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Nidwaldner Kalender (Brattig) - Xaver Imfeld

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Ein Leben für die KartografieBerg und Tal – eineFrage des BeobachtensDer Obwaldner Ingenieur <strong>Xaver</strong> <strong>Imfeld</strong> brachte die Schweizzu Papier. Seine Zeichnungen, Reliefs und Karten wurdenwegweisend für die Kartografie unseres Landes.Text: Thomas GlatthardBilder: Aus dem Buch «<strong>Xaver</strong> <strong>Imfeld</strong> – Meister der Alpentopografie»1


<strong>Xaver</strong> <strong>Imfeld</strong> (1853–1909)<strong>Xaver</strong> <strong>Imfeld</strong> kam am 21. April 1853 als Sohn von Ignaz <strong>Imfeld</strong> und Rosa <strong>Imfeld</strong>-Frankzur Welt. Er besuchte in Sarnen die Primar- und Realschule. Nach dem Umzug der Familie1867 nach Luzern besuchte er die dortige Industrieschule. Seine topografische Begabungstellte er schon als 17-jähriger unter Beweis, als er ein Pilatusrelief 1:50'000 modellierte.Im Herbst 1872 begann er am Eidgenössischen Polytechnikum in Zürich dasStudium als Ingenieur-Topograf. Die Grundlagen des Vermessungswesens erlernte er beiProf. Johann Wild (1814–1894). Der Geologe Prof. Albert Heim (1849–1937) förderte in<strong>Xaver</strong> nicht nur das Verständnis für die Bodenformen, er wurde auch sein Freund undMentor. Im Frühjahr 1876 legte <strong>Imfeld</strong> erfolgreich die Abschlussprüfungen als Ingenieur-Topograf ab.Seine berufliche Laufbahn begann <strong>Xaver</strong> <strong>Imfeld</strong> 1876 beim Eidgenössischen TopographischenBureau in Bern. Als Mitarbeiter beim topographischen Atlas, nach dessen LeiterOberst Hermann Siegfried «Siegfriedatlas» genannt, wurden ihm Revisionen und Neuaufnahmenvon Kartenblättern zugewiesen. Insgesamt 21 Kartenblätter der Zentralschweiz,des Berner Oberlands und des Wallis tragen seinen Namen.Die Arbeit am Siegfriedatlas brachte <strong>Xaver</strong> <strong>Imfeld</strong> 1877 das erste Mal nach Zermatt. Inder ältesten Tochter von Hotelier Alexander Seiler und dessen Gattin Katharina Cathreinfand er seine Lebensgefährtin. Am 1880 heirateten <strong>Xaver</strong> und Marie. Sie wohnten vorerstin Bern, ab 1886 in Zürich. Dem Ehepaar wurden zwei Mädchen und drei Knabengeschenkt, ein Knabe verstarb am Tag nach der Geburt.1888 eröffnete <strong>Imfeld</strong> in Zürich ein eigenes Büro als Privattopograf und freischaffenderIngenieur. Er schuf eine Vielzahl von Karten, Reliefs und Panoramen, aber auch Projektefür Bergbahnen. Das Schaffen von <strong>Xaver</strong> <strong>Imfeld</strong> ist eng mit den Stationen seines Lebensverknüpft. Während den Revisionsarbeiten an den Kartenblättern des TopographischenAtlas der Schweiz und den damit verbundenen Aufenthalten im Gebirge nutzte <strong>Imfeld</strong> dieverfügbare Zeit zum Skizzieren, Zeichnen und zur Aufnahme von Panoramen. Er bearbeiteteoft gleichzeitig mehrere Karten, Reliefs und Panoramen, um je nach Witterungund Jahreszeit die eine oder andere Arbeit vorantreiben zu können. 1877–1878 hielt sich<strong>Imfeld</strong> im Wallis auf, um dort diverse Messtischblätter zur Dufourkarte zu revidieren.Damals entstanden auch ein mehrfarbiges Panorama vom Monte Rosa und das Relief derZermatter Alpen.Er erhielt mehrere internationale Auszeichnungen für seine Werke.Im Auftrag des Ingenieurs Alexandre Gustave Eiffel (1832–1923), Erbauer des Eiffelturmsin Paris, führte <strong>Imfeld</strong> 1891 Sondierbohrungen für ein Observatorium auf dem Montblancaus. Als Folge des Aufenthalts auf diesem 4807 m hohen Berg erlitt er gesundheitlicheSchäden, die ihn zwangen mehr als ein Jahr mit seiner Arbeit auszusetzen. Am21. Februar 1909 erlag <strong>Xaver</strong> <strong>Imfeld</strong> einem Herzschlag. Er fand seine letzte Ruhe aufdem Zürcher Friedhof Enzenbühl, wo heute noch sein Grabstein steht.3


Rundsicht vom Gipfel des Montblanc, 4811 m, Lichtdruck 1891.mit Revisionen von Kartenblättern der Zentralschweiz,des Berner Oberlands und des Wallis,insgesamt 21 Karten tragen seinen Namen. AlsSpezialist für Felszeichnungen trug <strong>Imfeld</strong>wesentlich zur weltweit bewunderten SchweizerManier der Kartografie bei. «…sie alle zeichnensich durch die vortreffliche und verständnisvolleDarstellung der Bodenformen und hohe Gewissenhaftigkeitund Genauigkeit vor den älterenBlättern aus…» schreibt Professor Albert Heimim SAC- Jahrbuch 1909.Panoramen und Reliefs für TouristenIn der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts setzten derGebirgstourismus und ein Sturm auf die höchstenAlpengipfel ein. Waghalsige Alpinisten erobertendie schwierigsten Gipfel. Aber auch Touristen,die die schneebedeckten Berge nur von fernebewunderten, kamen in Scharen in die Schweiz.Karten für die Wegsuche von Wanderern undBergsteigern, Panoramen als Orientierungshilfeund Schauvergnügen bei Bergfahrten und kleinformatigeReliefs als stetige Erinnerung fandeneine dankbare Kundschaft. Der Schweizer Alpen-Club und seine Sektionen, Bergbahnen undHoteliers gaben Panoramen und Karten in Auftrag.<strong>Xaver</strong> <strong>Imfeld</strong> fand hier ein willkommenesBetätigungsfeld. Er zeichnete über vierzigGebirgspanoramen und modellierte dreizehnAlpenreliefs, vom bereits erwähnten Montblanc-,über das Matterhorn-, Gotthard-, Engelberg-,Zentralschweiz-, zum Pilatus-Relief. Es sei nochmalsAlbert Heim zitiert: «…Liebe und Freudean den Bergen war der Inhalt <strong>Imfeld</strong>s ganzesLeben, denen (den Bergen) er seine ganzeArbeitskraft widmete… kein Gebirgsland brachteeinen Gebirgstopographen von solcher Fruchtbarkeit,gepaart mit wissenschaftlicher und künstlerischerAuffassung und Wiedergabe hervor.»4


Der geniale BergbahnenbauerDoch nicht nur als Kartograf und Reliefbauerwar <strong>Xaver</strong> <strong>Imfeld</strong> ein genialer Macher, auch alsPlaner von Bergbahnen schuf er sich einenNamen. Er projektierte 1887 die Visp-Zermatt-Bahn, 1890 die Gornergratbahn, 1896 die Jungfraubahnund 1904 die Brig-Gletsch-Bahn. SeinePläne für eine Matterhornbahn blieben Papier.Doch <strong>Imfeld</strong>s Matterhorn-Relief (1:5000) seidas schönste Dokument seines topografischenGenius und sein letztes Vermächtnis an dieFreunde der Berge, ehrt Professor Albert Heimseinen Ingenieurkollegen.Bei der Planung der Bergbahnen handelte es sichum weitläufige Terrainaufnahmen mit entsprechendentopografischen Darstellungen als detaillierteKurvenkarten und Trasseeführungen. DieAufgabe <strong>Imfeld</strong>s bestand darin, zwischenAnfangs- und Endstation diejenige Verkehrsverbindungzu suchen, die mit möglichst geringenMitteln fachgemäss erbaut und sicher betriebenwerden konnte. Sorgfältiges Studium der geologischenund klimatischen Verhältnisse, der Lawinen-und Steinschlaggefahren, des Vorkommensder geeigneten Baumaterialien und vieler andererFaktoren mussten bei der Planung mit berücksichtigtwerden.<strong>Xaver</strong> <strong>Imfeld</strong> verstand es wie kaum jemand vorund nach ihm, wissenschaftliche Nüchternheitmit lebendigen künstlerischen Elementen zu verbinden.Seine Panoramazeichnungen, Reliefkartenund Reliefs sind nicht nur analytisch-geometrischeBergskizzen und Bergmodelle, sondernnaturnahe, ganzheitliche, treffsichere Landschaftsdarstellungen,Reliefs in zwei- und dreidimensionalerForm und zeichnen sich besondersdurch eine meisterhafte Gebirgsdarstellungaus. Seine Werke sind eine Symbiose von wissenschaftlicherGenauigkeit mit künstlerischer Vollkommenheit.5


Arbeitsinstrument: Kippregel und Stativ mit umlegbaren Beinen.Relief der Zentralschweiz 1:25’000 schenkte <strong>Xaver</strong> <strong>Imfeld</strong> der Obwaldner Schuljugend.6


Gebirgs-ReliefsName Massstab EntstehungPilatus 1:50’000 1870Gotthardgruppe 1:50’000 1873–75Zentralschweiz 1:25’000 1877–1890Zermatter Alpen 1:25’000 1878Gotthardbahn 1:25’000 1889Engelberg 1:25’000 1890Matterhorn 1:5’000 1896Jungfraugruppe 1:2’500 1897–1900Simplongruppe 1907/8Berner Oberland 1:25’000 1908Rigi 1:25’000 1908Pilatus-Luzern 1:25’000 1909Pilatus 1:10’000 1909Auf dem Dach Europas, 1891 (v.l.): Dr. Ernst Guglielminetti, Arzt;Frédéric Payot, Bergführer; <strong>Xaver</strong> <strong>Imfeld</strong>, Expeditionsleiter.Alpinist und SAC-MitgliedDie topografische Arbeit in den Alpen erfordertebergsteigerisches Können und körperlicheRobustheit. Aber auch privat war <strong>Xaver</strong> <strong>Imfeld</strong>ein begeisterter Berggänger. Artikel über seineTouren in den Jahrbüchern des SAC zeugendavon.24-jährig rief <strong>Xaver</strong> <strong>Imfeld</strong> in Unterwalden zurGründung der Sektion Titlis auf. Am 13. Mai 1877versammelten sich 19 Interessierte in Sarnen imObwaldnerhof, 14 Obwaldner, vier <strong>Nidwaldner</strong>und Oberförster Theodor Felber (1849–1924)aus Schwyz. Major Melchior Britschgi (1830–1904), Hotelier aus Alpnach war der erste Präsident.Zwei Jahre später, an der Hauptversammlung1879 im Hotel Engel in Stans, dem späterenClublokal der Sektion, übernahm <strong>Xaver</strong> <strong>Imfeld</strong>das Präsidium.Nach seinem Wegzug aus Obwalden ins Wallis,trat er der Sektion Monterosa und später an seinemneuen Wohnsitz in Zürich der Sektion Utobei.7


Der SAC förderte <strong>Imfeld</strong>s Schaffen an Panoramendurch deren Veröffentlichung in den Jahrbüchern.Die langjährige Treue zu den Idealendes Alpen-Clubs und die Verdienste um die Darstellungder Gebirgswelt ehrten die SektionenTitlis, Monterosa und Uto sowie der SchweizerAlpen-Club mit der Ehrenmitgliedschaft. Auch diedeutsch-österreichische Alpenvereinigung undder Club alpin français nahmen den SchweizerBergfreund als Ehrenmitglied auf.Das Buch über <strong>Xaver</strong> <strong>Imfeld</strong>IG <strong>Xaver</strong> <strong>Imfeld</strong> (Hrsg)<strong>Xaver</strong> <strong>Imfeld</strong> – Meister der Alpentopografie.Verlag von Ah Druck AG, Sarnen.191 Seiten, Fr. 78.–.Erhältlich im Buchhandel.Ausstellung über das Lebenswerk <strong>Xaver</strong><strong>Imfeld</strong>s auf dem Stanserhorn vom 28. April2007 bis Saisonende.<strong>Xaver</strong> <strong>Imfeld</strong>: Ingenieurprojekte1886 Visp-Zermatt-Bahn1887– 89 Lauterbrunnen-Mürren-Bahn1890 Gornergrat- und Matterhornbahn1891 Sondierbohrungen auf dem Gipfeldes Montblanc1895 Drahtseilbahn Lauberhorn1896 Jungfraubahn1899 Lötschbergbahn1902 Brienzerseebahn1903 Sustenstrasse1904 Molésonbahn1904 Bergaufzug Aiguille du Midi1904– 07 Säntisbahn von Urnäsch1904– 08 Brig-Gletsch-Bahn1905 Bergaufzug Eigerwand1907 Stalden-Saas Fee-Bahn1907 Eggishornbahn1907 Aletschbahn1909 Wasseranlage im Oberwallis8

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