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Kinder unter drei Jahren im Kindergarten (1'520 kb) - Bayern

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3. DIE KONZEPTION ÜBERPRÜFEN UND NEU AUSRICHTEN5051Klarheit und Flexibilität in der TagesstrukturRituale <strong>unter</strong>stützen BildungsprozesseFür Kleinkinder, die noch keinen Zeitbegriff haben,bietet eine klare Struktur, begleitet von ritualisiertenHandlungen, die wie Markierungspunkte wirken, einewichtige Unterstützung be<strong>im</strong> Verkraften eines ereignisreichenTages.Mit dem Hin- und Herwechseln ist <strong>im</strong>mer auch eine Verabschiedungauf Zeit von den Menschen <strong>im</strong> jeweils anderenLebensbereich verbunden. Die Abgeschlossenheitder Eltern-Kind-Beziehung wird für einen Teil des Tagesaufgegeben – auch von den Eltern. Wenn das Kind sichaus der Tageseinrichtung nach Hause verabschiedet,lässt es auch dort einiges bis zum nächsten Tag zurück:die <strong>im</strong>mer vertrauter werdende Umgebung, die <strong>Kinder</strong>,zu denen sich freundschaftliche Spielbeziehungen entwickeln,und nicht zuletzt die als Bezugsperson wichtiggewordene Erzieherin. Kein Wunder, dass <strong>Kinder</strong>, auchwenn es be<strong>im</strong> Abschied am Morgen Tränen gibt, be<strong>im</strong>Abholen ihre Zeit brauchen, „fertig zu spielen“, sichdarauf einzustellen, Abschied zu nehmen, um zu Hausewieder anzukommen. Kleine Rituale wirken dabei wieÜberbrückungshilfen.Ankommen, die gemeinsamen Mahlzeiten, wickelnoder schlafen, abgeholt werden – all diese Abschnitte<strong>im</strong> Tagesverlauf sind mit kleinen Ritualen verbunden,die ganz selbstverständlich vollzogen werden. Ein sehrstrikter Zeitrahmen würde an den Bedürfnissen der<strong>Kinder</strong> vorbeigehen, ihre Aktivitäten beschneiden oderihre Fähigkeiten zum Aufschub des Bedürfnisses nachNahrung oder Ruhe überfordern. Nötig ist eine strukturierteGestaltung der täglichen Ereignisse, die zwarflexibel, aber dennoch deutlich markiert ist. Sie hilft <strong>Kinder</strong>n,Zeitrhythmen auf ihr eigenes Leben zu beziehenund allmählich einen Zeitbegriff zu entwickeln und denUmgang mit Zeit zu erlernen.Was regelmäßig <strong>im</strong>mer wieder aufs Neue getan wird,wird bald zur Selbstverständlichkeit, es bedarf <strong>im</strong>alltäglichen Handeln keiner weiteren Erklärungen. So<strong>unter</strong>stützt die Erzieherin Mädchen und Jungen dabei,Erwartungen auszubilden und, wenn diese zuverlässigerfüllt werden, Vertrauen zu entwickeln. Ein erheblicherTeil der Bildung vollzieht sich von frühester Kindheit anin Ritualen.In vielen Einrichtungen wird z. B. <strong>im</strong> Morgenkreis gesungenund ein Instrument dazu gespielt. Auch die Kleinstensind auf dem Schoß der Erzieherin aufmerksam dabei.Der Reiz liegt hier in der Wiederholung des Bekannten,aber auch in der Variation durch neue Lieder, Re<strong>im</strong>e,Texte. So erlangen <strong>Kinder</strong> nicht nur einen umfangreichenSchatz an Melodien und Texten, sondern darüber hinausdurch die koordinierten Bewegungen mit Händen, Armen,Beinen und dem ganzen Körper ein umfangreichesBewegungswissen. Bei aller Stabilität – die Ritualewerden jeden Tag ein wenig anders verlaufen. Die Weltist stabil und doch <strong>im</strong>mer wieder anders.Alleine spielen können ist wichtig für das Spielenmit anderenDas Einzelspiel existiert in allen Altersstufen, ist bei <strong>Kinder</strong>n<strong>im</strong> zweiten und dritten Lebensjahr jedoch besondersausgeprägt zu beobachten. Das Charakteristischeist die hohe Konzentration, die große Engagiertheit, mitder <strong>Kinder</strong> bei der Sache sind. Mädchen und Jungenlernen so die vielfältigen Eigenschaften von Materialienkennen und erweitern ihr Können und Wissen. Engagiertheitist in hohem Maße abhängig von der räumlichenGestaltung sowie der altersgerechten materiellenAusstattung und ganz entscheidend vom Wohlbefindender <strong>Kinder</strong> selbst. Meistens sind die <strong>Kinder</strong>, die hochengagiert spielen, auch in der Lage, soziale Problemeleichter zu lösen. Auch gehören sie in der Regel zu denbeliebtesten <strong>Kinder</strong>n (vgl. Kapitel „So kann die altersgemischteEinrichtung funktionieren“ ab S. 64).Mit Lust und Freude ganz bei der Sache seinWann sind <strong>Kinder</strong> ganz bei der Sache, also wann sindsie besonders engagiert? Und: Wie reagieren sie aufbest<strong>im</strong>mte Angebote, welche Interessen haben sie?Engagierte <strong>Kinder</strong> lassen sich nicht leicht ablenken,sie zeigen Ausdauer und Konzentration, Kreativitätund Explorationslust. Sie gehen an die Grenzen ihrerMöglichkeiten, sie nehmen Herausforderungen an undmachen – so die zentrale Annahme – dabei wesentlicheEntwicklungsschritte. Zu beobachten sind auch Freudeund Befriedigung. Wenn <strong>Kinder</strong> sich engagieren, sind sievon der Sache begeistert und mobilisieren viel Energie.Ein wesentlicher Bestandteil des Konzeptes derEngagiertheit ist das Prinzip der individuell angemessenenHerausforderung: Eine Aufgabe darf weder zuschwierig sein, damit es nicht zu einer Überforderungkommt, die letztendlich zu Hilflosigkeit führt, noch darfsie zu leicht sein, damit nicht Unterforderung und Langeweileentstehen.Im Fokus steht dabei nicht, was ein Kind schon kann,sondern, wie es sich auf Aktivitäten einlässt, wie es seinenInteressen nachgeht, wie es aktuelle Lernchancenseiner Umgebung nutzt. Beobachtung und Dokumentationliefern konkrete Anhaltspunkte für eine Reflexionder Angebote für die <strong>Kinder</strong> und für die Planung despädagogischen Vorgehens.Das Konzept ist nicht einseitig kognitiv ausgerichtet, esbetont vielmehr, dass Lust und Freude an der Bewältigungder Herausforderung dazugehören. Engagiertheitbedeutet, dass ein Kind sich mit einer Sache in ersterLinie um ihrer selbst willen beschäftigt und nicht umLob oder Anerkennung von anderen zu bekommen(Mayr & Ulich, 2003).

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