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Kinder unter drei Jahren im Kindergarten (1'520 kb) - Bayern

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3. DIE KONZEPTION ÜBERPRÜFEN UND NEU AUSRICHTEN6061Pädagogische Grundfragen zur Gestaltung desAußengeländesWelche Erfahrungen können den <strong>Kinder</strong>n <strong>unter</strong> denkon kreten räumlichen Bedingungen <strong>im</strong> Außengeländeermöglicht werden?Welche besonderen Möglichkeiten ergeben sich durchdie Schwerpunkte der Kita-Konzeption für die Gestaltungdes Außengeländes?Welche räumlichen und materiellen Rahmenbedingungensind notwendig, damit draußen ein selbst best<strong>im</strong>mtesSpiel entstehen kann und lebendig bleibt?Was können wir am Außengelände verändern, um allen<strong>Kinder</strong>n die Möglichkeit zu geben, die Außenwelt sinnlichzu erfahren und sich vielfältig und uneingeschränktzu bewegen?Welche Entwicklungsschritte des Kindes <strong>im</strong> Hinblickauf die Aneignung seiner Umwelt sollen <strong>unter</strong>stütztwerden?(vgl. Vereinigung Hamburger <strong>Kinder</strong>tagesstätten gGmbH, 2005, S. 48)Qualitätsgewinn – auch für die älteren <strong>Kinder</strong>Die Beobachtung <strong>unter</strong>schiedlicher, individuellerEntwicklungsverläufe einzelner <strong>Kinder</strong> ist den pädagogischenFachkräften aus der Altersmischung von <strong>drei</strong><strong>Jahren</strong> bis zum Schuleintritt vertraut. Die vorangegangenenAusführungen sollen verdeutlichen, dass diepädagogischen Grundhaltungen, Perspektiven und Zielefür alle Altersgruppen relevant sind. Die scheinbar soklare Grenze zwischen „<strong>unter</strong> <strong>drei</strong>“ und „über <strong>drei</strong>“ wirdsomit fließend, und die hohe Aufmerksamkeit, die dieAnwesenheit jüngerer <strong>Kinder</strong> in der Gruppe erfordert,kann allen Altersgruppen zugute kommen. Der neuekritische Blick „Was müssen wir für die <strong>Kinder</strong> <strong>unter</strong> <strong>drei</strong><strong>Jahren</strong> ändern und was kann so bleiben, wie es ist?“stellt vieles, was seit <strong>Jahren</strong> gut läuft, auf den Prüfstand.Was bedeutet das, was und wie wir es tun für dieJüngsten? Und wenn wir Änderungen für die Jüngstenvornehmen, was bedeuten sie für die älteren <strong>Kinder</strong>?Was ist eigentlich mit den <strong>Kinder</strong>n „in der Mitte“?Selbstverständlich gibt es entwicklungsabhängige Bedürfnisse,die speziell für <strong>Kinder</strong> in den ersten <strong>drei</strong> Lebensjahrengelten (z. B. Nahrung, Pflege, Ruhe, etc.). GenaueAltersgrenzen haben sich aber als nicht sinnvoll erwiesen.Vielmehr soll die Erzieherin aufgrund ihrer Beobachtungendie individuellen Bedürfnisse jedes Kindes erkennen undihr pädagogisches Handeln danach ausrichten.Ein Beispiel aus der Praxis, berichtet von einer Erzieherin,die eine Einrichtung für <strong>Kinder</strong> ab dem erstenLebensjahr bis zum Schuleintritt leitet:„Neulich kam ich dazu, wie die fünfjährige Carmen undder <strong>drei</strong>jährige Fritz den Essenstisch deckten. Sie gingenzunächst zu dem Speiseplan <strong>im</strong> Eingangsbereich desHauses und betrachteten die Fotos von den angekündigtenSpeisen. Dann berieten sie, welches Besteck für dieSpeisen gebraucht würde. Anschließend diskutiertensie, ob flache oder tiefe Teller benötigt würden, undstellten fest, dass auch noch Salatteller geholt werdenmüssten. Alle Gegenstände wurden auf einem Abstelltischzurechtgelegt. Als Letztes suchten sie noch daserforderliche Vorlegebesteck zusammen und stelltenKerzen und Servietten auf den Tisch. Jetzt musste nochdie Tischordnung festgelegt werden, und das war garnicht so einfach. Carmen wollte Nina füttern. Deshalbmuss sie neben einem Tripp-Trapp sitzen. Nina sollte zusätzlicheinen kleinen Plastiklöffel bekommen, denn sieversucht bereits, selbst zu essen. Gudrun, eine Erzieherin,musste zwischen zwei Tripp-Trapps gesetzt werden,denn sie ist die Bezugsperson der Zwillinge Lisa undMona und muss beide füttern. Florian und Angelo essennoch nicht lange selbstständig. Sie bekommen einenPlastiklöffel. Petra isst mit einer Kuchengabel, weil dienormalen Gabeln für sie noch zu groß sind. Sylvia, eineandere Erzieherin, muss so sitzen, dass sie von derKuschelecke aus gesehen werden kann, denn dort liegtManuel, fünf Monate, der bereits gegessen hat, weil erschon vorher Hunger hatte.Ich kenne diese Arbeit ja nun schon seit 22 <strong>Jahren</strong>, aberich staune <strong>im</strong>mer wieder, wie <strong>Kinder</strong> eine solch komplexeAufgabe mit Konzentration und Ausdauer lösen.“(Textor, 1998, zitiert nach Griebel et al. 2004)Das sagt der Bayerische Bildungs- undErziehungsplanAlle Themen des Bayerischen Bildungs- undErziehungsplans gelten grundsätzlich auch fürdie <strong>Kinder</strong> <strong>unter</strong> <strong>drei</strong> <strong>Jahren</strong>. Vielfach wird explizit, z. B.anhand von pädagogischen Vorschlägen oder Beispielenaus der Praxis, auf die jüngste Altersgruppe Bezuggenommen. Manchmal bedarf es spezieller Übersetzungsleistungen,die mit zunehmendem Fachwissenund wachsender Erfahrung <strong>im</strong>mer leichter fallen werden.Die Themen, bei denen die Übersetzung schwierigerscheint, können als Anregung für die Notwendigkeiteiner tiefer gehenden Beschäftigung mit dem Thema,z. B. <strong>im</strong> Rahmen einer Fortbildung, genutzt werden.Auch für Gespräche mit Vertreterinnen oder Vertreternder Träger und für die Erziehungspartnerschaft mit denEltern stellt der Bayerische Bildungs- und Erziehungsplandie fachliche Grundlage dar.Für die Vorbereitung auf die Aufnahme von <strong>Kinder</strong>n <strong>unter</strong><strong>drei</strong> <strong>Jahren</strong> ist es besonders empfehlenswert, das Kapitel5 „Basiskompetenzen des Kindes“ (S. 54 ff) <strong>unter</strong>dem Blickwinkel der jüngsten Altersgruppe zu lesen.Die pädagogische Frage: „Wie übersetzen wir unserekonzeptionell definierten Schwerpunkte für <strong>Kinder</strong> <strong>unter</strong><strong>drei</strong> <strong>Jahren</strong> in die Praxis?“ wird dann leichter fallen.„Der wichtigste theoretische Zugang … ist die Selbstbest<strong>im</strong>mungstheorie.Diese geht davon aus, dass derMensch <strong>drei</strong> grundlegende psychologische Bedürfnissehat, nämlich das Bedürfnis nach sozialer Eingebundenheit,dasjenige nach Autonomieerleben und dasjenigenach Kompetenzerleben. Die soziale Eingebundenheitbedeutet, dass man sich anderen zugehörig, geliebt undrespektiert fühlt. Autonomie erlebt man, wenn man sichals Verursacher seiner Handlungen erlebt: man handeltnicht fremd- sondern selbstgesteuert. Kompetenzerlebt man, wenn man Aufgaben und Probleme auseigener Kraft bewältigt. Die Befriedigung dieser Grundbedürfnisseist entscheidend für das Wohlbefinden desMenschen und die Bereitschaft, sich in vollem Umfangseinen Aufgaben zuzuwenden.“ (S. 55)

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