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1964 - Landzunft Regensdorf

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‘3~-~11~00ISitz der Lanc/fra~q1i~n~ von l?eqenspeiydes 2a~9ei‘ -]ie,ys 4~eizd. 2. Jiz~ ~h~hs‘z~t. 3. Die .E~ ~ WaJd.an~ vo‘tIniser. 5. 2~er 1i~e~ nack Z ~44a€i& Zz~rieIi. 8. 1)zs Wo~pb.‘z‘,ua~ W~,4J‘~x~±. a. V.loU <strong>1964</strong> i~6~rre*.4t~ ~a~


Wehe, die Alamannen kommen ins Tal!1.Es wäre ein Irrtum, zu glauben, Regan, der Alamann~,wäre der erste Bewohner unserer Gegend gewesen. Langevor ihm marschierten römische Legionäre über die schmaleHeerstrasse von Vindonissa (Windisch) nach Vitodurum(Winterthur) und hatten die Helvetier Lichtungen in dieWälder gerodet. Auch die Pfahlbauer dürften den fischreichen«Chatzensee» kaum übersehen haben, und selbstdie Höhlenbewohner werden vor Jahrzehntausenden vonden Triften der Läger.n her ihre Blicke über die Baumwipfel der Wildnis im Tale der Furt gerichtet haben, woAuerhahn und Bär, Wolf und Elch ihre Reviere hatten.Wir wollen später einen Blick in jene fernen Zeiten tunund heute nur die Lage schildern, wie sie sich um diezweite Hälfte des fünften Jahrhunderts unserer Zeitrechnung zugetragen haben mag. Die Geschichte der Alamannen ist unsere Geschichte, weil sie unsere Vorfahren sindund nach ihnen sich keine neuen Volksstämme mehr angesiedelt habep.Schon um die Mitte des dritten Jahrhunderts brandetenimmer wieder neue Wellen nordischer und östlicher Völkerstämme an die damaligen Grenzen des römischen Reiches, zu welchem seit der Niederlage der Helvetier beiBibracte anno 58 v. Chr. auch das Land der Helvetier gehörte. Seit rund 200 Jahren also überquerten die Barbaren(von den Römern so genannt) in kurzen zeitlichen Intervallen den Rhein, den Main und die Donau in RichtungAtlantik und Mittelmeer. Gemässigtes Klima, üppigesWachstum und eine relativ schwache Bevölkerungsdichteim Raume des heutigen Frankreich wirkten wie ein Magnet. Die Römer als Herren über diese Landstriche warfendie nur lose vereinigten burgundischen, germanischen undalamannischen Stämme in zahllosen Kämpfen immer wieder über die erwähnten Flüsse zurück. Als dann aber ihreigenes Weltreich durch die ständigen Intrigen seinerCäsaren und Heerführer unaufhaltsam seinem Ende entgegenging, gelangten auch die Helvetier, die das Mittelland zwischen Jura und Voralpen von der Saane bis andie Thur bewohnten, sozusagen zwangsläufig in den Sogder nordischen Eroberungsgelüste, war doch der ganzeStamm durch römisches Wohlleben zivilisiert und demKriegshandwerk im Laufe der Jahrhunderte mit Ausnahme der Söldner weitgehend entwöhnt worden.Etwa vom Jahre 450 an begannen die stämmigen und auft,4L,‚Raub versessenen Alamannen, die vor Generationen imSchwarzwald und Bodenseegebiet die Helvetier vertriebenhatten, angesichts des sich ständig aus dem Nordostenverstärkenden Druckes durch grausame Zimbern, Teutonen, Chatten, Hermanduren, Tubanten, Tencterer,Avionen und wie sie alle hiessen, den Rhein zu überschreiten, um nach Süden auszuweichen. Dieser Entschlusswurde somit aus existentiellen Notwendigkeiten gefasstund geschah nicht spontan in einem einmaligen Exodus,wie seinerzeit bei den Helvetiern, sondern in sporadischenWellen, meist gruppiert in Hundertschaften, sogenanntenHuntaren, bestehend aus verwandten Sippen, die aufeigene Faust auszogen und sich nicht selten gegenseitigin die Quere kamen, wobei regelrechte Kleinkriege ausgetragen wurden.Im dunklen Waidtal der Wutach hinter dem Randen befand sich auch eine ausgedehnte Alamannensiedlung, zuder im Spätsommer des Jahres 457 Meldereiter vom Bodensee die Nachricht brachten, dass eine RiesenkarawaneSueven oder Sweben (Alamannen) im Anmarsch sei undman sich zusammentun müsse, um das plündernde Heerzurückzuschlagen oder wenigstens in eine andere Richtung abzulenken. Diese Botschaft löste indessen eine unerwartete Wendung aus, indem sie die HuntarenführerReito, Reginhart und Rifzold bewog, den schon langegehegten Plan zu verwirklichen, nach Süden abzuziehenund den Rhein als Verteidigungslinie zwischen sich undden Feind zu setzen. Dabei könnte Land in Besitz genommen werden, das nicht ständig von Raubzügen ausallen möglichen Richtungen heimgesucht würde.Reito, dessen Vorfahren an der unteren Donau aufgewachsen waren, brach mit seinen Leuten zuerst auf. Ersollte dem Rhein unterhalb des grossen Falles südwärtsfolgen und eine günstige Uebergangsstelle suchen, umdort eine Flossbrücke zu erstellen. Gefährliche Wegspurenveranlassten ihn aber, weiter talabwärts der Wutach folgend, erst beim heutigen Dorf Ofteringen südwärts zuschwenken, um in sechs Tagesetappen den grossen Flussbeim heutigen Rüdlingen zu erreichen. Bei jeder Biegunghinterliess sein Tross das vereinbarte Zeichen als Wegweiser, zwei Reihen weisser Kieselsteine.Wo die Töss in die Flanke des Rheines stösst und ihn zueinem scharfen Knie zwingt, fand Reito eine Stelle mitschwacher Strömung. Als Reginhart und Rifzold eineMondlänge später eintrafen, zeigten erloschene Feuerstellenan, dass Reito mit seinen Leuten bereits vor Tagenweitergezogen war. Durch das Los wurde entschieden,welche Huntare zuerst den Uebergang benutzen durfte.Es fiel auf Reginhart. Dabei waren alle Bennen zu zerlegen und auf derbandern Seite wieder zusammenzufügen.Besonders die Ueberführung des Viehs war nicht einfach.Nach vier Tagen war die ganze Gefolgschaft Reginhartsübergesetzt. Er hatte dabei Glück und verlor lediglicheinige Wagenräder, 5 Stück Vieh, 9 Sklaven und zweiKinder. Hauptsächlich am letzten Tag, als die Wassertrotz gutem Wetter ständig anstiegen und zunehmend3


ausgeschwärmten Reiter nirgends auf eine Gefahr stiessen,wurde auf die Erstellung einer Wagenburg verzichtet.Heute bricht der Tag des Wettergottes Donar, der«Donnerstag» an. Schon früh begibt sich Reginhart mitseiner Schar Begleiter auf einen Erkundungsritt und stösstbald nach Ueberquerung der Furt in einer Waldlichtungauf ein frisch gepflügtes Ackerfeld, das von drei eifrigschuftenden Sklaven, bewacht und angetrieben von einemHüter, bestellt wird. Das Feld wird leise umzingelt, aberplötzlich wiehert eines der Pferde. Hüter und Knechteergreifen sogleich die Flucht, rennen dahin und dorthin,sehen sich aber überall bewaffneten Reitern gegenüber.Schon sinken die Knechte, von Speeren durchbohrt, zurErde nieder, als ein vertrauter alamannischer Laut ertönt.Der Sklavenhüter entpuppt sich als Alamanne, dessenGrossvater im Feldzug des Arbetio gegen die Jutungenbei ad fines (Pfyn) in römische Gefangenschaft gerietund nach der Kaiserstadt in die Arena entführt wurde.Er selbst entging als haibwüchsiger Junge dem gleichenSchicksal, denn er wurde einem Helvetier m{t NamenOrgint verkauft, dem er auf seiner abseits gelegenenSiedlung treu diente, so dass er nach vielen Jahren alsHüter über die Feldknechte gesetzt wurde. Nun wird ervon seinen eigenen Stammesgenossen gefesselt und insLager geführt.Dort erfahren die Eindringlinge alles Nähere über Lageund Leben in der ausgedehnten Helvetiersiedlung Orgints,der ein Nachkomme des Helden Orgetorix ist, der jedochseine Stammesgenossen im Jahre 57 v. Chr. zum Auszugnach Gallien veranlasste, wo sie dann im folgenden Jahrbei Bibracte von Cäsar und den Römern besiegt wurden.Seine Villa, nach römischem Stil erbaut, sei eingerahmtvon einer ganzen Anzahl Hütten von Hörigen und Leibeigenen sowie Pferde- und Viehställen. Die eigentlichenSklaven hausten abseits an einem kleinen See und entstammten einem wilden, stämmigen Volk aus dem hohenNorden. Sie hiessen sich Chatten und seien vor Jahrenvon einer römischen Legion bei Augsburg gefangen unddann verschachert worden. Da sie sich anfänglich sehrungebärdig benahmen, konnten sie von dem Helvetier«preisgünstig» eingehandelt werden. Den See nenne manseither See der Chatten (während der Franzosenzeit hiesser Egelsee). Orgint liess ihnen ziemlich grosse Freiheit,weshalb sie ihm treu dienten und auf Kriegszügen seineLeibwache waren, um die ihn die Römer dann beneideten.Nachdem Reginhart und seine Alamannen genug erfahrenhaben, überlassen sie den Verräter den Halbwüchsigenals Zielscheibe bei ihren Wurfübungen, und als er totzusammenbricht, verscharren sie ihn am Bachbord. Diewehrfähigen Männer beraten darauf den Angriff auf dieSiedlung, die noch heute in Besitz genommen werden soll.Kundschafter haben bereits den ganzen Komplex umritten,ohne entdeckt worden zu sein. Nach so viel Jahrendes Friedens hat die Aufmerksamkeit der helvetischenWachen erheblich nachgelassen, und weil man noch nichtsvom Einbruch der Alamannen über den Rhein vernommen hat, liegt kein Grund zu besonderer Wachsamkeitvor. Nun lässt Reginhart das Fussvolk mit Pfeil und Bogen in aller Stille und im Schatten des Waldes aufmarschieren. Nachdem die Umzingelung beendet ist und mandie Lücken in den Umzäunungen der Höfe, Speicher undWerkstätten genau erspäht hat, bläst Reginhart in seinHorn. Es ist das Zeichen zum Angriff.Die Reiter sprengen in gestrecktem Galopp in die Lichtung hinaus und direkt auf die Hütten zu. Ihr furchterregendesKampfgeschrei, das sich wie das schaurige.Heulen von Wölfen anhört, durchzittert die Luft undvermischt sich mit den Angstrufen der aufgescheuchtenHelvetier und dem wütenden Gebell der Kettenhunde.Im Nu sind alle Gebäude umstellt und die Bewohner,ohne Unterschied von Rang und Alter samt Weibern undKindern gefangen und gefesselt. Wer sich muckst oder zufliehen sucht, wird erbarmungslos niedergehauen. Sofortgehen die herbeigeholten halbwüchsigen Alamannen,kräftig unterstützt von Müttern uncl Greisen, daran,Häuser und Hütten zu plündern. Alsdann werden sie inBrand gesteckt und das Vieh weggetrieben.Unter den gefesselten Zuschauern steht der ergraute, inseiner langen Toga wie eine Statue aussehende HäuptlingOrgint und mustert mit finsterem Blick die blutrünstigenEindringlinge, die sich am liebsten gleich auf die gefesselteSchar gestürzt und sie mit ihren langen Schwertern unschädlich gemacht hätte. Reginhart widersetzt sich abersolchem Tun, denn er sieht mit erfahrenem Blick denklingenden Erlös, den der Verkauf dieser arbeitsgewohnten Knechte und Mägde einbringen würde._4~‘ ‘~ 144-— .31j 1~4. —v— :~Indessen kann er es sich nicht verkneifen, den überfallenen Orgint zum Zweikampf aufzufordern. Der ungewohnte Wein aus einer Amphore, dem er bei der Ausräumungeines Speichers kräftig zugesprochen hatte, istihm zu Kopf gestiegen. Er setzt gleich alles aufs Spielund verkündet, der Besiegte solle dem Sieger mit seinemganzen Gefolge auf Lebenszeit dienen!Orgint wird von seinen Fesseln befreit und wünscht alsWaffe sein speziell für den Nahkampf geeignetes Helvetierschwert. Reginhart seinerseits entscheidet sich fürdas grosse Schwert seiner Väter, steigt vom Pferd underwartet seinen Gegner unter einer alten Linde. Der Alamanne als Linkshänder glaubt dadurch im Vorteil zusein, dass er seinen Gegner gar nicht an sich herankommenlässt. Orgint, trotz seines Alters geschmeidig wie eineKatze, rennt ständig hin und her, ohne selbst einen Angriff zu wagen. Es scheint, als wolle er Zeit gewinnen undReginhart ermüden, der ab und zu ins Leere stösst, wasihn schliesslich so nervös macht, dass er zu einem entscheidenden Hieb ansetzt. Im selben Augenblick aberbricht ein gehender Schrei aus hundert Kehlen, und einePfeilspitze durchbohrt den Hals des Alamannen knappüber dem Schildrand. Immerhin genügt der Schwungseines niedersausenden Schwertes noch, um dem Helvetierr7


den Kopf vom Leibe zu trennen. «Die Chatten sind da»,tönt es wie aus einem Munde, und Pfeile schwirren ingrosser Zahl durch die Luft. Nun entbrennt ein kurzer,heftiger Kampf zwischen den zahlenmässig stark unterlegenen und zudem schwach bewaffneten Chatten undden in ihrem Blutrausch nun gar keine Hemmungen mehrkennenden Alamannen. Er endet mit der völligen Vernichtung der tapferen Chattenschar. Sie waren gegenMittag von einem Knaben, der heimlich hinter denHecken zu fliehen vermochte, beim Fischen alarmiertworden, holten unverzüglich die Jagdwaffen ihres Gebieters aus dessen Waldhütte und schlichen auf leisenSohlen den Kampfplatz an. Nun haben sie endgültig ausgedient.Noch immer rauchen die Trümmerhaufen der zerstörtenHelvetiersiedlung. Die Luft ist von beissendem Raucherfüllt und es ist schwül, als die alamannischen Kriegerabgekämpft und blutverschmiert auf den Zweikampfplatzunter der Linde am Waldrand zurückkehren. Reginhart lebt noch, sein Blut ist aber nicht zu stillen, wiesehr sich auch Waltrud, die junge und überaus hübscheTochter des gefallenen~ Orgint bemüht, den roten Strahlzum Versiegen zu bringen. Erst hat sie ihre blaue Togaund dann ihr weisses Hemd in Streifen gerissen, um denverletzten Hals zu verbinden. Aber die Halsschiagaderwar geritzt worden, und nun liegt Reginhart mit bleichemAntlitz. auf seinem Schild und versucht den Ankömmlingen gerade noch mit letzter Kraft die Worte zuzurufen, sie sollten Regan, seinen Sohn, zum Huntarenführerwählen. Nur noch die ersten Worte bringt er mühsamhervor, dann stirbt er. Einer der umstehenden Alamannenwill sich unverzüglich an d~r Helvetierin rächen undhätte ihr beinahe seinen Speer.in die halbentblösst~ Brustgestosten, wenn nicht Regan im letzten Augenblick miteinem Fauststoss die Richtung abgelenkt hätte, so dass dieSpitze über der Schulter Waltruds in die Linde fährt. Miteinem stolzen, aber unsagbar hasserfüllten Blick danktsie dem kühnen Retter, der gerne etwas gesagt hätte, wenner nur ein einziges Wort keltisch oder römisch (lateinisch)verstanden hätte.Als der Abend hereinbricht, liegt nur noch ein schwacherDunst über dem Tal. der Furt, der sich mit den leichtenBodennebeln vermischt. Auf einem Hügel, nahe beim Seeder Chatten, deren Hütten inzwischen ebenfalls in Feuerund Rauch aufgegangenwaren, stehen auf einem freienPlatz grosse heilige Eichen. In deren Mitte erhebt sich einblutverscbmierter Opferaltar; Hier .hatteii offenbar dieHelvetier ihren Göttern gehuldigt. Nun wollen die neuenBesitzer des Tales hier eine erste Versammlung und einOpferfest abhalten. Als Opfertier wurde schon am Nachinittag vom Priester der Lieblingsschimmel des Helvetiers,eiii~ Prachtsstute von tadellosem Wuchs, ausersehen. DieSAlamannen haben ihre Wagenburg in der Nähe der zerstörten Siedlung aufgebaut. Die Freien unter ihnen undihre Familieji kleideten sich inzwischen in frische Felleuhd schmückten sich sehr zum Aerger der gefangenen Helvetier mit ihren geraubten Spangen, . Diademen und Gewandnadeln, die in der scheidendenAbendsonne wunderbar glitzerten und funkelten. In Rudeln marscbieren sienun auf den Hügel zu, voräus die Sippenführer mit denKriegern, dann der Priest& mit dem Opfertier; dahinterReginharts Söhne, die auf einer Bahre den toten Vater involler Rüstung tragen: Es folgen die Familien der Freien,nach Sippen gruppiert, begleitet von Pfeifern und Flötenspielern,dahinter die gefangenen H~lvetier sowie dieHörigen und Unfreien. Den Schluss bilden wie immer dieBogenschützen. Inzwischen ist der bleiche Vollmond imOsten aufgegangen~ und wirft lange Schatten auf denfreien Platz, wo die ganze Schar sich lagert.Regan hatte noch einen kurzen Umritt getan. Jetzt steigter von seinem stämmigen Rappen, der als Beute aus einemKampf mit Zimbern stammt, und übergibt ihn einemSklaven in Obhut. Er setzt sich auf ein Bärenfell, siehtfinster in die Runde und spricht kein Wort zu seiner Umgebung. Ist er wohl misslaunig, weil seine neue Sklavenschardie kleinste ist? Er hatte bei der Zuteilung hartnäckig darauf bestanden, die Tochter des Orgint zu bekommen. Adalo und Blindin, die beide ebenfalls gernedieses rotblonde, junge Helvetierweib von prächtiger Gestalt mit dem tiefgründigen Blick aus seeblauen Augen besessen hätten, wollten sich nur dann zufrieden geben,wenn er ihnen je sieben andere Gefangene nach freierWahl übeiiliess. Kein Wunder, dass darob Regans Sippemurrte. Noch immer sitzt ihm der Trotz im Nacken. Erschaut stumm zu seinen Gefangenen hinüber, die im Kreiseum ihre ehemalige Herrin herumstehen. Man sieht es miteinem Blick, dass sie Waltrud noch immer verehren, ungeachtet ihrer eigenen verzweifelten Lage. Auch ärgerter sich von neuem, dass er kein Wort an sie richten kann.Hätte er doch heute morgen nicht zugelassen, dass deralamannische Aufseher getötet wurde, dann könnte erjetzt ihre Gefühle erforschen lassen.Ein langgezogener Hornstoss widerhallt in den nahenBaumwipfeln und lässt das laute Durcheinander der Stimmen schlagartig verstummen. Der Sippenälteste, ein magerer, baumlanger Mann mit wallenden weissen Haarenund widerborstigem Bart, erklettert den Opferstein undruft in die Runde: «Ich, Ruderich, rufe alle freien Männerzur Versammlung, wie es alter Sitte entspricht.» Die bewaffneten Alamannen besteigen ihre Pferde und bildeneinen Ring um den Alten, dann rufen sie im Chor: «DieVersammlung ist eröffnet». Gleichzeitig schlagen sie mitden Waffen an die Schilde. Ruderich holt tief Atem undbeginnt: «Reginhart, unser tapferer Huntarenführer, isteingetreten ins dunkle Reich der Geister, wir wollen ihnbegraben». Bereits haben Sklaven eine Grube ausgehoben,dann die erschlagenen Chatten und Helvetier hineingeworfen und mit Reisig zugedeckt. Nun bringen die Söhneihren Vater herbei und legen ihn sorgsam, das Gesichtnach Norden gerichtet, auf den Reisigboden. Ein Grüpplein Frauen bringt eilig Mus und Met in Schalen herbei,um es als Wegzehrung in das Geisterreich neben den Totenzu legen. Dann schütten sie die Gruke zu und schichtendarüber Steine zu einer kleinen runden Pyramide auf. DieKrieger summen dazu ein monotones, dumpfes Geisterlied,dessen Inhalt sie selber nicht recht zu deuten vermögen. Jetzt ergreift der Alte wieder das Wort und verkündet, dass man beschliessen sollte, keinen neuen Huntarenführer mehr zu wählen, da man sich hier niederlassenwolle und daher keinen Anführer und auch keinen Königmehr brauche. Er schlägt vor, die Götter zu befragen, inwelcher Richtung sich die verschiedenen Sippen ansiedelnsollten. Die drei Sippenführer reichen ihre Speere zurMitte. Der Oberpriester Ibor hebt sie mit beiden Armenwaagrecht empor und springt damit dreimal um dasfrische Grab. Dann wirft er sie in weitem Bogen ins Gras.Eine Speerspitze zeigt nach Westen, eine nach Nordwesten und eine nach Norden. Somit ist es beschlosseneSache, dass Blindin sich mit seiner Sippe im Norden(Watt), Adalo im Nordwesten (Adlikon) und Regan im9


Westen (<strong>Regensdorf</strong>) ansiedeln sollen. Die kurze, abereindrucksvolle Zeremonie wird begleitet von einem dumpfen Donnerrollen, wie wenn Donar seine Zustimmunghierzu geben wollte. Ruderich ruft in die Runde: «DieVersammlung ist zu Ende». Zum Zeichen des Einverständnisses steigen die Krieger von ihren Pferden undübergeben sie den Knechten.Die Krieger eilen zu ihren Pferden, und das Fussvolkstiebt schreckensbleich davon.Regan ist einer der wenigen, die kaltes Blut bewahren.Er hat bemerkt, wie Waltrud zusammensank. Die furchtbaren Erlebnisse des Tages und der soeben in sie gefahreneSchreck waren zuviel für sie. Ein gnädiger Gott nahm ihrdas Bewusstsein. Regan tritt herzu, fasst sie sachte an undlegt sie über seine breiten Schultern. Die zu seiner Sippegehörenden gefangenen Helvetier trotten ergeben hinterihm her.Auf dem Lagerplatz angekommen, legt Regan Waltrudin einen unversehrt gebliebenen Blachenwagen, dann begibt er sich zu seinen Leuten, die schwatzend und gestikulierend die verbrannten Bennen umstehen und das erschlagene Vieh betasten, das überall herumliegt. Zweifellos steht Donar auf derSeite der Helvetier und hat ihrenHäuptling Orgint gerächt. Man wird ihn mit Opfergabenbesänftigen müssen.Wie Regan die eroberte Siedlung auf- und ausbaut, werden wir später vernehmen.Albert KuhnNun ist die Opferung des edlen Pferdes an der Reihe.Noch einmal wirft der stolze Schimmel den Kopf hoch,als spürte er des Helvetiers straffe Zügel, dann stösst ihmder Priester blitzschnell einen Dolch in die Seite. Das Tiergeht hoch, wiehert ganz kurz und sinkt dann in die Knie.Der Priester packt ein Gefäss und versucht, den dampfenden Blutstrahl einzufangen, um damit die Sippen zu besprengen, die dadurch Kraft bekommen sollten. Alsdanntrennt er dem Pferd den Kopf vom Leibe und befiehltden Sklaven, das Tier auszuweiden. Inzwischen habendie Sippen Kreise gebildet und kleine Feuer angezündet,und zwar noch im richtigen Augenblick, denn der Mondverkriecht sich soeben hinter den Wolken, und immerhäufiger richtet Donar sein zuckendes Auge ins neue Alamannenrevier. Leichte Windstösse kommen auf. Währenddas Pferd bereits zerlegt ist und sein Fleisch über denverschiedenen Feuern brät, stimmen die an ihren Händen immer noch gebundenen Helvetier hinter den flakkernden Schatten ein leises Klagelied an.Immer näher hört man das rasselnde Gespann Donarsheranrollen. Grimmig stampfen die wilden Ziegenböckeauf dem Grat der schwarzen Wolkenwand heran. Derzürnende Gott zeigt in kurzen Intervallen sein rötlichesBarthaar, und dazwischen schleudert er seinen funkensprühendenHammer an alle möglichen Felswände unterseinem Gezelt. Die Alamannen haben begonnen, die umihre Hälse gebundenen Würzelchen in die Hände zu nehmen und kleine Runenverse zu stammeln, als Donar plötzlich sein giftgelbes Auge voll aufreisst und die ganzeHuntare einen Moment geblendet wird. Im gleichenAugenblick erzittert die Erde; Ein unheimliches Krachenlässt die Wucht des Hammers erahnen, mit dem der blindwütige Gott zugeschlagen hat. Wahrlich, mit dem ist nichtzu spassen, denn kaum kann das geblendete Auge wiederUmrisse wahrnehmen, sieht man auch schon rote Feuerlohe über den Baumkronen auflodern. Der alte Ruderichstösst einen Schrei aus und ruft: «Die Wagenburg brennt!»


Die schweizerische Nationalbahnund ihr TeilstückSeebach—Wettingen(Etwas betrübliche Geschichte und ein erfreulicher Ausblick)Die Geschichte der schweizerischen Eisenbahnen ist reichan dramatischen Episoden. Keine aber hat sich so langeund so unheilvoll ausgewirkt wie das Kapitel «Nationalbahn»,das eigentlich erst in neuester Zeit abgeschlossenwurde, hatten doch einzelne Gemeinden noch bis vorkurzem an den damals übernommenen Lasten zu tragen.Die Nationalbahn war ein erster Versuch, das auf privater Basis ins Leben gerufene schweizerische Eisenbahnwesenin die Hände des Volkes zu überführen; er istkläglich gescheitert. Die Initianten waren keine Praktiker,sondern Politiker, und ihr Ziel war zu sehr auf die Bekämpfung der «Eisenbahnbarone» ausgerichtet, als dasssie hätten sehen können oder sehen wollen, wie wenigAussicht auf Erfolg ihr Unternehmen von allem Anfangan hatte. Tatsächlich liest sich denn auch die Entstehungsgeschichte der Nationalbahn wie der Roman eines Hindernislaufes, dessen Hürden immer höher werden, bis siezuletzt zum Zusammenbruch der Läufer führen.Die Winterthurer Demokraten, die den Sturz des liberalenSystems im Kanton Zürich bewirkt hatten, an ihrer Spitzeder Winterthurer Stadtpräsident J. J. Sulzer, standen derIdee zu Gevatter, die sich hauptsächlich gegen die MachtAlfred Eschers wandte. Den «Herrenbahnen», die dieganze Schweiz beherrschten, sollte eine «Volksbahn»gegenübersiehen: die Gemeinden sollten Aktionäre unddamit Eigentümer der neuen Linie sein. Schon 1872 wardie Idee einer direkten Verbindung Singen—Winterthurin greifbarer Gestalt da. Die neu gegründete EisenbahngesellschaftWinterthur—Singen—Kreuzlingen stand vonAnfang an der Gesellschaft für den Bau einer BahnWinterthur—Zofin~en sehr nahe. So war StadtschreiberZiegler von Winterthur, der spätere Direktionspräsidentder Nationalbahn, in den leitenden Ausschussen beiderGesellschaften zu finden. Anfangs 1875 war es dann soweit, aus der Vereinigung der Winterthur—Singen—Kreuzlingen-Bahngesellschaft und der Winterthur—Zofingen-Bahngesellschaft entstand die SchweizerischeNationalbahn-Gesellschaft. Ihr Ziel war die Schaffungeiner direkten Linie Bodensee—G enfersee unter Umfahrung von Zürich.Als Konkurrenzlinie zu den bestehenden PrivatbahnGesellschaften gedacht, musste die Unternehmung natürlich energischen Gegenaktionen der letzteren rufen, und inder Tat entbrannte auch allsogleich ein heftiger Kampf,der die Katastrophe der Nationalbahn stark beschleunigte.Immerhin waren auch andere Faktoren daran massgeblich schuld, so die Ueberschätzung der Rendite und dieUnterschätzung der Kosten durch die Initianten. Natürlich fehlte es nicht an Warnungen, nur stammten dieseeben allesamt aus gegneri‘schen Kreisen und wurden daherin den Wind geschlagen. So wies die NZZ am 11. Oktober1872 schon darauf hin, dass die Baukosten der Nordostbahn(NOB)- und der Centralbahn (SCB)-Linien imDurchschnitt 330 000 Franken pro Kilometer betragenhätten, während die Nationalbahn nur 162 500 Frankenfür den Kilometer budgetiert hatte. Bei der Renditenschätzungallerdings hielt man sich an die Erträge derNOB und brachte es so auf einen mutmasslichen jährlichenReingewinn von 6925 Franken pro Bahnkilometer, waswiederum von gegnerischen Fachleuten als Illusion bezeichnet wurde. Wie berechtigt diese Unkenrufe waren,zeigt ein Blick auf das Resultat: der Bau der Linie verschlang weit mehr als vorgesehen, und aus dem jährlichenReingewinn ist schon im ersten Jahr des Bestehens derganzen Linie ein Reinverlust von 3435 Franken pro Kilometer geworden.Doch zurück in die Zeit, da man das noch, nicht wusste.Trotz aller Anfechtungen wurde der Bau ausgeführt.Zwar hatte es bei der Beschaffung der Mittel zahlreicheSchwierigkeiten abgesetzt und das schliesslich noch notwendige Anleihen von 9 Millionen Franken konnte nurdadurch untergebracht werden, dass die Städte Winterthur, Zofingen, Lenzburg und Baden solidarisch für Kapital und 5% Zins garantierten, eine Garantie, die späterpraktisch voll geleistet werden musste und diese Gemeinwesen an den Rand des Ruins brachte. Bezeichnend fürdie Finanzierungsschwierigkeiten, denen die Nationalbahnbegegnete, mag auch folgende Episode sein, die denLeser dieses Zunft-Blattes• besonders interessieren dürfte.Die Gemeinde <strong>Regensdorf</strong> erwies sich als weit vorsichtigerals die vier genannten Städte. Sie weigerte sich, ihrenAktienanteil von 115 000 Franken einzuzahlen, da er nurfür den Fall gezeichnet worden sei, dass eine einheitlichbetriebene Linie Bodan—Leman zustande komme. DieBahngesellschaft versuchte, die <strong>Regensdorf</strong>er auf demProzesswege zur Liberierung des Betrages zu zwingen,allein das Zürcher Obergericht schützte den Standpunktder Gemeinde.Trotzdem war es am 17. Juli 1875 soweit, dass die StreckeWinterthur—Etzwilen—Singen eröffnet werden konnte.Im Laufe des Jahres 1877 konnten auch die verschiedenenAbschnitte der Strecke Winterthur—Zofingen dem Betrieb übergeben werden, die Teilstrecke Winterthur—Baden am 15. Oktober 1877. Die Bahn lief also undbrachte — Defizite. Noch versuchte man sie durch dennachträglichen Bau einer Verbindung zur Stadt Zürichzu retten, doch wurde diese nie realisiert, und als schonauf Beginn des Jahres 1878 die Obligationenzinse nichtbezahlt werden konnten, wurde von etwa 40 Gläubigerndas Begehren um Zwangsliquidation gestellt. Die Bahn ersuchte zwar um einen sechsmonatigen Aufschub, aber dasschweizerische Bundesgericht entsprach dem Begehren am18./20. Februar 1878. Eine erste Versteigerung vom 30.August 1879 brachte kein Ergebnis, da sich eine Einigungmit den vier Garantiestädten nicht erzielen liess. An einerzweiten Versteigerung vom 15. März 1880 erwarb dieEidg. Bank in Bern die Ostsektion um 3 150 000 Fr.,während die Nordostbahn die Westsektion um gan\ze750 000 Franken erstand. Nachher stellte sich heraus,dass die Eidg. Bank mit ihrem Erwerb nichts anfangenkonnte, so dass sie schliesslich froh sein musste, auch denOstsektor mit einem Verlust von 40 000 Franken eben-13


~ a-i~.__ ~~ ~r‘~-r -*4-fß -0- “-,-.-. ;.t~il, -. : ~—‘ jz Q r1 1‘ 1 1L~t 3 • ~! -. .. .~ •Q:. ..- ~ — ---~‚ ~ - — - A— —‘~. —~ 1 — -~ —~ -. 1~ . ‚1~ •~ - ..~ ~‘-~...--:~-• :- —• • ::.. :.~. ~ •.-~-~•~Die Lokomotiven des Versuchsbetriebes «Seebach—Wettingen» 1907 (Einphasen-Wechselstrom 15 000 Volt, 15 Hz)falls der NOB abtreten zu können. Damit war die Nationalbahn in die Hände ihrer Todfeindin übergegangen.Den 31 Millionen Franken, die die Bahn gekostet hatte,stand ein Liquidationserlös von knapp 4 Millionen Franken gegenüber. Das gesamte Aktienkapital sowie die Obligationen im 2. Rang waren völlig verloren. Verloren auchdie einbezahlten Nachsubventionen und nicht weniger als17 18 des garantierten 9-Millionen-Anleihens; wahrlicheine erschreckende Bilanz.Doch das Leben ging auch hier weiter. Die Bahn behieltals Nebenlinie eine gewisse Bedeutung und hat, wenigstensauf gewissen Abschnitten, weiterhin in Eisenbahngeschichte gemacht. In neuester Zeit zeichnet sich sogar eineEntwicklung ab, wie sie, wenn auch aus anderen Gründen,den Erbauern vorschwebte. Im Jahre 1902 reichte dieMaschinenfabrik Oerlikon (MFO) auf Veranlassung ihresdamaligen Direktors, Ing. E. Huber-Stokar, ein Gesuchan die Eidg. Behörden zur Erteilung einer Konzession fürdie p;obeweise Elektrifizierung der Strecke Seebach—Wettingen ein, dem noch im gleichen Jahr entsprochenwurde. Die MFO erklärte sich bereit, den Versuch aufeigene Kosten und Gefahr durchzuführen. Zweck desVersuches war, die elektrische Vollbahntraktion unter Anwendung des Einphasensystems hoher Fahrdrahtspannungbei niedriger Frequenz auszuprobieren. Bei den erstenVersuchen im November 1904 wurde eine Lokomotiveverwendet, in welcher die Spannung der mit Einphasenstrom 50 Perioden und 15000 Volt gespeisten Fahrleitungheruntertransformiert und die Energie über einen rotierenden Umformer dem bereits bewährten Gleichstrom-Antriebsmotor zugeführt wurde. Doch schon kurz daraufkam der entscheidende Schritt mit der Erfindung einesgeeigneten Wechselstrom-Motors und im November 1905übernahm die als erstes Wechselstrom-TriebfahrzeugEuropas gebaute Lokomotive, die heute im Verkehrshausin Luzern zu sehen ist, die Beförderung der Probezüge.Die Erfolge mit dem neuen Triebfahrzeug führten zumAbschluss eines Vertrages zwischen der Generaldirektionder SBB und der MFO, durch welchen letzterer die Uebernahme des fahrplanmässigen Zugsbetriebes auf der StreckeSeebach—Wettingen für die Dauer eines Jahres übertragen wurde. Damit wurde dieses Teilstück der ehemaligenNationalbahn zur Wiege der Elektrifikation der Schweizer Bahnen, trotzdem die SBB im Jahre 1909 den Fahrdrahtwieder abbrachen und aus betrieblichen Gründenzum Dampfbetrieb zurückkehrten. Erst am 13. Februar1942 ist auf dieser Strecke der elektrische Betrieb wiederaufgenommen worden, dies im Zuge der vierten Elektrifikationsetappe der SBB.In die Geschichte eingegangen ist auch die gewaltige Verkehrssteigerung auf der Strecke Singen—Winterthur während des Zweiten Weltkrieges, als ein grosser Teil desriesigen Güteraustausches zwischen den AchsenmächtenDeutschland und Italien diesen Weg nahm.Und nun stehen wir vor der Tatsache, dass der Furttallinie ein ungeahnter Aufschwung bevorsteht, soll sie dochim Rahmen des Ausbaues der Zürcher Bahnanlagen gemäss dem SBB-Projekt 1954— der Umfahrung von Zürichdienen! Wer hätte zur Zeit des Zusammenbruchs derNationalbahn, als nur noch ein Anschluss an die Stadt alsmögliche Rettung erschien, daran gedacht, dass der ursprüngliche Plan, Zürich zu umfahren, einmal eine solche15


Aktualität erlangen und so begrüsst werden würde. Unddoch ist es heute so, nur soll die Umfahrung Zürich nichtmehr schaden, sondern helfen. Der Zürcher Hauptbahnhof ist zu eng geworden. Also lautet die Parole: hinausmit allem, was nicht unbedingt ins Zentrum muss. DerRangierbahnhof kommt ins Limmattal und damit bringtman auch alle Güterzüge, die nicht für Zürich selbst bestimmt sind, aus dem heutigen Bahnhof weg. Als eine derwichtigsten Zufahrtslinien zum neuen RangierbahnhofLimmattal bekommt die Strecke Seebach—Wettingenplötzlich eine Bedeutung, die sich ihre Erbauer wohl nichteinmal in ihren kühnsten Träumen vorzustellen gewagthätten. Sämtliche aus der Ostschweiz kommenden Güterzüge werden sie befahren, diejenigen von Winterthur undweiter werden die ehemalige Nationalbahn sogar schonab Effretikon benützen, und der seinerzeit nicht zustandegekommene Anschluss von Seebach nach Zürich wird,limmatabwärts verschoben, nun doch noch gebaut werden, nämlich als Verbindungsschleife Würenlos—Rangierbahnhof. In Richtung Ost—West werden dannzumalzahlreiche Züge Tag für Tag über Seebach—<strong>Regensdorf</strong>—Würenlos nach dem Rangierbahnhof fahren. In derumgekehrten Richtung allerdings dürften es kaum mehrsein als heute, denn der Güterverkehr soll sich im Einrichtungsbetrieb abwickeln. Die Güterzüge nach der Ostschweizund wahrscheinlich auch jene nach dem Furttalwerden über die zur Zeit im Bau befindliche neue Käferberglinie fahren.Was Wunder, wenn bei derartigen Aussichten.das Furttalschon heute zu einem begehrten Industriegebiet gewordenist? Die Entwicklung geht so rasch vor sich, dass zum Beispiel die Station <strong>Regensdorf</strong> voraussichtlich noch vordem Ausbau der Strecke erweitert werden muss, denn ihreAnlagen sind bereits jetzt um ein vielfaches zu klein. Dasist nicht weiter erstaunlich, wenn man sich vergegenwärtigt, dass 1942 insgesamt 2778 Güterwagen nach und von<strong>Regensdorf</strong> verkehrten, 1962 aber 9672. Noch 1958 waren es erst 3848. Der Wagenladungsverkehr hat also inden letzten vier Jahren um volle 150% zugenommen. Einähnliches Bild zeigt sich im Stückgutverkehr, der von2028 Tonnen im Jahr 1942 auf 5999 Tonnen 1962 zunahm, bei einem Zwischenstand von 3029 Tonnen 1958.Diese gewaltige Verkehrssteigerung geht natürlich zurHauptsache auf die Neuansiedlung von Industrien zurück. In den letzten Jahren haben sich nicht weniger als24 grössere Firmen in <strong>Regensdorf</strong> niedergelassen, vondenen die meisten einen Geleiseanschluss in ihr Werkarealhaben. Weitere Firmen werden folgen, das Furttalund seine Eisenbahn gehen «goldenen Zeiten» entgegen.So schliesst denn dieser so betrüblich begonnene kurzeBericht über ein verunglücktes Bahnexperiment mit. einemrecht erfreulichen Ausblick: wäre die Nationalbahn seinerzeit nicht gebaut worden, so müsste man sie heute,wenigstens im Furttal, doch noch bauen. Ehre darum denPionieren, die es gut meinten, weniger gut machten undzuletzt doch noch teilweise recht behielten.Zürich, September 1963Dr. Hans SüssDir.-Sekretär der Kreisdirektion III SBBQuellenA. Gubler: Die schweizerische Nationalbahn, Hermatswil-Saland 1922A. Dudler: Die Entwicklung der schweizerischen Bahnenim Lichte der Elektrifizierung in «Wasser- und Energiewirtschaft» Nr. 7/1960.SBB-Nachrichtenblatt Nr. 7/62Ø Linie Niederglatt—Otelfingen (ausser Betrieb gesetzt am18. 1. 1937)® Käferbergtunnel im Bau seit Herbst 1962® projektierter Rangierbahnhof Limmattal (RB)Øprojektierte Verbindungslinie Rangierbahnhof—Würenlos® projektierter HeitersbergtunnelND-WENINGENP~ o~—~ ØK.ÜRENLOSnZc~~LENZBURGZH-ALT ST.~ZÜRICH HB= ~0= =0 5d0km


Die zwei GesichterRcgensdorjs-4Bild links:Ein idyllischer Winkel imalten Vorderdorf,direkt an der Affolternstrasse gelegen.1~~- ~— -—•~r~‘.~..~~ ~: ~!iTflrrBild nächste Seite:Die rege Bautätigkeit imneuen Industriequartieran der Kreuzung AlthardAdlikerstrasse.Dort wo die Barackein der Bildmitte steht,hat der Redaktor diesesBlattes vor 45 Jahren mittenim Hardwäldli mit seinenKameraden Marronigebraten, die zuvor «imChrämerlädeli Hildebrandgfickt worde sind«.—- -~~--y_~‘~ :~- .-‚-.~‚~ ~ 1 —~Gegenwärtiges und Zukünftigesin der Planung unserer GemeindeDer Einfluss des schweizerischen WirtschaftszentrumsZürich hat sich seit 1955 in vermehrtem Masse in derRegion Furttal und somit speziell im Bereich seiner Eingangspforte <strong>Regensdorf</strong> geltend gemacht. Das Landschaftsbild unserer Umgebung ist im Begriff, sich in seinenGrundzügen ganz wesentlich zu verändern. Noch langeZeit nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hat das ananderen Orten sich abzeichnende Baufieber unsere Gegend gemieden. Es war aber vorauszusehen, dass sich dasFurttal in einer Art Reservestellung befand, auf die nachBedarf gegriffen werden konnte. Angesichts dieser Tatsache wurde es deshalb dringend nötig, Vorbereitungenzu treffen, das zu Erwartende durch Planung in vernünftige Bahnen zu lenken. Planen heisst ja voraussehenund ordnen.Die erste Entwicklungsphase <strong>Regensdorf</strong>s ist heute abgeschlossen. Sie hatte zum Ziel, die Gemeinde als wirtschaftlich existenzfähige, selbständige Siedlung zu erhalten,unter gleichzeitiger Wahrung von ästhetischen und wohnhygienischenBedürfnissen. Es galt, für die zu erwartenden Einwohner nicht nur Wohnraum, sondern auch Arbeitsstätten zu schaffen und dabei die Werkplätze zusammenzufassen und sichtbar von den Wohnquartieren zutrennen. Industriezone, Wohnbauzone als Gerippe derZoneneinteilung sind geschaffen. Vieles wurde in dieserersten Phase geleistet und erreicht, manches ist gut, anderes sollte in der Zukunft noch besser gelöst werden. Eswird aber in solchen Belangen immer verschiedene Ansichten geben; die einen befürworten diese Art von Sied


— ..—. ~:— —~III — .‘ i —— ~ ‘liii lili ~III—~ ‚~J fu i •i 1 — mm. ~1 —J 1~.‘~UU L ~ 11 —‚~ - ~_‘,;)~ii -3.-~_‘ .- . ~‘ - — ‘Ii‘i~~ ~ ~. -____________________ —- -. J-_•~.~.- ~—~ _.. - •‘.. —~-~-—— ~ - ~—~v__ ..‚-~- ~ .~-. ‚~~~Z— — .;~~.. - — “- 1- ~ --- -.-.4_b~_~ ~ .~‘,- - ~ ~„;4~ \~~ ~—-~r ‚~. ~‚ -~ — -~ ‘Y ~ ‘~‘~- -:‘~ L ~— — ‘O~i~.‘~ ~ ~ -‘1- ~ ~ -~- ;: ? ~‘I‘~ ~ 1 L~ ~-1 .‘, ...~t4 ?ö ~— .. ‚s. ~~~-~- •-lungsbau, die anderen empfehlen eine andere Entwicklungstendenz. Es gilt für die Behörden, abzuwägen unddas zu fördern, was vernunftsbedingt mit dem Blick indie Zukunft richtig scheint.Unsere Gemeinde steht heute am Anfang der zweiten Entwicklungsphase, die sich harmonisch an die Gegebenheitender ersten Phase anschliessen und einfügen soll. Das Endziel darf nicht in Frage gestellt und die zweifelsohneguten Entwicklungstendenzen in <strong>Regensdorf</strong> dürfen nichtgestört werden. Es sind folgende Fragen beim weiterenVorgehen zu beachten:1. Was ist bis heute erreicht worden?2. Wie soll der Endausbau der Gemeinde aussehen?a) in bezug auf den Charakter der Siedlung;b) in bezug auf die Ausnützung des Bodens;c) in bezug auf die Landwirtschaft;d) in bezug auf das Wohnen in der Gemeinde;e) in bezug auf die Industrie und das Gewerbe;f) in bezug auf den Binnen- und Durchgangsverkehr;g) im Hinblick auf die Regionalplanung für das ZürcherUnterland.Aus dieser Fragestellung und deren Studium muss einKonzept erarbeitet werden, das der heutigen Generationals Richtschnur dient und für die nachfolgende einen Leitfaden darstellt, der wohl noch den jeweiligen Anschauungen ~angepasst werden kann, aber doch im Wesentlichenerhalten bleiben sollte. Die Entschlüsse, die heute gefasstwerden, sind infolgedessen von grösster Tragweite fürDorf und Tal. Es erfordert von jedem, der sich um dasGeschehen von Amtes wegen zu interessieren hat, sowievon jedem aktiven Gemeindeeinwohner verantwortungsbewusstes Arbeiten. Einzelinteressen haben sich, wie überall, den Gesamtinteressen unterzuordnen.Heute ist in erster Linie die generelle Zweiteilung derUeberbauung in eine Arbeitszone und eine Wohnzone gegeben. Daran müssen wir uns halten. Der Endausbau derGemeinde wird also in grober Unterteilung diese zweiZonen aufweisen.Die Beantwortung der zweiten Frage bereitet schon beträchtlich mehr Schwierigkeiten, da sie nicht nur vomGegebenen ausgehen kann, sondern auch mutmasslicheTendenzen für die Zukunft miteinbeziehen muss.Die Forderung nach Wohnungen verschiedenster Artführt zur gemischten Bauweise; dadurch entsteht der Charakter einer Siedlung, sei es ein Dorf oder eine Stadt. Sieeignet sich — und das ist ein Positivum unserer geographischen Gegebenheiten — zur Bebauung von Tälern,Hängen und hügeligem Gelände. Ich möchte sagen, dasses die typische Bebauungsart unseres schweizerischen Mittellandes ist. Eine Verdichtung und Konzentration derBauten nur in der Talsohle entspräche nicht unseremzürcherischen Siedlungscharakter. In dieser Beziehungentstehen unserem Dorf Gefahren, denen durch eine entsprechende Gesetzgebung begegnet werden muss. Einblindes Baugeschehen unter Einwirkung des Brennstoffes«Spekulation» könnte sonst verhängnisvolle Folgen zeitigen. Diese Tatsache hat unsere Behörde veranlasst, eineneue, den heutigen Anforderungen entsprechende Bau-19


ordnung, verbunden mit Zonenplan, zu entwerfen. DerStimmbürger wird sich in einer Gemeindeversammlungdemnächst darüber zu entscheiden haben.Eng im Zusammenhang mit dem oben erwähnten Gedanken steht die Bodenausnützung. Einerseits muss demvermehrten Bedarf an Wohnraum, welcher durch dieständige Zunahme der Bevölkerung und den immer nochsteigenden Lebensstandard bedingt ist, Rechnung getragenwerden. Anderseits muss bei der Festlegung der Ausnützung eine Differenzierung vorhanden sein, um einegute Wohnatmosphäre zu schaffen. Zu beiden Bedürfnissen stellt sich noch die Pflicht, uns und der Eidgenossenschaft gegenüber genügend Kulturland für dieLandwirtschaft zu sichern, womit bereits die dritte Frageaufgeworfen ist.Das bereits überbaute oder noch zu überbauende Gebietunserer Gemeinde muss in einem gesunden Verhältnis zuden Grünzonen oder Grünflächen stehen, damit der Anspruch auf Wohnungen einerseits und die Forderung aufSelbstversorgung in schwierigen Zeiten anderseits erfülltwerden. Damit ist festgestellt, dass zu den grossen Zonenteilen:Wohnbauzone, Industriezone eine dritte~Zone, dieder Landwirtschaft, neu geschaffen werden muss. Nachdem nun, zum Leidwesen vieler, das Gebiet des Katzenseesdurch eine Volksabstimmung zum Schutzgebiet erklärt wurde, so dass dort andere Bauten als solche landwirtschaftlicher Art nicht mehr zugelassen sind, wäre esgegeben, jenes Gebiet zur Landwirtschaftszone zu erklären.Das Wohnen in <strong>Regensdorf</strong> soll allen Bedürfnissen Rechnung tragen und damit unsere Gemeinde zu einem bevorzugten Wohnraum werden lassen. Es soll ein vernünftigesGleichgewicht zwischen Baumassen und Freiräumen entstehen. Die Industriesiedlungen sollen getrennt von denWohnbauten liegen, aber anderseits auch nicht irgendwieperipher angelegt sein, um lange Wege von und zurArbeit zu vermeiden. Dieses Anliegen ist mit dem heutigenIndustriegebiet weitgehend verwirklicht.Ein weiteres Bedürfnis liegt im Verlangen der Bewohnernach Einkaufsmöglichkeiten, Freizeitgestaltung und Sport.Auch in dieser Hinsicht ist die hauptsächlichste Vorarbeitgeleistet. Ein Dorfzentrum als Mittelpunkt, in welchemEinkaufsmöglichkeiten, Vergnügungen und Freizeitgestaltung geschaffen werden, ist projektiert. Ebenso ist densportlich interessierten Kreisen entweder bereits Rechnung getragen (Fussballplatz, Turn- und Spielplätze) odersie werden in nächster Zeit geschaffen (Schwimmbad,Tennisplatz). Die Wohnbevölkerung soll sich bei unswohlfühlen, es soll Freiheit und Zufriedenheit bei unsherrschen. Der noch durchzuführende Bebauungsplanwird mithelfen, dieses Ziel zu erreichen.Zur Zukunftsplanung gehört nicht zuletzt auch diejenigedes Binnen- und Durchgangsverkehrs. Sie ist eine derschwierigsten Aufgaben, da die Grundlagen nur Schätzungen sein können, die ihrerseits sehr stark von der Konjunktur und dem Fortschritt in der Technik abhängen.Die Hauptdurchgangsverkehrsadern sind bestimmt. Siehaben da und dort Härten mit sich gebracht, die unvermeidlich sind, denn man muss sich immer bewusst sein,dass wir nicht eine neue Stadt in einem unüberbautenGebiet erstellen können. Gewisse Fixpunkte sind gegeben,nach denen wir uns zu richten haben. Wir in der Gemeinde erkennen unsere Bedürfnisse, das kantonale Tiefbauamt aber muss daneben den Interessen des ganzenKantons Rechnung tragen. Es gilt hier, wie an vielenOrten, den optimalen Mittelweg zu suchen und zu finden.Der Gemeinde obliegt es, die übrige Strassenplanung, diegleichzeitig Binnenverkehrsplanung ist, zu betreiben. Esmuss angestrebt werden, eine gute Wohnatmosphärezu schaffen, fussgängerfreie Verkehrsflächen bereitzustellen und diese von den fahrzeugfreien zu trennen.Ferner sollten die Zufahrtsstrassen möglichst kreuzungsarm gestaltet werden, um Unfälle zu vermeiden. Es giltauch, den Fahrzeugverkehr von dort fernzuhalten, wo erstörend wirkt, so z. B. im Dorfzentrum. Alle diese Probleme sind im Studium; es dürfte aber bis zur Bereinigungnoch einige Zeit verstreichen.Es ist sicher nicht die Aufgabe dieses kurzen Abrisses, alleEinzelheiten der Planung im Detail aufzuzählen. Ichwollte nur die wesentlichsten Punkte streifen. Sie sollendazu beitragen, das Verständnis für das, was die Zukunftuns bringen wird, zu fördern. Alle diese Aufgaben brauchen Zeit uiid — was bei allem nicht vergessen werdendarf — Geld. Dies veranlasst mich, darauf hinzuweisen,dass der zeitliche Ablauf in der Realisation der Aufgabensich nach der Finanzlage unserer Gemeinde richten muss.Die Reihenfolge bei der Verwirklichung der Gemeindeaufgabenkann deshalb nur lauten:Planen — Finanzieren — Realisieren.A. Schärer, Gemeindepräsident21


Das Dorf WattWer spaziert nicht gerne durch das schmucke DörfchenWatt, bewundert die noch vorhandenen alten Speicher,freut sich an der emsigen bäuerlichen Tätigkeit, betrachtet die üppigen Felder, Aecker und Reben und lässt sichnicht beim Ertönen des Glöckleins vom alten Schulhausgedanklich in frühere Jahrhunderte zurückversetzen?Das im Türmchen des alten Schulhauses hängende Glöcklein könnte uns vieles von Watt erzählen, manche Episode, die wir leider nicht mehr rekonstruieren können, daAufzeichnungen fehlen. Wohl liegen im Archiv der ZivilgemeindeWatt viele alte Urkunden und Schriften, auchim Staatsarchiv Zürich lassen sich Dokumente finden, diesich mit Watt und seinen damaligen Einwohnern befassen.Vieles ist aber vergessen und verschollen; eine lückenloseGeschichte von Watt lässt sich nicht mehr erstellen. Alleinschon das erwähnte Glöcklein — das lange vor der Reformation gegossen wurde — bietet Schwierigkeiten bei derErforschung, woher es stammt. Vermutlich hing es in derOttilienkapelle in Watt. Für viele wird es neu sein, dasseinst in Watt ein Gotteshaus stand. Es existiert sogar eineGrundrisskizze. Ganz in der Nähe des einstigen Standorteswurden in neuerer Zeit bei Grabarbeiten Skelettegefunden, so dass feststeht, dass in Watt auch ein Friedhof bestand.War Watt wohl im Mittelalter eine eigene Gemeinde? AnHand von Büchern und Urkunden ist dies zu bejahen.Watt war tatsächlich eine selbständige Gemeinde mitArmen- und Schulbehörde bis in die dreissiger Jahre desletzten Jahrhunderts.Betrachtet man die wenigen Karten unserer Gegend ausdem Mittelalter, so ist festzustellen, dass Watt und <strong>Regensdorf</strong> durch keine Fahrstrasse verbunden waren, es bestand demnach keine engere Verbindung mit <strong>Regensdorf</strong>.Dies war bestimmt eine Folge der Beschaffenheit des Furttales.Noch im 19. Jahrhundert war die Talmitte vomKatzensee bis gegen Otelfingen ein sumpfiges Gelände mitstarkem Wuchs an Gebüschen. In der Frühzeit wurdendaher die Dörfer und Siedlungen im Furttal an die NordundSüdhänge gebaut. Im Laufe der Jahrhunderte wurdeder sumpfige Talboden urbar gemacht — verschiedeneFlurnamen bestätigen dies — und mit der Zeit kam eineQuerverbindung im Tale zustande. Die letzte Rodung desSumpfwaldes wurde während des Ersten Weltkriegeszwischen Adlikon und Buchs durchgeführt.Die Zeit nach der Reformation brachte allmählich einennäheren Kontakt mit <strong>Regensdorf</strong>, wohl deshalb, weil dieOttilienkapelle in Watt zerstört wurde, während man dieNiklauskapelle in <strong>Regensdorf</strong> als Speicher benützte. Ausden Archiven ist zu entnehmen, dass die Watter mit demalten Glauben streng zu Gerichte gingen und dass siedabei dem verbotenen Wiedertäufertum verfielen. DieUeberlieferung berichtet, dass der Gredelbach am oberenKatzensee (bei der Güterzusammenlegung eingedeckt)seinen Namen daher habe, dass darin durch die ZürcherRegierung der Wiedertäuferpfarrer Gredel zusammen miteinigen hartnäckigen Gesinnungsfreunden aus Watt ertränkt worden sei.Der Bau der heutigen Kirche in <strong>Regensdorf</strong> war für diedamalige Zeit eine grosse Last. Die <strong>Regensdorf</strong>er warenfroh, eine möglichst grosse Kirchgemeinde zusammenzubringen. Auch die Armenlasten — die dazumal durch dieKirche getragen wurden — bewogen die Gläubigen, grosseKirchspiele zu schaffen. Als anfangs des 19. Jahrhundertssich eine neue Einteilung der Gemeinden im Kanton abzuzeichnen begann, waren die Armenlasten ein ständigerGrund zu Streitigkeiten über die Zuteilung der Aussenhöfe.So musste am 10. Herbstmonat 1819 das Obmannamtdes Amtsbezirkes Regensberg sich~ mit einer Streitfrage der beiden Gemeinden Watt und <strong>Regensdorf</strong> befassen. Diese konnten sich über die Aufnahme der H6feGeissberg, Altburg, Katzensee und Oberdorf sowie desHardhofs (Althard) nicht einigen. Die erwähnten Höfesowie die Gemeinde Watt waren nach <strong>Regensdorf</strong> kirchgenössig. Für die Armenlasten mussten die GemeindenWatt, <strong>Regensdorf</strong> und Oberdorf indessen selbst aufkommen. Da es nun vorkam, dass auch in den HöfenPersonen unterstützt werden mussten, konnte man sichnicht einigen, ob nun die Kirchgemeinde oder die Zivilgemeindenzuständig seien. Die «hohe Regierung» fälltefolgenden Entscheid:1) Die Gemeinde <strong>Regensdorf</strong> übernimmt mit dem HofGeissberg auch den sogenannten Hardhof. Dagegenübernimmt die Gemeinde Watt die Höfe Altburg,Katzensee und Oberdorf.2) Diesen Höfen und somit auch denjenigen Gemeinden,mit welchen sie «fürohin» unabtrennlich verbundensind, sind als Bürger zugezählt — insofern nicht ihr ursprünglicher Heimatsort ausgemittelt und gesetzlicheHeimatscheine an die Hand gebracht werden können,folgende Personen. . . (folgt Aufzählung)3) Der Hof Oberdorf bleibt mit Watt in den bisherigenVerhältnissen, so dass derselbe in polizeilicher Hinsichtmit Watt gänzlich verbunden ist und nur eine Gemeinde ausmacht, in ökonomischer Beziehung hingegenganz für sich besteht und demzufolge auch pflichtigist, ohne Zutun der Gemeinde Watt, seine Armen selbstzu unterhalten. Die Höfe Altburg und Katzensee hi‘igegen sind auch in ökonomischer Hinsicht der Gemeinde Watt einverleibt.4) An den Unterhalt der Kinder des Konrad Schanz, sel.,Altburg, übernimmt die Gemeinde <strong>Regensdorf</strong> dieHälfte der bis zum 26. Mai 1818 «erloffenen» Kosten.Das von jener Zeit an weiter Aufgelaufene liegt derGemeinde Watt ob.5) Endlich soll die bereits angelegte Strasse über denGeissberg nach~ Höngg gemeinschaftlich von den beiden Gemeinden <strong>Regensdorf</strong> und Watt mit ihren Höfenvollendet und instandgestellt werden. In Zukunftaber liegt der Unterhalt dieser Strasse der Gemeinde<strong>Regensdorf</strong> allein ob.Aus dem zitierten Dokument ist verschiedenes ersichtlich.Es ergibt sich z. B., dass die Gemeinde Watt finanziellbesser stand als <strong>Regensdorf</strong>. Wohl daher kommt der lokaleSpruch, den man in früheren Zeiten öfters hörte: «In<strong>Regensdorf</strong> sind die Herren, in Watt ist das Geld».Dieser kurz gefasste Streifzug aus Watt zeigt, dass auchein kleines Dörfchen seine Geschichte hat und dass es verständlich ist, wenn die Watter Dorfgenossen, obwohl sie<strong>Regensdorf</strong>er sind, noch heute ein eigenes Dorfleben führen.Mz23


Zur Geschichte der LägernVon Oberforstmeister Dr. H. Grossmann(Aus «Die Lägern, Entstehung, Geschichte und Wälder«, erschienen im «Jahresheft 1943—46 des Zürcher UnterländerMuseumsvereins«, mit freundlicher Erlaubnis des Verfassers.)Die geschichtlichen Ereignisse im Raum der Lägern setzenim Verhältnis zu den geologischen recht spät ein.Aus der Urgeschichte sind nur wenige Reste bekannt.Unterhalb des Burghorns wurden Funde gemacht. Habenetwa dort jene Kelten gewohnt, die dem Berg den Namen«legirdon» = Bänderberg, gegeben haben? Dass sie auf derNordseite ihren Sitz gehabt haben müssen, beweist dieTatsache, dass der Berg auf der Südseite nicht gebänderterscheint. In Wettingen wurden ein Schalenstein, ein Steinbeil,ein Bronzestück, in Otelfingen ebenfalls ein solches,in Boppeisen ein steinzeitlicher Gegenstand gefunden, alsoalles Streufunde. Die Egg dagegen hat uns eine Reihevorgeschichtlicher Grabhügel aufbewahrt, wie den Friedhof mit 23 jungsteinzeitlichen Hügeln westlich derSchöfflisdorfer Platte oder den Einzelhügel auf derSchleiniker Platte oder den «Heidenhügel» mit 6 Brandgräbernim Erlenmoos Niederweningen.Zur Römerzeit war unsere Gegend schon dichter besiedelt,führten doch südlich und nördlich Strassenzüge an derLägern vorbei. Im Süden war es die Heerstrasse des römischen Weltreiches, welche das Hauptlager am helvetischen Rhein, Vindonissa~ mit den rhätischen Grenzlanden, dem Bodensee und Süddeutschland, verband undvon Windisch - Birmenstorf - Wettingen - Buchs - Kloten -Winterthur nach Pfyn und Arbon führte. Ihr Verlauf ist.ziemlich genau bekannt. In Baden überquerte die Strassenach Kaiserstuhl mit ihrer Abzweigung durchs Wehntaldie Limmat bei den grossen Bädern auf hölzerner Brücke.Die Nebenstrasse führte von Ehrendingen über KircheNiederweningen, Dachslern und Schleinikon nach Dielsdorf («Höhweg»). In den «Schnöten» soll nach Fundeneiner Prügelunterlage eine Abzweigung über das Rietnach Oberweningen, Schöfflisdorf, Egg, Neerach undBülach oder nach Steinmaur geführt haben. Sie war mehreine Nebenstrasse, die verschiedene römische Villen undLandgüter mit der Heerstrasse und den Stationen verband. -Die römische Besiedelung erstreckte sich auf eine Reihegrosser Gutshöfe mit ihren vielen Gebäuden, deren Spuren wir heute noch verfolgen können. Im Furttal sind esAuf Muren in Otelfingen, Maueracker und Krästel inBuchs und Altenburg in Wettingen.Im Wehntal: Untere Stäudelwiesen in Niederweningen,grosse Zeig in Schleinikon und Heinimürler in Oberweningen.Daneben kennen wir eine Reihe von Einzelfunden ausNiederweningen, Dielsdorf und Boppeisen. An den Orten,wo die Villen standen, hat man S~iilen, Mosaiken, Heiz-‘röhren, Ziegel und Münzen gefunden.Obwohl ausserhalb unseres Gebietes liegend, darf hierdoch Baden nicht unerwähnt bleiben, das «aquae helvetiae», vorn römischen Schriftsteller Tacitus um ~0O n.Chr. genannt als «locus in modum municipii exsttuktussalubrium aquarum usu frequens» ein stadtähnlicherOrt, viel besucht wegen seiner heilsamen Bäder. Nur überwenige helvetisch-römische Orte besitzen wir so vielsagende älteste Zeugnisse. Die neuesten Ausgrabungenliefern den Beweis, dass das römische Baden ein Militärlazarettbeherbergte und eine bedeutende Siedelung gewesen sein muss. Sie war bis ca. 450 n. Chr. bewohnt,ging mit der Völkerwanderung ein, um dann erst 1127wieder in der Geschichte aufzutauchen.In Wettingen, wo eine heute in der Kirchenwand eingemauerte römische Inschrift von einem einstigen Isistempelzeugt, hat man römische Mauern und 1633 beim KlosterSilbergefässe und einen reichen Schatz römischer Münzenentdeckt, den die damals in Baden anwesenden Tagsatzungsherren sofort zuhanden nahmen und unter sich teilten.in Buchs liegt die grosse Siedelung aus der Zeit der 11.Legion im Rebberg unter dem Bruderhof. Sie scheint einegrössere Station und nach den neuesten Funden ein Erholungsheim für römische Offiziere enthalten zu haben.Eine ähnliche Anlage stellt die 1888 und 1913/14 ausgegrabene Villa in Oberweningen dar, wo Wasserleitungen,Heizröhren, Münzen und Scherben von Amphoren(Weingefässen) gefunden wurden.Alles in allem beweisen uns diese Funde die verfeinerte,hochstehende Kultur des römischen Eroberers, der imSchutze der Rheinwacht friedlich wohnen und sein Landbebauen konnte. Inwieweit daneben noch Reste der altenhelvetischen Bevölkerung in den niederen Erdhüttenwohnten, entzieht sich unserer Kenntnis.Bald nach dem Tode des römischen Kaisers Valentian am17. November 375 brach ein furchtbarer Alemanneneinfall durch die römische Grenzwehr. Die Lentienser wurden im Februar 78 auf Schweizergebiet zurückgeschlagen.Unterhalb Basels drangen die Alemannen kräftig ins Elsassein, wo sie bei Harburg die Schlacht verloren. Dies warder letzte römische Sieg. Der Kaiser Gratian vollzog eineStrafexpedition in den Linzgau und kehrte über dasKastell Arbon zurück. Dann aber brach die Völkerwanderung mit Macht herein. Von Osten drängten die Hunnen und Goten und von Norden die Alemannen. 401 zogen die Römer fast alle Truppen über die Alpen nachItalien zurück, so dass die helvetischen Grenzlande leerund verlassen waren. Daher finden wir in den Kastellenkeine Waffen. Damals ist auch der übrige Zusammenhang abgerissen, so dass die Münzfunde ab 400 herumäufhören. Die Vandalen; Sueben und Burgunder stiessenan der Schweiz vorbei. An der Donau hat der römischeFeldherr Aetius 425—455 näch gehalten. Mit seinem Todeaber war es mit der römischen Herrschaft diesseits derAlpen endgültig vorbei. Die Alemannen nahmen vomLande dauernd Besitz und überdeckten die römische. Zivilisation. Der Umstand,dass sich in unserem Gebiet ausserdem Bergnamen kein einziger römisch-helvetischer Nameerhalten hat, lässt auf ein Fehlen des Züsammenhangsschliessen.Die lange nicht immer mit Mord und Brand einfallenden~Alemannen haben sich um die Lägern sicher da angesiedelt, wo sie waldfreies Rodeland vorfanden. Dies warsowbhl im Norden wie im Süden des Berges der Fall. DieOrtsnamen deuten darauf hin, dass sie zuerst die Gebieteder -ingen und -ikon-Orte, wie Wettingen, Otelfingen,Ehrendingen, Weningen, Schleinikon, Sünikon, Dietikonbesiedelten und dass dann erst diejenigen Volksschübe, diespäter ankamen, mit ~ien frei gebliebenen Gegenden, den-dorf (Dielsdorf), -sol (Boppensol) usw. vorlieb nehmenmussten.25


In den Urkunden werden diese Dörfer nirgends vor 826genannt, was natürlich nicht heissen will, dass sie nichtfrüher schon bestanden hätten, denn die erste Erwähnungeiner Ortschaft ist fast immer etwas Zufälliges.826 wird in einer Urkunde erstmals «wanictal» erwähnt, 1130 Waningen;850 Dassaha, 897 Thahssanarra und Dassarum, 1261Tachsnerren;861 Theolvestoruf = Dorf des Theolf;870 Pusaha, im 13. Jahrhundert Buchsa und Buchse und1268 Buchs;870 Wirchilleozha, 1300 Wuirkenlos;1045 Wettingin;1100 Otelfingin;1130 Bobpinsolo;1140 Aradingen, 1240 Eredingen;1250 Reginsperch;1266 Sünikon;1291 Oberweningen;1289 Schlinikon (aus Slieninghoven);1285 Schephelstorf.Das linke Rheinufer gehörte 496—911 zum Frankenreichund von 911—1499 zum deutschen Reich und damit bis1254 zum Herzogtum Schwaben. Im engeren Kreise gehörte unser Gebiet schon zur Zeit, als die schriftlichenQuellen zu fliessen beginnen, dem mächtigen und wichtigen Adelsgeschlechte der deutschen Schweiz, den Freiherrenvon Regensberg, deren Stammburg am Katzenseelag. Ein Landeloh ist bereits 870 genannt. Als Besitznannten sie einen breiten Streifen quer durch den KantonZürich von Rüti im Oberland bis Kaiserstuhl ihr eigen,mit Streubesitz im Aargau, Thurgau und auf dem rechtenRheinufer. Lütolf 1. war Kastvogt des Klosters Muri, derII. stiftete das Kloster Fahr um 1130, Lütolf IV. um 1200das Kloster Rüti und Lütolf V. gründete die StädtleinGrüningen, Glanzenberg und Regensberg, dessen Bodener von St. Gallen zu Lehen hatte. Diese Gründungen bedeuteten aber zugleich auch den Höhepunkt ihrer Macht.Als dann 1255 eine Trennung der Linie erfolgte und dasfreiherrliche Geschlecht mit der aufstrebenden StadtZürich und den klugen Habsburgern in Streit geriet, ginges rasch bergab. Die letzten Sprossen endeten als armeBürger von Zürich, nachdem sie ihr Wappen an die Hohenzollern verkauft hatten, womit es voll im Wappendes nachmaligen deutschen Kaiserhauses erscheint.Neben den Regensbergern sassen noch andere Geschlechter auf festen Wohnsitzen um die Lägern, sei es alsUradel wie die Edeln von Buchs auf Burg Schrennen; dieEdeln von Otelfingen zwischen Otelfingen und Würenlos(um 1100 belegt und früh ausgestorben); die Edeln vonBoppelsen (1130 und 1219 genannt) —oder als Ministerialen (hörige Dienstleute) der Regensberger: die Herren von Mandach (100 m östlich Regensberg, 1244); die Herren von Legeren im Westen auf demLägerngrat; die Herren von Sünikon (1269—1343); dieHerren von Dachslern (seit 1259), und die Herren vonWeningen mit der Burg auf Sandbuck oder Burgacker.Das Städtchen Regensberg, 1245 von Lütolf V. als Vorburgund Felsennest nach savoyischem Muster zu Stützpunkt und Marktplatz auf dem östlichen Vorsprung derLägern gegründet, kam dann nach dem Niedergang seinesGründergeschlechtes im Jahre 1302 samt hohen und niederen Gerichten und den umliegenden Dörfern an dasHaus Habsburg-Oesterreich. 1386 wurde es nach demSempacherkrieg von den Zürchern beschossen (das ersteMal Kanonen erwähnt). 1393 ging es mit Bülach einenBund ein und kam 1409 mit diesem und 13 Gemeindendurch Pfandschaft an die Stadt Zürich, die damals zielbewusst ihr Herrschaftsgebiet erweiterte und darauseine Landvogtei machte. Im Zürichkrieg wurde es vonden Eidgenossen verbrannt. 1540 zerstörte eine grosseFeuersbrunst die ganze Oberburg, welche nachher in ihrerheutigen Gestalt wieder erstand. IHauptmerkmale undSehenswürdigkeiten sind seine Felsenlage, der 21 Meterhohe und mit 3 Meter dicken Mauern bewehrte Schlossturm,der bis 1766 ein hohes Helmdach trug, der Sodbrunnen, der nach alter Ueberlieferung 36 Kl oder 72Meter tief gewesen sein soll, sowie einige gute Bürgerhäuser.Uns interessieren hier auch die Herren von Lägern, derenBurg als Sperre für das Städtlein Regensberg gegen Westen zu dienen hatte. Dort ist erstmals 1244, also.bei derGründung von Regensberg, ein Ritter Arnold genannt.Das Geschlecht besass Besitz in Langnau, Aarüti, Horben,Dällikon, Kloten, Rheinsfelden, Glattfelden, Riet, Eglisau und Zürich. Da die Herren von Legern eng mitden Regensbergern verbunden waren, teilten sie auch dasSchicksal ihrer Verarmung. Als die Regensberger ihrStädtlein an Habsburg und das ererbte Kaiserstuhl an denBischof von Konstanz verkaufen mussten, ging auch dieBurg Legern mit an Konstanz, das grösste und reichsteBistum in Europa, über. Damals wird auch als Heimatloser in Zürich der verarmte Friedrich von Altenlägerngenannt. Im Sempacherkrieg diente das Geschlecht denZürchern als Söldner. Ihre Burg, zwischen 1219 und 1244erbaut, wird nie in Verbindung mit dem Geschlechte genannt. Sie wurde jedenfalls 1267 in den RegensbergerFehden von den Zürchern wie Uetliburg, Baldern, Glanzenberg, Wulp und Utznaburg zerstört. Wenigstens haben die 1901/2 durch die Antiquarische Gesellschaft Zürich und den rührigen Bergwirt Hofer vorgenommenenAusgrabungen Brandspuren und Belagerungsmaterial zutage gefördert. Die Anlage war gross, mass 67X20 Meter,war beidseitig mit Halsgraben bewehrt und in der Mittemit offenem Hofe versehen, jedoch primitiv ausgestattetund nicht lange bewohnt. Es war eine sogenannte Schiterburg mit Steinfundament und Holzaufbau. In Verbindung damit stand ein «acher in hangaton», der die Siedelung Seniihof trägt und 1409, 1433, 1460 und 1480 genannt wird, das heutige Seneft (nach H. Wirth).In den umliegenden Dörfern war der Grundbesitz denverschiedensten weltlichen und geistigen Herren zuständig. Die Regensberger, dann Konstanz und Habsburg, diestadtzürcherischen Klöster Grossmünster, Fraumünster,Selnau, Oetenbach, dann Einsiedeln, Muri, Wettingen,Fahr, St. Blasien und St. Gallen besassen dort Güter. DieHoheit über die östliche Hälfte des Gebietes ging von denRegensbergern an Habsburg und von diesen 1409 an Zürich über, während Würenlos, Wettingen, Baden, Ennetbaden und Ehrendingen 1415 von Oesterreich an die Eidgenossenschaft und damit an die Grafschaft Baden undspäter an den Kanton Aargau übergingen. Somit mussschon zu Beginn des 15. Jahrhunderts die heutige Kantonsgrenze als festgelegt gelten.Auch über die kirchlichen Verhältnisse wäre allerlei Aufschlussreiches zu berichten. Dies muss einer berufenerenFeder vorbehalten bleiben.Besondere Bedeutung besass eine Zeitlang eine Siedelungob Sünikon, die Liebfrauenkapelle am Pflasterbach, die,um 1501 im heutigen Si,iniker Weidgang (4 Linden) er-27


aut, bald zum besuchten Wallfahrtsort wurde und vielVolk nach Regensberg brachte. Auch eine Herberge standetwas nordwestlich der Kapelle. Ein besonderer Ablassbrief, unterzeichnet von 16 Kardinälen, gewährte für denBesuch an hohen Festen 100 Tage Ablass. Doch die Herrlichkeit dauerte nicht lange, da ihr schon 1524 die Reformation ein Ende machte. 1526 wurden aus der Kapelledie Heiligenbilder, die Bänke und das Eisentor entfernt.Das Gasthaus blieb vorläufig bewohnt, während Kapelleund Bruderhüsli in Zerfall gerieten und als Steinbruchbenützt wurden, so dass sie bis auf die Fundamente verschwanden. Eine sinnige Sage weiss noch allerlei Geheimnisse zu erzählen.Infolge der Glaubenskriege erhielt Zürich um die Mittedes 17. Jahrhunderts eine neue Militärorganisation mitdem Alarmsystem der Hochwachten. Die Lägern warwegen ihrer freien Sicht zu einer der Haupt- oder Generalhochwachten erkoren. Es bestand dort ein Wachthaus,das zuerst in Holz, dann 1660 in Stein ausgeführt wurde.Die Hochwachten wurden nur bei Kriegsgefahr bedientdurch besondere, von den umliegenden Gemeinden zustellende Wächter unter einem Wachtmeister. Erst dannbereitete man auch alle Zubehör vor, die sonst im Wachthausoder einem benachbarten Wohnhaus aufbewahrtwurde. Eine zürcherische Ordonnanz von 1703 regeltgenau die Pflichten der Wächter. Die Zeichen für denAlarm der wehrfähigen Mannschaft bestand~n bei hellerSicht des Tags aus Rauch, des Nachts aus Feuer und beiNebel aus Mörserschüssen. Die Lägern stand mit neunanderen zürcherischen Hochwachten und den bernischenauf Brunegg und Gebensdorferhorn in Verbindung.Das System der Hochwachten, eigentlich eine uralte Artder Nachrichtenübermittlung, war im Kanton Bern schonim 15. Jahrhundert bekannt, in Zürich seit 1624. UnserKanton besass 23 Hochwachten, der Kanton Bern vomRhein bis an den Genfersee 156, der Kanton Freiburg 33,Thurgau 51 usw. Die Verbindung zwischen den einzelnenKantonen war genau geregelt, sie erfolgte mit Bern vonUetliberg und Lägern über die katholische GrafschaftBaden hinweg nach Brunegg, mit Glarus vom Bachtel undmit Thurgau von Schauenberg und Hörnli aus.Dank der sorgfältigen Bestellung der Hochwachten wareine imponierend rasche Alarmierung des ganzen Landesmöglich. Da alle zürcherischen Hochwachten, die nichtim direkten Gesichtskreis der Stadt lagen, mit einer derdie Stadt umgebenden Hochwachten korrespondierenmussten, konnte bei klarem Wetter innerhalb einerViertelstunde der Alarm über den ganzen Kanton ergehen. Langsamer ging es bei Nebel, weil dann die Böllerschüsse von Hochwacht zu Hochwacht weiterzugebenwaren. Auf diese Zeichen waren in den Gemeinden dieGlockensturmsignale zu geben, worauf die waffenfähigeMannschaft auf die sogenannten Lärmenplätze, in unserem Falle auf den Heitlib, oder direkt an die Grenze zueilen hatte.Die Hochwacht auf der Lägern wurde durch Regierungsratsbeschluss vom Jahre 1812 aufgehoben, dann aber 1847im Sonderbundskrieg nochmals gebraucht. In der Julihitzedes Jahres 1876 brannte das Häuslein nieder. 1888errichtete der Bund dort eine geodätische Säule für dieZwecke der Landesvermessung.Gewaltiger Kriegslärm umtoste auch die Lägern zur Franzosenzeit. Längere Zeit standen Truppen in der Gegendunter furchtbaren Opfern für die Einwohner.Seit jenen grauenvollen Tagen hat sich dank dem aufblühendenzürcherischen Staatswesen und der erstarkenden Eidgenossenschaft auch unsere Gegend einer friedlichen, aufwärtsstrebenden Entwicklung zu erfreuen, sodass wir von der Lägern auf eine Reihe blühender Ortschaften niederblicken können, die sich teils aus der Industrie, teils aus dem Ertrag der bebauten heimatlichenScholle ernähren.Da man früher wenig auf Bergsteigen und Höhenwanderung gab, verbot eine vorsorgliche Obrigkeit noch vor200 Jahren «das so ohnanstänclige Lauffen und Nachtschwärmenauf den Lägernberg». Erst Mitte des 18. Jahrhunderts befreundete man sich mit den Höhen, begannman die Fernsicht zu schätzen und auf den Berg zu pilgern. Mitte des letzten Jahrhunderts entstand dort jeweilen an schönen Sonntagen eine Gelegenheitswirtschaft.1885 erwarb Daniel Romann von Dachsen ein Patent understellte 1888 eine Baracke bei der Hochwacht. 1892 begann Hofer mit Strassenausbesserung und Hausbau, der1895 fertig wurde. Seither ist jene Stätte immer mehrausgebaut worden zum heutigen Gasthaus mit eigenerWasser- und Elektrizitätsversorgung, Aufzug und Landwirtschaft. Das Territorium der Hochwacht gehörte früher zu Regensberg und wurde nach langem Streit 1903durch Beschluss des Regierungsrates zu Boppelsen geschlagen. Bergwirt Hofer, der Schaffer und Spassmacher,ist 1923 gestorben.Redaktionelle HinweiseWir verweisen unsere Leser auf das Kunstblatt «Regensberg~,das uns verdienstlicherweise für die vorliegende Ausgabe vonHerrn Studer, Inhaber der beiden bekannten FirmenWILLI STUDER und ELA AG., zur Verfügung gestelltworden ist. Wir haben Grund zur Hoffnung, dass uns HerrStuder auch später mit ähnlichen Reproduktionen beschenkenwird, und freuen uns heute schon darauf.Wem das Zunftblatt gefällt und wer es auch in Zukunfterhalten möchte, ist gebeten, es der Zunft auf einer Postkartemitzuteilen.2. Jahrgang <strong>1964</strong>Herausgeber: Regan-<strong>Landzunft</strong>, <strong>Regensdorf</strong>Karl Meyer, Zunftmeister, AltburgGestaltung und Inseratenregie:Albert Kuhn, Zunftschryber, Zürich 51Druck: Buchdruckerei Greub, Bohnenberger & Co.<strong>Regensdorf</strong>Regans Zunjtblatt erscheint jeweils in der ersten Januarwocheund wird an alle Bewohner der Gemeinde <strong>Regensdorf</strong> gratisverteilt. Interessenten erhalten Zusatzexemplare gegenEinsendung von Fr. 1.— an den Säckelmeister der Zunft,Rudolf Frei, Zivilstandsbeamter, Watt-<strong>Regensdorf</strong>.29

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