hohenzollerische heimat w 3828 fx - Hohenzollerischer ...
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war mit seinen Gesinnungsfreunden enttäuscht darüber,<br />
daß die Revolution von 1918 der deutschen Uneinigkeit<br />
keineswegs ein Ende zu bereiten vermocht hatte und enger<br />
Lokalpatriotismus die Bildung eines leistungsfähigen<br />
Landes verhinderte. Energisch aber wehrte er sich gegen<br />
die von Nachbarn zeitweise entwickelten Pläne, Hohenzollern<br />
aufzuteilen, wobei das Unterland Württemberg<br />
und das Oberland Baden zugeschlagen werden sollte. Im<br />
Kampf gegen eine solche Spaltung des in fast einhundert<br />
Jahren zusammengewachsenen <strong>heimat</strong>lichen Raumes gab<br />
ihm seine Stellung als Vorsitzender des Hohenzollerischen<br />
Kommunallandtages und des Landesausschusses,<br />
wozu er im Jahre 1922 gewählt worden war, eine wirkungsvolle<br />
Position. Dadurch war er zugleich Leiter des<br />
für Hohenzollern nach der »Hohenzollerischen Amtsund<br />
Landesordnung« vom 2. April 1873 gebildeten »mit<br />
den Rechten einer Korporation ausgestatteten Landeskommunalverbandes<br />
zur Selbstverwaltung ihrer Angelegenheiten«<br />
2 . Statt einer Teilung Hohenzollerns hielt er<br />
den Verbleib bei Preußen immer noch für den besseren<br />
politischen Zustand, zumal mit der demokratischen Regierung<br />
für Hohenzollern eine freiheitlichere, großzügigere<br />
und auf die Mentalität der Bevölkerung mehr<br />
Rücksicht nehmende Verwaltung zu spüren war. So<br />
klang aus den Reden bei der Festsitzung des Kommunallandtags<br />
anläßlich der fünfundsiebzigjährigen Zugehörigkeit<br />
zu Preußen am 4. Mai 1925 eine verstandesmäßig<br />
zu erklärende Zustimmung zur gegebenen politischen<br />
Ordnung, etwas überschwänglich beim Grußwort von<br />
Regierungspräsident Dr. Beizer: »Ich bin überzeugt, daß,<br />
wenn auch die dynastischen Bande gefallen sind und wir<br />
vor allem in wirtschaftlicher Beziehung von unseren<br />
stammverwandten Nachbarstaaten abhängig sind, die<br />
stete Rücksichtnahme Preußens auf unsere besonderen<br />
Verhältnisse, gerade auf finanziellem Gebiete, uns Preußen<br />
immer näher gebracht und Preußen unseren unauslöschlichen<br />
Dank gesichert hat« 3 . Reservierter, verhalten<br />
und abwägend erinnerte der Vorsitzende Vogel anschließend<br />
an verschiedene, auch unliebsame Epochen<br />
und kennzeichnete nochmals die Situation bei der Übergabe<br />
mit dem lapidaren Satz: »Der Hohenzollerische<br />
Landtag, der letztmals 1845 getagt hatte, wurde nicht<br />
befragt« 4 . Als günstige Rückwirkung auf unsere Heimat<br />
bezeichnete er die Einführung der Landeskommunalverwaltung<br />
und bedauerte, »daß man in Preußen teilweise<br />
einen starken Zentralismus auf Kosten der provinziellen<br />
Selbstverwaltung zu begünstigen beginnt. Das Rütteln<br />
an historisch Gewordenem wäre um so bedauerlicher, je<br />
eigenartiger die Verhältnisse bei uns liegen.« Nachdem er<br />
nochmals ein Auseinanderreißen Hohenzollerns mit<br />
Nachdruck abgelehnt hatte, stellte er sachlich, fast resignierend<br />
fest: »So bleibt uns, realpolitisch gesehen, als<br />
beste Lösung das Verbleiben im Verband des preußischen<br />
Staates übrig. Die besonnenen Elemente werden sich,<br />
vielleicht unter Zurückstellung ihrer gefühlsmäßigen<br />
Einstellung, immer mehr auf dieser Plattform sammeln.<br />
Sie bitten aber die Staatsregierung eindringlich und bestimmt,<br />
besonders im gegenwärtigen Augenblick, quieta<br />
non movere« 5 , also an den bestehenden Zuständen und<br />
Befugnissen nichts zu ändern.<br />
In dieser realistischen Haltung führte Carl Vogel elf<br />
Jahre lang die Geschäfte der Landeskommunalverwaltung,<br />
in die er sich mit Einfühlungsvermögen, Fleiß und<br />
Geschick rasch eingearbeitet hatte. »Die ersten Jahre seiner<br />
Amtsführung waren überschattet von der Inflation<br />
mit der Ausgabe von Notgeld und nach deren Überwindung<br />
von einer solchen Verknappung der finanziellen<br />
Mittel, daß die Verwaltungsführung zunächst ganz dar-<br />
auf abgestellt werden mußte, den Landeskommunalverband<br />
glücklich durch diese Schwierigkeiten hindurch zu<br />
bringen und die Finanzwirtschaft allmählich wieder auf<br />
eine gesicherte Grundlage zu stellen. Dabei stellte sich<br />
dem Vorsitzenden eine Fülle von Aufgaben für den Landeskommunalverband<br />
und seine Anstalten. Die Hauptanliegen<br />
des Vorsitzenden Vogel waren die Ausgestaltung<br />
des Fürsorgewesens, der Ausbau der Landstraßen,<br />
die Entfaltung der Hohenzollerischen Landesbank, der<br />
weitere Ausbau des Fürst-Carl-Landeskrankenhauses und<br />
die Stärkung der kommunalen Selbstverwaltung auf<br />
Grund der von der preußischen Regierung gegebenen<br />
Richtlinien« Anläßlich der Ernennung zum Monsignore<br />
erinnerte die <strong>heimat</strong>liche Presse an die persönlichen<br />
Leistungen des ehemaligen Landesdirektors: »Klar und<br />
besonnen im Urteil, von sachlichen Beweggründen geleitet,<br />
jedem gesunden Fortschritt aufgeschlossen, allen unsicheren<br />
Versuchen abgeneigt, ein Mann des Maßes und<br />
der Mitte, wußte er in klugen und sicheren Verhandlungen<br />
die wesentlichen Belange der Selbstverwaltung zu<br />
wahren« Bei der Wiedereröffnung des Hohenzollerischen<br />
Kommunallandtages nach der nationalsozialistischen<br />
Epoche, am 21. November 1950, erinnerte Alterspräsident<br />
Emil Straub an den Vorsitzenden Vogel als<br />
»eine Persönlichkeit, die durch ihre hervorragenden parlamentarischen<br />
Fähigkeiten sowohl als Leiter der Verhandlungen<br />
des Kommunallandtags wie auch als Vorsitzender<br />
des Landesausschusses bei der Führung der Geschäfte<br />
der Landeskommunalverwaltung in allen Kreisen<br />
der Bevölkerung im höchsten Ansehen stand. Seine<br />
Amtstätigkeit hat durch die nationalsozialistische Machtübernahme<br />
im April 1933 ein bedauerlich rasches Ende<br />
gefunden«, denn jetzt waren Persönlichkeiten dieser Art<br />
im öffentlichen Leben nicht mehr gefragt! So räumte<br />
Vogel seinen Platz im Landeshaus, nachdem er noch eine<br />
von einer braunen Gruppe widerrechtlich dort gehißte<br />
Hakenkreuzfahne herunterholen ließ.<br />
Nun widmete er sich ganz seinem Amt als Pfarrer und<br />
Kammerer; für die würdige Gestaltung der Kirche wie<br />
für soziale Zwecke stiftete er laufend namhafte Beträge.<br />
Seine vielfach bewiesene soziale Gesinnung und Hilfsbereitschaft<br />
mußte selbst das Stuttgarter Sondergericht unter<br />
dem Vorsitzenden Richter Cuhorst im Jahre 1940 anerkennen,<br />
als es den Priester und Mann des öffentlichen<br />
Vertrauens unter nichtigen Vorwänden zu zehn Monaten<br />
Gefängnis verurteilte; den größten Teil davon mußte er<br />
in der Strafanstalt Rottenburg absitzen. Von dort<br />
schrieb der Gefängnisgeistliche Dr. Hufnagel an den zuständigen<br />
Generalvikar Dr. Rösch in Freiburg über den<br />
Sträfling Vogel: »Er fügt sich selbstverständlich tadellos<br />
in die Ordnung und leistet, was er leisten kann« - nämlich<br />
im Kleben von Briefumschlägen!<br />
Nach dem Zusammenbruch von 1945 bekannte sich Vogel<br />
erneut zur Demokratie und trat wiederum für seinen<br />
alten Lieblingsgedanken eines größeren leistungsfähigen<br />
Landes im Südwesten unter Einschluß Hohenzollerns<br />
ein. Er verhielt sich daher sehr reserviert gegenüber Bestrebungen<br />
um die Erhaltung <strong>hohenzollerische</strong>r Selbständigkeit<br />
und Sonderrechte und begrüßte sehr befriedigt<br />
die Bildung des Landes Baden-Württemberg im Jahre<br />
1952; dabei war er fest überzeugt, daß der neue Staat<br />
bald, schon etwa nach einer halben Generation, auch für<br />
die Bewohner Hohenzollerns eine echte Heimstätte werden<br />
wird. Bei der infolge des Flüchtlingszustroms völlig<br />
geänderten Bevölkerungsstruktur, dem Heranwachsen einer<br />
neuen politischen Führungsschicht und in dem von<br />
ihm sehr geförderten ökumenischen Geiste hielt er es für<br />
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