hohenzollerische heimat w 3828 fx - Hohenzollerischer ...
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tunlich, daß sich Geistliche nicht mehr parteipolitisch<br />
betätigen. Daher stellte er sich, obwohl wiederholt dazu<br />
aufgefordert, politischem Wirken nicht mehr zur Verfügung,<br />
verfolgte aber alles öffentliche Geschehen mit wachem<br />
Sinn. Die seltener gewordenen Besucher in seinem<br />
Alterssitz in Owingen staunten bei den lebhaften Gesprächen<br />
immer wieder, wie gründlich er bis in seine<br />
letzten Lebensjahre hinein über politisches Geschehen<br />
unterrichtet war, wie er öffentliche Entwicklungen verfolgte<br />
und aus den reichen Erfahrungen eines fast neunzigjährigen<br />
Lebens abgeklärt beurteilte. Solange es sein<br />
1 Theodor Heuss, »Deutschlands Zukunft 1919« in »Die großen<br />
Reden — Der Staatsmann«. 1965, Rainer Wunderlich<br />
Verlag Tübingen, S. 23 f.<br />
2 Handbuch für den Hohenzollerischen Landeskommunalverband.<br />
1907, M. Liehner's Hofbuchdruckerei G.m.b.H. S. 19.<br />
3 Sonderdruck »1850-1925« - »Fünfundsiebzig-Jahr-Feier<br />
Hohenzollern-Preußen«. Festbericht über den feierlichen<br />
Akt aus Anlaß der Eröffnung des 58. Hohenzollerischen<br />
JOHANN WANNENMACHER<br />
So sagt es die heimische Mundart in Rangendingen.<br />
Althergebrachte Ausdrücke und Redewendungen<br />
Man liest und spricht heute wieder viel von Heimatverbundenheit<br />
und Pflege des Volkstums. Das mit Recht!<br />
Sicherlich ist mit diesen Begriffen in der Vergangenheit<br />
unverzeihlicher Mißbrauch getrieben worden. Doch Erkenntnisse<br />
und Erfahrung haben eindringlich gezeigt,<br />
daß die Heimat eine Realität ist, die nie aus der Entwicklung<br />
des Menschen herausgenommen werden kann.<br />
Von dort empfangen alle seine Sinne, die ersten und<br />
dauerhaftesten Eindrücke und Anregungen. Sie gibt ihm<br />
einen unverlierbaren seelischen und geistigen Reichtum<br />
mit auf den Lebensweg.<br />
Die Mundart ist ein Kernstück unserer Heimat. Jedes<br />
Wort stammt aus ihrem Untergrund, ist umwoben von<br />
Geist- und Gemütswerten, die mit dem seelischen Inhalt<br />
in den Menschen hineinwachsen. Dies beweisen auch<br />
nachstehende alte Ausdrücke und Redewendungen:<br />
Wenn beispielsweise einer allzulange mit der Begleichung<br />
von Schuldigkeiten aller Art wartet, dann bleibt dem<br />
Gläubiger zuletzt nichts anderes übrig, als den Schuldner<br />
anzumahnen. Dafür gebraucht man in der Mundart das<br />
Wort »oascha«. In diesem uralten Wort liegt die ganze<br />
Vorsicht und Taktik einer unauffälligen, nicht verletzenden<br />
Mahnung. Hat einer eine Schwellung am Kopfe, die<br />
ihre Ursache in einem Stoß oder Wurf haben kann, so<br />
nennt man diese einen »Burren«. Wer an allem herumnörgelt<br />
und dabei oft wenig positiv eingestellt ist, der<br />
ischt a »Bruttier« — oder a baiser »Muddle«. Ist einer<br />
oder eine im Aussehen und Gebahren wenig mit Schönheit<br />
gesegnet, dann ist er »aschantleger« Denger und sie<br />
»aschantleger« - Dengen. Auch wer sich ungehobelt,<br />
rücksichtslos und frech benimmt, ist a schantleger Kerle<br />
und die Frau a schantlegs Luader. Wer etwas nur so gelegentlich<br />
probiert, mit der Zeit aber Geschmack daran<br />
findet, immer mehr und regelmäßig davon kostet, dear<br />
hot diea Sach »verliggeret«. Wenn eine Schraube nicht<br />
mehr hält, dann ist das Gewinde meistens »ausgleirat«<br />
- abgenutzt. Der Hausflur wurde ehemals »Hausöhre«<br />
genannt. Sie war früher oft recht einfach und dürftig ge-<br />
30<br />
Gesundheitszustand zuließ, übernahm er bei den Zusammenkünften<br />
seiner geistlichen Mitbrüder in Haigerloch<br />
kurze Vorträge, die Exhorten, die als sehr geistvoll und<br />
praxisnah dankbar aufgenommen wurden. Die Bundesrepublik,<br />
als vierte von Carl Vogel erlebte Staatsform,<br />
ehrte sein Wirken für die Heimat durch die Auszeichnung<br />
mit dem Verdienstkreuz des Verdienstordens.«<br />
Landrat Dr. Speidel bezeichnete bei der Verleihung am<br />
Vorabend des fünfundsiebzigsten Geburtstages im Owinger<br />
Rathaus in seiner Laudatio Feier und Orden »als<br />
eine Ehrung für Arbeit und Lebenswerk!«<br />
Kommunallandtages zu Sigmaringen am 4. Mai 1925. Buchdruckerei<br />
Chr. Daikeler, Sigmaringen. S. 3.<br />
4<br />
Sonderdruck a. a. O. S. 5.<br />
5<br />
Sonderdruck a. a. O. S. 6 ff.<br />
6<br />
Josef Mühlebach, »Der Landeskommunalverband des Hohenzollerischen<br />
Landes« Heft 10 der »Arbeiten zur Landeskunde<br />
Hohenzollerns« M. Liehners Hofbuchdruckerei KG Sigmaringen<br />
1965 S. 106.<br />
7<br />
Schwäbisches Tagblatt Nr. 47 vom 23. 4. 1949.<br />
halten. In alten Bauernhäusern gab es in der Hausöhre<br />
nur einen Lehm- oder Steinboden, sowie kahle, geweißelte<br />
Wände. Die Holzstiege heißt in der Mundart »Schteagund<br />
die Steintreppe wird mit dem auch klanglich<br />
schon härteren Wort »Schtepfel« bezeichnet. Sollen kleine<br />
Kinder ruhig sein und sich artig verhalten, so hört<br />
man ihnen zurufen: »Send ihr grieabegl« Das Brot durfte<br />
man nicht unnötig »vermudera«, d. h. zerkrümeln<br />
oder achtlos mit ihm umgehn. Das Brot schätzte man als<br />
eine heilige Gabe. Wenn Lebensmittel beim Kochen oder<br />
Einmachen sich setzen und immer geringer werden, dann<br />
»schmudderet« se zemma. Im übertragenen Sinn wird<br />
das Wort »schmuddera« auch auf alte und kranke Leute<br />
angewendet, wenn sie immer mehr abnehmen und<br />
schwächer werden. Da heißt es dann: »Diea (dear) ischt<br />
no bais zemma gschmudderat!« Sind Lebensmittel ungenießbar<br />
oder Sachen unbrauchbar geworden, dann sind<br />
sie »heineg«. Die Erbsen im Garten werden »bröcklet«,<br />
- aus den Schoten genommen und die Bohnen »zopf<br />
/ei« - gepflückt, gesammelt. Ein entzündeter Finger<br />
kann mitunter klopfende Schmerzen bereiten und<br />
»klotzget«. Hat jemand einen schweren Schädel, so kann<br />
es ihm »tremmleg« werden. Die frisch gesetzten Pflanzen<br />
muß man in der Mundart »gschbreeza« = gießen, das<br />
alte Wort »beareg« = soeben, gerade wird auch in vielen<br />
Verbindungen gebraucht. Da hört man: »Dear ischt beareg<br />
fort, komma, ganga, vorbeiglaufa usf.«<br />
Auch die Feldfrüchte haben in der Mundart teilweise<br />
ihre besonderen Namen. So sind Erbsen »Äscha«, Linsen<br />
»Leisa«, Kartoffeln »Grumbira«, dicke Rüben für das<br />
Vieh »Bugonter«, Gurken »Guckgommer«. Weizen nennt<br />
man »Woaßa« und Gerste »Gäascbda«. Die Mahden<br />
vom Heugras muß man »warba«, d. h. auseinanderstreuen,<br />
damit das Gras leicht dörren kann. Wenn kleine Kinder<br />
früher im Kaufladen etwas für den Haushalt holten,<br />
bekamen sie als Dreingabe ein paar erbsengroße »Fuuschtoale«,<br />
d. h. Bonbons. Muß man bei der Arbeit gefaßt<br />
sein und Überraschungen mit in Kauf nehmen, so