Kinder unter drei Jahren im Kindergarten (1'520 kb) - Bayern

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1. NEUE PERSÖNLICHE UND FACHLICHE ANFORDERUNGEN1415_ eine zuverlässige Bezugsperson sind (Ahnert, 2005),_ eine entwicklungsförderliche Lernumwelt gestalten(d. h. den räumlichen Kontext, Materialien sowie densozialen Rahmen),_ die kindliche Entwicklung begleiten und anregen– hierzu gehört die Kenntnis des individuellen Entwicklungsstandssowie die systematische Beobachtungkindlicher Entwicklungsfortschritte,_ ko-konstruktive Bildungsprozesse angemessenfördern (z. B. durch gezielte Angebote auch in altersgemischtenGruppen),_ Kindern Hilfestellung beim Lösen von Problemen undKonflikten geben,_ individuelle Lernerfolge wahrnehmen und positiv verstärken(Textor, 2007).Bildung stellt sich bereits in der frühen Kindheit alsinteraktives Geschehen dar – zwischen der Aktivität desKindes (Aneignung der Welt) und der Aktivität des Erwachsenen(Anregung aller Kräfte) (Laewen, 2002). Hierbeisind die Beziehung und der wechselseitige Dialogzwischen Erzieherin und Kind, aber auch die Interaktionzwischen den Kindern von entscheidender Bedeutung.Fachwissen, das weiterhilftSchadet außerfamiliäre Tagesbetreuungin den ersten drei Jahren der kindlichenEntwicklung?Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass Mütter, diebei der Betreuung privat (z. B. durch Großeltern) oderdurch öffentliche Angebote (Tagespflege, Kita) unterstütztwerden, feinfühliger mit ihren Kindern umgehenals Mütter, die keine derartige Entlastung erfahren(Ahnert, 2005). Dies spricht dafür, dass tagesbetreuteKinderim Vergleich zu Kindern, die ausschließlich zuHause betreut werden – außerhalb der Familie nichtnur zusätzliche Erfahrungen machen, sondern dass sichauch innerhalb der Familie die Interaktionen zwischenEltern und Kindern positiv verändern können.Als besonders förderlich erweisen sich frühkindlicheBildungsangebote in Kindertageseinrichtungen für Kinderaus Familien in sozialen Problemlagen; hier zeigensich vor allem für die kognitive Entwicklung positiveAuswirkungen, jedoch nur dann, wenn es sich umqualitativ hochwertige Kindertagesbetreuung handelt(Ahnert, 2005). Eine Längsschnittstudie im Auftrag derBertelsmann-Stiftung kommt zu dem Ergebnis, dasssich die Bildungschancen, d. h. die Wahrscheinlichkeit,ein Gymnasium zu besuchen, durch den Besuch einerKinderkrippe für sozial benachteiligte Kinder erhöhen(Fritschi & Oesch, 2008).Für die Qualität der außerfamiliären Betreuung hat sichneben strukturellen Aspekten, wie Gruppengröße,Erwachsenen-Kind-Schlüssel, Betreuungsstabilität undräumliche Ausstattung, vor allem die Qualifikation despädagogischen Personals als bedeutsam erwiesen(Roßbach, 2005).Anregungen zur praktischenUmsetzungProfitieren Sie von den Erfahrungen IhrerKolleginnen, die schon seit längerer Zeit mit dererweiterten Altersmischung arbeiten. Durch Hospitationenlassen sich viele Fragen anschaulich vor Ort klären.Machen Sie sich mit der Altersgruppe der unter Dreijährigenvertraut. Das Medienpaket „Wach, neugierig, klug– Kinder unter 3” (Bertelsmann Stiftung & Staatsinstitutfür Frühpädagogik, 2006) bietet Filmszenen auf DVD,schriftliche Informationen und einen Fundus an Fachliteraturauf einer CD-ROM.Nutzen Sie das größer werdende Angebot an Fort -bildungen und Fachliteratur zur Erweiterung IhresFachwissens.Internationalen Längsschnittstudien zufolge entwickelnsich Kinder in Tagesbetreuung im Allgemeinen nichtanders als Kinder, die bis zum dritten Lebensjahr ausschließlichzu Hause betreut werden (Ahnert, Roßbachet al., 2005). Entscheidend für den tatsächlichen Einflussder Tagesbetreuung ist das Zusammenwirken der Dauer(Stunden pro Tag) und der Qualität der außerfamiliärenBetreuung sowie der Entwicklungs- und Lernbedingungeninnerhalb der Familie, etwa sozioökonomischeAspekte sowie die Qualität der Eltern-Kind-Beziehung.Vergleicht man die kindliche Entwicklung mit und ohneaußerfamiliäre Betreuungserfahrungen, zeigt sich, dassdie Familie auch dann eine zentrale Rolle spielt, wennKinder für mehrere Stunden des Tages eine Kindertageseinrichtungbesuchen (Ahnert, 2007a).

1. NEUE PERSÖNLICHE UND FACHLICHE ANFORDERUNGEN1617Das sagt der Bayerische Bildungs- undErziehungsplan 1→ Bild vom Kind (S. 23)→ Verständnis von Bildung (S. 24)→ Bildung als lebenslanger Prozess – Stellenwert derfrühen Bildung (S. 26)→ Berücksichtigung von Kindern unter drei Jahren (S. 52)„Bereits sehr kleine Kinder sind eher aktive Mitgestalterihres Verstehens als passive Teilhaber an Umweltereignissenund können ihre Bedürfnisse äußern. Sie wollenvon sich aus lernen, ihre Neugierde und ihr ErkundungsundForscherdrang sind der Beweis. Sie lernen mitBegeisterung und mit bemerkenswerter Leichtigkeitund Geschwindigkeit. Ihr Lerneifer, ihr Wissensdurst undihre Lernfähigkeit sind groß. Sie haben viele intelligenteFragen und sind reich an Ideen und Einfällen. (…) Siewollen im Dialog mit anderen an allen Weltvorgängenteilnehmen, um ihr Weltverständnis kontinuierlich zuerweitern. Im Bildungsgeschehen nehmen Kinder eineaktive Gestalterrolle bei ihren Lernprozessen ein, sie sindAkteure mit eigenen Gestaltungsmöglichkeiten.“ (S. 23)„Kleine Kinder können nur in einem Umfeld aktiv lernenund sich positiv entwickeln, in dem sie sich sicher undgeborgen fühlen sowie täglich ausreichend Möglichkeitenerhalten, sich zu bewegen. Wenn Kinder lernen,dann lernt immer das ‚ganze Kind’ mit all seinen Sinnen,Emotionen, geistigen Fähigkeiten und Ausdrucksformen.“(S. 29)Reflexion: Bildung, Erziehung undBetreuung in Gruppen mit erweiterterAltersmischungErwartungen und BefürchtungenBei der Konfrontation mit neuen Aufgabenstellungenstellen sich bei den meisten Betroffenen spontan Erwartungen,aber auch Befürchtungen ein. Die Fachkräfte, dieschon vor einigen Jahrzehnten ihre pädagogische Arbeitauf die erweitere Altermischung ausgerichtet haben,gingen von folgenden Annahmen aus (Griebel, Niesel,Reidelhuber & Minsel, 2004):_ Die größere Vielfalt wirkt entwicklungsfördernd._ Es entstehen dauerhafte Beziehungen über vier bisfünf Jahre nicht nur für die Kinder, sondern auch zwischendem Personal und den Eltern._ Der Übergang von der Kinderkrippe in den Kindergartenwird überflüssig._ Die jüngeren Kinder lernen am Modell der älteren._ Die älteren Kinder erweitern bzw. vertiefen vorhandenesWissen, wenn sie jüngere anleiten bzw. derenLernprozesse unterstützen._ Ältere Kinder haben mehr Möglichkeiten, soziale Kompetenzenzu entwickeln, z. B. durch Rücksichtnahmeund Übernehmen von Verantwortung._ Die jüngeren Kinder finden in den älteren Kindernattraktive Spielpartner._ Die älteren Kinder können sich im Umgang mit jüngerenKindern entspannt auf Tätigkeiten einlassen,die sie gerne tun, für die sie aber in den Augen ihrerAltersgenossen schon „zu groß“ sind.Diese Überlegungen stimmen übrigens weitgehend mitden Vorteilen überein, die man von der Altersmischungvon drei bis sechs Jahren erwartet hatte, als man siein den 70er-Jahren in der damaligen Bundesrepublikeinführte.Aber auch mögliche Risiken der erweiterten Altersmischungwurden von Beginn an gesehen, darunter z. B.:Die jüngeren Kinder können durch zu viele Reize überfordertwerden und nicht genügend zur Ruhe kommen.Es besteht die Gefahr, dass die jüngeren Kinder nichtgenügend Zuwendung von den Erzieherinnen erhalten,wenn diese sich mit den älteren Kindern beschäftigen.1Die kurzen Zitate aus dem Bayerischen BildungsundErziehungsplan sind als Anregungen für möglicheVerbindungen der vorliegenden Handreichung mit demBildungsplan zu verstehen.

1. NEUE PERSÖNLICHE UND FACHLICHE ANFORDERUNGEN1617Das sagt der Bayerische Bildungs- undErziehungsplan 1→ Bild vom Kind (S. 23)→ Verständnis von Bildung (S. 24)→ Bildung als lebenslanger Prozess – Stellenwert derfrühen Bildung (S. 26)→ Berücksichtigung von <strong>Kinder</strong>n <strong>unter</strong> <strong>drei</strong> <strong>Jahren</strong> (S. 52)„Bereits sehr kleine <strong>Kinder</strong> sind eher aktive Mitgestalterihres Verstehens als passive Teilhaber an Umweltereignissenund können ihre Bedürfnisse äußern. Sie wollenvon sich aus lernen, ihre Neugierde und ihr ErkundungsundForscherdrang sind der Beweis. Sie lernen mitBegeisterung und mit bemerkenswerter Leichtigkeitund Geschwindigkeit. Ihr Lerneifer, ihr Wissensdurst undihre Lernfähigkeit sind groß. Sie haben viele intelligenteFragen und sind reich an Ideen und Einfällen. (…) Siewollen <strong>im</strong> Dialog mit anderen an allen Weltvorgängenteilnehmen, um ihr Weltverständnis kontinuierlich zuerweitern. Im Bildungsgeschehen nehmen <strong>Kinder</strong> eineaktive Gestalterrolle bei ihren Lernprozessen ein, sie sindAkteure mit eigenen Gestaltungsmöglichkeiten.“ (S. 23)„Kleine <strong>Kinder</strong> können nur in einem Umfeld aktiv lernenund sich positiv entwickeln, in dem sie sich sicher undgeborgen fühlen sowie täglich ausreichend Möglichkeitenerhalten, sich zu bewegen. Wenn <strong>Kinder</strong> lernen,dann lernt <strong>im</strong>mer das ‚ganze Kind’ mit all seinen Sinnen,Emotionen, geistigen Fähigkeiten und Ausdrucksformen.“(S. 29)Reflexion: Bildung, Erziehung undBetreuung in Gruppen mit erweiterterAltersmischungErwartungen und BefürchtungenBei der Konfrontation mit neuen Aufgabenstellungenstellen sich bei den meisten Betroffenen spontan Erwartungen,aber auch Befürchtungen ein. Die Fachkräfte, dieschon vor einigen Jahrzehnten ihre pädagogische Arbeitauf die erweitere Altermischung ausgerichtet haben,gingen von folgenden Annahmen aus (Griebel, Niesel,Reidelhuber & Minsel, 2004):_ Die größere Vielfalt wirkt entwicklungsfördernd._ Es entstehen dauerhafte Beziehungen über vier bisfünf Jahre nicht nur für die <strong>Kinder</strong>, sondern auch zwischendem Personal und den Eltern._ Der Übergang von der <strong>Kinder</strong>krippe in den <strong>Kinder</strong>gartenwird überflüssig._ Die jüngeren <strong>Kinder</strong> lernen am Modell der älteren._ Die älteren <strong>Kinder</strong> erweitern bzw. vertiefen vorhandenesWissen, wenn sie jüngere anleiten bzw. derenLernprozesse <strong>unter</strong>stützen._ Ältere <strong>Kinder</strong> haben mehr Möglichkeiten, soziale Kompetenzenzu entwickeln, z. B. durch Rücksichtnahmeund Übernehmen von Verantwortung._ Die jüngeren <strong>Kinder</strong> finden in den älteren <strong>Kinder</strong>nattraktive Spielpartner._ Die älteren <strong>Kinder</strong> können sich <strong>im</strong> Umgang mit jüngeren<strong>Kinder</strong>n entspannt auf Tätigkeiten einlassen,die sie gerne tun, für die sie aber in den Augen ihrerAltersgenossen schon „zu groß“ sind.Diese Überlegungen st<strong>im</strong>men übrigens weitgehend mitden Vorteilen überein, die man von der Altersmischungvon <strong>drei</strong> bis sechs <strong>Jahren</strong> erwartet hatte, als man siein den 70er-<strong>Jahren</strong> in der damaligen Bundesrepublikeinführte.Aber auch mögliche Risiken der erweiterten Altersmischungwurden von Beginn an gesehen, dar<strong>unter</strong> z. B.:Die jüngeren <strong>Kinder</strong> können durch zu viele Reize überfordertwerden und nicht genügend zur Ruhe kommen.Es besteht die Gefahr, dass die jüngeren <strong>Kinder</strong> nichtgenügend Zuwendung von den Erzieherinnen erhalten,wenn diese sich mit den älteren <strong>Kinder</strong>n beschäftigen.1Die kurzen Zitate aus dem Bayerischen BildungsundErziehungsplan sind als Anregungen für möglicheVerbindungen der vorliegenden Han<strong>drei</strong>chung mit demBildungsplan zu verstehen.

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