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38 Publikum 2: Sie haben gesagt, Sie haben sich mit feministischer Ästhetik und Kunstgeschichte auseinandergesetzt. Wie weit sind sie da zurückgegangen? Ich war in Kreta und habe mir minoische Kunst angeschaut wo man nicht genau weiß, wer das gemacht hat. Wie weit sind Sie in der Zeit zurückgegangen, wie Sie sich mit Kunstgeschichte befasst haben? VE: Ich habe mich auf jeden Fall mit feministischer Ästhetik sehr stark beschäftigt, auch mit zeitgenössischer feministischer Sprache und ich bin für mich selbst zu dem Resultat gekommen, dass es das für mich nicht gibt. Es gibt nicht die typische weibliche Sprache, es gibt nicht das typische weibliche Kunstwerk, es ist eine politische Haltung und es drückt sich durch das Formale und das Inhaltliche aus. Das ist einmal ganz klar. Aber es gibt eine feministische Kunstgeschichte und wenn man dann Kunstwerke von Frauen analysiert, kommt man drauf, dass es viele Frauen gibt, die mit Feminismus überhaupt nichts am Hut haben, weil sie nicht die politische Haltung haben aber eine ganz persönliche Sprache sprechen – ob Bildsprache oder Literatursprache – die aus ihrem gesellschaftlichen Kontext heraus kommt, aus dem kulturellen Umfeld, in dem sie sich bewegen, aus dem ethnischen Umfeld. Aus dieser Überlegung heraus gibt es natürlich große Unterschiede. Aber für mich würde ich das nicht als feministische Ästhetik bezeichnen. Ich war vor kurzem das erste Mal in Japan, in Tokyo, da gibt es ein Museum, wo es Kunstwerke gibt, die bis in das 3. Jahrtausend vor Christus zurückgehen. Das ist wahnsinnig interessant und toll anzuschauen was für ein starker Ausdruck zugeordnet ist, den wir inhaltlich als weiblichen und männlichen Ausdruck rezipieren würden. Das war in den 60er Jahren die Frage, wie die Sprachtheorie so stark aufgekommen ist und man sehr stark mit der Semantik und diesen Begriffen gearbeitet hat, gibt es eine weibliche Sprache oder gibt es sie nicht? Und ich glaube, das gibt es nicht. Und ich sage ja, dass jeder Ausdruck, egal welcher Art er dann wirklich ist, ist geprägt vom eigenen Umfeld. Und da gibt es dann weiblichen Ausdruck, aber man kann es nicht genau analysieren, dass es das in der Kunstgeschichte gäbe. Aber jeder Ausdruck ist eben geprägt. Wie ich angefangen habe, mich mit diesen Arbeiten zu beschäftigen, ging ich bis ins 18. und 19. Jahrhundert zurück. Viel weiter zurück in andere Kulturen dann nicht mehr. Nur dann durch Reisen, durch Zufälle. Publikum 3: Es war die Rede davon, dass man eine Produktionsfirma benötigt, unter anderem damit man leichter einen Film exportieren kann. Heute ist es ja so, dass jedeR kurze Filme ins Internet stellen kann, was millionenfach gemacht und angeschaut wird. Würden Sie sagen, dass das die Ästhetik verändert, dass das auch mit Kunst etwas zu tun haben kann oder sind das einfach ganz banale Alltagsdinge? VE: Es verändert die Wahrnehmungsästhetik. Wenn ich z.B. selber einen Spielfilm mache und ins Netz stelle, werde ich mir überlegen, wer sieht ihn? Jemand der vor dem Computer sitzt. Das ist ein ganz anderer Eindruck, als wenn man im Kino oder in einem Galerieraum sitzt und sich das dort in einer fremden Umgebung anschaut. Hauptsächlich sieht man das in der eigenen, vertrauten Umgebung, was ganz klar die Ästhetik verändert aber auch die Wahrnehmung und die Rezeption. Es ist toll, dass man das machen kann, keine Frage, weil man ja einen wahnsinnigen Output hat und auch Kommunikation und mit vielen Leuten zusammenkommt. Aber es ist eben ein ganz anderes Feld, als ein Kinofilm oder ein Film, der sich in einem gewissen Raum abspielt, wo man alleine oder in einer kleinen Gemeinschaft ist. Da geht es nicht um den Inhalt, sondern auch z.B. der Kreis von Duchamp ist anders anzuschauen wie am Computer. Publikum 4: Was haben Sie in nächster Zeit vor? VE: Ich bin dabei zwei Ausstellungen vorzubereiten. Also es ist eine Ausstellung mit zwei Teilen: Ein Teil davon ist im Oktober im Belvedere und der andere Teil im Lentos. Dafür bereite ich vor, es kommen neue Arbeiten dazu.

Publikum 4: Und worum geht es da? VE: Meine Installationen der letzten 15 Jahre werden gezeigt und dazu Referenzarbeiten, ich nenne das Fußnoten, wo die Arbeiten unter Umständen herkommen, oder wo sie eine Verbindung haben. Da ist kein Thema, die Ausstellung wird wahrscheinlich „Zeit und Gegenzeit“ heißen. Wie es sich halt so in der Zeit abspielt. Und es geht um meine Arbeiten. Und dann wird nächstes Jahr eine Ausstellung sein im Kunsthaus Bregenz und das ist schon ein Thema, da wird nur mein Archiv ausgestellt. Und das ist auch sicher sehr spannend. EK: Ich möchte mich bei Ihnen bedanken, dass Sie so viele Fragen beantwortet haben und uns Anteil haben lassen an dem was aus Ihrem Werk herauskommt und auch ein bisschen in die Zukunft schauen haben lassen und ich möchte damit abschließen: Der letzte Satz von dem jüngsten Buch von Sigrid Hauser beschäftigt sich damit, dass man auch Verantwortung dafür übernimmt, was man zitiert und das ist mir jetzt eingefallen, wie Sie gesagt haben, dass Sie die Fußnoten oder die Zitate in ein Verhältnis zu dem stellen werden, was mit Ihrer Arbeit einen Zusammenhang hat. Ich möchte mich sehr herzlich bedanken und hoffe, dass auch Sie viel aus dem heutigen Gespräch mitnehmen können. Quelle: Transkription Gesprächsmitschnitt 10. Mai 2010 39

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Publikum 2: Sie haben gesagt, Sie haben sich mit feministischer Ästhetik und Kunstgeschichte auseinandergesetzt. Wie weit<br />

sind sie da zurückgegangen? Ich war in Kreta und habe mir minoische Kunst angeschaut wo man nicht genau weiß, wer das<br />

gemacht hat. Wie weit sind Sie in der Zeit zurückgegangen, wie Sie sich mit Kunstgeschichte befasst haben?<br />

VE: Ich habe mich auf jeden Fall mit feministischer Ästhetik sehr stark beschäftigt, auch mit zeitgenössischer feministischer<br />

Sprache und ich bin für mich selbst zu dem Resultat gekommen, dass es das für mich nicht gibt. Es gibt nicht die typische<br />

weibliche Sprache, es gibt nicht das typische weibliche Kunstwerk, es ist eine politische Haltung und es drückt sich durch<br />

das Formale und das Inhaltliche aus. Das ist einmal ganz klar. Aber es gibt eine feministische Kunstgeschichte und wenn man<br />

dann Kunstwerke von Frauen analysiert, kommt man drauf, dass es viele Frauen gibt, die mit Feminismus überhaupt nichts<br />

am Hut haben, weil sie nicht die politische Haltung haben aber eine ganz persönliche Sprache sprechen – ob Bildsprache<br />

oder Literatursprache – die aus ihrem gesellschaftlichen Kontext heraus kommt, aus dem kulturellen Umfeld, in dem sie sich<br />

bewegen, aus dem ethnischen Umfeld. Aus dieser Überlegung heraus gibt es natürlich große Unterschiede. Aber für mich<br />

würde ich das nicht als feministische Ästhetik bezeichnen. Ich war vor kurzem das erste Mal in Japan, in Tokyo, da gibt es<br />

ein Museum, wo es Kunstwerke gibt, die bis in das 3. Jahrtausend vor Christus zurückgehen. Das ist wahnsinnig interessant<br />

und toll anzuschauen was für ein starker Ausdruck zugeordnet ist, den wir inhaltlich als weiblichen und männlichen Ausdruck<br />

rezipieren würden. Das war in den 60er Jahren die Frage, wie die Sprachtheorie so stark aufgekommen ist und man sehr<br />

stark mit der Semantik und diesen Begriffen gearbeitet hat, gibt es eine weibliche Sprache oder gibt es sie nicht? Und ich<br />

glaube, das gibt es nicht. Und ich sage ja, dass jeder Ausdruck, egal welcher Art er dann wirklich ist, ist geprägt vom eigenen<br />

Umfeld. Und da gibt es dann weiblichen Ausdruck, aber man kann es nicht genau analysieren, dass es das in der Kunstgeschichte<br />

gäbe. Aber jeder Ausdruck ist eben geprägt. Wie ich angefangen habe, mich mit diesen Arbeiten zu beschäftigen,<br />

ging ich bis ins 18. und 19. Jahrhundert zurück. Viel weiter zurück in andere Kulturen dann nicht mehr. Nur dann durch Reisen,<br />

durch Zufälle.<br />

Publikum 3: Es war die Rede davon, dass man eine Produktionsfirma benötigt, unter anderem damit man leichter einen<br />

Film exportieren kann. Heute ist es ja so, dass jedeR kurze Filme ins Internet stellen kann, was millionenfach gemacht und<br />

angeschaut wird. Würden Sie sagen, dass das die Ästhetik verändert, dass das auch mit Kunst etwas zu tun haben kann oder<br />

sind das einfach ganz banale Alltagsdinge?<br />

VE: Es verändert die Wahrnehmungsästhetik. Wenn ich z.B. selber einen Spielfilm mache und ins Netz stelle, werde ich mir<br />

überlegen, wer sieht ihn? Jemand der vor dem Computer sitzt. Das ist ein ganz anderer Eindruck, als wenn man im Kino<br />

oder in einem Galerieraum sitzt und sich das dort in einer fremden Umgebung anschaut. Hauptsächlich sieht man das in der<br />

eigenen, vertrauten Umgebung, was ganz klar die Ästhetik verändert aber auch die Wahrnehmung und die Rezeption. Es<br />

ist toll, dass man das machen kann, keine Frage, weil man ja einen wahnsinnigen Output hat und auch Kommunikation und<br />

mit vielen Leuten zusammenkommt. Aber es ist eben ein ganz anderes Feld, als ein Kinofilm oder ein Film, der sich in einem<br />

gewissen Raum abspielt, wo man alleine oder in einer kleinen Gemeinschaft ist. Da geht es nicht um den Inhalt, sondern auch<br />

z.B. der Kreis von Duchamp ist anders anzuschauen wie am Computer.<br />

Publikum 4: Was haben Sie in nächster Zeit vor?<br />

VE: Ich bin dabei zwei Ausstellungen vorzubereiten. Also es ist eine Ausstellung mit zwei Teilen: Ein Teil davon ist im Oktober<br />

im Belvedere und der andere Teil im Lentos. Dafür bereite ich vor, es kommen neue Arbeiten dazu.

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