Kubus Export [pdf, 6 MB] - GB* Gebietsbetreuung Stadterneuerung
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VE: Es ist vielleicht so, weil sie sagen Verletzbarkeit oder die Grenze der Verletzbarkeit, das ist natürlich ein ganz wichtiges<br />
Moment, aber es gibt auch noch die Frage: Wie verschiebt man die Grenzen? Man geht nicht nur an die Grenzen und will<br />
sie bewältigen, sondern man fragt sich, wie man sie verschieben kann, um etwas zu zeigen. Ich habe schon sehr früh angefangen<br />
mit dem urbanen Raum zu arbeiten, z.B. das Tapp- und Tastkino, das in sich eine kleine Kinoarchitektur ist, in der ein<br />
Film präsentiert wird. Das Kino ist ein Gebäude und ich bin mit meinem Körper die Trägerin des Gebäudes. Ich gehe damit<br />
in die Stadt, in den urbanen Bereich, ich gehe zu anderen Gebäuden. Man sieht das beim Tapp- und Tastkino nie, dass das<br />
eigentlich dahinter steckt. Ich trage eine Architektur mit mir, auch in der Stadt. Das Tapp- und Tastkino ist nur bei der ersten<br />
Präsentation bei einem Filmfestival gezeigt worden, da habe ich für Ping Pong einen Preis bekommen und das wollte ich<br />
nicht. Und das Tapp- und Tastkino war an dem Tag gerade fertig und ich wollte das zeigen. Sonst ist es immer im öffentlichen<br />
Raum aufgeführt worden, es hätte keinen Sinn gemacht, es in einem Galerieraum zu zeigen. Jetzt wird es natürlich historisiert<br />
und die Kunstgeschichte holt jeden ein und jetzt ist es ein Objekt, das bei einer Ausstellung steht. Dem kann man sich jetzt<br />
verweigern und sagen “man zeigt es nie mehr wieder her oder eben doch”. Trotzdem war die Intention immer, dass es im<br />
urbanen Raum, im öffentlichen Raum ist, weil das Kino auch ein öffentlicher Ort ist. Und der Film, der dort gespielt wird,<br />
ist auch für die Öffentlichkeit zugänglich, wie es auch im Kino der Fall ist. Später waren meine Körperkonfigurationen sehr<br />
wichtig, dass ich meinen Körper eingepasst habe in das urbane Bild, in das Stadtbild. Die Titel waren immer so was wie<br />
„Zufügung“, „Einfügung“, „Aufbeugung“. Und wenn man das ganz genau verfolgen würde – es gibt 60 Titel bei dieser Arbeit<br />
– hat es immer irgendwas mit einem psychischen Zustand zu tun gehabt. Aber ich will jetzt nicht sagen, dass ich es mir von<br />
dort genommen hätte, aber es war so meine Sache, dass das urbane dominant ist. Der Stadtraum ist dominant, mein Körper<br />
ist dominant. Die Stadt und ich tragen auch beide eine Psyche mit uns. Wir haben auch einen psychischen Zustand. Ich will<br />
der Stadt nichts reininterpretieren aber sie hat ein Gesicht, sie hat eine Emotion, das wird natürlich gesteuert und so. So<br />
sind diese Titel entstanden und das waren immer so kleine Skulpturen. Skulpturen möchte ich auch nicht sagen, weil das gar<br />
nicht mit einem skulpturellen Ausdruck zu tun hatte, weil ich mich ja eigentlich dagegen gewehrt habe, das als Skulptur zu<br />
bezeichnen. Weil für mich war der Skulpturbegriff ganz ein anderer als die Anpassung oder nur ganz kurz den Körper einzubringen<br />
und dann das Foto zu machen.<br />
EK: Wie haben Sie diese Arbeiten für sich selber bezeichnet? Weil Sie gesagt haben Skulptur auf keinen Fall?<br />
VE: Es waren Externalisierungen meiner inneren Zustände, also Konzept, ja. Ein kurzes Beispiel zu meinem Kulturbegriff: Das<br />
war „adjungierte Dislokationen“, das habe ich als Film gemacht, als Performance und es gibt auch eine Installation dazu. Es<br />
war mir wichtig, dieses Thema auf den drei Ebenen zu zeigen, und wenn ich jetzt nur die Installation beschreibe, das sind 2<br />
Kameras, die Rücken an Rücken stehen, in einem Raum, der so groß sein kann wie dieser. Es sind 3 Wände, die eine Wand hat<br />
schräge Striche, dann gerade Striche und dann noch einmal anders schräge. Also wenn sie die Kameras drehen und es sind<br />
8 Monitore, dann wird das Bild übertragen, dass sich die schwarz-weißen Striche immer so in einer Bewegung übertragen.<br />
Zuerst gerade, dann sinken sie runter, weil sie schräg sind und dann sind sie waagrecht. Also zuerst gerade, schräg und dann<br />
waagrecht. Und das war für mich eine skulpturelle Arbeit, weil nicht die Kameras die Skulptur waren, weil sonst hätte man<br />
sagen können: Genau das ist die Skulptur. Um jede Statue kann man rundherum gehen, bei mir war der Umgebungsraum die<br />
Skulptur. Und was dann im Monitorbild drinnen gewesen ist, war für mich die Skulptur, und nicht das, was im Zentrum ist. Das<br />
ist ein ganz konträrer Skulpturbegriff.<br />
EK: Und wie haben Sie den für sich entwickelt oder sozusagen zu einer Definition vorangetrieben?<br />
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