hohenzollerische heimat w 3828 fx - Hohenzollerischer ...
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ist er halt ein »oafälteger« Kerle. Sind Kleider oder Gegenstände<br />
aller Art etwas zu knapp geraten, dann passen<br />
sie grad noch so leidlich, sind aber »bschnotta« oder<br />
»bhääb«. Auch Menschen können beim Geben »bhääb«<br />
sei. Hatte früher eine Hose oder ein Rock ein Loch, so<br />
setzte man einen »Blätz« darauf. Reisigwellen vor dem<br />
Hause hatte man früher mit der »Hoop« zu Kleinholz<br />
gemacht. Die »Hoop« war ein starkes, vorne nach oben<br />
JOHANN ADAM KRAUS<br />
Zu unserer Mundart<br />
Nur in den Städten und bei starkem Zuzug von Landfremden<br />
sei die Mundart stärker gefährdet, meint der<br />
Freiburger Dialektforscher Univ. Prof. Dr. Eugen Gabriel.<br />
Er äußerte sich anläßlich einer Vortragsreihe des<br />
dortigen Alemannischen Instituts (Mozartstr. 30, ein paralleles<br />
Institut besteht an der Universität Tübingen)<br />
über die Landschaft, Geschichte und Kultur des Bodenseeraums,<br />
die später im Druck erscheinen soll, wie schon<br />
früher über den Schwarzwald. Professor Gabriel stammt<br />
aus Vorarlberg und erforscht die einzelnen Mundarten<br />
rund um den Bodensee, nämlich die seines Heimatgebiets,<br />
der Schweiz, Badens und Württembergs. Der Vortrag verglich<br />
das schweizerische Idiom mit dem südalemannischen<br />
und südschwäbischen und zeigte, wie es nicht anders<br />
zu erwarten war, die ungemein großen Mannigfaltigkeiten<br />
und Verschiedenheiten von Gegend zu Gegend, ja<br />
von Dorf zu Dorf, wie sie auch bei uns jedem leicht erkennbar<br />
sind.<br />
1. Aus den vielen beigezogenen Beispielen sei nur ein uralter<br />
Ausdruck, das Zeitwort färben (firben) erwähnt.<br />
Firben heißt bei uns auf der Alb und nach Josef Karl<br />
Brechenmachers Schwäbischer Sprachkunde (Stuttg.<br />
1925, 920) wohl nur noch in der südwestlichen Ecke des<br />
schwäbischen Gebiets (früher weitverbreitet) soviel wie<br />
reinigen, fegen, putzen, kehren, meines Wissens in Ringingen<br />
aber nur »reinigen mit dem Besen«. Man firbt<br />
also die Stube, den Hof, die Stiege, den Weg usw. Bereits<br />
im Althochdeutschen um 850 n. Chr. kommt das<br />
Wort vor als furapjan und furpan. Mittelhochdeutsch<br />
lautete die Form vürben und fürwen. Otfried von Weißenburg<br />
i. Elsaß benützt es in seinem Evangeliengedicht<br />
»Krist« in der Bedeutung »die Seele reinigen von Sünden«,<br />
was aber nicht heißen soll, es sei bloß auf religiösem<br />
Gebiet gebraucht worden. Schade, daß dieses urtümliche<br />
Wort firben weithin in Abgang kam, denn das heute<br />
dafür benützte auch alte »kehren« bedeutet sowohl<br />
umkehren, umdrehen, als auch reinigen. Es ist also zweideutig.<br />
Auch dieses Wort findet sich, wohl aus späterer<br />
Entwicklung, in Ringingen im Wort Kehrwisch (Kairwisch)<br />
= Handbesen aus Haaren (nicht Reisigbesen).<br />
Übrigens sagt man in Eschbach bei Freiburg statt firben:<br />
schwaifen. Nebenher darf noch hingewiesen werden, daß<br />
vor Jahrhunderten auch bei uns das Wort Matte für<br />
Wiese üblich gewesen zu sein scheint, das doch heute nur<br />
im Alemannischen gebraucht wird. Im Jahre 1545 hieß<br />
ein Feld in Ringingen Breinismatt, das im Lauf der Zeit<br />
zu Bräunschmack verderbt wurde, als man den Sinn<br />
nicht mehr kannte. Ähnlich ging es mit dem 1524<br />
wähnten Feld Bürtestal (Tal des Burte) am Ringinger<br />
Ortsrand, das zu unsinnigem Birenstall verballhornt ist.<br />
2. Die Baufalla war in unserer Jugend vor über 65 Jahren<br />
in Ringingen ein meist kleiner Kinderspielball aus<br />
Tuch oder ähnlichem Stoff, sehr selten schon aus elastischem<br />
Gummi. In dem Maße, in dem der nach dem 1.<br />
Weltkrieg aus England zu uns gekommene Fußball sich bei<br />
62<br />
gekrümmtes Messer mit einem Holzgriff. - Einer, der<br />
alles bis ins Kleinste ausdenkt, ausprobiert und es mit allem<br />
sehr genau nimmt, ist »difftleg« oder a »Difftler«.<br />
Wortschatz und Klangfarbe sind im Schwäbischen oft<br />
von Ortschaft zu Ortschaft etwas verschieden. Aber gerade<br />
darin zeigt sich die wunderbare Vielfalt und Gestaltungskraft<br />
unserer schwäbischen Heimat und Landschaft.<br />
der Jugend durchsetzte zum fast unumschränkten Sport,<br />
ging auch die Baufalla zurück, so daß heute selbst der<br />
Name so gut wie ausgelöscht erscheint. Man redet nur<br />
noch vom Ball oder Balla. Fischers Schwäbisches Wörterbuch<br />
kennt die Baufalla nur in der Bedeutung Tannenzapfen<br />
von Meßstetten (HJHeft 1953, 124). Uber<br />
die Erklärung des Wortes konnte ich nichts ganz Befriedigendes<br />
finden. Man hörte beispielsweise in Burladingen<br />
auch die Form Bauballa oder in direkter Umkehrung<br />
Fauballa, wobei die erste Silbe ebenfalls unerklärlich ist,<br />
die zweite und dritte aber offensichtlich eine Erklärung<br />
darstellt. Es steht eben das ganze Wort in Frage. Buf<br />
hieß im Mittelhochdeutschen ein Brett-Spiel. Man mag<br />
annehmen, das Wort gehöre ursprünglich zu puffen oder<br />
stoßen und sei im Schwäbischen zu Bauf geworden, wie<br />
ruff zu rauf. Die Lateiner kannten den Ball als follis<br />
und der englische puffball ist ein Bovist(Pilz), während<br />
das Eigenschaftswort puffy auf der Insel als aufgeblasen<br />
oder bauschig gilt. Ob bei uns nicht englische Einflüsse<br />
vorliegen? Es müßte nur das b von puffball weggefallen<br />
sein, woraus dann Baufalla wurde, eben unser ehemaliger<br />
Kinderspielball. Erwähnenswert erscheint die Äußerung<br />
eines Landfremden: In Burladingen hätten die Kinder<br />
ehemals nicht Baufalla, sonder Baufarla gesagt. Dies war<br />
bestimmt jedoch ein Fehlschluß, nicht bezüglich der<br />
Sprache, sondern der Schreibung! Denn noch vor 40<br />
Jahren haben bejahrte Einheimische im heutigen Zentralort<br />
Burladingen fast alle das L in englischer Weise<br />
mit einem unwillkürlich eingeschobenen R zu einem neuen<br />
Laut umgebildet, was übrigens auch von den alten<br />
Tailfingern behauptet wird. So klang z. B. das Wort<br />
Halde wie Harlde und Baufalla wie Baufarla, genau wie<br />
im Dorfnamen Burladingen. Es könnten viele Beispiele<br />
angeführt werden. Ich nenne nur Horlz, Fearld, Warld,<br />
Fer/sen usw. Einem damals schon alten Burladinger<br />
Händler und Hausierer Jonas wurde von anderwärts der<br />
Spruch in den Mund gelegt: »S Burladinger Horlz isch s<br />
beseht Horlz, s brennt wie an Zindhor/z«. Doch schon<br />
vor 40 Jahren mit immer stärker aufkommender Industrie<br />
und dem Zuzug vieler Fremder kam die rl-Form<br />
besonders bei der jungen Generation immer mehr in Abgang,<br />
so daß sie heute praktisch der Vergangenheit angehören<br />
dürfte.<br />
JOHANN ADAM KRAUS<br />
Es gibt keinen Bach Killer<br />
In Aufsätzen der Tagespresse findet man immer wieder,<br />
wie übrigens schon im Jahre 1940 1 gerügt werden mußte,<br />
im oberen Killertal einen unmöglichen Bach Killer<br />
verzeichnet. Unmöglich: wegen des angeblichen Laufes<br />
vom Weilertal ob Hausen nur bis zum Dorfe Starzein,<br />
während das Dorf Killer unterhalb liegt, unmöglich aber