Kinder unter drei Jahren im Kindergarten (1'520 kb) - Bayern

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1. NEUE PERSÖNLICHE UND FACHLICHE ANFORDERUNGEN1011Den Veränderungsprozess gemeinsameinleitenDie Aufnahme unter Dreijähriger erfordert Änderungenbzw. Erweiterungen der bisher gültigen pädagogischenKonzeption und macht einige Umorganisationen in derTageseinrichtung und im Tagesablauf erforderlich. Zielder Überlegungen und Planungen muss es sein, eineEinrichtung zu schaffen, die allen Kindern entwicklungsförderlicheErfahrungen auf der Grundlage verlässlicherBeziehungen und einer anregungsreich gestaltetenUmgebung gewährleistet. Dringend abzuraten ist vonder Auffassung, dass man die Gruppen mit einigenKindern, die schon 2 ½ sind, auffüllen könne und diesedann „mitlaufen“, bis sie drei Jahre alt sind. Ein solchesVorgehen mutet Kindern, Eltern und nicht zuletzt dempädagogischen Fachpersonal Belastungen zu, die zueiner qualitativen Verschlechterung der pädagogischenArbeit, der Atmosphäre in den Einrichtungen auch fürdie älteren Kinder und zu einer steigenden beruflichenUnzufriedenheit mit den bekannten Folgen, wie z. B.steigenden Krankheitstagen führen wird.Es hat sich bewährt, das gesamte Team und Vertreterbzw. Vertreterinnen des Trägers von Beginn an in denEntscheidungs- und Planungsprozess einzubeziehen,klare Absprachen über Zuständigkeiten zu treffen undregelmäßig Sachinformationen und Fachwissen auszutauschen(Vereinigung der Bayerischen Wirtschafte.V. & Bayerisches Staatsministerium für Arbeit undSozialordnung, Familie und Frauen, 2005).Auch die Eltern sollten baldmöglichst eingebundenwerden, denn auch für die Mädchen und Jungen, diebereits in der Einrichtung sind, und für deren Eltern wirdes Veränderungen geben. Befürchtungen der Eltern,wie z. B., dass die angehenden Schulkinder nicht mehrausreichend gefördert werden können, weil sich dieAufmerksamkeit der Erzieherinnen überwiegend aufdie Kleinsten richten wird, kann dann schon im Vorfeldfachlich und sachlich begegnet werden.Nicht zuletzt sind es die Kinder in der Einrichtung, dieerleben werden, dass sich ihr Kindergarten verändert.Sie müssen rechtzeitig informiert werden und ausreichendMöglichkeit bekommen, sich für ihre Interesseneinzusetzen, aber auch ihre Ideen für die jungen Neuankömmlingezu äußern und Mitverantwortungzu übernehmen.Denken

1. NEUE PERSÖNLICHE UND FACHLICHE ANFORDERUNGEN1213Reflexion: Betreuung von Kindern unterdrei Jahren in TageseinrichtungenGrundhaltungen reflektierenDie Erweiterung der Altersmischung stellt zum eineneine Teamaufgabe dar, zum anderen betreffen die Veränderungender Einrichtungskonzeption jedes einzelneTeammitglied. Da die Grundhaltungen jedes Teammitgliedsdas pädagogische Handeln entscheidend beeinflussen,sind im Rahmen der Teamentwicklung nebender fachlich fundierten Information bzw. Qualifikationdie persönliche Reflexion dieser Einstellungen sowieder Austausch im Team erforderlich. Wichtige Aspektehierbei können sein:_ die Grundhaltung und persönliche Vorerfahrungen hinsichtlichaußerfamiliärer Tages betreuung in den erstendrei Lebensjahren,_ das persönliche innere Bild vom Kind unter drei Jahrensowie die damit verbundene Auffassung vom kindlichenBeitrag zu seiner Entwicklung,_ die Klärung der eigenen Berufsidentität im Hinblickauf die Vereinbarkeit des bisherigen Bildungs- undErziehungsauftrags mit den neuen Aufgaben (z. B.mehr Pflege und emotionale Zuwendung in denersten Lebensjahren).Es geht dabei nicht um „Richtig“ oder „Falsch“, sonderndarum, herauszufinden, was die Neuorientierungunterstützt oder behindert, welche Fragen und fachlichenLücken sichtbar werden, sowie darum, welcheHilfen und welche Unterstützung benötigt werden. Esist nicht in jedem Fall zu erwarten, dass im Team vonAnfang an Übereinstimmung herrschen wird. Zwischenden älteren und den jüngeren Kolleginnen mag esUnterschiede geben, die durch die verschiedenenpersönlichen und beruflichen Biographien entstehen,sozusagen durch die Altersmischung im Team. Erzieherinnen,die eigene Kinder haben, empfinden vielleichtanders als die Kolleginnen, die (noch) nicht Mutter sind.Mit wachsendem Fachwissen und neu gewonnenenErfahrungen werden sich Haltungen und Einstellungenverändern, und der regelmäßige Austausch im Teamwird diesen Prozess widerspiegeln.Ein Ziel eines offenen Austausches ist auch, die Wünscheund Interessen jeder Kollegin kennen zu lernen, sodass es zu einer kompetenzorientierten Aufgabenteilunginnerhalb des Teams kommen kann und die Entscheidung,Kinder unter drei Jahren aufzunehmen, vomgesamten Team mitgetragen wird.Nachdenken über das „Bild vom Kind“Relativ neu ist die Sichtweise, bereits die ersten Lebensjahrenicht nur unter Betreuungsaspekten, sondernauch unter Bildungsaspekten zu sehen. Vertieftwird diese Auffassung im „Bayerischen Bildungs- undErziehungsplan für Kinder in Tageseinrichtungen bis zurEinschulung“ (Bayerisches Staatsministerium für Arbeit,Sozialordnung, Familie und Frauen & Staatsinstitut fürFrühpädagogik, 2007; kurz: „BayBEP“). Hierbei ist zubeachten, dass Kinder unter drei Jahren meistens (auchin dieser Handreichung) pauschal als eine Altersgruppebehandelt werden, obwohl die Entwicklungsunterschiedezwischen einem Säugling und einem Kind kurzvor seinem dritten Geburtstag groß sind. Das Gleichegilt für Kinder, die gerade ihren dritten Geburtstag gefeierthaben, und Kinder, die kurz vor dem Eintritt in dieSchule stehen.Die Säuglings- und Kleinkindforschung der letztenJahrzehnte hat deutlich gemacht, dass jedes Kind vonGeburt an mit Forschergeist, Wissensdurst und Kompetenzenausgestattet ist, die es ihm erlauben – in Interaktionmit erwachsenen Bezugspersonen – eigenaktivsich selbst und die Welt und die Menschen um sichherum zu erforschen und sich dabei Wissen anzueignen,das sein Weltbild tagtäglich komplexer werden lässt.Von Geburt an sind Kinder aktive Lerner in sozialenZusammenhängen. Somit ist die Tageseinrichtung vonheute ein wichtiger Bildungsort und das Gegenteil der„Bewahranstalt“, die lange das Bild der Kinderkrippe imvorigen Jahrhundert geprägt hat.Was bedeutet Bildung in den ersten drei Jahren?Kinder unter drei Jahren sind motivierte, anspruchs volleLerner. Sie sind wissbegierige Forscher, die ihre Welt mitallen Sinnen entdecken und sich – mit dem Rückhalt derBezugsperson – Schritt für Schritt ausprobieren möchten.Sie lernen unermüdlich durch Zuhören, Beobachtungund Imitation, sie lernen mit allen Sinnen und brauchenzwischendurch Ruhepausen, um die vielen Eindrückezu verarbeiten. Kinder in den ersten drei Lebensjahrenleben in einer intensiven Gefühlswelt, reagieren impulsivund unmittelbar und brauchen verlässliche Partner,die sie bei der Bewältigung ihrer Gefühle angemessenunterstützen (Gopnik, Meltzoff & Kuhl, 2003).Kinder sind von Geburt an aktive Mitgestalter ihrer Bildungund Entwicklung und erarbeiten sich durch Eigenaktivitätein Bild von der Welt, sich selbst und anderen(BayBEP, 2007). Pädagogische Fachkräfte können (früh)kindliche Bildungsprozesse dadurch fördern, indem sie

1. NEUE PERSÖNLICHE UND FACHLICHE ANFORDERUNGEN1011Den Veränderungsprozess gemeinsameinleitenDie Aufnahme <strong>unter</strong> Dreijähriger erfordert Änderungenbzw. Erweiterungen der bisher gültigen pädagogischenKonzeption und macht einige Umorganisationen in derTageseinrichtung und <strong>im</strong> Tagesablauf erforderlich. Zielder Überlegungen und Planungen muss es sein, eineEinrichtung zu schaffen, die allen <strong>Kinder</strong>n entwicklungsförderlicheErfahrungen auf der Grundlage verlässlicherBeziehungen und einer anregungsreich gestaltetenUmgebung gewährleistet. Dringend abzuraten ist vonder Auffassung, dass man die Gruppen mit einigen<strong>Kinder</strong>n, die schon 2 ½ sind, auffüllen könne und diesedann „mitlaufen“, bis sie <strong>drei</strong> Jahre alt sind. Ein solchesVorgehen mutet <strong>Kinder</strong>n, Eltern und nicht zuletzt dempädagogischen Fachpersonal Belastungen zu, die zueiner qualitativen Verschlechterung der pädagogischenArbeit, der Atmosphäre in den Einrichtungen auch fürdie älteren <strong>Kinder</strong> und zu einer steigenden beruflichenUnzufriedenheit mit den bekannten Folgen, wie z. B.steigenden Krankheitstagen führen wird.Es hat sich bewährt, das gesamte Team und Vertreterbzw. Vertreterinnen des Trägers von Beginn an in denEntscheidungs- und Planungsprozess einzubeziehen,klare Absprachen über Zuständigkeiten zu treffen undregelmäßig Sachinformationen und Fachwissen auszutauschen(Vereinigung der Bayerischen Wirtschafte.V. & Bayerisches Staatsministerium für Arbeit undSozialordnung, Familie und Frauen, 2005).Auch die Eltern sollten baldmöglichst eingebundenwerden, denn auch für die Mädchen und Jungen, diebereits in der Einrichtung sind, und für deren Eltern wirdes Veränderungen geben. Befürchtungen der Eltern,wie z. B., dass die angehenden Schulkinder nicht mehrausreichend gefördert werden können, weil sich dieAufmerksamkeit der Erzieherinnen überwiegend aufdie Kleinsten richten wird, kann dann schon <strong>im</strong> Vorfeldfachlich und sachlich begegnet werden.Nicht zuletzt sind es die <strong>Kinder</strong> in der Einrichtung, dieerleben werden, dass sich ihr <strong>Kinder</strong>garten verändert.Sie müssen rechtzeitig informiert werden und ausreichendMöglichkeit bekommen, sich für ihre Interesseneinzusetzen, aber auch ihre Ideen für die jungen Neuankömmlingezu äußern und Mitverantwortungzu übernehmen.Denken

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