13.07.2015 Aufrufe

1964 - Landzunft Regensdorf

1964 - Landzunft Regensdorf

1964 - Landzunft Regensdorf

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ausgeschwärmten Reiter nirgends auf eine Gefahr stiessen,wurde auf die Erstellung einer Wagenburg verzichtet.Heute bricht der Tag des Wettergottes Donar, der«Donnerstag» an. Schon früh begibt sich Reginhart mitseiner Schar Begleiter auf einen Erkundungsritt und stösstbald nach Ueberquerung der Furt in einer Waldlichtungauf ein frisch gepflügtes Ackerfeld, das von drei eifrigschuftenden Sklaven, bewacht und angetrieben von einemHüter, bestellt wird. Das Feld wird leise umzingelt, aberplötzlich wiehert eines der Pferde. Hüter und Knechteergreifen sogleich die Flucht, rennen dahin und dorthin,sehen sich aber überall bewaffneten Reitern gegenüber.Schon sinken die Knechte, von Speeren durchbohrt, zurErde nieder, als ein vertrauter alamannischer Laut ertönt.Der Sklavenhüter entpuppt sich als Alamanne, dessenGrossvater im Feldzug des Arbetio gegen die Jutungenbei ad fines (Pfyn) in römische Gefangenschaft gerietund nach der Kaiserstadt in die Arena entführt wurde.Er selbst entging als haibwüchsiger Junge dem gleichenSchicksal, denn er wurde einem Helvetier m{t NamenOrgint verkauft, dem er auf seiner abseits gelegenenSiedlung treu diente, so dass er nach vielen Jahren alsHüter über die Feldknechte gesetzt wurde. Nun wird ervon seinen eigenen Stammesgenossen gefesselt und insLager geführt.Dort erfahren die Eindringlinge alles Nähere über Lageund Leben in der ausgedehnten Helvetiersiedlung Orgints,der ein Nachkomme des Helden Orgetorix ist, der jedochseine Stammesgenossen im Jahre 57 v. Chr. zum Auszugnach Gallien veranlasste, wo sie dann im folgenden Jahrbei Bibracte von Cäsar und den Römern besiegt wurden.Seine Villa, nach römischem Stil erbaut, sei eingerahmtvon einer ganzen Anzahl Hütten von Hörigen und Leibeigenen sowie Pferde- und Viehställen. Die eigentlichenSklaven hausten abseits an einem kleinen See und entstammten einem wilden, stämmigen Volk aus dem hohenNorden. Sie hiessen sich Chatten und seien vor Jahrenvon einer römischen Legion bei Augsburg gefangen unddann verschachert worden. Da sie sich anfänglich sehrungebärdig benahmen, konnten sie von dem Helvetier«preisgünstig» eingehandelt werden. Den See nenne manseither See der Chatten (während der Franzosenzeit hiesser Egelsee). Orgint liess ihnen ziemlich grosse Freiheit,weshalb sie ihm treu dienten und auf Kriegszügen seineLeibwache waren, um die ihn die Römer dann beneideten.Nachdem Reginhart und seine Alamannen genug erfahrenhaben, überlassen sie den Verräter den Halbwüchsigenals Zielscheibe bei ihren Wurfübungen, und als er totzusammenbricht, verscharren sie ihn am Bachbord. Diewehrfähigen Männer beraten darauf den Angriff auf dieSiedlung, die noch heute in Besitz genommen werden soll.Kundschafter haben bereits den ganzen Komplex umritten,ohne entdeckt worden zu sein. Nach so viel Jahrendes Friedens hat die Aufmerksamkeit der helvetischenWachen erheblich nachgelassen, und weil man noch nichtsvom Einbruch der Alamannen über den Rhein vernommen hat, liegt kein Grund zu besonderer Wachsamkeitvor. Nun lässt Reginhart das Fussvolk mit Pfeil und Bogen in aller Stille und im Schatten des Waldes aufmarschieren. Nachdem die Umzingelung beendet ist und mandie Lücken in den Umzäunungen der Höfe, Speicher undWerkstätten genau erspäht hat, bläst Reginhart in seinHorn. Es ist das Zeichen zum Angriff.Die Reiter sprengen in gestrecktem Galopp in die Lichtung hinaus und direkt auf die Hütten zu. Ihr furchterregendesKampfgeschrei, das sich wie das schaurige.Heulen von Wölfen anhört, durchzittert die Luft undvermischt sich mit den Angstrufen der aufgescheuchtenHelvetier und dem wütenden Gebell der Kettenhunde.Im Nu sind alle Gebäude umstellt und die Bewohner,ohne Unterschied von Rang und Alter samt Weibern undKindern gefangen und gefesselt. Wer sich muckst oder zufliehen sucht, wird erbarmungslos niedergehauen. Sofortgehen die herbeigeholten halbwüchsigen Alamannen,kräftig unterstützt von Müttern uncl Greisen, daran,Häuser und Hütten zu plündern. Alsdann werden sie inBrand gesteckt und das Vieh weggetrieben.Unter den gefesselten Zuschauern steht der ergraute, inseiner langen Toga wie eine Statue aussehende HäuptlingOrgint und mustert mit finsterem Blick die blutrünstigenEindringlinge, die sich am liebsten gleich auf die gefesselteSchar gestürzt und sie mit ihren langen Schwertern unschädlich gemacht hätte. Reginhart widersetzt sich abersolchem Tun, denn er sieht mit erfahrenem Blick denklingenden Erlös, den der Verkauf dieser arbeitsgewohnten Knechte und Mägde einbringen würde._4~‘ ‘~ 144-— .31j 1~4. —v— :~Indessen kann er es sich nicht verkneifen, den überfallenen Orgint zum Zweikampf aufzufordern. Der ungewohnte Wein aus einer Amphore, dem er bei der Ausräumungeines Speichers kräftig zugesprochen hatte, istihm zu Kopf gestiegen. Er setzt gleich alles aufs Spielund verkündet, der Besiegte solle dem Sieger mit seinemganzen Gefolge auf Lebenszeit dienen!Orgint wird von seinen Fesseln befreit und wünscht alsWaffe sein speziell für den Nahkampf geeignetes Helvetierschwert. Reginhart seinerseits entscheidet sich fürdas grosse Schwert seiner Väter, steigt vom Pferd underwartet seinen Gegner unter einer alten Linde. Der Alamanne als Linkshänder glaubt dadurch im Vorteil zusein, dass er seinen Gegner gar nicht an sich herankommenlässt. Orgint, trotz seines Alters geschmeidig wie eineKatze, rennt ständig hin und her, ohne selbst einen Angriff zu wagen. Es scheint, als wolle er Zeit gewinnen undReginhart ermüden, der ab und zu ins Leere stösst, wasihn schliesslich so nervös macht, dass er zu einem entscheidenden Hieb ansetzt. Im selben Augenblick aberbricht ein gehender Schrei aus hundert Kehlen, und einePfeilspitze durchbohrt den Hals des Alamannen knappüber dem Schildrand. Immerhin genügt der Schwungseines niedersausenden Schwertes noch, um dem Helvetierr7

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!