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Kinder unter drei Jahren im Kindergarten (1'520 kb) - Bayern

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3. DIE KONZEPTION ÜBERPRÜFEN UND NEU AUSRICHTEN5253Selbstwirksamkeit erleben fördert die LernlustSchon sehr junge <strong>Kinder</strong> zeigen ihren Willen, selbst zuhandeln und ohne Kontrolle durch andere eigenständigüber die Bewältigung von Aufgaben, die sie sich vorgenommenhaben, best<strong>im</strong>men zu können. Sich selbst alskompetent zu erleben, zu erfahren, dass ich meine sozialeund dingliche Umwelt beeinflussen kann, baut vonGeburt an die Motivation auf, mehr zu können und auchschwierigere Aufgaben zu meistern. Schon <strong>im</strong> zweitenund <strong>im</strong> dritten Lebensjahr zeigt sich der Glaube an dieeigene Leistungsfähigkeit, in dem der starke Anreiz zumweiteren Lernen, aber auch zur Übernahme von Verantwortungfür sich selbst und die Gruppe steckt. Dasregelmäßige positive Erleben bei der Aufgabenbewältigung– also be<strong>im</strong> Lernen – wird so in das Selbstkonzeptintegriert (Niesel, 2008).Lernvorgänge sind <strong>im</strong>mer von Gefühlen begleitet. Mitdem Gelernten werden auch die dabei erlebten Gefühlemit gelernt und später wieder aktiviert. <strong>Kinder</strong>, dieschnell entmutigt sind, haben bereits gelernt, an deneigenen Fähigkeiten zu zweifeln. Bei schneller Entmutigungund Frustration tun regelmäßige Ermutigungenzum eigenständigen Handeln gut. Eine gute, vertrauensvolleBeziehung zwischen Kind und erwachsener Personist dafür Voraussetzung. Die Anforderungen sollen fürdas Kind interessant sein, mit mittlerer Anstrengung zuschaffen sein und so gestaltet werden, dass das KindEntscheidungsmöglichkeiten (Autonomieerfahrung) hat.In der Fachliteratur ist auch von „Lerndispositionen“(Leu et al., 2007) die Rede. Damit ist eine Neigung odergewohnheitsmäßige Bereitschaft gemeint, sich je nachSituation auf die Lernmöglichkeiten einzulassen, die inihr stecken. Das bezieht sich nicht (nur) auf das schulischeoder akademische Lernen, sondern meint dieNeugier und Lust an Exploration, an Entdeckungen, anAnstrengung um einer Sache willen in jedem Alter.Konsequenzen für die PraxisDie Raumgestaltung und die Ausstattungmit neuen Augen sehenZweijährige <strong>Kinder</strong> sind ca. 90 cm groß, die Augenhöheliegt etwa zehn Zent<strong>im</strong>eter dar<strong>unter</strong>. Die Spannweite derArme ist geringer als bei älteren <strong>Kinder</strong>n, die Füße sindhäufig noch nicht völlig trittsicher, die Feinmotorik derHände ist deutlich weniger ausdifferenziert als bei Vorschulkindern.Je jünger <strong>Kinder</strong> sind, desto empfindlichersind die Haut und das Gehör.Die <strong>Kinder</strong>tageseinrichtung ist nach der Familie der wichtigsteLebensraum eines Kindes. Wird das Wort geteiltin „Leben“ und „Raum“, zeigen sich die beiden Grundprinzipien,die für alle <strong>Kinder</strong> zusammenpassen müssen.Aber auch die Perspektive der Erwachsenen, für die dieseRäume Arbeitsplätze sind, ist zu berücksichtigen. Siemüssen so funktional sein, dass sie die pädagogischenund pflegerischen Handlungen <strong>unter</strong>stützen (Tietze &Viernickel, 2002).Um zu erreichen, dass die Räume allen Lebensbedürfnissengerecht werden, müssen sie einerseitsbest<strong>im</strong>mten Funktionen Rechnung tragen, andererseitsaber Flexibilität (z. B. durch bewegliche Elemente)ermöglichen, um z. B. an die mit dem Alter verändertenInteressen angepasst werden zu können. Sie solltenübersichtlich sein, aber doch Vielfalt ermöglichen. Siebieten geschützte Bereiche (Nischen) für die Jüngsten,für ihre Einzelaktivitäten und Spiele zu zweit oder dritt,schirmen die anspruchsvollen Tätigkeiten der älteren<strong>Kinder</strong> von Störungen ab und geben doch auch Raum füralle, für die gesamte Gruppe. Die ästhetische Gestaltungist wichtig für eine Atmosphäre, in der sich <strong>Kinder</strong> undErwachsene wohlfühlen. Sie soll Geborgenheit bietenund die Spiel- und Explorationslust fördern.Eine gute Raumgestaltung ist keine fertige. Sie ermutigt<strong>Kinder</strong>, die Räume zu ihren Räumen zu machen, durchihre Art der Nutzung und durch ihre Mit- bzw. Umgestaltung.Auch so erleben <strong>Kinder</strong> Selbstwirksamkeitund Zugehörigkeit, aber auch Kreativität, geistige undkörperliche Geschicklichkeit.Ruhebereiche sind unerlässlichRuhebereiche müssen für <strong>Kinder</strong> in den ersten Lebensjahrenjederzeit zur Verfügung stehen. Die Kleinenmüssen die Möglichkeit haben, sich dem Lärmpegelund der Unruhe des Gruppengeschehens zu entziehenund sich zu beruhigen. Aber auch die <strong>Kinder</strong>, die schon<strong>drei</strong> Jahre oder älter sind, brauchen <strong>im</strong> Tagesverlaufdie Möglichkeit, sich zurückzuziehen, sich auszuruhenund zu entspannen. Das Bedürfnis nach Aktivität oderRuhe ist individuell sehr <strong>unter</strong>schiedlich ausgeprägt,hängt auch von der jeweiligen Tagesform ab und davon,wie anstrengend einzelne Situationen oder Aktivitätenerlebt werden. Erzieherinnen nehmen die Signale fürErmüdung z. B. durch Reizüberflutung wahr und helfen<strong>Kinder</strong>n zur Ruhe zu kommen und sich zu erholen – auchdurch besondere Zuwendung und Körperkontakt.<strong>Kinder</strong> <strong>unter</strong> <strong>drei</strong> <strong>Jahren</strong> brauchen einen geschütztenSchlafplatz. Durch den andauernden Austausch mit denEltern weiß die Erzieherin um die Ruhe- und Schlafgewohnheitenjedes Kindes und nutzt die vertrautenRituale und Utensilien, wie Schmusetuch oder Schnuller.Sie <strong>unter</strong>stützt den Wechsel von der aktiven Phase zurRuhezeit und ebenso, wenn das Kind z. B. nach demMittagschlaf wieder in das Gruppengeschehen zurückfindet.Opt<strong>im</strong>alerweise ist dies jene Erzieherin, diedem Kind am meisten vertraut ist und es während derEinschlaf- und Aufwachphase begleitet.

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