hohenzollerische heimat w 3828 fx - Hohenzollerischer ...
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Schrift, die eher als Luterhisches Pamphlet denn als<br />
ernstzunehmende Prophezeiung zu verstehen ist, nicht<br />
länger im katholisch gebliebenen Hohenzollern weilen<br />
wollte und mit seiner ganzen Familie irgendwohin ins<br />
Württembergische verzogen ist.<br />
JOHANN ADAM KRAUS<br />
Namenrätsel: Katzenbeere und Micke<br />
A. Die um den Johannistag reifenden roten Gartenbeeren,<br />
die daher Johannesbeeren heißen (rubes rubrum),<br />
sind wohl allgemein bekannt. Weniger scheint dies mit<br />
der schwarzen Sorte (rubes nigrum) der Fall zu sein.<br />
Diese wird wegen des auffallenden Geruches von manchen<br />
gemieden, von andern mit Vorliebe gegessen oder<br />
zu Gsälz eingekocht oder auch zur Likörbereitung verwendet.<br />
Auf der <strong>hohenzollerische</strong>n Alb, z. B. in Ringingen<br />
(und wohl auch in der Umgebung), nennt man diese<br />
schwarzen Johannesbeeren merkwürdigerweise Katzebeeren.<br />
Jemand meinte wegwerfend und stark übertrieben, der<br />
Geruch gleiche dem von Katzendreck. Viele Jahre grübelte<br />
der Berichterstatter über diesen sonderbaren Namen,<br />
bis ein befreundeter Ruheständler, der sich mit<br />
Gartenbau und Französisch befaßt, dem Rätsel auf die<br />
Spur half. In unserem Nachbarland über dem Rhein<br />
heißt die Schwarze Johannesbeere und der daraus bereitete<br />
Likör nämlich cassis. Da das Schluß-S nicht ausgesprochen<br />
wird, bildeten unsere Vorfahren (ich weiß<br />
nicht wann; vielleicht kann dies ein Leser sagen?) die<br />
Wortform Kassi- oder Kassebeeren. Weil sie aber mit<br />
»Kasse« in diesem Zusammenhang nichts anzufangen<br />
wußten, wurde eben Katzenbeeren daraus.<br />
Wie das französiche Wort zu uns auf die Alb kam, wo<br />
man ja auch statt hochdeutschem Tunnel nur von Tunell<br />
(Ton auf dem e) redet, mögen Interessenten erforschen.<br />
Ein Anfrage in der Tageszeitung, wieweit wohl die<br />
Katzenbeere sonst bekannt sei, blieb ohne Echo.<br />
B. Ein ganz anderes Gebiet betrifft die Micke. Es handelt<br />
sich um die Bremse an den Fuhrwerken (natürlich<br />
nicht an Autos!). Die Bezeichnung ist sowohl im Schwäbischen,<br />
im Alemannischen um Freiburg, als auch im<br />
Kraichgau (Baden) und bis ins Allgäu, kurz im oberdeutschen<br />
Raum gebräuchlich. Sehr alt dürfte der Begriff<br />
kaum sein. In Ringingen sei die Micke um 1890<br />
aufgekommen. Noch um 1912 pflegten die Zigeuner ihre<br />
JOHANN ADAM KRAUS<br />
Zu Namen von Beeren und Früditen<br />
Manche Bezeichnungen der bekanntesten Beeren und<br />
Früchte benötigen keine Erklärung, so die einzelstehende<br />
Einbeere, die Moosbeere, die niedrig an der Erde wachsende<br />
Erdbeere, bei uns zu Aibber fortgebildet, eigentlich<br />
Aidbeere (vgl. Aidfall = Erdfall). Die Heidelbeere wuchs<br />
ursprünglich auf der Heide, heute meist im Wald. Die<br />
auf Bäumen zu findende rote Mehlbeere zeichnet sich<br />
aus durch ihren mehligen Inhalt. Die Kirsche oder Kriese<br />
entstand aus lateinischem ceresia, althochdeutsch Kirse.<br />
Die Schlehe, schwäb. Schlaia, hieß ahd (althochdeutsch)<br />
sleha, mhd siehe. Die Hagebutten (Hegen) setzen<br />
sich zusammen aus Hag und Butte oder Butzen, d. h.<br />
Kerngehäuse. Die gelbe Zipper kam aus Zypern, die<br />
58<br />
Heute sind Vertreter der alten Familie Hospach wieder<br />
(oder immer noch) in der alten Heimat ansässig. Kundige<br />
Leser, die über den Verbleib der Hospach zwischen<br />
dem 16. und 19. Jahrhundert Näheres wissen, möchte ich<br />
um entsprechende Hinweise bitten.<br />
damaligen armseligen Planwägen dadurch zu bremsen,<br />
daß sie von seitwärts einen Bengel ins Rad hielten, und<br />
damit sperrten. Bei schweren Holzfuhrwerken benutzte<br />
man in den steilabfallenden Staigen zusätzlich einen<br />
Radschuh, der »gretzte«, aber natürlich für Teerstraßen<br />
unmöglich war. Solche Wagen hatten manchmal auch<br />
hinten noch eine zusätzliche Micke für die Hinterräder.<br />
In der Freiburger Gegend kann man statt Micke auch<br />
Striicke (Streiche) hören, anderwärts Wicke. Nach<br />
Jos. K. Brechenmacher (schwäbische Sprachkunde 1925,<br />
S. 237) bedeute Micke im Mittelhochdeutschen ein kleines<br />
Brot (lat. mica). Der Mocke ist ein (Holz-)Brocken.<br />
Tatsächlich werden ja durch einen Mechanismus die beiden<br />
Micke-Köpfe gegen die Radfelgen gepreßt. Muck<br />
heißt mancherorts das stechende Insekt Bremse, bzw. die<br />
kleine Stechmücke. Als Zeitwort ist »zuomicka« und<br />
»aufmicka« gebräuchlich. Wer vorne hoch über dem Laiterbaum<br />
auf einem Brett saß, benutzte einen Holzstab,<br />
der vorn eine Öse besaß, mittels der man den Micketriebel<br />
zu- oder aufdrehen konnte: und den man Faulenzer<br />
nannte. Während Fischers »Schwäbisches Wörterbuch« in<br />
der Micke einen Holzbengel oder ein Gabelholz sieht,<br />
redet Brechenmacher a. a. O. von einem Sperrklotz, was<br />
dafür spreche, daß das Wort Micke mit der »Mikke<br />
= spitziger Brotlaib« zusammenhänge. Dies überzeugt<br />
jedoch nicht, wohl aber seine weitere Aussage: Vom selten<br />
aufgezeichneten Wort Micke habe sich bis jetzt keine<br />
eigentliche Wurzel feststellen lassen. Dagegen sagt ein<br />
1893 im Elsaß erschienenes Wörterbuch: Micke komme<br />
von Mekanik und Brechenmacher gibt selber zu, daß im<br />
westlichen Schwaben weniger mehr lebende Formen<br />
»Mickenie« und »Mekenie« bezeugt seien. So wunderte<br />
es eigentlich nicht sehr, als neulich (im Februar 1979)<br />
Univ. Prof. Dr. Eugen Gabriel (aus Vorarlberg) an der<br />
Universität Freiburg mir sehr bestimmt bestätigte: »Der<br />
verhältnismäßig neuen Micke liegt das Wort Mechanik<br />
zu Grunde«.<br />
blaue Griechel aus Griechenland, sind aber fast wieder<br />
verschwunden. Die aus der Römerzeit stammende Pflaume<br />
hieß lat. prunum, ahd phruma und phluma und wurde<br />
mhd zu plume. Die Stachelbeere wächst bekanntlich<br />
an stacheligen Sträuchern. Die Frucht des Weißdorns<br />
nannten wir Kinder Buebanägele. Aber warum Bueba?<br />
Die Brombeere, bei uns Braobeer (obwohl schwarz!) hieß<br />
alt bramoberi, wobei bei uns das M ausfiel. Bramo bedeutete<br />
ahd Dornstrauch. Die Himbeeren, bei uns<br />
Hei(n)dala genannt, leiten sich vom ahd hintberi ab.<br />
Nach R. Loewe wurde der schwachdornige Himbeerstrauch<br />
mit der gehörnlosen Hindin (Hirschkuh) verglichen,<br />
der starkdornige Brombeerstrauch dagegen mit