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Tschaikowski und Bach, ein Violinkonzertund eine Partita für Violine allein,wie passt das auf einer Veröffentlichungzusammen? Beide Werke in der TonartD, ersteres in Dur, letzteres in Moll komponiert,markieren sie auf ihre jeweilseigene Art den Gipfel der Geigenkunst.Die Partita d-Moll galt zu Bachs Zeitenals unspielbar, unter anderem wegenihrer hoch komplexen Akkordtechnik,vor allem in der berühmten Ciaconna;Tschaikowskis Violinkonzert wiederumfordert den Solisten auf sämtlichen technischenEbenen bis an die Grenze, hierwie dort auch konditionell.Vor meiner ersten öffentlichen Aufführung1982 habe ich die Partita immerwieder drei Mal hintereinander, ohne dieGeige abzusetzen durchgespielt, quasials Konditionstraining. Beide Werkewaren seit Beginn des Studiums meinTraumziel, scheinbar unerreichbar, beidewurden neben anderen meine Examensstücke.Und als ob die Professoren derPrüfungskommission meine besondereAffinität zu beiden Kompositionen gespürthätten, ließen sie mich den erstenSatz von Tschaikowskis Violinkonzertund direkt danach die Ciaconna derBach-Partita hintereinander spielen, eine


eher ungewöhnliche Reihenfolge füreine Prüfung.Ich erinnere mich noch genau an eineUnterrichtsstunde bei Professor Rostal:Ich interpretierte das komplette Konzertvon Tschaikowski mit Klavierbegleitung.Nach dem Schlussakkord endlosesSchweigen – dann der kurze knackigeKommentar: „Jetzt bist‘ ein richtiger Geiger“.Das hört man nicht ungern.Eine nette andere Anekdote: Auf meineFrage, ob ich bei der d-Moll Partita hierund da etwas Vibrato einsetzen könne,die prompte Antwort meines Professors:„Glaubst du, dass Bach seine 20 Kinderalle ohne Vibrato gezeugt hat?“.1986 spielte ich eben diese Partita imdamals noch zugigen Kreuzgang desDoms zu Königslutter. Just im ruhigsten,intimsten Satz, der Sarabande, gab eseinen lauten Knall: Eine zuvor offenbarnur leicht angelehnte, schwere Holztürschlug direkt hinter mir zu. Da das Publikummindestens genauso erschrockenwar wie ich, hat es wohl kaum realisiertdass mein Geigenbogen einen „kleinen“Hüpfer von mindestens 30 cm vollbrachthat.Auf diese und andere Art haben michBachs Partita und das Tschaikowski-Violinkonzertmein Berufsleben lang begleitet,letzteres u.a. beim Probespiel zurEinstellung als 1. Konzertmeister beimStaatsorchester Braunschweig.In einer Radiosendung über den großenGeiger David Oistrach wurde von einerAufführung des Tschaikowski-Konzertswährend des 2. Weltkriegs berichtet:Während der Canzonetta hörte man imHintergrund den Bombenhagel. Das hatmir, nicht zuletzt durch Oistrachs Interpretationdie unfassbare Tiefe dieser Musiknoch einmal näher gebracht.Ich freue mich, nach fast 40 Jahrenauf der Bühne und 30 Jahren Konzertmeistertätigkeit,diese beiden für michpersönlich großartigsten, emotionalpackendsten Werke der Violinliteraturin dieser Kombination präsentieren zukönnen.Johannes Denhoff


Tschaikowski and Bach, a violin concertoand a partita for solo violin: are thesenot strange bed-fellows on one release?But both works are in D - major and minor- and both mark, each in its own way,a summit of the art of the violin. Both ofthese pieces demand extreme staminafrom their interpreters. Bach’s Partitain d minor was considered by his contemporariesto be unplayable, not leastbecause of the extraordinarily complexchord-playing techniques required, especiallyin the famous “Chaconne”. Tschaikowski’sconcerto takes the violinists tothe limits of the possible in all technicaland musical ways.When preparing for my first public performanceof the Partita in 1982, I repeatedlypractised playing the work 3 timesin succession without putting the violindown, in order to build up the necessarycondition. Both pieces were already (apparentlyunreachable) goals for me whenI was still a student, but both became apart of my repertoire for my final examinations.And, as if the examining professorshad divined my affinity for both,they had me play the first movement ofthe concerto and, directly afterwards, theChaconne - rather an unusual order forsuch an examination!I remember well a lesson with Prof. Rostal:I played the entire Tschaikowski concertowith piano accompaniment. Afterthe final chord there was a long silence;then came the pithy comment, „Nowyou are a proper violinist.“ That was notunpleasant to hear.Another nice story: when I asked him, ifit were permissible to use a little vibratohere and there in the d minor partita, hepromptly asked, „Do you think that Bachfathered all 20 of his children withoutvibrato?“In 1986 I played this partita in the (thenvery drafty) cloisters of the cathedral inKönigslutter. During the Saraband, thequietest, most intimate movement of thework, there was a sudden loud bang; aheavy wooden door, which had beenleft slightly ajar, suddenly banged shutdirectly behind me. The audience, whichwas as startled as I was, did not noticethat my bow had jumped at least 30 centimeters.In these and other ways, Bach’s Partitaand Tschaikowski‘s concerto have beenmy companions for my entire professionallife; the latter was one of the piecesI played at my audition for the positionof principal violinist for the orchestra inBraunschweig.


In a radio program on the great violinistDavid Oistrakh a story was told of a performanceof the concerto during WorldWar II: during the Canzonetta the soundof bombing could be heard. That broughthome to me again, not least through Oistrakh’sinterpretation, the incomprehensibledepth of this music.I am very gratified, after nearly 40 yearson the stage and 30 as a principal violinist,to be able to present on CD thesetwo pieces, for me personally the greatestand most stirring in the entire violinrepertoire, in this pairing.Johannes Denhoff


Der Dirigent Stefan Soltesz wurde 1949 in Ungarn geboren und übersiedelte im Kindesalternach Wien. An der Wiener Hochschule für Musik und darstellende Kunst studierte er Dirigierenbei Hans Swarowsky sowie Komposition und Klavier.Nach Stationen als Dirigent in Wien und Graz sowie als musikalischer Assistent von KarlBöhm, Christoph von Dohnányi und Herbert von Karajan bei den Salzburger Festspielen warer von 1983 bis 1985 ständiger Dirigent der Hamburgischen Staatsoper. In gleicher Positionwar er von 1985 bis 1997 an der Deutschen Oper Berlin tätig. Als Generalmusikdirektor wirkteer von 1988 bis 1993 am Staatstheater Braunschweig. Von 1992 bis 1997 hatte er die Positiondes Chefdirigenten der Flämischen Oper Antwerpen/Gent inne. Seit 1997 ist Stefan SolteszGeneralmusikdirektor in Essen und dort auch Intendant des Opernhauses Aalto-Theater.Stefan Soltesz dirigiert regelmäßig als Gast an der Wiener Staatsoper sowie an allen großenOpernhäusern Deutschlands, u.a. in München, Hamburg, Berlin und Dresden. Ebenfalls gastierteer an der Pariser Oper, der Nederlandse Opera Amsterdam, am Royal Opera HouseCovent Garden London, am Teatro Bellini Catania, an der Oper von Bilbao, an der Washingtonund der San Francisco Opera, am Opernhaus Zürich, am Grand Théatre de Genève, amTeatro Colón Buenos Aires, an der Niki-Kai Opera in Tokyo, am Teatro dell’ Opera Roma undan der Budapester Staatsoper sowie bei den Festivals in Montpellier, Aix-en-Provence undSavonlinna (Finnland).Sinfoniekonzerte und Rundfunkaufnahmen dirigierte Stefan Soltesz u.a. in München, Hamburg,Hannover, Dresden, Berlin, Saarbrücken, Wien, Rom, Catania, Verona, Triest, Turin,Mailand, Genua, Basel, Bern, Nagoya, Paris und Budapest. Seine CD-Einspielungen umfassenu.a. Opern von Giacomo Puccini, Giuseppe Gazzaniga und Alexander von Zemlinsky sowiezahlreiche sinfonische Werke. Die jüngste Einspielung mit Musik von Alban Berg und HansWerner Henze wurde für den ICMA und den Grammy nominiert. Seine „Salome“ aus demFestspielhaus Baden-Baden wurde als DVD veröffentlicht.Im Rahmen der Intendanz von Stefan Soltesz und seiner Arbeit als Generalmusikdirektor erhieltendas Aalto-Musiktheater und die Essener Philharmoniker mehrfach Auszeichnungenund Preise, darunter 2003 die Wahl zum „Besten Opernorchester“ und 2008 zum „Opernhausund Orchester des Jahres“ durch die Fachzeitschrift „Opernwelt“. 2009 erfolgte die Ehrenauszeichnungvon Stefan Soltesz zum „Bürger des Ruhrgebietes“, 2010 wurde er durchdas Bundesland Nordrhein-Westfalen zum Professor h.c. ernannt. Seit 2012 ist Stefan SolteszEhrendirigent des Staatsorchester Braunschweig.


Conductor Stefan Soltesz was born in Hungary in 1949 and moved as a child to Vienna. Hestudied conducting with Hans Swarowsky at the Vienna Academy of Music, where he alsohad training in composition and piano. His artistic career was launched in 1971, as conductorat the Theater an der Wien, followed by engagements as coach and conductor at theVienna State Opera (1973-1983) and as guest conductor at the Opera House in Graz (1979-1981). During three editions of the Salzburg Festival, in 1978, 1979 and 1983, he worked asa musical assistant to Karl Böhm, Christoph von Dohnányi and Herbert von Karajan.Stefan Soltesz held the position of regular conductor at the Hamburg State Opera (1983-1985) and at the Deutsche Oper Berlin (1985-1997). He served as general music director ofthe State Theatre of Brunswick from 1988-1993 and as chief conductor of the Flemish Operain Antwerp and Ghent from 1992-1997. Since 1997, he has served as the general musicdirector of the Essener Philharmoniker and as artistic director of the Essen opera house AaltoTheater.Stefan Soltesz is a frequent guest conductor at the Vienna State Opera and at the major operahouses of Germany, for instance in Berlin, Dresden, Hamburg and Munich. He also appearsat the Netherlands Opera Amsterdam, the Bilbao Opera, the Paris Opéra, the Royal OperaHouse Covent Garden in London, the Teatro Bellini in Catania, the Teatro Colón in BuenosAires, the Washington and San Francisco opera houses, the Zürich Opera, Grand Théâtrede Genève, Niki-Kai Opera Tokyo, Teatro dell’ Opera Roma and Hungarian State Opera inBudapest and at the festivals in Montpellier, Aix-en-Provence and Savonlinna (Finland).Stefan Soltesz has led broadcast and concert performances in Berlin, Dresden, Genoa,Hanover, Hamburg, Milan, Munich, Paris, Rome, Turin, Nagoya, Budapest and Vienna. Hisdiscography includes operas by Giacomo Puccini, Giuseppe Gazzaniga and Alexander vonZemlinsky, as well as various symphonic works. His recent recording of music by Alban Bergand Hans Werner Henze won a Grammy nomination as well as an ICMA nomination. His“Salome” from the Baden-Baden festival was published as DVD.During Stefan Soltesz’ term in Essen the Aalto Theater was chosen “Opera House of the year”in 2008, the Essener Philharmoniker “Orchestra of the year” in 2003 as well as in 2008 byan independent jury of the magazine Opernwelt. Stefan Soltesz was conferred the honorarytitle “Citizen of the Ruhr District” in 2009, in appreciation of his service to the Essen metropolitanarea. In 2010, the federal state of North Rhine-Westphalia awarded him the titleProfessor honoris causa.


Das Staatsorchester Braunschweig gehörtzu den ältesten Kulturorchestern der Welt.Hervorgegangen ist es aus der 1587 gegründetenHofkapelle des Herzogs Juliuszu Braunschweig / Wolfenbüttel. Die Entwicklungzu einem modernen Opern- undSinfonieorchester lässt sich anhand seineshistorischen Werdeganges nachvollziehen,der verbunden ist mit Namen wie MichaelPraetorius, Heinrich Schütz, Karl HeinrichGraun, Louis Spohr, Felix MendelssohnBartholdy, Hector Berlioz, Franz Liszt oderRichard Strauss, die als Kapellmeister oderDirigenten eigener Werke in Braunschweigwirkten. Aus der Herzoglichen Hofkapellewurde 1918 das Orchester des BraunschweigischenLandestheaters und nachdem 2. Weltkrieg – das Land Braunschweighatte seine staatliche Eigenständigkeitverloren und war im Bundesland Niedersachsenaufgegangen – das StaatsorchesterBraunschweig.Neben der Mitwirkung bei Musiktheater-Aufführungen hat das Orchester einewichtige Aufgabe im Konzertbereich. Mitjährlich bis zu 40.000 Besuchern sinddie Konzertreihen des StaatsorchestersBraunschweig in Niedersachsen ohneKonkurrenz. Sonderkonzerte und eineKammermusikreihe mit Mitgliedern desStaatsorchesters komplettieren das Konzertangebotin Braunschweig.Darüber hinaus ist die Ausdehnung derKonzerttätigkeit und Mitwirkung bei Musikfestivalsin der jüngeren Vergangenheitzu einem wichtigen Betätigungsfeld geworden.Seit kurzem sind die Musiker unterder Leitung ihres GMD auch »open air«im Bürgerpark Braunschweig zu hören: bei»Klassik im Park«. Die Premiere 2010 mitmehr als 8.000 Besuchern war ein vollerErfolg.Unter der Leitung von Stefan Soltesz, der1988 Nachfolger des langjährigen GeneralmusikdirektorsHeribert Esser wurde und2012 zum Ehrendirigenten des StaatorchestersBraunschweig ernannt wurde, beganndas Orchester mit der Aufnahme und Produktionvon Tonträgern. Inzwischen sindunter anderem die neun Sinfonien Ludwigvan Beethovens unter der Leitung des EhrendirigentenCarl Melles (†) sowie die vierBrahms-Sinfonien mit Philippe Auguin erschienen.1998 wurde Jonas Alber mit 29Jahren jüngster Generalmusikdirektor desStaatstheaters und Chefdirigent des Orchesters.Er setzte die CD-Produktionen mitWerken von Felix Mendelssohn Bartholdy,Robert Schumann, Jean Sibelius, RichardStrauss, César Franck und Gustav Mahlerfort. Alexander Joel, seit 2007 Generalmusikdirektoram Staatstheater Braunschweig,führt die CD-Reihe u. a. mit Gustav Mahlerweiter.


The State Orchestra Braunschweig is oneof the oldest orchestras in the world, sinceit is the direct successor of the court bandof Duke Julius of Braunschweig / Wolfenbüttel,founded in 1587. Its developmentinto a modern opera and symphony orchestracan be traced through a historystudded with names such as Michael Praetorius,Heinrich Schütz, Karl HeinrichGraun, Louis Spohr, Felix MendelssohnBartholdy, Hector Berlioz, Franz Liszt andRichard Strauss, all of whom either workedas Kapellmeister or as conductors of theirown works with the orchestra. The ducalband became the orchestra of the state operaBraunschweig in 1918; after the secondworld war, when Braunschweig lost its statusas city-state and was absorbed into thethe federal state of Lower Saxony, it was renamedthe „Staatsorchester Braunchweig“.The orchestra has its most important dutiesin the opera and in concert; with up to40,000 listeners a year, its symphony seriesis by far the most successful in the state.Special concerts and a chamber musicseries featuring members of the orchestrasupplement the orchestra’s programme inBraunschweig itself, whereas appearancesat various music festivals in the region havebegun to play an increasingly importantrole in its activities. Recently the orchestrahas also begun to appear under the batonof its chief conductor in open air concertsin the Civic Park. The first of these events in2010 attracted an audience of over 8,000.Under Stefan Soltesz, who succeeded HeribertEsser as music director of the orchestrain 1988 and was named conductor laureatein 2012, the orchestra made its first recordings.Since then it has recorded all nineBeethoven Symphonies under Carl Mellesand the four Brahms Symphonies underPhilippe Auguin. The 29 year old JonasAlber became the youngest music directorof the opera and chief conductor when hewas appointed in 1988; he recorded musicby Felix Mendelssohn Bartholdy, RobertSchumann, Jean Sibelius, Richard Strauss,César Franck and Gustav Mahler with theensemble. Alexander Joel, music directorsince 2007, has also interpreted Mahlerwith the orchestra for production.


Pjotr Iljitsch TschaikowskiViolinkonzert D-Dur op. 351 I Allegro moderato 18:282 II Canzonetta. Andante 5:573 III Finale. Allegro vivacissimo 9:55Johann Sebastian BachPartita II d-Moll BWV 10044 I Allemanda 4:135 II Corrente 2:226 III Sarabanda 4:187 IV Giga 3:378 III Ciaccona 15:20Gesamtspieldauer 64:20Johannes Denhoff, ViolineStaatsorchester BraunschweigLeitung: Stefan Soltesz

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