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hohenzollerische heimat w 3828 fx - Hohenzollerischer ...

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wird das oft mit dem Spruch ausgedrückt: »Vorsicht, ma<br />

waßt (weißt) niea, mo Gott hogget!« Kinder sind<br />

manchmal ungezogen und »dont (tun), wiea de abglauna<br />

(losgelassenen) Hond«. Wer keine Geduld aufbringt und<br />

wertvolle Sachen und Gegenstände lieblos behandelt<br />

oder rücksichtslos entfernt, der bekommt zu hören: »Mit<br />

Gwalt lupft ma Goaß (Geiß) am Schwanz nomm!«<br />

Die Mundart führt zusammen. Ihre trefflichen Worte<br />

und Redewendungen strahlen Vertrauen aus, öffnen sofort<br />

Herz und Geist und stellen den Sprecher ganz auf<br />

den sicheren Boden der Heimat. Dort findet man auch<br />

noch in unseren Tagen Halt, Hoffnung und unvergängliche<br />

Werte.<br />

JOHANN ADAM KRAUS<br />

Die Familiennamen Flad, Lorch,<br />

Maier, Speidel, Viesel<br />

Die Familie Flad sitzt im Killertal schon über 500 Jahre.<br />

Wenigstens wird in Jungingen im J. 1442 schon ein<br />

Mann namens Fladenmul (-maul) genannt, später zu<br />

Flad (auch Fladt) verkürzt, so 1548 (Hohz. JHeft 1935,<br />

124). Schon früher findet sich anderwärts einer »genannt<br />

Vlade«. Der Name dürfte ziemlich sicher mit den Fladen<br />

oder flachen Kuchen zusammenhängen, die auch als Honigkuchen<br />

erscheinen. Flädlesuppen aus geschnittenen<br />

Fladen sind sehr beliebt. Im Althochdeutschen war flade<br />

ein Opferkuchen; germanisch wird der Stamm<br />

»plat« = »breit und flach« als Grundform angenommen.<br />

Aber wie wurde Flad zum Familiennamen? Brechenmacher<br />

bringt aus Esslingen zum Jahr 1386 das »Haus eines<br />

Fladenessers« bei. Die Form Fladenmaul in Jungingen<br />

scheint dasselbe zu besagen, wenn nicht gar ein Mann<br />

mit einem auffallend breiten Mund damit charakterisiert<br />

gewesen sein soll, so daß es ein Übername war. Flad saßen<br />

1548 in Starzein und in Jungingen (Hohz. JHeft<br />

1935, 126 u. 124). Von letzterem Ort zog einer nach<br />

Tailfingen, ein anderer nach Stetten b. Hech.<br />

Dir Lorch in Killer kamen über Gauselfingen, wo einer<br />

1544 Ortsvogt war, von Hausen an der Lauchert, wo als<br />

erster 1454 ein Hans von Lorch saß. Er war aus einem<br />

der beiden Ortschaften Lorch zugezogen.<br />

Die Maier (auch anderwärts Meier, Meyer usw.) bezeichneten<br />

ursprünglich die Vorsteher oder majores (vgl.<br />

fränkische Hausmaier), später die Aufseher über herrschaftliche<br />

Höfe: Lehnhöfe. Noch 1530 mußte in Ringingen<br />

jeder Maier, d. h. Bauer, dem Mesner einen Laib<br />

Brot pro Jahr stiften. Schon 1545 erscheint dort auch<br />

der Familienname Maier, wie heute.<br />

Die Speidel 1548 in Boll und Grosselfingen, Spidelin in<br />

Ringingen, sind nach dem wohlbekannten Holzstück<br />

oder dünnen Holzkeil benannt. Rudolf Kapff bringt<br />

eine Menge ähnlicher Gegenstände in seinem Schwäbischen<br />

Geschlechtsnamen-Büchlein von 1927, 499 f., die<br />

alle namengebend wurden.<br />

Die schon im 16. Jahrhundert in Melchingen seßhaften<br />

Viesel (Visel) (1540 auch in Ringingen, und dann von<br />

1788 bis 1978), 1422 in Steinhilben, 1548 Viselin in<br />

Burladingen (aus Ringingen: Hohz. JHeft 1935), sind<br />

auch in Freiburg, sonst in Baden und Württemberg verbreitet.<br />

Auch die Fiseler, Visel, Vissel, Viser, Füßer, Viselli,<br />

vielleicht die ßiselli auf der Beuroner Mühle um<br />

1918, und selbst Füß, Vitz und ähnliche gehören zu dieser<br />

Gruppe. Um 1500 gab es bei Ravensburg eine örtlichkeit<br />

Visel, vielleicht nach dem Bewohner benannt.<br />

Der Ringinger Pfarrer schrieb um 1790 den aus Melchingen<br />

gekommenen Namen sogar Füessel. Während Edmund<br />

Nied in seinem 1924 erschienenen »Familienbuch<br />

von Freiburg« ohne Begründung meint, der Name sei ein<br />

unschöner Übername und besage bildlich ein »Schmächtiges<br />

Geschöpf«, indem er vermutlich an das mittelhochdeutsch<br />

Wort visel = männliches Glied dachte, ist festzustellen:<br />

Schon im Jahr 817 nennt das Urkundenbuch von<br />

St. Gallen (Bd. I, 223) einen Zeugen Fizil(inus) zu Ebingen<br />

betr. Rechtssache in Vilsingen. Visel ist ein uralter<br />

Personenname, der zu unverstandenem Familienname<br />

wurde, wie es auch sonst oft vorkam.<br />

JOHANN ADAM KRAUS<br />

Zu Imme bzw. Biene<br />

Der Bienenbericht W. Fricks Seite 63 des Jahrgangs 1978<br />

dieser Zeitschrift weckte alte Kindheitserinnerungen.<br />

Damals hatte der alte Freudemann unterm Hohlweg in<br />

Ringingen noch in seinem Immenstand (man spricht das<br />

I lang unter Ausstoßung des zweiten M also Ime) seine<br />

altertümlichen Körbe aus geflochtenen Strohzöpfen nebeneinander<br />

in seiner Holzhütte aufgereiht. Die Hütte<br />

ist längst verschwunden und neuestens folgte ihr auch<br />

das altersschwache Haus Nr. 88. Wir Kinder fertigten<br />

aus weichgeknetetem Lehm (Loi, also urspr. Leim!) nicht<br />

etwa korbförmige, sondern topfgroße eckige Behälter<br />

mit einem kleinen Seitenloch. Von oben gewährte eine<br />

kleine Glasscheibe die gewünschte Einsicht zum Inhalt<br />

der aus Gras oder Laub bestand. Wir nannten unser<br />

Werk nach uraltem merkwürdigem Brauch einen Imenbinker,<br />

was mir noch lange ein Rätselwort darstellte.<br />

Wir planten ihn als Behälter für eine oder mehrere zu<br />

fangende Bienen. Daraus wurde natürlich nichts und<br />

zwar aus praktischen Gründen, nämlich der Stechgefahr<br />

und des Verbots durch Erwachsene, die unser Tun beobachteten.<br />

Es hätte ja nur eine Tierquälerei ergeben.<br />

Höchst beachtlich scheint jedoch die Tatsache: In diesem<br />

alten Wort Imenbinker steckt ein Stück Bienenkunde.<br />

Daß der Imen (ahd. imbi oder imbe) seit über 1000 Jahren<br />

einen Bienenschwarm, die Im aber das Einzeltierchen,<br />

bzw. Insekt, bezeichnet, erfuhren wir erst später.<br />

Doch was bedeutet Binker? Schon als man das Wort<br />

Imen davorsetzte, verstand man den Sinn nicht mehr.<br />

Denn die erste Silbe Bin ist zweifellos Biene. Die zweite<br />

Silbe Kar dagegen ist bei uns sonst völlig unbekannt.<br />

Nach Kluge-Mitzkas Etymologischem Wörterbuch der<br />

deutschen Sprache bezeichnet Kar in den Alpenländern<br />

eine Mulde oder einen Gebirgskessel und ist gleichbedeutend<br />

mit dem alt- und mittelhochdeutschen Kar = Gefäß,<br />

wozu mhd. ~binenkar = Bienenkorb und der aus dem<br />

sächsischen Sprachbereich stammende Im-ker (Imkar-<br />

Bienenzüchter) gehört, den man anderwärts auch Zeidler<br />

nennt. Ein Imenstock erinnert an frühere Zeiten, in denen<br />

man statt der späteren Strohkörbe die Bienen in ausgehöhlten<br />

Holzstöcken hielt. In beiden Fällen war bis<br />

zur Erfindung der sog. Beuten oder Kästen zur Gewinnung<br />

des Honigs und Wachses die Zerstörung des Bienenkorbes<br />

bzw. des Schwarms nötig, falls letzterer nicht<br />

von selbst »starb«. (Das Wort verrecken verbot die Ehrfurcht<br />

vor den Gottesgaben Honig und Wachs). Das<br />

Wort Biene erwuchs aus der indogermanischen Wurzel<br />

bhi = beben, schwirren. Aus dem 10. Jahrhundert ist ein<br />

Bienensegen im Vatikan erhalten, der aus Lorsch stammt<br />

und mit dem Satz beginnt: »Krist, imbi ist husse« (Christus,<br />

der Im ist rauß!). Der Segen soll die nützlichen<br />

Tierlein vor dem Verirren bewahren.<br />

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