Sozialbericht 2009 - Betrieb für Sozialdienste Bozen
Sozialbericht 2009 - Betrieb für Sozialdienste Bozen Sozialbericht 2009 - Betrieb für Sozialdienste Bozen
2.8SOZIALE EINGLIEDERUNG„Armut und soziale Ausgrenzung eines Menschen tragen zur Armutder gesamten Gesellschaft bei. Die Kraft Europas liegt somit imPotenzial jedes Einzelnen.“Lissabon-Strategie, Europäischer Rat von Lissabon, 2000Die sprengelübergreifende Dienststelle für Soziale Integration (DSI) wird vom SprengelZentrum - Bozner Boden - Rentsch koordiniert und ist auf dem gesamten Stadtgebiet alseinziger Dienst für den Bereich der sozialen Eingliederung zuständig. Für die anderenFormen der sozialen Notlage ist die sozialpädagogische Betreuung jedes Sprengels zuständig.Die DSI richtet sich an die folgenden Dienstleistungsempfängergruppen:– obdachlose Personen und/oder Familien;– Asylanten/Flüchtlinge;– nicht begleitete ausländische Minderjährige (siehe Kapitel Minderjährige);– Nomaden (Sinti und Roma).Ihre Lage kennzeichnet sich oft durch die folgenden Schwierigkeiten:– unregelmäßiges Einkommen;– unregelmäßige Arbeit;– Fehlen von klaren Perspektiven für den Austritt aus einer schwierigen Lage;– Wohnprobleme;– Fehlen von persönlicher Selbstständigkeit zur aktiven Änderung problematischer Lebenslagen;– „angeschlagene“ soziale oder kulturelle Identität.¬ Obdachlose Personen und Familien2SOZIALE EINGLIEDERUNGDem Verband FIOPSD (Federazione Italiana Organismi per le persone senza dimora) zufolgemuss die Definition der „obdachlosen Person“ vier Grundaspekte berücksichtigen, die „sichergänzen und gegenseitig erhalten“:1. gleichzeitiges Vorhandensein von verschiedenen Bedürfnissen und Problemen, welchezu einer komplexen und multidimensionalen Notlage führt;2. zeitliches Fortbestehen der Notlage-Faktoren anhand eines Mechanismus, der sich selbstnährt und somit eine chronische Lage bewirkt, in welcher die Person nicht mehr imstandeist, den Prozess der sozialen Ausgrenzung einzudämmen;3. Schwierigkeiten beim Suchen nach geeigneten Problemlösungen, aufgrund zweierHauptfaktoren:– die Dienste haben zu hohe Zugangsbarrieren;– die Dienste erkennen oft nicht leicht, ob die Person in ihren Zuständigkeitsbereich fällt;4. Schwierigkeit der Person, wichtige Beziehungen aufrecht zu erhalten.138 OBDACHLOSE PERSONEN UND FAMILIEN | 2.8 SOZIALE EINGLIEDERUNG
Dies vorausgeschickt kann ein „Obdachloser“ also definiert werden als eine materiellund immateriell verarmte Person, als Träger einer komplexen, veränderlichen und mehrförmigenNotlage. Dabei dürfen Obdachlose nicht mit den Personen „ohne Dach überdem Kopf“ verwechselt werden. Mit dem Begriff „ohne Dach über dem Kopf“ verstehtsich das Fehlen einer physischen Bleibe. „Obdachlos“ bedeutet dagegen das Nicht-Vorhandenseineines geeigneten Lebensumfelds bzw. einer Umgebung für eine gesundeeigene Identitäts- und Persönlichkeitsentwicklung. In Italien wurden bisher nur drei Versucheder systematischen und statistisch relevanten Erhebung des Phänomens durchgeführt.Bei allen drei Erhebungen wurde die Methode der öffentlich bekannten Orteverwendet (known public places method), das heißt die als „wahrscheinliche“ nächtlicheObdachlosenunterkünfte identifizierten Stätten. In keiner Stadt wurde eine kompletteErhebung der Obdachlosen auf dem gesamten Stadtgebiet durchgeführt.Die erste Studie wurde von der „Untersuchungskommission zur sozialen Ausgrenzung”(Abteilung für Sozialangelegenheiten und Vorsitz des Ministerrats) und von der StiftungZancan von Padua durchgeführt. In die „Untersuchung der Obdachlosen“ (Saraceno,2002) wurden nur jene eingeschlossen, die in der Nacht der Erhebung (14. März 2000)auf der Straße, in den Parks oder in niederschwelligen Einrichtungen, das heißt in Nachtquartierenfür Obdachlose angetroffen wurden (Stichprobenerhebung von 2.668 Personen).Dabei wurden die Obdachlosen in Italien auf rund 17.000 Personen geschätzt, diesich in den größten Gemeinden konzentrieren.Die zweite Untersuchung berücksichtigte hingegen die in einigen italienischen Provinzendurchgeführten Analysen und schätzte die Anzahl auf rund 50.000 bis 60.000 Fälle.Die Schätzung der Banca d‘Italia aus dem Jahr 2005 belief sich schließlich auf insgesamt180.000 Personen. Im Vergleich zu den anderen Schätzungen scheinen die letzteren Datenmit der empirischen Regel vereinbar zu sein, die auf alle westlichen Städte zutrifft: in allenGroßstädten entspricht die Anzahl der obdachlosen Personen - verstanden als Personen,die auf der Straße leben und keine Unterkunft haben und/oder Personen in einer Wohnnotlage,das heißt jene, die in Nachtaufnahmezentren beherbergt werden - einem Anteilvon 0,3% der Wohnbevölkerung. Der FIOPSD zufolge beläuft sich die realistischste Schätzungder Obdachlosenfälle in Italien vermutlich auf 90.000 bis 100.000. Auf europäischerEbene wird einer Studie der European Federation of National Organisations Working withthe Homeless (Feantsa) zufolge geschätzt, dass in den 27 Mitgliedstaaten die Obdachlosenauf 2,7 Millionen kommen.Die detaillierteste nationale Untersuchung (jene der Stiftung Zancan) hebt die folgendenMerkmale der Obdachlosen in Italien hervor: Die Obdachlosen sind vorwiegend Männer(80%), relativ jung (fast 70% sind unter 48 Jahre alt) und zu fast gleichen Anteilen In- undAusländer. Die Analyse nach Staatszugehörigkeit unterstreicht, dass die Italiener einDurchschnittsalter von 45,5 Jahren aufweisen, die Ausländer hingegen im Durchschnittrund 11 Jahre jünger sind (34,1 Jahre). Die Gründe, aus denen die Obdachlosen auf derStraße landen, sind verschiedenartig. Im Falle der Italiener handelt es sich meist um einScheitern im relativ reifen erwerbsfähigen Alter; im Falle der Ausländer hängt der Zustandder Obdachlosigkeit sehr oft mit der Migration zusammen.2SOZIALE EINGLIEDERUNG2.8 SOZIALE EINGLIEDERUNG | OBDACHLOSE PERSONEN UND FAMILIEN 139
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