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hohenzollerische heimat w 3828 fx - Hohenzollerischer ...

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schwunden, auch aus dem Gedächtnis der Einwohnerschaft.<br />

Urkundlich aber hat er sich als Flurname bis ins<br />

18. Jahrhundert hinein gehalten: „der Weyher, wodurch<br />

der Trochtelfinger Fußsteig gehet", „beim Weyher oder<br />

Schützenrain" oder „in Gärten beim Weyher".<br />

Die übliche Erbteilung führte auch zur Zerstückelung<br />

des Mühlelehens, so daß sich die Zahl der Teilhaber an<br />

der Mühle, die Consorten - zu einem großen Teil<br />

Nachkommen und Anverwandte des Hauptinhabers oder<br />

Trägers - mit Anteilen verschiedenster Größe, bis hin<br />

zu 16teln und 32teln anerbten bzw. einkauften. Ein Beispiel:<br />

Anno 1748 verkaufte Michel Bez, der ein Viertel<br />

der hiesigen Mahlmühle besaß, an seinen Sohn- Michel<br />

Bez, Müller, den achten Teil der Mühle um 330 Gulden.<br />

Zu der Zeit möchte der 32ste Teil der Mühle den Zins<br />

von 100 Gulden (fl) abwerfen.<br />

Das 19. Jahrhundert machte bei uns Schluß mit der alten<br />

Lehensherrlichkeit und gab dem Bürger seinen Besitz als<br />

freies Eigentum zurück. 1829 wurde die Uracher Zunftlade,<br />

der auch Mägerkingen angehörte, aufgelöst. Bei der<br />

Verteilung des Vermögens erhielt der hiesige Müller<br />

Ludwig Bez (Schultheiß von 1829-1835) 15 fl 19 kr. Er<br />

übergab das Geld der Stiftungspflege mit der Bestimmung,<br />

damit hilfsbedürftige Müller zu unterstützen.<br />

In den folgenden Jahren wechselt die Mühle verschiedentlich<br />

ihre Eigentümer, bis der Müller Joh. Martin Bez<br />

sie samt Liegenschaften im Jahr 1845 um 14 100 fl an<br />

den Müller Johannes Mader verkauft. Dessen Schwiegersohn<br />

Johs. Müllerschön übernahm in den Jahren 1858/<br />

59 um insgesamt 17 300 fl.<br />

Im Jahr 1843 hatte J. M. Bez zur Verbesserung seines<br />

Mühlwerks um den Bau eines vierten Wasserrades nachgesucht.<br />

Der Schrotgang war seither zusammen mit dem<br />

Gerbgang nur von einem Wasserrad getrieben worden.<br />

Das war hinderlich und nachteilig. Die talaufwärts gelegenen<br />

Wiesen brauchten aber das Seckachwasser auch.<br />

Der Verlust des Wässerungsrechts würde die Wiesenbesitzer<br />

schwer schädigen. Eine Verhandlung über diese<br />

strittige Sache zwischen dem Gemeinderat und dem<br />

Müller führte zu einer gütlichen Ubereinkunft: Der Müller<br />

anerkennt das seither bestehende Wässerungsrecht der<br />

oberen Wiesenbesitzer für die Zukunft. Unter dieser Bedingung<br />

wird ihm der Bau eines vierten Wasserrades gestattet.<br />

Dies war nicht der letzte Streit um das Seckachwasser.<br />

Am 31.3. 1877 wurden vom Stauwehr auf der letzten<br />

Trochtelfinger Parzelle vor der Markungsgrenze zwei<br />

hölzerne Staubretter nebst Ketten und Hebel im Wert<br />

von 20 fl durch den Müller Müllerschön und einen vom<br />

Schultheiß beauftragten Helfer eigenmächtig ausgehoben<br />

und die Seckach hinuntergeflößt. Der Schultheiß verweigerte<br />

die Herausgabe und wurde deshalb verklagt beim<br />

Amtsgericht in Reutlingen. Der Klagewert lautete auf<br />

20 fl = 34 Mark 29 Pf. und für den verlorenen Heugrasnachwuchs<br />

auf 60 Mark. Die Gerichtsverhandlung vor<br />

dem Amtsgericht Reutlingen fand am 1. November statt.<br />

Gerichtsakten fehlen.<br />

1894 übernimmt Johannes Speidel auf dem Tauschweg<br />

die Mühle samt Einrichtung und Nebengebäuden gegen<br />

ein Haus in der Wikgasse und 22 500 Mark Aufgeld.<br />

Aber schon 1898 wird das ganze Mühleanwesen um<br />

46 100 Mark an den Müller Georg Möck aus Hopfau<br />

weiterverkauft. 1907 verunglückt Möck tödlich. Die<br />

Müllerswitwe führt den Mühlebetrieb weiter, bis in den<br />

20er Jahren ihr Sohn Gustav die Mühle übernimmt, sie<br />

„mit den neuesten Maschinen" (Turbinen) einrichtet und<br />

sich seiner Kundschaft zur „Herstellung bester Qualitätsware"<br />

empfiehlt. So seine Geschäftsempfehlung vom<br />

September 1927 im Reutlinger Generalanzeiger . . . Am<br />

1. Juli 1972 hat diese uralte Mahlmühle ihren Betrieb als<br />

letzte der fünf Seckachmühlen eingestellt. Ihre Wasserkraft<br />

aber wird weiterhin genutzt zur Stromerzeugung<br />

in das Netz der EVS.<br />

Im Jahr 1807 erhielt Joh. Martin Hipp die Erlaubnis<br />

zum Bau einer neuen öl-, Ips- und Sägmühle. Diese erstand<br />

an der Wikgasse, zu Füßen der R. Hielock (1824<br />

„unterm Schlößle"), unweit der einstigen zwiefaltischen<br />

Mühlstatt Wikental. Der Lauf der Seckach mußte verlegt,<br />

ein neuer Wassergraben ausgesteckt, das Gefäll<br />

nicht durch ein einzulegendes Wehr (oder Fangbaum),<br />

sondern durch Tieferlegung des alten Grabens mit einem<br />

doppelten Fallengestell ob dem Räderwerk erreicht werden.<br />

In der Folge ergaben sich immer wieder Streitigkeiten<br />

zwischen den dortigen Wiesenbesitzern und dem<br />

Sägmüller wegen seines hohen Wasserschwellens. Es wurde<br />

ihm bedeutet, er könne seinen Säggang doch ohngeschwellt<br />

laufen und den Abiaufgraben offen lassen. Da<br />

sich nirgends ein Eichpfahl befand, konnte der Sägmüller<br />

nicht zur Ordnung gerufen werden. Der Schultheiß<br />

berichtete deshalb 1824 u.a. an das Oberamt: „...Es<br />

scheint mir, als sei die Sägmühle nur nach Gunst hingebaut<br />

worden ..."<br />

1865 wurde das Gebäu abgebrochen und größer als dreistockigtes<br />

Wohngebäude mit allen Zubehörden zur Sägmühle,<br />

zur Ölmühle und zur Hanfreibe aufgebaut. Als<br />

dann der Anbau von Hanf und Reps bei uns aufgegeben<br />

wurde, stellten Hanfreibe und Ölmühle ihren Betrieb<br />

ein. Dafür wurde 1895 neben der Säg- noch eine Mahlmühle<br />

eingerichtet. Der zweite Weltkrieg brachte beiden<br />

das Ende. Übrig blieb das große Wohnhaus mit einem<br />

kleinen landwirtschaftlichen Betrieb. An der Nordseite<br />

des Hauses, der Straße abgewandt, erinnert heute noch<br />

ein großes altes Wasserrad an die einstige Mühlenzeit.<br />

Wie die „Säge" am oberen, so steht die „Ipsmühle" am<br />

unteren Ortsende, auch auf der linken Seckachseite. Seit<br />

„Urdenklichen Zeiten" (so belegt 1783) stand dort eine<br />

Ölmühle, später als Gipsmühle ausgewiesen. Ihr Stampfwerk<br />

arbeitete „mit kleiner Wasserkraft". Das Material,<br />

Gipssteine, wurde bis zur Bahneröffnung mit Pferd und<br />

Wagen von einem Gipskeuperbruch aus der Gegend um<br />

Haigerloch hierhergebracht. Der gemahlene Gips wurde<br />

als begehrter Dünger in die umliegenden Alborte verkauft<br />

aber mehr und mehr von Guano (Seevögelmist aus<br />

Chile u. Peru) und künstlichen Düngemitteln verdrängt,<br />

so daß nach dem Tod des letzten Gipsmüllers (Wilhelm<br />

Graner) während des ersten Weltkrieges seine Nachkommen<br />

sich einem andern Erwerb zuwandten. Der Hausname<br />

aber hat sich bis heute erhalten.<br />

Quellen (gedruckte): Friedrich Eisele. Zur Geschichte Trochtelfingens<br />

(S. 59-62); Joh. Adam Kraus. Aus Zwiefalter Urkunden<br />

(H.H. 1967 S. 37); Lagerbuch der Kellerei Urach<br />

(„Achalmisches Salbuch") v. 1522 Magrichingen S. 723.; Beschreibung<br />

des OA Reutlingen v. 1893 (K. Stat. Landesamt).<br />

- (Handgeschrieben:) Matth.' Holzhäuer. Ortschronik von<br />

Mägerkingen (angelegt 1913); Regierungsprotokolle für die 3<br />

mägerkinger Wassertriebwerke Nr. 90, 92 und 93 (bei Möck)<br />

1908-23; Gemd. Archiv B 393. Fleckenrodel zu Mägk. mit<br />

Ordnung der Miller des Fleckens allda . . . v. 1584; Gemd. Archiv<br />

B 457. Brandschadenvers.-Consignation ... 1808 ff.;<br />

Staats- Archiv Stuttg. Kellerei-Lagerbuch Urach v. 1454;<br />

Staats-Archiv Stuttg. Das Mühlenwesen in Mägerkingen (A<br />

413, A 206, A 211-213); Staats-Archiv Sigmg. Mühlen im<br />

Seckachtal bei Trochtelfingen (Ho 197 u. 199); F. Fürstl. Archiv<br />

Donauesch. Die zwei Trochtelfinger Herrschaftsmühlen<br />

(Abt. 3 - Vol. II).<br />

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