50 Jahre SCUBAPRO in unterwassser 07/2013

SCUBAPRO JUBILÄUMKaufte Scubapro 1963 füreinen Dollar: Gustav DallaValleGeneral Manager des neugegründeten Unternehmens:Dick BoninFast so alt wie GeburtstagskindScubapro selbst: dieAtemregler Mark I und IIEs ist das Jahr 1963. In einer eingemauertenStadt erklärt sich US-PräsidentJohn F. Kennedy zum Berliner. In seinerlegendären »I have a dream«-Rede entwirftMartin Luther King seine Vision voneinem Amerika ohne Rassismus. In der Modegelten Pelzmäntel für Männer und Sackkleiderfür Frauen als schick. Cliff Richardssingt von roten Lippen, die man küssen soll.Und in den USA verkauft ein Hersteller namens»Healthways« mehr schlecht als rechtTauchausrüstung. Entwicklungschef ist eingewisser Gustav Dalla Valle, der 1963 seinerkriselnden Firma die Sparte »Scubapro« abkauft– für einen symbolischen Dollar, vondem er noch Jahre später sagt, selbst das seizu teuer gewesen. Dennoch: Die Mini-Investitionist die Geburtsstunde von Scubapro,eines Klein-unternehmens mit nur vier Mitarbeitern:Gustav Dalla Valle, General ManagerDick Bonin, eine Sekretärin und ein Versandmitarbeiter.Der Durchbruch kommt miteiner Ersten Stufe, der MK2: ein einfachesStück Technik mit wenigen Teilen rund umeinen beweglichen Kolben. Einfach und geradedeswegen unverwüstlich.Ein anderes frühes Scubapro-Produkt verschwindetdagegen bald wieder aus den Regalen:Die Vollgesichtsmaske Visionaire, beider die Scheibe als Membran dient und daherbei jedem Atemzug vor- und zurückflappt,kann sich nicht durchsetzen. »Vermutlich warschon der Druckausgleich mit dem Ding zuschwierig«, mutmaßt Brad Lally, Global DivingProduct Director bei Scubapro: »Aberwo es einen Haufen Pioniergeist gibt, da gibtes auch mal Fehlschläge.«Von so etwas lässt sich im Hause Scubaproniemand entmutigen. Seine Neuentwicklungenerobern den Markt in schnellerReihe. Nur ein paar Beispiele: 1965 kommtScubapros erste Jet Fin Flosse auf den Markt,1966 der legendäre Lungenautomat MK V.1968 folgt die Super Vision 3D-Maske, 1971die erste Rettungs- und Tarierweste von Scubapro.Anfang der 70er Jahre tritt Scubapro demKonzern Johnson Outdoors (www.johnsonoutdoors.com)bei und befindet sich somitin der Gesellschaft zahlreicher Firmen fürBoote, Bootselektronik und Outdoor-Equipment.Ein Meilenstein in der Geschichte derFirma Scubapro, die aber eine Maxime weiterhinkonsequent verfolgt: die unbedingteTreue zum Tauchsport-Fachhandel. Bis heuteist kein Scubapro-Produkt im Supermarktoder im Kaufhaus aufgetaucht, und diese Verweigerungshaltungist integraler Bestandteilder Firmenphilosophie. »Wir haben da einenrichtigen Community-Gedanken«, sagtRobert Stoß, Scubapro-Chef bis 2013. »Wirsehen den Fachhandel als Partner. Der Verkaufvor Ort, der Servicegedanke, der Stolzdazu zu gehören – all das trägt die MarkeScubapro mit.« Und Ella Stoß, ebenfalls bis2013 in der Chefetage, fügt hinzu: »Es kamfür uns nie in Frage, unsere Produkte zu verramschen.Wir haben uns immer auf Knowhow und Professionalität konzentriert.«1978 bringt Scubapro sein erstes Stabilizing-Jacketauf den Markt. »Einfach anziehenwie eine Weste, Riesenauftrieb, nichts flappertrum – Tauchlehrer und Berufstaucherlieben diese Dinger«, sagt Brad Lally. Nur beiOtto Normaltaucher fristet diese Jacket-Varianteheute ein Schattendasein. Für Lally istklar, wer daran die Schuld trägt: »PADI hatdie Stabilizing-Jackets auf dem Gewissen«,sagt er. »Wegen der fehlenden Clips passtees nicht zum Rescue-Kurs. Dabei bietet geradedas Stabilizing einem Ohnmächtigendie beste Wasserlage.« Ein ähnliches Schicksalerlitt der Westenautomat AirII, der langevon den Kunden verschmäht wurde. Warum?»Weil PADI den Oktopus als einzigeOption darstellte«, sagt Lally.In den 80er und 90er Jahren setzt Scubaproseinen Höhenflug fort. Besonders imBereich der Atemregler setzt die Firma Maßstäbe.»Die Erste Stufe MK10 und die balancierteZweite Stufe G250 waren Meilensteineder Atemregler-Technik. Die gleiche Technikfindet bis heute Verwendung«, sagt RobertStoß. Bis heute hat Scubapro 25 Erste und 40Zweite Stufen auf den Markt gebracht – bisauf wenige Ausnahmen alles Kassenschlager.Kein Wunder, dass eine so erfolgreiche Firmaauf Dauer Appetit auf mehr bekommt:1989 schluckt Scubapro die Firma Divetronicund damit die Produkte Microbrain undDekobrain. Und als Nachschlag verleibt siesich 1997 den Computerhersteller Uwatecein. Überhaupt stehen die kommenden Jahreim Zeichen der Computerentwicklung: 1990liegen die Rechner DC11 und NC11 in denRegalen, 2004 folgt der Aladin Prime, und2007 hält mit der Galileo-Reihe die Herzfrequenz-MessungEinzug in die Dekompressionsberechnung.Dennoch: Es gab auch Flops. »Den AtemreglerM5 mit seinem On/Off-Schalter wollteniemand haben«, erinnert sich Robert Stoß.Und auch das Kugelventil, das 1992 lanciertwurde, habe der Markt nicht akzeptiert, fügtElla Stoß hinzu. Und auch Brad Lally fallenein paar Kuriositäten aus der Scubapro-Historieein, die sich nicht durch- cDie Scubapro-Atemregler: vom Anfang bis heute108-Mark II 109-Mark V 109-Military Pilot AIR I Mark X Balanced Adj. D300 G250 G200 D350 G200B M5 R190 D4007/13 u · 99

p TECHNIK1963 • Konnte sich nicht durchsetzen:die Vollgesichtsmaske »Visionaire«(unten).1965 • Kräftiger Antrieb: Scubaproserste Jet Fin-Flosse erobertden Markt.1971 • Jacket-Vorläufer: In den70er Jahren halten »Klodeckel«den Taucher in der Schwebe.1979 • Der Westenautomat Air IIstößt bei der Kundschaft auf Zurückhaltung.setzten: »Den faltbaren Schnorchel »Flip«wollte niemand kaufen, ebenso das SurfaceAssistant Snorkeling for Youth-System SASY,ein Oberflächensystem für Kinder.« Scubapro,so erzählt Lally schmunzelnd, habe sogarmit Flüssiggas-Atmung experimentiert.»Aber das sah aus, als hättest Du einen Kühlschrankauf dem Rücken.« Die Einführbarkeitvon Technik werde immer dann schwierig,wenn der Kunde Fehler machen kann,sagt Robert Stoß: »Ein neues Produkt mussabsolut narrensicher sein.« Und er erinnertdaran, dass Scubapro in den frühen 70erngar ein eigenes Ausbildungssystem hatte, dieScubapro Education Association, die auchkein allzu langes Leben hatte.Doch die Masse der Markteinführungenverlief erfolgreich. So auch die des High End-Atemreglers A700 im Jahr 2009, der heuteselbst in anspruchsvollen Tech-Kreisen alsAbschied auf der boot: Joe Stella von Johnson Outdoors verabschiedet Ella und Robert Stoß (v.r.)Spitzenregler gilt. Die langjährige Erfahrungbringt es mit sich, dass die Scubapro-Mannschaft stets ein feines Näschen für dieTrends und Entwicklungen im Tauchsporthat. So habe Scubapro den Trend zum konservativerenComputer gestartet, meint EllaStoß. Man müsse nur den Zeitgeist frühzeitigerkennen, sagt Tina Kopseel, MarketingManager für Nord- und Osteuropa. »ZumBeispiel mit der Extended Range Linie: Damitwollten wir dem Taucher mehr Möglichkeitengeben, sich weiter zu entwickeln,die Lücke zwischen Sport- und Tech-Tauchenschließen.«Und auch in punkto Umweltschutz hatScubapro oft die Nase vorn. Shark Project,Yaqu Pacha, SOS Seaturtles, Mission DeepBlue, das Forschungsschiff Aldebaran – siealle profitieren vom Engagement des Branchenriesen,der schon 1992 in Ägypten inSachen Bojensetzung Zeichen gesetzt hat.»Bevor wir dort aktiv wurden, gab es nichtsdergleichen«, sagt Ella Stoß.Laut Brad Lally werden die Scubapro-Entwicklerihr Augenmerk in der Zukunft aufdie Details richten. Bei allen Ausrüstungsteilensoll der Komfort erhöht, einzelne Featuresverbessert werden. Als Beispiel dientihm die brandneue Maske Synergy Twin mitihrem superweichen Rand: »Gutes Equipmentspürt der Taucher nicht«, meint Lally.G250 Hotframe M50 G500 R380 G250HP S550 S600 R390 R290 X650 S550 S600 Classic S555 R295100 · u 7/13

SCUBAPRO JUBILÄUM1985 • Atmen wie Neptun: DerAtemregler MK 10/BA mit balancierterzweiter Stufe.1992 • Fortschrittliches Flossendesign:martialische Werbungfür die »Gorilla Fins«.2007 • Individuelle Dekoberechnung:Die Galileo-Rechner berücksichtigendie Herzfrequenz.Bei den Tauchcomputern, so sagt er, sei allerdingseine gewisse Grenze technischen Fortschritts erreicht:Der Trend liege hier klar in einer Rückkehrzur Einfachheit.Aus der Vier-Mitarbeiter-Kleinfirma ist eingroßes Unternehmen geworden. Ein Vollausrüster,der vom Urlaubs-Bahamas-Taucher bis zumHöhlentechie jeden mit passendem Equipmentversorgen kann. Scubapro beschäftigt heute über400 Angestellte in 17 Niederlassungen, in 13 Ländern,auf vier Kontinenten. Der Jahresumsatz lag2012 bei 88 Millionen US-Dollar und machte somit21 Prozent am Gesamtumsatz von JohnsonOutdoors aus. Dennoch loben alle Mitarbeiter diepersönliche Atmosphäre in ihrer Firma. RobertStoß: »Die enge Bindung an den Fachhandel hatauch menschlich schöne Seiten. Auf Events undMeetings treffen wir nicht nur Kunden und Geschäftspartner,sondern auch Freunde.« Und TinaKopseel fügt hinzu: »Bei meiner ersten boot-Messe war ich gerade drei Monate bei Scubapround ich war überwältigt von der großen Familiein Düsseldorf. Egal ob Händler, Endverbraucher,VIPs oder Mitbewerber, alle kennen sich, allefreuen sich und wir von Scubapro mittendrin.Alle kommen, jeder will dabei sein. Ich schätzedas sehr, die Vertrautheit und das oft unkomplizierteMiteinander in unserer Branche.« pR395 G250V A700 S600 C300 C200 A700 BT G260 R195 S600 Gold7/13 u · 101