13.07.2015 Aufrufe

Kinder unter drei Jahren im Kindergarten (1'520 kb) - Bayern

Kinder unter drei Jahren im Kindergarten (1'520 kb) - Bayern

Kinder unter drei Jahren im Kindergarten (1'520 kb) - Bayern

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

3. DIE KONZEPTION ÜBERPRÜFEN UND NEU AUSRICHTEN4041Bei der Gestaltung der Erzieherin-Kind-Beziehungenist zu berücksichtigen, dass <strong>Kinder</strong> bis etwa zum18. Lebensmonat eher dyadische, d. h. familienähnlicheInteraktionen brauchen, um Beziehungssicherheitzu erfahren, während <strong>Kinder</strong> in den Spätphasen derKleinkindzeit (19. bis 36. Lebensmonat) zunehmend vongruppenorientierten Interaktionen innerhalb einer stabilenGruppe profitieren (Ahnert, 2005). Darüber hinauskonnte gezeigt werden, dass Beziehungen zwischenMädchen und Erzieherinnen leichter gelingen und ausgeprägtersind als zwischen Jungen und Erzieherinnen(Ahnert, Pinquart & Lamb, 2006).Konsequenzen für die PraxisDie so genannte „Eingewöhnung“ ist dieSchlüsselsituation für den Aufbau einer qualitativguten Beziehung zwischen Erzieherin undjedem einzelnen Kind. Die Basis für eine vertrauensvolleErziehungspartnerschaft zwischen Erzieherinnen undEltern wird ebenfalls in dieser Zeit gelegt.Zu bedenken ist, dass in altersgemischten Gruppen dieBeziehungen vier oder gar fünf Jahre bestehen bleiben.Es lohnt sich auch für das Fachpersonal, zu Beginn Zeitund Energie in den Beziehungsaufbau zu investieren,um dann langfristig mit emotional ausgeglichenen, lernfreudigen<strong>Kinder</strong>n und zufriedenen, für die Anliegen derEinrichtung engagierten Eltern zusammenzuarbeiten.Entscheidend für einen erfolgreichen Übergang von derFamilie in eine Einrichtung ist die feinfühlige Gestaltungder Eingewöhnungsphase. Häufig werden Formulierungengebraucht wie ‚das Kind wird eingewöhnt’. Jungenund Mädchen sind jedoch keine passiven Objekte,sondern sie müssen aktiv die vielfältigen Anforderungenbewältigen, die mit diesem Übergang von der Familiein die Kita verbunden sind (Griebel & Niesel, 2004). Umdiese Entwicklungsaufgabe erfolgreich zu bewältigen,brauchen Eltern und ihre <strong>Kinder</strong> in den ersten Wocheneine intensive und einfühlsame pädagogische Begleitungdurch eine kompetente und verlässliche Erzieherin.Der Verlauf der Eingewöhnung entscheidet darüber, obsich das Kind in der Einrichtung wohlfühlen und positivweiterentwickeln kann und die Erziehungspartnerschaftmit den Eltern einen guten Anfang n<strong>im</strong>mt. Das Kind hatwährend der Eingewöhnungsphase komplexe Aufgabenzu meistern:_ Es muss seine Verlustängste bewältigen, die mitder Trennung von der pr<strong>im</strong>ären Bezugspersonverbunden sind._ Es muss lernen, sich in Stresssituationen bei einerneuen Bezugsperson, d. h. der Bezugserzieherin,emotionalen Rückhalt zu suchen._ Es muss mit der neuen sozialen Situation umgehen;auch wenn die Konfrontation mit vielen <strong>Kinder</strong>n vielleicht<strong>im</strong> ersten Moment als beängstigend empfundenwird, kann der Kontakt zu den anderen <strong>Kinder</strong>n denÜbergang erleichtern._ Es muss sich eine neue Umgebung erschließen, dievöllig anders und vielfältiger gestaltet ist als die familiäreUmgebung._ Es muss sich durch den Wechsel während des Tageszwe<strong>im</strong>al an seine beiden <strong>unter</strong>schiedlichen Entwicklungsumgebungenmit jeweils anderen Bezugspersonenanpassen.Wie kann der Übergang von der Familie in dieKita gelingen?In den 1980er-<strong>Jahren</strong> wurde <strong>im</strong> Rahmen eines Forschungsprojektszu frühen Bindungsbeziehungen dasinzwischen vielfach bewährte INFANS-Eingewöhnungsmodellentwickelt (Laewen, Andres & Hédervári, 2000a;2000b). Ziel der elternbegleiteten, bezugspersonenorientiertenund abschiedsbetonten Eingewöhnung istes, dem Kind einfühlsam und nach seinen Bedürfnissenzu vermitteln, dass es die Einrichtung als neuen Lebensraumund eine neue verlässliche Bezugspersongewinnen kann, ohne dass ihm der Rückhalt in derFamilie verloren geht (Haug-Schnabel & Bensel, 2006).Vergleichende Studien (Laewen, Andres & Hédervári,2000a; Beller, 2002) konnten zeigen, dass <strong>Kinder</strong>, derenÜbergang in die Einrichtung wenig feinfühlig und eherabrupt gestaltet wurde, <strong>im</strong> Vergleich zu <strong>Kinder</strong>n, dieallmählich und nach ihren individuellen Bindungsbedürfnisseneingewöhnt wurden,_ häufiger wegen Krankheit fehlten,_ nach sieben Monaten Krippenbesuch Entwicklungsverzögerungenzeigten,_ nach sechs Monaten Unsicherheiten in der Mutter-Kind-Bindung aufwiesen,Der Übergang von der Familie in die Einrichtung ist füralle Beteiligten mit Veränderungsstress verbunden undkann daher nur <strong>im</strong> Zusammenwirken von Kind, Eltern,Fachkraft und <strong>Kinder</strong>gruppe gelingen (Beller, 2002).Während das Kind und die Eltern den Übergang aktiv bewältigenmüssen, moderiert und begleitet die Erzieherindiesen Prozess (Griebel & Niesel, 2004). In einigen Konzeptionenwird auch den anderen <strong>Kinder</strong>n in der Gruppeeine aktive Rolle bei der Eingewöhnung gegeben._ in der Anfangszeit weniger aktives Coping sowie mehrängstliches Verhalten und Stress äußerten.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!