30 STADTBILDER #2 WERKGESPRÄCH VALIE EXPORT 10. Mai 2010
INTERVIEW VALIE EXPORT Elke Krasny im Gespräch mit VALIE EXPORT (EK, VE) Elke Krasny ist Stadtforscherin, Kulturwissenschaftlerin, Kulturkritikerin, hat 7 verschiedene Lehraufträge auf der TU Wien und Akademie der Bildenden Künste Wien. EK: Ich würde ganz gerne mit einer biografischen Erinnerung von einer Ausstellung beginnen, die sie kuratiert haben gemeinsam mit Silvia Eiblmayr, die eine ganz wichtige Ausstellung 1985 hier in Wien war, der Ort war das 20er Haus, wo eine Ausstellung eröffnet wurde, die hieß “Kunst mit Eigensinn”. Ich war damals genau ein Jahr in Wien und war bei der Eröffnung dort und viele Jahre später bin ich erst draufgekommen, dass das, was dort passiert ist, etwas ganz Spezielles gewesen ist, es war damals so ein Moment für eine bestimmte Generation. Das zu sehen, war so, als ob es immer schon selbstverständlich gewesen wäre, dass es das geben kann. Aber wenn man sich das dann in einem größeren historischen Bogen anschaut, dann beginnt man zu bemerken, dass das überhaupt nicht selbstverständlich war. Deshalb würde ich sehr gerne sie als erstes darum bitten, zu erzählen, was sie da antreibt dies zu tun und welche Fenster in die Welt sie dadurch aufmachen? Sie haben ja nicht erst 1985 begonnen kuratorisch zu arbeiten, sondern schon 10 Jahre davor, und haben das eigentlich in ihrer ganzen Praxis immer wieder gemacht. VE: Danke, guten Abend, ich hoffe dass ich heute Abend ein bisschen was darstellen kann. “Kunst mit Eigensinn”, das war damals eine große internationale Ausstellung im 20er Haus, die Ausstellung ist herausgegangen aus der Ausstellung Magna Kunst und Feminismus aus dem Jahr 1975. Zu der Ausstellung Kunst und Eigensinn hab ich dann Silvia Eiblmayr eingeladen mitzumachen. Die Ausstellung Magna Kunst und Feminismus aus dem Jahr 1975 war im Jahr der Frau, es war symptomatisch, weil das Konzept der Ausstellung hatte ich 1972 und es war eine internationale Ausstellung geplant. Und ich bin schon 1972 herumgefahren, um auch andere Orte für die Ausstellung zu finden, z.B. das Lehmbachhaus in London. Ich bin ziemlich viel herumgefahren und es gibt auch viel Briefwechsel zu der Ausstellung und der Standardsatz war „sehr interessant, doch wen interessiert es?“. Es war also genau das, was eigentlich war, dass Künstlerinnen oder künstlerische Arbeiten von Frauen, wie man das dazumal auch noch mehr genannt hat, Frauenkunst, der Begriff ist überholt und auch nicht mehr relevant, doch in den 70er Jahren wollte man eben darauf hinweisen, wo die Wurzeln dieser Kunst auch herkommen, diese Antwort war symptomatisch, dass man sich für Künstlerinnen nicht interessiert hat. Ich möchte nicht einmal sagen kaum interessiert hat, sondern überhaupt nicht interessiert hat. Es sind dann später in den 78er Anfang 80er Jahren sehr schöne Bücher und Ausstellungen der surrealen Künstler entstanden, da waren auch große Recherchen notwendig, das war auch wunderbar, da hat man das erste mal gesehen, wie viele Künstlerinnen auch der Surrealismus hatte. Und dieses Magna Kunst und Feminismus war dann eine recht mühsame Sache und wir konnten nicht genügend Geld auftreiben, aber genug hier in Wien, dass ich eine nationale Ausstellung machen konnte, das klingt jetzt so komisch, Ausstellung mit österreichischen Künstlerinnen und einem internationalen Rahmenprogramm wie dazumal Carolee Schneemann, Maria Lassnig hat eine der ersten Male hier in dieser Ausstellung ausgestellt, sie war zu derzeit noch in New York und hat ab und zu in Kärnten ausgestellt, aber sonst war sie eigentlich nicht existent, als österreichische Künstlerin hier in Österreich in der Metropole Wien. Die Galerie St.Stefan hat zu der Zeit internationale Gespräche durchgeführt und die Ausstellung war verbunden mit einem internationalen Kunst- 31