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Kinder unter drei Jahren im Kindergarten (1'520 kb) - Bayern

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GRUSSWORTVORWORT45Mit großen Schritten werden in ganz <strong>Bayern</strong> die Plätze für die Betreuung von <strong>Kinder</strong>n <strong>unter</strong> <strong>drei</strong> <strong>Jahren</strong>ausgebaut.Zum 1. Januar 2008 wurde mit 44.415 Plätzen gegenüber dem Vorjahr ein Zuwachs von 11.628 Plätzenund eine Steigerung der Besuchsquote um 3,6 Prozentpunkte erreicht. Die Zahl der Plätze hat damitinnerhalb eines Jahres um rund 35 Prozent zugenommen.Die Dynamik be<strong>im</strong> Ausbau an Betreuungsplätzen setzt sich weiter ungebremst fort. Bis 2013 sollen60.000 neue Betreuungsplätze für <strong>Kinder</strong> <strong>unter</strong> <strong>drei</strong> <strong>Jahren</strong> entstehen. Nach unseren Schätzungen liegtdie Besuchsquote bei den <strong>unter</strong> Dreijährigen heute bereits bei über 14 Prozent. Die Besuchsquotebezeichnet hier das Verhältnis der Zahl der betreuten <strong>Kinder</strong> zur Gesamtzahl der <strong>Kinder</strong> in der Altersgruppe bis zu <strong>drei</strong> <strong>Jahren</strong>.Mit dem Bayerischen <strong>Kinder</strong>bildungs- und -betreuungsgesetz wurde die Basis für einen weiteren dynamischen, effizienten und bedarfsgerechtenAusbau der <strong>Kinder</strong>betreuung gelegt. Der Ausbau seit Inkrafttreten des Bayerischen <strong>Kinder</strong>bildungs- und -betreuungsgesetzes <strong>im</strong> Jahr2005 wird nicht mehr über staatliche Förderkonzepte gesteuert. Maßgeblich ist vielmehr die Bedarfsplanung der Kommunen ohne Beschränkungauf ein jährliches Kontingent. Jede Einrichtung, für die die Kommunen Bedarf festgestellt haben, wird, wenn die weiteren Betriebsvoraussetzungenvorliegen, vom Freistaat gefördert. Dadurch wird ein hohes Ausbautempo erreicht.Dreh- und Angelpunkt für den Ausbau von Betreuungsplätzen ist der Bedarf der Eltern. Unterschiedliche Besuchsquoten liegen auf der Hand –gerade <strong>im</strong> ländlich geprägten <strong>Bayern</strong>. In allen Regierungsbezirken <strong>Bayern</strong>s haben die Betreuungsplätze für <strong>Kinder</strong> <strong>unter</strong> <strong>drei</strong> <strong>Jahren</strong> um etwa <strong>drei</strong>bis fünf Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr zugenommen.Die Zukunft gehört den Häusern für <strong>Kinder</strong>, also den Einrichtungen, deren Angebot sich an <strong>Kinder</strong> verschiedener Altersgruppen richtet.Hier stellen wir einen Zuwachs der Plätze um 163 Prozent innerhalb nur eines Jahres fest. Diese Entwicklung ist erst durch das Bayerische<strong>Kinder</strong>bildungs- und -betreuungsgesetz ermöglicht worden.Die kindbezogene Förderung aller Betreuungsformen bietet den Einrichtungen sehr viel mehr Flexibilität, die Plätze vorzuhalten, die tatsächlichgebraucht werden. Gibt es heute in <strong>Bayern</strong> 240 Häuser für <strong>Kinder</strong> mit 19.524 Plätzen, waren dies 2007 erst 83 Einrichtungen mit knapp7.400 Plätzen. Häuser für <strong>Kinder</strong> bieten die Chance, die Entwicklung von <strong>Kinder</strong>n über einen längeren Lebensabschnitt in einer Einrichtung zufördern. Eltern haben den Vorteil, dass sie nur eine Anlaufstelle für ihre <strong>Kinder</strong> <strong>unter</strong>schiedlichen Alters haben.Doch der Ausbau von <strong>Kinder</strong>tageseinrichtungen für <strong>Kinder</strong> in den ersten Lebensjahren, welche nicht nur die Betreuung, sondern vor allemdie frühkindliche Bildung und Erziehung <strong>im</strong> Blick haben, erfordert angemessene Qualität sowie Rahmenbedingungen, welche den besonde renBedürfnissen und pädagogischen Anforderungen dieser Altersgruppe gerecht werden. Erforderlich sind bedürfnisgerechte pädagogischeKonzeptionen für das gesamte Altersspektrum, strukturelle Anpassungen hinsichtlich der personellen, zeitlichen und räumlichen Ressourcenund Maßnahmen zur Teamentwicklung.Welche Bildung brauchen <strong>Kinder</strong> in den ersten <strong>drei</strong> Lebensjahren und wie kannfrühkindliche Bildung gelingen? Frühkindliche Bildung gelingt dann, wenn <strong>Kinder</strong> vonAnfang an als aktive Lerner betrachtet werden, die pädagogische Fachkraft auf die individuelleEntwicklung des einzelnen Kindes eingeht, Spielen als wertvolle Aktivität desKindes verstanden wird und Lerngelegenheiten sinnvoll in den Alltag der <strong>Kinder</strong> und inihre Initiativen eingebunden werden.Am Anfang eines jeden Bildungsprozesses steht die emotionale Geborgenheit inder sicheren Bezugs person-Kind-Beziehung. Die Untersuchungsergebnisse aus derlängsschnittlichen Bindungsforschung und der Neurobiologie zeigen, wie wichtig es ist, von Geburt an dieGrundbedürfnisse nach Bindung, Kompetenzerleben und Autonomie adäquat zu befriedigen. Dies setztjedoch bei den Bezugs- und Erziehungspersonen das Wissen um die Bindungsentwicklung und die grundlegendenEntwicklungsprozesse sowie die Fähigkeit zum feinfühligen Umgang mit jedem Kind voraus.Pädagogische Fachkräfte müssen nicht nur den Bindungs- und Explorationsbedürfnissen der <strong>Kinder</strong>gerecht werden, sondern diese gleichzeitig in das Gruppengeschehen integrieren. In Einrichtungen mit erweiterterAltersmischung brauchen pädagogische Fachkräfte neben einem erweiterten Kompetenzspektrumauch die Bereitschaft und Fähigkeit, eine größere Heterogenität zu akzeptieren und die pädagogischeArbeit an sehr <strong>unter</strong>schiedlichen kindlichen Bedürfnissen auszurichten. Zu der in <strong>Kinder</strong>gärten üblichenHeterogenität, die durch die traditionelle Altersspanne, die Vielfalt der <strong>unter</strong>schiedlichen Kulturen undethnischen Herkünfte der <strong>Kinder</strong>gartenfamilien, durch Geschlecht und soziale Herkunft entsteht, kommtdie erweiterte Altersspanne hinzu. Dies setzt auf Seiten des pädagogischen Fachpersonals eine hervorragendefachliche Ausbildung als auch „Herzensbildung“ voraus sowie Rahmenbedingungen, die eineso komplexe und anspruchsvolle Tätigkeit ermöglichen, wie etwa kleine, stabile Gruppen, Stabilität desPersonals und eine funktionierende Erziehungspartnerschaft zwischen Eltern und Fachkräften.Die vorliegende Han<strong>drei</strong>chung soll Trägern, Einrichtungsleitungen und pädagogischen Fachkräften sowieFachberaterinnen anregende Kriterien und Hinweise geben, welche bei der Neueinrichtung oder Umstrukturierungeiner qualitativ guten und bedarfsgerechten <strong>Kinder</strong>tageseinrichtung für <strong>Kinder</strong> in den ersten Lebensjahrenbis zum Schuleintritt berücksichtigt werden sollten. Sie soll dazu beitragen, die pädagogischeArbeit und das Leben in der Tageseinrichtung so zu gestalten, dass den Bedürfnissen der <strong>Kinder</strong> allerAltersgruppen Rechnung getragen wird und die Neuorientierung zu einem Qualitätszuwachs der Gesamteinrichtungführt – ein Prozess, dessen Gelingen auch für die Erwachsenen in der Einrichtung die Arbeitvielfältiger und interessanter macht, mit einer Erweiterung der beruflichen und persönlichen Kompetenzenverbunden ist und damit letztendlich zu einer größeren beruflichen Zufriedenheit führt.Die vorliegende Han<strong>drei</strong>chung bietet eine fachliche Basis und praktische Anregungen für die Entwicklung und Förderung von <strong>Kinder</strong>n inaltersgemischten Einrichtungen bis zum Schuleintritt und <strong>unter</strong>stützt die spannende Entwicklung vom <strong>Kinder</strong>garten zum Haus für <strong>Kinder</strong>.PD Dr. Fabienne Becker-StollDirektorin des Staatsinstituts für FrühpädagogikChristine HaderthauerStaatsministerinMarkus SackmannStaatssekretär

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