hohenzollerische heimat w 3828 fx - Hohenzollerischer ...
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Beide Mühlen, vielleicht identisch oder auch nacheinander<br />
auf demselben Grund erbaut, hatten eine verhältnismäßig<br />
kurze Lebensdauer.<br />
Für das Gehöft Wickental, zu Füßen des kleinen Herrensitzes<br />
(Heute R. Hielock), dürfen wir annehmen, daß<br />
seine Lage an der Seckach dem Kloster Zwiefalten einst<br />
geeignet schien zum Bau einer Mühle, um seinen Ort<br />
Wilsingen zu bedienen. Für Mägerkingen und Trochtelfingen<br />
konnte diese Klostermühle nicht gedacht sein,<br />
eher noch für den Burgherrn über ihnen. Ein guter Weg<br />
führte von Wilsingen ostwärts durch das „Mägerkinger<br />
Tal", am „Mägerkinger Häule" vorbei, über den Eselsberg<br />
zum Dürrbuch als „Wilsinger Weg" auf Mägerkinger<br />
Markung ins Wickental herüber . . . Später war auf<br />
diesem Weg die im Flecken Mägerkingen gelegene Sekkachmühle<br />
für die Wilsinger ebenso leicht zu erreichen<br />
wie vordem die Mühle in Wickental . . . Zudem konnten<br />
die Mühlekunden ihre Tragtiere auf den bei der Mühle<br />
liegenden „Eselwasen" treiben.<br />
Im Lagerbuch der Kellerei Urach vom Jahr 1454 -<br />
kurz vorher muß Mägerkingen an Württemberg gekommen<br />
sein - lesen wir: „Ulrich Miller git Järlich 4 Pfd.<br />
hlr Zins uß der milin mägriching, lviertel Ayer (120), 4<br />
Käs, 2 Herbsthiner, 1 Vasnachthun, 2 Schultern / ist im<br />
zu Erbgut gelihen, git 4 Pfd. Weglösin und 4 Pfd. Hantlohn,<br />
wenn es zu Vellen kompt. Darzu gehört 1 Juchert<br />
ackerß . . . item IV2 Tagwerk wysen . . . item ain gart by<br />
der milin, item ain gart by der brugg, auch git der Miller<br />
3 Schilling hlr us ame garten . . ."<br />
Anno 1522, in der österreichischen Zeit - Herzog Ulrich<br />
war außer Landes - wurde das Lagerbuch erneuert<br />
und nur wenig verändert. Ein alter Mägerkinger Flekkenrodel<br />
enthält die „Ordnung der Miller deß Fleckhens<br />
allda". Ihr Wortlaut:<br />
„Zuewisßen und Kund seye Allermönniglich, daß deß<br />
Fleckhen Megerkingen allt Herkommen und Gerechtigkeit<br />
ist, und hinführo in künfftig Zeit seyn und bleiben<br />
soll, daß alle und Jede Miller, so zue disen Zeiten daselbst<br />
seynd, und in künfftigen Zeiten daselbst seyn werden,<br />
mit Bawung der Mühlinen, Model und Meß der<br />
Mühlstein und Zargen, mit Eych der Mühlmeß, empfahung<br />
deß Millerlohns mit Gerben und Mahlen, mit<br />
Hallttung der Schwein, Hennen, Gänß, Enten und anderm,<br />
verpflicht und verbunden seyn sollen, sich allermaßen<br />
und Gestallt, in allen und Jeden puncten und<br />
Stuckhen, diser MillerOrdnung gemäß und gleichförmig<br />
zue hallten, und darwider nit zuethun, Bey poen, Bußen<br />
und Strafen, wie underschiedlich hernach beschrieben<br />
folget:<br />
Erstlich sollen die Miller zue Megerkingen die Mühlinen,<br />
ob und underthalb Wassers in wesentlichen Bäwen und<br />
Ehren, unzergänglich hallten und haben, mit allen<br />
Haubt-Bäwen, in Ihren selbs aigenen Costen, ohne alle<br />
entgellttung deß Fleckhen Megerkingen, Trewlich und<br />
ohngefährlich.<br />
Am Andern sollen Sie haben guet Mühlstain, in Rechter<br />
dickin, nach deß Dorfs Model und Zargen, nit zue hoch,<br />
sondern in Rechtmäßiger zimblicher Höhin, und in der<br />
Weittin, auch nach deß Dorfs Model und Meß.<br />
Zum Dritten sollen Sie Ihre Mühlmeß haben, nach Uracher<br />
Eych, gerecht, wie die in Anno Acht und Fünfzig<br />
durch Heinrich Schwänzen und Jacoben Kümppeln die<br />
Geschworenen Eycher zue Urach, geeychet seynd worden.<br />
Zum Vierdten sollen Sie sich mit nemmung und Empfahung<br />
deß MillerLohns, dergestallt und allso hallten, daß<br />
ein Miller mehr nit nennen: oder empfahen soll, denn<br />
den Zweinzigsten Theil, nemblich wie Folget:<br />
36<br />
Von vier Simeri Kernen, allwegen ein Imi nennen, deren<br />
derselben Fünfe ein Simeri Thuen. Und von zweyen Simeri<br />
Kernen, ein halb Imi, deren Zehne ein Simeri Thuen.<br />
Und von Einem Simeri Kernen, ein Viertentheylen,<br />
deren Zwein-Zige Ein Simeri Thuen. Dergleichen von<br />
Haberkern, Mueßmeel, Schweinen u. Hunden mahlen,<br />
auch mehr nit zu Lohn nennen denn nach Anzahl deß<br />
Meß, den Zweinzigsten Theil, wie vorgeschrieben stehet.<br />
Es sollen auch die Miller, alles das Jenig, so zu der Mühlin<br />
gehört, nach Nothdurft zurichten und ferttigen, damit<br />
Sie einem Jeden das Seine wohl gerben und Mahlen<br />
können, umb den Vorbestimbten Lohn.<br />
Und welcher vor dem Andern mit Korn in die Mühlin<br />
kombt, daß Er gerben und Mahlen will laßen, demselbigen<br />
soll der Miller gerben und Mahlen, vor Allermönniglichs.<br />
Item, wann ein Miller gebillet hat, so soll die Mahlmühlin<br />
mit deß Millers aigenem Korn zuevor erschütt und<br />
ermahlen werden, ehe Er einem andern mahlen Thuet.<br />
Es soll auch kein Miller über Zweinzig und Vier Henna<br />
haben, auch weder Gänß noch Enten hallten, es wäre<br />
dann Sach, daß Ihme die von Megerkingen daßelbig sonderlich<br />
vergünnten und zueließen, und änderst nit, dann<br />
uf wider abkünden, allß Lang es Ihnen von Megerkingen<br />
geliebte.<br />
Es soll auch ein Miller mehr nit hallten und haben denn<br />
zwey Äßschwein, es wär dann Acht: oder Vierzehen<br />
Tag ohngefährlich, daß einer Zwey Gangschwein hätt,<br />
zwo Wochen, biß daß Er die Zwey Äßschwein verkauft.<br />
All ander Ding, wie das Nahmen haben mag,<br />
und schädlich, ist einem Jeden Miller zue hallten und<br />
zue haben verbotten."<br />
Nimmt der Müller einen höheren Lohn als das vorgeschriebene<br />
Zwanzigstel, so hat jeder Zeit ein Ambtmann<br />
zu Megerkingen Macht und Gewalt, den Müller zu strafen.<br />
Desgleichen, wenn dieser den rechten Model und<br />
Meß der Mühlstein und Zargen nicht hält oder die<br />
Mühlmeß die rechte Eych nicht haben, ist er zu fünf<br />
Pfund hlr Straf verfallen. Hält er zuviel Schweine, Hennen<br />
oder was ihm sonst zu halten verboten, wird er für<br />
jedes überzählige Stück um ein Pfund hlr bestraft.<br />
Obige Ordnung soll einem jeden Müller des Jahrs zweimal<br />
vor Schultheiß, Gericht und Gemeind zu Megerkingen<br />
verkündt und vorgelesen werden, darmit sich jeder<br />
Müller darnach wisse zu halten, ihm selbst und den gemeinen<br />
Mann vor Schaden zu sein.<br />
Die ganzen Mühlstrafen standen anfänglich der Herrschaft<br />
zu. So geschehen noch im Jahr 1570. Deren von<br />
Mägerkingen untertäniges Suppliciren um den halben<br />
Teil derselben fand 1584 endlich Gehör: . . . „Aber dieweyhl<br />
Sie Arm und von deß Gemeinen Fleckhen wegen<br />
ein geringes Einkommen ... So wollen Wir Ihnen hiemit<br />
in Gnaden bewilligen . . ., daß Halbtheil einzuenemmen<br />
und zue deß Fleckhen nuzen zue verwenden."<br />
Im Pfullinger Kellerei-Lagerbuch von 1680 lesen wir auf<br />
Blatt 633 unter Mägrigkingen: „Ludwig Bez, Schultheiß<br />
et Consorten haben innen die Mühlin zu Mägr ... ist<br />
meines gnädigsten Fürsten und Herrn Eigenthumb und<br />
ihr Erbgut, . . . hat drei Räder . . ." Dann folgt, was sie<br />
jährlich auf Martini zinsen, was Handlohn und Weglösin<br />
ausmachen . . . (s. oben!). Die Mühle muß damals eine<br />
Quelle des Wohlstands gewesen sein. Ihr Hauptinhaber,<br />
von 1653 bis 1694 auch Schultheiß, besaß neben fünf<br />
Häusern, darunter den „Hirsch", über hundert Morgen<br />
Ackers und über zwanzig Mannsmahd Wiesen, dazuhin<br />
„die sehr einträgliche Mühle".<br />
Der Mühle fehlte es nie an Wasser. Dazu mag eine Stauanlage,<br />
bestehend aus Weiher, Wehr und Mühlgraben,<br />
beigetragen haben. Der Weiher ist schon lange ver-