</strong> _3


dass <strong>Kinder</strong> und Familie zu Unrecht alsKarrierehemmnis wahrgenommen werden. ImGegenteil – das Buch wie die Studie kommen zuder erfreulichen Erkenntnis: <strong>Kinder</strong> können ein<strong>Karrierek</strong><strong>ick</strong> sein. „Die Studie belegt deutlich,dass sich Familien- und Berufskompetenzenergänzen. Wir konnten nachweisen, dass dieLeistungsfähigkeit von Frauen durch ihre Mutterschaftgestiegen ist. Und davon profitierenletztendlich auch die Unternehmen“, bestätigtAnne Schamoni, die zuständige Projektmanagerinfür das Thema „Mütter in Führungspositionen“.Diese gute Nachricht war es auch, die 250 Teilnehmerinnenund Teilnehmer des prall gefülltendbb forums in der Berliner Friedrichstraßesichtlich erfreute. Mit dem Kongress am Vorabenddes Weltfrauentages „wollten wir bewusstein Zeichen setzen“, so ProjektleiterRocco Thiede. In angeregter Atmosphäre stelltendie Partnerinnen von der EAF am 7. Märzdie Studie vor und die beiden Spiegel-RedakteurinnenAnke Dürr und Claudia Voigt das mitder <strong>Bertelsmann</strong> <strong>Stiftung</strong> und BMFSFJ herausgegebeneBuch. Mit starkem Applaus bedachtwurden auch Liz Mohn und BundesfamilienministerinUrsula von der Leyen für ihre Referate.„Beide Frauen machen das Vereinbarkeitsthemazur Chefsache. Das zeigt, wie wichtig esist, ein neues gesellschaftliches Bewusstsein zuentw<strong>ick</strong>eln“, ist sich Rocco Thiede sicher.Work-Life-Balance auf dem VormarschDas gesamte Balance-Projekt der <strong>Bertelsmann</strong><strong>Stiftung</strong> konzentriert sich auf praktische Hand-lungsansätze. Es will sensibilisieren für dienötige Balance von Familie und Arbeitswelt unddie Vorteile von familienfreundlichen Konzeptenzeigen. Wie solche Konzepte aussehen, wiekreativ und ungewöhnlich sie sein können, daszeigte der erste Unternehmertag OWL zumThema „Familienfreundlichkeit rechnet sich“,der im Oktober 2005 in Gütersloh stattfand.Daneben hat das Balance-Projekt im Internetdas Portal „Mittelstand und Familie“ für kleineund mittlere Unternehmen zur Verfügunggestellt. Eine Personalabteilung im Netz, dieInformationen, Fördermöglichkeiten und Ideenzum Beispiel zu Fragen rund um den Betreuungszuschuss,Mutterschutz und Betriebskindergärtenbietet – alles kostenlos unter:www.mittelstand-und-familie.deDerzeit laufen intensive Gespräche zwischender <strong>Bertelsmann</strong> <strong>Stiftung</strong> und dem BMFSFJ zurFortsetzung der gemeinsamen Kooperation.Doch schon heute sind sich die Partner einig:„Wir machen weiter!“Die Besucher/innen des Kolloquiumsinformierten sich über die Aktivitätendes Projektes „Balance von Familie undArbeitswelt“www.mittelstand-und-familie.de bietetLösungen aus der Praxis für die Praxis rundum das Thema Work-Life-BalanceAnsprechpartnerRocco ThiedeProjektleiterBalance von Familie undArbeitsweltTelefon 05241 81-81217rocco.thiede@bertelsmann.de<strong>Karrierek</strong>(n)<strong>ick</strong> <strong>Kinder</strong> _9


Erfolgreiches Kolloquium in BerlinMütter in Führungspositionen sind ein Gewinn für Unternehmen!Mehr Anerkennung für das Leistungspotenzial von Müttern in Führungspositionen forderte Liz Mohn auf demKolloquium „<strong>Karrierek</strong>(n)<strong>ick</strong> <strong>Kinder</strong>. Mütter in Führungspositionen – ein Gewinn für Unternehmen“, das am7. März in Berlin stattfand. Bis auf den letzten Platz war das dbb forum in der Friedrichstraße besetzt. 250 Gästewaren gekommen, um Liz Mohn und Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen zu hören, um spannendeStudienergebnisse und lebhafte Diskussionen von prominenten Karrieremüttern zu erleben.Liz Mohn: Zukunftsangst bremst <strong>Kinder</strong>wunschProf. Dr. Barbara Schaeffer-Hegel, Vorstandsvorsitzendeder Europäischen Akademie fürFrauen in Politik und Wirtschaft Berlin e.V. (EAF)Der Lichthof des dbb forums in Berlin füllt sicham Morgen des 7. März stetig mit Gästen –überwiegend Frauen in den unterschiedlichstenAltersgruppen. Eine Stunde vor Beginn desKolloquiums: An den runden Tischen und amKaffeebuffet wird geplaudert, die Stimmung istgelöst und kommunikativ. Eine Frau Mitte dreißigsteuert einen <strong>Kinder</strong>wagen samt Nachwuchsdurch das Foyer und verschwindet ineinem der gläsernen Aufzüge zur <strong>Kinder</strong>betreuungin den dritten Stock. An der Stirnwanddes Saales, neben den Aufzügen, scheinengroßformatige Farbfotos regelrecht von derDecke zu schweben.Geht nicht gibt’s nichtEin Foto zeigt ein Kleinkind, das unter einemSchreibtisch sitzt, zwischen Computerkabeln,Papierkorb und den Beinen einer Frau. Aufeinem anderen Foto betrachtet eine Mittzwanzigerinihren gewölbten Babybauch und aufeinem weiteren beißt ein Junge seiner Mutterzärtlich in das Kinn. „48 Stunden sind ein Tag –geht nicht gibt’s nicht“, unter diesem Titelpräsentiert die Berliner Fotografin BeateNelken auf Einladung der <strong>Bertelsmann</strong> <strong>Stiftung</strong>hier Bilder aus dem Alltag von sechs berufstätigenFrauen mit <strong>Kinder</strong>n. „Ich habe diese Frauenjeweils einen kompletten Tag begleitet. Undwollte wissen, ob am Ende die Fotos rüberbringen,was sich im Leben dieser Powerfrauen undihren <strong>Kinder</strong> abspielt“, sagt die Fotografin.Gäste und Referentinnen des Kolloquiumsbeantworten die Frage: Sie bringen es rüber.Als Liz Mohn und BundesfamilienministerinUrsula von der Leyen eintreffen und sich begrüßen,starten sie ihren Rundgang an der Fotowand– optische Einstimmung für den Tag, derbis zum frühen Abend dem Thema Karriere mit<strong>Kinder</strong>n gewidmet ist.Zukunftsangst bremst <strong>Kinder</strong>wunschDer Saal ist bis auf den letzten Platz gefüllt, dieKameras des Fernsehsenders Phoenix schaltenauf Rotlicht – Aufnahme. Prof. Dr. BarbaraSchaeffer-Hegel, die Vorstandsvorsitzende derEuropäischen Akademie für Frauen in Politikund Wirtschaft Berlin e.V. (EAF) begrüßt dieTeilnehmerinnen und Teilnehmer des Kolloquiums.In die Kooperation zwischen der<strong>Bertelsmann</strong> <strong>Stiftung</strong> und dem Bundesfamilienministeriumsei die EAF „mit Begeisterungeingetreten“, so die Professorin. Denn Fragender Vereinbarkeit von <strong>Kinder</strong>n und Karriereseien seit langem ein Anliegen ihrer Organisation.Dabei ist die Stimmung in Deutschland in diesemPunkt eher schlecht, wie Liz Mohn in ihrerAuftaktrede berichtet. Der Wunsch nach <strong>Kinder</strong>nsei gesunken, 26 Prozent der jungen Männerund 14 Prozent der jungen Frauen könnten sich10_<strong>Karrierek</strong>(n)<strong>ick</strong> <strong>Kinder</strong>


Die Fotoausstellung „48 Stunden sind einTag – geht nicht gibt’s nicht“ der BerlinerFotografin Beate Nelken fand viel Zuspruchkein Leben als Eltern vorstellen. Zwar habe eineStudie der Europäischen Kommission ergeben,dass sich Paare in der EU im Schnitt zwei <strong>Kinder</strong>wünschten, auch in Deutschland. Aber hierzulandeliegt die Geburtenrate nur bei 1,3 <strong>Kinder</strong>n.Die Differenz zwischen Wunsch und Wirklichkeit,wie erklärt sie sich? „Der Hauptgrund“,so Liz Mohn, „liegt in der Zukunftsangst derMenschen. Durch die unsichere wirtschaftlicheSituation trauen sich viele Paare nicht, ihren<strong>Kinder</strong>wunsch zu realisieren.“Väterland statt VaterlandEinen klaren Bl<strong>ick</strong> für die Realitäten fordertauch Bundesfamilienministerin Ursula von derLeyen ein: „Es ist keine Frage mehr: Frauenwerden arbeiten in der Zukunft. Die einzigeFrage ist, ob sie dabei noch <strong>Kinder</strong> habenwerden.“ Nicht ohne Grund hat das Ministeriumdeshalb den Vorschlag gemacht, die Auszahlungdes Elterngeldes in Zukunft daran zukoppeln, dass auch Väter sich zwei Monate langum das Kind kümmern. „Es wäre schön, wennmein Vaterland zu einem Väterland werdenkönnte“, sagt Ministerin Ursula von der Leyenin ihrer Rede und erhält dafür spontan Applausaus dem Saal.Ein Säugling wimmert leise, die Mutter trägtdas Kind während des Schlussapplauses fürUrsula von der Leyen aus dem Saal. Juliano, soheißt der Kleine, ist Kind Nummer vier. MutterUrsula Lange schreibt gerade ein Buch und hatdie Ministerin dafür bereits interviewt, „einesehr schöne Erfahrung.“<strong>Kinder</strong> – ein Thema für dieVolkswirtschaftIm Saal erhält jetzt der einzige männliche Referentdes Tages das Wort. Olaf Peters, Personaldirektorder MEDA Pharma GmbH & Co. KG inBad Homburg, verheiratet mit einer selbstständigenRechtsanwältin und Vater von drei<strong>Kinder</strong>n, stellt klar: „<strong>Kinder</strong> und Karriere – dasist ein volkswirtschaftliches Thema!“ Und einbetriebswirtschaftliches dazu. Denn geradeUnternehmen, deren Dienstleistungen und Produktevon Frauen genutzt würden, brauchtenauch Frauen in Entscheidungspositionen.In einem Einwurf gleich zu Beginn dankt Petersder <strong>Bertelsmann</strong> <strong>Stiftung</strong> für die Idee, anlässlichdes Kongresses eine <strong>Kinder</strong>betreuung anzubieten.In Form von Mitarbeiterinnen der PMEFamilienservice GmbH logiert das kurzfristigeingerichtete <strong>Kinder</strong>paradies im RaumKöpen<strong>ick</strong> des dbb forums. Kurz vor der Mittagszeitliegen die Spielsachen verlassen auf demBoden. Erzieherinnen und <strong>Kinder</strong> hat es in diestrahlende Wintersonne nach draußen gezogen.Olaf Peters, Personaldirektor der MEDAPharma GmbH & Co. KG in Bad Homburg<strong>Karrierek</strong>(n)<strong>ick</strong> <strong>Kinder</strong> _11


Prof. Dr. Ulrike Detmers, Mitgesellschafterinder Gütersloher Großbäckerei Mestemacher...und für MännerPeters macht unterdessen auch klar: Wer Führungspositionund <strong>Kinder</strong> vereinbaren wolle,müsse planen, planen, planen. „Es klingt zwarunromantisch, aber beim Thema <strong>Kinder</strong> undwie sie mit der Berufstätigkeit zu vereinbarensind, müssen Partner sich früh einig sein.“Ebenso früh empfehle sich das Gespräch mitdem Vorgesetzten, rät der Personalmanager.Und erfreut zum Ende seiner Rede das Publikummit einem persönlichen Gedanken. Petersplädiert für eine aktivere Vaterrolle, dafür dassVäter stärker in die Erziehungsverantwortunggenommen werden. „Manchmal habe ich dasGefühl, dass Ihr Frauen uns Männer stärker indie Pflicht nehmen müsst.“Das lässt sich die nach ihm kommende Rednerinnicht zweimal sagen. Professorin Dr. UlrikeDetmers, zugleich auch Mitgesellschafterin derGütersloher Großbäckerei Mestemacher, stelltden in diesem Jahr erstmals vom Unternehmenvergebenen Preis „Spitzenvater des Jahres“ vorund verrät, dass er an einen Schlosser und aneinen Facharzt für Radiologie gehe – beidehaben sich stark für Frau und <strong>Kinder</strong> eingesetzt.Ulrike Detmers berichtet außerdem voneiner Untersuchung der Universität Bielefeldüber Führungsfrauen und charakterisiert dieseals Künstlerinnen und Handwerkerinnenzugleich. „Sie sind rational und kühn, visionärund pragmatisch.“Familie als Keimzelle für KompetenzMittagszeit: Pressekonferenz mit Liz Mohn,Ministerin Ursula von der Leyen, Dr. HelgaLukoschat von der EAF und Claudia Voigt, einerder Herausgeberinnen des Buches „Die Unmöglichen“,das am Nachmittag dem Publikum vorgestelltwird. Hier drängen sich jetzt Journalistinnenund Journalisten, die Mikrofone undKugelschreiber gezückt. Liz Mohn und Ursulavon der Leyen brechen eine Lanze für die Familie.„Soziale Kompetenz“, sagt die Ministerin,„lernt man kaum im Beruf, aber sehr wohl inder Familie und im Ehrenamt.“ Und: Die Ver-Die Vorträge der Referenten wurden aufmerksamverfolgt und erhielten großen Beifall12_ <strong>Karrierek</strong>(n)<strong>ick</strong> <strong>Kinder</strong>


einbarkeit von <strong>Kinder</strong>n und Beruf sei keinNischenthema mehr, sondern ein Megathemafür die Wirtschaft in den nächsten Jahren. Inder konzentrierten Stille macht sich ein Handybemerkbar. Schuldbewusst graben die Journalistenin Rucksäcken und Taschen, allein dasHandy wird immer lauter. Es ist das von derWelt-am-Sonntag-Redakteurin, die der Ministerinjust in diesem Moment eine Frage stellt.Ursula von der Leyen lächelt. „Falls eines Ihrer<strong>Kinder</strong> dran ist, sagen Sie doch bitte, Mama ruftgleich zurück.“Im Lichthof des dbb forums klappert unterdessenBesteck, das Buffet dampft. „Früher war dieFrage von Beruf und Kind ja unheimlich ideologisiert,nicht wahr?“ erklärt eine ältere Teilnehmerinan einem Tisch. „Spannend, was sichinzwischen alles tut auf der politischen Ebene,“diskutieren die Frauen am Nebentisch – Wortfetzen,im Vorbeigehen erhascht, die zeigen,wie sehr die Teilnehmerinnen noch mit Inhaltender Reden des Vormittags beschäftigt sind.Die Runde der ProvozierendenImmer sei das Bild einer arbeitenden Frau mitKind quasi gleichgesetzt mit Doppelbelastung,betont Dr. Helga Lukoschat von der EAF, als siemit ihrer Kollegin Kathrin Walther die Ergebnisseder Studie „<strong>Karrierek</strong>(n)<strong>ick</strong> <strong>Kinder</strong>.Mütter in Führungspositionen – ein Gewinn fürUnternehmen“ vorstellt. Nun sei es an der Zeit,einmal die positiven Seiten zu sehen. Und diegibt es durchaus, wie die Studie zeigt. <strong>Kinder</strong>tun Führungsfrauen durchaus gut und sie stärkenden Bl<strong>ick</strong> für das Wesentliche. Dass diesesWesentliche von Glück bis zu Wut reichenkann, macht die prominente Frauenrunde amNachmittag deutlich.Die Spiegel-Redakteurinnen Anke Dürr undClaudia Voigt hatten auf Anregung und mitUnterstützung des Balance-Projektes ein Buchüber Karrieremütter herausgebracht. Und siehaben gleich drei der im Buch porträtiertenFrauen nach Berlin mitgebracht: LandesbischöfinMargot Käßmann, die Professorin fürmolekulare Genetik, Dr. Constance Scharff, unddie ehemalige Senderchefin Christiane zu Salm.Außerdem sitzt Dr. Bernadette Tillmanns-Estorf, Direktorin der UnternehmenskommunikationB. Braun Melsungen AG, auf demPodium. Sie hatte an der Studie der EAF teilgenommen.Alle vier sind Karrierefrauen mit<strong>Kinder</strong>n. „Und eine Provokation“, wie ModeratorinAmelie Fried verkündet. „Eine Provokationfür Nur-Hausfrauen, eine Provokationfür Karrierefrauen ohne <strong>Kinder</strong> und eine Provokationfür viele Männer.“Von Tabus und Geschäftstelefonatennach der GeburtDr. Bernadette Tillmanns-Estorf ist Mutter vonZwillingen: „Eine arbeitgeberfreundliche Lösung“,wie sie lächelnd erklärt. Und das Unternehmenverhielt sich entgegenkommend zu derschwangeren Chefkommunikatorin: Beide Sei-Die <strong>Bertelsmann</strong> <strong>Stiftung</strong> sorgte auch für dieBetreuung der Besucherinnen-<strong>Kinder</strong><strong>Karrierek</strong>(n)<strong>ick</strong> <strong>Kinder</strong> _13


ten wollten das Gleiche – dass sie im Unternehmenblieb. Ein wenig anders erlebte Christianezu Salm die Situation. Kaum sei ihre Schwangerschaftbekannt geworden, hätten die USamerikanischenGesellschafter härter zugelangt.Zu Salm erheitert das Publikum, als sieerzählt, dass sie – Babybauch hin, Babybauchher, – ihre Verhandlungsposition in den Budgetgesprächennicht aufgeben wollte und einenTag nach der Geburt ihrer Tochter das entscheidendeTelefonat vom Krankenhausbett ausgeführt habe.Professorin Dr. Constance Scharff hat in denUSA und in Frankreich gelebt und gearbeitet.„Es war mein erster Job in Frankreich und ichwar gleich schwanger. Aber meine französischeChefin sagte nur: Ist doch kein Problem!“erzählt Scharff und ergänzt, dass sie seit vierJahren anders denke, seit sie wieder inDeutschland lebe – als Karrierefrau mit <strong>Kinder</strong>n.Da wurde ihr bewusst, „dass das quasinicht erlaubt ist hier!“ Der Wechsel von Frankreichnach Deutschland – ein Kulturschock.Christiane zu Salm ergänzt, sie habe bei demBuch mitgemacht, „...um ein Tabu zu brechen.Denn man muss sich ja fast rechtfertigen, wennman als Mutter arbeiten will oder gar Karrieremacht.“ Dr. Margot Käßmann erzählt von ihrerBischöfinnenwahl. Die Mutter von vier Töchternmusste sich fragen lassen, wie sie das dennschaffen wolle – mit <strong>Kinder</strong>n. „Ich war so zornig,dass viele dachten, die kümmert sich nichtum ihre <strong>Kinder</strong>.“ Ihr Gegenkandidat übrigenshatte ebenfalls <strong>Kinder</strong>, fünf sogar, aber er wareben ein Mann – und bekam solche Fragennicht gestellt.Claudia Voigt und Anke Dürr machen deutlich,das Buch sei aus diesem Grund entstanden:„Wir wollten Vorbilder zeigen!“Schweigen in der Turnhalle und Zornim HerzenAnders sind sie, so anders vielleicht, dass alleauf dem Podium von Unverständnis oderAnfeindungen erzählen können. Dr. BernadetteTillmanns-Estorf erinnert sich an die Schwangerschaftsgymnastik,zur Zeit als ihr bereitsklar war, dass sie auch als Mutter berufstätigbleiben werde. Sehr still sei es bei diesemThema geworden in der Turnhalle, ,,da hat mansich dann leider wenig zu sagen.“ Um das Verhältniszwischen den Müttern, die zu Hausebleiben und den arbeitenden ist es offensicht-14_ <strong>Karrierek</strong>(n)<strong>ick</strong> <strong>Kinder</strong>


Angeregte Diskussion um Karrieren mit<strong>Kinder</strong>n: (v.l.n.r.) Bernadette Tillmanns-Estorf,Anke Dürr, Christiane zu Salm,Dr. Margot Käßmann, Prof. Dr. ConstanceScharff, Claudia Voigt und Amelie FriedDas Publikum verfolgte interessiert diePodiumsdiskussion der „Unmöglichen“lich nicht immer zum Besten bestellt, das konstatiertauch Amelie Fried. ,,Vielleicht hat dasetwas damit zu tun, dass wir insgeheim einwenig neidisch aufeinander sind.“Die Diskussion ist beendet, aber der Lichthof imdbb forum leert sich noch lange nicht. Mit Sektoder Orangensaft stoßen die Teilnehmerinnenund Teilnehmer an, neue Gruppen und Grüppchenhaben sich gefunden. Zum Abschied verteiltProjektleiter Rocco Thiede Rosen an dieTeilnehmerinnen.Das Glück, <strong>Kinder</strong> zu habenAm frühen Abend findet im <strong>Bertelsmann</strong> Buchclubim Europacenter eine Lesung der „Unmöglichen“statt. Anke Dürr und Claudia Voigthaben Dr. Margot Käßmann mitgebracht. UndKatrin Göring-Eckardt ist dazu gestoßen, Politikerinvon Bündnis 90/Die Grünen und Vizepräsidentindes Deutschen Bundestages. Auch sieist eine der „Unmöglichen“, die im Buch überihr Leben erzählt. Katrin Göring-Eckardtstammt aus der ehemaligen DDR. „Es war völligklar, dass eine Frau bei uns <strong>Kinder</strong> bekommtund arbeiten geht.“ Sie bekam das erste Kindmit 23 Jahren, ein Wunschkind. Heute sind eszwei und die Söhne wie die Mutter können sichkeinen anderen Alltag vorstellen als den miteiner arbeitenden Mutter. „Ohne <strong>Kinder</strong>“,sagt die Politikerin, „wäre ich nicht da, wo ichheute bin“. Diese Kreativität, dieses positiveChaos – es sei ein Glück, mit <strong>Kinder</strong>n zu leben,so Göring-Eckardt. Und auch Margot Käßmannstimmt dem zu. <strong>Kinder</strong>, so das Fazit desAbends, sind keine Last. „Sie sind ein GeschenkGottes“, sagt Margot Käßmann zum Schluss.Auf den folgenden Seitenerfahren Sie mehr:Seite 6/7Interview mitProf. Dr. Barbara Schaeffer-HegelSeite 18/19<strong>Karrierek</strong>(n)<strong>ick</strong> <strong>Kinder</strong> –Studie über Führungsfrauenmit <strong>Kinder</strong>nSeite 20/21Die Unmöglichen – Buch überprominente Karrieremütter<strong>Karrierek</strong>(n)<strong>ick</strong> <strong>Kinder</strong> _15


Interview mit Prof. Dr. Barbara Schaeffer-HegelVorsitzende der Europäischen Akademie für Frauen in Politik und WirtschaftBerlin e.V. (EAF)Die Europäische Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft Berlin e.V. (EAF) ist seit 1996 Deutschlands erstesKompetenzzentrum für Frauen in Politik und Wirtschaft. Die EAF unterstützt die Karriere von Frauen, ist in derBeratung und Forschung tätig und hat an der Studie „<strong>Karrierek</strong>(n)<strong>ick</strong> <strong>Kinder</strong>. Mütter in Führungspositionen – einGewinn für Unternehmen“ mitgewirkt. Gründerin und heutige Vorsitzende der EAF ist Prof. Dr. Barbara Schaeffer-Hegel.Frau Prof. Dr. Schaeffer-Hegel, welchesAnliegen verfolgt die Europäische Akademie?Welche Rolle spielen <strong>Kinder</strong>betreuung aufder einen und gesellschaftliches Klima aufder anderen Seite?Prof. Dr. Barbara Schaeffer-Hegel,Vorsitzende der EAFUnser Anliegen war von Beginn an eine stärkereTeilhabe von Frauen an politischer und wirtschaftlicherMacht. Ein eng damit verbundenesAnliegen ist eine bessere Vereinbarkeit von<strong>Kinder</strong>erziehung und Karriere: ein großesgesellschaftliches Thema, wie die Diskussionenund Fakten um die überalternde Gesellschaftzeigen. Uns fehlen <strong>Kinder</strong>, auch weil seit geraumerZeit ein regelrechter Geburtenstreik gutausgebildeter Frauen stattfindet. Ein Streik, derallerdings aus der Not geboren ist: Die Versorgungmit Krippenplätzen ist in Deutschlandmiserabel und das tradierte Geschlechterarrangementtut sein Übriges dazu. Männer und dieGesellschaft sind weitgehend entlastet, wenn esum das Thema <strong>Kinder</strong> geht. Aber <strong>Kinder</strong>kriegenist weder Privatsache noch ein reines Frauenthema.Ich beschäftige mich seit langer Zeitmit dem Zusammenhang von Berufstätigkeitder Frau und <strong>Kinder</strong>n und weiß daher, dassdiejenigen Frauen mehr <strong>Kinder</strong> bekommen,denen die Fortsetzung ihrer Erwerbstätigkeitermöglicht wird. Im Grunde viel zu spät hörenjetzt endlich auch Politiker hin, wenn es umdas Thema <strong>Kinder</strong>betreuung geht.In den fehlenden <strong>Kinder</strong>krippen drückt sichgesellschaftliches und politisches Versagen aus– und zwar seit fast zwanzig Jahren. Wir sind janicht von heute auf morgen in die demographischeKrise gerutscht. Nun gibt es aber aucheine zweite, schwerer fassbarere Ebene. InDeutschland haben wir aufgrund unsererGeschichte sowohl ein Problem damit, Debattenüber Bevölkerungspolitik zu führen wie auchein kollektiv und individuell wirksames Trauma,das im Nationalsozialismus wurzelt undbesagt: Eine Mutter arbeitet nicht. Wir wissen,dass psychische Einstellungen, die früh vermitteltwurden, mehr als eine Generation brauchen,um verändert zu werden. Ich kennegenug junge Mütter, die arbeiten und mir vonschlechtem Gewissen und Kritik aus demFreundeskreis berichten.Inwiefern behindern diese Einstellungenden Aufstieg von Frauen?Es gibt einen faktischen Wirkungszusammenhang:Je weniger Mütter im Beruf sind, destoweniger können auch Karriere machen. Es fehltalso für Führungspositionen zuweilen schlichtund einfach an einer ausreichenden Zahl weiblicherBewerber. Frauen nehmen sich oft prophylaktischzurück und streben keine Karriere-16_ <strong>Karrierek</strong>(n)<strong>ick</strong> <strong>Kinder</strong>


positionen an, solange sie noch eine Familiegründen möchten. Sie wissen sehr wohl, dasssie sich auf kein funktionierendes Betreuungssystemverlassen können. Aber patriarchialeStrukturen und gut funktionierende Männerbündespielen ebenfalls eine Rolle. Männerbleiben ja gerne unter sich, da muss man nichtaufpassen, welche Witze man erzählt. Alleinediese männerbündische Kultur macht es Frauenzuweilen schwer, in Führungspositionen zugelangen. Außerdem ist es für viele Männernicht angenehm, eine Frau als Vorgesetzte zuhaben. Insofern tut es diesem Land richtiggehendgut, von einer Kanzlerin geführt zu werden!Was bietet die EAF dem weiblichen Führungsnachwuchsan?Wir wollen die Frauen stärken und Selbstbewusstsein,Durchsetzungsstrategien undKommunikationsfähigkeit trainieren. UnsereProgramme richten sich ausschließlich an Frauenmit Führungsqualitäten, denn sie sind einfachdie besseren ,Change Agents’, sie könnenVeränderungen anstoßen. Wir bieten Mentoring-Programmefür Schülerinnen, Frauen ausUnternehmen und Politikerinnen an. Mentoringist dabei nicht nur die Zweierbeziehung einerjungen mit einer älteren und erfahrenerenFrau. Wir arbeiten auch mit männlichenMentoren zusammen. Zu dem Mentoringgehört jeweils ein Qualifizierungsprogrammmit Trainings für Selbstbehauptung, Selbstwahrnehmung,Bewerbungssituationen undPersonalführung. Jedes dieser Programme undjedes Mentoring ist individuell auf die Personund auf die Zielgruppe zugeschnitten.Zum Schluss etwas Persönliches: Auch Siesind eine Führungsfrau mit <strong>Kinder</strong>n. Wiehaben Sie das hinbekommen?Ich habe vier <strong>Kinder</strong>, die inzwischen alle ausdem Haus sind. Meine jüngste Tochter ist 28Jahre alt. Aber obwohl ich es relativ gesehenleicht hatte als Professorin der Gesellschaftswissenschaften,die viel von Zuhause arbeitenkonnte – auch ich musste sehr viel improvisierenund ein regelrechtes Patchwork an Betreuungsmöglichkeitenzusammenstellen. ImGrunde unglaublich, dass sich seither nichtsgeändert hat.Prof. Dr. Barbara Schaeffer-Hegel im Gesprächmit Ministerin Ursula von der Leyen, MalteRistau-Winkler und Rocco ThiedeEuropäische Akademiefür Frauen in Politikund Wirtschaft Berlin e.V.Schumannstraße 510117 BerlinTel.: 030/28879840Mail.: info@eaf-berlin.de<strong>Karrierek</strong>(n)<strong>ick</strong> <strong>Kinder</strong> _17


<strong>Karrierek</strong>(n)<strong>ick</strong> <strong>Kinder</strong>Studie über Karriereverläufe von Frauen mit <strong>Kinder</strong>nRund 500 Frauen sind im Rahmen der bislang größten deutschen Studie zur Situation von Müttern in Führungspositionenbefragt worden. Mit einem Mut machenden Ergebnis: Es ist durchaus möglich, <strong>Kinder</strong>erziehung und einen anspruchsvollenBeruf zu vereinbaren. Die Studie, ein Kooperationsprojekt der <strong>Bertelsmann</strong> <strong>Stiftung</strong> und des Bundesfamilienministeriums,dokumentiert aber ebenso, dass für Politik und Gesellschaft noch Einiges zu tun bleibt.Oben: Dr. Helga Lukoschat von der EAF unddarunter ihre Kollegin Kathrin WaltherDie Zahlen sind erdrückend: Es gibt immermehr hochqualifizierte Akademikerinnen. Inden Führungsetagen deutscher Unternehmenliegt der Frauenanteil jedoch unter zehn Prozent.Ein Großteil der studierten Frauen bleibtaußerdem kinderlos. Wie also schaffen es dieWenigen, <strong>Kinder</strong> zu bekommen und beruflichKarriere zu machen? Diesen Fragen gingen dieMitarbeiterinnen der Europäischen Akademiefür Frauen in Politik und Wirtschaft Berlin e.V.(EAF) und people & process CONSULTING nach.Sie befragten Frauen wie Regine Stachelhaus,Managerin des Jahres 2005 und Mutter einesinzwischen erwachsenen Sohnes.Persönlichkeitsprofil: Hartnäckig,flexibel und klarIn der siebenköpfigen Geschäftsführung derHewlett-Packard GmbH ist die Juristin RegineStachelhaus seit Mai 2002 für den GeschäftsbereichDrucken und Bildbearbeitung zuständig.Vor 20 Jahren, Stachelhaus arbeitete alsSyndikusanwältin für Hewlett-Packard, kam ihrSohn auf die Welt. Der Erziehungsurlaub warvorbei, da kehrte sie in das Unternehmenzurück und arbeitete beharrlich darauf hin,dass eine Elterninitiative im Haus von demUnternehmen unterstützt wurde.Sie stieg auf im Konzern, von der Leiterin derRechtsabteilung bis in die Führungsspitze hinein.„Sicherlich,“ sagt Regine Stachelhaus, „ichhabe einen starken Willen gehabt“. Den unbedingtenWillen, Beruf und Kind zu vereinbaren.Regine Stachelhaus ist damit durchaus typischfür die befragten Führungsfrauen mit Familie.„Es gibt Verhaltensweisen, die sich bewähren“,bilanziert Dr. Helga Lukoschat, Geschäftsführerinder EAF und Autorin der Studie: „großeKlarheit, Entschlossenheit und Flexibilität, wiediese Ziele zu erreichen sind. Sie sind Macherinnenim besten Sinne des Wortes.“Erfolgsfaktor: Der Mann an ihrer SeiteEin auffälliger Befund der Studie betrifft dieBedeutung des Lebenspartners. Mehr als dieHälfte aller Männer unterstützt die Karriereihrer Frau – und das nicht nur emotional.Stärker als im Durchschnitt der Gesellschaftbeteiligen sich die Partner von Karrieremütternan der <strong>Kinder</strong>erziehung. Im Fall von RegineStachelhaus betreute der Ehemann den gemeinsamenSohn und blieb zu Hause. Freunde desPaares reagierten positiv, „aber der Friseur undder Hausarzt meines Mannes fragten ihnentgeistert, ob er sich denn wirklich so abhängigmachen wolle von mir“, schmunzelt dieManagerin. „Mein Mann brauchte ein sehrgesundes Selbstbewusstsein.“18 _ <strong>Karrierek</strong>(n)<strong>ick</strong> <strong>Kinder</strong>


Kritik: <strong>Kinder</strong>betreuung in DeutschlandRegine Stachelhaus arbeitet in Böblingen, wosich die Deutschlandzentrale von Hewlett-Packard befindet. Frankreich ist nur 150 kmentfernt. Frankreich, das Land in dem die <strong>Kinder</strong>betreuungbesser ausgebaut ist als inDeutschland. „In Frankreich ist die Infrastruktureinfach besser“, sagt Stachelhaus und lässtkeinen Zweifel offen, was sie von der Situationin Deutschland hält: „Ich finde es unerträglichund unmenschlich, dass sich Frauen hierzulandeimmer noch zwischen <strong>Kinder</strong>n und Berufentscheiden müssen!“ Wie sie kritisierte einGroßteil aller in der Studie befragten Frauenden Mangel an öffentlichen <strong>Kinder</strong>betreuungseinrichtungen.Und das, obwohl sich die Führungsfrauendank eines guten Einkommens mitTagesmüttern, Wirtschaftshilfen und Au-Pairszu helfen wissen.Veränderung: Unternehmen als MotorLukoschat sicher. Denn schon heute zeigt dieStudie: Mütter sind ein Gewinn für Unternehmen.Die Studie mit weiteren Informationen zumBeispiel über die Persönlichkeitsstruktur vonFührungsfrauen, über Zeitmanagement undKarriereverläufe ist im Verlag der <strong>Bertelsmann</strong><strong>Stiftung</strong> erschienen. Sie kann bezogen werdenüber:Die Zuschauer/innen hatten großes Interessean den Ergebnissen der Studie „<strong>Karrierek</strong>(n)<strong>ick</strong><strong>Kinder</strong>. Mütter in Führungspositionen – einGewinn für Unternehmen“Sie waren nicht zimperlich mit Kritik auch anihren Arbeitgebern, die befragten Führungsfrauen.Alle können von Widerstand berichten,aber auch von persönlicher Förderung. DieManagerinnen gehen insgesamt offensiv mitihrer Mutterschaft um, können häufig flexibleArbeitszeiten durchsetzen und zeitfressendeMeetings verkürzen. Helga Lukoschat von derEAF glaubt, dass in Zeiten kommenden FachkräftemangelsUnternehmen nicht einfachzugucken werden, wie reihenweise jungeMütter in die Elternzeit gehen und nichtzurückkommen. „Unternehmen werden derMotor der Veränderung sein“, ist sich<strong>Bertelsmann</strong> <strong>Stiftung</strong> (Hrsg.)<strong>Karrierek</strong>(n)<strong>ick</strong> <strong>Kinder</strong>Mütter in Führungspositionen –ein Gewinn für Unternehmen2006, 102 Seiten, Broschur16,– Euro / sFr. 28,60ISBN-10 3-89204-890-8ISBN-13 978-3-89204-890-9AnsprechpartnerDr. Helga LukoschatEuropäische Akademie für Frauenin Politik und WirtschaftBerlin e.V.Schumannstraße 510117 BerlinTel.: 030/28879840, Mail:info@eaf-berlin.de<strong>Karrierek</strong>(n)<strong>ick</strong> <strong>Kinder</strong> _19


Die UnmöglichenMütter, die Karriere machenSie denken an ihre <strong>Kinder</strong> – aber nicht immer. Sie arbeiten viel, delegieren, leiten und organisieren, damit derBetrieb läuft. Und damit sie Zeit haben für die Familie. Elf prominente und weniger prominente Frauen erzählenvom Alltag zwischen Führungsposition und Familienleben in dem Buch „Die Unmöglichen. Mütter, die Karrieremachen“, das die Spiegel-Redakteurinnen Anke Dürr und Claudia Voigt gemeinsam mit der <strong>Bertelsmann</strong> <strong>Stiftung</strong>und dem BMFSFJ herausgegeben haben. Ein Buch über Karrieremütter, die von Zerrissenheit und Stress berichten,aber noch viel mehr von der Lust am Beruf und der Liebe zu ihren <strong>Kinder</strong>n.Sybille Hartmann ist Controllerin bei UnileverSybille Hartmann ist Controllerin im WeltkonzernUnilever – mittlere Führungsebene,Verantwortung für 530 Millionen Euro. AberSybille Hartmann ist auch Mutter von zwei<strong>Kinder</strong>n und, gemeinsam mit einer Kollegin dieerste Teilzeit-Managerin im Haus. Unterschiedlichsind die beiden, „ich eher pragmatisch, dieKollegin eher analytisch.“ Aber das Modellfunktioniert: zwei Mütter, vier <strong>Kinder</strong>, eineStelle. „Wir beide, wir wollten das einfach ansLaufen bringen“, sagt Sybille Hartmann vollerÜberzeugung. „Da muss man Kompromisse eingehenkönnen und flexibel sein.“Lebensziel: <strong>Kinder</strong> und KarriereBeweglich, aber auch ehrgeizig und zielbewusstsind sie alle, die „unmöglichen“ Frauen,die das Buch versammelt: Juliane Kokottzum Beispiel, EU-Generalanwältin und Muttervon sechs <strong>Kinder</strong>n. Oder Landesbischöfin MargotKäßmann – vier <strong>Kinder</strong>, FilmproduzentinAriane Krampe – zwei <strong>Kinder</strong>, Ex-SenderchefinChristiane zu Salm – ein Kind. Frauen, denenwie Sybille Hartmann immer klar war: Ich willbeides, Verantwortung im Beruf und <strong>Kinder</strong>.Mut zur UnabhängigkeitSybille Hartmann war 27 Jahre alt als sie heiratete.Mit 28 Jahren leitete sie eine Abteilung,mit 30 Jahren kam das erste Kind. Fünf Monatenach der Geburt ging sie wieder arbeiten. Dasist ungewöhnlich. Und so ungewöhnlich wieSybille Hartmann sind auch die anderen Frauen,die im Buch porträtiert sind. Allesamt keinDurchschnitt, aber auch keine Überfrauen.Nein, die Karrieremütter, von denen das Bucherzählt, sind eher ungewöhnlich geradeaus. DieFilmproduzentin Ariane Krampe etwa empörtsich über die Frage nach dem schlechten Gewissen.„Ich finde diese Frage frech“, sagt sie. „Ichkomme doch auch nicht auf die Idee, jemandenzu fragen: ‚Finden Sie es nicht entsetzlich langweilig,immer zu Hause zu sein? Und wie kommeneigentlich Ihre <strong>Kinder</strong> damit zurecht, dassSie immer da sind?‘“ Den Neid der anderen, dieZweifel von außen kennen fast alle. Genau wie„Rabenmutter“, das böse Wort, das auf Spielplätzenund an den Ausgängen von <strong>Kinder</strong>gärtengewispert wird.20 _ <strong>Karrierek</strong>(n)<strong>ick</strong> <strong>Kinder</strong>


Auch Sybille Hartmann kennt Anfeindungen,bohrende Fragen anderer Frauen am Sandkasten,in der Zeit als die Tochter klein war. Beimzweiten Kind hörten die Fragen der nicht arbeitendenMütter endlich auf: „Die dachten wohl,bei der ist Hopfen und Malz verloren.“Doch die Porträtierten haben sich nicht entmutigenlassen, nicht von Chefs, nicht von Kollegen,Nachbarn noch Eltern. Anke Dürr, Mitherausgeberinund Autorin: „Diese Frauen eint ingewisser Weise, dass sie weghören können,wenn hässliche Bemerkungen kommen. Siebrauchen wohl auch Scheuklappen, um als einesolche ‚Unmögliche‘ leben zu können, Scheuklappenoder ein d<strong>ick</strong>es Fell.“Stark durch FamilieUnd diese Frauen fragen sich: ‚Wo ist meinLeben?‘ Ich besitze eine eigene Identität, ichidentifiziere mich mit dem Beruf, aber auch mitden <strong>Kinder</strong>n.“Sybille Hartmann kann wie die anderen imBuch porträtierten Frauen von weichen Gefühlenerzählen, von Zärtlichkeit und Verantwortung,von Liebe zu ihren <strong>Kinder</strong>n. Und voneiner Beziehung auf Gegenseitigkeit. Denn<strong>Kinder</strong> bereichern das Leben von Karrierefrauen,wie auch Dr. Margot Käßmann erfahrenkonnte: „Ihnen verdanke ich viel. Ich binsanfter geworden. Ohne sie wäre ich vermutlicheine harsche Professorin an irgendeiner Universitätgeworden.“Für jede der Teilnehmer/innen war einBuch der „Unmöglichen“ auf dem KolloquiumreserviertEs ist kein Zuckerschlecken, ein 16-Stunden-Tagmit –zig Besprechungsterminen, einem piepsendenOrganizer und abends dann den <strong>Kinder</strong>n.Da fällt auch eine ‚Unmögliche‘ zuweilenSelbstzweifel an. „Hartmann“, sagt Sybille Hartmanndann zu sich, „dein Kind kann nicht Tennisspielen, weil du arbeitest.“ Bei diesem Satzschwingt Ironie in der Stimme, denn beirrenließ Sybille Hartmann sich nie. „Es ist so wichtig,ein eigenes Leben und einen eigenen Berufzu haben“, sagt Sybille Hartmann. „VielenFreundinnen laufen jetzt die Männer davon.Anke Dürr, Claudia VoigtDie UnmöglichenMütter, die Karriere machenDiana-VerlagGebunden, 240 SeitenISBN: 3-453-28504-217,95 Euro<strong>Karrierek</strong>(n)<strong>ick</strong> <strong>Kinder</strong> _21


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