hohenzollerische heimat w 3828 fx - Hohenzollerischer ...
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kenspritzer« im Lande verschrien waren. Es war eine<br />
von den Zeitgenossen als durchaus möglich, sogar als<br />
wahrscheinlich erachtete Gefahr. Auch in den Ratsprotokollen<br />
hat sich die Sache niedergeschlagen. Am<br />
25.3.1848 heißt es da: »Aus Veranlassung der heute<br />
eingelaufenen Nachrichten von dem Einfall französischen<br />
Gesindels ins Badensche hat man in gemeinsamer Beratung<br />
des Stadtrates und Bürgerausschusses zunächst für<br />
gehörige Bewaffnung der Bürgerschaft, Wachen, Vorposten<br />
usw. Vorsorge getroffen. Daneben wurde beschlossen,<br />
für mögliche Einquartierungen Quartiermeister aufzustellen:<br />
Ignaz Hepp, Schreiner Aßling, Stadtrat Feger,<br />
Ratschreiber Hoch, Obmann des Bürgerausschusses Kleber,<br />
Stadtrat Fuchs, Stadtpfleger Gnant, Verwaltungsaktuar<br />
Josse.«<br />
Eine weitere Maßnahme des Stadtrates mag dazu geführt<br />
haben, daß späterhin die Saulgauer Bürgerwehr in<br />
der oben beschriebenen Form dargestellt wurde. Laut<br />
Ratsprotokoll vom 31. 3. 1848 sollten nicht nur alle Gewehre<br />
in der Stadt aufgenommen werden, sondern es<br />
sollten, da letztere natürlich nicht für die gesamte Bürgerschaft<br />
ausgereicht hätten, Sensen umgeschmiedet und<br />
für den neuen Gebrauch hergerichtet werden. Am<br />
6. 4. 1848 heißt es: Auf kommenden Samstag (8. 4. 1848)<br />
ist bereits bayrisches Militär zur Einquartierung angesagt,<br />
wofür Quartiermeister bestimmt werden, außerdem<br />
wird der Stadtpfleger am 10.4. 1848 ermächtigt,<br />
1000-1200 Gulden aufzunehmen, um die für Einquartierungskosten<br />
zu leistenden Vergütungen an die Bürger<br />
auszahlen zu können.<br />
Man muß weiter in Betracht ziehen, daß seit Beginn der<br />
Revolution in Württemberg (Märzministerium am<br />
11. 3. 1848) ein Gesetzentwurf zur Volksbewaffnung in<br />
Beratung und natürlich auch in der öffentlichen Diskussion<br />
war (verkündet am 1. 4. 1848). Man mag dabei zunächst<br />
versucht sein, anzunehmen, dieser Volkssturm solle<br />
zur endgültigen Umwandlung der politischen Landschaft<br />
und zur Sicherung dieser Umwandlung mit Waffengewalt<br />
ins Leben gerufen werden. Das trifft jedoch<br />
mit Sicherheit nicht zu; denn einmal mußte ein entsprechendes<br />
Gesetz nach der immer noch gültigen Verfassung<br />
vom König selbst verkündet werden, zum andern aber<br />
macht die mehrheitliche Loyalität gegenüber dem Königshaus,<br />
dem sich ja auch das Märzministerium verpflichtet<br />
fühlte, diese Annahme unmöglich. Die Erklärung<br />
für die Forderung nach Volksbewaffnung kann nur<br />
in der allgemein herrschenden Überzeugung davon gesehen<br />
werden, daß Revolutionen kontinentalen Ausmaßes<br />
- und dies trifft ja für 1848 zu - unweigerlich das Erscheinen<br />
fremder Revolutionsheere herbeiführen müsse,<br />
daß wieder einmal fremde Soldatenhaufen, getarnt als<br />
»Befreier« und unter beschönigenden Losungen wie<br />
»Friede den Hütten, Krieg den Palästen« ins Land eindringen<br />
könnten.<br />
Die offizielle Beruhigung, die der Oberamtmann Kunradi<br />
in der Zeitung vom 1.4.1848 hatte veröffentlichen<br />
lassen, scheint nicht genügend gewirkt zu haben. Am<br />
8. 4. 1848 erschien daher eine weitere Mitteilung unter<br />
der Überschrift »Erneuerte Bekanntmachung in Betreff<br />
der Sicherstellung der diesseitigen Landesgrenze gegen<br />
den Einfall der deutschen Legion und französischer Arbeiter«.<br />
Darin heißt es, »daß die Regierung zum vollständigen<br />
Schutze des diesseitigen Gebiets alle erforderlichen<br />
Maßregeln getroffen habe, welche zwar der Natur der<br />
Sache nach sich im Augenblick nicht zur Veröffentlichung<br />
eignen, die jedoch in den nächsten Tagen jedem in<br />
die Augen fallen werden.«<br />
Hier ist zum erstenmal die Rede von einer Angelegenheit,<br />
die vermutlich die ganze Aufregung ausgelöst hat,<br />
26<br />
die sog. deutsche Legion um den Dichter Georg Herwegh,<br />
der mit seinen Leuten in Straßburg anscheinend<br />
darauf gewartet hat, vom badischen Revolutionshelden<br />
Hecker zum Einmarsch in Baden aufgefordert zu werden.<br />
Ein Bild davon gibt der Bericht eines Deutschen,<br />
der aus Lyon zu dieser Gruppe gestoßen war, aus der<br />
Saulgauer Lokalzeitung vom 15. 4. 1848:<br />
Die deutsche Legion.<br />
Erklärung eines deutschen Arbeiters.<br />
Als vor 6 Wochen die glorreiche Revolution in Frankreich<br />
ausbrach, wurden auch wir Deutsche von der Begeisterung,<br />
die sich überall und aus jedem Munde aussprach,<br />
hingerissen, ähnliche Umwälzungen unserem Vaterlande<br />
zu wünschen, und wir fühlten in diesem Sinne<br />
stärker als je die Nothwendigkeit, Alle zusammen uns zu<br />
vereinigen, um erfahren zu können, welchen Eindruck<br />
erwähnte Revolution auf das übrige Europa, zunächst<br />
aber auf unser deutsches Vaterland hervorbringen werde.<br />
Da erscholl auf einmal von Paris aus der Ruf an alle<br />
deutschen Arbeiter, die in Frankreich sind, mit Herwegh<br />
an der Spitze in unser deutsches Vaterland zu marschiren,<br />
um vereint mit unsern Gesinnungsverwandten daselbst<br />
die Republik zu proklamiren und sie mit unserem<br />
Arme zu unterstützen. Zu diesem Schritte wurden wir<br />
durch folgende Thatsachen aufgefordert und aufgemuntert,<br />
nämlich: Der König von Preußen sei strangulirt;<br />
Fürst Metternich geköpft; Rheinpreußen habe sich von<br />
Preußen losgesagt, und vereint mit Rheinbaiern die Republik<br />
proklamirt; die Festungen Rastatt, Germersheim,<br />
Landau seien in den Händen der Bürger, das Militär, mit<br />
Ausnahme des badischen, in starkem Kampfe mit den<br />
Bürgern und man verlange schnell die Hilfe der deutschen<br />
Arbeiter, um die Bürger zu unterstützen. Dieß<br />
und noch tausende von Ereignissen wurden uns theils<br />
durch Briefe, theils durch Zeitungen und von Durchreisenden<br />
bekräftigt, und wer konnte noch länger säumen,<br />
dem sein Vaterland noch lieb und theuer ist, und im<br />
Auslande verbleiben, während ihm der klägliche Hilferuf<br />
seiner Brüder das Herz durchschnitt? Von diesen Gefühlen<br />
durchdrungen, beschlossen wir alsbald aufzubrechen.<br />
Bei unserem Abmärsche wurde unserem Komite<br />
mitgetheilt, daß von dem demokratischen Vereine von<br />
Paris in Straßburg für Alles gesorgt sei: da lägen Waffen,<br />
Gelder, so viel man brauche, auch exerzire man daselbst<br />
schon und erwarte nur noch die Andern. Nach wahrhaft<br />
mühseligem Marsche langten wir sofort in Straßburg an.<br />
Gleich nach unserer Ankunft suchten wir den Abgesandten<br />
des demokratischen Vereins, einen gewissen Herrn<br />
Fuhrmann, auf, fanden ihn jedoch zwei Tage nicht.<br />
Endlich erfuhren wir, daß derselbe im Gasthause zum<br />
tiefen Keller logire. Wir forderten ihn auf, uns sogleich<br />
die vom Pariser Centralcomite versprochenen Waffen<br />
und Gelder zu übergeben. Herr Fuhrmann gab uns die<br />
schönsten Hoffnungen und machte uns die großartigsten<br />
Versprechungen, jedoch nicht wie Don Quixote seinem<br />
Sancho Pansa eine Insel, sondern auf das badische Land,<br />
aber gab uns weder Waffen noch Geld. Indessen wurde<br />
unsere Lage jeden Tag bedenklicher; denn von dem immerwährenden<br />
Versprechen hatten unsere 50 Mann, der<br />
Waffen nicht eingedenk, nicht gegessen. Mit was wollten<br />
wir uns nun begnügen? Wir lasen die Zeitungen, und, o<br />
Himmel! zu unserer Entrüstung sahen wir, daß wir belogen<br />
und betrogen worden sind. Was blieb uns nun übrig<br />
zu denken und zu thun? Nichts Anders, als die hier in<br />
Straßburg wohnenden deutschen Brüder aufzusuchen.<br />
Uneingedenk des hier bestandenen deutschen demokratischen<br />
Vereins, der uns in seinen Verhandlungen nicht<br />
nur müde, noch helfen wollte und konnte, wandten wir<br />
uns, Dank sei es dem Himmel! an Männer, die uns offen