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1964 - Landzunft Regensdorf

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Das Dorf WattWer spaziert nicht gerne durch das schmucke DörfchenWatt, bewundert die noch vorhandenen alten Speicher,freut sich an der emsigen bäuerlichen Tätigkeit, betrachtet die üppigen Felder, Aecker und Reben und lässt sichnicht beim Ertönen des Glöckleins vom alten Schulhausgedanklich in frühere Jahrhunderte zurückversetzen?Das im Türmchen des alten Schulhauses hängende Glöcklein könnte uns vieles von Watt erzählen, manche Episode, die wir leider nicht mehr rekonstruieren können, daAufzeichnungen fehlen. Wohl liegen im Archiv der ZivilgemeindeWatt viele alte Urkunden und Schriften, auchim Staatsarchiv Zürich lassen sich Dokumente finden, diesich mit Watt und seinen damaligen Einwohnern befassen.Vieles ist aber vergessen und verschollen; eine lückenloseGeschichte von Watt lässt sich nicht mehr erstellen. Alleinschon das erwähnte Glöcklein — das lange vor der Reformation gegossen wurde — bietet Schwierigkeiten bei derErforschung, woher es stammt. Vermutlich hing es in derOttilienkapelle in Watt. Für viele wird es neu sein, dasseinst in Watt ein Gotteshaus stand. Es existiert sogar eineGrundrisskizze. Ganz in der Nähe des einstigen Standorteswurden in neuerer Zeit bei Grabarbeiten Skelettegefunden, so dass feststeht, dass in Watt auch ein Friedhof bestand.War Watt wohl im Mittelalter eine eigene Gemeinde? AnHand von Büchern und Urkunden ist dies zu bejahen.Watt war tatsächlich eine selbständige Gemeinde mitArmen- und Schulbehörde bis in die dreissiger Jahre desletzten Jahrhunderts.Betrachtet man die wenigen Karten unserer Gegend ausdem Mittelalter, so ist festzustellen, dass Watt und <strong>Regensdorf</strong> durch keine Fahrstrasse verbunden waren, es bestand demnach keine engere Verbindung mit <strong>Regensdorf</strong>.Dies war bestimmt eine Folge der Beschaffenheit des Furttales.Noch im 19. Jahrhundert war die Talmitte vomKatzensee bis gegen Otelfingen ein sumpfiges Gelände mitstarkem Wuchs an Gebüschen. In der Frühzeit wurdendaher die Dörfer und Siedlungen im Furttal an die NordundSüdhänge gebaut. Im Laufe der Jahrhunderte wurdeder sumpfige Talboden urbar gemacht — verschiedeneFlurnamen bestätigen dies — und mit der Zeit kam eineQuerverbindung im Tale zustande. Die letzte Rodung desSumpfwaldes wurde während des Ersten Weltkriegeszwischen Adlikon und Buchs durchgeführt.Die Zeit nach der Reformation brachte allmählich einennäheren Kontakt mit <strong>Regensdorf</strong>, wohl deshalb, weil dieOttilienkapelle in Watt zerstört wurde, während man dieNiklauskapelle in <strong>Regensdorf</strong> als Speicher benützte. Ausden Archiven ist zu entnehmen, dass die Watter mit demalten Glauben streng zu Gerichte gingen und dass siedabei dem verbotenen Wiedertäufertum verfielen. DieUeberlieferung berichtet, dass der Gredelbach am oberenKatzensee (bei der Güterzusammenlegung eingedeckt)seinen Namen daher habe, dass darin durch die ZürcherRegierung der Wiedertäuferpfarrer Gredel zusammen miteinigen hartnäckigen Gesinnungsfreunden aus Watt ertränkt worden sei.Der Bau der heutigen Kirche in <strong>Regensdorf</strong> war für diedamalige Zeit eine grosse Last. Die <strong>Regensdorf</strong>er warenfroh, eine möglichst grosse Kirchgemeinde zusammenzubringen. Auch die Armenlasten — die dazumal durch dieKirche getragen wurden — bewogen die Gläubigen, grosseKirchspiele zu schaffen. Als anfangs des 19. Jahrhundertssich eine neue Einteilung der Gemeinden im Kanton abzuzeichnen begann, waren die Armenlasten ein ständigerGrund zu Streitigkeiten über die Zuteilung der Aussenhöfe.So musste am 10. Herbstmonat 1819 das Obmannamtdes Amtsbezirkes Regensberg sich~ mit einer Streitfrage der beiden Gemeinden Watt und <strong>Regensdorf</strong> befassen. Diese konnten sich über die Aufnahme der H6feGeissberg, Altburg, Katzensee und Oberdorf sowie desHardhofs (Althard) nicht einigen. Die erwähnten Höfesowie die Gemeinde Watt waren nach <strong>Regensdorf</strong> kirchgenössig. Für die Armenlasten mussten die GemeindenWatt, <strong>Regensdorf</strong> und Oberdorf indessen selbst aufkommen. Da es nun vorkam, dass auch in den HöfenPersonen unterstützt werden mussten, konnte man sichnicht einigen, ob nun die Kirchgemeinde oder die Zivilgemeindenzuständig seien. Die «hohe Regierung» fälltefolgenden Entscheid:1) Die Gemeinde <strong>Regensdorf</strong> übernimmt mit dem HofGeissberg auch den sogenannten Hardhof. Dagegenübernimmt die Gemeinde Watt die Höfe Altburg,Katzensee und Oberdorf.2) Diesen Höfen und somit auch denjenigen Gemeinden,mit welchen sie «fürohin» unabtrennlich verbundensind, sind als Bürger zugezählt — insofern nicht ihr ursprünglicher Heimatsort ausgemittelt und gesetzlicheHeimatscheine an die Hand gebracht werden können,folgende Personen. . . (folgt Aufzählung)3) Der Hof Oberdorf bleibt mit Watt in den bisherigenVerhältnissen, so dass derselbe in polizeilicher Hinsichtmit Watt gänzlich verbunden ist und nur eine Gemeinde ausmacht, in ökonomischer Beziehung hingegenganz für sich besteht und demzufolge auch pflichtigist, ohne Zutun der Gemeinde Watt, seine Armen selbstzu unterhalten. Die Höfe Altburg und Katzensee hi‘igegen sind auch in ökonomischer Hinsicht der Gemeinde Watt einverleibt.4) An den Unterhalt der Kinder des Konrad Schanz, sel.,Altburg, übernimmt die Gemeinde <strong>Regensdorf</strong> dieHälfte der bis zum 26. Mai 1818 «erloffenen» Kosten.Das von jener Zeit an weiter Aufgelaufene liegt derGemeinde Watt ob.5) Endlich soll die bereits angelegte Strasse über denGeissberg nach~ Höngg gemeinschaftlich von den beiden Gemeinden <strong>Regensdorf</strong> und Watt mit ihren Höfenvollendet und instandgestellt werden. In Zukunftaber liegt der Unterhalt dieser Strasse der Gemeinde<strong>Regensdorf</strong> allein ob.Aus dem zitierten Dokument ist verschiedenes ersichtlich.Es ergibt sich z. B., dass die Gemeinde Watt finanziellbesser stand als <strong>Regensdorf</strong>. Wohl daher kommt der lokaleSpruch, den man in früheren Zeiten öfters hörte: «In<strong>Regensdorf</strong> sind die Herren, in Watt ist das Geld».Dieser kurz gefasste Streifzug aus Watt zeigt, dass auchein kleines Dörfchen seine Geschichte hat und dass es verständlich ist, wenn die Watter Dorfgenossen, obwohl sie<strong>Regensdorf</strong>er sind, noch heute ein eigenes Dorfleben führen.Mz23

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