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Kinder unter drei Jahren im Kindergarten (1'520 kb) - Bayern

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4. SO KANN DIE ALTERSGEMISCHTE EINRICHTUNG FUNKTIONIEREN6465Auseinandersetzungen mit anderen <strong>Kinder</strong>n sind einZeichen dafür, dass andere <strong>Kinder</strong> für die eigene Person<strong>im</strong>mer wichtiger werden. Bei jungen <strong>Kinder</strong>n kommtes in erster Linie zwischen den <strong>Kinder</strong>n zu Konflikten,die häufig zusammen sind, die also gerne miteinanderspielen, die sich mögen. Meistens finden <strong>Kinder</strong> rascheine Lösung für ihre Konflikte, weil sie ihr gemeinsamesSpiel fortsetzen möchten. Sie lernen schnell, dass einandauernder Konflikt, in den Erwachsene eingreifen,häufig das Ende der Spielhandlung bedeutet.Wenn <strong>Kinder</strong> sich gut kennen, sogar befreundet sind,können sie sich leichter verständigen und auf ihrengemeinsamen Erfahrungen aufbauen. Dies ist einegünstige Voraussetzung, Spiele weiter zu entwickeln.Freundschaften in Tageseinrichtungen sind ab dem Altervon fünf Monaten in allen Altersstufen dokumentiert. DieSpiele dauern länger, sind komplexer, verlaufen positiverund werden sprachlich reicher begleitet. Freundschaftenzwischen Ein- und Zweijährigen dauern überwiegend einbis zwei Jahre.<strong>Kinder</strong> brauchen ältere und jüngere <strong>Kinder</strong>Es spricht vieles dafür, dass altersferne Spielpartnerschaftensowohl für das ältere als auch für das jüngereKind in kognitiver wie in sozialer Hinsicht ein Gewinnsein können, wenn es dem älteren Kind gelingt, sich gutauf die Fähigkeiten und das Sprachniveau des jüngereneinzustellen (Riemann & Wüstenberg, 2004). In solchenSituationen übern<strong>im</strong>mt das ältere Kind als kompetentePerson die Führung, bietet Anleitung und Hilfestellungbei der gemeinsamen Tätigkeit. Das jüngere Kind eifertdem Vorbild des älteren Kindes nach und integriert dieneuen Erfahrungen in sein Wissen, Denken, Fühlenund Verhalten. Das funktioniert dann am besten, wenndas ältere Kind sich so auf den Entwicklungsstand desjüngeren einstellt, dass die nächsthöhere Stufe derEntwicklung des jüngeren Kindes angesprochen wirdund zudem kooperative Formen der Auseinandersetzunggefunden werden. Ältere <strong>Kinder</strong> (ebenso wie pädagogischeFachkräfte) tun das in der Regel, indem sie dieSprache vereinfachen, ihr Tun verlangsamen und auchdadurch an den Entwicklungsstand des jüngeren Kindesanknüpfen, indem sie das jüngere Kind auch nachahmen(Wüstenberg, 2008).Die Interaktionen in altersfernen Spielpartnerschaftenfinden für die älteren <strong>Kinder</strong> zwar auf einem Niveaustatt, das niedriger angesiedelt ist als ihre eigenenFähigkeiten, es gibt aber keinen Beleg für die Annahme,dass dies für die <strong>Kinder</strong> von Nachteil sein könnte.Im Gegenteil: Sich der Situation partnerschaftlich inSprache, Zuwendung, Nachahmung, Denkfähigkeit undmotorischen Fähigkeiten anzupassen, bedeutet, dasjeweils andere Kind für sich zu gewinnen und sich aufeinem gemeinsamen Niveau zu treffen. Das stellt einekomplexe Leistung dar.Zudem üben und verfeinern die älteren <strong>Kinder</strong> ihre Fähigkeiten,wenn sie den jüngeren etwas zeigen, beibringenoder vorlesen. Darüber hinaus können sich solcheentspannten Situationen für die älteren <strong>Kinder</strong> positiv aufihr Selbstbewusstsein auswirken, die <strong>im</strong> Vergleich mitihren Peers nicht <strong>im</strong>mer zu den Schnellsten, Stärkstenoder „Besten“ gehören. Beobachtungen haben auch bestätigt,dass in Gruppen mit erweiterter Altersmischungisolierte <strong>Kinder</strong> über die für sie einfacheren Kontakte mitjüngeren <strong>Kinder</strong>n in die Gruppe hineinfinden (Griebel,Niesel, Reidelhuber & Minsel, 2004).Mädchen und Jungen brauchen Mädchenund JungenIn der erweiterten Altersmischung haben alle <strong>Kinder</strong> dieMöglichkeiten zu sehr variationsreichen Erfahrungen. Inder Untersuchung von Riemann und Wüstenberg (2004),die die Öffnung von <strong>Kinder</strong>gartengruppen für <strong>Kinder</strong> abeinem Jahr wissenschaftlich begleitet haben, wurdedokumentiert: Altersferne Spielkonstellationen (18–60Monate) bestanden auffallend häufig aus <strong>drei</strong> <strong>Kinder</strong>n,die sich arrangierten. In Spielpartnerschaften der FünfundSechsjährigen mit Ein- und Zweijährigen warensowohl Mädchen als auch Jungen engagiert.In Gruppen mit erweiterter Altersmischung verändernsich die Kontaktpräferenzen verglichen mit altershomogenenGruppen oder mit Gruppen mit geringer Altersmischung.Die Vorlieben von Mädchen und Jungenfür Spielpartnerinnen und Spielpartner gleichen Altersund gleichen Geschlechts wird mit größerer Altersmischunghäufiger durchbrochen. Auch dies bedeutet eineErweiterung der Spielräume. Gerade auch ältere Jungenscheinen den Umgang mit den Kleinen zu genießen.Hier besteht kein Wettbewerb, Gefühle und Sanftheitkönnen gezeigt werden, ohne dass es als „unjungenhaft“abgewertet wird. Dennoch: Mädchen und Jungenbrauchen auch ihre gleichgeschlechtlichen Peers, umsich als Mädchen oder Junge in der Vertrautheit ihrerGruppe sicher und zugehörig zu fühlen und um sich gegenErwachsene, ältere und jüngere <strong>Kinder</strong> und gegendas jeweils andere Geschlecht abgrenzen zu können.Um die vielfältigen Chancen der erweiterten Altersmischungfür die <strong>Kinder</strong> nutzbar zu machen, reicht das bloßeVorhandensein der Alters<strong>unter</strong>schiede zwischen den<strong>Kinder</strong>n nicht aus, vielmehr müssen die Möglichkeitenvon den Fachkräften erkannt und <strong>unter</strong>stützt werdenoder anders ausgedrückt: Die erweiterte Altersmischungist kein Selbstläufer.

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