Kubus Export [pdf, 6 MB] - GB* Gebietsbetreuung Stadterneuerung

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03.12.2012 Aufrufe

22 (c) Wolfgang Schneider Ausschnitt aus der Zusammenfassung der Gespräche von Elisabeth Mayerhofer VALIE EXPORTs Arbeit ist eine Skulptur, aber auch ein Raum, der betreten und benutzt werden kann und damit eine Art Hybrid. Sie kann als Symbol für ungleiche Machtverteilung gelesen werden, für den alltäglichen Kampf der Frauen für gesellschaftlich Sichtbarkeit und Repräsentation. Wie Künstlerinnen und Wissenschafterinnen diese Notwendigkeit benennen, sich Raum aneignen und feministische Öffentlichkeit produzieren war Inhalt der Veranstaltungsreihe. Die Lage des KUBUS EXPORT am Wiener Westgürtel an der Grenze zwischen dem 8. und dem 16. Bezirk mit ihren unterschiedlichen BewohnerInnenstrukturen, schließt direkt an die Frage nach den Öffentlichkeiten an, die durch Kunstprojekte im sozialen Raum generiert werden können. In diesem Kontext wurde mehrfach festgehalten, dass jede Art der Bespielung vorab deutlich machen sollte, welche Publika erreicht und aktiviert werden wollen. Sabine Folie hat die Möglichkeit in den Raum gestellt, den KUBUS EXPORT als einen weiteren künstlerischen Offspace zu nutzen, wobei sich hier aufgrund der Transparenz die Frage nach der Vermittlung stellt, nachdem sich zeitgenössische Kunst in den meisten Fällen nicht von selbst erklärt. Unumgänglich ist dabei aber die hohe „site-specificity“ der jeweiligen Arbeit, die präzise auf den lokalen Sozialraum eingehen muss. Silja Tillner wies auf die sehr spezifische räumliche Situation hin und den Umstand, dass jedes Kunstprojekt direkt für den KUBUS EXPORT konzipiert werden muss. Transparenz und Sichtbarkeit Transparenz ermöglicht auf vielfältige Arten und Weisen die Sichtbarmachung von Phänomenen, Personen und deren Leistungen, die bislang verborgen waren. Diese Intention war die Triebfeder für VALIE EXPORT, den Kubus EXPORT im Jahr 2000 mit der MA 57 und der architektonischen Umsetzung von Silja Tillner zu errichten. In einer Stadt mit einer verschwindend kleinen Anzahl an Denkmälern für Frauen sollte ein Denkmal für Frauen errichtet werden. Allerdings sollte dieses Denkmal gleichzeitig eine Nutzung als Ausstellungsraum zulassen und aktuellen Produktionen von Künstlerinnen eine Präsentationsfläche geben. Silja Tillner zufolge war eine permanente Bespielung des Raumes geplant, wobei die Projekte konkret auf die (rauhe) Umgebung des Gürtelgebietes Bezug nehmen sollten. VALIE EXPORT betonte die Offenheit des Raumes, der gerade durch seine Transparenz PassantInnen und AnrainerInnen sowohl zur Rezeption als auch zur Partizipation anrege. Der Kubus EXPORT könnte somit als durchsichtige Bresche zwischen den nach wie vor durch den Gürtel getrennten Bezirken fungieren.

Monika Mokre verweist darauf, dass die Klarheit des Raumes ohne Bespielung und Wartung durch Verschmutzung verschwindet und sich der Raum in einer Art Mimikry den grauen Gürtelbögen angleicht und somit quasi aus dem Stadtbild verschwindet. Allerdings ist die bloße Sichtbarmachung nicht immer nur positiv zu sehen, erfordert sie doch ein sehr spezifisches Verständnis von Öffentlichkeit und einen entsprechenden Umgang damit. Vina Yun illustrierte anhand des Beispiels der Wiener „Ladyfeste“, dass in Kontexten, die von einer heteronormativen Mehrheitsgesellschaft marginalisiert werden, zunächst ein „geschlossener“ Raum nötig ist, um feministische und/oder queere Positionen, sichtbar werden zu lassen. Denn letztlich ist die Möglichkeit ausschlaggebend, über die eigene (Un)Sichtbarkeit selbst entscheiden zu können. Permanente Transparenz kann in diesem Fall zur Barriere werden. Elke Krasny wies zudem darauf hin, dass Sichtbarkeit allein noch nicht mit einer machtvollen Position gleich gesetzt werden darf – im Gegenteil, dass gerade die Exponiertheit zur Festschreibung in einer marginalisierten Position führen kann. Öffentlichkeit Mehrfach wurde von den Diskutantinnen betont, dass Sichtbarkeit allein noch keine Öffentlichkeit ausmacht, sondern dass diese erst diskursiv konstituiert werden muss. Der Umstand, dass täglich hunderte VerkehrsteilnehmerInnen den Kubus EXPORT sehen, bedeutet nicht, dass diese die feministische Intention und die jeweiligen Inhalte in ihrer Bedeutung erfassen können. Besonders bei provokanten Interventionen warf Monika Mokre die Frage auf, wann diese eigentlich wirksam werden. Vina Yun betonte, dass es die Öffentlichkeit und eine entsprechende Gegenöffentlichkeit nicht gibt, sondern nur eine Vielzahl von Öffentlichkeiten, die die Vielfalt von sozialen Kontexten widerspiegeln. All diese Öffentlichkeiten weisen verschiedene Sichtbarkeiten und Zugänglichkeiten auf und sind von Machtstrukturen durchkreuzt. Der politische Anspruch, sich als feministische Gegen-Öffentlichkeit zu positionieren, kann genau in der Sichtbarmachung und offenen Benennung dieser Machtstrukturen und Konfliktlinien liegen, in der Transparentmachung von Zugangsmodalitäten – seien diese auch noch so implizit – und der Entscheidungsstrukturen: Welche Entscheidung wird von wem gefällt? Die Möglichkeit der aktiven Beteiligung der Involvierten sowie die Selbstrepräsentation sind für die Herstellung egalitärer Partizipationsstrukturen zentral und unterliegen in einem Raum, der „radikal öffentlich“ (Angelika Fitz) ist, noch einmal besonderen Anforderungen. Monika Mokre betont hier die Wichtigkeit zwischen der notwendigen Transparenz von Strukturen und Entscheidungsprozessen und der mitunter kontraproduktiven Öffentlichmachung von (politischen) Diskursen zu unterscheiden; wie auch Vina Yun aus- StRin Sandra Frauenberger (c) Wolfgang Schneider 23

Monika Mokre verweist darauf, dass die Klarheit des Raumes ohne Bespielung und Wartung durch Verschmutzung verschwindet<br />

und sich der Raum in einer Art Mimikry den grauen Gürtelbögen angleicht und somit quasi aus dem Stadtbild<br />

verschwindet.<br />

Allerdings ist die bloße Sichtbarmachung nicht immer nur positiv zu sehen, erfordert sie doch ein sehr spezifisches Verständnis<br />

von Öffentlichkeit und einen entsprechenden Umgang damit. Vina Yun illustrierte anhand des Beispiels der Wiener<br />

„Ladyfeste“, dass in Kontexten, die von einer heteronormativen Mehrheitsgesellschaft marginalisiert werden, zunächst ein<br />

„geschlossener“ Raum nötig ist, um feministische und/oder queere Positionen, sichtbar werden zu lassen. Denn letztlich ist<br />

die Möglichkeit ausschlaggebend, über die eigene (Un)Sichtbarkeit selbst entscheiden zu können. Permanente Transparenz<br />

kann in diesem Fall zur Barriere werden. Elke Krasny wies zudem darauf hin, dass Sichtbarkeit allein noch nicht mit einer<br />

machtvollen Position gleich gesetzt werden darf – im Gegenteil, dass gerade die Exponiertheit zur Festschreibung in einer<br />

marginalisierten Position führen kann.<br />

Öffentlichkeit<br />

Mehrfach wurde von den Diskutantinnen<br />

betont, dass Sichtbarkeit allein<br />

noch keine Öffentlichkeit ausmacht,<br />

sondern dass diese erst diskursiv konstituiert<br />

werden muss. Der Umstand,<br />

dass täglich hunderte VerkehrsteilnehmerInnen<br />

den <strong>Kubus</strong> EXPORT<br />

sehen, bedeutet nicht, dass diese die<br />

feministische Intention und die jeweiligen<br />

Inhalte in ihrer Bedeutung erfassen<br />

können. Besonders bei provokanten<br />

Interventionen warf Monika Mokre<br />

die Frage auf, wann diese eigentlich<br />

wirksam werden. Vina Yun betonte,<br />

dass es die Öffentlichkeit und eine<br />

entsprechende Gegenöffentlichkeit<br />

nicht gibt, sondern nur eine Vielzahl<br />

von Öffentlichkeiten, die die Vielfalt von sozialen Kontexten widerspiegeln. All diese Öffentlichkeiten weisen verschiedene<br />

Sichtbarkeiten und Zugänglichkeiten auf und sind von Machtstrukturen durchkreuzt. Der politische Anspruch, sich als<br />

feministische Gegen-Öffentlichkeit zu positionieren, kann genau in der Sichtbarmachung und offenen Benennung dieser<br />

Machtstrukturen und Konfliktlinien liegen, in der Transparentmachung von Zugangsmodalitäten – seien diese auch noch so<br />

implizit – und der Entscheidungsstrukturen: Welche Entscheidung wird von wem gefällt? Die Möglichkeit der aktiven Beteiligung<br />

der Involvierten sowie die Selbstrepräsentation sind für die Herstellung egalitärer Partizipationsstrukturen zentral<br />

und unterliegen in einem Raum, der „radikal öffentlich“ (Angelika Fitz) ist, noch einmal besonderen Anforderungen. Monika<br />

Mokre betont hier die Wichtigkeit zwischen der notwendigen Transparenz von Strukturen und Entscheidungsprozessen und<br />

der mitunter kontraproduktiven Öffentlichmachung von (politischen) Diskursen zu unterscheiden; wie auch Vina Yun aus-<br />

StRin Sandra Frauenberger (c) Wolfgang Schneider<br />

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